Lisa Eckhart
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Omama
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Der Debütroman der Kabarettistin Lisa Eckhart ist ein wilder Ritt durch die Nachkriegsgeschichte - "Schwarzhumorig und bitterböse." (Wolfgang Popp, Ö1)"Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. 1955 schickt man Helga dann aufs Land. Den Dorfwirt soll sie heiraten. Sowohl Helga als auch die Wirtin haben damit wenig Freude. 1989 organisiert die geschäftstüchtige Oma Busreisen nach Ungarn, um Tonnen von Fleisch über die Grenze zu schmuggeln. Bevor sie - inzwischen schon über achtzig - in ...
Der Debütroman der Kabarettistin Lisa Eckhart ist ein wilder Ritt durch die Nachkriegsgeschichte - "Schwarzhumorig und bitterböse." (Wolfgang Popp, Ö1)
"Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. 1955 schickt man Helga dann aufs Land. Den Dorfwirt soll sie heiraten. Sowohl Helga als auch die Wirtin haben damit wenig Freude. 1989 organisiert die geschäftstüchtige Oma Busreisen nach Ungarn, um Tonnen von Fleisch über die Grenze zu schmuggeln. Bevor sie - inzwischen schon über achtzig - in See sticht und mit der Enkelin im handgreiflichen Wettbewerb um den Kreuzfahrtkapitän buhlt. Lisa Eckhart unternimmt einen wilden Ritt durch die Nachkriegsgeschichte: tabulos, intelligent, böse, geschliffen - und sehr, sehr komisch.
"Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. 1955 schickt man Helga dann aufs Land. Den Dorfwirt soll sie heiraten. Sowohl Helga als auch die Wirtin haben damit wenig Freude. 1989 organisiert die geschäftstüchtige Oma Busreisen nach Ungarn, um Tonnen von Fleisch über die Grenze zu schmuggeln. Bevor sie - inzwischen schon über achtzig - in See sticht und mit der Enkelin im handgreiflichen Wettbewerb um den Kreuzfahrtkapitän buhlt. Lisa Eckhart unternimmt einen wilden Ritt durch die Nachkriegsgeschichte: tabulos, intelligent, böse, geschliffen - und sehr, sehr komisch.
Lisa Eckhart, geboren 1992 in Leoben, tritt als Kabarettistin in diversen Fernsehsendungen regelmäßig auf und steht mit Soloprogrammen auf der Bühne. Sie studierte in Paris und Berlin Germanistik und Slawistik. Heute lebt sie in Leipzig. Bei Zsolnay erschienen ihre Romane Omama (2020) und Boum (2022).
Produktdetails
- Verlag: Paul Zsolnay Verlag
- Artikelnr. des Verlages: 551/07201
- 8. Aufl.
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: 17. August 2020
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 127mm x 34mm
- Gewicht: 480g
- ISBN-13: 9783552072015
- ISBN-10: 3552072012
- Artikelnr.: 59017020
Herstellerkennzeichnung
Books on Demand GmbH
In de Tarpen 42
22848 Norderstedt
info@bod.de
040 53433511
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Für Rezensent Adam Soboczynski geht es ein bisschen zu deutlich zu in Lisa Eckharts Oma-Geschichte. Vom Krieg, als die Russen in die Steiermark kamen, von Großmutterpsychologie, Österreichs Minderwertigkeitskomplexen, Schlachtfesten und Saufgelagen in der Provinz erzählt die Autorin "kalorienreich", "fäkalfreudig", allzu pointenlastig und mit einem mächtigen Schuss Lebensweisheit, meint der Rezensent. Auf der Strecke bleiben für ihn leider: differenzierte Figuren und entscheidende Handlungsdetails. Die dauernde Leseransprache nervt Soboczynski (wie "schon bei Doderer"), und die Moral von der Geschicht' scheint ihm "etwas überdeutlich".
© Perlentaucher Medien GmbH
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Heuer alles schiacher
Über Lisa Eckharts Roman "Omama" wurde bereits viel gestritten, nun kann man ihn auch lesen
Am Beginn des zweiten Teils von Lisa Eckharts Debütroman "Omama" steht eine Art essayistische Abhandlung über die historische Entwicklung von Dorfgemeinschaften. Die sakralen Säulen dörflicher Gemeinschaften, heißt es da, seien "Schönling, Matratze, Depp und Trinker. Die vierfache Einfältigkeit. Heute stehen an ihrer Stelle lust-, genuss-, humorbefreite Sitten und Moralapostel und eine primitive Heerschar ungustiöser Epigonen." Nun, da sich die Zeiten geändert hätten, gelte der Depp als Behinderter, und niemand lache mehr über seinen "bunten Irrwitz". Und der Dorftrinker? Komme als "Süchtler" in die
Über Lisa Eckharts Roman "Omama" wurde bereits viel gestritten, nun kann man ihn auch lesen
Am Beginn des zweiten Teils von Lisa Eckharts Debütroman "Omama" steht eine Art essayistische Abhandlung über die historische Entwicklung von Dorfgemeinschaften. Die sakralen Säulen dörflicher Gemeinschaften, heißt es da, seien "Schönling, Matratze, Depp und Trinker. Die vierfache Einfältigkeit. Heute stehen an ihrer Stelle lust-, genuss-, humorbefreite Sitten und Moralapostel und eine primitive Heerschar ungustiöser Epigonen." Nun, da sich die Zeiten geändert hätten, gelte der Depp als Behinderter, und niemand lache mehr über seinen "bunten Irrwitz". Und der Dorftrinker? Komme als "Süchtler" in die
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Entzugsklinik. "So hieß man früher nur solche, welche gerne Rauschgift nahmen. Und Rauschgift hieß man etwas nur, wenn ein Schwarzer es verkaufte." Heute sei alles Rauschgift und jeder Süchtler, so die bedauernde Schlussfolgerung der Erzählerin, die mit den Worten schließt: "Früher war alles besser, weil man wusste, wie schlecht alles war. Heute ist alles schlechter, weil man glaubt, dass alles gut sei."
Daran ließe sich ohne Umschweife die Dreifaltigkeit der Kabarettistin Lisa Eckhart konstatieren: Missmut, Selbstüberhöhung, Provokation. Aber man befindet sich ja nicht in einer öffentlich-rechtlichen Kabarettsendung, sondern in einem Roman, dem ersten der für ihre satirischen Grenzgänge im Gebiet des Sagbaren bekannten Eckhart. Die eine Kunstfigur muss nicht zwangsläufig die andere sein. Kurz vor seinem Erscheinen stand "Omama" im Zentrum einer Diskussion, die seinen Inhalt gar nicht betraf, sondern einen Auftritt der Autorin damit bei einem Hamburger Literaturwettbewerb. Über all dies wurde berichtet.
