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Der Durchbruchs- und Supererfolgsroman der chinesischen Bestsellerautorin Dieser heute in China unterdrückte Roman machte Fang Fang bei seinem Erscheinen 1987 schlagartig berühmt: Glänzende Aussicht erzählt das Leben einer einfachen Arbeiterfamilie aus Wuhan aus Perspektive des verstorbenen jüngsten Sohnes. Es ist ein drastisches Porträt: Die Familienmitglieder hausen in Wuhan in einer winzigen Hütte und schlagen sich als Hafenarbeiter durchs Leben. Im Schatten ihres gewalttätigen Vaters, der dem Alkohol verfallen ist, versuchen neun Brüder und Schwestern auf jeweils eigene Weise, den...
Der Durchbruchs- und Supererfolgsroman der chinesischen Bestsellerautorin Dieser heute in China unterdrückte Roman machte Fang Fang bei seinem Erscheinen 1987 schlagartig berühmt: Glänzende Aussicht erzählt das Leben einer einfachen Arbeiterfamilie aus Wuhan aus Perspektive des verstorbenen jüngsten Sohnes. Es ist ein drastisches Porträt: Die Familienmitglieder hausen in Wuhan in einer winzigen Hütte und schlagen sich als Hafenarbeiter durchs Leben. Im Schatten ihres gewalttätigen Vaters, der dem Alkohol verfallen ist, versuchen neun Brüder und Schwestern auf jeweils eigene Weise, den Fesseln ihrer Herkunft sowie den Nachwehen der Kulturrevolution zu entkommen und eine Zukunft für sich zu finden.
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Fang Fang ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Sie wurde 1955 geboren und lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr in Wuhan. Ihr 2020 auf Deutsch erschienenes Wuhan Diary stand wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Zuletzt erschien von ihr bei Hoffmann und Campe der vielfach gefeierte Roman Glänzende Aussicht (2024).
Produktdetails
- Verlag: Hoffmann und Campe Verlag
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 3. Februar 2024
- Deutsch
- ISBN-13: 9783455016796
- Artikelnr.: 67712701
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Eine erstaunliche Veröffentlichung ist das, findet Rezensentin Katharina Borchardt. Die chinesische Autorin Fang Fang erzählt in ihrem ursprünglich 1987 erschienenen Roman vom Schicksal einer Familie in Wuhan, lernen wir, die die Härten der chinesischen Geschichte des 20. Jahrhunderts durchlebt und deren Blick auf die Welt dabei selbst verhärtet. Freundlich oder gar solidarisch ist hier praktisch niemand, heißt es weiter, schon gar nicht der siebte Sohn der Familie, der, nach einer besonders schweren Kindheit, Parteifunktionär und als solcher ein unbarmherziger Machtmensch wird. Sehr mutig ist dieses zwei Jahre vor dem Tiananmen-Massaker entstandene Buch, bewundert Borchardt, die außerdem anmerkt, dass sich das Buch thematisch deutlich abhebt von einer chinesischen Gegenwartskultur, die sich mit Vorliebe der Zukunft oder der Vergangenheit, kaum jedoch der Gegenwart zuwendet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein Buch, das mich sprachlich umgehauen hat.« Laura de Weck SRF Literaturclub
Bruder Siebens Schicksal
Fang Fangs Roman "Glänzende Aussicht" über eine Proletarierfamilie in der chinesischen Stadt Wuhan
Äußerlich geht es in diesem schon 1986 geschriebenen Roman um das elende und geradezu anarchische Eigenleben einer Proletarierfamilie in der chinesischen Stadt Wuhan der Sechziger- bis Achtzigerjahre, vergiftet nicht nur durch die Enge der dreizehn Quadratmeter, auf denen sich elf Personen drängeln, sondern auch durch die eigene Gewalt und Erbarmungslosigkeit, denen sie nicht entrinnen zu können scheinen. Doch die Handlung steuert zugleich auf ein moralisches Zentrum jenseits dieses Sozialrealismus zu. Im Mittelpunkt steht "Bruder Sieben", das namenlose jüngste Kind der Familie, das
Fang Fangs Roman "Glänzende Aussicht" über eine Proletarierfamilie in der chinesischen Stadt Wuhan
