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»Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden, oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage.« Die erste Liebe hat lebenslange Konsequenzen, aber davon hat Paul im Alter von neunzehn keine Ahnung. Mit neunzehn ist er stolz, dass seine Liebe zur verheirateten, fast 30 Jahre älteren Susan den gesellschaftlichen Konventionen ins Gesicht spuckt. Er ist ganz sicher, in Susan die Frau fürs Leben gefunden zu haben, alles andere ist nebensächlich. Erst mit zunehmendem Alter wird Paul klar, dass die Anforderungen, die diese Liebe an ihn stellt...
»Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden, oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage.« Die erste Liebe hat lebenslange Konsequenzen, aber davon hat Paul im Alter von neunzehn keine Ahnung. Mit neunzehn ist er stolz, dass seine Liebe zur verheirateten, fast 30 Jahre älteren Susan den gesellschaftlichen Konventionen ins Gesicht spuckt. Er ist ganz sicher, in Susan die Frau fürs Leben gefunden zu haben, alles andere ist nebensächlich. Erst mit zunehmendem Alter wird Paul klar, dass die Anforderungen, die diese Liebe an ihn stellt, größer sind, als er es jemals für möglich gehalten hätte. »Die einzige Geschichte« ist ein tief bewegender Roman über die Liebe. Nach »Der Lärm der Zeit« und »Vom Ende einer Geschichte« beweist Bestseller-Autor und Man Booker Prize-Träger Julian Barnes aufs Neue, dass er ein Meister im Ausloten menschlicher Abgründe ist.
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Julian Barnes, 1946 in Leicester geboren, arbeitete nach dem Studium moderner Sprachen als Lexikograph, dann als Journalist. Von Barnes, der zahlreiche internationale Literaturpreise erhielt, liegt ein umfangreiches erzählerisches und essayistisches Werk vor, darunter »Flauberts Papagei«, »Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln« und »Lebensstufen«. Für seinen Roman »Vom Ende einer Geschichte« wurde er mit dem Man Booker Prize ausgezeichnet. Julian Barnes lebt in London. Gertraude Krueger, geboren 1949, lebt als freie Übersetzerin in Berlin. Zu ihren Übersetzungen gehören u.a. Sketche der Monty-Python-Truppe und Werke von Julian Barnes, Alice Walker, Valerie Wilson Wesley, Jhumpa Lahiri und E.L. Doctorow.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch GmbH
- Seitenzahl: 304
- Erscheinungstermin: 14. Februar 2019
- Deutsch
- ISBN-13: 9783462319408
- Artikelnr.: 54492333
Perlentaucher-Notiz zur FAS-Rezension
Rezensent Paul Ingendaay widmet Julian Barnes' neuem Roman eine sehr umsichtige Besprechung, die von ihm ausgemachten Stärken und Schwächen des Buches fein herausarbeitend. Der Kritiker liest die Geschichte um einen jungen Mann, der sich in eine dreißig Jahre ältere, verheiratete und von ihrem Mann geschlagene Trinkerin verliebt und mit dieser bis zu ihrer Demenz-Erkrankung zusammenlebt, vor dem Hintergrund dessen, was Javier Marias einst als "literarisches Denken" bezeichnete: Eine fiktionale Versuchsanordnung, die sich nicht in Philosophie, sondern im Spiel auflöst, erklärt Ingendaay. Und so scheint ihm der in drei Teile geordnete Roman zunächst wie ein kluger, gelegentlich etwas "blutleerer" Essay, der spätestens dann an Fahrt aufnimmt, wenn Barnes seinen angenehm durchschnittlichen Helden zum selbstbefragenden Lebensrückblick führt, dabei auf Zynismus und Sentimentalitäten verzichtet und den Leser tief in die Seele des Mannes blicken lässt. Was andere Kritiker als "deprimierend" bezeichnen mögen, findet Ingendaay im besten Sinne "furchtlos".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Es geschieht mit Herz und Kopf zugleich
Julian Barnes' "Die einzige Geschichte"
Als Mann von Mitte dreißig fand der spanische Schriftsteller Javier Marías, Jahrgang 1951, seinen Stil oder das, was man nach seinem Bestseller "Mein Herz so weiß" recht passend den "Marías-Sound" genannt hat. Er fand ihn mit einem kleinen Buch, das sein fünfter Roman war und bis heute sein kürzester geblieben ist: "Der Gefühlsmensch" (1986). Darin wird, wie der Autor im Nachwort schreibt, die Liebe des Helden zu einer verheirateten Frau nicht eigentlich erlebt, sondern aus einem gewissen Abstand imaginiert und erinnert, und das verändert den ganzen Roman. Statt der Schilderung einer Liebesgeschichte lesen wir von ihrer Nachbearbeitung
Julian Barnes' "Die einzige Geschichte"
Als Mann von Mitte dreißig fand der spanische Schriftsteller Javier Marías, Jahrgang 1951, seinen Stil oder das, was man nach seinem Bestseller "Mein Herz so weiß" recht passend den "Marías-Sound" genannt hat. Er fand ihn mit einem kleinen Buch, das sein fünfter Roman war und bis heute sein kürzester geblieben ist: "Der Gefühlsmensch" (1986). Darin wird, wie der Autor im Nachwort schreibt, die Liebe des Helden zu einer verheirateten Frau nicht eigentlich erlebt, sondern aus einem gewissen Abstand imaginiert und erinnert, und das verändert den ganzen Roman. Statt der Schilderung einer Liebesgeschichte lesen wir von ihrer Nachbearbeitung
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und den Spuren ihrer Ablagerung im Kopf des Protagonisten. Dass es der Kopf ist, nicht das "Herz", ist in diesem Fall eine bewusste Einschränkung; denn der Stil des Ich-Erzählers, eines Operntenors, ist von solch analytischer Kälte, dass man am Ende nur noch Mitleid mit dem betrogenen Ehemann hat.
