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Ein Thriller aus der Amsterdamer Unterwelt: Spießer in Midlife-Crisis schließt Freundschaft mit einem Mafia-Boss. (Denkt er.)Mit "Odessa Star" begann Herman Kochs lockere Folge von Romanen über leicht psychotische Männer, die aus einer tiefen Frustration über ihr bürgerliches Leben heraus ihre Umwelt mit Gift und Galle überziehen. Ein hochspannender, witziger Roman, der in die Unterwelt Amsterdams führt.Fred Moorman ist Ende vierzig und träumt von einem schwarzen Jeep Cherokee und einem neuen Freundeskreis. Sein Leben ist zum Stillstand gekommen und ödet ihn an. Die Zeiten, als er si...
Ein Thriller aus der Amsterdamer Unterwelt: Spießer in Midlife-Crisis schließt Freundschaft mit einem Mafia-Boss. (Denkt er.)
Mit "Odessa Star" begann Herman Kochs lockere Folge von Romanen über leicht psychotische Männer, die aus einer tiefen Frustration über ihr bürgerliches Leben heraus ihre Umwelt mit Gift und Galle überziehen. Ein hochspannender, witziger Roman, der in die Unterwelt Amsterdams führt.Fred Moorman ist Ende vierzig und träumt von einem schwarzen Jeep Cherokee und einem neuen Freundeskreis. Sein Leben ist zum Stillstand gekommen und ödet ihn an. Die Zeiten, als er sich noch Gedanken machte über den Sternenhimmel, über Lichtjahre und schwarze Löcher, sind definitiv vorbei. Heute redet er nur noch über tilgungsfreie Darlehen und CruiseControl. Auch für seinen inzwischen vierzehnjährigen Sohn ist er längst kein Held mehr, und seine Frau denkt laut darüber nach, wie ihr Leben aussehen würde, wenn er plötzlich tot umfiele. In dieser Midlife-Crisis trifft Fred zufällig Max G. wieder, einen alten Schulkameraden vom Gymnasium, der Fred durch sein aggressives, brutales Auftreten, seine schönen Frauen, seinen Bodyguard und seine Autos beeindruckt. Max G. hat scheinbar alles, was Fred nicht hat: Mumm, Durchsetzungsvermögen, ein schillerndes Leben. Fred sucht Max' Nähe und scheut sich auch nicht davor, ihn und seine kriminellen Freunde einzuspannen, als es darum geht, eine unliebsame Nachbarin aus dem Weg zu räumen. Doch dann wird Max G. in einer spektakulären Aktion vor einem Restaurant erschossen und die ungleiche Freundschaft der beiden erscheint in einem ganz neuen Licht.
Mit "Odessa Star" begann Herman Kochs lockere Folge von Romanen über leicht psychotische Männer, die aus einer tiefen Frustration über ihr bürgerliches Leben heraus ihre Umwelt mit Gift und Galle überziehen. Ein hochspannender, witziger Roman, der in die Unterwelt Amsterdams führt.Fred Moorman ist Ende vierzig und träumt von einem schwarzen Jeep Cherokee und einem neuen Freundeskreis. Sein Leben ist zum Stillstand gekommen und ödet ihn an. Die Zeiten, als er sich noch Gedanken machte über den Sternenhimmel, über Lichtjahre und schwarze Löcher, sind definitiv vorbei. Heute redet er nur noch über tilgungsfreie Darlehen und CruiseControl. Auch für seinen inzwischen vierzehnjährigen Sohn ist er längst kein Held mehr, und seine Frau denkt laut darüber nach, wie ihr Leben aussehen würde, wenn er plötzlich tot umfiele. In dieser Midlife-Crisis trifft Fred zufällig Max G. wieder, einen alten Schulkameraden vom Gymnasium, der Fred durch sein aggressives, brutales Auftreten, seine schönen Frauen, seinen Bodyguard und seine Autos beeindruckt. Max G. hat scheinbar alles, was Fred nicht hat: Mumm, Durchsetzungsvermögen, ein schillerndes Leben. Fred sucht Max' Nähe und scheut sich auch nicht davor, ihn und seine kriminellen Freunde einzuspannen, als es darum geht, eine unliebsame Nachbarin aus dem Weg zu räumen. Doch dann wird Max G. in einer spektakulären Aktion vor einem Restaurant erschossen und die ungleiche Freundschaft der beiden erscheint in einem ganz neuen Licht.