Äußerlich geht es in diesem schon 1986 geschriebenen Roman um das elende und geradezu anarchische Eigenleben einer Proletarierfamilie in der chinesischen Stadt Wuhan der Sechziger- bis Achtzigerjahre, vergiftet nicht nur durch die Enge der dreizehn Quadratmeter, auf denen sich elf Personen drängeln, sondern auch durch die eigene Gewalt und Erbarmungslosigkeit, denen sie nicht entrinnen zu können scheinen. Doch die Handlung steuert zugleich auf ein moralisches Zentrum jenseits dieses Sozialrealismus zu. Im Mittelpunkt steht "Bruder Sieben", das namenlose jüngste Kind der Familie, das
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in deren Hackordnung an unterster Stelle steht. Wegen des Platzmangels muss Bruder Sieben unter dem Bett der Eltern schlafen, und von seinem Vater, einem stämmigen Dockarbeiter mit engen Verbindungen zu einer mafiösen Bruderschaft, wird er regelmäßig so verprügelt, dass sich Maden in seinen fauligen Wunden einnisten.
Dieser Bruder Sieben, der vor lauter Einschüchterung kaum den Mund aufmacht, wechselt dann aber zur allgemeinen Überraschung in eine ganz andere Sphäre über: In den Achtzigerjahren wird er ein mittelhoher Parteikader mit randloser Brille und einem Flair höflicher Zurückhaltung. Nachdem er die obligate Landverschickung während der Kulturrevolution in einem einsamen Bergdorf verbracht hatte und danach an der Peking-Universität studieren durfte, trifft er für sich eine folgenschwere Entscheidung: Sein Lebensziel soll die Veränderung seines Schicksals sein. Mit dieser Entschlossenheit bringt er es fertig, seine Verlobte, die er liebt, um der Tochter eines hohen Funktionärs willen zu verlassen und ihr bei einem gemeinsamen Besuch der Baracke, in der er groß geworden ist, zu eröffnen: "Zu achtzig Prozent ist meine Wahl auf dich wegen des Einflusses gefallen, den dein Vater hat. Ich brauche deinen Vater als Brückenpfeiler zu meinem Ziel."
Wütend gibt sie ihm eine Ohrfeige, kehrt aber später zu ihm zurück - weil sie keine Kinder bekommen kann, hat sie im damaligen China sonst keine Möglichkeit, einen Mann zu finden. Das Kalkül von Bruder Sieben erscheint hier nicht einfach als banaler Opportunismus, sondern angesichts seines hoffnungslosen Herkommens schon fast wie eine höhere Moral: "Andernfalls wäre ihm die Welt etwas schuldig geblieben, und seine Seele würde nach dem Tod keine Ruhe finden." Mit seinem Funktionärsposten erhält das frisch verheiratete Paar eine schöne große Wohnung; erst jetzt versteht man so richtig den Titel des Romans, "Glänzende Aussicht", in seinem ganzen Sarkasmus. Von heute aus kann man ihn als eine Parabel auf den Aufstieg Chinas lesen, der damals erst seinen Anfang nahm.
Dies alles wird mit einer Lakonie erzählt, der gleichzeitig das Kunststück gelingt, nicht kalt, sondern warmherzig zu sein. Das schafft sie durch den dramaturgischen Kniff, dass der Erzähler der bereits früh verstorbene Bruder Acht ist, der das Geschehen von seinem kleinen Grab vor der Baracke aus verfolgt. So kann er die Brutalität dieser sich unentwegt anschreienden und schlagenden Familie von außen betrachten und als Familienmitglied zugleich von innen, sie als etwas Selbstverständliches, Unabänderliches hinnehmen, was all den Schrecken zugleich etwas Komisches gibt. Für die Handlung hat dieser Einfall der aus dem Grab dringenden Erzählstimme allerdings keine Funktion. Es ist, als habe sich die Autorin Fang Fang zwischen den beiden Mitte der Achtzigerjahre in China aufeinandertreffenden Schreibstrategien nicht recht entscheiden können - zwischen dem Realismus der die Gräuel der Kulturrevolution aufarbeitenden "Narbenliteratur" und dem damals nach dem Vorbild lateinamerikanischer Autoren aufkommenden magischen Realismus, der für Schriftsteller wie Mo Yan oder Yu Hua charakteristisch werden sollte.
