Lina Nordquist
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Mein Herz ist eine Krähe (eBook, ePUB)
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Norrland um 1900: Unni, Armod und der kleine Roar mussten überhastet aus Norwegen fliehen. Inmitten der blauen Berge und dunkelgrünen Wälder Hälsinglands finden sie ein neues Zuhause. Doch die brutalen Launen der Natur und des Landbesitzers lassen die kleine Familie kaum Frieden finden. Mehr als 70 Jahre später plant Kåra die Beerdigung ihres Schwiegervaters Roar. Was ist damals wirklich passiert? Und welche Geheimnisse verbinden Kåra und Unni über die Jahrzehnte hinweg?
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Lina Nordquist, geboren 1977 in Norrala, ist Schriftstellerin, außerordentliche Professorin für Physiologie, Diabetesforscherin und Politikerin. Seit 2018 ist sie Mitglied des schwedischen Parlaments. Sie wuchs in Hälsingland auf und lebt derzeit mit ihrer Familie in Uppsala. Ihr Debütroman ¿Mein Herz ist eine Krähe¿ wurde als Buch des Jahres in Schweden ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Diogenes eBooks
- Seitenzahl: 464
- Erscheinungstermin: 27. September 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783257614015
- Artikelnr.: 68178923
»Lina Nordquists Roman - ihr Debüt - besticht durch ungebrochene Sprachkraft, Beobachtungslust, lakonische Nüchternheit und poetische Verdichtung.« Jutta Duhm-Heitzmann / WDR 5 WDR 5
Zum Inhalt:
Unni, Armond und der kleine Roar mussten um 1900 aus Norwegen nach Schweden fliehen. Sie finden zwar Zuflucht, aber die Natur und auch die Launen des Landbesitzers machen ihnen das Leben schwer. Als Kara 70 Jahre später mit der Beerdigung ihres Schwiegervaters beschäftigt ist …
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Zum Inhalt:
Unni, Armond und der kleine Roar mussten um 1900 aus Norwegen nach Schweden fliehen. Sie finden zwar Zuflucht, aber die Natur und auch die Launen des Landbesitzers machen ihnen das Leben schwer. Als Kara 70 Jahre später mit der Beerdigung ihres Schwiegervaters beschäftigt ist und möchte wissen, was damals wirklich geschehen ist.
Meine Meinung:
Das sit so ein Buch, dass noch eine Weile nachwirkt. Auch wenn man natürlich dieses wirklich schwere Leben, dass gerade auch die Frauen hatte, nur ansatzweise nachvollziehen kann, hat man eine gewisse Vorstellung, wie schwer die Zeit und das Leben gewesen sein muss. Es ist eine Familiengeschichte, auch ein historischer Roman, der ein Bild einer wirklich schweren Zeit zeichnet. Man leidet mit den Protagonisten mit. Der Schreibstil ist etwas anstrengend, aber auch sehr eindringlich.
Fazit:
Berührt
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Gebundenes Buch
Hütet der Wald alle Geheimnisse?
Mit dem deutschen Titel: „Mein Herz ist eine Krähe“ konnte ich wenig anfangen, mit dem Inhalt allerdings umso mehr. Auch wenn er schwer – bis extrem schwer – verdaulich ist. Vieles begreift man erst zum Schluss, warum die …
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Hütet der Wald alle Geheimnisse?
Mit dem deutschen Titel: „Mein Herz ist eine Krähe“ konnte ich wenig anfangen, mit dem Inhalt allerdings umso mehr. Auch wenn er schwer – bis extrem schwer – verdaulich ist. Vieles begreift man erst zum Schluss, warum die Protagonisten so agieren, wie sie agieren.
Der schwedische Titel, übersetzt: „Wohin du gehst, folge ich“ trifft es bedeutend besser. Auch wenn hin und wieder mal eine Krähe im Roman vorkommt.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, also etwa um 1900 und später etwa um 1973 oder ab da. Im Wesentlichen spielt sich alles in einer einsamen Kate namens „Frieden“ im schwedischen Wald ab. Und in der Umgebung der Kate. Dennoch ist hier eine ganze Welt dieses Romans zu finden und die familiäre Verbundenheit der insgesamt neun Personen, die hier die Hauptrolle spielen.
Das sind um 1900 Unni, Armod, ihr Geliebter, und Unnis kleiner Sohn Roar. Dazu kommen später noch zwei gemeinsame Kinder: Tone Amalie und Brita Elise.