Auch in "Die einzige Geschichte", dem neuen, von Gertraude Krueger gewohnt klangvoll übersetzten Roman des Engländers Julian Barnes, wird die Liebe vor allem erinnert, gedeutet und im Bewusstsein des Helden nachbearbeitet, und um es sofort zu sagen: Es geschieht mit Herz und Kopf zugleich, obwohl man sich am Ende fragen könnte, was das heißen soll. So zum Beispiel klingt Paul Roberts, neunzehn Jahre alt, Einzelkind, solide Mittelklasse, zu Beginn seiner Liebesgeschichte: "Ich muss Ihnen von ihren Zähnen erzählen. Also, von zweien jedenfalls. Den oberen mittleren Schneidezähnen. Sie nannte sie ihre ,Karnickelzähne', weil sie vielleicht einen Millimeter länger waren, als es dem exakten landesweiten Durchschnitt entsprach; aber dadurch waren sie für mich etwas ganz Besonderes. Ich tippte gern leicht mit dem Mittelfinger daran, um mich zu vergewissern, dass sie noch da und sicher aufgehoben waren, so wie sie auch."
Diese Schilderung steht im ersten von drei Teilen, die man mit Liebe, Verhängnis und Nachspiel überschreiben könnte. Nur dass dieses Liebespaar noch eine andere Besonderheit vorweisen kann: Susan Macleod, die Freundin des Neunzehnjährigen, der noch zu Hause wohnt, ist nicht nur verheiratet, sondern fast dreißig Jahre älter als er.
Julian Barnes macht nur ein Skandälchen daraus. Die beiden Liebenden, früher gemischtes Doppel, werden aus dem örtlichen Tennisklub ausgeschlossen. In einem Mix aus Prosaskizze und kokett ausgestellter Essayistik ("Die Zeit, der Ort, das soziale Milieu? Ich weiß nicht, ob das in Geschichten über die Liebe wichtig ist") huscht der Autor über diese ungewöhnliche Konstellation in einem bürgerlichen Londoner Vorort der sechziger Jahre hinweg, beschreibt kaum die Eltern des Jungen, erledigt auch sein sonstiges Umfeld mit ein paar Strichen ("Alle fanden meine Beziehung zu Susan ganz wunderbar"), und nur aus kleinen, sorgfältig plazierten Andeutungen auf das Kommende lässt sich schließen, dass da noch ein dickes Ende wartet. Teil eins ist clever, pointiert, manchmal etwas blutleer und - die Gefahr guter Essayisten - hin und wieder von gesuchter Witzigkeit.
Die Heldin ergibt unterdessen bestenfalls ein unscharfes Foto. Außer von Susans mittleren Schneidezähnen und ihrem weißen Tennisdress "mit grüner Borte und einer Reihe grüner Knöpfe vorne am Oberteil" erfahren wir über die Frau nämlich so gut wie nichts. Und nicht etwa, weil sie sexuell ahnungslos wäre - was sie in gut britischer Manier der Jahrhundertmitte nun einmal ist, fast so sehr wie ihr junger Freund. Sie wird einfach nicht lebendig, geschweige denn erinnerungswürdig. Komisch, hat sich zumindest dieser Leser gesagt, was für langweilige Leute sich die Liebe so aussucht.
Natürlich steckt bei einem Literaten wie Julian Barnes Kalkül dahinter. Das macht es bei der Lektüre des ersten Teils aber nicht besser, weil auch Paul eine ziemlich graue Nummer ist. Soll ich ihm wirklich glauben, dass er sich nicht daran erinnert, wie der einzige Kurzurlaub mit der Geliebten an einem englischen Badeort verlaufen ist, dass er vergessen haben will, ob sie sich eine Wohnung genommen haben oder ein Hotel? Was ist denn das für ein Typ? Ein Automat ohne Augen? Susan hat immerhin einen saufenden Ehemann, der sie schlägt, und zwei unangenehme Töchter, also eine Art vorzeigbares episches Schicksal. Das merkt man sich. Dennoch. Gutes Erzählen sieht anders aus.
Ich will nicht vorgeben, ich sei nicht gewarnt gewesen. Barnes sagt es ja in den allerersten Sätzen des Romans: "Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage." Mit anderen Worten: Dies wird die Auseinandersetzung eines Erzählers mit sich selbst, der hinter ihm liegenden Liebe und der eigenen Erinnerung. Ein alter Mann schaut auf den jungen Mann zurück, der er war, um zu verstehen, wie alles kam - ob es so kommen musste oder ob es nicht auch andere Wege gegeben hätte.