Die Diskussion war ziemlich überhitzt wie bei Netzdebatten üblich. Aber sie hatte auch ihr Gutes. Den Veranstaltern zeigte sie, dass sie mehr Verantwortung übernehmen müssen: im Umgang mit Autoren, die nicht mit Kollegen auftreten wollen, deren Arbeit sie ablehnen, und im Umgang mit der Angst vor der Eskalation. Sie bewies, dass eine Abgrenzung zwischen sogenannter cancel culture und berechtigter bis hysterischer Kritik im Netz in der Debatte dringend nötig ist. Und sie hat Eckharts Roman einem gewissen Erwartungsdruck ausgesetzt - was einer Autorin, die moralische Korsetts unserer Gesellschaft beklagt, nicht ungelegen kommen dürfte.
"Omama" allerdings ist gar kein Stoff für Skandale. Es ist eine ambitionierte Geschichte über Großmutter Helga, die in der österreichischen Provinz aufwächst und den Lesern als wirkliche Oma der Erzählerautorinnenkunstfigur Eckhart präsentiert wird: "Dem gemeinen Leser mag das freilich imponieren, da er, für Kunst so taub wie blind, stets Wahres dem Erdachten vorzieht."
Die chronisch lügende Helga und ihre schöne Schwester Inge erwarten wenige Wochen nach Kriegsende voll gespannter Angst die Ankunft der Russen. Ihre Eltern haben wenig mehr im Sinn, als die Mädchen zu verprügeln und zu arbeitswilligen Frauen zurechtzubiegen. Das und vieles mehr in ihrem Leben ist in den Worten der selten teilnahmsvollen Erzählerin grausig, auch wenn "der Russe" die Mädchen am Ende verschont, bei der Familie einzieht, Rührei zubereitet, mit dem Vater trinkt und nachts in die Spüle pinkelt.
Später werden die Töchter als ausgeliehene Arbeitssklavinnen weggeschickt. Weil das Leben hart ist, wird Vertrauen spärlich vergeben. Eigentlich kämpft jede und jeder für sich. Dieser Kampf liest sich mal abgeklärt, mal überdreht, immer detailreich im Dienste sprachlicher Pointen. Ständig wendet sich das Blatt, meistens ins Groteske, wobei oft einer oder etwas mit Fäkalien beschmiert wird. Es liegt an Eckharts Beobachtungsgabe für sonst aus Anstand übersehene Unerfreulichkeiten, dass nicht alles am Dorfleben konstruiert wirkt. Dafür steigert sich die Erzählung in eine aufgeputschte Suche nach dem Unbehagen. Als die Russen kamen, erzählt die Oma der Enkelin, hätten sich ihnen Heerscharen junger Frauen an den Hals geworfen, die "dem Russen gar nicht geheuer waren". Und eine Großcousine erzählt von Vergewaltigungen, die ihr erspart blieben - um dann anzufügen: "Doch ich war früher auch sehr hübsch."
Bei ihrem grausamen Ringen um die Gunst von Männern und Enkeln sind sich die Frauen die ärgsten Feinde. Großmütter wünschen sich gegenseitig den Tod, Helga wünscht ihrer Schwester einen kahlen Kopf. Andere sind angeblich weniger damit beschäftigt, die Tränen ihrer Kinder zu trocknen, als ihre Männer zum Weinen zu bringen. Die Wirtin, bei der Helga anheuert, regiert als Furie in ihrem traditionellen Reich. Die Männer hingegen sind ausnahmslos schwach. Knödel essend sitzen sie, bar jeder Autorität, bei Tisch oder - je nach Grad der Männlichkeit - auf Motorrädern. Der schönen Inge ist ein Professor verfallen, der rein gar nichts versteht: Würde sie auf seinen Wunsch ihre Matura nachmachen, verlöre er seine Daseinsberechtigung. "Sie wird nie beeindruckend schlau sein. Darum bleibt sie berückend schlicht."
Dann ist da eine Reihe schwarzhumorig komischer Anekdoten, wenn etwa die von den nächtlichen Gelagen bei der Familie verärgerten Dorfbewohner beschließen, den alten Vater bei den Russen als den "Führer" persönlich zu verpfeifen - worauf er am Ende besser behandelt wird als je zuvor. Oder wenn der Anwalt, der Helga aus der Vormundschaft ihrer Eltern befreien soll, versichert, im Gerichtssaal gehe es nicht darum, ob man gewinne oder verliere: "Ein Prozess ist wie ein Walzer. Mal führt der eine, mal der andre." In diesem ihren Spezialgebiet bewegt sich die Autorin so ausgiebig, bis irgendwann nur noch Deppen und Trinker unterwegs sind und der Überdruss einsetzt.
Fein und gerissen in den Kontext der Zeit gesetzt, hat Eckharts von "Hoserln", "Lottern", "Watschen" und "Zumpferln" durchsetzte, über mehrere Jahrzehnte angelegte Dorfgeschichte etwas Nostalgisch-Sehnendes nach einer Zeit, in der Frauen noch kräftig angefasst werden durften und Zigeuner (ganz ohne Neid) noch das beste Gulasch machten. Aber selbst wer in dieser Zeit eine vermeintlich tröstliche Klarheit zu erkennen glaubt, muss von der Geschwätzigkeit und beharrlich nach Effekten heischenden Erzählung spätestens im letzten Teil, der die Enkelin mit der vorbildlich backenden, Ordnung haltenden, angeschmachteten Großmutter vereint, genug haben.
Der Wiener Tageszeitung "Standard" hat Lisa Eckhart gesagt, ihr Buch sei ein "semantischer Terrorangriff", bei dessen Lektüre sich ihre Leser um den Verstand interpretieren sollen. Aber wo liegt der Mehrwert eines literarischen Werks, das sich allein in Provokation ergeht? Was bleibt abzüglich der Groteske von der Zeit und ihren Zeugen zu erfahren? Und regt sich Unbehagen womöglich nicht nur angesichts der Provokation, sondern auch gegenüber einer Erzählerin, die alles weiß und verstanden hat, die Figuren und Lesern gleichermaßen zusetzt und die Reproduktion von Vorurteilen als Avantgarde verkauft?
Im Epilog schreibt die Erzählerinnenkunstfigur, sie vermisse die Zeiten, als man noch um Fakten stritt. Als es noch um Wahr und Falsch, nicht nur um Gut und Böse ging, als der Klügere noch nicht nachgeben musste, weil es noch gar keinen Klügeren gab. Lange wurde nicht mehr so umfassend und radikal über Fakten gestritten wie heute. Lisa Eckharts Debüt, das sich in eine andere Zeit zurücksehnt, gibt seinen Lesern nichts zum Streiten. Die Kunstfigur ist altbekannt. Was bei ihr zählt, ist die gefühlte Temperatur.
