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Großartig und nervtötend, liebevoll und erdrückend, aufopfernd, aber auch übergriffig - Michel Bergmann liebt seine Mutter Charlotte und hält sie manchmal nicht aus. Er erzählt in diesem Buch, in dem er nichts und niemanden schont, die Geschichte dieser eigenwilligen, starken Frau: ihre Vertreibung aus Deutschland, der Verlust fast der gesamten Familie, das Glück, ihren künftigen Ehemann wiederzufinden, und dennoch ein Schicksal, bei dem sie allzu oft ganz auf sich allein gestellt ist. »Wir lachen und weinen beim Lesen und beglückwünschen den Autor zu einem grandiosen, unvergesslich...
Großartig und nervtötend, liebevoll und erdrückend, aufopfernd, aber auch übergriffig - Michel Bergmann liebt seine Mutter Charlotte und hält sie manchmal nicht aus. Er erzählt in diesem Buch, in dem er nichts und niemanden schont, die Geschichte dieser eigenwilligen, starken Frau: ihre Vertreibung aus Deutschland, der Verlust fast der gesamten Familie, das Glück, ihren künftigen Ehemann wiederzufinden, und dennoch ein Schicksal, bei dem sie allzu oft ganz auf sich allein gestellt ist. »Wir lachen und weinen beim Lesen und beglückwünschen den Autor zu einem grandiosen, unvergesslichen Buch, aus Schmerz und Liebe geschrieben.« Elke Heidenreich / Der Spiegel, Hamburg
Michel Bergmann wurde 1945 als Kind internierter jüdischer Flüchtlinge in Riehen bei Basel geboren. Seine frühe Kindheit verbrachte er in Paris, seine Jugend in Frankfurt a.M. Nach dem Studium arbeitete er als Journalist, unter anderem bei der ¿Frankfurter Rundschaü, später als Regisseur und Produzent, ab 1990 auch als Drehbuchautor (u.a. ¿Otto - Der Katastrofenfilm¿, ¿Es war einmal in Deutschland ...¿). 2010 erschien sein erster Roman ¿Die Teilacher¿, dem bislang acht weitere Bücher folgten. Michel Bergmann starb 2025 in Berlin.
Produktdetails
- Verlag: Diogenes
- Originaltitel: Mameleben
- Artikelnr. des Verlages: 562/07225
- 04. Aufl.
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 22. Februar 2023
- Deutsch
- Abmessung: 186mm x 123mm x 23mm
- Gewicht: 274g
- ISBN-13: 9783257072259
- ISBN-10: 3257072252
- Artikelnr.: 66261011
Herstellerkennzeichnung
Arvato Media GmbH
Reinhard-Mohn-Straße 100
33333 Gütersloh
vva-handelsbetreuung@vva-arvato.de
»'Mameleben' ist ein lebendiges Stück Zeitgeschichte und ein wunderbares, kluges Buch voller Wärme, Witz und Empathie - ein Lesegenuss der ganz besonderen Art.« Simone Neidlinger / Aachener Zeitung Aachener Zeitung
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Lerke von Saalfeld liest Michel Bergmanns Buch über seine 2021 verstorbene Mutter mit Respekt. Wie das Erleben und Überleben des Antisemitismus und des KZs die Mutter innerlich verhärtete, wie Ausgrenzung und Internierung sie zur dauernden Anklägerin auch gegen den Sohn machte, erzählt Bergmann laut Saalfeld mit Entsetzen, aber auch mit unerschütterlicher Mutterliebe. Besser konnte der Autor das Vermächtnis der Mutter kaum bewahren, findet der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Alle Toten saßen mit am Tisch Traumata der Elterngeneration: Michel Bergmanns Roman "Mameleben oder das gestohlene Glück" m Tisch
"Während sie hinausschaut in die karge Landschaft des französischen Jura, wird ihr klar, dass sie seit über zehn Jahren nicht mehr die Herrin über ihr Schicksal ist. Dass sie fremdbestimmt wird, dass jeder ihrer Schritte aufgezwungen ist! Die Schule musste sie verlassen, Abitur konnte sie nicht machen, nach Paris musste sie fliehen, sich dort verstecken, schwarzarbeiten, den Vergnügungen eines jungen Lebens wie Varieté, Kino oder Tanz nur unter größter Gefährdung nachgehen. Sie ist siebenundzwanzig. Keine Stunde in den vergangenen zehn Jahren ohne Angst, ohne Herzklopfen. Und auch heute, im Schutz
"Während sie hinausschaut in die karge Landschaft des französischen Jura, wird ihr klar, dass sie seit über zehn Jahren nicht mehr die Herrin über ihr Schicksal ist. Dass sie fremdbestimmt wird, dass jeder ihrer Schritte aufgezwungen ist! Die Schule musste sie verlassen, Abitur konnte sie nicht machen, nach Paris musste sie fliehen, sich dort verstecken, schwarzarbeiten, den Vergnügungen eines jungen Lebens wie Varieté, Kino oder Tanz nur unter größter Gefährdung nachgehen. Sie ist siebenundzwanzig. Keine Stunde in den vergangenen zehn Jahren ohne Angst, ohne Herzklopfen. Und auch heute, im Schutz
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einer falschen Identität, ist sie wie aufgeschrecktes Wild, jederzeit bereit zur Flucht."