Die eigentlichen Stärken von Julian Barnes zeigen sich im zweiten Teil des Romans, dann nämlich, wenn die Handlung im Wesentlichen erledigt ist und er sich darauf konzentrieren kann, worauf es ihm ankommt: über seine Figuren nachzudenken. Pensamiento literario hat der Spanier Javier Marías das einmal genannt, literarisches Denken - eine Reflexion, die sich nicht trocken in Gang setzen lässt, weil sie dann Philosophie, Ethik oder Ratgeberprosa wäre, sondern die sich erst durch eine Spielhandlung, gleichsam eine Versuchsanordnung in der Fiktion, auf Betriebstemperatur bringt. Und jetzt, wo über die "Geschichte" eigentlich schon das meiste gesagt ist, nähert sich der sichtlich reifer gewordene Ich-Erzähler der Zeit, als seine Freundin im Alkohol versank.
Hier gelingt Julian Barnes das wohl größte Kunststück des Romans: seinen Helden zu einer permanenten, nicht abschließbaren Selbstbefragung zu treiben, ohne dass es jemals muffelig, verheult oder zynisch klingen würde. Seine Freundin Susan - ein Missbrauchsopfer ihres fürchterlichen Mannes, aber auch ein Spielball ihrer banalen Umstände - entgleitet dem Erzähler, versackt im Suff, wird unerreichbar, und Barnes findet dafür einen großartigen Stil. Er wechselt von der Ich- in die Du-Perspektive, er holt den Leser mit ins Boot, aber nicht aus Gründen der Selbstrechtfertigung, sondern weil er sich die Mechanismen der Menschenseele möglichst genau vor Augen führen will: wer die Trinkerin für sich selbst ist; wer die Trinkerin für ihren Partner ist; wie beide, die Trinkerin und ihr Partner, am Ende versagen, und zwar aneinander, miteinander und gegeneinander. Plötzlich wird Susans Missbrauchsvergangenheit eine Last, die auch ein verzweifelt Liebender nicht mehr tragen kann: "Du erkennst, dass sie, selbst wenn sie so ein freier Geist ist, wie du immer angenommen hast, auch ein beschädigter freier Geist ist. Du begreifst, dass dem ein Gefühl der Scham zugrunde liegt. Der persönlichen Scham und der gesellschaftlichen Scham."
Teil drei des Romans, der kürzeste, handelt vom Lebensrest, der schon mit dreißig beginnt, von einem noch gar nicht so alten Mann, der seine demente Freundin "abgegeben" hat und zu erschöpft ist, sich deswegen Vorwürfe zu machen. Sein "Herz": für immer verhärtet. Zu lernen ist nichts, weil jeder nur ein Leben hat. Eines würde ich Paul vorwerfen: dass er Susans künstlichen Vorderzähnen (weil ihr Mann ihr die "Karnickelzähne" ausgeschlagen hat) keinen Zauber mehr entlocken kann. So einer ist er nun einmal. Ein ziemlich durchschnittlicher Typ, kein Held. Wie so viele von uns. Manche Leser des Romans haben betont, der letzte Teil sei deprimierend, irgendwie zu viel, um sich danach wohl zu fühlen. Ich würde ihn furchtlos nennen.
PAUL INGENDAAY
Julian Barnes: "Die einzige Geschichte". Roman. Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. Kiepenheuer & Witsch, 304 Seiten, 22 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Auch in "Die einzige Geschichte", dem neuen, von Gertraude Krueger gewohnt klangvoll übersetzten Roman des Engländers Julian Barnes, wird die Liebe vor allem erinnert, gedeutet und im Bewusstsein des Helden nachbearbeitet, und um es sofort zu sagen: Es geschieht mit Herz und Kopf zugleich, obwohl man sich am Ende fragen könnte, was das heißen soll. So zum Beispiel klingt Paul Roberts, neunzehn Jahre alt, Einzelkind, solide Mittelklasse, zu Beginn seiner Liebesgeschichte: "Ich muss Ihnen von ihren Zähnen erzählen. Also, von zweien jedenfalls. Den oberen mittleren Schneidezähnen. Sie nannte sie ihre ,Karnickelzähne', weil sie vielleicht einen Millimeter länger waren, als es dem exakten landesweiten Durchschnitt entsprach; aber dadurch waren sie für mich etwas ganz Besonderes. Ich tippte gern leicht mit dem Mittelfinger daran, um mich zu vergewissern, dass sie noch da und sicher aufgehoben waren, so wie sie auch."
Diese Schilderung steht im ersten von drei Teilen, die man mit Liebe, Verhängnis und Nachspiel überschreiben könnte. Nur dass dieses Liebespaar noch eine andere Besonderheit vorweisen kann: Susan Macleod, die Freundin des Neunzehnjährigen, der noch zu Hause wohnt, ist nicht nur verheiratet, sondern fast dreißig Jahre älter als er.
Julian Barnes macht nur ein Skandälchen daraus. Die beiden Liebenden, früher gemischtes Doppel, werden aus dem örtlichen Tennisklub ausgeschlossen. In einem Mix aus Prosaskizze und kokett ausgestellter Essayistik ("Die Zeit, der Ort, das soziale Milieu? Ich weiß nicht, ob das in Geschichten über die Liebe wichtig ist") huscht der Autor über diese ungewöhnliche Konstellation in einem bürgerlichen Londoner Vorort der sechziger Jahre hinweg, beschreibt kaum die Eltern des Jungen, erledigt auch sein sonstiges Umfeld mit ein paar Strichen ("Alle fanden meine Beziehung zu Susan ganz wunderbar"), und nur aus kleinen, sorgfältig plazierten Andeutungen auf das Kommende lässt sich schließen, dass da noch ein dickes Ende wartet. Teil eins ist clever, pointiert, manchmal etwas blutleer und - die Gefahr guter Essayisten - hin und wieder von gesuchter Witzigkeit.
