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Traumfänger

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2013
Allein unter Superhelden
Wolz, Heiko

Allein unter Superhelden


sehr gut

„Allein unter Superhelden“ handelt von einem Jungen, der in einer Welt voller Superhelden auch ohne Superkräfte durchsetzt und seine Stärken beweist.
Leon ist ein ganz normaler Junge, was kein Problem wäre, wären seine Eltern nicht berühmte Superhelden mit tollen Fähigkeiten, die die Rettung der Menschen zum Beruf machen. Auch seine Schwester hat besondere Fähigkeiten, was sie ihm auch ständig unter die Nase reibt. Als in der Nähe eine neue Schule eröffnet, die speziell für Kinder von Superhelden ist, sind Leons Eltern begeistert und melden Leon und seine Schwester an. Leon, der nicht nur um sein Leben fürchtet, da er schließlich keine Superkräfte zur Verteidigung hat, sondern auch vor Spott und besonders dem Verlust seines besten Freundes. Und seine Befürchtungen sollen schon am ersten Tag bewahrheiten. Während er mit dem Lernstoff und seinen Mitschülern zu kämpfen hat, kommt er einer Verschwörung gegen alle Superhelden auf die Spur. Leon setzt alles daran, das Schlimmste zu verhindern...
Sehr ansprechend sind die Charaktere, die in der Geschichte rund um Leon dargestellt werden. Zum einen die gestressten Eltern, die ihren Kindern manchmal nicht gut genug zuhören und diese deshalb auch nicht verstehen. Auch Leons Schwester Laura, die es nicht lassen kann, ihren kleinen Bruder zu ärgern oder bloß zu stellen, ist vielen Kindern bekannt. Und auch die Hauptfigur Leon, der ganz anders ist als der Rest der Familie, ist sympathisch und ein Charakter mit dem die jungen Leserinnen und Leser sich identifizieren können.
Darüber hinaus sind die Probleme Leons sehr nah an der realen Welt der Zielgruppe orientiert, seien es die Geschwisterrivalitäten, das Gefühl von den Eltern missverstanden zu werden oder Probleme mit Mitschülern. Geschickt flicht der Autor diese realen Gegebenheiten in eine Fantasiewelt voller Superhelden, die interessant und aufregend ist. Zudem schafft es der Autor die einzelnen Episoden mit Humor und Witz aufzulösen, sodass die ganze Geschichte ein gelungenes Ganzes aus Spannung, Witz und Superhelden wird.
Die Sätze und Wortwahl sind angemessen und einfach gehalten, sodass die Zielgruppe auch mal alleine die ein oder andere Seite lesen kann, obwohl es natürlich mehr Spaß macht, wenn man solche Geschichten mit den Kindern gemeinsam liest.
Insgesamt ein gelungenes und ansprechendes Kinderbuch, das sich an der Lebens- und Problemwelt der Kinder orientiert und diese in eine fantastische Welt voller Superhelden transportiert. Auch die mehrfachen Wendungen am Ende bis zum eigentlichen Höhepunkt sind kindgerecht. Unterbrochen ist die Geschichte mit einzelnen Comiczeichnungen, die den Inhalt des Textes an verschiedenen Stellen unterstützen. Diese sind in Anzahl und Stil der Erzählung angemessen und eine schöne Ergänzung.
Viel Spaß beim gemeinsamen Lesen!