Fang Fang ist in China schon mit diesem Erstling bekannt geworden, im Westen aber erst mit ihrem "Wuhan-Diary" aus Corona-Zeiten, durch dessen Ehrlichkeit sie den Zorn der Behörden erregte. Die Jahre, in denen "Glänzende Aussicht" spielt, war eine Zeit extremer Turbulenzen: von der großen Hungersnot über die Kulturrevolution und den Richtungswechsel nach Maos Tod bis hin zu den Anfängen des durch Deng Xiaoping entfesselten Kapitalismus. Bezeichnend für die Kunst dieses so schlicht daherkommenden Romans ist, dass diese aus den Geschichtsbüchern bekannten Eckdaten und Begriffe in ihm gar nicht vorkommen, umso mehr aber deren dramatische Auswirkungen auf die Menschen ganz unten. Michael Kahn-Ackermann, der frühere Direktor des Goethe-Instituts in China, der nun schon das vierte Buch von Fang Fang souverän und mit viel Gespür für atmosphärische Zwischentöne übersetzt hat, hält das in seinem Nachwort für plausibel; die Partei- und Staatsinstitutionen seien für viele Chinesen so fern wie höhere Schicksalsmächte: "Man unterwirft sich ihren Anordnungen, aber versucht nach Möglichkeit, den Umgang mit ihnen zu vermeiden."
Am Ende werden zwei der Brüder "Privatunternehmer" und verkaufen mit wechselndem Erfolg T-Shirts auf der Straße. Die Baracken werden abgerissen, um modernen Hochhäusern Platz zu machen. Der Roman hört auf, wie er begonnen hat: mit Spruchweisheiten wie bei Konfuzius, dessen Sentenzen regelmäßig mit der Formel "Der Meister sprach" eingeleitet werden. Hier nun heißt es "Bruder Sieben sagt", aber was dann folgt, unterscheidet sich sehr von der Geradheit und Ordnung, die der alte Meister dem Leben zuweist: "Erst, wenn du alles auf der Welt, einschließlich die Welt selbst, als völlig wertlos erkannt hast, erlebst du, dass dein Leben seinen Reiz entfaltet, erst dann kannst du dich frei und unbeschwert auf der Straße des Lebens auf und ab bewegen." Indem der listige kleine Roman diesen Zynismus verständlich macht, gelingt es ihm zugleich, ihn zu bannen. MARK SIEMONS
Fang Fang: "Glänzende Aussicht". Roman.
Aus dem Chinesischen von Michael Kahn-Ackermann. Hoffmann und Campe, Hamburg 2024. 176 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Dieser Bruder Sieben, der vor lauter Einschüchterung kaum den Mund aufmacht, wechselt dann aber zur allgemeinen Überraschung in eine ganz andere Sphäre über: In den Achtzigerjahren wird er ein mittelhoher Parteikader mit randloser Brille und einem Flair höflicher Zurückhaltung. Nachdem er die obligate Landverschickung während der Kulturrevolution in einem einsamen Bergdorf verbracht hatte und danach an der Peking-Universität studieren durfte, trifft er für sich eine folgenschwere Entscheidung: Sein Lebensziel soll die Veränderung seines Schicksals sein. Mit dieser Entschlossenheit bringt er es fertig, seine Verlobte, die er liebt, um der Tochter eines hohen Funktionärs willen zu verlassen und ihr bei einem gemeinsamen Besuch der Baracke, in der er groß geworden ist, zu eröffnen: "Zu achtzig Prozent ist meine Wahl auf dich wegen des Einflusses gefallen, den dein Vater hat. Ich brauche deinen Vater als Brückenpfeiler zu meinem Ziel."
