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Benutzername: 
adel69
Wohnort: 
Baden-Württemberg

Bewertungen

Insgesamt 103 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2023
Wo du mich findest
Barns, Anne

Wo du mich findest


ausgezeichnet

Ein schöner Sommerroman

Worum geht es in dem Buch?
Die Ich-Erzählerin Sophie steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Finanziell geht es ihr gut – sie hat eine Wohnung in Hamburg und übersetzt Bücher ins Deutsche. Aber ihre Ehe ist am Ende, ihr Mann Thomas hat eine Freundin. Sophie und Thomas haben sich auseinandergelebt und beschließen sich zu trennen.
Sophie hat im Urlaub auf Rügen in einem Büchercafé einen Mann gesehen, dem sie aus Versehen Kaffee aufs Hemd gekippt hat. Spontan hat sie sich in ihn verliebt. Sie träumt von ihm in der Nacht. Die Träume sind so realistisch und stimmen Sophie positiv. So beschließt sie, nach ihm zu suchen.
Sie mietet eine Ferienwohnung auf Rügen. Die Auszeit tut ihr und ihrer Hündin Lotte gut. Aus Marlene, der Hausbesitzerin, wird bald eine gute Freundin.
Eines Tages sieht sie den Mann, den sie suchte, wieder. Aber erfüllt er tatsächlich die Eigenschaften, die sie in ihren Träumen bei ihm sah?

Meine Meinung zu diesem Buch:
Auf den ersten Blick scheint es verrückt, sich in einen Mann zu verlieben, den man nur kurz gesehen hat. Die Autorin Anne Barns hat daraus jedoch einen schönen Sommerroman gemacht.
Sophie ist sympathisch, sie notiert ihre Träume und will nach dem Mann suchen, der so real in ihren Träumen war. Sie schreibt ihm positive Eigenschaften zu, so sehr, dass dieser Roman an vielen Stellen ein Brief an diesen Unbekannten ist. Das liest sich angenehm.
Mir gefällt also der Schreibstil des Buches sehr gut, Sophie lässt den Leser an ihren Gefühlen, ihren Gedanken teilhaben. Es geht nicht nur um Liebe, es geht auch ein bisschen um Trauerverarbeitung und das Gewinnen neuer Freunde.
Schön fand ich auch, wie die Insel Rügen beschrieben ist. Die Insel bietet Ruhe, Sand, schöne Landschaften – aber auch Shoppingmöglichkeiten, Restaurants und Künstler. Man bekommt beim Lesen richtig Lust, die Insel zu bereisen.
Natürlich fragt man sich als Leser/-in, ob aus Sophie und ihrem Traummann ein Paar werden kann. Das hält die Spannung und ist eine Motivation dafür, das Buch zu Ende zu lesen.
Mich hat dieses Buch sehr gut unterhalten. Ich vergebe fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.07.2023
Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


gut

Vorhersehbar und nicht ganz überzeugend

Worum geht es in dem Buch?
Idyllisch ist das Leben in Port Grimaud, einem Ort an der Côte d’Azur, wo sich Guillaume Lipaire und seine Gaunertruppe aufhalten. Die Gaunertruppe, das sind zum Beispiel Lizzy Schindler, eine 85-jährige Österreicherin, und auch Karim, ein Wassertaxifahrer.
Als sie erfahren, dass die reiche Familie Vicomte plant, die Herrschaft über Port Grimaud zu übernehmen und diesen Ort als eigenen Staat auszurufen, müssen sie handeln. Das geht nicht ganz ohne Chaos vor sich.

Meine Meinung:
Ich hatte mich auf einen mitreißenden, heiteren Roman gefreut, der mich seitenlang fesseln und amüsieren kann. Aber diese Eigenschaften hat dieses Buch nicht. Es wird viel geredet in dem Buch, es gibt wenig Spannung und die Charaktere können mich nicht überzeugen. Sie bleiben eher blass – und warten mit einem Humor auf, den ich nicht lustig finde.
So empfand ich die Lektüre der ersten 400 Seiten eher langatmig und uninteressant. Gegen Schluss kommt etwas Spannung auf, aber man kann sich schon lange vorher denken, wie die Geschichte ausgehen wird. Am Schluss bleibe ich mit einem unzufriedenen Gefühl zurück und der Meinung, dass ich die Nachfolgebände dieser Reihe, wenn es sie geben sollte, nicht lesen werde.
Vielleicht hätte ich den ersten Band der Reihe „Die Unverbesserlichen - Der große Coup des Monsieur Lipaire“ zuerst lesen sollen, um mich mit den Figuren und der Art und Weise, wie diese Geschichten geschrieben sind, anzufreunden, bevor ich zu diesem zweiten Band greife.
"Die Unverbesserlichen - Die Revanche des Monsieur Lipaire" konnte mich nicht ganz überzeugen. Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Empfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 14.05.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


