George R. R. Martin
Broschiertes Buch
Ein Tanz mit Drachen / Das Lied von Eis und Feuer Bd.10
Game of thrones
Übersetzung: Helweg, Andreas
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
Daenerys Targaryen, die Königin der Drachen, muss sich entscheiden, welchen ihrer adligen Freier sie heiraten wird. Wer wird der mächtigste Verbündete für die Eroberung von Westeros sein? Es ist eine rein politische Entscheidung, denn Daenerys' wahre Liebe gilt einem einfachen, aber machtlosen Söldner. Leider haben in diesem Fall die Wünsche einer Königin keine Bedeutung.Über das Schicksal von Westeros entscheiden jedoch nicht die Intrigen der Adligen. Denn die Anderen jenseits der Mauer bereiten den entscheidenen Schlag vor. Jon Schnee und die Nachtwache könnten sie aufhalten. Aber k...
Daenerys Targaryen, die Königin der Drachen, muss sich entscheiden, welchen ihrer adligen Freier sie heiraten wird. Wer wird der mächtigste Verbündete für die Eroberung von Westeros sein? Es ist eine rein politische Entscheidung, denn Daenerys' wahre Liebe gilt einem einfachen, aber machtlosen Söldner. Leider haben in diesem Fall die Wünsche einer Königin keine Bedeutung.
Über das Schicksal von Westeros entscheiden jedoch nicht die Intrigen der Adligen. Denn die Anderen jenseits der Mauer bereiten den entscheidenen Schlag vor. Jon Schnee und die Nachtwache könnten sie aufhalten. Aber kann der junge Kommandant noch auf die Loyalität seiner Männer vertrauen?
Über das Schicksal von Westeros entscheiden jedoch nicht die Intrigen der Adligen. Denn die Anderen jenseits der Mauer bereiten den entscheidenen Schlag vor. Jon Schnee und die Nachtwache könnten sie aufhalten. Aber kann der junge Kommandant noch auf die Loyalität seiner Männer vertrauen?
George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos 'Das Lied von Eis und Feuer' wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie 'Game of Thrones' verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster 'House of the Dragon', welcher auf dem Werk 'Feuer und Blut' basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.

© privat
Produktdetails
- Verlag: Penhaligon
- Originaltitel: A Dance with Dragons. Book Five of A Song of Ice and Fire (2)
- Artikelnr. des Verlages: 32213867
- Deutsche Erstausgabe
- Seitenzahl: 797
- Erscheinungstermin: 23. Juli 2012
- Deutsch
- Abmessung: 135mm x 212mm x 52mm
- Gewicht: 692g
- ISBN-13: 9783764531027
- ISBN-10: 3764531029
- Artikelnr.: 34961218
Herstellerkennzeichnung
Penhaligon
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Jenseits der Eismauer lauern todbringende Geistwesen
Im finsteren Mittelalter: George R. R. Martin setzt seine Fantasy-Saga "Das Lied von Eis und Feuer" grandios fort. Darin folgt er der Dramaturgie von Computerspielen.
Eine Mauer aus Eis, dreihundert Meilen lang und mehr als zweihundert Meter hoch, fünf Bände mit mehreren tausend Seiten Umfang, obwohl zwei weitere Bände noch ausstehen - was George R. R. Martin erzählt, folgt eigenen Maßstäben, ebenso wie die Anlage seiner Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer", deren bislang letzter Teil, "A Dance with Dragons", seit gestern vollständig auf Deutsch erhältlich ist.
Vor anderthalb Jahren begann Random House die Reihe, die in Deutschland seit 1998 von den
Im finsteren Mittelalter: George R. R. Martin setzt seine Fantasy-Saga "Das Lied von Eis und Feuer" grandios fort. Darin folgt er der Dramaturgie von Computerspielen.
Eine Mauer aus Eis, dreihundert Meilen lang und mehr als zweihundert Meter hoch, fünf Bände mit mehreren tausend Seiten Umfang, obwohl zwei weitere Bände noch ausstehen - was George R. R. Martin erzählt, folgt eigenen Maßstäben, ebenso wie die Anlage seiner Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer", deren bislang letzter Teil, "A Dance with Dragons", seit gestern vollständig auf Deutsch erhältlich ist.