Wütend gibt sie ihm eine Ohrfeige, kehrt aber später zu ihm zurück - weil sie keine Kinder bekommen kann, hat sie im damaligen China sonst keine Möglichkeit, einen Mann zu finden. Das Kalkül von Bruder Sieben erscheint hier nicht einfach als banaler Opportunismus, sondern angesichts seines hoffnungslosen Herkommens schon fast wie eine höhere Moral: "Andernfalls wäre ihm die Welt etwas schuldig geblieben, und seine Seele würde nach dem Tod keine Ruhe finden." Mit seinem Funktionärsposten erhält das frisch verheiratete Paar eine schöne große Wohnung; erst jetzt versteht man so richtig den Titel des Romans, "Glänzende Aussicht", in seinem ganzen Sarkasmus. Von heute aus kann man ihn als eine Parabel auf den Aufstieg Chinas lesen, der damals erst seinen Anfang nahm.
Dies alles wird mit einer Lakonie erzählt, der gleichzeitig das Kunststück gelingt, nicht kalt, sondern warmherzig zu sein. Das schafft sie durch den dramaturgischen Kniff, dass der Erzähler der bereits früh verstorbene Bruder Acht ist, der das Geschehen von seinem kleinen Grab vor der Baracke aus verfolgt. So kann er die Brutalität dieser sich unentwegt anschreienden und schlagenden Familie von außen betrachten und als Familienmitglied zugleich von innen, sie als etwas Selbstverständliches, Unabänderliches hinnehmen, was all den Schrecken zugleich etwas Komisches gibt. Für die Handlung hat dieser Einfall der aus dem Grab dringenden Erzählstimme allerdings keine Funktion. Es ist, als habe sich die Autorin Fang Fang zwischen den beiden Mitte der Achtzigerjahre in China aufeinandertreffenden Schreibstrategien nicht recht entscheiden können - zwischen dem Realismus der die Gräuel der Kulturrevolution aufarbeitenden "Narbenliteratur" und dem damals nach dem Vorbild lateinamerikanischer Autoren aufkommenden magischen Realismus, der für Schriftsteller wie Mo Yan oder Yu Hua charakteristisch werden sollte.
Fang Fang ist in China schon mit diesem Erstling bekannt geworden, im Westen aber erst mit ihrem "Wuhan-Diary" aus Corona-Zeiten, durch dessen Ehrlichkeit sie den Zorn der Behörden erregte. Die Jahre, in denen "Glänzende Aussicht" spielt, war eine Zeit extremer Turbulenzen: von der großen Hungersnot über die Kulturrevolution und den Richtungswechsel nach Maos Tod bis hin zu den Anfängen des durch Deng Xiaoping entfesselten Kapitalismus. Bezeichnend für die Kunst dieses so schlicht daherkommenden Romans ist, dass diese aus den Geschichtsbüchern bekannten Eckdaten und Begriffe in ihm gar nicht vorkommen, umso mehr aber deren dramatische Auswirkungen auf die Menschen ganz unten. Michael Kahn-Ackermann, der frühere Direktor des Goethe-Instituts in China, der nun schon das vierte Buch von Fang Fang souverän und mit viel Gespür für atmosphärische Zwischentöne übersetzt hat, hält das in seinem Nachwort für plausibel; die Partei- und Staatsinstitutionen seien für viele Chinesen so fern wie höhere Schicksalsmächte: "Man unterwirft sich ihren Anordnungen, aber versucht nach Möglichkeit, den Umgang mit ihnen zu vermeiden."