Ab 1973 ist dann aus der ersten Zeitebene nur noch Roar vertreten, dazu Bricken, seine Frau, der gemeinsame Sohn Dag und Kara, Dags Frau. Später kommt noch der kleine Bo dazu. Und die Kate wurde natürlich um einen ersten Stock ergänzt. Oben wohnen Dag, Kara und Bo.
Der Roman ist unglaublich gut geschrieben, das Glück und Leid der Familie erlebt der Leser wirklich hautnah mit und es geht auch tief unter die Haut. Der große Boss wartet also nie, bis alle sich vom Unglück erholt haben, sondern es kommt stellenweise so knüppeldicke, dass man am liebsten mit heulen möchte. Oder mal Luft schnappen und etwas Positiveres zwischendurch lesen. Also: Minuslektüre vom Feinsten.
Dazu ein wunderbares Cover, hochwertiges Papier, Ganzleinen, wie man es heutzutage nur noch ganz selten – oder eben bei Diogenes – findet. Zum aller feinsten Lesegefühl fehlt also nur noch das Lesebändchen.
Fazit: Wirklich selten Minuslektüre gelesen, die derart gut geschrieben ist. Hier möchte man ja schon als Leser einen Mord begehen. Und mehr als fünf Sterne gibt es ja nicht.
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Gebundenes Buch
"Mein Herz ist eine Krähe" von Lina Nordquist besteht aus zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen, die sich kapitelweise abwechseln.
Im ersten erzählt Unni aus der Ich-Perspektive in Gedanken ihrem Sohn Roar ihre Geschichte. Sie beginnt 1898 mit ihrer Flucht …
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"Mein Herz ist eine Krähe" von Lina Nordquist besteht aus zwei Handlungssträngen in verschiedenen Zeitebenen, die sich kapitelweise abwechseln.
Im ersten erzählt Unni aus der Ich-Perspektive in Gedanken ihrem Sohn Roar ihre Geschichte. Sie beginnt 1898 mit ihrer Flucht aus Norwegen nach Schweden, zusammen mit dem einjährigen Roar und ihrem Geliebten Armod, enthält Rückblenden auf Unnis Vorgeschichte und beschreibt das Leben, das die kleine Familie sich mühsam und entbehrungsreich in Schweden in einer verlassenen Bauernkate aufgebaut hat.
Der zweite Handlungsstrang spielt kurz nach Roars Tod im Jahr 1973 (was sich aus der beiläufig erwähnten Geiselnahme in Norrmalmstorg entnehmen lässt). Ich-Erzählerin ist hier Kara, die Schwiegertochter Roars, eine depressive, angstkranke und unglückliche Frau, die zusammen mit Roars Frau Bricken in der alten Bauernkate lebt. Nach und nach erfährt man mehr über Karas Leben und Gedanken, die vergangenen Jahre seit ihrer Hochzeit mit Roars Sohn Dag und über ihre dunklen Geheimnisse.
Die Figur von Roar ist das Bindeglied beider Stränge, und neben Unni und Kara die Hauptfigur des Romans.
Unni und Kara sind grundverschieden, was sich auch in unterschiedlichen Erzählstilen widerspiegelt. Unnis Schilderungen sind kraftvoll, bildhaft, voller Liebe, während Karas Part düster, voller Unzufriedenheit und Bitterkeit ist. Ich muss sagen, dass ich mich immer sehr auf die Unni-Kapitel gefreut habe, die packend und einfühlsam erzählt sind. Unnis Geschichte hat mich sehr berührt, ihr Glück im Kleinen, die Schicksalsschläge, die sie trafen, das harte Leben in Armut und die Grausamkeiten, die sie ertragen musste, und die zeigen, wie wenig ein Frauenleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte.
Karas Passagen empfand ich hingegen als recht langatmig. Hier hätte sich die Autorin für meinen Geschmack deutlich kürzer fassen dürfen. Ich hatte den Eindruck, dass diese Kapitel künstlich in die Länge gezogen wurden, um beiden Erzählungen einen gleichen Anteil zu geben. Hierdurch wiederholt sich in den Kara-Kapiteln vieles, seitenweise werden Dinge angedeutet, die man als Leser*in längst durchschaut hat. Erschwerend kommt hinzu, dass mir Kara von Anfang an sehr unsympathisch war und ich ihr Lamentieren und ihr Selbstmitleid nur schwer ertragen konnte.