Bewertung vom 14.03.2013
Nachtaktiv
Senoner, Sophie

Nachtaktiv


schlecht

„Nachtaktiv“ – ein Versuch, die Lebenseinstellung einer jungen Frau aus Berlin jugendsprachlich originell, witzig und pointiert darzustellen, der eben das bleibt, ein Versuch.
Heloise und ihre zwei besten Freundinnen sind Anfang zwanzig und leben in Berlin. Neben dem Studium/Job als Kellnerin machen die drei jungen Frauen Berlin unsicher, auf der Suche nach der Liebe. Heloise lässt nichts unversucht, um endlich den Richtigen zu treffen, sogar eine Reise ins weit entfernte Indien und Stalking halten sie nicht ab. Zwischen ihren Eskapaden, gibt sie ihre Meinung zu Städten, Menschen, Lebenseinstellung, etc. zum Besten, eben zu allem, was ihr grade in den Sinn kommt.
Zunächst zu der Protagonistin, die sich über alles und jeden auslässt und das keineswegs schmeichelhaft. So mag sie keine Blondinen, kleine Menschen, hübsche Menschen, Zugezogene, fleißige und/oder erfolgreiche Menschen, etc., denn wer eine dieser Eigenschaften besitzt, ist in ihren Augen dumm, dämlich oder Schlimmeres. Die Liste der Menschen, bzw. Menschengruppen, die sie vorverurteilt, zieht sich endlos dahin. Sogar anhand des Namens kann sie erkennen, ob man ein „Spast“ ist. Dieses Schema zieht sich durch den ganzen Roman und mag am Anfang noch recht unterhaltsam sein, doch schon nach kurzen Zeit wird das Image der menschenfeindlichen und ablehnende Heloise, was sie exzessiv pflegt, nervtötend, denn man hat schon verstanden, dass sie eine unangepasste Rebellin ist. Kindisch, unreif, verzogen sind dabei nur einige Adjektive die einem in Bezug auf die Protagonistin einfallen und sie so sehr unsympathisch und wenig authentisch wirkt. Statt originell und provokativ, erscheint sie bloß gehässig und gemein. Zudem ist ihr Image nicht mit ihren Absichten und Taten nicht vereinbar, das sie verzweifelt die große und wahre Liebe sucht, sich über ihren Beziehungsstatus definiert. Um nicht allein zu allein zu sein, lässt sie sich in den verschiedensten Situationen von Männern demütigen. Daumen hoch für Heloise, die einen großen Schritt in der Emanzipation zurückgegangen ist und sich selbst auch noch feiert.
Und nicht nur die Hauptfigur ist nervtötend, sondern auch die Handlung an sich, die sich stetig wiederholt, einzig der Ausflug nach Indien (das, anders als im Buch bezeichnet, zu den Schwellenländern gehört, und nicht zu den dritten Welt – Ländern) bringt etwas Abwechslung in die alkoholgetränkten Partybesuche. Am Ende des Buches wird der Inhalt nochmal auf einer knappen Seite von der Ich-Erzählerin zusammengefasst, sodass man sich fragt, warum man den Rest überhaupt lesen musste, zeichnet er sich nämlich durch absoluten Nonsens aus, der total überflüssig ist.
Auch sprachlich betrachtet, ist der Roman wenig ansprechend und meines Erachtens ziemlich daneben. Jugendsprache zu Kunstform stilisiert, davon kann hier nicht die Rede sein und der Versuch innovativ und anders zu sein geht nach hinten los. Unvollständige Sätze, das Fehlen von Artikeln und Weglassen von Personalpronomen, wenn die am Anfang des Satzes stehen, sind nur einige Beispiele dafür, dass man sich beim Lesen vorkommt, als stünde man im Discounter hinter einer Gruppe Jugendlicher, die nicht in der Lage sind einen richtigen Satz zu formulieren. Die Autorin schafft es die deutsche Sprache zu denaturieren und somit den Leser die Lust am Lesen zu vergällen. Einzig auf das gerne und viel verwendete „Alter“ hat die Autorin verzichtet, doch dafür nicht mit, in Anlehnung an „Feuchtgebiete“ & Co. freizügigem Gossenjargon gegeizt.
Ein Roman der Superlative in Bezug auf Nonsens, überflüssige Textpassagen, Gehässigkeit und der Verunglimpfung der Sprache, nur um einige Faktoren zu nennen. Sehr enttäuschend war der Roman, der als „schnell, scharf, witzig und romantisch“ angepriesen wurde, da ich keins der Attribute, noch nicht mal mit viel gutem Willen, nachvollziehen konnte. Vielleicht habe ich nur einfach falsch angestellt und die Lektüre nüchtern genossen, denn in diesem Zustand ist der Roman nun keinem zu empfehlen.