Charlotte, die Mutter des Autors Michel Bergmann, sitzt an der illegalen Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz, wo sie endlich Zuflucht findet. Ihr Sohn zeichnet ihr Leben als Roman nach, das "mameleben", was auf Jiddisch eine ehrenvolle Anrede für die Mutter ist, aber auch bedeutet: "Mutter, du sollst leben". Der Sohn wird 1945 als Kind internierter jüdischer Eltern in einem Lager bei Riehen bei Basel geboren, seine Kindheit verbringt er in Paris, die Jugendjahre in Frankfurt am Main. "Ich bin am Rand eines Massengrabs aufgewachsen", sagt er einmal, "alle Toten saßen mit am Tisch." Die Traumata der Elterngeneration übertragen sich auf ihre Kinder, prägen ihr Leben, bestimmen ihr Denken. Auch die Überlebenden leiden schwer an diesem Schicksal, sie haben ein "schlechtes Gewissen", dem Tode entronnen zu sein.
Und nun macht sich Michel Bergmann auf die Lebensspuren seiner Mutter, die 2001 gestorben ist, durch Freitod im Alter von 85 Jahren. Bergmann ist ein umtriebiger Schriftsteller, Drehbuchautor, Filmregisseur in allen Genres, von Otto Waalkes bis zur Fernsehserie "Der Rabbi und sein Kommissar". Schon in früheren Romanen beschäftigte er sich mit jüdischem Leben in Frankfurt, aber nun schlägt er nochmals einen besonderen Ton an, wenn es um das Vermächtnis der Mutter geht.
Der Sohn versucht eine Bilanz ihrer Existenz zu ziehen, und das ist nicht einfach. Ihr Leben lang macht die Mutter dem Sohn Vorwürfe, dass sie für ihn alles geopfert habe. Schon im Prolog des Romans stellt Bergmann die immerwährenden Vorwürfe zusammen: "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich lieber nicht überlebt." "So, in die Disco willst du? Wir hatten auch Disco im Lager." "Für wen habe ich das alles durchgestanden?" "Da überlebt man, und das ist der Dank!" "Ich wünschte dir, dass du niemals das durchmachen musst, was ich durchgemacht habe." "So, schmeckt dir nicht? Soll ich dir sagen, was wir im Lager hatten?"
Der Sohn wächst in einem engen Gehäuse von Anklagen, Erniedrigungen, schlechter Laune, Beschimpfungen und Lebensekel auf. Und dennoch liebt der Sohn diese verbiesterte, verhärtete Mutter, die sich nie ihren Stolz nehmen ließ. Einmal hörte Charlotte in der Straßenbahn einen Mann abfällige Bemerkungen über Juden machen: "Sie zieht an der Klingelschnur, die Bahn hält kreischend, und sie sagt zu dem Mann: 'So, hier steigst du aus, du Stück Dreck!' Der Mann wird feuerrot und trollt sich. Dann klingelt sie wieder, und die Bahn fährt los. Ja, meine Mutter lässt sich nichts gefallen. 'Sie haben mich lange genug getreten, jetzt trete ich!'"
Deutschland ist für Charlotte ein "beschissenes Land", in dem sie nicht leben möchte, nur ihres jüdischen Mannes wegen ist sie zurückgegangen. Die Schweiz hasst sie ebenso abgrundtief, weil sie als Schwangere und mit ihrem Kleinkind bei Bombenalarm nicht in den Bunker durfte. Für sie gibt es keinen Ort der Geborgenheit. Ihre Ehemänner halten auch nicht, was sie versprochen haben, lassen sie allein zurück. Das Alter macht Charlotte immer verbitterter, und ihr Sohn ist für das ganze Unglück verantwortlich. Immer sind es die anderen, die ihr Leid zufügen, die ihr mit Missgunst begegnen und ihr das Leben zur Hölle machen.
Der Autor versteht es, diese trostlose Geschichte dennoch mit Witz, ironischer Selbstreflexion und feinsinnigem Humor zu erzählen, auch wenn sich die Mutter ganz ungehemmt und temperamentvoll "meschugge" verhält. Sie bleibt seine "mame", die er beschützen muss. Sie mag allen auf den Geist gehen, wie es das Klischee von der jüdischen Übermutter so oft beschrieben hat, nur kommt es dem Autor noch auf etwas anderes an: Die Jahre der Ausgrenzung, der Missachtung, der Internierung, der Flucht, der Demütigungen - all das hat sie innerlich zu Stein gefrieren lassen. Das Konzentrationslager ist keine moralische Besserungsanstalt, hat Ruth Klüger immer wieder betont, wer das überlebt hat, der kann kein guter Mensch werden. Ein hartes Urteil. Charlotte war im berüchtigten französischen Lager Gurs inhaftiert.