Vor anderthalb Jahren begann Random House die Reihe, die in Deutschland seit 1998 von den
Mehr anzeigen
Lesern kaum bemerkt und vom Verlag gestalterisch unter Wert verkauft worden war, bei Blanvalet neu herauszubringen. Zum erfolgreichen Verkauf von mehr als 1,1 Millionen Exemplaren, befeuert von der Ausstrahlung der HBO-Serie "Game of Thrones", gehört seitdem die Veröffentlichung der Originalbände in Teilen. Der vor einigen Wochen bei Penhaligon, einem weiteren Random-House-Imprint, erschienene Band "Der Sohn des Greifen" umfasst die ersten 499 Seiten von "A Dance with Dragons", der seit gestern erhältliche Band "Ein Tanz mit Drachen" bietet die restlichen 460. Beide Bände hat der Verlag auf rund achthundert Seiten aufgeblasen, die jeweils sechzehn Euro kosten. Dass das englische Original bei uns als einbändiges Taschenbuch derweil für knapp zehn Euro erhältlich ist, löst unter Fans nicht nur Begeisterung aus. Random House rechtfertigt den Aufschlag außer mit der Klappenbroschur, die den beiden neuen Bänden Zutritt zur Hardcover-Bestsellerliste verschafft, mehr schlecht als recht mit den hohen Papierpreisen und den Kosten der für die Neuausgabe überarbeiteten Übersetzung.
Dass die früher im originalen Englisch belassenen Namen von Orten und Personen eingedeutscht worden sind, ist bei Lesern, die schon länger dabei sind, nicht unumstritten. Erst jetzt jedoch erreicht die Serie etwas von jener gefühlten Natürlichkeit der erfundenen Welt, die deutschen Lesern angelsächsischer Fantasy vertraut ist, seit Margaret Carroux in den sechziger Jahren aus Tolkiens Auenlanddorf Frogmorton das geniale Froschmoorstätten machte. Andreas Helweg übersetzt die neuen Bände flüssig, ohne Martins registerreichem Stil in jedem Augenblick gerecht werden zu können.
Auch in der deutschen Fassung aber zeigen "Der Sohn des Greifen" und "Ein Tanz mit Drachen" Martins abenteuerlich sicheres Gespür für narrative Effekte. Tyrion Lennister, zwergwüchsiger Bruder der Königin, Vatermörder und verzweifelter Liebhaber einer Prostituierten, die ihn mit seinem Vater betrog und dafür sterben musste, findet sich jenseits des Meeres in der Stadt Pentos wieder, bei Illyrio Mopatis, dem fetten Kaufmann, der im ersten Band dabei half, die als Kind vor ihrer drohenden Ermordung ins Ausland gerettete Prinzessin Daenerys an den Anführer einer Horde von Reiternomaden zu verkaufen.
Zu Beginn des ersten deutschen Halbbands macht sich Tyrion auf die Reise zu Daenerys, die inzwischen um einen Ehemann ärmer, aber um drei junge Drachen reicher ist und in der von ihr eroberten Sklavenhalterstadt Meereen unmittelbar vor dem Aufbruch in die Heimat zu stehen scheint. Unterwegs stößt er auf den Greifensohn, der dem Teilband den Titel gibt, angeblich ein begabter junger Krieger, in Wahrheit aber Prinz Aegon Targaryen, Sohn von Kronprinz Rhaegar, dem Bruder der Prinzessin. Bisher waren Martins Leser davon ausgegangen, dass er als Kleinkind bei der Eroberung der Hauptstadt durch den neuen König Robert Baratheon ermordet worden war. Nun gibt es mit ihm neben Daenerys einen weiteren Thronprätendenten. Sein Auftauchen vervielfältigt die Entwicklungsmöglichkeiten der Handlung. Es ist kennzeichnend für Martin, dass er es dabei nicht belässt, sondern auch noch den jungen dornischen Prinzen Quentyn Martell auf die Fahrt zur Drachenherrin schickt und die auf das Erringen ihrer Hand oder ihres Wohlwollens ausgerichtete Handlung des Bandes damit auf einen Schlag verdoppelt.