gut

Es könnte spannender sein

Worum geht es in dem Buch?
Der Junge Bellini und seine Familie sind Inder. Eines Tages machen sie sich mit dem Schiff auf zu den Andamaneninseln. Das ist eine Inselgruppe, die politisch zu Indien gehört. Dort wurde ihnen Arbeit und Land versprochen – und sie möchten sich eine Existenz aufbauen.
Mit der Familie sind auch Elefanten auf dem Schiff – unter anderem Dalee.
Bellini lernt, mit Elefanten umzugehen. Er wird Elefantenjunge. Doch manchmal ist Dalee unberechenbar.

Meine Leseerfahrung:
Abenteuerlich und interessant klingt die Geschichte, nach fernen Ländern. Der Ich-Erzähler Bellini ist sympathisch, aber die Lektüre gestaltete sich zäh. Mir fehlte immer wieder ein roter Faden. Ich las Episoden aus dem Leben einer Familie, die auf die Andamanen reist und auf den Andamanen ist. Leute, die für eine deutsche Rodungsfirma arbeiten und nicht immer fair behandelt werden. Und Episoden anderer Leute, die sich dort eine zweite Heimat suchten. Manchmal erfuhr ich Unglaubliches. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Termiten Bücher fressen.
Weiterhin erfuhr ich einiges über Elefanten, was ich vorher noch nicht wusste. Elefanten haben ein gutes Gedächtnis – das aber kann sich ändern, wenn Elefanten alt werden. Nicht in jedem Kapitel kommen Elefanten vor. Das störte mich nicht, denn ich interessierte mich auch für die Erlebnisse von Bellini, seinem Bruder Du und anderen Leuten auf den Andamanen.
Interessante Details, schillernd und bunt. Dem Buch fehlt es aber oft an Spannung. Man liest Kapitel um Kapitel, Episoden, aber die Handlung fließt langatmig dahin.
Ich vergebe drei Sterne und bin bei einer Empfehlung unentschlossen.

Bewertung vom 14.05.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1


ausgezeichnet

Spannend und wendungsreich

Worum geht es in dem Buch?
Während eines Winters verbringen die Briten Elin und Will einen Urlaub im erst kürzlich eröffneten Hotel „Le Sommet“ in den Schweizer Alpen. Elins Bruder Isaac will in diesem Hotel seine Verlobung mit Laure feiern. Laure, mit der Elin einst befreundet war. Sie ist jetzt Mitarbeiterin in diesem Hotel, das einst ein Sanatorium für Tuberkulosekranke war und umgebaut wurde.
Elin fühlt sich nicht wohl. Sie quälen Ereignisse aus der Vergangenheit. Nicht nur der tragische Tod ihres Bruders Sam, für den sie Isaac verantwortlich macht. Sondern auch die Tatsache, dass es ihr seit Monaten unmöglich ist, in ihrem Beruf als Polizistin zu arbeiten.
Als wegen eines Schneesturms eine Abreise aus dem Hotel vorerst unmöglich geworden ist, werden Leichen gefunden. Elin nimmt mit der Schweizer Polizei Kontakt auf und erklärt sich bereit, den Beamten, die nicht zum Tatort kommen können, ermittlungstechnisch zur Seite zu stehen.

Meine Meinung zu diesem Buch:
„Das Sanatorium“ ist ein spannender Krimi, der aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) im Präsens verfasst ist.
Die Autorin hat die aussichtslose Atmosphäre, in der sich Elin, Will, andere Gäste und die Mitarbeiter des Hotels während eines Schneesturms befinden, lebendig beschrieben. Man fiebert beim Lesen mit, man will wissen, wer Menschen zuerst quält, um sie anschließend umzubringen.
Die Spannung in dem Buch ergibt sich durch viele Wendungen. Oft, wenn man meint, dass ein Mörder gefunden ist, passieren andere Ereignisse, die diese Vermutung wieder zunichtemachen.
Der Krimi dreht sich vorwiegend um Elin – wie sie ermittelt und wie sie von ihrer Vergangenheit oft gequält wird. Bei ihren Ermittlungen stößt sie ebenfalls auf die Vergangenheit des Hotels, als es noch ein Sanatorium war. Könnten die Morde damit zu tun haben?
Ich habe das Buch als durchweg spannend und interessant empfunden. Deswegen vergebe ich fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.04.2023
Wir hätten uns alles gesagt
Hermann, Judith