Die Heldin ergibt unterdessen bestenfalls ein unscharfes Foto. Außer von Susans mittleren Schneidezähnen und ihrem weißen Tennisdress "mit grüner Borte und einer Reihe grüner Knöpfe vorne am Oberteil" erfahren wir über die Frau nämlich so gut wie nichts. Und nicht etwa, weil sie sexuell ahnungslos wäre - was sie in gut britischer Manier der Jahrhundertmitte nun einmal ist, fast so sehr wie ihr junger Freund. Sie wird einfach nicht lebendig, geschweige denn erinnerungswürdig. Komisch, hat sich zumindest dieser Leser gesagt, was für langweilige Leute sich die Liebe so aussucht.
Natürlich steckt bei einem Literaten wie Julian Barnes Kalkül dahinter. Das macht es bei der Lektüre des ersten Teils aber nicht besser, weil auch Paul eine ziemlich graue Nummer ist. Soll ich ihm wirklich glauben, dass er sich nicht daran erinnert, wie der einzige Kurzurlaub mit der Geliebten an einem englischen Badeort verlaufen ist, dass er vergessen haben will, ob sie sich eine Wohnung genommen haben oder ein Hotel? Was ist denn das für ein Typ? Ein Automat ohne Augen? Susan hat immerhin einen saufenden Ehemann, der sie schlägt, und zwei unangenehme Töchter, also eine Art vorzeigbares episches Schicksal. Das merkt man sich. Dennoch. Gutes Erzählen sieht anders aus.
Ich will nicht vorgeben, ich sei nicht gewarnt gewesen. Barnes sagt es ja in den allerersten Sätzen des Romans: "Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Das ist, glaube ich, am Ende die einzig wahre Frage." Mit anderen Worten: Dies wird die Auseinandersetzung eines Erzählers mit sich selbst, der hinter ihm liegenden Liebe und der eigenen Erinnerung. Ein alter Mann schaut auf den jungen Mann zurück, der er war, um zu verstehen, wie alles kam - ob es so kommen musste oder ob es nicht auch andere Wege gegeben hätte.
Die eigentlichen Stärken von Julian Barnes zeigen sich im zweiten Teil des Romans, dann nämlich, wenn die Handlung im Wesentlichen erledigt ist und er sich darauf konzentrieren kann, worauf es ihm ankommt: über seine Figuren nachzudenken. Pensamiento literario hat der Spanier Javier Marías das einmal genannt, literarisches Denken - eine Reflexion, die sich nicht trocken in Gang setzen lässt, weil sie dann Philosophie, Ethik oder Ratgeberprosa wäre, sondern die sich erst durch eine Spielhandlung, gleichsam eine Versuchsanordnung in der Fiktion, auf Betriebstemperatur bringt. Und jetzt, wo über die "Geschichte" eigentlich schon das meiste gesagt ist, nähert sich der sichtlich reifer gewordene Ich-Erzähler der Zeit, als seine Freundin im Alkohol versank.
Hier gelingt Julian Barnes das wohl größte Kunststück des Romans: seinen Helden zu einer permanenten, nicht abschließbaren Selbstbefragung zu treiben, ohne dass es jemals muffelig, verheult oder zynisch klingen würde. Seine Freundin Susan - ein Missbrauchsopfer ihres fürchterlichen Mannes, aber auch ein Spielball ihrer banalen Umstände - entgleitet dem Erzähler, versackt im Suff, wird unerreichbar, und Barnes findet dafür einen großartigen Stil. Er wechselt von der Ich- in die Du-Perspektive, er holt den Leser mit ins Boot, aber nicht aus Gründen der Selbstrechtfertigung, sondern weil er sich die Mechanismen der Menschenseele möglichst genau vor Augen führen will: wer die Trinkerin für sich selbst ist; wer die Trinkerin für ihren Partner ist; wie beide, die Trinkerin und ihr Partner, am Ende versagen, und zwar aneinander, miteinander und gegeneinander. Plötzlich wird Susans Missbrauchsvergangenheit eine Last, die auch ein verzweifelt Liebender nicht mehr tragen kann: "Du erkennst, dass sie, selbst wenn sie so ein freier Geist ist, wie du immer angenommen hast, auch ein beschädigter freier Geist ist. Du begreifst, dass dem ein Gefühl der Scham zugrunde liegt. Der persönlichen Scham und der gesellschaftlichen Scham."
Teil drei des Romans, der kürzeste, handelt vom Lebensrest, der schon mit dreißig beginnt, von einem noch gar nicht so alten Mann, der seine demente Freundin "abgegeben" hat und zu erschöpft ist, sich deswegen Vorwürfe zu machen. Sein "Herz": für immer verhärtet. Zu lernen ist nichts, weil jeder nur ein Leben hat. Eines würde ich Paul vorwerfen: dass er Susans künstlichen Vorderzähnen (weil ihr Mann ihr die "Karnickelzähne" ausgeschlagen hat) keinen Zauber mehr entlocken kann. So einer ist er nun einmal. Ein ziemlich durchschnittlicher Typ, kein Held. Wie so viele von uns. Manche Leser des Romans haben betont, der letzte Teil sei deprimierend, irgendwie zu viel, um sich danach wohl zu fühlen. Ich würde ihn furchtlos nennen.