Die strategische und taktische Berechnung, mit der alle Beteiligten an solchen ehelichen und politischen Allianzen arbeiten, findet eine natürliche Entsprechung in Martins Erzählen, einer geduldig geführten Kampagne voller Ausweichbewegungen, in der die scheinbare Preisgabe von Informationen und das Zurückhalten entscheidender Fakten aus einem reichen erzählerischen Waffenarsenal schöpfen. Die narrative Brillanz der Serie und ihre psychologische Komplexität sind dabei seit dem ersten Band den Überflussverfahren der Kolportage geschuldet. Martin häuft Personen, Ereignisse und Zufälle aufeinander und versetzt die Handlung in eine Dauererregung überraschender Wendungen. So ist Theon Graufreud, einst Geisel des den Norden der Sieben Königreiche beherrschenden Hauses Stark und später allem Anschein nach der Mörder zweier Kinder der Familie, noch am Leben. In einer weiteren Volte hat Ramsay Bolton, Sohn eines Stark-Vasallen, ihn durch Folter gebrochen und in eine erniedrigende Narrenrolle gezwungen, die er am Hof der Starks aus perverser Lust an Erniedrigung und Ekel einst selbst spielte. Noch deutlicher als in den Vorgängerbänden folgt Martin in solchen Momenten der Dramaturgie des Computerspiels - mit jedem Durchgang wird die Handlung undurchschaubarer und schwieriger.
Martins Faible für die Komplikation, das den Kolportageprunk ins Literarische hebt, weil es eine straffe Inhaltskontrolle erfordert, verträgt eine möglichst große Fülle literarischer Kunstgriffe. Seit Beginn der Reihe werden die Ereignisse daher aus zahlreichen Blickwinkeln erzählt. Obwohl Martin uralte Lesersehnsüchte nach Massen saftiger Handlung stillt, ist seine Präsentation einer Welt von Machtgier, Hass und Rache dabei überaus zeitgenössisch. "Die Welt ist ein großes Netz", sagt Illyrio Mopatis im ersten der beiden neuen Bände, "und kein Mann darf wagen, an einem Strang zu ziehen, ohne die anderen zum Zittern zu bringen." Wie kaum ein anderes zeitgenössisches Erfolgsbuch zeigt das "Lied von Eis und Feuer", dass das Erzählen in der Social-Media-Gegenwart dann besonderes Vertrauen genießt, wenn es jede Stimme wichtig nimmt. Die eine oder andere Figur eine Zeitlang zum Schweigen zu bringen bleibt das Vorrecht des auf Spannung bedachten Autors. So erhält die ehebrecherische Königin Cersei Lennister erst im zweiten der neuen Halbbände wieder das Wort, von vielen Lesern ebenso ungeduldig erwartet wie neue Kapitel mit den in alle Winde verstreuten Stark-Kindern, Cerseis Bruder Jaime oder der Ritterin Brienne von Tarth, die nur im ersten Teilband einen überdies viel zu kurzen Auftritt hat.
In den großzügig über beide Teilbände verstreuten Freischärlertruppen fahrender Ritter spielt Martin wie gewohnt Mittelalter. Innerhalb einer lehnsherrschaftlichen Werteordnung von Stand, Ehre, Treue, Betrug und Verrat inszeniert er allerdings gerade in "Ein Tanz mit Drachen" durch und durch unmittelalterliche Dramen der individuellen Emanzipation. Der einzige seiner Helden, der den Drachentanz nicht überlebt, stirbt, weil er sich an das Handlungsprogramm seines fürstlichen Vaters gehalten hat. Alle anderen Hauptfiguren glauben daran, durch eigenes Überlegen, Entscheiden und Handeln ihre Lebensumstände verändern zu können. Der Gegensatz von ständischer Gesellschaft und möglichst vollständiger persönlicher Befreiung aus jeglicher Bindung treibt das Erzählspektakel schnell umgesetzten Begehrens an, von dem Tyrion sich im "Sohn des Greifen" für einen Moment ausruht: "Wenigstens träumte er nicht. Für sein kurzes Leben hatte er längst genug geträumt. Und nur von Torheiten: Liebe, Gerechtigkeit, Freundschaft, Ruhm."