Bewertung vom 14.03.2013
Liebe unter Fischen
Freund, René

Liebe unter Fischen


gut

„Liebe unter Fischen“ ist ein humorvoller Roman, der mit Übertreibungen von Persönlichkeitsmerkmalen und Klischees spielt und durch eben diese einen besonderen Reiz ausübt.
Der Lyriker Fred Firneis ist nach dem fulminanten Erfolg seines Gedichtbandes ausgebrannt. Von dem Druck, diese Leistung zu wiederholen, und daraus resultierenden Selbstzweifeln geplagt, verschanzt er sich in seiner Wohnung und isoliert sich von der Umwelt. Die Zukunft seiner Verlegerin und des Verlags hängt von einem weiteren Lyrikband aus Firneis` Feder ab, sodass sie ihn regelrecht belagert. Doch Firneis behaart stur auf seiner Schreibblockade und geht auf ihre Motivationsversuche nicht ein. Nach einem Nervenzusammenbruch nimmt er schließlich ihr Angebot an, in seiner Heimat Österreich in einer einsamen Hütte zur Ruhe zu kommen. Bereits nach einem Tag möchte Fred nach Berlin zurück, doch ein Erdrutsch zerstört die Straße und damit auch seine Flucht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gelingt es Firneis sich mit seinem Inneren, seinen Problemen und Einstellungen, auseinanderzusetzen. Über alledem steht die Frage, ob Fred Firneis wieder schreiben wird…
Besonders auffällig und interessant ist das Spiel mit Klischees. Da wäre die Hauptfigur Fred Firneis, der an einem Burnout leidet, sich aber dennoch an seinem Zustand labt, ihn geradezu zelebriert und sich, obwohl er sich doch total von den Menschen isolieren möchte, von seiner Verlegerin Beckmann hofieren lässt. Damit entspricht er so ziemlich dem exzentrischen Bild eines Dichters, der von Selbstzweifeln geplagt wird und ständig an der Schwelle des Wahnsinns balanciert. Ebenso gelungen sind die gewiefte wie verzweifelte Verlegerin, die alles tun würde, um Fred zum Schreiben zu bringen und damit ihren Verlag vor dem Ruin zu retten, und der Naturbursche/Hinterwäldler August, der mit beiden Beinen auf der Erde steht und mit sich und der Welt im Einklang steht. Einzig die Biologin Mara, ist schwerer einzuordnen, da sie, so glitschig wie ein Fisch, nicht nur Fred immer entgleitet, sondern auch dem Leser, weil man sie und ihre Bewegründe nicht einschätzen kann. Mit diesem begrenzten Personal, können die einzelnen Figuren sich und ihre Beziehungen zueinander entwickeln. Der Roman kommt ohne Action aus und besticht durch allein durch die Charakterzeichnungen, die bis an die Grenzen überspitzt sind und schon fast an Karikaturen verschiedener Typen Mensch erinnern.
Auch die witzigen und bissigen Schlagabtausche zwischen Fred und seiner Verlegerin sind sehr unterhaltsam. Dabei ist die Abwechslung in der Textgestaltung ein schöner Anreiz, da er so nicht eintönig und langweilig wird. So spricht Beckmann beispielsweise zunächst nur mit seinem Anrufbeantworter oder Fred kommuniziert mittels Briefen, die Beckmann mit erheblicher Verzögerung erreichen.
Langsam verändert sich das wandelnde Klischee „der Lyriker Alfred Firneis“ in einen „normalen“ Menschen, der zwar gerne zu Übertreibungen greift, nun aber keine Rolle mehr ausüben muss und damit zu sich selbst findet. Und nicht nur Fred hält Überraschungen parat, auch die anderen Charaktere sind nicht das, was sie zu sein scheinen.
Leider verliert der Roman, der stark anfängt, im Laufe der Handlung an Fahrt und Biss, und wird meines Erachtens leider zunehmend schlechter, bis hin zu einem Ende, das schlichtweg enttäuschend ist. Kaum etwas ist von den markanten Charakteren übrig, die sich in den langweiligen Einheitsbrei einreihen und ein massentaugliches und wenig geistreiches Ende erleben.
Trotz des schwachen Endes ist „Liebe unter Fischen“ ein Roman, den man lesen sollte, wenn man einmal herzhaft lachen möchte und man Spaß an scharfzüngigen Wortwechseln hat. Auch die inneren Konflikte, die Fred mit sich herumträgt und die mit und mit aufgelöst werden sind interessant und laden zum Weiterlesen ein, sodass dies über das Ende hinweg tröstet.

