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Benutzername: 
adel69
Wohnort: 
Baden-Württemberg

Bewertungen

Insgesamt 103 Bewertungen
Bewertung vom 06.09.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


ausgezeichnet

Unterhaltsamer Lebensroman

Worum geht es in dem Buch?
Friederike, genannt Frie, und Robert lernen sich auf dem Gymnasium kennen. Er hat die Schule gewechselt, ist neu auf der Schule, die Frie besucht. Sie hilft ihm, sich zurechtzufinden.
Von da an begegnen sie sich immer wieder. Sie sind sich sympathisch. Robert verliebt sich schnell in Frie, meint aber, dass sie ihn nicht liebt und ihn nur als Kumpel sieht.
Nach dem Abitur verlieren sie sich aus den Augen, Frie reist nach Australien, um sich das Land anzusehen und zu jobben. Robert macht Zivildienst in Hamburg und betreut Herrn Selk, der eine Liebe für Casinobesuche hat.
Irgendwann treffen sich Frie und Robert wieder – um sich dann erneut aus den Augen zu verlieren. Frie studiert Jura und bekommt ein Kind. Robert wird Musiker. 20 Jahre nach dem Abitur auf dem Klassentreffen begegnen sie sich wieder. Sie lieben sich noch immer – aber es ist kompliziert, ihre Liebe zu realisieren.

Meine Meinung zu dem Buch:
Das Buch ist angenehm zu lesen, und schnell ist man als Leser:in in die Handlung eingetaucht. Frie und Robert sind mir sympathisch, und ich will wissen, ob und wie sie für immer zusammenkommen können.
Das ist jedoch immer wieder kompliziert. Zuerst sind es die Wohnorte der beiden, die zu weit auseinanderliegen. Dann ist Emma da, Fries Tochter. Sie fordert die Aufmerksamkeit ihrer Mutter – etwas, womit Robert nicht klarkommt.
Beim Lesen will ich, dass die beiden endlich zusammenkommen und nicht alles so kompliziert ist. Gut ist, dass die Handlung nicht vorhersehbar ist. Es gibt viele Wendungen und neue Ereignisse, die ein Zusammenbleiben erschweren.
Die Autorin schildert alles aus der auktorialen Erzählperspektive (kein Ich-Erzähler), was mir ebenfalls gut gefällt.
Das Buch war für mich interessant bis zum Schluss – der Schluss ist nicht vorhersehbar – ein Schluss, den ich gut finde.
Wer eine schönen Lebensroman über zwei Personen, die sich sehr gern haben, lesen will, dem kann ich „Man sieht sich“ empfehlen.

Bewertung vom 01.08.2024
Graceland - Die Geschichte eines Sommers
Chase, Kristen Mei

Graceland - Die Geschichte eines Sommers


ausgezeichnet

Ein gutes Buch

Worum geht es in dem Buch:
Die Ich-Erzählerin Grace arbeitet in einer Steuerkanzlei. Als ihre Ehe mit Jeff an einem Tiefpunkt angelangt ist, entschließt sie sich, dem Wunsch ihrer Mutter Loralynn nachzukommen und mit ihr gemeinsam nach Graceland in Memphis zu reisen. Graceland – so nennt sich das Anwesen von Elvis Presley.
Loralynn ist ein großer Fan des Sängers – sie hat viele Souvenirs, die irgendetwas mit Elvis zu tun haben.
Die Frauen fahren durch einige Bundesstaaten, treffen eine Freundin von Loralynn, legen einen Stopp in einer Karaokebar ein – und so weiter.
Diese Reise ist nicht nur ein Road-Trip, sondern bietet auch Gelegenheit zur Aussprache zwischen Mutter und Tochter.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Der Untertitel des Buches „Graceland“ ist „Die Geschichte eines Sommers“. Und genau um eine Sommergeschichte handelt es sich. Allerdings nicht um einen der üblichen Liebesromane, sondern um ein Buch mit Tiefgang. Loralynn und ihre Tochter Grace haben immer noch traurige Erinnerungen an Graces Vater und Loralynns Gatten – einen Mann, der voller Gewalt war.
Darüber unterhalten sie sich während der Fahrt, sie sprechen sich aus – und es kommt zu einer Annäherung von Mutter und Tochter, die sich entfremdet hatten.
Das Buch ist mitreißend, spannend – mit Tiefgang, aber auch mit einigen amüsanten Szenen. Die Autorin hat einen speziellen Humor, der mir gefällt. Die Lektüre wird angereichert mit einigen Chats mit Graces Collegefreundin Asha sowie Wyatt, den Sohn einer Elvis-Fan-Freundin von Loralynn.
Ich wurde durch dieses Buch sehr gut unterhalten, vergebe 5 Sterne und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 01.08.2024
Das Trauma in dir
Van Der Kolk, Bessel