Das fortgesetzte Treffen schwieriger Entscheidungen macht "Ein Tanz mit Drachen" zum Musterbeispiel für Fantasy als Diversitätserzählung. Eddard Starks Bastardsohn Jon Schnee gewährt den nördlich der Mauer siedelnden Wildlingen als Kommandant der Nachtwache den Durchzug durch die Befestigungsanlagen, damit im bevorstehenden Kampf alle zusammenstehen können. Schließlich lauern jenseits der Eismauer seit den ersten Seiten der Reihe die Anderen, böse Geistwesen, die mit dem herannahenden Winter erstarken, tot und lebendig, den Lebenden todbringend. Ob Jon, der das eisige Ende der Handlung hütet, und Daenerys, die am entgegengesetzten Ende der Welt über Wesen gebietet, die man gegen die winterliche Erstarrung feurig ins Feld führen könnte, ihre Kräfte je vereinen werden, bleibt nach der Lektüre des fünften Bandes mindestens bis zum sechsten Spekulation.
Zu seiner Vollendung treiben Martins Leser den Autor, der vier Jahre für die Fertigstellung des vierten Teils und sechs für die des fünften brauchte, im Internet regelmäßig zurück an seinen Schreibtisch. Ihr Drängen ist egoistisch, aber erklärlich. Besser als durch Martins Romane lässt sich die Befürchtung, Unterhaltungsliteratur verrate das literarische Kunstwerk an Marktzwänge und Lesererwartungen, augenblicklich kaum widerlegen. Das "Lied von Eis und Feuer" feiert die literarische Autonomie mit einem großen Fest des Erzählens.
FLORIAN BALKE
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Der Sohn des Greifen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 832 S., br., 16,- [Euro].
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Ein Tanz mit Drachen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 800 S., br., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass die früher im originalen Englisch belassenen Namen von Orten und Personen eingedeutscht worden sind, ist bei Lesern, die schon länger dabei sind, nicht unumstritten. Erst jetzt jedoch erreicht die Serie etwas von jener gefühlten Natürlichkeit der erfundenen Welt, die deutschen Lesern angelsächsischer Fantasy vertraut ist, seit Margaret Carroux in den sechziger Jahren aus Tolkiens Auenlanddorf Frogmorton das geniale Froschmoorstätten machte. Andreas Helweg übersetzt die neuen Bände flüssig, ohne Martins registerreichem Stil in jedem Augenblick gerecht werden zu können.
Auch in der deutschen Fassung aber zeigen "Der Sohn des Greifen" und "Ein Tanz mit Drachen" Martins abenteuerlich sicheres Gespür für narrative Effekte. Tyrion Lennister, zwergwüchsiger Bruder der Königin, Vatermörder und verzweifelter Liebhaber einer Prostituierten, die ihn mit seinem Vater betrog und dafür sterben musste, findet sich jenseits des Meeres in der Stadt Pentos wieder, bei Illyrio Mopatis, dem fetten Kaufmann, der im ersten Band dabei half, die als Kind vor ihrer drohenden Ermordung ins Ausland gerettete Prinzessin Daenerys an den Anführer einer Horde von Reiternomaden zu verkaufen.
