„Nachtaktiv“ – ein Versuch, die Lebenseinstellung einer jungen Frau aus Berlin jugendsprachlich originell, witzig und pointiert darzustellen, der eben das bleibt, ein Versuch.
Heloise und ihre zwei besten Freundinnen sind Anfang zwanzig und leben in Berlin. Neben dem Studium/Job als Kellnerin
machen die drei jungen Frauen Berlin unsicher, auf der Suche nach der Liebe. Heloise lässt nichts…mehr„Nachtaktiv“ – ein Versuch, die Lebenseinstellung einer jungen Frau aus Berlin jugendsprachlich originell, witzig und pointiert darzustellen, der eben das bleibt, ein Versuch.
Heloise und ihre zwei besten Freundinnen sind Anfang zwanzig und leben in Berlin. Neben dem Studium/Job als Kellnerin machen die drei jungen Frauen Berlin unsicher, auf der Suche nach der Liebe. Heloise lässt nichts unversucht, um endlich den Richtigen zu treffen, sogar eine Reise ins weit entfernte Indien und Stalking halten sie nicht ab. Zwischen ihren Eskapaden, gibt sie ihre Meinung zu Städten, Menschen, Lebenseinstellung, etc. zum Besten, eben zu allem, was ihr grade in den Sinn kommt.
Zunächst zu der Protagonistin, die sich über alles und jeden auslässt und das keineswegs schmeichelhaft. So mag sie keine Blondinen, kleine Menschen, hübsche Menschen, Zugezogene, fleißige und/oder erfolgreiche Menschen, etc., denn wer eine dieser Eigenschaften besitzt, ist in ihren Augen dumm, dämlich oder Schlimmeres. Die Liste der Menschen, bzw. Menschengruppen, die sie vorverurteilt, zieht sich endlos dahin. Sogar anhand des Namens kann sie erkennen, ob man ein „Spast“ ist. Dieses Schema zieht sich durch den ganzen Roman und mag am Anfang noch recht unterhaltsam sein, doch schon nach kurzen Zeit wird das Image der menschenfeindlichen und ablehnende Heloise, was sie exzessiv pflegt, nervtötend, denn man hat schon verstanden, dass sie eine unangepasste Rebellin ist. Kindisch, unreif, verzogen sind dabei nur einige Adjektive die einem in Bezug auf die Protagonistin einfallen und sie so sehr unsympathisch und wenig authentisch wirkt. Statt originell und provokativ, erscheint sie bloß gehässig und gemein. Zudem ist ihr Image nicht mit ihren Absichten und Taten nicht vereinbar, das sie verzweifelt die große und wahre Liebe sucht, sich über ihren Beziehungsstatus definiert. Um nicht allein zu allein zu sein, lässt sie sich in den verschiedensten Situationen von Männern demütigen. Daumen hoch für Heloise, die einen großen Schritt in der Emanzipation zurückgegangen ist und sich selbst auch noch feiert.
Und nicht nur die Hauptfigur ist nervtötend, sondern auch die Handlung an sich, die sich stetig wiederholt, einzig der Ausflug nach Indien (das, anders als im Buch bezeichnet, zu den Schwellenländern gehört, und nicht zu den dritten Welt – Ländern) bringt etwas Abwechslung in die alkoholgetränkten Partybesuche. Am Ende des Buches wird der Inhalt nochmal auf einer knappen Seite von der Ich-Erzählerin zusammengefasst, sodass man sich fragt, warum man den Rest überhaupt lesen musste, zeichnet er sich nämlich durch absoluten Nonsens aus, der total überflüssig ist.
Auch sprachlich betrachtet, ist der Roman wenig ansprechend und meines Erachtens ziemlich daneben. Jugendsprache zu Kunstform stilisiert, davon kann hier nicht die Rede sein und der Versuch innovativ und anders zu sein geht nach hinten los. Unvollständige Sätze, das Fehlen von Artikeln und Weglassen von Personalpronomen, wenn die am Anfang des Satzes stehen, sind nur einige Beispiele dafür, dass man sich beim Lesen vorkommt, als stünde man im Discounter hinter einer Gruppe Jugendlicher, die nicht in der Lage sind einen richtigen Satz zu formulieren. Die Autorin schafft es die deutsche Sprache zu denaturieren und somit den Leser die Lust am Lesen zu vergällen. Einzig auf das gerne und viel verwendete „Alter“ hat die Autorin verzichtet, doch dafür nicht mit, in Anlehnung an „Feuchtgebiete“ & Co. freizügigem Gossenjargon gegeizt.
Ein Roman der Superlative in Bezug auf Nonsens, überflüssige Textpassagen, Gehässigkeit und der Verunglimpfung der Sprache, nur um einige Faktoren zu nennen. Sehr enttäuschend war der Roman, der als „schnell, scharf, witzig und romantisch“ angepriesen wurde, da ich keins der Attribute, noch nicht mal mit viel gutem Willen, nachvollziehen konnte. Vielleicht habe ich nur einfach falsch angestellt und die Lektüre nüchtern genossen, denn in diesem Zustand ist der Roman nun keinem zu empfehlen.