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»Hysteria« erzählt die Geschichte von Bergheim, der auf einem Biomarkt merkwürdig unnatürliche Himbeeren entdeckt. Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Beschaffenheit und Herkunft gerät er immer tiefer in eine kulinarische Dystopie, in der das Natürliche nur noch als absolutes Kunstprodukt existiert, weil das Künstliche längst alle Natur ersetzt hat. Aber keiner weiß davon. Nur seine Hypersensibilisierung befähigt Bergheim, die unheimliche Veränderung wahrzunehmen und ihr nachzugehen. Alle Fäden laufen im Kulinarischen Institut zusammen, wo er Charlotte wiedertrifft, seine Studien...
»Hysteria« erzählt die Geschichte von Bergheim, der auf einem Biomarkt merkwürdig unnatürliche Himbeeren entdeckt. Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Beschaffenheit und Herkunft gerät er immer tiefer in eine kulinarische Dystopie, in der das Natürliche nur noch als absolutes Kunstprodukt existiert, weil das Künstliche längst alle Natur ersetzt hat. Aber keiner weiß davon. Nur seine Hypersensibilisierung befähigt Bergheim, die unheimliche Veränderung wahrzunehmen und ihr nachzugehen. Alle Fäden laufen im Kulinarischen Institut zusammen, wo er Charlotte wiedertrifft, seine Studienfreundin und ehemalige Geliebte, die nun als Leiterin an der Spitze der Bewegung des »Spurenlosen Lebens« steht. Allein mit Ansgar, dem dritten im Bunde des ehemaligen Uni-Triumvirats, wird es Bergheim gelingen, etwas dagegen zu tun.
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Eckhart Nickel, ist Journalist und Autor der »Gebrauchsanweisung für Portugal«. Er istPortugal seit seinem ersten Besuch verfallen. Mindestens einmal im Jahr reist er dorthin, um eine Flasche Niepoorts Vintage seines exzellenten Geburtsjahrgangs 1966 zu trinken. Seit Jahren unterwegs als Trendscout im Lissaboner Nachtleben, bildete Portugal in dem von Eckhart Nickel und Christian Kracht herausgegebenen »Ferien für immer« einen Schwerpunkt. Ebenfalls gemeinsam mit Christian Kracht verfasste er die bei Piper erschienene »Gebrauchsanweisung für Kathmandu und Nepal«.
Produktdetails
- Verlag: Piper Verlag GmbH
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 4. September 2018
- Deutsch
- ISBN-13: 9783492992572
- Artikelnr.: 52464104
»(Das ist) allerbeste literarische Feinkost - ein kulinarischer Pop-Roman. Man könnte auch von 'Beluga-Literatur' sprechen.« Deutschlandfunk Kultur 20190109
Diesen Roman fand ich enttäuschend, in vielerlei Hinsicht. In der zweiten Hälfte musste ich mich motivieren, das Lesen überhaupt fortzusetzen. Nach 3/4 ging es nur schleppend voran. Beiseitegelegt, paar andere Bücher gelesen, dann doch noch zu Ende geschafft. Welch eine …
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Diesen Roman fand ich enttäuschend, in vielerlei Hinsicht. In der zweiten Hälfte musste ich mich motivieren, das Lesen überhaupt fortzusetzen. Nach 3/4 ging es nur schleppend voran. Beiseitegelegt, paar andere Bücher gelesen, dann doch noch zu Ende geschafft. Welch eine Erleichterung.
Allem voran waren mir der Ausdruck und die Art der Stoffdarbietung die schlimmsten Stolpersteine. Die Schreibe verschwurbelt bis zum dort hinaus: oft gibt es verschachtelte Sätze, zu oft trifft man Allgemeinplätze als vermeintliche „Weisheiten“ getarnt, zudem eine geradezu peinliche Häufung von Hilfsverben von „war“ und „hatte“, die ich sonst bei blutigen Anfängern vermuten würde. Die Beschreibungen ergaben oft verschwommene Bilder. Der Aufbau des Ganzen erfolgte nach einem sehr bekannten Muster.
Zu oft kamen mir „Was für ein vergeistigter Dünnsch…!“ und „Warum lese ich das überhaupt?“ in den Sinn. Das wohl bekannte Foto von M. Reich-Ranicki, auf dem er mit verzogenem Gesicht abgebildet ist, als ob er etwas stark missbilligt, gesellte sich vor meinem geistigen Auge gleich dazu.