Das Alter macht die Mutter grausamer und gnadenloser. Als der Sohn die Beschwerde eines benachbarten Freundes über das ungebührliche Verhalten seiner Mutter entgegennehmen muss, atmet er tief durch, "was für eine Geschichte. Meine Mutter ist aber auch schrecklich. Ich muss lachen. Ich liebe sie." Aus der Ambivalenz zwischen Entsetzen und Liebe kann sich Michel Bergmann nicht befreien, er bleibt gefesselt in der Zuneigung zu seiner Mutter.
Erst im hohen Alter, als die Mutter immer harscher wird, erlebt der Sohn einen seltenen Moment von Einsichtigkeit. Sie liegen zusammen im elterlichen Ehebett. Sie reden über das menschliche Dasein, der Sohn zitiert Adorno mit seinem Spruch, es gebe kein richtiges Leben im falschen. Wider Erwarten widerspricht die Mutter nicht, wie sonst üblich, sie antwortet mit trauriger Stimme: "Du hast recht, Ich habe mich verlaufen, nein verlebt!" Der Sohn resümiert: "Ihr Glück wurde ihr gestohlen. So wie meiner Mutter ist es Millionen von Menschen gegangen, deren Schicksal durch Hitler, die Deutschen und ihren Krieg radikal verändert wurde, die ein Leben leben mussten, das sie nicht mehr selbst bestimmen konnten. (. . .) Bis heute werden die Auswirkungen dieser schweren lebensbedrohlichen Jahre der Schoah unterschätzt. Wir alle wären anders. Und unsere Kinder ebenfalls. Davon bin ich zutiefst überzeugt." LERKE VON SAALFELD
Michel Bergmann: "Mameleben oder das gestohlene Glück".
Diogenes Verlag, Zürich 2023. 244 S., geb. 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Charlotte, die Mutter des Autors Michel Bergmann, sitzt an der illegalen Grenze zwischen Frankreich und der Schweiz, wo sie endlich Zuflucht findet. Ihr Sohn zeichnet ihr Leben als Roman nach, das "mameleben", was auf Jiddisch eine ehrenvolle Anrede für die Mutter ist, aber auch bedeutet: "Mutter, du sollst leben". Der Sohn wird 1945 als Kind internierter jüdischer Eltern in einem Lager bei Riehen bei Basel geboren, seine Kindheit verbringt er in Paris, die Jugendjahre in Frankfurt am Main. "Ich bin am Rand eines Massengrabs aufgewachsen", sagt er einmal, "alle Toten saßen mit am Tisch." Die Traumata der Elterngeneration übertragen sich auf ihre Kinder, prägen ihr Leben, bestimmen ihr Denken. Auch die Überlebenden leiden schwer an diesem Schicksal, sie haben ein "schlechtes Gewissen", dem Tode entronnen zu sein.
Und nun macht sich Michel Bergmann auf die Lebensspuren seiner Mutter, die 2001 gestorben ist, durch Freitod im Alter von 85 Jahren. Bergmann ist ein umtriebiger Schriftsteller, Drehbuchautor, Filmregisseur in allen Genres, von Otto Waalkes bis zur Fernsehserie "Der Rabbi und sein Kommissar". Schon in früheren Romanen beschäftigte er sich mit jüdischem Leben in Frankfurt, aber nun schlägt er nochmals einen besonderen Ton an, wenn es um das Vermächtnis der Mutter geht.
Der Sohn versucht eine Bilanz ihrer Existenz zu ziehen, und das ist nicht einfach. Ihr Leben lang macht die Mutter dem Sohn Vorwürfe, dass sie für ihn alles geopfert habe. Schon im Prolog des Romans stellt Bergmann die immerwährenden Vorwürfe zusammen: "Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich lieber nicht überlebt." "So, in die Disco willst du? Wir hatten auch Disco im Lager." "Für wen habe ich das alles durchgestanden?" "Da überlebt man, und das ist der Dank!" "Ich wünschte dir, dass du niemals das durchmachen musst, was ich durchgemacht habe." "So, schmeckt dir nicht? Soll ich dir sagen, was wir im Lager hatten?"
Der Sohn wächst in einem engen Gehäuse von Anklagen, Erniedrigungen, schlechter Laune, Beschimpfungen und Lebensekel auf. Und dennoch liebt der Sohn diese verbiesterte, verhärtete Mutter, die sich nie ihren Stolz nehmen ließ. Einmal hörte Charlotte in der Straßenbahn einen Mann abfällige Bemerkungen über Juden machen: "Sie zieht an der Klingelschnur, die Bahn hält kreischend, und sie sagt zu dem Mann: 'So, hier steigst du aus, du Stück Dreck!' Der Mann wird feuerrot und trollt sich. Dann klingelt sie wieder, und die Bahn fährt los. Ja, meine Mutter lässt sich nichts gefallen. 'Sie haben mich lange genug getreten, jetzt trete ich!'"