Herman Koch, geboren 1953, ist Kolumnist, Komiker, Fernsehmacher und weltweit erfolgreicher Bestsellerautor.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch
- Originaltitel: Odessa Star
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 5. November 2013
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 133mm x 28mm
- Gewicht: 454g
- ISBN-13: 9783462045598
- ISBN-10: 3462045598
- Artikelnr.: 38154546
Herstellerkennzeichnung
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Ein Menschenfeind hat immer gut reden
Herman Kochs boshafter Roman "Odessa Star"
Die Empfindlichkeit gegenüber Zynismus wächst, je korrekter es in der Welt zugehen möchte. Gewisse Witze über Minderheiten werden heute ja kaum noch hinter vorgehaltener Hand geraunt. Die negativen Affekte dürften aber kaum geringer geworden sein. Der niederländische Schriftsteller Herman Koch hat die Kluft, die sich da auftut, zu seinem literarischen Arbeitsgebiet gemacht. Sein neuer Roman "Odessa Star", im Original bereits vor zehn Jahren erschienen, ist eine Schule der Gehässigkeit.
Man könnte auch sagen: "Breaking Bad" in der Spielart von Amsterdam-Watergraafsmeer. Fred Moorman ist ein Mann in schwerer Midlife-Crisis,
Herman Kochs boshafter Roman "Odessa Star"
Die Empfindlichkeit gegenüber Zynismus wächst, je korrekter es in der Welt zugehen möchte. Gewisse Witze über Minderheiten werden heute ja kaum noch hinter vorgehaltener Hand geraunt. Die negativen Affekte dürften aber kaum geringer geworden sein. Der niederländische Schriftsteller Herman Koch hat die Kluft, die sich da auftut, zu seinem literarischen Arbeitsgebiet gemacht. Sein neuer Roman "Odessa Star", im Original bereits vor zehn Jahren erschienen, ist eine Schule der Gehässigkeit.
Man könnte auch sagen: "Breaking Bad" in der Spielart von Amsterdam-Watergraafsmeer. Fred Moorman ist ein Mann in schwerer Midlife-Crisis,
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siebenundvierzig Jahre alt, Fahrer eines (ihn zumindest) demütigenden Kleinwagens, in den Augen seiner Frau und seines pubertierenden Sohnes schon lange kein Held mehr. Er ist so unzufrieden mit seinem Leben, dass kleinste Anlässe genügen, um bei ihm kollernde Anfälle von Menschenhass auszulösen. Auch wenn Moorman äußerlich mit einem Lächeln gerade noch die Fassade wahrt, sein Innenleben gleicht einem Tarantino-Massaker.
Dabei ist er offenbar einigermaßen wohlhabend. Zwar wird sein Beruf nicht erwähnt, womöglich ist er ein Nichtstuer wie sein nervtötender Schwager, der seine Tage mit dem Legen fünftausendteiliger Puzzles verbringt. Immerhin aber hat er mit seiner Frau ein größeres Haus gekauft. Leider ist die Wohnung unter ihnen derzeit noch vermietet an die alte, kranke Frau de Bilde, die ihren Hund nicht mehr ausführen kann. Das Tier setzt seinen Kot notgedrungen in Haus und Garten ab. Das stinkt Moorman gewaltig, zumal er selbst gern den Garten nutzen würde, der aber nun einmal zur Parterrewohnung der Seniorin gehört.
Da trifft es sich gut, dass Moorman eines Tages seinen alten Schulfreund Max G. wiedertrifft: Angeberwagen, Frau wie eine Trophäe, alphamännliches, brutales Auftreten. Mad Max ist offenbar eine Größe in der Amsterdamer Unterwelt; der Roman begnügt sich mit Andeutungen des Mafiösen, osteuropäisch Verruchten. Moorman jedenfalls ist beeindruckt. Endlich sieht er die Gelegenheit gekommen, sein Leben in eine andere, breitere Spur zu bringen. Er drängt sich Max G. geradezu auf mit seiner alten Freundschaft und seinen neuen Problemen, allen voran der stechende "Kamelgeruch", der aus der Parterrewohnung dringt und sein Leben imprägniert hat. Bei Max G. sind Todeswünsche gut aufgehoben. Als die Moormans aus dem Urlaub zurückkehren, ist Frau de Bilde wie vom Erdboden verschluckt.
Herman Koch, Jahrgang 1953, besitzt einen Ruf als Hollands Houellebecq. Sein Roman "Angerichtet" über die Kollision zweier Brüder und das Verbrechen ihrer Söhne wurde in ganz Europa und den Vereinigten Staaten zum Bestseller. Das Ungemütliche an seinen Büchern besteht darin, dass er sehr ambivalente Erzähler-Stimmen konstruiert: Männerfiguren mit starken Meinungen und psychischem Getriebeschaden. Ein Menschenfeind hat ja immer gut reden; als Leser folgt man ihm amüsiert eine Weile und rutscht so unversehens ins Gebiet des Unkorrekten. Ist das noch eine starke satirische Beschreibung (etwa der belgischen Seniorenkohorten oder der englischen Essensgewohnheiten) oder schon ein akuter Verstoß gegen die Menschenwürde?