Der Roman ist eine Dystopie, die eine seltsame, aber nicht sonderlich originelle Geschichte erzählt. Gut die Hälfte spielt in der Vergangenheit der Hauptfigur namens Bergheim. Seine Studienzeit, die paar Freunde, noch paar andere Leute, wie die junge Frau aus der Buchhandlung wurden vorgestellt. Zum Schluss trifft Bergheim sie in einer merkwürdigen Institution nach vielen Jahren wieder. Und will nur eins: sich aus diesem Irrenhaus retten.
Die Figuren, insb. die weiblichen, kamen mir hölzern vor, die Emotionen bloß behauptet, kaum gelebt. Im gesamten Verlauf blieb eine unüberbrückbare Distanz zu den Figuren und zum Geschehen insgesamt.
Die Art zu erzählen hat mir, wie gesagt, keine Freudenrufe entlocken können, zudem gab es einen überlangen Monolog am Ende, der gar nicht enden wollte. Das eine Art Märchen zum Schluss hat die Geschichte allerdings etwas aufgewertet.
Gut, man kann, wenn man möchte, da eine Art Moral in dem Ganzen entdecken, eine Art Warnung, dass das Natürliche, v.a. der Geschmack und die Aromen, eines Tages durch Kunststoffe ersetzt werden würden. Die Idee ist aber auch nicht neu. Das gab es schon früher, viel besser erzählt.
„Schlichtheit. Hier ist ganz offenbar ein Künstler am Werk.“ liest man auf S. 161. Und genau das hat diesem Roman gefehlt: Schlichtheit. Hier war mMn ein hochmutiger Möchte-gerne-Künstler am Werk.
3 Sterne mit viel Wohlwollen. Und ganz ehrlich: Es gibt besseren Lesestoff für die knappe, kostbare Lesezeit.
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studentische Öko-Dystopie
Vorweg möchte ich sagen, dass ich kein Science-Fiction-Fan bin. Das Problem bei dieser Gattung liegt darin, dass geschilderte Probleme meist erst satirisch überhöht werden, um dann in unbefriedigender Art aufgelöst zu werden. So auch …
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studentische Öko-Dystopie
Vorweg möchte ich sagen, dass ich kein Science-Fiction-Fan bin. Das Problem bei dieser Gattung liegt darin, dass geschilderte Probleme meist erst satirisch überhöht werden, um dann in unbefriedigender Art aufgelöst zu werden. So auch hier.
„Mit den Himbeeren stimmte etwas nicht.“ lautet der erste Satz und er zeichnet das Problem der Nahrungserzeugung. Gegen Ende wird klar, dass in der zukünftige Welt die landwirtschaftliche nutzbare Fläche wegen Naturkatastrophen abgenommen hat (vermutlich wegen des Klimawandels, aber das wird nicht genannt). So erklärt sich, dass Nahrung künstlich hergestellt wird, obwohl eine Naturpartei an der Regierung ist.
Ein Seitenhieb auf die heutigen Grünen wird gleich mitgeliefert. Es gibt ja das Gerücht, die Grünen würden alles verbieten, was Spaß macht und deswegen ist unter der Naturparteiregierung erst Alkohol und dann Kaffee verboten worden.
Das ist aber nur der Rahmen. Bergheim ist der Protagonist, der auf dem Markt die Veränderungen bemerkt und auf der Suche nach den Ursachen in einem Geschmacksinstitut landet.
Dort trifft er seine Studentenfreunde Charlotte und später auch Ansgar mit denen er Kulinarik studiert und sich immer in einer Buchhandlung getroffen hat, die nach zwei Unglücksfällen - einmal wurde das Schaufenster ausgeraubt, dann die Frau des Buchhändlers ermordet – schließen musste. Verdächtig wird die „spurenlose Bewegung“, die jegliche Spuren des Menschen aus der Natur tilgen will. Es könnte aber sein, dass diese Bewegung nur eine Person ist.
Dazu kommt noch ein Dreiecksgeschichte, die während der Studentenzeit noch glaubwürdig ist, gegen Ende aber etwas daher geholt erscheint, aber das waren ja meine Anfangsworte.
Deswegen nur 4 Sterne. Ich empfehle dieses Buch aber allen, die gerne über Zukunftsvisionen lesen.