Deutschland ist für Charlotte ein "beschissenes Land", in dem sie nicht leben möchte, nur ihres jüdischen Mannes wegen ist sie zurückgegangen. Die Schweiz hasst sie ebenso abgrundtief, weil sie als Schwangere und mit ihrem Kleinkind bei Bombenalarm nicht in den Bunker durfte. Für sie gibt es keinen Ort der Geborgenheit. Ihre Ehemänner halten auch nicht, was sie versprochen haben, lassen sie allein zurück. Das Alter macht Charlotte immer verbitterter, und ihr Sohn ist für das ganze Unglück verantwortlich. Immer sind es die anderen, die ihr Leid zufügen, die ihr mit Missgunst begegnen und ihr das Leben zur Hölle machen.
Der Autor versteht es, diese trostlose Geschichte dennoch mit Witz, ironischer Selbstreflexion und feinsinnigem Humor zu erzählen, auch wenn sich die Mutter ganz ungehemmt und temperamentvoll "meschugge" verhält. Sie bleibt seine "mame", die er beschützen muss. Sie mag allen auf den Geist gehen, wie es das Klischee von der jüdischen Übermutter so oft beschrieben hat, nur kommt es dem Autor noch auf etwas anderes an: Die Jahre der Ausgrenzung, der Missachtung, der Internierung, der Flucht, der Demütigungen - all das hat sie innerlich zu Stein gefrieren lassen. Das Konzentrationslager ist keine moralische Besserungsanstalt, hat Ruth Klüger immer wieder betont, wer das überlebt hat, der kann kein guter Mensch werden. Ein hartes Urteil. Charlotte war im berüchtigten französischen Lager Gurs inhaftiert.
Das Alter macht die Mutter grausamer und gnadenloser. Als der Sohn die Beschwerde eines benachbarten Freundes über das ungebührliche Verhalten seiner Mutter entgegennehmen muss, atmet er tief durch, "was für eine Geschichte. Meine Mutter ist aber auch schrecklich. Ich muss lachen. Ich liebe sie." Aus der Ambivalenz zwischen Entsetzen und Liebe kann sich Michel Bergmann nicht befreien, er bleibt gefesselt in der Zuneigung zu seiner Mutter.
Erst im hohen Alter, als die Mutter immer harscher wird, erlebt der Sohn einen seltenen Moment von Einsichtigkeit. Sie liegen zusammen im elterlichen Ehebett. Sie reden über das menschliche Dasein, der Sohn zitiert Adorno mit seinem Spruch, es gebe kein richtiges Leben im falschen. Wider Erwarten widerspricht die Mutter nicht, wie sonst üblich, sie antwortet mit trauriger Stimme: "Du hast recht, Ich habe mich verlaufen, nein verlebt!" Der Sohn resümiert: "Ihr Glück wurde ihr gestohlen. So wie meiner Mutter ist es Millionen von Menschen gegangen, deren Schicksal durch Hitler, die Deutschen und ihren Krieg radikal verändert wurde, die ein Leben leben mussten, das sie nicht mehr selbst bestimmen konnten. (. . .) Bis heute werden die Auswirkungen dieser schweren lebensbedrohlichen Jahre der Schoah unterschätzt. Wir alle wären anders. Und unsere Kinder ebenfalls. Davon bin ich zutiefst überzeugt." LERKE VON SAALFELD
Michel Bergmann: "Mameleben oder das gestohlene Glück".
Diogenes Verlag, Zürich 2023. 244 S., geb. 25,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Eine starke Frau, eine Mama
Ich muss sagen, diese Autobiographie einer jüdischen Mame (Mutter) im 2. Weltkrieg und eines Sohnes, der die Schmerzen dieser Naturgewalt einer starken, kämpferischen Frau und die Resultate dieser nicht zu fassenden, zerstörerischen Zeit- und …
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Eine starke Frau, eine Mama
Ich muss sagen, diese Autobiographie einer jüdischen Mame (Mutter) im 2. Weltkrieg und eines Sohnes, der die Schmerzen dieser Naturgewalt einer starken, kämpferischen Frau und die Resultate dieser nicht zu fassenden, zerstörerischen Zeit- und Lebensgeschichte quasi vererbt bekommt, hat mich sehr beeindruckt und auch mitgenommen. Ich kann dies so gut es geht nachvollziehen, auch ich habe eine sehr starke und durch das Leben und den Krieg geprägte Mutter, ich kann diesen Sohn sehr gut verstehen. Und irgendwie ist es wiederum gar nicht möglich, man kann einfach nicht fassen, was diese schreckliche Zeit und ihre Gräueltaten mit einer Seele, einer Mutter, einem Vater, einem Sohn gemacht hat, es ist schwer zu verdauen. Je nach Charakter kommen die unglaublichsten Mensch hervor. Kaum zu glauben woher diese Frau ihre Kraft nahm. Spuren werden auf der Seele hinterlassen, keine Frage. Einfach kann dies nicht sein, auch nicht für Generationen danach. Sehr eindrücklicher Epos einer Mutter und eines Sohnes. Der Epilog ging mir tief unter die Haut und ist selbstredend. Ich bin tief beeindruckt. Dieses Buch ist unbedingt lesenswert, als Zeitzeuge, als tief bewegende Aufarbeitung einer Mutter Kind Beziehung, als Nachfahren von Menschen mit sehr schweren Leben und Verfolgung, für das Verständnis zwischen Zeitzeugen und Generationen und Nachfahren, als Aufarbeitung von Leid der Seele und daraus resultierenden komplizierten zwischenmenschlichen Beziehung. Danke für dieses tolle Buch.