Lina Nordquists Sprache ist sehr bildhaft, teilweise poetisch, voller detaillierter Beschreibungen und Vergleiche, und insbesondere in Unnis Kapiteln hoch emotional. Das ist meistens sehr schön zu lesen, wirkt an manchen Stellen aber doch etwas dick aufgetragen. Das ist aber sicherlich Geschmackssache, ich bevorzuge eher eine klar-nüchterne Sprache.
Fazit: Ein lesenswerter Generationen-Roman, insbesondere für Liebhaber poetischer Sprache, mit einem fesselnden ersten und einem etwas langatmigen zweiten Erzählstrang.
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Gebundenes Buch
Dieses Buch mit knapp 450 Seiten ist ein tiefer Blick in das historische naturnahe Leben im Norden von Schweden. Es ist ein Roman, der alle begeistert, die gerne das Raue der Natur erlesen und sich ein Leben im Einklang der Jahreszeit und der Abhängigkeit von den Erträgen der Ernten …
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Dieses Buch mit knapp 450 Seiten ist ein tiefer Blick in das historische naturnahe Leben im Norden von Schweden. Es ist ein Roman, der alle begeistert, die gerne das Raue der Natur erlesen und sich ein Leben im Einklang der Jahreszeit und der Abhängigkeit von den Erträgen der Ernten vorstellen möchten.
Aber nicht nur das karge Leben der Bauersleute, die Armut und der Hunger spielen hier eine Rolle. Auch die Liebe in zweierlei Hinsicht ist hier der Mittelpunkt. Zwei Frauen lernen wir näher kennen, die eine auf der Flucht aus Trondheim – 1897 – Unni mir ihrem Sohn Roar. Sie kommen nach Hälsinglands und beginnen von neuem. Die andere 80 Jahre danach Kara, ihr Schwiegervater: Roar. Die beiden Frauen haben sich zwar nie im Leben getroffen, aber verbindet sie so viel über die gemeinsame Familiengeschichte und leidvolle Schicksalsschläge. Hart und einschneidend sind die Erfahrungen.
Spannend hat die schwedische Autorin Lina Nordquist diesen Roman komponiert in einer Gegend, die sie gut kennt, da sie dort aufgewachsen ist. Lina Nordquist ist eine vielfältige Frau, sitzt sie doch momentan im schwedischen Parlament, außerdem ist sie Professorin und Diabetesforscherin. Eine Frau, die ein Auge für Details und psychologisches Feingefühl zu haben scheint. Ihre Prosa in diesem Debütroman kommt prall und zugleich nüchtern daher. Überzeugend gut. Kein Wunder, dass dieser Roman im Jahr 2022 in Schweden zum Besten gekürt wurde. Im Original „Dit du gar, följer jag“ heißt wörtlich übersetzt: Wo du hin gehst, folg ich dir.
Ein Roman, der die Widrigkeiten des Lebens im Gestern und Heute fiktiv dokumentiert und zugleich einen mit Fassungslosigkeit über himmelschreiende Ungerechtigkeit zurücklässt. Zugleich aber die immerwährende Hoffnung im Nacken zu sitzen hat, denn im Grunde bedeutet Hoffnung das Leben. Ist diese weg, bleibt nur ein Ende.
Ich freue mich bereits auf neuen Stoff der Autorin, bin gespannt, was sie als nächste Thema beackert. Toll zu lesen durch die Übersetzung von Stefan Pluschkat.