Zu Beginn des ersten deutschen Halbbands macht sich Tyrion auf die Reise zu Daenerys, die inzwischen um einen Ehemann ärmer, aber um drei junge Drachen reicher ist und in der von ihr eroberten Sklavenhalterstadt Meereen unmittelbar vor dem Aufbruch in die Heimat zu stehen scheint. Unterwegs stößt er auf den Greifensohn, der dem Teilband den Titel gibt, angeblich ein begabter junger Krieger, in Wahrheit aber Prinz Aegon Targaryen, Sohn von Kronprinz Rhaegar, dem Bruder der Prinzessin. Bisher waren Martins Leser davon ausgegangen, dass er als Kleinkind bei der Eroberung der Hauptstadt durch den neuen König Robert Baratheon ermordet worden war. Nun gibt es mit ihm neben Daenerys einen weiteren Thronprätendenten. Sein Auftauchen vervielfältigt die Entwicklungsmöglichkeiten der Handlung. Es ist kennzeichnend für Martin, dass er es dabei nicht belässt, sondern auch noch den jungen dornischen Prinzen Quentyn Martell auf die Fahrt zur Drachenherrin schickt und die auf das Erringen ihrer Hand oder ihres Wohlwollens ausgerichtete Handlung des Bandes damit auf einen Schlag verdoppelt.
Die strategische und taktische Berechnung, mit der alle Beteiligten an solchen ehelichen und politischen Allianzen arbeiten, findet eine natürliche Entsprechung in Martins Erzählen, einer geduldig geführten Kampagne voller Ausweichbewegungen, in der die scheinbare Preisgabe von Informationen und das Zurückhalten entscheidender Fakten aus einem reichen erzählerischen Waffenarsenal schöpfen. Die narrative Brillanz der Serie und ihre psychologische Komplexität sind dabei seit dem ersten Band den Überflussverfahren der Kolportage geschuldet. Martin häuft Personen, Ereignisse und Zufälle aufeinander und versetzt die Handlung in eine Dauererregung überraschender Wendungen. So ist Theon Graufreud, einst Geisel des den Norden der Sieben Königreiche beherrschenden Hauses Stark und später allem Anschein nach der Mörder zweier Kinder der Familie, noch am Leben. In einer weiteren Volte hat Ramsay Bolton, Sohn eines Stark-Vasallen, ihn durch Folter gebrochen und in eine erniedrigende Narrenrolle gezwungen, die er am Hof der Starks aus perverser Lust an Erniedrigung und Ekel einst selbst spielte. Noch deutlicher als in den Vorgängerbänden folgt Martin in solchen Momenten der Dramaturgie des Computerspiels - mit jedem Durchgang wird die Handlung undurchschaubarer und schwieriger.
Martins Faible für die Komplikation, das den Kolportageprunk ins Literarische hebt, weil es eine straffe Inhaltskontrolle erfordert, verträgt eine möglichst große Fülle literarischer Kunstgriffe. Seit Beginn der Reihe werden die Ereignisse daher aus zahlreichen Blickwinkeln erzählt. Obwohl Martin uralte Lesersehnsüchte nach Massen saftiger Handlung stillt, ist seine Präsentation einer Welt von Machtgier, Hass und Rache dabei überaus zeitgenössisch. "Die Welt ist ein großes Netz", sagt Illyrio Mopatis im ersten der beiden neuen Bände, "und kein Mann darf wagen, an einem Strang zu ziehen, ohne die anderen zum Zittern zu bringen." Wie kaum ein anderes zeitgenössisches Erfolgsbuch zeigt das "Lied von Eis und Feuer", dass das Erzählen in der Social-Media-Gegenwart dann besonderes Vertrauen genießt, wenn es jede Stimme wichtig nimmt. Die eine oder andere Figur eine Zeitlang zum Schweigen zu bringen bleibt das Vorrecht des auf Spannung bedachten Autors. So erhält die ehebrecherische Königin Cersei Lennister erst im zweiten der neuen Halbbände wieder das Wort, von vielen Lesern ebenso ungeduldig erwartet wie neue Kapitel mit den in alle Winde verstreuten Stark-Kindern, Cerseis Bruder Jaime oder der Ritterin Brienne von Tarth, die nur im ersten Teilband einen überdies viel zu kurzen Auftritt hat.