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Bewertung vom 14.03.2013
Die Hetzjagd / Die Chronik des Eisernen Druiden Bd.1
Hearne, Kevin

Die Hetzjagd / Die Chronik des Eisernen Druiden Bd.1


gut

Das Debüt „Die Chronik des eisernen Druiden 1“ von Kevin Hearne ist ein temporeicher Auftakt zu einer Fantasy Reihe, in der machthungrige und zum Teil dem Wahnsinn der Unsterblichkeit verfallene Götter mithilfe von Menschen ihre Intrigen zur Machtsicherung, aber auch der eigenen Belustigung, spinnen.
Mittendrin ist Atticus O`Sullivan, ein mehr als 2100 Jahre alter Druide, der fernab von mythischen und/oder göttlichen Kultstätten lebt, wo er sich auf der Flucht vor AENGHUS ÓG, einem Sidhe, versteckt. Grund für die Jahrhunderte andauernde Fehde ist der von AENGHUS ÓG erhobene Anspruch auf das magische Schwert Fragarach, das sich im Besitz von Atticus befindet. Doch trotz seiner Bemühungen unentdeckt zu bleiben, macht der Sidhe den Druiden ausfindig und Atticus steht vor der Wahl zu fliehen und wieder ein aufgebautes Leben zurückzulassen oder sich dem Kampf mit dem Unsterblichen zu stellen.
Und ganz in der Tradition von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“, in dem ein Zusammentreffen mit Unsterblichen nicht ohne Irrungen und Wirrungen verläuft, werden in dem Roman auch Fallen und Listen ersonnen, Abkommen geschlossen und gebrochen und im Verborgenen agiert. Zwar gelingt es dem Autor die Übersicht zu behalten und die Abläufe auch so aufzubereiten, dass der Leser den Geschehnissen ohne Mühen folgen kann. Dennoch ist die Fülle an Verwicklungen etwas zu viel und der Text wirkt überladen und kommt an keiner Stelle zur Ruhe. Und nicht nur in diesem Bereich ist es zu viel des Guten. Atticus stand oder steht, wie es scheint, mit allen mythischen und göttlichen Wesen, die je in der Geschichte der Menschheit Erwähnung gefunden haben, in Kontakt. Zwar gibt es am Ende nochmal eine Aufstellung aller mitwirkenden Götter samt richtiger Aussprache, trotzdem ist die Menge zu viel, wodurch die einzelnen Akteure in Bezug auf Persönlichkeit und Entwicklung einfach zu kurz kommen.
Leider erfährt der Leser sehr wenig über die Hauptfigur, sei es über den Charakter, Motivationen oder seine Vergangenheit, über die es sicherlich viel zu berichten gibt. Das liegt hauptsächlich daran, dass in den Roman, wie oben bereits erwähnt, selten Ruhe- und Reflexionsphasen eingebaut sind, die sich für solche Vertiefungen eignen würden. Aber Atticus ist ständig in Kämpfe oder mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Einzig Oberon, der Hund, zeigt Persönlichkeit und bezaubert durch sein sympathisches und witziges Auftreten.
Infolgedessen wird deutlich, dass der Autor seinen Focus weniger auf die Figuren und mehr auf eine spannende und actionreiche Handlung gelegt hat, die von einem rasanten Tempo geprägt ist. Doch leider geht der Schuss nach hinten los, denn durch das große Personal und das Aneinanderreihen von Kampfhandlungen auf Leben und Tod wirkt der Roman überladen. Die Schlag auf Schlag folgenden Ereignisse haben auf den Spannungsaufbau sogar einen gegenteiligen Effekt, da der Leser schnell übersättigt ist und das ewig gleiche Ergebnis der Kämpfe ihn schnell ermüden und er dieser überdrüssig wird.
Nichts desto trotz ist der Auftakt der Reihe ein solider Roman, der in einem angenehmen und gut verständlichen Erzählstil gehalten ist. Der Text ist geprägt von einer Leichtigkeit, bar jeder Romantisierung, was angesichts der aktuellen Romane im Bereich Fantasy sehr erfrischend ist. Und gewürzt wird das Ganze mit beiläufigem Humor, der nicht aufgesetzt wirkt und gut in die Erzählung passt. Ebenso verliert der Autor nie den Überblick, sodass ein gut durchdachter roter Faden die Handlung durchzieht, der sich erst am Ende dem Leser offenbart und sogar die ein oder andere Überraschung bereithält.
Insgesamt ein unterhaltsamer schnell gelesener Roman, der zwar nicht durch seine Tiefgründigkeit besticht, dafür aber viel Abwechslung, Aktion und viele Kämpfe liefert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2013
Die Leute, die sie vorübergehen sahen
Bradfield, Scott