ELENA WITZECK
Lisa Eckhart: "Omama". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2020. 384 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Daran ließe sich ohne Umschweife die Dreifaltigkeit der Kabarettistin Lisa Eckhart konstatieren: Missmut, Selbstüberhöhung, Provokation. Aber man befindet sich ja nicht in einer öffentlich-rechtlichen Kabarettsendung, sondern in einem Roman, dem ersten der für ihre satirischen Grenzgänge im Gebiet des Sagbaren bekannten Eckhart. Die eine Kunstfigur muss nicht zwangsläufig die andere sein. Kurz vor seinem Erscheinen stand "Omama" im Zentrum einer Diskussion, die seinen Inhalt gar nicht betraf, sondern einen Auftritt der Autorin damit bei einem Hamburger Literaturwettbewerb. Über all dies wurde berichtet.
Die Diskussion war ziemlich überhitzt wie bei Netzdebatten üblich. Aber sie hatte auch ihr Gutes. Den Veranstaltern zeigte sie, dass sie mehr Verantwortung übernehmen müssen: im Umgang mit Autoren, die nicht mit Kollegen auftreten wollen, deren Arbeit sie ablehnen, und im Umgang mit der Angst vor der Eskalation. Sie bewies, dass eine Abgrenzung zwischen sogenannter cancel culture und berechtigter bis hysterischer Kritik im Netz in der Debatte dringend nötig ist. Und sie hat Eckharts Roman einem gewissen Erwartungsdruck ausgesetzt - was einer Autorin, die moralische Korsetts unserer Gesellschaft beklagt, nicht ungelegen kommen dürfte.
"Omama" allerdings ist gar kein Stoff für Skandale. Es ist eine ambitionierte Geschichte über Großmutter Helga, die in der österreichischen Provinz aufwächst und den Lesern als wirkliche Oma der Erzählerautorinnenkunstfigur Eckhart präsentiert wird: "Dem gemeinen Leser mag das freilich imponieren, da er, für Kunst so taub wie blind, stets Wahres dem Erdachten vorzieht."
Die chronisch lügende Helga und ihre schöne Schwester Inge erwarten wenige Wochen nach Kriegsende voll gespannter Angst die Ankunft der Russen. Ihre Eltern haben wenig mehr im Sinn, als die Mädchen zu verprügeln und zu arbeitswilligen Frauen zurechtzubiegen. Das und vieles mehr in ihrem Leben ist in den Worten der selten teilnahmsvollen Erzählerin grausig, auch wenn "der Russe" die Mädchen am Ende verschont, bei der Familie einzieht, Rührei zubereitet, mit dem Vater trinkt und nachts in die Spüle pinkelt.
Später werden die Töchter als ausgeliehene Arbeitssklavinnen weggeschickt. Weil das Leben hart ist, wird Vertrauen spärlich vergeben. Eigentlich kämpft jede und jeder für sich. Dieser Kampf liest sich mal abgeklärt, mal überdreht, immer detailreich im Dienste sprachlicher Pointen. Ständig wendet sich das Blatt, meistens ins Groteske, wobei oft einer oder etwas mit Fäkalien beschmiert wird. Es liegt an Eckharts Beobachtungsgabe für sonst aus Anstand übersehene Unerfreulichkeiten, dass nicht alles am Dorfleben konstruiert wirkt. Dafür steigert sich die Erzählung in eine aufgeputschte Suche nach dem Unbehagen. Als die Russen kamen, erzählt die Oma der Enkelin, hätten sich ihnen Heerscharen junger Frauen an den Hals geworfen, die "dem Russen gar nicht geheuer waren". Und eine Großcousine erzählt von Vergewaltigungen, die ihr erspart blieben - um dann anzufügen: "Doch ich war früher auch sehr hübsch."
Bei ihrem grausamen Ringen um die Gunst von Männern und Enkeln sind sich die Frauen die ärgsten Feinde. Großmütter wünschen sich gegenseitig den Tod, Helga wünscht ihrer Schwester einen kahlen Kopf. Andere sind angeblich weniger damit beschäftigt, die Tränen ihrer Kinder zu trocknen, als ihre Männer zum Weinen zu bringen. Die Wirtin, bei der Helga anheuert, regiert als Furie in ihrem traditionellen Reich. Die Männer hingegen sind ausnahmslos schwach. Knödel essend sitzen sie, bar jeder Autorität, bei Tisch oder - je nach Grad der Männlichkeit - auf Motorrädern. Der schönen Inge ist ein Professor verfallen, der rein gar nichts versteht: Würde sie auf seinen Wunsch ihre Matura nachmachen, verlöre er seine Daseinsberechtigung. "Sie wird nie beeindruckend schlau sein. Darum bleibt sie berückend schlicht."
Dann ist da eine Reihe schwarzhumorig komischer Anekdoten, wenn etwa die von den nächtlichen Gelagen bei der Familie verärgerten Dorfbewohner beschließen, den alten Vater bei den Russen als den "Führer" persönlich zu verpfeifen - worauf er am Ende besser behandelt wird als je zuvor. Oder wenn der Anwalt, der Helga aus der Vormundschaft ihrer Eltern befreien soll, versichert, im Gerichtssaal gehe es nicht darum, ob man gewinne oder verliere: "Ein Prozess ist wie ein Walzer. Mal führt der eine, mal der andre." In diesem ihren Spezialgebiet bewegt sich die Autorin so ausgiebig, bis irgendwann nur noch Deppen und Trinker unterwegs sind und der Überdruss einsetzt.
Fein und gerissen in den Kontext der Zeit gesetzt, hat Eckharts von "Hoserln", "Lottern", "Watschen" und "Zumpferln" durchsetzte, über mehrere Jahrzehnte angelegte Dorfgeschichte etwas Nostalgisch-Sehnendes nach einer Zeit, in der Frauen noch kräftig angefasst werden durften und Zigeuner (ganz ohne Neid) noch das beste Gulasch machten. Aber selbst wer in dieser Zeit eine vermeintlich tröstliche Klarheit zu erkennen glaubt, muss von der Geschwätzigkeit und beharrlich nach Effekten heischenden Erzählung spätestens im letzten Teil, der die Enkelin mit der vorbildlich backenden, Ordnung haltenden, angeschmachteten Großmutter vereint, genug haben.
Der Wiener Tageszeitung "Standard" hat Lisa Eckhart gesagt, ihr Buch sei ein "semantischer Terrorangriff", bei dessen Lektüre sich ihre Leser um den Verstand interpretieren sollen. Aber wo liegt der Mehrwert eines literarischen Werks, das sich allein in Provokation ergeht? Was bleibt abzüglich der Groteske von der Zeit und ihren Zeugen zu erfahren? Und regt sich Unbehagen womöglich nicht nur angesichts der Provokation, sondern auch gegenüber einer Erzählerin, die alles weiß und verstanden hat, die Figuren und Lesern gleichermaßen zusetzt und die Reproduktion von Vorurteilen als Avantgarde verkauft?