In den großzügig über beide Teilbände verstreuten Freischärlertruppen fahrender Ritter spielt Martin wie gewohnt Mittelalter. Innerhalb einer lehnsherrschaftlichen Werteordnung von Stand, Ehre, Treue, Betrug und Verrat inszeniert er allerdings gerade in "Ein Tanz mit Drachen" durch und durch unmittelalterliche Dramen der individuellen Emanzipation. Der einzige seiner Helden, der den Drachentanz nicht überlebt, stirbt, weil er sich an das Handlungsprogramm seines fürstlichen Vaters gehalten hat. Alle anderen Hauptfiguren glauben daran, durch eigenes Überlegen, Entscheiden und Handeln ihre Lebensumstände verändern zu können. Der Gegensatz von ständischer Gesellschaft und möglichst vollständiger persönlicher Befreiung aus jeglicher Bindung treibt das Erzählspektakel schnell umgesetzten Begehrens an, von dem Tyrion sich im "Sohn des Greifen" für einen Moment ausruht: "Wenigstens träumte er nicht. Für sein kurzes Leben hatte er längst genug geträumt. Und nur von Torheiten: Liebe, Gerechtigkeit, Freundschaft, Ruhm."
Das fortgesetzte Treffen schwieriger Entscheidungen macht "Ein Tanz mit Drachen" zum Musterbeispiel für Fantasy als Diversitätserzählung. Eddard Starks Bastardsohn Jon Schnee gewährt den nördlich der Mauer siedelnden Wildlingen als Kommandant der Nachtwache den Durchzug durch die Befestigungsanlagen, damit im bevorstehenden Kampf alle zusammenstehen können. Schließlich lauern jenseits der Eismauer seit den ersten Seiten der Reihe die Anderen, böse Geistwesen, die mit dem herannahenden Winter erstarken, tot und lebendig, den Lebenden todbringend. Ob Jon, der das eisige Ende der Handlung hütet, und Daenerys, die am entgegengesetzten Ende der Welt über Wesen gebietet, die man gegen die winterliche Erstarrung feurig ins Feld führen könnte, ihre Kräfte je vereinen werden, bleibt nach der Lektüre des fünften Bandes mindestens bis zum sechsten Spekulation.
Zu seiner Vollendung treiben Martins Leser den Autor, der vier Jahre für die Fertigstellung des vierten Teils und sechs für die des fünften brauchte, im Internet regelmäßig zurück an seinen Schreibtisch. Ihr Drängen ist egoistisch, aber erklärlich. Besser als durch Martins Romane lässt sich die Befürchtung, Unterhaltungsliteratur verrate das literarische Kunstwerk an Marktzwänge und Lesererwartungen, augenblicklich kaum widerlegen. Das "Lied von Eis und Feuer" feiert die literarische Autonomie mit einem großen Fest des Erzählens.
FLORIAN BALKE
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Der Sohn des Greifen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 832 S., br., 16,- [Euro].
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Ein Tanz mit Drachen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 800 S., br., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein großes Fest des Erzählens und den Beweis dafür, dass Unterhaltungsliteratur literarische Kunst nicht unbedingt an marktkonforme Leseerwartungen verraten muss, hält Florian Balke mit den beiden jetzt auf Deutsch erhältlichen Teilbänden von George R. R. Martins "Das Lied von Feuer und Eis" in Händen. Die teuren Einzelbände sieht er gerechtfertigt durch die gelungene Revision der Übersetzung durch Andreas Helweg, die er für flüssig hält und laut ihm den narrativen Effekten des Autors gerecht wird. Die höchst komplexe Handlung charakterisiert Balke als entwicklungsreich und übervoll an Einfällen, Personal und Ereignissen, die der Autor etwa durch das Zurückhalten von Fakten, überraschenden Wendungen und der Dramaturgie des Computerspiels immer wieder spannend arrangiere. Martins Faible für Komplikationen sorge dabei durch die notwendige Inhaltskontrolle für literarische Güte. Für Balke Fantasy at its best!
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Das unterscheidet Martin von Tolkien: Tolkiens Bücher werden in 3D verfilmt. Martin schreibt sie in 3D." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
"Ersetzt ein Halbjahr Ethik, ein Halbjahr Sozialkunde, zwei Splatterfilme, ca. sieben Liter Rum und zehn Gramm Marihuana."