In "Odessa Star" hat Koch die Technik des gleitenden Übergangs allerdings noch nicht so subtil entwickelt wie in "Angerichtet" und "Sommerhaus mit Swimmingpool". Während die Ich-Erzähler in jenen Büchern sehr nachvollziehbare Ressentiments pflegen und kluge Bösartigkeiten von sich geben, verselbständigt sich in "Odessa Star" die Gehässigkeit und bringt unappetitliche Wucherungen hervor. Das Sexualleben eines Französischlehrers wird in physischen Details imaginiert, auf die man hätte verzichten können. Gern stellt sich Moorman auch in gestochen scharfen Bildern vor, wie die unförmige Tochter Frau de Bildes einst von ihrem Vater gezeugt wurde, der sich bald darauf aus dem Staub machte: Ein Moment absurder Lust wäre es demnach gewesen. Bei wirklich jeder Gelegenheit lässt Moorman den inneren Hassprediger von der Leine. Gar nicht beruhigen kann er sich über einen Jungen mit Down-Syndrom, der seine Urlaubslaune auf Menorca beeinträchtigt.
Literarisch induziert sind diese Ein- und Ausfälle nur zum Teil, und man kann auch nicht sagen, dass hier dem "im Hals steckenbleibenden" Lachen gefrönt wird, dazu sind die Tiraden meist zu wenig originell. Dient das Ganze dazu, Fred Moorman als Vertreter einer haltlos gewordenen Mittelschicht zu entlarven? Das wäre zwar eine überaus plakative Moral, aber schließlich geht es auch in "Breaking Bad" darum, die Scheidewand zwischen bürgerlichem Milieu und Unterwelt aufzuweichen und das Böse in die Existenz eines vermeintlichen Durchschnittsmanns einsickern zu lassen. Nur tut sich Koch schwerer damit, diese Grundidee in eine plausible, im Sinn der Komödie ergiebige Handlung einzukleiden. Max G. verlangt von Moorman schließlich Gegenleistungen für die hilfreichen Eingriffe in seinen Alltag. Bei einem großangelegten Betrug im Quiz-Spektakel "Wer wird Millionär" soll er den allwissenden Kandidaten mimen. Es kommt anders, kommt immer skrupelloser, und am Ende wird die Charakterstudie eines fiesen Mannes zum Thriller mit Kopfschüssen. Der innere Tarantino bekommt seinen Auslauf.
Auch wenn "Odessa Star" schwächer ist als Kochs spätere Werke, sind deren Qualitäten bereits zu erkennen: die Kreuzung von Familienroman und Thriller, die raffiniert verschachtelte Erzählkonstruktion, die Andeutungstechnik. Und natürlich das Stilmittel des unzuverlässigen Erzählers, der zuverlässig seine Unzulässigkeiten von sich gibt.
WOLFGANG SCHNEIDER
Herman Koch: "Odessa Star". Roman.
Aus dem Niederländischen von Christiane Kuby. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013. 320 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dabei ist er offenbar einigermaßen wohlhabend. Zwar wird sein Beruf nicht erwähnt, womöglich ist er ein Nichtstuer wie sein nervtötender Schwager, der seine Tage mit dem Legen fünftausendteiliger Puzzles verbringt. Immerhin aber hat er mit seiner Frau ein größeres Haus gekauft. Leider ist die Wohnung unter ihnen derzeit noch vermietet an die alte, kranke Frau de Bilde, die ihren Hund nicht mehr ausführen kann. Das Tier setzt seinen Kot notgedrungen in Haus und Garten ab. Das stinkt Moorman gewaltig, zumal er selbst gern den Garten nutzen würde, der aber nun einmal zur Parterrewohnung der Seniorin gehört.
Da trifft es sich gut, dass Moorman eines Tages seinen alten Schulfreund Max G. wiedertrifft: Angeberwagen, Frau wie eine Trophäe, alphamännliches, brutales Auftreten. Mad Max ist offenbar eine Größe in der Amsterdamer Unterwelt; der Roman begnügt sich mit Andeutungen des Mafiösen, osteuropäisch Verruchten. Moorman jedenfalls ist beeindruckt. Endlich sieht er die Gelegenheit gekommen, sein Leben in eine andere, breitere Spur zu bringen. Er drängt sich Max G. geradezu auf mit seiner alten Freundschaft und seinen neuen Problemen, allen voran der stechende "Kamelgeruch", der aus der Parterrewohnung dringt und sein Leben imprägniert hat. Bei Max G. sind Todeswünsche gut aufgehoben. Als die Moormans aus dem Urlaub zurückkehren, ist Frau de Bilde wie vom Erdboden verschluckt.