Das Trauma in dir


ausgezeichnet

Ein hervorragender Ratgeber

Worum geht es in dem Buch:
Dieses Sachbuch, aus der Ich-Perspektive geschrieben, richtet sich an Leute, die ein Trauma oder mehrere Traumata erlebt haben. Es richtet sich auch an Psychotherapeuten.
Der Autor ist ein Psychotherapeut, der Leute mit Trauma behandelt. Er erzählt aus der Praxis. Wie man zum Beispiel dazu kam, sich mit Traumata stärker zu befassen. Ein Grund waren unter anderem die Soldaten, die aus dem Vietnam-Krieg nach Hause kamen. Sie waren stark traumatisiert.
In dem Buch erfährt man, wie sich Leute verhalten, die traumatisiert sind. Sie sind von Erinnerungen überwältigt. Manchmal ritzen sie ihre Haut.
Andere Leute wurden als Kinder missbraucht oder als Erwachsene vergewaltigt. Es gibt einige Möglichkeiten, ein Trauma zu bekommen. Und wenn man dann unter einem Trauma leidet, gibt es „Trigger“ – also Auslösungspunkte – die Erinnerungen an die schreckliche Situation wecken. Solche Leute benehmen sich oft rätselhaft, manchmal auch erschreckend für die Leute in ihrer Umgebung.
Natürlich bietet das Buch auch Wege zur Heilung an. Dass man zum Beispiel akzeptiert, dass etwas geschehen ist, das nicht ungeschehen gemacht werden kann. Man kann aber die Auswirkungen ändern. Mit Hilfe von Psychotherapeuten, die sich auf Traumata spezialisiert haben. Aber auch mit Hilfe von Atemübungen, Yoga, Achtsamkeit und anderen Methoden.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist interessant geschrieben und wird nie langweilig. Der Autor erzählt über wissenschaftliche Forschungen, über Leute, deren Trauma er oder Kollegen behandelt haben. Er zeigt einige Heilungswege auf und legt dar, wie wichtig es ist, die Diagnose „Trauma“ zu bekommen, wo sie angezeigt ist, um nicht mit Medikamenten falsch behandelt zu werden.
Auch wenn man nicht gleich einen Therapeuten findet, so bietet das Buch genug Anregungen, was man selbst tun kann, um ein Trauma und dessen Auswirkungen leichter zu ertragen und lindern zu können.
Oftmals kann man gar nicht in Worte fassen, was man Schreckliches erlebt hat. Der Autor ermutigt, genau das zu tun, Achtsamkeit und Atmung zu trainieren. Manchen Leuten hilft es, Musik zu machen oder Theater zu spielen. Der Autor zeigt noch viele andere Methoden auf und erklärt sie ausführlich.
Für mich, die ich selbst ein Trauma erlebt habe, war die Lektüre bereichernd und informativ. Ich habe für mich Anregungen gefunden, was ich tun kann.
Ich vergebe dem Buch 5 Sterne und empfehle es weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.07.2024
Die Perserinnen
Mahloudji, Sanam