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In einer vermutlich nicht allzu fernen Zukunft hat in Deutschland (?) eine Form von Gesundheits-/Ökodiktatur Einzug gehalten incl. einer Gesundheitspolizei. Rausch- und Genussmittel wie Alkohol, Nikotin, Koffein, Tein usw. sind verboten, wurden jedoch durch scheinbar gesunde, natürlich …
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In einer vermutlich nicht allzu fernen Zukunft hat in Deutschland (?) eine Form von Gesundheits-/Ökodiktatur Einzug gehalten incl. einer Gesundheitspolizei. Rausch- und Genussmittel wie Alkohol, Nikotin, Koffein, Tein usw. sind verboten, wurden jedoch durch scheinbar gesunde, natürlich Kräuter und Ähnliches ersetzt. Eine Gruppierung stellt die Maximalforderungen auf, nur noch Produkte zu nutzen, die die Natur 'freiwillig' zur Verfügung stellt (beispielsweise Fallobst), sämtliche Eingriffe der Zivilisationen rückgängig zu machen und in letzter Konsequenz, dass die Menschen verschwinden. In diesem Klima entwickelt sich eine Gesellschaft, die als größtes Ziel eine nachhaltige und natürliche Lebensweise hat. Bergheim, hypersensibel, entdeckt auf einem Biomarkt allerdings Merkwürdiges, die ihn an der Natürlichkeit zweifeln lassen. Er sucht einen der Produzenten auf, der ihn an das mysteriöse Kulinarische Institut verweist, wo er bereits erwartet wird.
Es ist wohl nur ein Tag, an dem wir als Lesende den Protagonisten Bergheim begleiten. Doch die Geschichte nimmt immer wieder abrupte Wendungen, mit denen man (nicht nur) Bergheims Lebensentwicklung folgt. Trotz der stetigen Handlungssprünge entsteht eine immer düster werdende Atmophäre, in der im Hintergrund etwas Unheimliches zu lauern scheint.
Hysteria ist ein Buch, das man sehr aufmerksam lesen muss, da Traum, Vergangenes und Gegenwart immer wieder ineinander übergehen und man so leicht die Orientierung verlieren kann. Hinzu kommt die Neigung des Autors zu langen Sätzen und seiner Liebe zum Detail, die aber vermutlich das Wissen fast aller Lesenden vergrößern wird. Oder wieviele Menschen kannten zuvor die Eigenschaften des Fadenwurms caenorhabditis elegans? Oder dass Käse aus Eselsmilch der teuerste der Welt ist? Eckhart Nickel bindet immer wieder solche Informationen ein, die derart absurd klingen, dass man sie für Produkte seiner überbordenden Phantasie halten könnte. Doch tatsächlich entsprechen sie den Tatsachen, wie beispielsweise auch der interessante Exkurs über die Papaya.
Bemerkenswert sind ebenso seine exakten, bildhaften Beschreibungen wie beispielsweise gleich zu Beginn das Essen einer Himbeere: "Der kitzelnde Flaum, der sich beim Zerdrücken der Frucht im Mund wie ein Pelz auf die Zunge legte, widerte ihn an. ... Die Härchen, die wild zwischen einzelnen Waben herausragten, schienen sich noch dazu zu bewegen, und über den zellenartigen Fruchtbällen formte sich gräulicher Schimmer, der sie fast staubig aussehen ließ, wie ein dünnhäutiger Bovist."
Eine ungewöhnliche, anspruchsvolle und lesenswerte Lektüre mit düsteren Aussichten, die sich leider schon in Reichweite befinden.
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Hysteria ist einer der Romane, die auf der Longlist zum deutschen Buchpreis 2018 stehen. Den Anfang kennt man auch schon durch den Auszug den Eckhart Nickel beim Bachmann-Wettbewerb 2017 in Klagenfurt las und mit dem er sogar den Kelag-Preis gewann.
Ich mag Romane gerne, in denen die Figuren …
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Hysteria ist einer der Romane, die auf der Longlist zum deutschen Buchpreis 2018 stehen. Den Anfang kennt man auch schon durch den Auszug den Eckhart Nickel beim Bachmann-Wettbewerb 2017 in Klagenfurt las und mit dem er sogar den Kelag-Preis gewann.
Ich mag Romane gerne, in denen die Figuren ungewöhnliche Menschen sind. Richtige Typen oder auch Unglücksvögel, den meist ist es interessant zu erfahren, wie sie dazu wurden und es macht Spaß, ihren skurrilen Gedanken zu folgen.
Der Protagonist Bergheim gehört aufgrund seiner Nervösität und Hypersensibilität dazu. Sein Blick auf die Umgebung nimmt er erschreckend war. Aber wenn wirklich genau hinsieht, schaut manches alltägliches bedrohlicher aus als man erwarten würde.Manches zu ausführlich für meinen Geschmack.