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„Mameleben“ ist ein Buch, das mich immer wieder sprachlos machte. Schon im 1. Kapitel setzt sich Bergmann mit Aussagen seiner Mutter auseinander, mit denen er von Kindheit an konfrontiert wurde: „Da überlebt man, und das ist der Dank!“
So etwas sagt eine Mutter zu ihrem …
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„Mameleben“ ist ein Buch, das mich immer wieder sprachlos machte. Schon im 1. Kapitel setzt sich Bergmann mit Aussagen seiner Mutter auseinander, mit denen er von Kindheit an konfrontiert wurde: „Da überlebt man, und das ist der Dank!“
So etwas sagt eine Mutter zu ihrem Kind? Ja, so etwas sagte Charlotte Bergmann, und der Autor beginnt sein Buch verständlicherweise mit den religiösen Geboten zur Elternliebe, mit denen er sich zeit seines Lebens auseinandersetzen musste.
Michel Bergmann schreibt keine Biografie im üblichen Sinn, sondern im Zentrum steht seine sehr persönliche Reflexion über das schwierige Verhältnis zu seiner Mutter. Charlotte Bergmann hat Schlimmes durchstehen müssen. Sie wuchs in einem großbürgerlichen jüdischen Haus bei Nürnberg aus und floh kurz vor dem Abitur nach Paris. Ihre Mutter und ihr Vater, Träger des Eisernen Kreuzes, wurden in Auschwitz ermordet. Sie selber wurde durch die Vichy-Regierung in Gurs interniert und sie entkam der drohenden Deportation durch die Flucht in die Schweiz, wo sie wiederum als illegal eingereiste Ausländerin interniert wurde. An dieser Stelle spart Bergmann nicht mit deutlichen Hinweisen auf die empörende und menschenverachtende Rolle, die die Schweiz gegenüber den Flüchtlingen aus Hitler-Deutschland einnahm. In der Schweiz trifft sie auf einen Bekannten aus Paris, der ihr Ehemann und Vater des Autors werden wird. Bei Kriegsende reist das Ehepaar zurück nach Deutschland, um das Textilgeschäft der Familie aufzubauen, während das neugeborene Kind über ein Jahr in einem Kinderheim zurückgelassen wird.
Ist das Mutterliebe? fragt sich der Autor.
Er zeichnet seine Mutter als erfolgreiche Geschäftsfrau, begehrte Gesellschafterin, umschwärmt, verehrt, eine schöne und extravagante Frau – und auf der anderen Seite eine übergriffige Mutter, die ihr einziges Kind nicht schonte und die ihren Sohn nicht so nehmen konnte, wie er war. Statt dessen hatte sie große Erwartungen an ihn, was seinen Beruf und seinen sozialen Stand anging, wohingegen sein Gemütsleben ihr völlig gleichgültig war. Sie straft ihn lebenslang dafür ab, dass er einen anderen Weg ging als den, den er ihrer Meinung nach zu gehen hatte: sie kritisiert, sie mäkelt, nichts kann er ihr recht machen, sie überschüttet ihn mit Vorwürfen, macht ihn für ihre eigenen Kümmernisse verantwortlich, mindert seine Leistung, er erfährt keinerlei Wertschätzung – und hinter all dem steht für den Autor immer die Frage: Ist das Mutterliebe?
Am Ende des Buches kann er diese Frage für sich beantworten. Da wird nämlich deutlich, wieso der Autor, viele Jahre nach dem Tod seiner Mutter, dieses Buch schreibt. Er vermeidet den Begriff der transgenerationalen Traumatisierung, aber er erkennt die bewusstseinsverändernden Auswirkungen der Shoa, die auch ihn betreffen.
So sieht er, dass er wie seine Mutter jede Selbstreflexion vermeidet. Inzwischen hat er es gelernt – und so kann er seine Mutter von einem anderen Standpunkt aus ansehen. Und jetzt kann er sich auch die Frage beantworten, ob seine Mutter ihn geliebt habe: ja, aber eben auf ihre recht reduzierte und egozentrierte Weise.
