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Monique Roffey
Gebundenes Buch
Die Meerjungfrau von Black Conch (Mängelexemplar)
Roman
Übersetzung: Schröder, Gesine
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»Ganz gewiss nicht die Meerjungfrau, die Sie kennen.« Margaret AtwoodZwei Liebende. Zwei Welten. Ein unmögliches Glück. Mit beispielloser poetischer Leichtigkeit erzählt Monique Roffey aus weiblicher Sicht vom Mythos der Meerjungfrau. Sie erzählt vom Fremdsein in der Welt und vom Kampf einer Frau um Selbstbestimmung, sie erzählt von den uralten Narben der Kolonialgeschichte auf den karibischen Inseln und vom ungeheuren Wirbelsturm unserer Gefühle.April 1976: Vor einer karibischen Insel sitzt ein junger Mann allein in seinem Boot. Er wartet auf den nächsten Fang, doch stattdessen tauch...
»Ganz gewiss nicht die Meerjungfrau, die Sie kennen.« Margaret Atwood
Zwei Liebende. Zwei Welten. Ein unmögliches Glück. Mit beispielloser poetischer Leichtigkeit erzählt Monique Roffey aus weiblicher Sicht vom Mythos der Meerjungfrau. Sie erzählt vom Fremdsein in der Welt und vom Kampf einer Frau um Selbstbestimmung, sie erzählt von den uralten Narben der Kolonialgeschichte auf den karibischen Inseln und vom ungeheuren Wirbelsturm unserer Gefühle.
April 1976: Vor einer karibischen Insel sitzt ein junger Mann allein in seinem Boot. Er wartet auf den nächsten Fang, doch stattdessen taucht neben ihm eine Meerjungfrau auf. Aycayia. Auf ihr lastet der Fluch eifersüchtiger Ehefrauen, seit Jahrhunderten schwimmt sie im karibischen Meer. Ihr Volk, die Taino, gibt es längst nicht mehr. Und auch sie selbst droht als spektakulärer Fang zu enden, als sie von amerikanischen Touristen entdeckt und an Land verschleppt wird. Im letzten Moment kann sie David, der junge Fischer,retten. Er versteckt sie in seinem Haus, während sie sich langsam und schmerzhaft wieder in eine Frau zurückverwandelt. Doch kann Aycayia hier bei ihm tatsächlich ihre innere Freiheit finden? Monique Roffey hat eine der ältesten Geschichten der Literatur in ein schillerndes Meisterwerk unserer Zeit verwandelt. Wie begegnen wir uns? Wo gehören wir hin? Und wie unsicher ist der Boden unserer Vergangenheit, auf dem wir uns bewegen?
»Monique Roffeys Talent ist außergewöhnlich, sie schreibt so vielseitig wie couragiert.« Bernardine Evaristo
»Eine hochmoderne Meerjungfrauengeschichte.« The Times
»Mythos, Feminismus und Humor - wahrhaft originell erzählt.« The Daily Mail
Zwei Liebende. Zwei Welten. Ein unmögliches Glück. Mit beispielloser poetischer Leichtigkeit erzählt Monique Roffey aus weiblicher Sicht vom Mythos der Meerjungfrau. Sie erzählt vom Fremdsein in der Welt und vom Kampf einer Frau um Selbstbestimmung, sie erzählt von den uralten Narben der Kolonialgeschichte auf den karibischen Inseln und vom ungeheuren Wirbelsturm unserer Gefühle.
April 1976: Vor einer karibischen Insel sitzt ein junger Mann allein in seinem Boot. Er wartet auf den nächsten Fang, doch stattdessen taucht neben ihm eine Meerjungfrau auf. Aycayia. Auf ihr lastet der Fluch eifersüchtiger Ehefrauen, seit Jahrhunderten schwimmt sie im karibischen Meer. Ihr Volk, die Taino, gibt es längst nicht mehr. Und auch sie selbst droht als spektakulärer Fang zu enden, als sie von amerikanischen Touristen entdeckt und an Land verschleppt wird. Im letzten Moment kann sie David, der junge Fischer,retten. Er versteckt sie in seinem Haus, während sie sich langsam und schmerzhaft wieder in eine Frau zurückverwandelt. Doch kann Aycayia hier bei ihm tatsächlich ihre innere Freiheit finden? Monique Roffey hat eine der ältesten Geschichten der Literatur in ein schillerndes Meisterwerk unserer Zeit verwandelt. Wie begegnen wir uns? Wo gehören wir hin? Und wie unsicher ist der Boden unserer Vergangenheit, auf dem wir uns bewegen?