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Gebundenes Buch
Schauplatz des Romans ist Norrland, Schwedens nördlichste Region, und um die Handlung einer Flucht einer kleinen Familie um 1900 aus Norwegen, geheimnisvoll, mit Mystik, Schauder, Tragik und ein entbehrungsreiches, hartes Leben, gerade für Frauen Ende des 18 Jahrhundert , komponiert Lina …
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Schauplatz des Romans ist Norrland, Schwedens nördlichste Region, und um die Handlung einer Flucht einer kleinen Familie um 1900 aus Norwegen, geheimnisvoll, mit Mystik, Schauder, Tragik und ein entbehrungsreiches, hartes Leben, gerade für Frauen Ende des 18 Jahrhundert , komponiert Lina Nordquist ( Mitglied des Schwedischen Parlaments, Professorin für Psychologie etc pp.) eine Familiengeschichte um 1900 bis in die Gegenwart. Und ich muss sagen dies auch sehr gelungen, man taucht tief ein in diese dunkle Region, verstrickte Geheimnisse, Kämpfe und Schicksale einer Familie. Mehr als 70 Jahre später plant Kåra mit Ihrer Schwiegermutter die Beerdigung von Roar, der Vaters ihres Mannes. Es breitet sich schon am Anfang des Buches zwischen den Protagonisten im Diesseits Unbehagen und nicht benannte Geheimnisse aus. Was ist passiert? Und welche Vergangenheit verbinden diese über die Jahrzehnte hinweg? Nein, ich werde nicht spoilern, ich kann nur sagen dass dieser Roman auf dunklen, leisen Pfoten eine derartig gute Spannung und Anteilnahme an dieser Familienchronik aufbaut, extrem gut gedanklich die Personen und das Zwischenmenschlichen transportiert, dass ich es jedem empfehlen möchte, dem tiefgreifende und gefühlvolle, leicht melancholisch Romane liegen. Ich muss sagen mich hat es auch sehr anfasst, wie stark Frauen in jenen Zeiten sein mussten, um zu Überleben, und dennoch oft keine Chance auf gutes Leben hatten. Der Roman passt sehr gut in die kommende Lesezeit, wo es wieder ein bisschen ruhiger wird, zum Beispiel vorm Kamin. Für mich war diese Geschichte eine Bereicherung, die mich auch stimmungsvoll sehr eingefangen hat. Leseempfehlung!!!!!
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Gebundenes Buch
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts flieht Unni gemeinsam mit ihrem Mann Armod und Söhnchen Roar zu Fuß von Norwegen nach Schweden. Die Frau, eine junge Heilerin, soll offenbar wegen eines tödlichen Behandlungsfehlers eingesperrt werden, doch ihr gelingt die Flucht. In den Wäldern …
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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts flieht Unni gemeinsam mit ihrem Mann Armod und Söhnchen Roar zu Fuß von Norwegen nach Schweden. Die Frau, eine junge Heilerin, soll offenbar wegen eines tödlichen Behandlungsfehlers eingesperrt werden, doch ihr gelingt die Flucht. In den Wäldern Schwedens findet sie mit ihrer Familie ein neues Zuhause, genannt "Frieden". Ein zynischer Name, denn tatsächlich stellt sich der gewünschte Frieden nie ein. Mehr als 70 Jahre später existiert das Haus noch immer, mittlerweile leben dort Kåra und ihre Schwiegermutter Bricken. Gemeinsam sind sie dabei, Roars Beerdigung zu planen.
"Mein Herz ist eine Krähe" ist der Debütroman der schwedischen Parlaments-Abgeordneten Lina Nordquist, der kürzlich in der deutschen Übersetzung von Stefan Pluschkat bei Diogenes erschienen ist. Während Nordquist sprachlich durchaus die richtigen Töne trifft, kann der Roman inhaltlich selten überzeugen. Umso überraschender, dass er in Schweden zum "Buch des Jahres" gekürt wurde.
Nordquist teilt "Mein Herz ist eine Krähe" konsequent in die beiden oben geschilderten Erzählstränge. Dies gelingt ihr anfangs gut, denn die beiden Ich-Erzählerinnen Unni und Kåra unterscheiden sich deutlich voneinander. Während der Leserschaft mit Unni eine vermeintlich starke Frauenfigur präsentiert wird, die sofort die Empathie der Leser:innen auf sich zieht, ist Kåra eher eine Art Antiheldin. Die modernere Frau sitzt eigentlich die ganze Zeit über in der Küche und äußert sich despektierlich über Roars Frau Bricken, wobei aber nicht klar wird, was genau ihre Abneigung speist.
Ganz anders hingegen der Unni-Strang. In der Darstellung der ärmlichen Verhältnisse, die die Familie mehr als einmal an den Rand ihrer Existenz führt, erinnert der Roman in seinen stärksten Momenten mehrfach an die Schwesterglocken-Trilogie des begnadeten Erzählers Lars Mytting, ohne allerdings deren Tiefe zu erreichen. Denn Nordquist meint es grundsätzlich nicht gut mit Unni. Hungersnot reiht sich an Hungersnot, drastischen Gewaltszenen gegen Frau und Kinder folgen Tod und weitere unzählbare Unglücke. Kurzum: Unni und den Leser:innen bleibt nichts erspart. Irgendwann im letzten Drittel des Buches beklagt sie sich endlich einmal: "Es nahm kein Ende. Um nicht zu zerbersten, schlang ich mir die Arme um den Leib." Und man mag das nur allzu gern unterschreiben, auch wenn die Wirkung auf Unni und die Leserschaft eine andere ist. Denn während die Protagonistin all die Tragik und Gewalt nicht mehr aushält und darunter leidet, stumpft man als Leser:in eher ab. In der Summe ist das einfach zu viel des Schlechten. Oder auch "Geteiltes Leid ist doppeltes Leid". Ad absurdum führt Nordquist zudem das Bild der "starken Frau" Unni. Denn letztlich ist sie selten in der Lage dazu, ihrer Familie die Mutter zu sein, die diese eigentlich benötigt. In den entscheidenden Situationen scheitert sie oder ist auf die Hilfe von Armod oder des mittlerweile knapp elfjährigen Roar angewiesen.