Und wieder geht der Kampf um die Throne in eine neue Runde. Viele mischen mit und verlieren dadurch ihr Leben. Doch Daenerys Targaryens Plan geht nicht auf und ihre Herrschaft über die Drachen gibt ihr nicht das, was sie erhofft hat.
Gleichzeitig ist in Königsmund die Zeit der Wahrheit …
Mehr
Und wieder geht der Kampf um die Throne in eine neue Runde. Viele mischen mit und verlieren dadurch ihr Leben. Doch Daenerys Targaryens Plan geht nicht auf und ihre Herrschaft über die Drachen gibt ihr nicht das, was sie erhofft hat.
Gleichzeitig ist in Königsmund die Zeit der Wahrheit angebrochen. So muss Cersei sich dieser stellen und ihre Sünden büßen.
Tyrion dagegen lernt die Sklaverei kennen und kommt seinem Ziel, Daenerys zu finden, einen Schritt näher.
Jon Schnee dagegen muss sich der Treue seiner Männer vergewissern, denn die Anderen jenseits der Mauer verfolgen unerbitterlich ihr Ziel.
Band 10 ist nun fertig gelesen und nun heißt es warten auf die nächsten Teile. Gut, dass es noch einige andere Bücher gibt, die man lesen muss, um sich so die Zeit zu verkürzen.
Doch werde ich es sehr vermissen, mich jetzt erstmal nicht mehr in Westeros aufhalten zu können, um Neues zu erfahren.
Auch kann ich nicht viel Neues über den zehnten Band sagen. Dass es der Autor schafft, das Niveau über einen so langen Zeitraum zu halten, ist erwähnenswert.
Sein Schreibstil ist einfach weiterhin fesselnd und es ist auch weiterhin erstaunlich, dass er den Überblick bewahrt und sich in seiner Welt so gut auskennt.
Die von dem Autoren erschaffene Welt rund um die Häuser Stark, Targaryen und Lennister wird in diesem Band noch um das Haus Tyrell erweitert, welches nun auch eine größere Rolle spielt. Wieder werden die einzelnen Kapitel aus Sicht jeweils anderer Personen geschildert. Befindet man sich im einen Kapitel noch in Königsmund auf Westeros, ist man im nächsten Kapitel schon auf dem anderen Kontinent Essos, um dort die Geschehnisse von Daenerys und vielen anderen zu verfolgen.
Die Ereignisse überschlagen sich. Bei vielen ist es ungewiss, wie es denn nun mit ihnen weitergeht.
Der Autor schöpft aus den Vollen und seine Ideenvielfalt ist einfach nur genial. Ich bin wieder erstaunt darüber, habe aber gleichzeitig auch nichts anderes von ihm erwartet. Mit kleinen Cliffhangern an den Enden der Kapitel ist man fast gezwungen, weiterzulesen, bis man endlich wieder bei den jeweiligen Personen ankommt und erfährt, was nun weiter geschieht.
Aber nun heißt es warten bis zum nächsten Teil.
Fazit:
Gut, besser, George R.R. Martin
Weniger
Antworten 6 von 10 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 6 von 10 finden diese Rezension hilfreich
Das ist nun der zehnte und vorerst letzte Teil des Epos Klassikers gewesen und ich weiß nicht ob ich mich freuen soll dass ich diese Teile alle gelesen habe oder ob ich traurig bin weils im Moment nicht weitergeht....denn das Ende ist definitiv so offen dass man noch endlose Fortsetzungen …
Mehr
Das ist nun der zehnte und vorerst letzte Teil des Epos Klassikers gewesen und ich weiß nicht ob ich mich freuen soll dass ich diese Teile alle gelesen habe oder ob ich traurig bin weils im Moment nicht weitergeht....denn das Ende ist definitiv so offen dass man noch endlose Fortsetzungen schreiben könnte. Es ist aber auch so, dass man damit zufrieden sein kann wie der Schluss dieses Buches gestaltet ist, aber ich bin es nicht und bitte den Autor um Fortsetzungen dieser Super Geschichte, die man einfach gelesen haben muss.....