Wir hätten uns alles gesagt


ausgezeichnet

Sensible Einblicke in ein Autorenleben

Worum geht es in dem Buch?
Die Schriftstellerin Judith Hermann verfasste anlässlich der Frankfurter Poetikvorlesungen Texte, die Einblicke in ihr Leben und ihre Art des Schreibens geben.
Zu Anfang stellt sie dem Leser ihren Psychoanalytiker Dr. Dreehuis vor, den sie abends zufällig trifft, als sie mit einem Freund unterwegs ist. Auch über Ada erfährt der Leser etwas – eine einstige Freundin, die ein aufbrausendes, aber auch liebreizendes Temperament an den Tag legen konnte. Judith Hermann mag Ada wegen der vielen schönen Erlebnisse, die sie mit ihr und ihren Kindern hatte.
Weiterhin bekommt man Einblicke in Judiths Kindheit. Leben in einer vollgestellten Wohnung, Erinnerungen an die Großmutter und den Vater. Klare Gedanken fassen konnte Judith in einem Haus am Meer – da konnte sie schreiben, bis die Corona-Pandemie und die daraus folgenden Maßnahmen sie verstörte. Aber es gibt Wörter, die ihr neue Schreibideen gaben.

Meine Meinung zu dem Buch:
Was mir an diesem Buch besonders gut gefällt, ist der Schreibstil der Autorin. Da gibt es Wendungen, die sich wunderschön anhören – und die ich noch nie gelesen habe.
Die Autorin erklärt auch, wie einige ihrer Kurzgeschichten und Romane entstanden. Bisher kannte ich nur einige ihrer Kurzgeschichten – die Gedanken in „Wir hätten uns alles gesagt“ haben mich jedoch neugierig auf Judith Hermanns Romane gemacht.
Judith ist verletzlich – manchmal bringt sie zu viel Privates in das Buch, wie sie schreibt. Aber gerade diese privaten Gedanken und Erlebnisse machen dieses Buch besonders lesenswert. Sie geben ihm eine Seele und zeigen die verletzliche Person hinter der Autorin – die sich durch ihr Schreiben selbst „retten“, selbst beglücken kann.
Ein Schreibratgeber ist dieses Buch nicht – ein Roman auch nicht. Ich bekomme einige der Arbeitsmethoden von Judith Hermann mit, alles geschrieben in einem ansprechenden literarischen Stil. Das gefällt mir und deswegen vergebe ich fünf Sterne.

Bewertung vom 01.02.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


ausgezeichnet

Lesenswerte Familiengeschichte

Worum geht es in dem Buch?
Die Autorin Victoria Belim ist Ukrainerin, lebt aber schon seit einigen Jahren mit ihrem Mann in Belgien. 2014 reist sie in ihre Heimat, um ihre Großmutter Valentina wiederzusehen. In Bereh, in der Nähe der malerischen Stadt Poltawa, bei den Obstgärten erinnert sich Victoria zurück und versucht zu ergründen, was mit einigen Verwandten, besonders ihrem Urgroßonkel Nikodim, passiert ist. Niemand aus ihrer Familie – auch nicht Valentina – will über ihn reden.
Deshalb begibt sich Victoria zum so genannten „Hahnenhaus“, einem Archiv in der Ukraine, das von Valentina immer noch als KGB (Geheimdienst der Sowjetunion) bezeichnet wird. Es ist nicht einfach, die Informationen zu bekommen, aber schließlich ist Victoria erfolgreich…