»Monique Roffeys Talent ist außergewöhnlich, sie schreibt so vielseitig wie couragiert.« Bernardine Evaristo
»Eine hochmoderne Meerjungfrauengeschichte.« The Times
»Mythos, Feminismus und Humor - wahrhaft originell erzählt.« The Daily Mail
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Monique Roffey wurde in Port of Spain, Trinidad, geboren und wuchs überwiegend in Großbritannien auf. Sie unterrichtet Creative Writing an der Manchester Metropolitan University, ihre Essays erschienen unter anderem in The New York Review of Books und The Independent. Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, 2020 erhielt sie für den Roman Die Meerjungfrau von Black Conch den Costa Book of the Year Award. Monique Roffey lebt in Trinidad und London.
Produktdetails
- Verlag: Tropen
- Originaltitel: THE MERMAID OF BLACK CONCH
- 1. Auflage 2022
- Seitenzahl: 240
- Erscheinungstermin: 19. Oktober 2022
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 149mm x 25mm
- Gewicht: 371g
- ISBN-13: 9783608505221
- ISBN-10: 3608505229
- Artikelnr.: 70067478
Herstellerkennzeichnung
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Eine ganz besondere Geschichte hat Monique Roffey da vorgelegt, meint Rezensentin Dorothea Westphal: Es geht um die Meerjungfrau Aycayia, die in den 1970er Jahren in der Karibik von Fischern gefangen wird, die sie zu Geld machen wollen. Doch der junge David verliebt sich in sie und will sie trotz aller Schwierigkeiten retten, verrät die Rezensentin. Roffey verwebt in die Liebesgeschichte geschickt unterschiedlichste Diskurse von Kolonialismus über toxischer Männlichkeit bis zu Mythen in einer multiperspektivischen Erzählung, in einer rhythmisch-musikalischen Sprache, die von Gesine Schröder klug übertragen wird, lobt Westphal. "So verstörend wie bezaubernd", beurteilt sie den Roman.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wunderbar, wie Monique Roffey den Mythos von der Meerjungfrau gegen den Strich gebürstet hat, freut sich Rezensent Oliver Jungen. Die in Trinidad geborene und in Großbritannien lebende Autorin habe es "in gestochen scharfem Realismus" geschafft, mit der Nixe Aycayia eine lebhafte Geschichte über Emanzipation, Fremdheit, Migration und Rassismus als Allegorie und Abenteuer zugleich zu erzählen - und das ohne Pessimismus. Denn diese "karibische Loreley" erfährt bei ihrem Versuch gelebter Liebe zu einem Amerikaner, dass Selbstverleugnung kein Glück bringt. Die vielschichtigen Aspekte, die Roffey in ein postkoloniales Setting packt, hat sie auch handwerklich klug in Szene gesetzt, findet Jungen: Durch auktoriales Erzählen, Verse und knappe sachliche Verdichtung. Dass Roffey auch noch kenntnisreich mit Vorlagen von Hemingway bis Garciá Márquez spielt, um feministische Theorien zu platzieren und dabei über die wahrhafte Liebe zu schreiben, macht den Roman für den Rezensenten nahezu perfekt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gehversuche einer Meerjungfrau
Monique Roffey erzählt eine postkoloniale feministische Legende, ohne im Konzeptuellen zu erstarren. Ihr Trick: die farbenfrohe Erdung des Mythos
Amor vincit omnia? Nicht bei Monique Roffey. Auch wenn die Liebe kleine Wunder wirkt, bleibt die Bosheit mächtiger: die Ablehnung des Fremden, die Verfluchung des Verführerischen, die Geilheit, die Gier, die schiere Niedertracht. Und trotzdem ist dieser kunstvoll um ein mythisches Sujet herum geknüpfte Roman kein Dokument der Hoffnungslosigkeit, im Gegenteil, denn was hier im Jahr 1976 geschieht, geschildert in gestochen scharfem Realismus, das perforiert die Schicksalsergebenheit des legendenhaften Überbaus. Hier lieben sich ein Mann und
Monique Roffey erzählt eine postkoloniale feministische Legende, ohne im Konzeptuellen zu erstarren. Ihr Trick: die farbenfrohe Erdung des Mythos
Amor vincit omnia? Nicht bei Monique Roffey. Auch wenn die Liebe kleine Wunder wirkt, bleibt die Bosheit mächtiger: die Ablehnung des Fremden, die Verfluchung des Verführerischen, die Geilheit, die Gier, die schiere Niedertracht. Und trotzdem ist dieser kunstvoll um ein mythisches Sujet herum geknüpfte Roman kein Dokument der Hoffnungslosigkeit, im Gegenteil, denn was hier im Jahr 1976 geschieht, geschildert in gestochen scharfem Realismus, das perforiert die Schicksalsergebenheit des legendenhaften Überbaus. Hier lieben sich ein Mann und
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eine Meerjungfrau, die sich weit draußen auf den Wassern begegnet sind. Die Kraft dieser Liebe ist groß genug, um die Verwandlung des seit tausend Jahren im Meer lebenden, blutjung wirkenden Zwitterwesens in eine Frau anzustoßen - eine Rückverwandlung, wie sich zeigen wird -, den Fluch zumindest für eine Weile zu brechen.