Am Ende werden zwei der Brüder "Privatunternehmer" und verkaufen mit wechselndem Erfolg T-Shirts auf der Straße. Die Baracken werden abgerissen, um modernen Hochhäusern Platz zu machen. Der Roman hört auf, wie er begonnen hat: mit Spruchweisheiten wie bei Konfuzius, dessen Sentenzen regelmäßig mit der Formel "Der Meister sprach" eingeleitet werden. Hier nun heißt es "Bruder Sieben sagt", aber was dann folgt, unterscheidet sich sehr von der Geradheit und Ordnung, die der alte Meister dem Leben zuweist: "Erst, wenn du alles auf der Welt, einschließlich die Welt selbst, als völlig wertlos erkannt hast, erlebst du, dass dein Leben seinen Reiz entfaltet, erst dann kannst du dich frei und unbeschwert auf der Straße des Lebens auf und ab bewegen." Indem der listige kleine Roman diesen Zynismus verständlich macht, gelingt es ihm zugleich, ihn zu bannen. MARK SIEMONS
Fang Fang: "Glänzende Aussicht". Roman.
Aus dem Chinesischen von Michael Kahn-Ackermann. Hoffmann und Campe, Hamburg 2024. 176 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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Ein schweres Leben
Eine chinesische Großfamilie mit einem schweren Leben. Sie sind viele Menschen und leben auf engstem Raum. Schläge, Diebstahl, kaum freundliche Worte für die Kinder. Es ist hart und grausam. Erzählt aus der Sicht des verstorbenen jüngsten …
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Ein schweres Leben
Eine chinesische Großfamilie mit einem schweren Leben. Sie sind viele Menschen und leben auf engstem Raum. Schläge, Diebstahl, kaum freundliche Worte für die Kinder. Es ist hart und grausam. Erzählt aus der Sicht des verstorbenen jüngsten Sohnes.
Sehr nüchtern erzählt, es wirkt fast teilnahmslos, manchmal langatmig. Ich konnte irgendwie keine Verbindung zu der Geschiche herstellen. Es war leider nichts für mich. Schade
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Chinesische Geschichte
Der vorgeblich männliche Allwissende Erzähler berichtet über seine Familie, beginnt mit Bruder Sieben. Auch über die Eltern, die gern traditionell streng hierarchisch handeln möchten, aber vor Rang oder Geld kuschen. Er schreibt bildlich, anschaulich, …
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Chinesische Geschichte
Der vorgeblich männliche Allwissende Erzähler berichtet über seine Familie, beginnt mit Bruder Sieben. Auch über die Eltern, die gern traditionell streng hierarchisch handeln möchten, aber vor Rang oder Geld kuschen. Er schreibt bildlich, anschaulich, benennt Dinge mit deutlichen Worten und schreckt vor der Wiedergabe vulgärer Ausdrücke nicht zurück. Die Wohnverhältnisse sind unvorstellbar: neun Personen in einem 13 m² großen Zimmer mit Bretterwänden. Aber was völlig irre ist: der Erzähler verstarb mit 15 Tagen, wurde unter dem Fenster bestattet. Seit dem beobachtet und beschreibt er das Leben um sich herum. Reportageartig detailreich wie die oft gehörten Heldenstories von und über seinen Vater. Dessen Gewaltexzesse sind gesellschaftlich akzeptiert, genau wie die ständige Armut und Not.
Diese Familiengeschichte gibt ein erschreckendes, erhellendes Bild der chinesischen Geschichte vor und während der menschenverachtenden Kulturrevolution. Obwohl von 1987 ist der Roman der Chinesin Fang Fang sehr lesenswert.
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Gebundenes Buch
Fang Fang zeigt sich als glänzende Autorin des Realismus und schreibt über eine vielköpfige chinesische Familie von den sechziger bis in die 80ziger Jahre.
Es ist eine Arbeiterfamilie, der es karg und oft rau zugeht. Die Kinder tragen keine Namen sondern werden als Bruder 2, Bruder …
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Fang Fang zeigt sich als glänzende Autorin des Realismus und schreibt über eine vielköpfige chinesische Familie von den sechziger bis in die 80ziger Jahre.