Meine Leseerfahrung:
Ich wollte ein Buch über die Ukraine lesen. Keine nüchterne Abhandlung von Geschichtsdaten und Fakten – sondern ein persönliches Buch mit Erfahrungen. Genau das bekomme ich mit dem Buch „Rote Sirenen“. Victoria Belim hat hier versucht, die Geschichte ihrer Familie und ihre Reiseerlebnisse in der Ukraine miteinander zu verknüpfen.
Innerhalb der ukrainischen Familien gibt es manchmal unterschiedliche Ansichten. So trauert Victorias Onkel Wladimir der Sowjetunion nach, auch wenn er seit einigen Jahren in Israel lebt.
Man liest ebenfalls über Leute, die ihre Traditionen bewahren wollen. Beispielsweise Valentina, die sich um ihren Kirschgarten kümmert. Weiterhin Nadja, die gerne stickt und wünscht, dass die „Weißstickerei aus Reschetyliwka“ zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erhoben wird. Sie alle führen ein einfaches Leben. Über die Vergangenheit – zum Beispiel über die Zeit als Sowjetrepublik – reden viele nicht gerne. So wird auch das Schicksal von Victorias Urgroßonkel Nikodim lieber totgeschwiegen, anstatt dass man darüber spricht.
Victoria muss erkennen, dass es in der Ukraine immer noch viel Bürokratie gibt. Manche Menschen werden ungerecht behandelt. So wird Nikolai, dem Sohn von Nikodim, die Rente gekürzt, weil er irgendeine Bescheinigung nicht beschaffen kann. Leider sind viele Gesetze in der Ukraine noch Überbleibsel aus der Sowjetunion. Ebenso ist Korruption immer noch ein Thema.
Victoria schafft es mit viel Geduld und Nachdenken, die Informationen zu bekommen, die sie haben will – und die ihr helfen zu verstehen, woher sie kommt und wer ihre Familie ist und war. Herausgekommen ist ein informatives, interessantes, lebendiges und lesenswertes Buch über Victorias Familie, das aber auch Einblicke über das Leben in der Ukraine bietet.
Ich vergebe fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 01.02.2023
Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
Lin, Tom

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu


gut

Er reitet und er mordet

Worum geht es in dem Buch?
Ming Tsu ist Chinese. Er kam als Baby in die Vereinigten Staaten von Amerika, seine Eltern starben früh, und so wuchs er in einem Waisenhaus auf. Seinem Pflegevater Silas hat er viel zu verdanken – dieser zeigte ihm auch, wie man gut mit einem Revolver umgeht.
Den Revolver beherrscht er auch jetzt, als Erwachsener im Jahre 1869. Es gibt Leute, die ihm Böses angetan haben. An einigen von ihnen will er sich rächen und sie nach und nach umbringen. Er plant genau diese Morde. Nicht nur der Revolver ist ein nützliches Tötungsinstrument, sondern auch ein Schwellennagel, der immer wieder geschärft wird.
Ming Tsu wird begleitet von einem alten Chinesen, genannt „Der Prophet“. Der Prophet verfügt über seherische Qualitäten, die sich oft als lebensrettend erweisen können.
Ming Tsu sucht nicht nur die Leute, an denen er Rache üben will – er wird auch gesucht von Sheriffs und Leuten, die ihn der Justiz übergeben wollen, damit er für seine Verbrechen bestraft wird und sie eine Belohnung kassieren können.
Sein Ruf als guter Schütze ist auch zu einer Zirkusgruppe gedrungen, die ihn als Beschützer anheuert und ihn gut bezahlt. Sie will er bis Reno begleiten – und dann weiter nach Kalifornien reiten, wo er hofft, seine Frau Ada wieder zu finden.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive (also kein Ich-Erzähler) in der Vergangenheit verfasst. Um einen Thriller handelt es sich hier – meiner Ansicht nach – nicht. Eher um einen Abenteuerroman oder einen Western. Für einen Thriller liest sich das Buch leider zu zäh.
Einen Western aber liest man selten – und so war auch ich gespannt auf die Lektüre von „Die tausend Verbrechen des Ming Tsu“. Man liest viel über einen reitenden und mordenden Chinesen – und man fragt sich, wie lange Ming Tsu morden wird.
Das Buch beinhaltet einige Kampfszenen und als Leser ist man erstaunt, wie wendig und listig Ming Tsu ist – und er gefährliche Situationen immer wieder überleben kann. Ein bisschen Menschlichkeit kommt auf, wenn sich Ming Tsu mit manchen Leuten aus der Zirkusgruppe unterhält. Je länger er mit ihnen zusammen ist, desto mehr verstehen sie ihn und sein Handeln. Sie sind froh, dass er bei ihnen ist – denn sie profitieren nicht nur von seinen Schießkünsten, sondern auch von seiner Ortskenntnis.