Herman Koch, Jahrgang 1953, besitzt einen Ruf als Hollands Houellebecq. Sein Roman "Angerichtet" über die Kollision zweier Brüder und das Verbrechen ihrer Söhne wurde in ganz Europa und den Vereinigten Staaten zum Bestseller. Das Ungemütliche an seinen Büchern besteht darin, dass er sehr ambivalente Erzähler-Stimmen konstruiert: Männerfiguren mit starken Meinungen und psychischem Getriebeschaden. Ein Menschenfeind hat ja immer gut reden; als Leser folgt man ihm amüsiert eine Weile und rutscht so unversehens ins Gebiet des Unkorrekten. Ist das noch eine starke satirische Beschreibung (etwa der belgischen Seniorenkohorten oder der englischen Essensgewohnheiten) oder schon ein akuter Verstoß gegen die Menschenwürde?
In "Odessa Star" hat Koch die Technik des gleitenden Übergangs allerdings noch nicht so subtil entwickelt wie in "Angerichtet" und "Sommerhaus mit Swimmingpool". Während die Ich-Erzähler in jenen Büchern sehr nachvollziehbare Ressentiments pflegen und kluge Bösartigkeiten von sich geben, verselbständigt sich in "Odessa Star" die Gehässigkeit und bringt unappetitliche Wucherungen hervor. Das Sexualleben eines Französischlehrers wird in physischen Details imaginiert, auf die man hätte verzichten können. Gern stellt sich Moorman auch in gestochen scharfen Bildern vor, wie die unförmige Tochter Frau de Bildes einst von ihrem Vater gezeugt wurde, der sich bald darauf aus dem Staub machte: Ein Moment absurder Lust wäre es demnach gewesen. Bei wirklich jeder Gelegenheit lässt Moorman den inneren Hassprediger von der Leine. Gar nicht beruhigen kann er sich über einen Jungen mit Down-Syndrom, der seine Urlaubslaune auf Menorca beeinträchtigt.
Literarisch induziert sind diese Ein- und Ausfälle nur zum Teil, und man kann auch nicht sagen, dass hier dem "im Hals steckenbleibenden" Lachen gefrönt wird, dazu sind die Tiraden meist zu wenig originell. Dient das Ganze dazu, Fred Moorman als Vertreter einer haltlos gewordenen Mittelschicht zu entlarven? Das wäre zwar eine überaus plakative Moral, aber schließlich geht es auch in "Breaking Bad" darum, die Scheidewand zwischen bürgerlichem Milieu und Unterwelt aufzuweichen und das Böse in die Existenz eines vermeintlichen Durchschnittsmanns einsickern zu lassen. Nur tut sich Koch schwerer damit, diese Grundidee in eine plausible, im Sinn der Komödie ergiebige Handlung einzukleiden. Max G. verlangt von Moorman schließlich Gegenleistungen für die hilfreichen Eingriffe in seinen Alltag. Bei einem großangelegten Betrug im Quiz-Spektakel "Wer wird Millionär" soll er den allwissenden Kandidaten mimen. Es kommt anders, kommt immer skrupelloser, und am Ende wird die Charakterstudie eines fiesen Mannes zum Thriller mit Kopfschüssen. Der innere Tarantino bekommt seinen Auslauf.
Auch wenn "Odessa Star" schwächer ist als Kochs spätere Werke, sind deren Qualitäten bereits zu erkennen: die Kreuzung von Familienroman und Thriller, die raffiniert verschachtelte Erzählkonstruktion, die Andeutungstechnik. Und natürlich das Stilmittel des unzuverlässigen Erzählers, der zuverlässig seine Unzulässigkeiten von sich gibt.
WOLFGANG SCHNEIDER
Herman Koch: "Odessa Star". Roman.
Aus dem Niederländischen von Christiane Kuby. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2013. 320 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Am Ende lässt Herman Koch sein Giftsüppchen aus bürgerlicher Verklemmtheit und kriminellem Größenwahn brillant überkochen." Hartmut Wilmes Kölnische Rundschau 20140103
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Wolfgang Schneider freut sich, dass Herman Kochs bereits vor zehn Jahren in Holland erschienener Roman "Odessa Star" nun auch in deutscher Übersetzung vorliegt. In gewohnt zynischer und wunderbar ungemütlicher Manier erzähle Koch von einem höchst unzufriedenen Familienvater in der Midlife-Crisis, dessen Innenleben der Kritiker mit einem "Tarantino-Massaker" vergleicht und der sich von der Wiederbegegnung mit seinem kriminellen Jugendfreund Max G. die Flucht aus dem tristen Mittelschichts-Dasein erhofft. Auch wenn der Rezensent sich bei der Lektüre bestens amüsiert, muss er gestehen, dass die Gehässigkeiten und Geschmacklosigkeiten des Ich-Erzählers nicht so klug und nachvollziehbar beschrieben werden wie in den beiden Nachfolge-Romanen. Obwohl Schneider darüber hinaus auch Kochs Originalität vermisst, entdeckt er bereits in diesem frühen Werk das Talent des Autors für intelligent verwobene Erzählkonstruktionen und leise Andeutungen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Ungewöhnliches, Zwiespältig und Grenzwertig
Fred ist 47 Jahre alt und ein verbitterter und zynischer Mensch, der mit seinem Leben unzufrieden ist und durch einen Midlife-Krise geht. Als er seinen ehemaligen Schulkameraden, der im Amsterdamer Milieu eine Rolle spielt, zufällig …
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Ungewöhnliches, Zwiespältig und Grenzwertig
Fred ist 47 Jahre alt und ein verbitterter und zynischer Mensch, der mit seinem Leben unzufrieden ist und durch einen Midlife-Krise geht. Als er seinen ehemaligen Schulkameraden, der im Amsterdamer Milieu eine Rolle spielt, zufällig wiedertrifft sieht er die Chance sein Leben zu verändern.