PAUL INGENDAAY
Julian Barnes: "Die einzige Geschichte". Roman. Aus dem Englischen von Gertraude Krueger. Kiepenheuer & Witsch, 304 Seiten, 22 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein schmerzhaft ehrlicher Roman über die Liebe mit einem erfrischend reflektierten Ich-Erzähler.« Claudia Harhammer Schnüss Stadtmagazin Bonn 20200427
»Lest das. Es wird Euch ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Es wird Euch zum Weinen bringen. So ein berührender Roman. So menschlich, so zerbrechlich, so liebevoll, so wunderbar. Lest es. Ich habe es gestern gekauft und bis zum Schluss nicht aus der Hand legen können.« Igor Levit, Twitter
Gebundenes Buch
Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben - Für den neunzehnjährigen Paul ist es auf jeden Fall so: er lernt Susan, die weit mehr als doppelt so alt und deren Töchter älter als er sind, im Tennisclub kennen. Mit einer frappierenden Selbstverständlichkeit und Klarheit, ganz …
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Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben - Für den neunzehnjährigen Paul ist es auf jeden Fall so: er lernt Susan, die weit mehr als doppelt so alt und deren Töchter älter als er sind, im Tennisclub kennen. Mit einer frappierenden Selbstverständlichkeit und Klarheit, ganz natürlich also, wird aus ihnen beiden ein Paar. Monatelang geht Paul bei ihr zu Hause ein und aus, wohnt quasi mit ihr und ihrer Familie. Aus seiner Sicht bleibt ihrer beider Beziehung für die anderen unbemerkt.
Bis beide - genau aus diesem "anstößigen" Grund aus dem Tennisclub geworfen werden und schon bald gemeinsam nach London ziehen. Eine Liebe, die von beiden trotz äußerer Anfeindungen über lange Zeit nicht in Frage gestellt wird - obwohl Susan durchgehend einen recht engen Kontakt zu ihrer anderen, ihrer "alten" Familie hält.
Paul bewundert sie, wohl auch deswegen, weil sie ihn von Beginn an für voll nimmt, ihm vertraut. Er antwortet auf seine eigene Weise, indem er Verantwortung für sie übernimmt, auch dann als es einen Bruch gibt, er sie nicht mehr vorbehaltlos lieben und bewundern kann. Denn Susan trinkt. Nicht nur ein bisschen und gelegentlich und es ist auch klar warum: sie hat es in ihrer Ehe mit Gordon nicht leicht gehabt.
Es kommt, wie es kommen muss: Paul löst sich aus der Beziehung. Doch die Verantwortung, die er empfindet, bleibt - zu einem gewissen Teil.
Ein Buch in drei Teilen, die sich extrem voneinander unterscheiden: zunächst ist es Leichtigkeit und vor allem Unschuld, die vor allem aus Paul spricht, gefolgt von Zerrissenheit, Anspannung und Ohnmacht, zuletzt ist es dann der Paul, der alles überstanden hat, ein Überlebender quasi, der zurückblickt. In einer eher philosophischen Betrachtung auf sein Miteinander und sein Auseinander mit Susan schaut, über sein Leben und dessen Sinn resümiert.
Dieser dritte Teil war es, mit dem ich am wenigsten zurecht kam, irgendwie hätte ich ihn nicht gebraucht, wenn man das so schreiben darf. Ich hätte lieber meine eigenen Gedanken wandern lassen und dem Buch ein wenig mehr Aktion gegönnt, aber Barnes ist dafür nicht der richtige Autor. Und natürlich richte ich als Leserin mich danach und stelle fest, dass dies für Barnes durchaus ein bereits recht aktionsreiches Buch ist. Eines, in dem verschiedene Stimmungen und Atmosphären, verschiedene emotionale Stationen im Leben nicht nur von Paul, sondern auch von Susan und im weitesten Sinne auch von ihrer Familie dargelegt werden.
Überhaupt kein sperriges, aber andererseits auch kein ganz einfaches Buch - man muss bereit dafür sein und die ein oder andere Konvention ad acta legen!
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Gebundenes Buch
Leidenschaft, Absturz, Rückbesinnung
In dem neuen Roman «Die einzige Geschichte» von Julian Barnes findet sich ein Motiv wieder, welches schon in «Vom Ende einer Geschichte» für Spannung gesorgt hat, die Liebe zwischen einem jungen Mann und einer Frau, die seine …
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Leidenschaft, Absturz, Rückbesinnung
In dem neuen Roman «Die einzige Geschichte» von Julian Barnes findet sich ein Motiv wieder, welches schon in «Vom Ende einer Geschichte» für Spannung gesorgt hat, die Liebe zwischen einem jungen Mann und einer Frau, die seine Mutter sein könnte. Hier im Roman zudem auch noch eine Amour fou mit den erwartbaren Folgen für beide, die jedoch nur als Vehikel dient für einen melancholischen Rückblick dieses Mannes auf sein Leben. Womit sich auch der etwas kryptische Romantitel erklärt, denn das Leben des Erzählers stand nun mal völlig unter dem Stern einer einzigen, wahren Liebe, die sein Leben geprägt hat.