Die Perserinnen


gut

Familienbande und Belanglosigkeiten

Worum geht es in dem Buch?
Elizabeth, Shirin, Sima, Niaz und Bita sind Mitglieder der Familie Valiat, die im Iran reich, wichtig und einflussreich war. Elizabeth, Niaz und Sima leben noch im Iran, während Shirin und Bita in die USA ausgewandert sind. Sie bleiben in Kontakt, besuchen sich – und jede von ihnen erzählt abwechselnd die Geschichte ihrer Familie und das, was sie tagsüber machen, aus ihrer Sicht.
Elizabeth kann gut malen, ist verliebt in Ali, den sie aber nie heiratet. Später wandert auch Ali, der im Iran als Fahrer arbeitete, in die USA aus und wird dort ein reicher und erfolgreicher Geschäftsmann. Elizabeth und er haben ein Geheimnis – sie habe drei Kinder miteinander. Nader, Shirin und Sima.
Elizabeth verschweigt das in der Familie. Sie hat einen anderen Mann geheiratet, den alle „Daddy“ nennen. Sima und Shirin haben ihre eigenen prägenden Erlebnisse im Leben. Sima findet die Großmutter Nounou tot in ihrem Bett, die sich das Leben genommen hat. Sie macht sich Gedanken über Nounou und ihr Leben nach dem Tod.
Shirin bekommt eine Tochter Niaz, die sie jedoch im Iran zurücklässt, als sie in die USA auswandert. Das Leben im Iran engt sie zu sehr ein. Ihre Nichte Bita, Tochter von Sima, wächst in den USA auf.
In den USA geht es Shirin und Bita gut, denn sie profitieren von dem Reichtum ihrer Familie Valiat. Shirin kann das Geld mit vollen Händen ausgeben, während Bita sich Gedanken macht, wie sie ihr Geld sinnvoll einsetzen kann, um anderen zu helfen.

Meine Leseerfahrung:
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir – bildhaft und wortgewandt. Die Handlung jedoch ist oft verwirrend, was an der Tatsache liegt, dass die persischen Frauen sich mit dem Erzählen abwechseln und über Ereignisse, die zu unterschiedlichen Zeiten stattgefunden haben, berichten. So kommt die Handlung nicht richtig in die Gänge. Erzählungen über den Tod der Nounou, Ereignisse in Aspen, die den Aufenthalt Shirins in den USA gefährden, sowie Niaz‘ Aktivitäten in Teheran wechseln sich ab mit Szenen in einem Enthaarungsstudio und anderen Belanglosigkeiten.
Das Thema des Buches ist, dass die Frauen ihre Geschichte erfahren – also beispielsweise Shirin und Sima, wer ihr wirklicher Vater ist. Und dass sie sich daraufhin Gedanken machen, wohin sie gehören. In den Iran oder doch in die USA? Jede der Frauen hat hier ihre eigenen Ansichten und zieht ihre eigenen Konsequenzen. Das ist gut und interessant zu lesen, wiegt jedoch nicht die sonstigen Schwächen des Buches auf.
Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Leseempfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 28.07.2024
Long Island
Tóibín, Colm

Long Island


ausgezeichnet

Eine alte Liebe, die neu entflammt

Worum geht es in dem Buch?
Eilis ist Irin, lebt aber schon lange in den USA, genauer gesagt in Long Island. Ihr Mann Tony ist italienischer Abstammung. Seine Familie lebt ebenfalls in Long Island, deswegen trifft man sich oft, isst zusammen und kennt sich.
Eilis ist zufrieden – sie hat zwei Kinder, die erwachsen sind. Eines Tages bricht ihre heile Welt zusammen. Ein Mann, bei dem Tony als Klempner tätig war, erzählt Eilis, dass seine Frau ein Kind von Tony bekommt. Der Mann will dieses Kind nicht im Haus haben und wird es Eilis vorbeibringen.
Für Tonys Mutter ist es eine absolute Selbstverständlichkeit, dass das Kind von Eilis und Tonys Familie aufgezogen wird. Doch Eilis ist anderer Meinung. Sie will am liebsten mit diesem Kind nichts zu tun haben. Um klare Gedanken fassen zu können, reist sie nach Enniscorthy in Irland zu ihrer Mutter.
Dort trifft sie Jim, den Besitzer eines Pubs, wieder. Er war ihre große Liebe vor mehr als 20 Jahren. Eine Liebe, die sich nicht realisieren ließ. Aber jetzt flammen alte Gefühle auf – Eilis und Jim merken, dass sie immer noch viel füreinander empfinden. Sie treffen sich heimlich.
Nancy, die Inhaberin eines Fish-And-Chips-Shops, macht sich ebenfalls Hoffnung auf Jim. Sie ist Witwe, aber nun bereit für eine neue Beziehung. Akribisch bereitet sie ihre Hochzeit vor.