Es ist eine Arbeiterfamilie, der es karg und oft rau zugeht. Die Kinder tragen keine Namen sondern werden als Bruder 2, Bruder 3, usw. bezeichnet.
Nur die beiden Mädchen werden Kleiner Duft und Großer Duft genannt.
Erzählt wird die Geschichte übrigens von Bruder 8, der als Baby gestorben ist und danach die ganze Zeit die Familie beobachtet.
Bruder 7 steht ziemlich im Mittelpunkt, aber im Prinzip erzählt Fang Fang die Geschichte von allen Familienmitgliedern.
Nicht selten erinnern Passagen aus Glänzende Aussicht an Filme des italienische Neorealismus, z.B. Fahrraddiebe.
Diesen leidenschaftlichen Roman darf man nicht unterschätzen. Fang Fang weiß viel von den Menschen und hat mit diesem Buch ein bewegendes, packendes Gesellschaftsporträt geschaffen.
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Gebundenes Buch
Ein außergewöhnlicher Roman, erzählt aus der auktorialen Perspektive des bereits kurz nach der Geburt verstorbenen achten Sohnes und jüngsten Kindes einer chinesischen Familie von Hafenarbeitern. Diese lebt unter ärmlichen Verhältnissen zu elft in einer 13qm kleinen …
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Ein außergewöhnlicher Roman, erzählt aus der auktorialen Perspektive des bereits kurz nach der Geburt verstorbenen achten Sohnes und jüngsten Kindes einer chinesischen Familie von Hafenarbeitern. Diese lebt unter ärmlichen Verhältnissen zu elft in einer 13qm kleinen Baracke. Das Leben ist hart, Gewalt in der Familie die Regel, Zuneigung und Liebe Fehlanzeige. Als Nachkommen einer Flüchtlingsfamilie aus Zentralchina werden eher ländliche Traditionen gepflegt: Harte körperliche Arbeit ist angesehener als Bildung, viele Söhne mehren das Ansehen, und es gibt strenge Hierarchien in der patriarchal geprägten Familie.
Dieser Roman beschreibt klar, desillusioniert und ungeschönt die Härte des Lebens der sozial Schwächsten. Das Individuum zählt nichts, der Mensch und sein freudloses Leben sind Spielball der äußeren Umstände. In der Generation der Kinder hat der gesellschaftliche Aufstieg um jeden Preis Priorität. Wer nach persönlicher Integrität und Moral strebt, scheitert.
Der tote achte Bruder hat ein schlechtes Gewissen, in Frieden ruhen zu dürfen, während sich die Lebenden täglich quälen müssen. Auch ist der Achte der einzige, der jemals Elternliebe erfahren hat. Und nur denjenigen, die taubstumm oder blind sind, ist ein glückliches Leben vergönnt. Dass derart deutliche Kritik im Zuge einer Phase des Aufbruchs im Erscheinungsjahr 1987 nicht nur möglich war, sondern auch mit einem nationalen Preis bedacht wurde, hat mich doch erstaunt. Heute wird das Buch in China jedoch nicht mehr verlegt.
Um die Geschehnisse im Buch nachvollziehen zu können, ist ein Basiswissen über die Geschichte Chinas im letzten Jahrhundert hilfreich, insbesondere über die Machtübernahme durch die Kommunisten 1949, den "Großen Sprung nach vorn" (1958-1961) und die Kulturrevolution (1966-1976). Ich hatte mich zuvor noch nie mit der chinesischen Geschichte beschäftigt und habe mich erst parallel zu diesem Buch in die politischen und wirtschaftlichen Umstände eingelesen.
Aufgrund häufiger Zeitsprünge im Buch ist es manchmal schwierig, die chronologischen Zusammenhänge und Lebenswege der einzelnen Familienmitglieder zu erfassen, und ich habe oft zurückgeblättert und Passagen nochmals nachgelesen. Dies lohnt jedoch in jedem Fall, und mir hat dieses Buch einen interessanten Einblick in eine turbulente Zeit in China ermöglicht. Ich kann dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen.