Julian Barnes stellt seinem dreiteiligen Roman augenzwinkernd eine Definition Samuel Johnsons von 1755 voraus: «Roman: Eine kleine Geschichte, zumeist über die Liebe». Im ersten Teil berichtet der Protagonist als Ich-Erzähler davon, wie er in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts als bindungsarmer junger Mann mit neunzehn Jahren von seinen Eltern zum Eintritt in den Tennisclub gedrängt wurde. Sie erhofften sich, Paul würde dort ein nettes Mädchen zum Heiraten finden. Finden aber tut er stattdessen Susan, seine nette Partnerin im Mixed, in die er sich Hals über Kopf verliebt, eine attraktive Frau Ende vierzig, verheiratet, mit zwei erwachsenen Töchtern. Für ihn, daran zweifelt er keine Sekunde, die Frau fürs Leben. Beide sind erstaunlicher Weise sexuell völlig unerfahren, denn Paul war bisher erst einmal mit einem Mädchen im Bett, und Susans Ehemann war für sie der erste und einzige Liebhaber. Seit der Geburt der jüngsten Tochter hat das Ehepaar keinen sexuellen Kontakt mehr gehabt, sie leben in getrennten Schlafzimmern. Das altersmäßig so ungleiche Paar erlebt nun eine sexuell erfüllte, rauschhafte Liebe, die in dem kleinen Vorort von London schnell als Verstoß gegen die Konventionen geahndet wird, indem man sie aus dem örtlichen Tennisclub ausschließt, - was einer öffentlichen, gesellschaftlichen Ächtung gleichkommt. Schließlich verlässt Susan ihren Mann und zieht in der Londoner City mit Paul zusammen, sie kauft dort ein kleines, bescheidenes Häuschen, in dem die beiden glücklich miteinander leben.
Im zweiten Teil trübt sich das Glück, als Paul entdeckt, dass Susan eine Trinkerin geworden ist. Der Erzähl-Modus wechselt in die Du-Form und bezieht den Leser dadurch sehr unmittelbar mit ein in die Gedankengänge des Helden. Er sucht Rat bei der lebensklugen besten Freundin von Susan, gibt sich alle Mühe, mit Susans Alkoholsucht umzugehen, kann aber das Abrutschen in den Sumpf des Alkoholismus nicht abwenden, der schließlich zur Demenz führt. Im letzten Teil des Romans werden in der mehr distanzierten dritten Person die Jahre nach der Trennung erzählt, in denen sich der lebenslang alleinlebende, alternde Paul zwar immer noch fest an Susan gebunden fühlt, die er aber in der Psychiatrie «abgegeben» hat und die ihn schon lange nicht mehr erkennt. Julian Barnes breitet all die Gedanken vor dem Leser aus, die ihm zum Thema Liebe und Lebenssinn wichtig erscheinen, eine philosophische Tour d’Horizon geradezu. Die Romanform wechselt dabei zunehmend von der eher kontemplativen zur essayistischen Erzählweise, die dann furchtlos abtaucht in ungeahnte seelische Tiefen, ohne unmittelbaren Bezug mehr zum eigentlichen Thema zu haben, der einzigartigen, tragischen Liebesgeschichte von zwei in jeder Hinsicht durchschnittlichen Menschen.
Wie immer bei Julian Barnes ist sein dreiteiliger Roman um Leidenschaft, Absturz und Rückbesinnung raffiniert aufgebaut und glänzend erzählt, hier allerdings in einem analytisch unterkühlten, gleichwohl aber recht sentimentalen Stil. Die Protagonisten bleiben ziemlich blutleer, graue Figuren ohne Kontur, - Kalkül vermutlich, um erzählerisch Abstand zu gewinnen von ihnen. Denn mit der Frage «Würden Sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden?» wird klar, worum es dem Autor im Grunde wirklich geht.
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Gebundenes Buch
Ruhig erzählt, oft interessant, aber auch traurig
Von Julian Barnes wollte ich schon lange ein Buch lesen. Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit dazu und las „Die einzige Geschichte“.
Worum geht es in dem Buch?
Der Ich-Erzähler Paul ist Student, 19 Jahre alt. …
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Ruhig erzählt, oft interessant, aber auch traurig
Von Julian Barnes wollte ich schon lange ein Buch lesen. Vor einigen Wochen hatte ich die Gelegenheit dazu und las „Die einzige Geschichte“.
Worum geht es in dem Buch?
Der Ich-Erzähler Paul ist Student, 19 Jahre alt. Beim Tennisspielen verliebt er sich in Susan McLeod, 48 Jahre alt. Die beiden beginnen eine Partnerschaft miteinander.
Pauls Eltern sind nicht begeistert über diese Beziehung, und der Tennisclub schließt Paul und Susan irgendwann aus.
Susan ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihr Mann zeigt sich ihr gegenüber immer wieder gewalttätig. Er trinkt und schlägt Susan und zwingt sie immer wieder, Alkohol zu trinken. Das führt dazu, dass sie Alkohol hasst.
In London kann sie ein Haus kaufen und zieht mit Paul dort ein. Nun scheint Normalität in Susans Leben einzukehren – aber so ist es nicht. Auf einmal verfällt Susan dem Alkohol, sie trinkt Hochprozentiges und versucht, das vor Paul zu verheimlichen. Paul hat unterdessen sein Jurastudium beendet, er kommt ihr auf die Schliche, versucht, ihr zu helfen – aber die Situation scheint ihm zu entgleiten….