Meine Meinung zu dem Buch:
Ich habe das Buch „Brooklyn“ nicht gelesen, in dem bereits von Eilis und Jim geschrieben wurde. Aber auch, ohne „Brooklyn“ zu kennen, habe ich gut in die Geschichte von „Long Island“ hineingefunden.
Der Roman „Long Island“ liest sich flüssig, mir gefällt der Schreibstil. Eilis und Jim sind sympathisch – und der Autor kann sehr gut den Zwiespalt schildern, in dem sie sich befinden. Sie merken, dass sie sich immer noch lieben – aber lässt sich das realisieren? Eilis ist verheiratet, hat eine Familie in den USA. Jim war fest entschlossen, Nancy zu heiraten – bis er Eilis wiedersah.
Sie treffen sich geheim, denn in Enniscorthy wird viel geredet. Leider wird mehr übereinander geredet als miteinander – und so ergeben sich immer wieder Gerüchte.
Spannend bleibt das Buch deswegen, weil man bis zum Schluss nicht weiß, ob Eilis und Jim sich endgültig für eine gemeinsame Zukunft entscheiden.
Der Schluss hat mich sehr überrascht – und nicht ganz zufriedengestellt.
Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.06.2024
Happy Hour
Granados, Marlowe

Happy Hour


gut

Party-Roman

Worum geht es in dem Buch?
Isa und Gala wollen in New York City das Leben genießen. Tagsüber halten sie sich mit Jobs über Wasser – verkaufen zum Beispiel Kleidung an einem Stand. Oder sie sitzen Modell für Künstler. So können sie Geld verdienen – nicht viel, aber es hilft meistens, die teure Miete zu bezahlen und zu überleben.
Abends gehen Isa und Gala auf Partys – sie lassen sich einladen, sie trinken und essen dort und schließen oberflächliche Bekanntschaften.

Meine Meinung zu dem Buch:
Wow – ein New-York-Roman. Das klingt nach aufregender Lektüre. So dachte auch ich. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive von Isa in der Vergangenheit geschrieben.
Der Schreibstil des Buches gefällt mir – die Handlung jedoch weniger. Alles bleibt sehr oberflächlich – die beiden Hauptpersonen Isa und Gala und auch die Leute, die sie treffen.
Anfangs fragte ich mich, wie die beiden „Party-People“ im teuren New York City mit ihrem Lebensstil überleben können. Sie legen Wert auf schöne Kleidung, die nicht teuer ist. Und sie ernähren sich nicht gesund. Später in dem Roman kommt zur Sprache, dass das Leben in New York sehr kostspielig ist – auch für Isa und Gala. Die monatliche Miete für ihr Zimmer kostet ein Vermögen. Außerdem verkaufen sie nicht so viel Kleidung, wie sie wollen – und es gibt nicht immer Jobs für sie. Die Herren, die Isa und Gala treffen, sind eher kurze, oberflächliche Bekanntschaften. Bei manchen kann man kostenlos für eine Weile wohnen.
Beim Lesen fragte ich mich oft: Wohin steuert die Geschichte? Gibt es einen Höhepunkt, gibt es DAS Ereignis, das diesen Roman unvergesslich macht? Ob das so ist, will ich nicht verraten.
„Happy Hour“ ist ein Roman über Frauen, Partys und Männerbekanntschaften in New York City. Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Leseempfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 05.06.2024
Während ich hier bin
Steele, Emma