An diesem Punkt erhellt sich die Bedeutung des Untertitels: „Das gestohlene Glück“. Es ist das Glück seiner Mutter, dass ihr durch die Zeitläufte gestohlen wurde, und es ist das Glück des Sohnes, das ihm durch die empfundene Lieblosigkeit seiner Mutter gestohlen wurde.
Ein sehr bitteres Buch – und zugleich durch das hohe Maß an Reflexion ein sehr versöhnliches Buch: der Autor kann sich seiner Mutter in Liebe erinnern.
Sehr lesenswert!
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„Mameleben“ ist für mich ein absolutes Lesehighlight des Jahres 2023, ein besonderes Buch voller Humor und Wärme, durchsetzt mit Ernsthaftigkeit und Trauer. In seinem Text erinnert sich Michel Bergmann an seine Mutter Lotte, eine ganz besondere Frau, die antisemitische …
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„Mameleben“ ist für mich ein absolutes Lesehighlight des Jahres 2023, ein besonderes Buch voller Humor und Wärme, durchsetzt mit Ernsthaftigkeit und Trauer. In seinem Text erinnert sich Michel Bergmann an seine Mutter Lotte, eine ganz besondere Frau, die antisemitische Anfeindungen und Lagerhaft überstand, sich im Nachkriegsdeutschland allein als Geschäftsfrau durchsetzen musste und schließlich in Frankreich eine neue Heimat fand.
Michel Bergmann zeichnet seine Mutter als eine Diva vom alten Schlag: sie ist unerbittlich, unnachgiebig, schlagfertig, unversöhnlich in ihren Ansichten, launisch, herrisch und mitunter auch herablassend. Ihren Sohn erzieht sie fast rücksichtslos mit einiger verbaler Härte. Sie hat Ansprüche und wenn diese nicht erfüllt werden, dann reagiert sie enttäuscht. Lottes Charakter führt dazu, dass „Mameleben“ ein Feuerwerk der Situationskomik ist. Alle Szenen, in denen Lotte ihre Bonmots und pointierten Repliken zum Besten gibt, sind perfekt auf den Punkt geschrieben – es ist ein wahres Vergnügen, diese Frau in Aktion zu erleben, wenn auch manchmal etwas schwarzhumorig. Lotte ist überaus redegewandt, ihre Sprache wird durch jiddische und französische Ausdrücke, die alle im Glossar erläutert werden, ergänzt, was ihr zusätzliche Persönlichkeit und Glaubhaftigkeit verleiht.
Natürlich schwingt in Bergmanns Anekdoten Kritik an der Mutter mit. Die Passagen sind gerade auch deshalb so amüsant, weil sie völlig authentisch wirken und einem das Verhalten von Lotte auch immer mal wieder die Sprache verschlägt. Dennoch ist „Mameleben“ keine Abrechnung mit einer dominanten und kühlen Mutter, die die eigenen Bedürfnisse zentral setzt – im Gegenteil. „Mameleben“ ist eine im Kern sehr liebevolle Hommage eines Sohnes an seine energische Mama, die auch erst durch die Distanz der vergangenen Zeit ermöglicht wird. So werden die kurzweiligen und lustigen Anekdoten auch immer wieder durch ernsthaftere Betrachtungen, gerade wenn es auf das Ende des Romans zugeht, ergänzt, die das harte Los der Mutter unterstreichen und um Verständnis dafür werben, warum ein Mensch zu dem wird, was er ist.
„Mameleben“ ist eine ausdrückliche Leseempfehlung, ein umwerfendes Denkmal für eine unvergessliche Frau. Charmant, flüssig und klug geschrieben, mit hohem Unterhaltungswert, ohne jemals oberflächlich zu werden, dazu ein Blick auf das Leben in Europa im 20. Jahrhundert. Ich habe mich köstlich amüsiert, wurde mit melancholischem Unterton zum Nachdenken angeregt und werde Lotte immer in meinen Gedanken behalten. Was für eine Frau! Was für ein Buch!