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Gebundenes Buch
„Das Leben war ein Ameisendasein, der Tod wie ein Staubkorn“
Der Roman beginnt sehr eindringlich mit drei identischen Satzanfängen: „Bruder Sieben sagt“. Und schon weiß der Leser: hier gibt nicht traditionell der älteste Bruder den Ton an, sondern ein …
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„Das Leben war ein Ameisendasein, der Tod wie ein Staubkorn“
Der Roman beginnt sehr eindringlich mit drei identischen Satzanfängen: „Bruder Sieben sagt“. Und schon weiß der Leser: hier gibt nicht traditionell der älteste Bruder den Ton an, sondern ein nachgeborener Sohn. Wie es zu dieser Verschiebung kommt, erzählt der Roman.
Wie in ihrem beeindruckenden Roman „Weiches Begräbnis“ nimmt uns die Autorin mit in ihre Heimatstadt Wuhan und entfaltet das Geschehen, indem sie die Geschichte einer Familie erzählt. Eine proletarische Familie, die mit 11 Personen in einem einzigen Raum, einem Bretterverschlag von 13 qm in dem Barackenviertel von Wuhan lebt. Hier lebt die Familie dicht an dicht mit anderen ehemaligen verarmten Kleinbauern, die in die neuen Städte zogen, um Arbeit zu finden. Alle behalten sie ihre gewohnten patriarchalischen Strukturen bei: Kinderreichtum ist erwünscht, die Familie ist der Bezugspunkt, der Vater hat das Sagen, Töchter zählen nichts, und die Durchnummerierung der Söhne zeigt die hierarchische Struktur der Familie.
Gewalt ist an der Tagesordnung: Gewalt auf der Straße, am Arbeitsplatz, in organisierten Banden und vor allem in der Familie. Besonders Bruder Sieben ist der täglichen Gewalt des Vaters schutzlos ausgesetzt. Bruder Acht stirbt mit 2 Wochen und wird von seinen Brüdern beneidet um dieses glückliche Los; er ist es, der die Geschichte seiner Familie erzählt.
Der Leser begleitet die Familie und erlebt mit ihnen die wesentlichen Etappen des chinesischen Wegs nach dem II. Weltkrieg, wobei der Fokus auf der Entwicklung des Bruders Sieben liegt, der sich nichts sehnlicher wünscht, als „dass Vater auch ihm eine Kiste zimmern würde, in der er schlafen konnte“. Landreform, Kollektivierung. der sog. Große Sprung mit der furchtbaren Hungersnot, die Kulturrevolution ab den 60er Jahren und die Landverschickung der städtischen Jugend – all das spiegelt sich in der Geschichte der Familie. Auch die damit einhergehende Änderung der Gesellschaft zeigt sich: Bruder Sieben gelingt es, in den Parteikadern Fuß zu fassen und nun „gehört er nicht mehr der Familie, sondern der Regierung“, er hat glänzende Aussichten, so wie einige seiner Brüder auch. Und wie auch der kleine Ich-Erzähler. Die Baracken werden abgerissen und durch Hochhäuser ersetzt – glänzende Aussichten für alle Bewohner – und er wird auf einem ordentlichen Friedhof neben einem seiner Brüder begraben, „dann können sie sich Gesellschaft leisten“.
Auch das ist eine glänzende Aussicht...
Es ist die Art und Weise, wie Fang Fang diese Geschichte erzählt, die den Roman so eindringlich macht. In ihrem Wuhan Diary schreibt sie: „Ich habe mich bemüht, mein Hirn Stück um Stück vom ganzen Müll und Gift zu säubern, die man in der Vergangenheit in mein Hirn gequetscht hat“. Statt vorgefertigte und erwünschte ideologische Überhöhungen zu übernehmen, will sie die Ereignisse festhalten und dem Vergessen entreißen.