Im Epilog schreibt die Erzählerinnenkunstfigur, sie vermisse die Zeiten, als man noch um Fakten stritt. Als es noch um Wahr und Falsch, nicht nur um Gut und Böse ging, als der Klügere noch nicht nachgeben musste, weil es noch gar keinen Klügeren gab. Lange wurde nicht mehr so umfassend und radikal über Fakten gestritten wie heute. Lisa Eckharts Debüt, das sich in eine andere Zeit zurücksehnt, gibt seinen Lesern nichts zum Streiten. Die Kunstfigur ist altbekannt. Was bei ihr zählt, ist die gefühlte Temperatur.
ELENA WITZECK
Lisa Eckhart: "Omama". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2020. 384 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein grell gezeichnetes Sittengemälde Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg. ... Schreiben kann Eckhart, es steckt einiges an Lebensklugheit in diesem mehr als prallen Buch." Meike Schnitzler, Brigitte Online, 27.08.20
"Sprachlich auf jeder Seite ein Knüller. Ein sehr origineller, wirklich sehr überraschend sprachmächtiger Roman." Rainer Moritz, NDR Kultur, 01.09.20
"Lisa Eckhart schreibt sich mit Omama in die burleske Spielart der österreichischen Literatur ein. ... Tausendmal unterhaltsamer als die bleierne, humorresistente Empfindsamkeit die in so vielen Gegenwartsromanen regiert, weil ja alles so schlimm ist." Adam Soboczynski, DIE ZEIT, 27.08.20
"'Omama' ist wahrlich ein Gipfel schwarzhumorigen Schmähs." Der
"Sprachlich auf jeder Seite ein Knüller. Ein sehr origineller, wirklich sehr überraschend sprachmächtiger Roman." Rainer Moritz, NDR Kultur, 01.09.20
"Lisa Eckhart schreibt sich mit Omama in die burleske Spielart der österreichischen Literatur ein. ... Tausendmal unterhaltsamer als die bleierne, humorresistente Empfindsamkeit die in so vielen Gegenwartsromanen regiert, weil ja alles so schlimm ist." Adam Soboczynski, DIE ZEIT, 27.08.20
"'Omama' ist wahrlich ein Gipfel schwarzhumorigen Schmähs." Der
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Tagesspiegel, 30.08.20
"Ein sehr scharfzüngiger, witziger, böser Roman." Markus Brügge, WDR5 Scala, 17.08.20
"Ein wildes Gemisch aus erzählerischen Stücken, sehr viel kabarettistisch grundiertem Herumgespiele mit Sprache und mitunter so boshaften wie scharfsinnigen Auslassungen der Autorin zu gesellschaftlichen Stichworten. (...) Die Autorin versteht sich aufs Zuspitzen, aufs Absurde, auf verbale Knallbonbons." Iris Hetscher, Weser Kurier, 19.08.20
"Der Roman ist ein Gemisch aus Erzählung und satirischer Welterklärung mit essayistischen Passagen, voller Provokationen, reich, leider sogar überreich an Pointen. Das ist fantasievoll, auch scharfsinnig, wortwitzig, sprach- und selbstverliebt." Ulrich Kühn, NDR Kultur, 17.08.20
"Leserinnen und Leser, die eine gehörige Portion Satire vertragen und Lust daran haben, sich mit den eigenen Abgründen zu beschäftigen, finden in Eckharts 'Omama' ein wahres Lesevergnügen, gerade weil ihnen hier und da das Lachen im Halse stecken bleiben wird." Helen Roth, SWR2 lesenswert, 16.08.20
"Man wird blendend unterhalten und kann die ganze Zeit über Helga lachen, was auch daran liegt, dass die Enkelin alias die Erzählerin das Talent besitzt, sowohl aus der ödesten als auch aus der brutalsten Begebenheit eine gute Geschichte zu machen." Doris Akrap, taz, 15.08.20
"Ein böser und lustiger Roman." Tobias Haberl, SZ-Magazin, 14.08.20
"Ein Parforceritt durch den österreichisch-abendländischen Kulturkreis. Eckharts 'Omama' ist eine Farce, wie sie im Buche steht. Eine Posse in einem Mirakelspiel, in dem die Legende von der Omama durch den Fleischwolf gedreht wird, bis der Leser ein verzücktes Bäuerchen macht." Ute Cohen, der Freitag, 13.08.20
"Im autobiografisch geprägten Roman 'Omama' erzählt Lisa Eckhart so scharf, wie man von ihren Auftritten gewohnt ist, von der resolut-goscherten Helga aus der Sicht ihrer Enkelin." Anne-Catherine Simon, Die Presse, 13.08.20
"Schwarzhumorig und bitterböse. Der satirische Grundton unterscheidet Lisa Eckharts 'Omama' vom Großteil der bekannten Großelternliteratur." Wolfgang Popp, Ö1 Morgenjournal, 12.08.20
"'Omama' will unterhalten und spielt auf jeder Seite mit verbalen Deftigkeiten. Der Roman hält mit viel Handlung bei der Stange, in den Szenen zur Besatzungszeit ist er böse und dennoch sensibel. Eine schamlose Liebeserklärung." Michael Wurmitzer, Der Standard, 12.08.20
"In ihrem Debütroman 'Omama' erzählt Eckhart mit viel Sprachwitz und ganz unsentimental von ihrer Großmutter." Lillian Moschen, ORF1 ZIB Nacht, 11.08.20
"Sprachlich erinnert Omama durchaus an die Kabarettistin. Das Assoziative in der Sprache, das Deftige in den Dialogen, der ausgesuchte Austriazismus. Lisa Eckhart ist mit 'Omama' eine Art feministischer Roman geglückt. Es sprechen fast nur Frauen miteinander, nur selten geht es um Männer. Es fehlt das Diabolische, und das ist ein Gewinn." Arno Frank, DER SPIEGEL, 08.08.20
"All das macht Mordsspaß, ist geschliffen und intelligent formuliert und ergibt in Summe ein funkelndes Debüt." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 08.08.20
"Ein sehr scharfzüngiger, witziger, böser Roman." Markus Brügge, WDR5 Scala, 17.08.20
"Ein wildes Gemisch aus erzählerischen Stücken, sehr viel kabarettistisch grundiertem Herumgespiele mit Sprache und mitunter so boshaften wie scharfsinnigen Auslassungen der Autorin zu gesellschaftlichen Stichworten. (...) Die Autorin versteht sich aufs Zuspitzen, aufs Absurde, auf verbale Knallbonbons." Iris Hetscher, Weser Kurier, 19.08.20