Während ich hier bin


ausgezeichnet

Ein wunderschönes Buch

Worum geht es in dem Buch?
Die 30-jährige Maggie hat vor einem Jahr ein neues Spenderherz bekommen. Noch immer muss sie sich schonen. Sie geht nicht zur Arbeit, sie macht keine weiten Reisen – das Risiko einer Infektion ist einfach zu groß. Ihre Familie kümmert sich so gut wie möglich um sie. Denn sie hat schon ein Familienmitglied verloren – Maggies Schwester Cat.
Eines Tages erleidet Maggie einen Herzstillstand, weil ihr Körper das Spenderherz abstößt. Sie erwacht in der Wohnung von Emily. Emily ist jünger als Maggie und vor allem gesund. Maggie ist nicht nur in Emilys Wohnung – sie sieht auch aus wie Emily. Außerdem ist es zwei Jahre früher.
Aber warum ist das so? Maggie ist das nicht klar, sie versucht, sich in das Leben von Emily hineinzufinden. Da gibt es Fran, eine Cousine von Emily, deren Hochzeit sie organisieren soll. Und Adam, den äußerst sympathischen Nachbarn. Außerdem weitere Leute, die Emily kennen – aber Maggie als Emily noch nicht. Mit der Zeit verinnerlicht sich Maggie immer mehr Emilys Charakter und Emilys Leben. Sie lebt ein gesundes und fröhliches Leben.
Manchmal beobachtet sie Maggie aus einer gewissen Distanz. Ihr geht es nicht gut, sie wartet auf ein Spenderherz.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Mitreißend und berührend ist dieses Buch geschrieben. Die Ich-Erzählerin Maggie ist sympathisch, ich selbst mochte aber Emily beim Lesen lieber. Kein Wunder, als Leserin nimmt man vorwiegend am Leben von Emily teil.
Natürlich wusste ich, dass das, was Maggie passierte – im Leben und im Körper einer anderen Person aufzuwachen – gar nicht geschehen kann. Es ist spannend zu erfahren, wie die Autorin diese Geschichte zu Ende bringt. Und genau diese Neugierde hielt mich am Lesen.
Auch kamen Fragen bei der Lektüre auf, wie zum Beispiel: Könnte man ein Schicksal ändern, wenn man die Möglichkeit hätte, die Zeit um zwei Jahre zurückzudrehen?
Der Schluss war für mich unerwartet – aber auch schlüssig.
Das Buch konnte mich packen und schenkte mir einige berührende und interessante Lesestunden. Ich vergebe fünf Sterne und empfehle „Während ich hier bin“ von Emma Steele weiter.

Bewertung vom 13.05.2024
Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4
Dubois, Julie

Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4


ausgezeichnet

Lesenswerter Sommer-Krimi

Worum geht es in dem Buch?

Die Kommissarin Marie Mercier ermittelt im Périgord, einer Gegend in Frankreich. In ihrem neuesten Fall geht es um zwei verschwundene 16-jährige Mädchen – Emma, eine Winzertochter, sowie Margaux, ein Mädchen, das sich gegen vieles auflehnt.
Bei den Ermittlungen hilft Marie ihr Kollege Richard Martin, der nicht nur beruflich sehr engagiert, sondern auch privat von seiner Familie eingespannt ist.
Der Fall ist verzwickt. Die beiden Mädchen scheinen unauffindbar. Da wird plötzlich ein toter Automechaniker gefunden. Er hieß François Durand und war sehr beliebt, da er überaus hilfsbereit war. Selbst bei der Félibrée, einem Traditionsfest im Périgord, engagierte er sich. Hat sein Tod etwas mit dem Verschwinden der beiden Mädchen zu tun? Marie und Richard ermitteln in alle Richtungen.