Bergheim trauert auch noch seiner großen Liebe Charlotte nach, obwohl die ihn schon vor vielen Jahren verlassen hat und sie trifft er jetzt wieder.
Eckhart Nickel schreibt genau und präzise, sprachlich wirklich ein Fest. Er ist offenbar einen weiten Weg gegangen seit er in seinen Anfängen der Popliteratur zugeordnet wurde. Die positiven Aspekte dieses Genres hat er behalten, sich aber literarisch weiterentwickelt. Obwohl es kein explizit spannendes Buch ist, findet man einige originelle Passagen.
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Wie immer geht Bergheim auf den Biomarkt. Beim Inspizieren der Himbeeren fällt ihm deren Farbe und Beschaffenheit auf, die seltsam unnatürlich anmuten. Auch ein Jungtier wirkt verstörend seltsam, er will der Sache auf den Grund gehen und landet direkt im Kulinarischen Institut, wo …
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Wie immer geht Bergheim auf den Biomarkt. Beim Inspizieren der Himbeeren fällt ihm deren Farbe und Beschaffenheit auf, die seltsam unnatürlich anmuten. Auch ein Jungtier wirkt verstörend seltsam, er will der Sache auf den Grund gehen und landet direkt im Kulinarischen Institut, wo seine Ex-Freundin Charlotte, die er seit Jahren nicht mehr gesehen hat, eine Leitungsstelle innehat. Bergheims Hypersensibilität erlaubt es, dass er Veränderungen wahrnehmen kann, die andere entgehen und bald schon befindet er sich in dem Institut, das in den Händen der sogenannten „Spurenloses Leben“ Bewegung ist, gefangen in einer unheimlichen Dystopie. Die Natur existiert nicht mehr, sie wurde durch eine neue Künstlichkeit ersetzt, die mit normaler Wahrnehmung kaum zu erkennen ist.
Eckhart Nickels Roman, der auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2018 steht, ist eine Herausforderung. Zunächst fasziniert der Text durch Bergheims sensorische Empfindungen, die en détail wiedergegeben werden und den Leser in ungeahnte Höhen der Sensorik führen. Textur, Farbe und Geschmack von alltäglichen Lebensmitteln und Dingen werden mit einer Intensität beschrieben, die man selten gelesen geschweige denn selbst wahrgenommen hat. Von Weinbeschreibungen ist man dergleichen gewohnt, bei Himbeeren überrascht dies.
Der Protagonist Bergheim – ich frage mich rückblickend, ob dieser überhaupt über einen Vornamen verfügt – ist schon arg schräg, seine Ordnungsliebe mutet etwas autistisch an, sein Verhältnis zu Charlotte geradezu obsessiv. Da passt die Hypersensibilität, die ihn etwas pedantisch wirken lässt. Ausgerechnet dieser Sonderling kommt einer unheimlichen Verschwörung auf die Spur. Viele Aspekte der Anhänger des „Spurenlosen Lebens“ sind auch in unserer Realität allgegenwärtig: Umweltschutz, nachhaltiges Leben, Achtung vor Flora und Fauna – aber sie werden hier auf die Spitze getrieben und geradezu ad absurdum geführt. Koffein und Nikotin sind verboten, aber durchaus auf dem Schwarzmarkt gegen Altgeld noch beschaffbar, Ersatzdrogen waren ebenso schnell gefunden wie die alten verboten waren – die Menschheit ist halt doch begrenzt in ihrer Evolutionsfähigkeit und kreativ im Finden von Schlupflöchern.
Der Roman verirrt sich für mein Empfinden irgendwann etwas in Absurdität und ist in der Handlung nur noch schwer zu folgen. Vieles an der Dystopie ist eine berechtigte Warnung, aber mit einem ansprechenderen Protagonisten wäre die Message vermutlich überzeugender dargeboten worden. Auch das Ende fand ich eher als etwas verunglückter Horrorschocker denn als überzeugender Abschluss.