Mein Fazit:
Dieser Roman um einen reitenden und mordenden Chinesen konnte mich nur bedingt begeistern. Der Schreibstil ist toll, aber das Buch ist kein Pageturner. Oftmals liest es sich zäh.
Ich vergebe drei Sterne.

Bewertung vom 16.11.2022
Der Klang von Licht
Bagus, Clara Maria

Der Klang von Licht


ausgezeichnet

Ein schöner und leiser Roman

Worum geht es in dem Buch?
Der Roman erzählt von verschiedenen Menschen, die sich an einem Wendepunkt ihres Lebens befinden. Sie treffen Entscheidungen, sie begegnen anderen Menschen – und ihr Leben verändert sich. Sie hinterfragen ihr bisheriges Leben oder sie versuchen, mehr darüber herauszufinden, wer sie überhaupt sind, woher sie kommen – und warum sich ihr Leben ändern sollte.
Jean-Pierre beispielsweise ist ein junger Arzt in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Ein Erlebnis während der Arbeit bewegt ihn dazu, sein Berufsleben zu überdenken.
Juliette musste erleben, dass sich ihre Mutter das Leben nahm. Dadurch geriet ihr Leben aus den Fugen, sie fühlt sich sinnlos und nicht wahrgenommen. Das bringt sie zu einer schwerwiegenden Entscheidung.
Hermes ist befreundet mit Jean-Pierre. Verheiratet ist er mit Virginie. Zufrieden ist er, einflussreich, erfolgreich. Bis Jean-Pierre und auch Virginie viele seiner bisherigen Strategien in Frage stellen.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Die Leseprobe gefiel mir und auch die Idee zu diesem Buch „Vom Verschwinden und Sich-Finden“. Das schöne Cover und der Titel „Der Klang von Licht“ machen das Buch zusätzlich interessant.
Mich interessierten die Geschichten über Jean-Pierre, Juliette, Hermes, Virginie und anderen Charakteren. Wo stehen sie gerade in ihrem Leben – und wie werden sie sich weiterentwickeln? Feinfühlig und in einer schönen Sprache beleuchtet die Autorin den Werdegang ihrer Personen, deren Gedanken und Pläne.
Die Personen und ihre Schicksale sind für mich nachvollziehbar beschrieben und berühren mich. Besonders gefallen hat mir auch die psychologische Sichtweise der Autorin auf diverse Lebenssituationen, die sie gekonnt in die Handlung einflechten kann. Dabei gibt es viele positive Aspekte und Entwicklungen, die den Leser in optimistische Stimmung bringen können – auch mich.
„Der Klang von Licht“ ist ein Roman zum Abtauchen aus den Problemen des Alltags und zum Nachdenken. Ein Buch, das nach der Lektüre nachhallt und das ich gerne gelesen habe.
Ich vergebe fünf Sterne und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 16.11.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Ein außergewöhnlich gutes Buch

Worum geht es in dem Buch?
Die Ich-Erzählerin Ela wächst in dem rheinland-pfälzischen Ort Obach auf. Der Vater ist ein Egoist, denkt nur an seine Interessen, wie zum Beispiel ein schönes Auto und die Renovierung einer Scheune.
Beruflich läuft es lange nicht so gut – vom Arbeitgeber fühlt er sich zu wenig geschätzt, und schiebt die Schuld dafür auch seiner Frau zu. An ihr kritisiert er ständig herum. Ein Dorn im Auge für ihn ist ihr Gewicht. Sie muss sich immer wieder vor ihm wiegen, er unterstützt sie kaum. Das Geld für die Kinder kommt vorwiegend von ihrem Gehalt als Sekretärin. Als sie ihr zweites Kind bekommt, sucht sie sich andere Verdienstmöglichkeiten.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Durch eine Leseprobe kam ich auf dieses Buch. Es ist für mich eines der besten Bücher, die ich 2022 gelesen habe.
Das Buch bietet mir eine Rückschau auf die 1970er- und 1980er-Jahre und auf eine Familie, die absolut nicht normal ist. Der Vater nervt oft, er ist überheblich und rechtfertigt viele Misserfolge damit, dass seine Frau zu dick sei. Sie schafft, was er lange nicht schafft: sie wird zur Chefsekretärin befördert und verdient mehr Geld.
Ela muss sich entscheiden, zu wem sie hält. Oft steht sie zwischen beiden Elternteilen.
Die Mutter tat mir einerseits leid, andererseits bewunderte ich sie. Sie tat mir leid, weil nicht einmal ihre Eltern sie mochten (die Schwiegereltern mochten sie sowieso nicht) und Freundinnen hatte sie nicht. Dagegen war es bewundernswert, wie sie es schaffte, eine Gehaltserhöhung zu bekommen. Ein weiterer Moment, den ich stark finde, ist, wie sie sich um ihre Mutter kümmert, als diese Hilfe braucht.
Die Mutter ist eine starke Frau, sie kämpft, sie wehrt sich, wenn es möglich ist. Sie probiert mehrere Diäten – was aber nicht verhindert, dass sie auch wieder zunimmt.
All das ist gut und unterhaltsam aus der Sicht von Ela in der Vergangenheit beschrieben. Besonders an diesem Roman ist auch, dass nach einigen Kapiteln Anmerkungen und Gedanken von Ela als Erwachsene beschrieben sind. Da macht sie sich Gedanken, wie sie als Erwachsene manche Geschehnisse bewerten sollte. Das bringt mich als Leserin dazu, mehr über die Ereignisse in dem Buch nachzudenken.
Immer wieder gibt es wörtliche Rede in rheinland-pfälzischem Dialekt. Das hat mich nicht gestört, zumal ich die Dialektsätze verstanden habe.
Ich vergebe diesem Buch fünf Sterne und empfehle es weiter.