Sie vermeidet dabei jede politische Note. Sie verfällt weder in den erwünschten Lobgesang noch in eine Kritik. Es gibt kein Gut und Böse, kein Falsch und Richtig, es ist keine Rede von Klassenkampf und Klassenfeinden, sie klagt nicht an und nennt keinen Schuldigen, sondern sie hält sich an das, was sie gesehen und erkannt hat. Es ist möglich, dass sie aus Angst vor der Zensur keine Urteile abgibt, immerhin hat Fang Fang hinreichend Erfahrung mit der repressiven Kulturpolitik Chinas. Aber gerade dieser Rückzug auf Fakten und ihre ambivalente Literarisierung machen den Roman packend.
Der Roman wurde übersetzt von Michael Kahn-Ackermann, dem ehemaligen Direktor des Pekinger Goethe-Instituts, der ein sehr hilfreiches Nachwort angefügt hat.
Fazit: Ein ungemein packender Ausflug in 20 Jahre chinesische Geschichte.
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Gebundenes Buch
Fang Fang nimmt uns mit nach Wuhan in der nachkaiserlichen Zeit. Wir lesen uns in eine vielköpfige Familie, die auf engstem Raum in einer Baracke haust. Als allwissender Ich-Erzähler fungiert Bruder Acht, der mit 2 Wochen im Kindbett verstarb und nun vor der Baracke begraben liegt. …
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Fang Fang nimmt uns mit nach Wuhan in der nachkaiserlichen Zeit. Wir lesen uns in eine vielköpfige Familie, die auf engstem Raum in einer Baracke haust. Als allwissender Ich-Erzähler fungiert Bruder Acht, der mit 2 Wochen im Kindbett verstarb und nun vor der Baracke begraben liegt.
Bruder Acht erzählt uns, er hätte es am Besten getroffen, denn er liegt sicher und warm, während beispielsweise Bruder Sieben nur noch unter dem Bett der Eltern Platz findet und der älteste Bruder nur noch Nachtschichten schiebt, damit er tagsüber im Bett schlafen kann.
Der Vater ist ein Trinker und neigt zu extremer Brutalität. Er prügelt sich regelmäßig an seinem Arbeitsplatz, lässt seine Wut aber auch unkontrolliert an den Kindern aus. Vor allem Bruder Sieben hat unter den Schlägen zu leiden, denn er hat niemanden, der für ihn eintritt. Schon früh muss auch er zum Familieneinkommen beitragen; erst als Müllsammler, später als Gemüsesammler. Doch so erstaunlich es klingt, auch er geht seinen Weg und schafft es sogar am weitesten raus aus der Armut.
Fang Fang's schonungslose Sprache kannte ich schon aus einem anderen Roman, aber auch hier musste ich mich erst wieder daran gewöhnen. Die ersten Kapitel sind etwas verwirrend. Man weiß nicht, wer hier erzählt und warum sich Sieben so verhält. Doch dann wird die Geschichte von hinten aufgerollt und wir bekommen einen genauen Einblick in die prekären Verhältnisse dieser Großfamilie, die nur eine von vielen ist. Vor der Ein-Kind-Politik war man überzeugt, sich nur mit vielen Kindern ein Auskommen im Alter sichern zu können. Ob und wie man die alle Durchbringen soll, darüber hat sich wohl niemand Gedanken gemacht. Hauptsache es gibt Söhne.
Die Landflucht hat sich als problematisch erwiesen und mit Landverschickung wir ihr entgegengesteuert. Das ist Bruder Sieben Chance und die weiß er geschickt zu nützen. Er arbeitet sich hoch, wird Funktionär und dadurch Teil des Staates. Die Anerkennung ist ihm nun sicher.
Mit dem Blick in diese Familie vermittelt uns die Autorin ein kritisches Bild vom Staat China in der Nachkaiserzeit. Sie hat bereits eine Vielzahl an Romanen verfasst, in denen die Armen und Entrechteten eine Stimme bekommen und ich hoffe, dieser Roman findet viele Leser*innen, die sich für das uns so fremde China interessieren.
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