Der bereits im Jahre 2003 geschriebene Roman von Herman Koch wurde in Deutschlang nach den Erfolgen von „Angerichtet“ und „Sommerhaus am Pool“ nun ebenso in Deutschland veröffentlicht. Beide Romane sind mir unbekannt und werden sie auch bleiben, denn die Wortwahl des Autoren ist einfach nicht mein Fall und für mich nicht mit der teilweisen Tiefgründigkeit des Buches vereinbar.
Ich konnte den Roman in einer Leseprobe kennen lernen und fand diese sehr ansprechend, gleichwohl hatte ich mich darüber gewundert dass ein Kapitel komplett fehlt. Ich ging davon aus, dass dieses vielleicht ein Rückblick ist oder einen sonstigen Grund hat, jedoch ist das fehlende Kapital von der Wortwahl einfach ganz anderes als die restlichen der Leseprobe und wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich das Buch nicht gelesen.
Die beiden Protagonisten werden sehr schnell eingeführt und anschaulich beschrieben, wobei nur Fred äußerst genau und gelungen unter die Lupe genommen wird. So entsteht das Psychogramm eines richtigen Antihelden, das faszinierend und tiefgründig ist, allerdings dabei manchmal einfach nur ordinär.
Die Handlung ist gut aber nicht komplett überzeugend. Irgendwie fehlt mir das gewisse Etwas, das die Handlung auszeichnen könnte. Immerhin hat es keine Längen und ist bis auf immer wieder mal eine schlecht Wortwahl angenehm zu lesen.
Fazit: Ein zwiespältiges Werk mit viel schwarzem Humor, wenn auch manchmal mit recht derber Sprache.
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Sorry, ich habe es nicht zu Ende gelesen.
Mir erschließt sich der tiefere Sinn oder der Humor dieses „abgründig-witzigen Thrillers aus der Amsterdamer Unterwelt“ leider nicht.
Das Cover würde meiner Meinung nach eher zu einem Urlaubs- oder Frauenroman passen – …
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Sorry, ich habe es nicht zu Ende gelesen.
Mir erschließt sich der tiefere Sinn oder der Humor dieses „abgründig-witzigen Thrillers aus der Amsterdamer Unterwelt“ leider nicht.
Das Cover würde meiner Meinung nach eher zu einem Urlaubs- oder Frauenroman passen – der Hintergrundgedanke zu diesem Motiv hat sich mir nicht erschlossen.
Hint: Der Name „Odessa Star“ ist der Name eines Schiffes, das in dem Roman vorkommt – auch wenn es keine weitere Rolle in dem Roman spielt, oder zumindest habe ich es nicht mitbekommen.
Fred ist 47; ihn langweilt sein Leben, seine Familie und seine Freunde; er steckt mitten in einer Midlife-Crisis; zufällig trifft er seinen alten Schulfreund Max wieder; Max beeindruckt Fred mit seinem Geld und Gehabe; daraufhin sucht Fred die Nähe zu Max, weil er sich von dessen Lebensstil angezogen fühlt.
Der Protagonist Fred ist mir völlig unsympathisch – dies muss ja in einem Roman nicht unbedingt schlecht sein, macht aber hier die Sache auch nicht besser.
Die zusammenfantasierte Sexszene des Französischlehrers mit dessen Frau empfinde ich als geschmacklos, wie so andere Ausschmückungen und Ansichten ebenso.
Gründe, warum ich das Lesen abbrach: u.a. die teils chaotischen Zeit- und Themensprünge ohne erkennbare Zusammenhänge.
Für mich machte das Geschriebene eher den Eindruck, als dass der Autor selbstverliebt seine Gedankengänge zu Papier brachte, ohne Rücksicht auf seine Leserschaft.
Bisher kannte ich den Autor nicht, vielleicht sind ja seine anderen Werke besser.