Bewertung vom 15.10.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


sehr gut

Hoch hinaus zum Erfolg

Worum geht es in dem Buch?
Der Roman spielt im Jahre 1957. Der Firma Lilienthal in Hamburg, die Flugzeuge baut, droht die Pleite. Eine Konkurrenzfirma hat ein gutes Übernahmeangebot abgegeben. Doch Marlene, die nach dem Unfalltod ihrer Eltern viele Anteile an der Firma besitzt, will die Firma aus eigener Kraft wieder in die Erfolgszone führen. Außerdem plant sie, in einem Flugtaxi Leute zu befördern.
Ihr Onkel, ihre Tante und ihr Cousin Alexander sind mit ihren Plänen einverstanden – aber ihr Cousin Maximilian nicht. Dennoch hält Marlene beharrlich an ihren Plänen fest – auch als sie merkt, dass jemand ihre Pläne sabotieren will.
Um sich zu entspannen, verbringt Marlene immer wieder einige Tage in ihrem Elternhaus an der Küste. Eines Tages trifft sie in dieser Gegend Bernhard, der ihr sympathisch ist. Zwischen beiden baut sich nach mehreren Treffen eine Partnerschaft auf. Da Bernhard aber aus Wismar in der DDR kommt und von dem DDR-System überzeugt ist, scheint es unmöglich, dass es für Marlene und Bernhard eine gemeinsame Zukunft gibt.

Meine Meinung zu diesem Buch:
Das Buch ist aus der auktorialen Erzählperspektive geschrieben (also kein Ich-Erzähler), ist spannend, interessant und lässt sich schnell lesen. Alles ist aus der Sicht von Marlene geschrieben.
Manche Ereignisse sind vorhersehbar – andere sind es nicht. Manche Vorhersehbarkeit hat mich gestört, und der Schluss war mir zu spektakulär, zu unrealistisch. Andererseits hat mich das Buch gut unterhalten, es ist eine gute Geschichte, die vom Alltag ablenkt.
Am Anfang hat es mich gestört, dass der Fokus des Buches auf der Liebesgeschichte zwischen Marlene und Bernhard liegt – und weniger auf den Fortschritten der Firma. Ich habe mich jedoch schnell daran gewöhnt, weil die Liebesgeschichte nicht kitschig ist. Es gibt Höhen und Tiefen, es gibt Momente, während derer die Liebe zwischen Marlene und Bernhard zu kippen droht. Das alles ist aber ziemlich nachvollziehbar geschrieben und konnte mich als Leserin mitreißen.
„Die Wolkenstürmerin“ ist ein guter Unterhaltungsroman über eine sympathische Frau mit einer Leidenschaft fürs Fliegen, die versucht, ein Unternehmen zu retten - und sich immer wieder gegen die Vorurteile, die die Männerwelt gegen eine Geschäftsfrau hat, durchsetzen muss. Eine Frau, die aber immer noch Mensch bleibt und herauszufinden versucht, ob es für sie und ihre Liebe Bernhard eine gemeinsame Zukunft geben kann.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine Leseempfehlung.