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Nicht mal «Die Grünen»
Für Auszüge aus seinem Romanprojekt «Hysteria» wurde Eckhart Nickel schon beim Bachmannpreis 2017 in Klagenfurt ausgezeichnet, inzwischen ist das Werk auf die Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises gewählt worden. …
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Nicht mal «Die Grünen»
Für Auszüge aus seinem Romanprojekt «Hysteria» wurde Eckhart Nickel schon beim Bachmannpreis 2017 in Klagenfurt ausgezeichnet, inzwischen ist das Werk auf die Shortlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises gewählt worden. Damit hat die Jury erneut viel Mut bewiesen - und deutlich am Publikumsgeschmack vorbei entschieden, vermute ich mal. Es sei denn, die «neu an die Macht gekommene Naturpartei» im Roman wird als fiktive Fortschreibung der jüngsten, triumphalen Wahlergebnisse der «Grünen» gedeutet und passt somit prophetisch bestens in die politische Realität, - das wäre dann aber hier auch das einzig Reale! Denn schon der Romantitel deutet ja an, dass es sich um eine Dystopie handelt, ein pessimistischer Blick in eine ungute Zukunft also á la Orwells «1984» oder «Fahrenheit 451»von Ray Bradbury.
«Mit den Himbeeren stimmte etwas nicht» lautet denn auch archetypisch vorausdeutend gleich der erste Satz, der hypersensible Wissenschaftler Bergheim wundert sich über die unnatürliche Beschaffenheit seiner auf dem Biomarkt erworbenen Früchte. Auf dem Obstkörbchen ist «Sommerfrische» aufgedruckt, der Name des Lieferanten, den er daraufhin aufsucht. Dort wird er freundlich zu einer Werksführung eingeladen, wandert im Kapitel «Baumschule» durch einen unheimlichen Wald und landet schließlich im «Kulinarischen Institut», dem alles beherrschenden Zentrum einer mehr als merkwürdigen Welt alternativer Lebensmittel. Dort trifft er Charlotte wieder, seine ehemalige Studienkollegin und Geliebte, die dort Leiterin der Bewegung «Spurenloses Leben» ist, einem aus ihrer Hochschule hervorgegangen Geheimbund mit einem monströsen Manifest von zehn unumstößlichen Regeln. Und auch Ansgar, Dritter im Bunde des einstigen Uni-Kleeblatts, taucht dort wieder auf und hilft letztendlich, das Schlimmste zu verhindern. In bester popliterarischer Tradition führt der Autor seine Leser in eine unheimliche Zukunft hinein, in der die Natur von den auch als «Rousseau-Husaren» bezeichneten Mitgliedern der radikalen Sekte komplett durch Kunstprodukte ersetzt ist, ohne dass die Öffentlichkeit auch nur das Geringste davon gemerkt hat. Köstlich ist in diesem Zusammenhang die sarkastische Schilderung eines Besuchs des studentischen Trios in der «Aroma-Bar», in der diese neuzeitliche, illusionäre Kulinarik geradezu seanceartig ad absurdum geführt wird.
«Tristesse Royal» hieß der Titel eines Buches, in dem die Quintessenz der Gespräche des «Popkulturellen Quintetts» im Berliner Hotel Adlon, an denen Eckhart Nickel als Mitglied teilgenommen hatte, 1999 veröffentlicht wurde. Entsprechend subversiv dem Zeitgeist entgegentretend, dem Gutmenschentum mit seinem naiv verklärten Naturbegriff also, beschreibt der Autor nun in diesem Ökothriller ein monströses, geradezu perverses Szenario des Künftigen. Die unverkennbar ironisch geschilderten, oftmals aber eher unerquicklichen Science-Fiction-Szenen des Romans werden durch weiträumige, ebenso ironische Rückblenden wohltuend konterkariert, in denen das Studententrio tiefsinnige Diskussionen führt. Dabei spielt ein idealtypisches Antiquariat mit einem kauzigen Buchhändler eine wichtige Rolle, in dem Bergheim als Stammkunde verkehrt und wo auch Charlotte als Aushilfe tätig ist. Nur diese literarische Oase macht, im Verbund mit einer reichhaltigen Intertextualität in einem ansonsten von Paranoia dominierten Horrortrip, das Buch für alle diesem speziellen Genre eher distanziert gegenüber stehenden Leser überhaupt erst goutierbar.
Die in zwei Zeitebenen beschriebene, satirische Dystopie changiert geradezu parodistisch zwischen den manchmal schwer auseinander zu haltenden Sphären von Traum, Wahn und Wirklichkeit, die angestrebte Renaturalisierung erweist sich hier nicht nur als grausames, sondern auch als ebenso irres Vorhaben. Wer nicht gerade Genreleser ist, der wird an dieser Spielart des «Zurück zur Natur» jedoch kaum Gefallen finden, - nicht mal «Die Grünen» der Jetztzeit, zu abstrus ist das alles!
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