Mein persönliches Fazit: Der Roman ist langweilig und gegen des Guten Geschmacks.
Eigentlich hätte ich nur einen Stern vergeben, aber da ich das Buch nicht zu Ende gelesen habe, stirbt bekanntlich die Hoffnung zuletzt, und so habe ich noch einen wohlwollenden Sonderpunkt vergeben.
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Fred, 47 Jahre alt, steckt in der Midlife-Crisis. Alles langweilt ihn. Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war. Der pubertierende Sohn nervt. Die alte Dame, die mit ihrem Hund im Erdgeschoss wohnt, stört ihn auch. Wegen des Hundes stinkt es im ganzen Haus.
Dann gibt es ein Wiedersehen mit …
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Fred, 47 Jahre alt, steckt in der Midlife-Crisis. Alles langweilt ihn. Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war. Der pubertierende Sohn nervt. Die alte Dame, die mit ihrem Hund im Erdgeschoss wohnt, stört ihn auch. Wegen des Hundes stinkt es im ganzen Haus.
Dann gibt es ein Wiedersehen mit einem alten Klassenkameraden Max, der ein aufregendes, aber auch ein kriminelles Leben führt. Max tritt rücksichtslos auf und hat die tollsten Frauen. Fred beneidet Max, der scheinbar alles das hat, was Fred sich heimlich wünscht. Als Fred von seiner furchtbaren Nachbarin erzählt, ist diese kurz darauf verschwunden. Dafür soll sich Fred revanchieren. Da Max den Moderater von "Wer wird Millionär" in der Hand hat, soll Fred dort mitspielen und 10 Millionen gewinnen, von denen Max allerdings 9 Millionen für sich beansprucht.
Dann wird Max vor dem Restaurant erschossen, während Fred auf der Toilette war. Ein Erlebnis, dass ihn zum Nachdenken bringt.
Der Roman hat viele Rückblenden, wenn sich Fred an frühere Zeiten erinnert. Er ist ein unsympathischer Mann, wenig tolerant und sehr ich-bezogen.
Obwohl manches witzig geschrieben ist, konnte ich mich mit dem Buch nicht anfreunden. Zu wenig Thriller, zu wenig Handlung, dafür aber zu viel absurde Gedanken.
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Unappetitlich
Zum Inhalt: Fred Moormann trifft kurz vor seinem Geburtstag zufällig einen alten Schulfreund wieder. Dieser hat eine zweifelhafte Karriere im Milieu hinter sich und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Fred sichert sich Max Dienste ohne zu bedenken, dass in diesen Kreisen …
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Unappetitlich
Zum Inhalt: Fred Moormann trifft kurz vor seinem Geburtstag zufällig einen alten Schulfreund wieder. Dieser hat eine zweifelhafte Karriere im Milieu hinter sich und schreckt auch vor Mord nicht zurück. Fred sichert sich Max Dienste ohne zu bedenken, dass in diesen Kreisen eine Hand die andere wäscht.
Titel und Cover: Odessa Star ist der Name eines Schiffs, das im Buch vorüber fährt, der Rettungsring soll bestimmt irgendetwas symbolisieren, - ich bin jedoch zu dusslig, um mir auf dieses einen Reim zu machen und deshalb finde ich Cover und Titel zwar hübsch anzusehen und tiefgründig aber komplett unpassend.
Mein Eindruck: Ich bin hin- und hergerissen von den teilweise wirklich abstoßenden Beschreibungen des Ich-Erzählers Fred und seinen Reminiszenzen an die Vergangenheit einerseits und dem bitterbösen Humor und der Selbstbehauptung dieser Figur, die leider erst kurz vor Ende zu ganzer Größe aufläuft. Für mich kommen diese fast genialen Einsprengsel von erzählerischer Güte jedoch ein bisschen zu spät. Bis dahin quält man sich durch viele Schilderungen von bis aufs Fleisch abgeknabberten Fingernägeln, stinkenden alten Frauen, hässlichen Belgiern, gerne garniert mit pornographischen Beischlafphantasien. Durch die blumige und gerade in diesem Bereich sehr ausführliche Ausdrucksweise gelingt Koch alles sehr farbenfroh vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Dies ist ein Pluspunkt gekonnter Erzählweise... aber meinen Geschmack trifft es nicht. Diesen Punkt möchte ich nicht überbewerten, da es bestimmt Leser gibt, die besser abstrahieren und mit einer zutiefst unsympathischen Hauptfigur umgehen können. Mir fehlt dieses Einfühlungsvermögen in eine kaputte Type und der Humor und auch das Tragische in einer angeblichen Tragikomödie kommen mir zu kurz.
Fazit: Eine detailreiche Beschreibung einer Midlife-Crisis mit ein paar Toten, um die kaum einer weint.