Aycayia, so heißt die Nixe, fasst nach und nach Vertrauen zu den Wohlmeinenden auf der Karibikinsel Black Conch. Und doch lebt sie zwischen den Welten, bleibt eine "Halb-Halb". Ihr Sehnen nach äußerer wie innerer Freiheit ist von Beginn an melancholisch grundiert. Ein reines Phantasma männlicher Lüste aber ist Aycayia nicht. Anders als die zum Leben erweckte Statue des Bildhauers Pygmalion bei Ovid war sie es selbst, die den einfachen, singenden Fischer David erwählt hat. Ein Vorleben besitzt sie ebenfalls: Einst war sie die "Tochter von einer der Ehefrauen eines angesehenen Casike" auf Kuba, die mit ihrer mädchenhaften Schönheit allen Männern den Kopf verdrehte, bis deren Ehefrauen sie mit dem ewigen Meeresfluch belegten.
So ähnlich besagt es auch die von Roffey aufgegriffene Legende: Aycayia, der Name bedeutet "Schöne Stimme", ist so etwas wie die karibische Loreley. Eine Sirene. Hier jedoch wird sie zur Angehörigen eines Volkes, das die Spanier ausgerottet haben. Zur Zeitreisenden. Als Indigene ohne Volk und Heimat fühlt sie sich jedoch noch einsamer denn als Meerfrau. Universal ist nur ihr Frausein. So überwältigt sie denn auch ihre erste sexuelle Erfahrung, nachdem der Fischunterleib sich in zwei Beine gespalten hat. Das Ende der Keuschheit.
Wie sie, der wir zunächst im Meer begegnen, in Davids Bett gelandet ist, das ist eine farbenfroh erzählte Fabel, die in ihren besten Momenten so allegorisch und zugleich so abenteuerlich wirkt wie die Jagd auf Moby-Dick bei Herman Melville. Zwei "Yankees" aus Nordamerika, Vater und Sohn, hatten an einem Angelwettbewerb teilgenommen und plötzlich die Meerjungfrau am Haken, diesen "Menschfisch", den sie nur "Vieh" nennen. Kaum heben sie die Gekaschte nach langem Kampf an Bord, was die einheimischen Gehilfen für ein Sakrileg halten, da schlägt der ältere Yankee der Halbnackten einen Haken "tief ins Fleisch", was ihn so sehr erregt, dass er kaum an sich halten kann: "Jeder der Männer spürte ein heftiges Ziehen in den Eiern. Der Alte wollte seinen Schwanz rausholen und auf sie pissen." Stolz führen die Trophäenjäger ihre Beute an der Mole vor, aber noch in derselben Nacht entwendet David die Angebetete und versteckt sie in seinem Haus.
Dort beginnt die Verwandlung. David hilft bei den ersten Gehversuchen. Aber in einer Gemeinschaft, in der alle miteinander verwandt und verschwägert sind, lässt sich eine zugefallene Wunderfrau nur schwer verbergen. So sind den Liebenden bald auch Feinde auf der Spur, aus Eifersucht die eine, aus Habgier die anderen, denn so eine Monstrosität ist Millionen wert.
Solidarität - als Frau und Andersfarbige - erfährt die Fremde vor allem von Miss Rain, einer mit David verwandten Weißen, der die halbe Insel gehört und die deshalb von vielen schwarzen Insulanern, den Nachfahren von Sklavenfamilien, angefeindet wird. Sie lehrt Aycayia die Sprache im lokalen Dialekt.
Die in Port of Spain, Trinidad, geborene, seit ihrer Kindheit in Großbritannien lebende und sich als "bikulturell" beschreibende Autorin, die in Manchester Creative Writing unterrichtet, beherrscht ihr Handwerk. Sie erzählt, vortrefflich übersetzt, in drei wechselnden Formen: im klassisch auktorialen Erzählpräteritum, in naiv-poetisch verdichteten Versen, die Aycayias sprachlich tastende Perspektive wiedergeben ("Worüber ich nachdenk jetzt / Lange Zeit später / Wie das Herzgefühl stärker als ich ist / Stärker als Menschen"), und in einem betont schlichten Stil, wenn Passagen aus Davids zurückblickendem Tagebuch zitiert werden: "Ich schlaf tief-tief und merk beim Aufwachen, dass mich jemand anguckt. Ich mach die Augen auf - da ist Aycayia und kniet neben meim Bett."
Dabei verschaltet Roffey gekonnt literarische Vorlagen von Hemingway und Melville bis zu Neruda und García Márquez, jongliert mit feministischen Konzepten, bürstet Legenden gegen den Strich. Und doch erzählt sie stets erfrischend konkret, lässt ihre Heldin Schritt für Schritt zu den Menschen zurückkehren - und dann ebenso wieder verschwinden.