Ähnlich repetitiv entwickelt sich der Kåra-Strang. Neben den Lästereien blickt sie in einzelnen Episoden auf ihr Leben zurück. So erfährt man über die psychischen Probleme der zweiten Ich-Erzählerin, über ihre schwere Kindheit und die Verfehlungen ihrer Eltern. Dennoch will sich so etwas wie Empathie für Kåra nie einstellen. Zu gewalttätig gegenüber Mensch und Tier und unsympathisch zeigt sich der Charakter. Mit zunehmender Dauer entpuppt sich das Konstrukt der beiden Ich-Erzählerinnen zudem als einschränkende Falle. Ohnehin wirken die Figuren viel zu statisch und lassen kaum Entwicklung erkennen.
Auf der Handlungsebene weist der Roman etliche Logik- respektive Konstruktionsfehler auf. So versucht der mittlerweile auf einen Gehwagen angewiesene Roar mal eben, behende ein Baumhaus zu erklimmen. Und Unni versucht ihre zweitgeborene Tochter Amalie ausgerechnet damit zu beruhigen, dass die in den Wäldern vergessene heißgeliebte Puppe natürlich durch eine andere ersetzt wird, falls diese bei den sich nähernden Waldbränden zu Schaden kommen sollte...
Entgegenzusetzen hat Nordquist den inhaltlichen Schwächen eigentlich nur ihre Sprache. Insbesondere in den atmosphärischen Beschreibungen der Wälder, aber auch des Lebens in vergangenen Zeiten gelingen ihr durchaus bemerkenswerte Bilder. Und wenn man es sich kurz vor dem Ende der 450 Seiten schon in einer Mischung aus Langeweile und Ärger bequem gemacht hat, gibt es ihn plötzlich doch noch, diesen inhaltlichen Aha-Moment, der lange im Gedächtnis bleiben wird. Dieser eine Moment, in dem Unni endlich ihre viel beschworene Stärke zeigen darf und der selbst die ewig lästernde Kåra sprachlos macht.
Insgesamt ist "Mein Herz ist eine Krähe" ein Roman, der sprachlich zwar über weite Strecken überzeugt, auf der Handlungsebene hingegen ein Ärgernis ist. Mit dem gelungenen Twist im Finale schafft es Lina Nordquist zumindest, dass man das Buch in besserer Erinnerung behält als es eigentlich ist.
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Gebundenes Buch
WOW, was für eine Geschichte!! Einerseits beklemmend, düster, tragisch, bewegend, voller Leid und Verlust, aber auch voller Mut, Kraft und Mutterliebe. Es geht unter die Haut, nimmt einen mit. Sprachgewaltig, ein kraftvoller Erzählstil, viele ganz besondere Sätze, die nachklingen …
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WOW, was für eine Geschichte!! Einerseits beklemmend, düster, tragisch, bewegend, voller Leid und Verlust, aber auch voller Mut, Kraft und Mutterliebe. Es geht unter die Haut, nimmt einen mit. Sprachgewaltig, ein kraftvoller Erzählstil, viele ganz besondere Sätze, die nachklingen und berühren und die auch Helligkeit in die Düsternis der Handlung bringen. Absolut packend. Ein grandioses Debüt von LIna Nordquist!