Meine Meinung zu dem Buch:

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es ist ein Krimi, der im Sommer spielt, nicht blutrünstig. Die Ermittlungsarbeit von Marie und Richard und ihrem Team wird umrahmt von anschaulichen Beschreibungen des Périgords und der Gepflogenheiten dort. Ich habe diese Gegend noch nicht besucht, war aber angetan von der Atmosphäre, die in dem Buch vermittelt wird.
Amüsant wird das Buch ab und zu durch Szenen aus dem Leben von Maries Großtante Léonie und ihrem Lebensgefährten George. Einiges davon war schon Thema in den Vorgängerbüchern, von denen ich bisher keines gelesen habe.
Marie ist sympathisch, auch ihre Kollegen sind es. Es gibt einige Verdächtige in dem Buch – und die Frage, ob Emma entführt worden sein könnte, weil sie eine seltene Blutgruppe hat. Lange tappen Marie und ihre Kollegen im Dunkeln – und der Leser ebenso.
Der Schluss ist überraschend – in vieler Hinsicht. Ein Detail war mir doch „too much“, aber ich will nicht spoilern. Einen Stern will ich deswegen jedoch nicht abziehen, da mich das Buch gut unterhalten hat, die Handlung interessant war – ebenso wie die französische Atmosphäre. Sicherlich werde ich weitere Bücher dieser Périgord-Reihe lesen, falls sich das ergeben sollte.
Ich vergebe fünf Sterne für „Traubenfest“ von Julie Dubois und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 02.05.2024
Der rechte Pfad
Sozio, Astrid

Der rechte Pfad


ausgezeichnet

Der Roman zieht sich in die Länge

Worum geht es in dem Buch?
Benjamin, genannt Benni, kehrt nach 25 Jahren wieder in den Ort seiner Kindheit zurück. Nach Welsum im Sauerland. Dabei geht es ihm nicht gut, er hat einen Gipsarm.
In Welsum trifft er Leute, die er kannte. Lea, die unterdessen fünf Kinder hat. Gideon, mit dem er befreundet war. Und Klaus, sein Vater, dessen Anerkennung und Aufmerksamkeit er immer wieder sucht.
Das Dorf ist merkwürdig, oft trostlos. Getragen wird es durch eine evangelikale Gemeinde, dessen Vorstand ein gewisser Herr Reitwein ist, der in einer schönen Villa lebt. Offenbar scheinen alle Menschen, mental gesehen, abhängig zu sein von dieser Gemeinde, so dass sie es nicht schaffen, Welsum den Rücken zu kehren und anderswo ein neues Leben anzufangen.
Benni hat das vor einigen Jahren geschafft – und sein jetziger Besuch sollte nur einige Tage dauern. Dennoch lässt er sich hinreißen, länger zu bleiben.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Zu Anfang liest sich das Buch interessant, die Autorin hat eine schöne bildhafte Sprache. Man liest Details aus Bennis Kindheit in Welsum, die sich mit Ereignissen während seines Besuches abwechseln.
Man ist schockiert über die Engstirnigkeit in Welsum – so ist es beispielsweise eine Sünde, wenn man sich einen Reisekatalog ansieht, in dem Frauen im Bikini abgebildet sind.
Je weiter ich las, desto mühsamer wurde die Lektüre, denn es kam keine Spannung auf. Ich wunderte mich, dass Benni überhaupt mit einem Gipsarm nach Welsum reist – und warum er sich – trotz der schlechten Erinnerungen aus seiner Kindheit – nicht losreißen kann. Immer wieder denkt er an Vicky, seine Ex-Freundin, die in New York weilt.
Benni hascht nach der Aufmerksamkeit von Klaus, seinem Vater, der Momente hat, während derer er Benni beachtet – und dann wieder nicht.
Man bekommt als Leser die Information, welche schlechten Erinnerungen Benni genau hat, nicht nur die Engstirnigkeit und die merkwürdigen Leute. Aber, bis man das als Leser erfährt, muss man viel und lange lesen und sich durch oft trostlose und eintönige Handlungsstränge kämpfen.
Ich vergebe dem Buch drei Sterne und bin bei einer Leseempfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 02.05.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