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Klappentext:
„Großartig und nervtötend, liebevoll und erdrückend, aufopfernd, aber auch übergriffig – Michel Bergmann liebt seine Mutter Charlotte und hält sie manchmal nicht aus. Er erzählt in diesem Buch, in dem er nichts und niemanden schont, die …
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Klappentext:
„Großartig und nervtötend, liebevoll und erdrückend, aufopfernd, aber auch übergriffig – Michel Bergmann liebt seine Mutter Charlotte und hält sie manchmal nicht aus. Er erzählt in diesem Buch, in dem er nichts und niemanden schont, die Geschichte dieser eigenwilligen, starken Frau: ihre Vertreibung aus Deutschland, der Verlust fast der gesamten Familie, das Glück, ihren künftigen Ehemann wiederzufinden, und dennoch ein Schicksal, bei dem sie allzu oft ganz auf sich allein gestellt ist.“
Michel Bergmann erzählt in seinem Buch „Mameleben“ die Geschichte seiner Mutter. Diese Geschichte ist jetzt keine vollwertige Biografie, sie ist vielmehr eine Erzählung über seine Mutter. Bergmanns Mame (die jüdische Bezeichnung für „Mutter“) hat ein mehr als bewegendes Leben hinter sich. Vom Krieg gezeichnet, von den Nazis verfolgt, ohne Heimat, ohne Heim muss sie sich durchkämpfen und dabei immer auf ihr Leben achten ohne dabei in die Fänge des braunen Sumpfes zu geraten. Bergmann brilliert in diesem Buch mit einem schonungslosen ehrlichen Ausdruck und mit Worten die auch uns Leser treffen. Sie treffen uns tief in unseren Herzen, denn Bergmann schildert wie oft Mame nervt, wie sie einem auf den Pinsel geht aber auch wie liebevoll und rührend sie sich um ihren Sohn kümmert und bemüht. Ein jeder von uns wird das nachvollziehen können wenn das Verhältnis zur eigenen Mutter ein gutes ist: ja, Mamas können auch gern mal nerven. Sie tun dies aber nicht mit Absicht sondern mit einem ganz bestimmten Gefühl - dem immer umsorgten Mutterherz. Bergmann zeigt hier auf, dass auch nervige Mütter einen Grund dafür haben dies zu tun und das man sie schwer davon losbekommt. Jede Mutter ist ein kleines Wunderwerk für sich und somit könnte man das Buch als Hommage an die Mütter erlesen aber hier ist es auch ganz explizit eine Art Liebeserklärung an Bergmanns Mame. Sie kämpfen für uns wie Löwinnen, sie beschützen uns, sie helfen uns, sie sind für uns da - unsere Mütter! Diese Geschichte hier berührt ungemein und geht wahrlich tief unter die Haut. Durch den wunderbaren Schreibstil fliegt man nur so durch‘s Buch. Fazit: eine lesenswerte Geschichte die tief berührt! 5 Sterne!
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»Sie hat sich erschaffen und mitten ins Leben gesetzt! Von vielen bewundert, von manchen gefürchtet, von einigen obsessiv begehrt, aber stets sich selbst genug. Sie liebt mich, so wie sie zu lieben vermag, besitzergreifend, mit aller Besessenheit und allen Einschränkungen, daran habe …
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»Sie hat sich erschaffen und mitten ins Leben gesetzt! Von vielen bewundert, von manchen gefürchtet, von einigen obsessiv begehrt, aber stets sich selbst genug. Sie liebt mich, so wie sie zu lieben vermag, besitzergreifend, mit aller Besessenheit und allen Einschränkungen, daran habe ich keinen Zweifel. Aber ich bin nicht in ihrem Sinne geraten. Ich erfülle nicht ihre übermenschlichen Erwartungen.« (S.110)
Gegenüber ihrem Sohn Michael hat die Mutter - Charlotte - viele Vorwürfe, Erwartungen und insgesamt eine sehr hohe Anspruchshaltung. Wenn sie vor anderen von ihrem Sohn spricht, lobt sie ihn in höchsten Tönen. Dieser Widerspruch zeigt sich auch in anderen Bereichen ihrer Mutter-Sohn-Beziehung, die sehr von den Erfahrungen der Mutter als Überlebende des Holocaust und eines Internierungslagers gekennzeichnet ist.
In »Mameleben« schreibt der Autor, Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Michel Bergmann über das Leben seiner Mutter, die Mutter-Sohn-Beziehung, seine Erinnerungen an das gemeinsame Leben und stückweit auch über sich. Der Autor gehört der 1. Nachkriegsgeneration an, wurde er 1945 im Internierungslager geboren.
Mit diesem Werk schreibt der Autor seiner Mutter ein literarisches Denkmal, Liebeserklärung, Abrechnung und eine facettenreiche Biografie. Michel Bergmann porträtiert eine Frau, die viel durchgemacht hat; deren Lebensweg durch die Machtergreifung der Nazis einen ganz anderen Gang genommen hat (»Ich habe mich […] verlebt.« (S.227)), als sie sich erträumt und gewünscht hat; die zu sich selbst sehr hart war, aber auch zu ihrem geliebten Sohn; die Verantwortung trägt; eine sehr gute Geschäftsfrau ist; deren Leben von Verlusten und Überlebenswillen geprägt war, wie es exemplarisch für viele Shoah-Überlebende ist.
Dieses erzählende Sachbuch zeichnet sich durch die ehrliche, persönliche, melancholische, stellenweise vorwurfsvolle und insgesamt liebevolle Erinnerung Michel Bergmanns an seine Mutter Charlotte aus. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden, das immer wieder jüdische Wörter verwendet (es gibt am Ende einen Glossar!) und insgesamt ein sehr eindrucksvolles Porträt zweier Generationen zeichnet.