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"Odessa Star" von Hermann Koch
erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag, Seitenanzahl: 320
Inhalt:
Fred Moormann, Ende 40, befindet sich gerade in seiner Midlife-Crisis. Er lebt in einem Reihenhaus in einer Amsterdamer Vorstadtsiedlung und ist mit sich und seiner Umwelt …
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"Odessa Star" von Hermann Koch
erschienen im Kiepenheuer & Witsch Verlag, Seitenanzahl: 320
Inhalt:
Fred Moormann, Ende 40, befindet sich gerade in seiner Midlife-Crisis. Er lebt in einem Reihenhaus in einer Amsterdamer Vorstadtsiedlung und ist mit sich und seiner Umwelt unzufrieden. Dann trifft er seinen alten Schulfreund Max wieder und sein Leben scheint wieder einen Sinn zu bekommen.
Autor:
Herman Koch, geboren 1953, ist Kolumnist, Komiker, Fernsehmacher und weltweit erfolgreicher Bestsellerautor. Sein Roman »Angerichtet« war 2009 einer der meistverkauften Romane europaweit und steht aktuell in den Top Ten der New York Times-Bestsellerliste. Mehrere Verfilmungen sind in Vorbereitung. »Sommerhaus mit Swimmingpool« (2011) erntete wie »Angerichtet« glänzende Kritiken und ist ein Spiegel-Bestseller. »Odessa Star« erschien auf Niederländisch im Jahr 2003. Ein neuer Roman von Herman Koch wird im Jahr 2014 erscheinen.
Meine Meinung zu dem o. g. Buch:
Das Buch liest sich leicht und ist mit einem einfachen Schreibstil verständlich.
Es wird aus Sicht des Protagonisten Fred Moormann erzählt. Es beginnt mit der Beerdigung seines angeblichen Freundes Max, der vor einem Restaurant erschossen wurde. Fred schwelgt in Erinnerungen und lässt die merkwürdige Männerfreundschaft Revue passieren.
Fred Moormann wird als unsympathischer Kauz und als sehr intoleranter Mensch beschrieben. Man kann ihn unmöglich lieb gewinnen.
Begriffe und Situationen werden anhand von bissigen und zynischen Kommentaren erläutert.
Das Buch wird von einem sehr schwarzen Humor beherrscht und dieser traf nicht unbedingt meinen Lesegeschmack.
Fazit:
Ein zynischer "Roman" über eine "wahre" Männerfreundschaft mit ausgesuchten Spannungseinlagen!
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Mit »Odessa Star« begann Herman Kochs lockere Folge von Romanen über leicht psychotische Männer, die aus einer tiefen Frustration über ihr bürgerliches Leben heraus ihre Umwelt mit Gift und Galle überziehen. Ein hochspannender, witziger Roman, der in die …
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Mit »Odessa Star« begann Herman Kochs lockere Folge von Romanen über leicht psychotische Männer, die aus einer tiefen Frustration über ihr bürgerliches Leben heraus ihre Umwelt mit Gift und Galle überziehen. Ein hochspannender, witziger Roman, der in die Unterwelt Amsterdams führt.
Fred Moorman ist Ende vierzig und träumt von einem schwarzen Jeep Cherokee und einem neuen Freundeskreis. Sein Leben ist zum Stillstand gekommen und ödet ihn an. Die Zeiten, als er sich noch Gedanken machte über den Sternenhimmel, über Lichtjahre und schwarze Löcher, sind definitiv vorbei. Heute redet er nur noch über tilgungsfreie Darlehen und CruiseControl. Auch für seinen inzwischen vierzehnjährigen Sohn ist er längst kein Held mehr, und seine Frau denkt laut darüber nach, wie ihr Leben aussehen würde, wenn er plötzlich tot umfiele. In dieser Midlife-Crisis trifft Fred zufällig Max G. wieder, einen alten Schulkameraden vom Gymnasium, der Fred durch sein aggressives, brutales Auftreten, seine schönen Frauen, seinen Bodyguard und seine Autos beeindruckt. Max G. hat scheinbar alles, was Fred nicht hat: Mumm, Durchsetzungsvermögen, ein schillerndes Leben. Fred sucht Max‘ Nähe und scheut sich auch nicht davor, ihn und seine kriminellen Freunde einzuspannen, als es darum geht, eine unliebsame Nachbarin aus dem Weg zu räumen. Doch dann wird Max G. in einer spektakulären Aktion vor einem Restaurant erschossen und die ungleiche Freundschaft der beiden erscheint in einem ganz neuen Licht.