Meine Meinung:
Die Geschichte spielt in den 1960er-Jahren in Großbritannien.
Am Anfang fiel es mir schwer, in die Handlung des Buches hineinzufinden. Über Tennisspielen mochte ich nichts lesen – und über die Beziehung eines jungen Mannes mit einer wesentlich älteren Frau auch nicht.
Aber irgendwann begann das Buch, interessant zu werden, mich beim Lesen zu halten. Ich mag den Schreibstil von Julian Barnes, er ist ruhig, ohne ordinäre Ausdrücke.
Interessant ist das Buch durch seine Handlung. Es schockiert mich, wie McLeod mit Susan umgeht – und es interessiert mich auf einmal doch, wie die Beziehung zwischen Susan und Paul weitergeht.
Paul wird verzweifelt, als Susan alkoholabhängig wird – dadurch passieren ihr auch Sachen, die nicht passieren sollen. Je verzweifelter Paul wird, desto spricht der Autor direkt mit ihm. Die Geschichte wird also nicht mehr aus der Ich-Perspektive, sondern aus der Du-Perspektive erzählt. Das finde ich außergewöhnlich.
Der letzte Teil des Buches wird aus der auktorialen Erzählperspektive erzählt. Ich finde diesen letzten Teil ziemlich deprimierend.
Manchmal wird – durch philosophische Betrachtungen – die Handlung ziemlich in die Länge gezogen. Manche dieser Betrachtungen fand ich gut, andere zu langatmig.
Mein Fazit:
Das Buch „Die einzige Geschichte“ ist ein ruhig erzählter Roman, nicht spektakulär, immer wieder interessant. Die philosophischen, eingestreuten Gedanken ziehen das Buch teilweise in die Länge.
Ich vergebe vier Sterne und empfehle das Buch weiter.
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Gebundenes Buch
Barnes muss man lieben und verstehen. Erst wenn die letzte Seite gelesen ist, erfasst man die ganze Reichweite der Geschichte, die Zusammenhänge und die Essencs. Er serviert keine Geschichte, er beschreibt und lässt die Leser mit Ihrem eigene Empfinden mit dem Erzählten zurück. …
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Barnes muss man lieben und verstehen. Erst wenn die letzte Seite gelesen ist, erfasst man die ganze Reichweite der Geschichte, die Zusammenhänge und die Essencs. Er serviert keine Geschichte, er beschreibt und lässt die Leser mit Ihrem eigene Empfinden mit dem Erzählten zurück. So auch in diesem Buch. Paul, ein lebensfroher 19 Jähriger, verliebt sich im Tennisclub des heimatlichen Dorfes in Susan. Lange wird die Beziehung geheim gelebt, denn Susan ist über 40 Jahre alt, Mutter zweier erwachsenen Kinder und verheiratet. Entgegen aller Konventionen, wagen Sie den Schritt, das Dorf zu verlassen und ein gemeinsames Leben in der Großstadt zu führen. Im laufe der Zeit wird die Diskrepanz jedoch immer größer zwischen dem Paar. Während Paul studiert, Freunde und Studienkollegen hat, eine berufliche Perspektive entwickelt, gerät Susan immer mehr in eine Perspektivlosigkeit. Ihr Platz in der sicheren Ehe und im Dorf hat sie verloren, einen neuen Platz gibt es für sie nicht. Für die Freunde Pauls zu alt, ohne berufliche Perspektive und ohne Freund, sucht sie Ihren Platz, denn sie nicht finden kann. Der Preis den Susan für Ihre Liebe zu Paul zahlt ist hoch, zu hoch- Paul hingegen stehen alle Möglichkeiten offen, auch neue Frauen kennen zu lernen und sein Leben zu gestalten. Und vielleicht erkennt er deshalb nicht, dass Susan schon lange keinen Platz mehr findet und in eine andere Welt entgleitet. War der Weg für beide der richtige Weg oder wäre es für Susan uns Paul besser gewesen Ihre Liebe nicht zu wagen? lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Diese Frage nimmt man von Barnes nach diesem Buch mit und darf sich noch lange nach dem letzten kapitel selbst fragen, wie man sie für sich beantworten würden....wenn man es denn kann! Ein sehr gutes Buch und wie immer bei Barnes: Fein erzählt!
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Gebundenes Buch
Die Liebesgeschichte des 19jährigen Paul mit der knapp 30 Jahre älteren verheirateten Susan - man glaubt zu wissen, was da kommt. Doch diese Geschichte entwickelt sich völlig anders als es die Meisten sich vielleicht zu Beginn vorstellten.
Paul erzählt im Rückblick von …
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Die Liebesgeschichte des 19jährigen Paul mit der knapp 30 Jahre älteren verheirateten Susan - man glaubt zu wissen, was da kommt. Doch diese Geschichte entwickelt sich völlig anders als es die Meisten sich vielleicht zu Beginn vorstellten.
Paul erzählt im Rückblick von dieser unkonventionelle Beziehung, die ihr eher verklemmtes Umfeld in einem bürgerlichen Vorort Londons vor ca. 50 Jahren natürlich schockierte, obwohl sich beide vergleichsweise diskret verhielten. Nach zwei, drei Jahren ergreifen die Beiden die Konsequenzen und ziehen weg und zusammen - ein Happy End könnte man meinen.