Die Leute, die sie vorübergehen sahen


ausgezeichnet

Scott Bradfield zerlegt die Welt in ihre Bestandteile, um sie anschließend neu angeordnet wieder zusammenzusetzten und das Ergebnis ist „Die Leute, die sie vorübergehen sahen“.
Sal Jenkins ist drei Jahre alt als sie von einem Handwerker aus dem Keller ihrer Eltern entführt wird. Schnell passt sich das Mädchen seiner neuen Umgebung an und nennt seinen Entführer ab diesem Augenblick Daddy. Grund für sein Handeln ist die Unschuld und Unvoreingenommenheit Sals, die er bewahren und zugleich fördern möchte, da er glaubt, dass nur er sie bestmöglich für diese Welt erziehen kann, ohne sie zu verderben. Doch schon nach kurzer Zeit verschwindet Daddy aus Sals Leben und eine lange Reise beginnt für das Mädchen, während derer ihm unterschiedliche Menschen und auch Orte begegnen, die jeweils ein anderes Bild der Wirklichkeit leben und ihr vermitteln. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit lässt Sal alles mit sich geschehen und treibt durch Häuser, Städte und Landstriche an Menschen vorbei. In dieser Zeit erfährt sie Freiheit, die jedoch durch eine zeitweilige Heimunterbringung stark eingeschränkt wird. Doch ihr Daddy taucht abermals auf, um sie mitzunehmen und wieder an den eigentlichen Zweck, sich nicht in der Welt zu verlieren und ihren Zwängen zu unterwerfen, zu erinnern. Und Sal betreibt Freiheit in Extremum, indem sie sich auf dem Weg durch die Wüste zur Selbstfindung macht. Sal kehrt mit einem neuen Verständnis von sich selbst und der Welt zurück, mit dem Versprechen, dass von nun an alles besser wird…
Salome, deren Name so viel wie die Friedliche oder Friedenbringende heißt, ist eine Abwandlung von dem hebräischen Namen Salomon, der durch seine weisen Urteilssprüche bekannt wurde. Beide Eigenschaften treffen auf das kleine Mädchen zu, dessen Ausstrahlung die Menschen, denen sie begegnet, beeindruckt. Auch das Verständnis von der Welt und von sich selbst ist größer als das der meisten Menschen. Und das besonders für eine Dreijährige. Fremd und grotesk erscheinen die abgeklärte Sicht und das bedachte Verhalten des Kleinkindes. Auch die Charaktere, denen Sal begegnet wirken zum Teil wie aus der Irrenanstalt entsprungen und zeichnen kein schmeichelhaftes Bild der menschlichen Gesellschaft. Mit diesen Mitteln versteht es der Autor umzugehen und dem Leser zum Nachdenken anzuregen, da sich die Figur des kleinen Mädchens eignet, die Realität, zu formen, drehen, auseinanderzunehmen und zusammenzusetzten, sie also sogar neu zu gestalten und zu präsentieren.
Erst am Ende fügen sich vereinzelte Stücke zu einem Bild zusammen, so die Anziehung von Kellern auf Sal und ihre Besessenheit von rosa Kleidern. Je länger man über den Roman nachdenkt desto mehr Stücke rücken an den rechten Platz, aber gleichzeitig öffnen sich neue Türen die erkundet werden wollen. Und so gehe ich dem Autor in die Falle.
Schwer zu beschreiben sind die Eindrücke von dem Roman „Die Leute, die sie vorübergehen sahen“, da nichts in dem Roman das ist, was es scheint. Am ehesten gelingt ein Vergleich mit dem Maler und Denker René Magritte, der sich nicht nur in seinen Bildern mit dem Verhältnis von Wirklichkeit und Realität auseinandersetzt. Ebenso wie Magritte spielt Bradfield mit beiden Begriffen und irritiert den Leser, indem er ihn die Realität des kleinen Mädchens erleben lässt, also wie es die Wirklichkeit wahrnimmt. Doch sind beide nicht gleichzusetzten. Und immer, wenn man meint, man habe beide miteinander vereint und die Wahrheit erkannt, so belehrt Bradfield einen eines Besseren. Denn keiner kann den Anspruch auf Wahrheiten erheben, der in der Welt lebt und darin verankert ist. Und Sal muss ihre Erkenntnisse teuer bezahlen, da sie durch dieselben nicht in und mit der Welt leben kann, jedoch muss.
Schwere Kost, die noch lange im Gedächtnis bleibt und die sehr eindringlich ist. Wer sich gerne auf philosophische Pfade begibt und über das Sein und Nichtsein nachgrübelt, wird voll auf seine Kosten kommen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2013
Monster Mia und das große Fürchten / Monster Mia Bd.1
Saddlewick, A. B.