"Der Roman ist ein Gemisch aus Erzählung und satirischer Welterklärung mit essayistischen Passagen, voller Provokationen, reich, leider sogar überreich an Pointen. Das ist fantasievoll, auch scharfsinnig, wortwitzig, sprach- und selbstverliebt." Ulrich Kühn, NDR Kultur, 17.08.20
"Leserinnen und Leser, die eine gehörige Portion Satire vertragen und Lust daran haben, sich mit den eigenen Abgründen zu beschäftigen, finden in Eckharts 'Omama' ein wahres Lesevergnügen, gerade weil ihnen hier und da das Lachen im Halse stecken bleiben wird." Helen Roth, SWR2 lesenswert, 16.08.20
"Man wird blendend unterhalten und kann die ganze Zeit über Helga lachen, was auch daran liegt, dass die Enkelin alias die Erzählerin das Talent besitzt, sowohl aus der ödesten als auch aus der brutalsten Begebenheit eine gute Geschichte zu machen." Doris Akrap, taz, 15.08.20
"Ein böser und lustiger Roman." Tobias Haberl, SZ-Magazin, 14.08.20
"Ein Parforceritt durch den österreichisch-abendländischen Kulturkreis. Eckharts 'Omama' ist eine Farce, wie sie im Buche steht. Eine Posse in einem Mirakelspiel, in dem die Legende von der Omama durch den Fleischwolf gedreht wird, bis der Leser ein verzücktes Bäuerchen macht." Ute Cohen, der Freitag, 13.08.20
"Im autobiografisch geprägten Roman 'Omama' erzählt Lisa Eckhart so scharf, wie man von ihren Auftritten gewohnt ist, von der resolut-goscherten Helga aus der Sicht ihrer Enkelin." Anne-Catherine Simon, Die Presse, 13.08.20
"Schwarzhumorig und bitterböse. Der satirische Grundton unterscheidet Lisa Eckharts 'Omama' vom Großteil der bekannten Großelternliteratur." Wolfgang Popp, Ö1 Morgenjournal, 12.08.20
"'Omama' will unterhalten und spielt auf jeder Seite mit verbalen Deftigkeiten. Der Roman hält mit viel Handlung bei der Stange, in den Szenen zur Besatzungszeit ist er böse und dennoch sensibel. Eine schamlose Liebeserklärung." Michael Wurmitzer, Der Standard, 12.08.20
"In ihrem Debütroman 'Omama' erzählt Eckhart mit viel Sprachwitz und ganz unsentimental von ihrer Großmutter." Lillian Moschen, ORF1 ZIB Nacht, 11.08.20
"Sprachlich erinnert Omama durchaus an die Kabarettistin. Das Assoziative in der Sprache, das Deftige in den Dialogen, der ausgesuchte Austriazismus. Lisa Eckhart ist mit 'Omama' eine Art feministischer Roman geglückt. Es sprechen fast nur Frauen miteinander, nur selten geht es um Männer. Es fehlt das Diabolische, und das ist ein Gewinn." Arno Frank, DER SPIEGEL, 08.08.20
"All das macht Mordsspaß, ist geschliffen und intelligent formuliert und ergibt in Summe ein funkelndes Debüt." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 08.08.20
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Wird man lieben oder hassen
"Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. Was Helga in dieser Zeit alles erlebt, wie sich ihr Leben entwickelt und wie die Beziehung zur ihrer …
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Wird man lieben oder hassen
"Helga, schnell, die Russen kommen!" 1945 ist Oma Helga in der Pubertät und kämpft mit ihrer schönen Schwester Inge um die Gunst der Besatzer. Was Helga in dieser Zeit alles erlebt, wie sich ihr Leben entwickelt und wie die Beziehung zur ihrer Enkelin Lisa aussieht, davon handelt dieses Buch.
"Dass jeder Mensch zwei Großmütter hat, ist kein geringeres Übel denn die fatalste Doppelbesetzung der Natur. Die Liebe der Großmutter für ihre Enkel ist unteilbar und absolut." Zitat Seite 9
Ich mag amüsante Bücher mit Wortwitz und einer amüsanten Handlung. Mein gewähltes Zitat mit seinen weiteren Ausführungen ist ein Beispiel für gelungenen Humor. Warum hat mir dann dieses Buch nicht besser gefallen?
Die Sprache ist in diesem Buch ein Problem, auch wenn Frau Eckhart durchaus sehr geschickt damit umgehen kann. Aber viele Begriffe finde ich zu negativ in der Wirkung ("fäkales Wochenbett") und der eingebaute Dialekt liest sich sperrig und nicht sehr angenehm, der Tonfall ist dauerhaft biestig und fabulierend, was ich sehr ermüdend empfinde. Vor lauter Konzentration auf die sprachlichen Ergüsse geht hier das Interesse für die Handlung, also die Geschichte um die Großmutter, fast gänzlich verloren. Dabei bietet gerade diese Figur viel Potential und einzelne Szenen geben einen Eindruck aus der Besatzungszeit, ihrem Dorfleben und dem nicht einfachem Lebensweg dieser Frau wieder. Über allem wird die Hassliebe mit ihrer Enkelin Lisa spürbar. Doch das geht im Geplänkel leider immer wieder unter.
Die Charaktere entsprechen einer Gruppe von ländlichen Bewohnern, die man aufgrund ihrer negativen Titulierung am untersten Level der Gesellschaft eingruppiert. Fast alle Frauen gelten als Dorfschlampen, dazu gesellen sich die Dorfdeppen und Trinker und der Dorfpfarrer ist gleichzeitig der Dorfarzt und somit immer im Bilde über die Sünden seiner Schäfchen. Das macht mir die Figuren nicht gerade sympathisch.
Als markige Aussagen mit Knalleffekt mögen manche Szenen dieses Buches durchaus für den kabarettistischen Gebrauch für Lacher sorgen. Sie lesen sich auch ganz witzig, allerdings sorgt in diesem Buch die Aneinanderreihung dieser oft derben Verballhornungen mit überwiegend fiesem und bissigen Unterton einfach nur Verdruß beim Lesen. Es ist zuviel Biss und beim Lesen verliert sich die Handlung im Fabulieren und die vielen Szenen um die Dorfmatratzen finde ich ziemlich nervig. Das Ganze ist wohl besser für den Kabarettabend geeignet.
"Omama" ist ein polarisierendes Buch. Fans der Kabarettistin werden es sicherlich mögen. Kann man lesen, muss man aber nicht.
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Antworten 4 von 4 finden diese Rezension hilfreich
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Wortgewaltig!