Es gibt zwei Erzählstränge, zwei Zeitebenen, dennoch handelt der Roman von einer Familie und einem bescheidenen Haus am Wald im schwedischen Hålsingland. Zwei komplett unterschiedliche Frauen, die eine ist stark, sie kämpft wie eine Löwin für ihre Kinder, ihr Heim, sie trotzt allen Widrigkeiten, ob Hunger, Not und Gewalt, und muss dennoch so viele Verluste ertragen. Das ist Unni, die 1897 mit ihrem Sohn Roar und ihrem Geliebten Armod von Norwegen nach Schweden flieht. Die andere ist Kåra, die mit ihrer Schwiegermutter Bricken 1973 um ihren Schwiegervater Roar trauert. Kåra, die ihre Ängste und Depressionen jahrzehntelang nur mit Medikamenten ruhig stellen konnte, die nie viele Worte verliert, aber einige dunkle Geheimnisse zu hüten hat. Mehr widerwillig lauscht sie Brickens Erinnerungen oder taucht in ihre eigene Vergangenheit ab. Abwechselnd erfahren wir so über das Leben der Familie, vom Anbeginn in Schweden bis zum Ende im Haus am Wald, über Stärke und Schwäche, über Liebe und das kleine Glück, über Einsamkeit und Trauer. Einiges ist harter Tobak, man muss es aushalten (können), es geht nicht nur um das karge Leben am Rande des Verhungerns oder um den Tod, es geht auch um Vergewaltigung und brutale Gewalt und einiges anderes Schwere. Es geht um Sprachlosigkeit innerhalb einer Familie, aber auch um wortloses Verständnis und Zusammenhalt. Um einen Wald , der Freund und Feind zugleich war. Der gegeben und genommen hat. Um Mut, um die Kraft einer Mutter, um eine Zeit, die noch gar nicht allzu lange zurück liegt und in der solche Dinge geschehen konnten. Wie vielleicht an manchen Orten auch heute noch.
Die beiden Erzählstränge steuern unaufhaltsam aufeinander zu, am Ende hat mich die Wendung, die ich schon einige Seiten vorher erahnt habe, dennoch überwältigt. Was für eine Geschichte!!! Sie wird noch lange in meinem Gedächtnis bleiben.
Auch wenn mich Unnis Geschichte mehr berühren konnte, ist doch Kåras Geschichte auch ein wichtiger Part. Durch sie schließt sich der Kreis der Ereignisse und der Geschichte um das Haus am Wald mit dem Namen "Frieden". Frieden gab es jedoch hier am Wenigsten und wenn, dann nur für kurze Zeit(en).
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Gebundenes Buch
MEIN HERZ IST EINE KRÄHE
Lina Nordquist
„Die Sonne schien durch das Fenster und wärmte Tone Amalies Locken. Aber niemand wird satt davon, dass man ihm über den Kopf streicht.“ (S. 82)
Norland um 1900:
Unni, Ehemann Armod und Sohn Roar fliehen aus Norwegen. …
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MEIN HERZ IST EINE KRÄHE
Lina Nordquist
„Die Sonne schien durch das Fenster und wärmte Tone Amalies Locken. Aber niemand wird satt davon, dass man ihm über den Kopf streicht.“ (S. 82)
Norland um 1900:
Unni, Ehemann Armod und Sohn Roar fliehen aus Norwegen. Hätte Unni nicht fliehen können, wäre sie wegen Hurerei und mehrfachen Mordes ins Irrenhaus gekommen. Doch die Flucht gelang ihr und so suchen sie ein neues Zuhause - in einem anderen Dorf, wo keiner etwas von ihrer Geschichte weiß.
In Schweden finden sie mitten im Wald eine unbewohnte Kate. Der Waldbauer lässt sich diese in Raten mit Feld- und Waldarbeit bezahlen. Das Schicksal meint es jedoch mit der jungen Familie nicht gut, zumal der Sommer sich dem Ende neigt und der Vorratsschrank nicht mehr aufgefüllt werden kann. Unni und Armod kämpfen ums Überleben.
70 Jahre später beerdigt Kåra gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Bricken ihren Schwiegervater Roar.
„Schließlich wurde er aus der Kate getragen, aber die Lücke, die er hinterließ, nahmen sie nicht mit.“ (S. 167)
Jetzt sind sie allein in dem Haus, wo Roar einst mit seiner Mutter Unni, Armod und seinen zwei Schwestern lebte. In der Kate, wo sich nicht nur Verrat und Mord zutrug, sondern vieles mehr..
„Ein Haus wird schrecklich still, wenn die Freude auszieht. (S. 276)
Lina Nordquist lässt Unni und Kåra zu Wort kommen. Abwechselnd erzählen sie ihre Geschichten, die sich teilweise überlagern. Immer tiefer tauchen wir in deren Leben und Geheimnisse ein, bis wir im letzten Kapitel vor dem großen Ganzen stehen.
Schwere Kost, unglaublich gut aufgebaut, ein Debüt in feinster Sprache erzählt.
Für mich ein absolutes Jahreshighlight, dem ich eine große Leserschaft wünsche.
5+/ 5
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