ausgezeichnet

Packend und interessant

Worum geht es in dem Buch?
Athena Liu hat im Alter von 27 Jahren schon viel erreicht. Eine gefeierte Schriftstellerin ist sie, ihre drei Romane sind Bestseller, sie verdient gut und konnte auch schon Literaturpreise einheimsen.
Das stößt ihrer Freundin June Hayward bitter auf. Eigentlich sollte sie sich für Athena freuen, aber sie ist neidisch. Ihr eigener Erstlingsroman „Jenseits der Bäume“ floppte und verkaufte sich schlecht.
An Athena sieht sie, was sie haben könnte, wenn sie das Glück hätte, als Autorin überaus erfolgreich zu sein.
Athena und June kennen sich aus Studentenzeiten. Alle zwei Monate treffen sie sich und reden über das Schreiben. An einem Abend gehen die beiden in Athenas Wohnung – und da passiert es: Athena verschluckt sich so unglücklich beim Essen, dass sie erstickt. June kann ihr nicht helfen und muss zusehen, wie Athena stirbt.
Neben dem Schock über Athenas plötzlichen Tod reift in June die Idee, aus Athenas unveröffentlichtem nächsten Buch Profit zu schlagen. Athena bat sie noch kurz vor ihrem Tod, das Manuskript zu lesen. Das Buch heißt „Die letzte Front“ und handelt von chinesischen Arbeitern während des Ersten Weltkriegs.
June liest das Werk und überarbeitet es. Sie gibt ihm ihre eigene persönliche Note. Schnell findet sie einen Verlag, der das Buch veröffentlichen will, und bekommt einen sehr guten Zuschuss. Auf einmal ist sie als Autorin Juniper Song beliebt und begehrt – und der Verlag stellt ihr sogar Leute zur Seite, an die sie sich wenden kann, wenn sie Probleme hat.
Die Probleme beginnen bald. Das Buch verkauft sich sensationell, aber es gibt auch Neider im Netz auf Social-Media-Plattformen – und Leute, durch die sich June bedroht fühlt. Sie ist einsam als berühmte Schriftstellerin und immer auf der Hut, dass niemand erfährt, dass „Die letzte Front“ nicht von ihr verfasst wurde.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Schon zu Anfang war ich gepackt von diesem Buch, von den Ereignissen rund um June und Athena. Die Autorin gibt viele Einblicke in das Verlagsleben, was den Erfolg von Büchern ausmacht – und wie man als Autorin gefeiert wird.
Ich habe mich beim Lesen oft gefragt, wie ich gehandelt hätte, wäre ich an Junes Stelle gewesen. Hätte ich das Manuskript behalten? Auch ich hätte da Gewissensbisse bekommen und es lieber Athenas Mutter ausgehändigt.
Rebecca F. Kuang beschreibt Junes Gedanken und Motive so, dass sie den Lesern leidtut. Sie rechtfertigt es, dass es – aus ihrer Sicht - legal sei, das Manuskript als ihres ausgegeben zu haben. Und so muss June die Konsequenzen tragen. Gespannt verfolgte ich, wie weit June gehen wird. Die Handlung steigert sich – June bekommt Angst, sie wird depressiv, teilweise auch gewalttätig. Aber sie muss ihr Leben meistern, muss ein neues Buch auf den Markt bringen, solange das Interesse an ihr noch da ist.
Ich fand es interessant und spannend zu lesen, welche Macht Social Media im Leben von Autoren haben kann. Wie man gefeiert und gleichzeitig gehasst wird. Man muss als Autor über solchen Dingen stehen – und manchmal das tun, was auch ein Vertrauter June empfiehlt: seine Social-Media-Accounts löschen. Rezensionen und Kommentare können aufbauen – sie können aber auch zerstören.
Die Autorin schreibt so rasant, so gekonnt, dass es großen Spaß macht, das Buch zu lesen – auch wenn manche Ereignisse erschreckend sind. Manchmal ertappt man sich als Leser:in bei dem Gedanken, dass es auch ein Gutes hat, wenn man nicht berühmt ist.
Das Buch „Yellowface“ zählt schon jetzt zu meinen Buchfavoriten im Jahre 2024. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.