Doch was im zweiten Teil folgt, ist ein Liebesdrama, für das Beide nicht wirklich verantwortlich zu machen sind. Susan ist gezeichnet von der Vergangenheit ihrer Ehe und Paul ist mit seinen etwas mehr als 20 Jahren schlicht nicht in der Lage, ihr aus ihrer Not herauszuhelfen. Ihre Liebe füreinander ist aufrichtig, doch für Beide sehr schmerzhaft. Paul lässt das Vergangene Revue passieren ohne zu beschönigen und fragt sich gleichzeitig, was falsch gelaufen ist; weshalb die Liebe nicht stark genug war, mit allem fertig zu werden.
Die letzten 70 Seiten erzählen von seinem Leben nach Susan und insbesondere, wie er nun mit der Liebe umging. Ein melancholischer Abschluss, denn die Erfahrungen seiner ersten Liebe haben ihn fürs Leben geprägt und ihn seine Unbeschwertheit verlieren lassen.
Auch wenn die Lektüre einen eher traurig gestimmt zurücklässt, lohnt sich das Lesen. Denn es ist kein Buch gegen die Liebe, sondern zeigt lediglich auf, welche Facetten diese auch haben kann, wenn das Leben einem nicht so wohlgesinnt ist. Das Ganze natürlich in der wunderbaren Sprache Julian Barnes, die so leicht daherkommt, als wäre diese Geschichte an einem schönen Sommernachmittag einfach so nebenbei niedergeschrieben worden. Schön und traurig zugleich - das muss man erst mal hinbekommen.
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Gebundenes Buch
Omnia vincit amor – oder doch nicht?
Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
Ich fand vor allem die Leseprobe des Buches sehr vielversprechend, sie machte ich neugierig, was Paul so erleben wird.
Cover:
Mich hat irgendwie der durchgestrichene Text des Covers irritiert. Ich …
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Omnia vincit amor – oder doch nicht?
Warum habe ich mich für das Buch entschieden?
Ich fand vor allem die Leseprobe des Buches sehr vielversprechend, sie machte ich neugierig, was Paul so erleben wird.
Cover:
Mich hat irgendwie der durchgestrichene Text des Covers irritiert. Ich musste erst zweimal hinsehen, um zu kapieren, dass es identisch der gleiche Text ist nur nicht handgeschrieben. Ich finde es zwar schön, dass es nicht mit Bildern oder ähnlichem überladen ist, aber mir fehlte hinten der Klappentext (auch wenn das Zitat vom Buchbeginn sehr schön ist).
Handlung und Thematik:
Die Handlung beginnt gemächlich aber dennoch nicht uninteressant. Im Mittelteil nimmt sie so richtig Fahrt auf. Im letzten Drittel ist leider nur noch wenig Neues dabei, sondern ein Großteil nur noch Wiederholungen und kritische Gedanken. Besonders im zweiten Drittel stellte Julian Barnes gut dar, dass man in der Liebe nicht immer nur profitiert und vor allem, dass es schwierige Zeiten geben kann. Es regte auf alle Fälle zum Denken an, dass nicht immer das kurzfristige Liebesvergnügen die gesamte Zukunft bestimmen sollte.
Charaktere:
Paul ist fast das ganze Buch über sehr naiv und jugendlich. Ohne an Konsequenzen zu denken setzt er immer nur seinen Willen durch. Als er im Mittelteil Opfer für Susan gebracht hat, hatte er kurz meine Anerkennung. Leider verlor sich das ganze wieder.
Susan passte gut zu Paul. Auch sie wirkte jugendlich und naiv, ja fast schon unreif für ihr Alter. Dadurch, dass Gordon ihr erster und einziger Mann war, war klar, dass sie nochmal etwas erleben musste. Leider wurde ich nicht wirklich warm mit ihr. Sie wirkte oft zornig und gefühlskalt.
Schreibstil:
Ich fand es großartig, wie das Buch begann! Das Buch begann in der ersten Person Singular, also direkt Pauls Ich-Perspektive, in der er sogar den Leser direkt ansprach. Man konnte sich super hineinversetzen und wurde mitgerissen. Ca. ab Seite 150 änderte sich der Erzählstil in die zweite Person Singular, was mich schon ein bisschen störte, da es besonders auffällig war und ich mich im Lesefluss gestört gefühlt habe. Ich konnte keine Verbindung mehr zu Paul empfinden, was es schwieriger machte, da mir der Charakter auch nicht so sympathisch war. Als dann im hinteren Drittel die Perspektive noch in die dritte Person Singular wechselte und auch die Handlung nur noch aus Wiederholungen und kritischen Gedanken dazu bestand, verging mein Lesevergnügen völlig. Ich hätte mir eine größere Ausarbeitung des Mittelteils gewünscht, das Ende hätte man kürzer fassen können. Was mir auf alle Fälle noch gut gefallen hat, waren die Metaphern und Umschreibungen, die der Autor stellenweise gewählt hat.
Persönliche Gesamtbewertung:
Ein nettes Buch mit einigen wundervollen Metaphern, aber das Ende fand ich anstrengend. Es ging nicht um die typische Liebesgeschichte „Und sie lebten glücklich bis in alle Zeit“, sondern eher um eine wahre Geschichte, die sich bei unseren Großeltern abspielen hätte können. Julian Barnes regte durch die kritischen Elemente sehr zum Denken an. Leseempfehlung, die genug von seichten Liebesschnulzen haben und mit der dritten Person Singular leben können ;-)
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