Leseempfehlung für alle Fans von Shelly Kupferbergs ‚Isidor‘ und erzählenden Biografien 🤍
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MAMELEBEN oder das gestohlene Glück
Michel Bergmann
Sprecher: Michel Bergmann
Michel Bergmann erzählt auf eindringliche Weise über das Leben seiner „Mame“ Mutter. Wie sie den Holocaust überlebte, fast alle Angehörigen im Krieg verlor und auf vieles in ihrem …
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MAMELEBEN oder das gestohlene Glück
Michel Bergmann
Sprecher: Michel Bergmann
Michel Bergmann erzählt auf eindringliche Weise über das Leben seiner „Mame“ Mutter. Wie sie den Holocaust überlebte, fast alle Angehörigen im Krieg verlor und auf vieles in ihrem Leben verzichtete, bis hin zu ihrem Tod.
Sie war eine stolze und eigenwillige Frau; eine Frau mit Ecken und Kanten, die sich zum Alter nicht abschliffen, sondern noch kantiger wurden. Eine Frau, die es verstand, andere zu manipulieren und ihrem Sohn ständig ein schlechtes Gewissen einzureden: „Du rufst zu selten an, du besuchst mich nie.“ Und wenn er seine Mutter abholte und sie in die Provence mitnahm, dann war es zu heiß, zu kalt, das Bett zu weich oder zu hart. Es wurde nur gemeckert - es war Charlotte Bergmann nie recht.
Schuld waren immer die anderen: „Und dafür habe ich den Krieg überlebt?“ „Da überlebt man und so dankst du es mir!“
Andere außenstehende Menschen schätzten sie sehr: „So kultiviert und gebildet", „freundlich und selbstlos".
Aber es gab auch wunderbare Seiten an Mame zu entdecken: Wie sie ganz spontan und herzlich das Kind aus der ersten Ehe ihres Mannes aufnahm - auch als Geschäftsfrau war sie unübertroffen.
Ein wirklich rührendes Buch mit einem schönen Ende, das Michel Bergmann geschrieben hat.
Zu guter Letzt muss er wahrscheinlich selbst entscheiden, ob es immer Mutterliebe war, die Charlotte „Mame" Bergmann ihm gegeben hat.
Fazit:
Wunderbare Reflexion einer Mutter-Sohn-Beziehung. Sehr hörens-/lesenswert.
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eBook, ePUB
Michel Bergmann eilt ins Krankenhaus. Zu seiner Mutter. Die nahm 20 Schlaftabletten und wurde sprichwörtlich im letzten Augenblick von der Nachbarin gefunden. Mutter und Sohn wohnen weit auseinander. Nein, nicht weil Michael die Mutter nicht in der Nähe haben wollte. Sie mochte nicht aus …
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Michel Bergmann eilt ins Krankenhaus. Zu seiner Mutter. Die nahm 20 Schlaftabletten und wurde sprichwörtlich im letzten Augenblick von der Nachbarin gefunden. Mutter und Sohn wohnen weit auseinander. Nein, nicht weil Michael die Mutter nicht in der Nähe haben wollte. Sie mochte nicht aus ihrem Zuhause ziehen. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, das war ihr Motto. Vielleicht lag es ja daran, dass sie vor den Nationalsozialisten fliehen musste und ihre Eltern im KZ ermordet wurden. Früh musste sie alleine klar kommen und ihrem Sohn ein Fundament für seine Zukunft bereiten.
Welch ein Buch. Mame, wie der Autor seine Mutter liebevoll nennt, war auf dem besten Weg, eine gute Ärztin zu werden. Dann raunten die Nachbarn über schlimme Dinge, die den Juden angetan wurden. Die Eltern glaubten es nicht. Der Vater war doch schon im 1. Weltkrieg dabei und kämpfte für die Deutschen. Aber dann wurde ihr der Schulbesuch verboten. Sie musste alles abbrechen und mitansehen, wie ihre Familie deportiert wurden. Sie konnte in die Schweiz flüchten, allerdings wurden die Flüchtlinge nicht gut behandelt.
Herr Bergmanns Ausführungen über seine Mutter haben mich tief berührt. Ja, sie w a r schwierig, aber zugleich liebenswert. Was das Schicksal für sie bereit hielt, kann niemand nachempfinden. Und das sich ihre Erlebnisse auch in ihrem Sohn weitertrugen, ist wohl ganz natürlich. Wie geduldig müssen Frauen und Kinder von Männern sein, deren Familien so viel Leid erfuhren.
„Mameleben“ wurde in eine so angenehmen und berührenden Sprache geschrieben, dass ich kaum das Lesen unterbrach. Besonders gut gefiel mir auch dieses jüdische Lied über die Mame. Ganz wunderbar. Ich danke dem Autor für dieses wertvolle Werk, das ich mit Sicherheit noch häufiger lesen werden. Einen Sternenregen sowie eine Empfehlung gibt es von mir ebenfalls.
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