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Broschiertes Buch
Satire oder nicht
Wer da glaubt, die Romane eines Comedians müssten doch lustig oder zumindest amüsant sein, der irrt sich gewaltig. Herman Koch nämlich, niederländischer Autor, Schauspieler, Kolumnist und TV-Comedian, ist eher ein schreibender Misanthrop, sein Roman …
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Satire oder nicht
Wer da glaubt, die Romane eines Comedians müssten doch lustig oder zumindest amüsant sein, der irrt sich gewaltig. Herman Koch nämlich, niederländischer Autor, Schauspieler, Kolumnist und TV-Comedian, ist eher ein schreibender Misanthrop, sein Roman «Odessa Star» von 2003, zehn Jahre später auch auf Deutsch erschienen, zeigt dies sehr deutlich. Es ist nämlich eine geradezu niederschmetternde Geschichte, thematisch der Fernsehserie «Breaking Bad» verwandt, die sich aus einer derart bösartigen Erzählhaltung heraus entwickelt, dass man sich als Leser am Ende einfach nur resigniert wünscht: Hätte man doch dieses unerfreuliche Buch nie zu Hand genommen!
Den Durchbruch zum Bösen begeht hier Fred Moorman, ein Endvierziger in der Midlife-Crisis, der unter seinem so völlig unspektakulären Leben leidet, sich als Versager fühlt. Er wünscht sich sehnlich einen anderen Bekanntenkreis, schämt sich für seinen popligen Opel, träumt stattdessen von einem schwarzen Jeep Cherokee mit allem Schnickschnack. Als ihm sein protzig auftretender ehemaliger Schulkamerad Max G. begegnet, sieht er in dem vermutlich mafiosen Jugendfreund einen Helfer für den Aufstieg aus seinem drögen Mittelstandsdasein. Was folgt ist eine haarsträubende Geschichte, in deren Verlauf wir nicht nur die bucklige Verwandtschaft des fragwürdigen Helden näher kennen lernen, sondern auch ihn selbst, wir erleben ihn samt Frau und halberwachsenem Sohn zum Beispiel bei einem Urlaub auf Menorca. Währenddessen sorgen der zwielichtige Freund und dessen Bodyguard dafür, dass die unliebsame Mitbewohnerin in Freds Haus spurlos verschwunden ist, als er zurückkommt.
Die dezent eingebauten Thrillerelemente kontrastieren mit vielen geradezu unappetitlichen Szenen im Leben dieses Antihelden, dessen Häme vor nichts haltzumachen scheint. Seien es die schon eine viertel Stunde vor Öffnung des Speisesaals «wie eine Herde an einem Wasserloch» wartenden Senioren im Hotel, über die er sich ärgert, die einen penetranten Geruch nach Apotheke und Windeln ausströmen und dann binnen kurzem das Buffet ratzeputz leer fressen, oder der mongoloide Junge, dessen Anblick ihn so stört, dass er ihn am liebsten im Pool ertränken würde. Er mokiert sich aber auch über die grottenhässlichen Belgier und die ewig Fish and Chips mampfenden Engländer, der menschenfeindliche Protagonist gehört also unzweifelhaft zur Spezies der Kotzbrocken. Man fragt sich als Leser, mit welchem Kalkül der Autor seine wirre Geschichte mit so unappetitlichen Szenen wie die Kopulation des Nägel kauenden Französischlehrers mit seiner hässlichen Frau oder die Ekel erregenden Zustände in der Wohnung seiner dementen Mitbewohnerin anreichert. Ist es der pure Spaß am Unkorrekten, Geschmacklosen, Gehässigen? Ist diese sarkastische, zynische Erzählhaltung ein bewusst eingesetztes Stilmittel, trickreich die Erwartungen der Leser zu konterkarieren, sind alle diese Tiraden eines Egomanen also nur als Satire zu verstehen?
Dann aber wäre die Übertreibung als typisches Kennzeichen der Satire hier auf die Spitze getrieben, die Grenze zur Verunglimpfung ist eindeutig überschritten. Ich hatte vielmehr das ungute Gefühl, dem Autor ist seine Story irgendwie entglitten. Denn vieles daran ist derart haarsträubend und verworren, dass man sich nur wundert, - die völlig abstruse Szene um die TV-Sendung «Wer wird Millionär» ist ein beredtes Beispiel dafür, aber auch der Mord an Max G. oder die manipulierte Gasleitung des Schwagers. Und wenn der Junge mit Dow-Syndrom als «Mongo» bezeichnet wird, als ein Halbmensch, dessen Eltern sich schämen müssten, ihn gezeugt zu haben, dann ist man einfach nur angewidert von diesem unsäglichen «Thriller». Nun könnte man einwenden, all diese Tabubrüche begeht ja nur der fiese Ich-Erzähler Fred, eine Romanfigur also, stünde dem nicht entgegen, dass dieser unsägliche Held durchaus wohlmeinend beschrieben wird von seinem Schöpfer Herman Koch, eine abgrenzende Distanz ist da für mich nicht erkennbar.
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