Lisa Eckhart - die ungekrönte Königin der Wortgewalt und des Ausdrucks deutscher Sprache - hat ein Buch geschrieben. Und wenn man dann schon so doof ist wie ich und unbedingt selbst lesen möchte, statt sich von fRau Eckhart direkt vorlesen zu lassen - dann …
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Wortgewaltig!
Lisa Eckhart - die ungekrönte Königin der Wortgewalt und des Ausdrucks deutscher Sprache - hat ein Buch geschrieben. Und wenn man dann schon so doof ist wie ich und unbedingt selbst lesen möchte, statt sich von fRau Eckhart direkt vorlesen zu lassen - dann sollte man dieses Buch auf jeden Fall laut lesen. Denn erstens hat die Umwelt auch noch etwas davon und muss nicht fragend aufschauen, wenn der Leser mal wieder laut auflacht oder auch kopfschüttelnd nebenbei Lateinzitate, Fremdwörter oder österreichische Mundart bei google übersetzen lässt... Zweitens wird der Leser nur dann dieser Sprache gerecht. Denn die Sätze muss (!) man sich größtenteils auf der Zunge zergehen lassen, mehrfach lesen, langsam lesen, laut lesen... Ich gehöre eigentlich in die Kategorie Schnellleser- ich habe tatsächlich mit äußerst viel Vergnügen 2 volle Wochen mit und in diesem Buch verbracht. Auch hier wird Frau Eckhart zweifellos polarisieren. Ich fand es einfach fantastisch! Und ich werde es definitiv noch mal lesen! Oder ich kauf mir das Hörbuch!
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Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 2 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Unterhaltsam aber stellenweise geht der Handlung die Luft aus. Kein Vergleich zu den pointierten, geschliffenen Auftritten der Kabarettistin.
Inhalt:
Die Russen kommen!
Turbulente Nachkriegszeit und Großmutter Helga mittendrin.
Während die meisten Großeltern mit …
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Unterhaltsam aber stellenweise geht der Handlung die Luft aus. Kein Vergleich zu den pointierten, geschliffenen Auftritten der Kabarettistin.
Inhalt:
Die Russen kommen!
Turbulente Nachkriegszeit und Großmutter Helga mittendrin.
Während die meisten Großeltern mit rosaroter Brille und nostalgisch verschleiertem Blick auf ihre Jugendzeit zurückschauen und die Enkel mit der Erzählung selbiger zu Tode langweiligen, gewährt Lisa Eckhart einen etwas anderen Blick auf das Leben ihrer Omama und deren Familie in den 1940ern und 1950ern.
Zudem schildert sie eine außergewöhnliche Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin.
Mein Eindruck:
Die Leseprobe (Prolog) hat mir sehr gut gefallen, denn der schwarze und spitzzügige Humor der Autorin in Verbindung mit ihrem typischen Wiener Schmäh ist unverwechselbar. Auf ihr Romandebüt habe ich mich daher sehr gefreut.
Leider ist zwischen einem Bühnenprogramm und einem Roman der große Unterschied, dass die Spannung bei letzterem oft nur schwer zu halten ist.
Während ich bei Auftritten nie Schwierigkeiten hatte, dem gesprochenen Wort zu folgen, sorgt der Dialekt in Schriftform dafür, dass ich mich sehr konzentrieren muss. Ich habe nach Beenden des Buches auch noch kurz in das Hörbuch hineingehört und dort dasselbe Problem.
Positiv ist aber zu erwähnen, dass ich während der gesamten Lektüre die Stimme der Autorin im Ohr hatte.
Die Geschichte ist in drei Abschnitte aufgeteilt.
Teil 1 - Die Russen kommen - im Jahr 1945 - ist noch interessant, aber ab Teil 2 - Wirtshaus - im Jahr 1955 - geht es steil bergab. Immer wieder geht hier der Handlung die Luft aus und die Wortspiele bleiben auf der Strecke.
Zusammenfassend ist dieser Teil hauptsächliche eine Charakterstudie der verschiedenen Typen einer ländlichen Gesellschaft: Dorfdepp, Dorftrinker, Dorfmatratze, Dorfpfarrer in Personalunion mit Dorfarzt u.a.
Und Oma Helga ist mittendrin (von den Eltern an den Dorfwirt verschachert, um alte Schulden zu begleichen).
In Teil 3 - 1990er bis heute - gelingt es, durch humorvolle Anekdoten, die Spannungskurve wieder etwas anzuziehen.
Der Leser erhascht einen interessanten Blick auf die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelkind. Eine außergewöhnliche Hass-Liebe und doch voller Respekt.
Die Hintergründe bleiben aber leider zu sehr im Dunkeln.
Leider ist dieser Roman wenig rund im Vergleich zu den wortgewaltigen, bissigen und zynischen Auftritten der Kabarettistin.
Er ist unterhaltsam und es finden sich immer wieder bitterböse wie humorvolle Seitenhiebe auf die Dorfgemeinschaft, das Verhältnis Mutter-Kind und Großmutter-Enkelin oder diverser Nationalitäten u.a. von Deutschen und Österreichern.
Aber trotzdem wären die Anekdoten in einem Bühnenprogramm besser aufgehoben, als in Form eines Romans.
Fazit:
Kein Buch, welches man gelesen haben muss.
Einzelne Anekdoten sind fein pointiert und gewohnt bissig, aber aneinandergereiht und zur Geschichte geschustert, leider nichts Halbes und nichts Ganzes.
Vielleicht sind sie in Form des Hörbuches besser geeignet, wobei ich beim Lesen die Stimme der Kabarettistin durchgehend im Ohr hatte.
Wer Lisa Eckharts Humor teilt und liebt, dem empfehle ich, den Besuch ihres Bühnenprogramms. Dieser Roman kommt leider an die Perfektion des vorgetragenen Wortes kaum heran.
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Rezensiertes Buch: "Omama" aus dem Jahr 2020
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„tabulos, intelligent, böse, geschliffen“ (Zitat von der Buchrückseite)
Inhalt - Auszug von der Buchrückseite:
„Lisa Eckhart unternimmt einen wilden Ritt durch die Nachkriegsgeschichte.“
Meine Meinung:
In diesem Roman beschreibt die österreichische …
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„tabulos, intelligent, böse, geschliffen“ (Zitat von der Buchrückseite)
Inhalt - Auszug von der Buchrückseite:
„Lisa Eckhart unternimmt einen wilden Ritt durch die Nachkriegsgeschichte.“
Meine Meinung:
In diesem Roman beschreibt die österreichische Kabarettistin punktgenau, quasi wie unter einem Brennglas, die sozialen Gegebenheiten der damaligen Zeit.
Die Autorin ist sprachlich absolut grandios!