Monster Mia und das große Fürchten / Monster Mia Bd.1


sehr gut

„Monster Mia und das große Fürchten“ von A.B. Saddlewick ist der Auftakt zu einer Romanreihe rund um Mia und ihre aufregenden Abenteuer mit ihren Monsterfreunden in der Finsterwald – Schule.
Zunächst jedoch besucht Mia gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester die Lilienthal – Schule und gerät dort immer wieder in Ärger. Denn anders als alle anderen Mädchen, inklusive ihrer Schwester, mag Mia Monster, Insekten und Spinnen und alles was damit zusammenhängt. Aber besonders toll findet sie es, wenn sie andere Leute erschrecken kann. Aufgrund dieser Eigenschaften muss sie ständig zur Direktorin und wird, für sie unverständlicher Weise, ausgeschimpft, waren ihre Absichten doch nie böswillig. Doch nach dem letzten Vorfall, bei dem ihre Klassenlehrerin in Ohnmacht gefallen ist, gibt die Direktorin auf und verweist Mia an die Finsterwald – Schule. An ihrem ersten Schultag merkt sie gleich, dass keine Menschenkinder diese Schule besuchen, sondern Monsterkinder, und fühlt sich auf Anhieb wohl, trotzdem Menschen eigentlich nicht zugelassen sind. Allerdings ist ihr Verbleib an der Finsterwald – Schule ungewiss, da ihr Lehrer, ein Vampir, ihren Zustand erkannt hat. Auf ihr Drängen hin stellt er ihr ein Ultimatum: Sollte ihr es innerhalb der folgenden sieben Tage gelingen ihn zu erschrecken, darf sie bleiben. Mia stellt sich der Herausforderung und greift tief in ihre Trickkiste, doch ihr Lehrer scheint gegen alles immun zu sein…
Besonders ansprechend finde ich die Hauptfigur Mia, die anders als die angepassten Mädchen, nicht stillsitzen kann, gerne etwas ausprobiert und sich nicht in die Schublade Mädchen (gleich Regenbogen, leise, lieben pink, sind immer brav, etc.) stecken lässt. Sehr individuell lebt sie ihre Interessen aus und hinterfragt einfach alles, sodass sie selbst interessant nicht langweilig ist, was Mia an ihren Mitschülerinnen auch stets bemängelt. Doch anders als ihr immer unterstellt wird, stecken hinter ihren Streichen keine bösen Absichten, sodass auch hier hervorgehoben wird, dass „anders sein“ nicht böse bedeutet und „brav sein“ nicht mit gut gleichzusetzen ist.
Gelungen sind auch die Gegensätze, die in dem Buch klar herausgearbeitet werden, sodass keine Grautöne die jungen Leserinnen und Leser verwirren können. Sei es die Gegenüberstellung von den unterschiedlichen Schulen oder der Vergleich der beiden Schwestern, es werden deutliche Linien gezogen.
Auch die Handlung ist sehr zielgruppenorientiert und ansprechend, sodass man dieses Buch gut zur Lesebegeisterung und –förderung heranziehen kann, da die Geschichte unterhaltsam ist und noch Fortsetzungen folgen.
Die Schrift ist groß, sodass geübte Leser auch mal allein die ein oder andere Seite lesen können, ohne dass sie überfordert oder überanstrengt werden und auch der Umfang ist gut gewählt, da die Geschichte sich nicht endlos zieht und die Kinder das Interesse verlieren könnten.
Zu bemängeln wäre zum einen die Länge der Kapitel, da bei Kinderbüchern von Vorteil ist, wenn diese sehr kurz sind, damit deutliche Einschnitte für die Kinder erkennbar sind. Zudem werden Kinder schnell von langen Kapiteln, möchten sie diese denn alleine lesen, abgeschreckt oder demotiviert.
Zum anderen enthält der Text einige Wörter und Namen, die für die Zielgruppe schon schwierig zu lesen sind oder diese vielleicht auch nicht kennen. Das liegt bestimmt zum Teil an der Übersetzung, doch das bedeutet trotzdem, dass man mit seinem Kind/seinen Kindern das Buch gemeinsam lesen sollte.
Insgesamt ist „Monster Mia und das große Fürchten“ ein gelungener Roman, der kleine Leserinnen und Leser mit einer spannenden Geschichte für Bücher begeistern und an selbstständige Lesen heranführen kann. Aber auch als Erwachsener macht es Spaß etwas von Mia zu erfahren und gemeinsam mit den Kindern die Geschichte zu lesen.