Man munkelt ja in so manchen Foren des Internets, dass es Fortsetzungen geben soll :-) Ich hoffe das dies der Fall ist...auch wenn vor kurzem erst Teil 1 (Heckenritter) herauskam als Vorgeschichte zu Eis und Feuer...welchen ich natürlich auch schon verschlungen und liebgewonnen habe...
Ich beuge mein Knie vor Ihnen...Ser George R.R. Martin :-) Weiter so!
Spitzenklasse und 10 von 5 Sternen ;-)
Weniger
Antworten 6 von 10 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 6 von 10 finden diese Rezension hilfreich
Ein vorerst großartiges und doch trauriges Ende erlebt uns im 10. Band von Das Lied von Eis und Feuer „Ein Tanz mit Drachen“, von George R.R. Martin Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden übertroffen. Der 10. Band, ist wie die bisherigen Bücher, in einzelne Kapitel …
Mehr
Ein vorerst großartiges und doch trauriges Ende erlebt uns im 10. Band von Das Lied von Eis und Feuer „Ein Tanz mit Drachen“, von George R.R. Martin Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden übertroffen. Der 10. Band, ist wie die bisherigen Bücher, in einzelne Kapitel durch die verschiedenen Charaktere getrennt, dadurch bleibt die Spannung hoch.
Das passiert grob im einzelnen:
John Schnee wird als Lord Kommandant verraten
Arya Stark erkämpft sich endlich das Vertrauen von Schwarz und Weiß
Tyrion Lennister schafft es sich aus seiner misslichen Lage zu befreien um in die nächste hineinzugeraten
Daenerys Tagaryen erfüllt ihren Traum mit den Drachen, hoch hinaus in die Lüfte zu fliegen
Ich finde es schlimm die Geschichte nicht weiter lesen zu können, da mich die Reihe sehr gefesselt hat. Dennoch ist die Vorfreude auf die nächsten Bücher groß, um endlich zu erfahren, wie diese Geschichte enden wird.
Mein Fazit vom ersten bis zum vorerst letzten Buch, eine grandiose Reihe und für mich persönlich auch die beste auf dem jetzigen Markt
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Der bislang letzte Teil von George R.R. Martins Fantasy-Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ hat mich als ungekürzte Lesung mit dem ausgezeichneten Sprecher Reinhard Kuhnert wieder über 25 Stunden lang bestens unterhalten, nach dem Epilog konnte ich es gar nicht glauben, dass es …
Mehr
Der bislang letzte Teil von George R.R. Martins Fantasy-Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ hat mich als ungekürzte Lesung mit dem ausgezeichneten Sprecher Reinhard Kuhnert wieder über 25 Stunden lang bestens unterhalten, nach dem Epilog konnte ich es gar nicht glauben, dass es nun erst einmal keinen weitere Hörstoff aus der Reihe mehr gibt – der Autor muss die Folgebände erst noch schreiben. Was mich wie alle Game of Thrones-Fans besonders ungeduldig macht: Am Ende von „Ein Tanz mit Drachen“ ist das Schicksal so mancher Hauptfigur ungewiss, George R.R. Martin hat einige fiese Cliffhanger eingebaut. Wie schon im Vorgänger „Der Sohn des Greifen“ werden v.a. die Geschehnisse in Essos (Daenerys und Tyrion) und an der Mauer (Jon Snow) geschildert, ein paar Kapitel geben aber auch Einblick darüber, wie sich die Dinge für Arya in Braavos, für die Lannisters in Kings Landing und bei den Eisenmännern weiter entwickeln. Und mit der Landung der Goldenen Kompanie im Süden von Westeros führt ein Handlungsstrang aus dem Osten erstmals in die Sieben Königreiche – weitere werden sicherlich folgen. „Das Spiel der Throne ist in stetem Fluss“, wie Doran Martell bemerkt. Ich kann es nicht erwarten, diesem Fluss weiter zu folgen!
Weniger
Antworten 7 von 12 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 7 von 12 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für
Entdecke weitere interessante Produkte
Stöbere durch unsere vielfältigen Angebote