Zitat aus '5 Fragen an Lisa Eckhart':
„Für die Bühne schreibe ich das, was ich gerne sagen würde. Im Roman schreibe ich das, was ich gerne lesen würde. Und das ist eben ein Bastard aus Essay, Roman und Sprachspielerei.“
Fazit: Lesen und geniesen.
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In dem Buch "Omama" der Kabarettistin Lisa Eckhart wird es komisch. Sowohl positiv als auch negativ gesehen.
Lasst euch nicht von dem friedlich schönen blumigen Cover täuschen - das Buch hat es in sich. Es ist böse, es ist witzig, es ist übertrieben, es polarisiert …
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In dem Buch "Omama" der Kabarettistin Lisa Eckhart wird es komisch. Sowohl positiv als auch negativ gesehen.
Lasst euch nicht von dem friedlich schönen blumigen Cover täuschen - das Buch hat es in sich. Es ist böse, es ist witzig, es ist übertrieben, es polarisiert und ist anstrengend.
Der Humor gefällt mir wirklich gut und trifft genau meinen Geschmack. Man wird mit keinem versautem Detail verschont und das Buch legt es wirklich darauf an, den Leser zu unterhalten (sei es indem er vor Ekel so schnell wie möglich von der Stelle wegkommen möchte oder sich so köstlich amüsiert, dass er nicht mehr aufhören kann). Viele Stellen sind zum Schreien komisch, selbst (oder vielleicht genau weil) es recht vulgär zugeht. Lisa nimmt bei der Beschreibung des Lebens ihrer Omama kein Blatt vor den Mund und schießt dabei das ein oder andere Mal auch etwas übers Ziel hinaus. Denn die Autorin gerät recht oft vom eigentlichen Thema ab und fasst so ausschweifend umfassend plötzlich ein ganz anderes Thema ins Auge, sodass man schon gar nicht mehr weiß, worum es jetzt eigentlich ging. So fängt das leider auch schon im Prolog an und zieht sich durch das ganze Buch. Wären diese Ausschweifungen einfach weggelassen oder gekürzt worden, hätte das der vielleicht Story ganz gut getan. Aktuell muss sich die Autorin mit Vorwürfen des Rassismus bzw. Antisemitismus konfrontiert sehen. Und auch in dieser Literatur blitzt das ein oder Sätzchen durch, das nicht ganz etisch vertretbar scheint. Jedoch weiß man nie, ob dies jetzt wirklich die Meinung der Autorin ist oder doch eher die Ansicht der Oma (denn Großeltern sind ja des Öfteren in dieser Hinsicht etwas einfacher gestrickt), sodass man vielleicht nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen sollte. Da ich selbst zu diesen Zeiten noch nicht geboren war, finde ich die Umstände zu der damaligen Zeit sehr unterhaltsam dargestellt und tatsächlich auch so, wie ich mir das tiefste Dorfleben vorstellen würde. Außerdem wird quasi nur aus weiblicher Sicht gesprochen: die Männer sind die dummen Saufbolde, die den Frauen das Leben schwer machen, nur zum bumsen da sind und ein im Hintergrund mit dabei sind. Doch auch die Frauen werden nicht verschont und Stück für Stück auseinander genommen.
Vielleicht für den ein oder anderen wichtig: der Dialekt im Buch ist heftig. Ich selbst hatte keinerlei Probleme damit, doch möglicherweise kommen manche nicht auf eine Wellenlinie. Tatsächlich strotzen aber die Stellen, in denen die Autorin selbst "spricht", mit komplizierten hochdeutschen Satzkonstrukten, was mir den Eindruck verschafft, dass diese Frau wirklich intelligent ist. Das sprachliche Niveau ist also, trotz der Fäkalausdrucke, sehr hoch. Ein Buch für nebenbei ist es definitiv nicht. Man muss sich konzentrieren, um auch jedes Wortspiel zu verstehen und den Faden (der teilweise wirklich schwer zu finden ist) nicht zu verlieren.
Alles in allem konnte mich das Buch gut unterhalten, ist teilweise aber zu sehr abgeschweift und mit dem Humor übers Thema hinausgeschossen.
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Ich kannte Lisa Eckhart aus dem Fernsehen und finde ihre ausgefeilten Texte dort sehr angebracht. Schon im vorabgelesenen Prolog geht es um eine "desaströse Verstopfung" des Babys, der Autorin und das Thema Exkremente und Essen zieht sich durch das gesamte Werk. Um keine Ungleichheit …
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Ich kannte Lisa Eckhart aus dem Fernsehen und finde ihre ausgefeilten Texte dort sehr angebracht. Schon im vorabgelesenen Prolog geht es um eine "desaströse Verstopfung" des Babys, der Autorin und das Thema Exkremente und Essen zieht sich durch das gesamte Werk. Um keine Ungleichheit aufkommen zu lassen muss natürlich auch das häufige "Brunsen" erwähnt werden.
Das Buch beginnt mit dem Ende des 2. Weltkrieges und wie überall im deutschen Reich ist die Angst vor den Russen groß. Besonders rettenswert ist Oma Helgas schöne Schwester Inge, die im Laufe des Buches allerdings verloren geht. Helga landet wegen einer Schuld ihres Vaters in einem kleinen Dorf und der Leser (die emanzipierte? Autorin spricht immer nur die männliche Leserschaft an) erfährt einiges über das Leben in einem Dorf nahe der ungarischen Grenze. Seitenweise werden uns die Stereotypen wie Dorfdepp oder Dorfmatratze beschrieben. Ganz nebenbei erfährt man, dass die Deutschen weltweit unbeliebt sind, das nur nicht wissen. So wird immer wieder über Themen geschwafelt, die absolut nichts mit der Omama zu tun haben. Eine Bindung zur Protagonistin lässt sich kaum aufbauen, da diese sehr vielschichtig und oft sehr unsympathisch ist.
Gegen Ende taucht auch Lisa selbst auf und wird von der Oma ständig gefüttert, dass ich mich frage, was hat das bei dieser dürren Autorin bewirkt? Die beiden reisen gemeinsam und ihre Fahrt auf einem Kreuzfahrschiff biete derart bizarre Szenen, dass ich Probleme hatte das Buch zu beenden.
Das Schönste an dem Buch ist das Cover, eine Mogelpackung, sicher absichtlich gewählt.
Die Texte waren für mich, die ich sicher zu den Viellesern gehöre, schwer zu lesen. Ich habe immer wieder Worte erfragen müssen, manchmal Fremdworte, manchmal Worte des Dialektes. Viele Wortspielereien waren großartig und haben mich amüsiert. Die ständigen Abschweifungen in andere Themen haben mich ermüdet und einen richtigen roten Faden konnte ich nicht entdecken.
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Ich habe viel Kritik in letzter Zeit von Lisa Eckhart gelesen aber ich kannte sie vorher weder als Autorin noch als Kabarettistin.
Bei Omama entführt uns Lisa Eckhart in die Nachkriegszeit und beschreibt mit ihrer individuellen und für mich sehr intelligenten Art die Lebensgeschichte …
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Ich habe viel Kritik in letzter Zeit von Lisa Eckhart gelesen aber ich kannte sie vorher weder als Autorin noch als Kabarettistin.
Bei Omama entführt uns Lisa Eckhart in die Nachkriegszeit und beschreibt mit ihrer individuellen und für mich sehr intelligenten Art die Lebensgeschichte ihrer Oma.
Ich bin beeindruckt von ihrem Sprach- und Schreibstil. Unabhängig der Geschichte, kann diese Frau mit Worten umgehen. Der Roman ist sehr humorvoll, teilweise übertrieben ironisch, voller böser Anspielungen und sehr unterhaltsam.
Teilweise waren die Witze oder Wortspiele für meinen Geschmack etwas zu derb aber wer den Humor von Lisa Eckhart mag, wird dieses Buch sehr genießen.
Fazit: Absolute Kaufempfehlung für alle, die den Humor von Lisa Eckhart lieben.
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Was darf Belletristik?
Um es gleich zu sagen: Hier liegt offenbar ein Missverständnis vor. Denn bei "Omama" handelt es sich mitnichten um einen Roman. Vielmehr hat Lisa Eckhardt eine dürre "Handlung", die maximal für eine Kurzgeschichte gereicht hätte, mit …
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Was darf Belletristik?
Um es gleich zu sagen: Hier liegt offenbar ein Missverständnis vor. Denn bei "Omama" handelt es sich mitnichten um einen Roman. Vielmehr hat Lisa Eckhardt eine dürre "Handlung", die maximal für eine Kurzgeschichte gereicht hätte, mit einem Kabarettprogramm aufgefüllt. Und so musste ich auf rund 400 Seiten mit ansehen, wie eine noch recht junge und zweifelsohne ziemlich kluge Dame vermeintlich humoreske Abhandlungen um Auszüge aus dem Leben ihrer Großmutter väterlicherseits drapiert, die in einem Kabarettprogramm für alte weiße Männer deutlich besser aufgehoben wären (alternativ in einem populärphilosophischen Sachbuch). Da ich weder eine Freundin des einen noch des anderen bin, las ich zunehmend ratlos einfach weiter, immer in der Hoffnung, es möge sich vielleicht doch noch so etwas wie eine Handlung (in Ansätzen vorhanden, jedoch so schlampig ausgeführt, dass ich schon fast etwas böse wurde) oder am Ende gar eine Entwicklung der auftretenden Figuren einstellen. Insbesondere bei letzteren habe ich mehr als einmal verzweifelt die Hände gerungen: Die Omama aus dem Jahr 1945 hat mit der in den 1950er-Jahren nichts zu tun und die alte Omama wiederum scheint eine völlig erratische Erfindung der Autorin zu sein.
Warum ich diesem Buch dann trotzdem 3 Sterne gebe? Weil es zwischendurch immer wieder Momente gab, in denen ich laut gelacht und mich prächtig amüsiert - ja, sogar bestens unterhalten gefühlt habe. Diese seltenen Kleinode haben mich überhaupt erst so lange bei der Stange gehalten, dass ich das Ende des Buches erreicht habe. Sie konnten trotzdem nicht darüber hinwegtäuschen, dass mich diese Form von "Roman" grundsätzlich wenig erfreut.
Der guten Vollständigkeit halber muss ich erwähnen, dass Lisa Eckhardt bisher komplett an mir vorbeigegangen ist - ich habe sie erst durch die aktuelle Debatte (Was darf Satire, Ein- und Ausladung zu Lesungen etc.) erstmals wahrgenommen. Da lag das Buch schon auf meinem Nachttisch und ich habe mit Absicht keine Videos von ihr angeschaut, um das Buch einigermaßen vorurteilsfrei lesen zu können. Nach diesem zweifelhaften Genuss werde ich dies nun wohl auch nicht nachholen - und hatte ganz nebenbei noch die Freude, das Buch nicht (wie viele andere Leserinnen) mit Eckhardts Stimme im inneren Ohr lesen zu müssen. Wenn das nicht drei Sterne wert ist.
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Omama ist ein ungewöhnliches Buch von einer Autorin, die als Kabarettistin höchst kontrovers ist. Lässt man diese Debatte beiseite und taucht unvoreingenommen in den Roman ein, wird man überrascht ob der sanften Poesie die in den messerscharfen Sätzen verborgen ist. …
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Omama ist ein ungewöhnliches Buch von einer Autorin, die als Kabarettistin höchst kontrovers ist. Lässt man diese Debatte beiseite und taucht unvoreingenommen in den Roman ein, wird man überrascht ob der sanften Poesie die in den messerscharfen Sätzen verborgen ist. Keineswegs klamaukig, sondern sehr ernst kommt der Roman bisweilen daher. Man erfreut sich an mancher sprachlichen Kapriole, verliert aber darüber die Gesamtkomposition nie aus den Augen. Es ist ein besonderes Buch und wird sicher nicht jedem Gefallen. Ich aber habe es mit Genuss gelesen. Auch die Gestaltung verdient Lob, das Cover ist ansprechend und macht neugierig auf den Inhalt. Insgesamt betrachtet eine hochwertige, lesenswerte Neuerscheinung.
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Lisa Eckharts Erstlingswerk ist rundum gelungen. Zugegeben, man muss Ihren Humor mögen, denn sie polarisiert. Das kann nicht jeder ertragen. Die Charaktere im Roman bekommen alle gnadenlos ihr Fett ab. Habe selten so viel laut loslachen müssen! Eine Situation wird ab und zu derart skurril, …
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Lisa Eckharts Erstlingswerk ist rundum gelungen. Zugegeben, man muss Ihren Humor mögen, denn sie polarisiert. Das kann nicht jeder ertragen. Die Charaktere im Roman bekommen alle gnadenlos ihr Fett ab. Habe selten so viel laut loslachen müssen! Eine Situation wird ab und zu derart skurril, und dann wird es noch krasser. Wie der Titel verrät, ist es die Geschichte der Großmutter, die wir ab der Nachkriegszeit durchs Leben begleiten dürfen. Dieses war hart und wirklich kein Zuckerschlecken. Aber Frau schlägt sich durch alle Wirrungen des Lebens hindurch. Einzig manche Beschreibungen der Dorfbewohner waren mir manchmal ein wenig zu langwierig. Ein urkomischer Lesespaß! Ich hoffe es gibt bald ein weiteres Werk.
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