Roffey beherrscht ihr Handwerk vielleicht sogar eine Spur zu gut, sodass sie sich zu einer leichten Übererfüllung mit Zeitthematik hinreißen lässt. Die Überlagerung des Kernthemas der weiblichen Emanzipation mit den Sujets Fremdheit, Migration und Rassismus in einer postkolonialen Gesellschaft - "verschissener Fisch" nennt die eifersüchtige Priscilla die Zurückgekehrte - wird beeindruckend evoziert. Die parallel erzählte Geschichte der unglücklichen Beziehung von Miss Rain und ihrer Jugendliebe Life, einem stolzen schwarzen Künstler (zwischen den beiden steht die historische Schuld des Kolonialismus), fällt dagegen deutlich ab. Dass auch noch die Themen Behinderung (Miss Rain hat einen gehörlosen Sohn), Korruption und Homophobie angerissen werden, wirkt eher beflissen als inhaltlich gedeckt. Gleichwohl ist Monique Roffey eine originelle postmoderne Liebesgeschichte gelungen, die zugleich eine äußerst starke Parabel aufs Fremdsein darstellt, zumal als Frau. Wir sehen, dass es noch keine Erfüllung ist, sich einfangen zu lassen, sei es mit Gewalt, sei es mit Gefühl, wenn damit die Selbstaufgabe verbunden ist. Aber jedes Fischernetz besteht vor allem aus Löchern: Durch die lässt sich schlüpfen, wenn man wahrhaft liebt. OLIVER JUNGEN
Monique Roffey: "Die Meerjungfrau von Black Conch". Roman.
Aus dem Englischen von Gesine Schröder. Tropen Verlag, Stuttgart 2022. 236 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Aycayia, so heißt die Nixe, fasst nach und nach Vertrauen zu den Wohlmeinenden auf der Karibikinsel Black Conch. Und doch lebt sie zwischen den Welten, bleibt eine "Halb-Halb". Ihr Sehnen nach äußerer wie innerer Freiheit ist von Beginn an melancholisch grundiert. Ein reines Phantasma männlicher Lüste aber ist Aycayia nicht. Anders als die zum Leben erweckte Statue des Bildhauers Pygmalion bei Ovid war sie es selbst, die den einfachen, singenden Fischer David erwählt hat. Ein Vorleben besitzt sie ebenfalls: Einst war sie die "Tochter von einer der Ehefrauen eines angesehenen Casike" auf Kuba, die mit ihrer mädchenhaften Schönheit allen Männern den Kopf verdrehte, bis deren Ehefrauen sie mit dem ewigen Meeresfluch belegten.
So ähnlich besagt es auch die von Roffey aufgegriffene Legende: Aycayia, der Name bedeutet "Schöne Stimme", ist so etwas wie die karibische Loreley. Eine Sirene. Hier jedoch wird sie zur Angehörigen eines Volkes, das die Spanier ausgerottet haben. Zur Zeitreisenden. Als Indigene ohne Volk und Heimat fühlt sie sich jedoch noch einsamer denn als Meerfrau. Universal ist nur ihr Frausein. So überwältigt sie denn auch ihre erste sexuelle Erfahrung, nachdem der Fischunterleib sich in zwei Beine gespalten hat. Das Ende der Keuschheit.
Wie sie, der wir zunächst im Meer begegnen, in Davids Bett gelandet ist, das ist eine farbenfroh erzählte Fabel, die in ihren besten Momenten so allegorisch und zugleich so abenteuerlich wirkt wie die Jagd auf Moby-Dick bei Herman Melville. Zwei "Yankees" aus Nordamerika, Vater und Sohn, hatten an einem Angelwettbewerb teilgenommen und plötzlich die Meerjungfrau am Haken, diesen "Menschfisch", den sie nur "Vieh" nennen. Kaum heben sie die Gekaschte nach langem Kampf an Bord, was die einheimischen Gehilfen für ein Sakrileg halten, da schlägt der ältere Yankee der Halbnackten einen Haken "tief ins Fleisch", was ihn so sehr erregt, dass er kaum an sich halten kann: "Jeder der Männer spürte ein heftiges Ziehen in den Eiern. Der Alte wollte seinen Schwanz rausholen und auf sie pissen." Stolz führen die Trophäenjäger ihre Beute an der Mole vor, aber noch in derselben Nacht entwendet David die Angebetete und versteckt sie in seinem Haus.
Dort beginnt die Verwandlung. David hilft bei den ersten Gehversuchen. Aber in einer Gemeinschaft, in der alle miteinander verwandt und verschwägert sind, lässt sich eine zugefallene Wunderfrau nur schwer verbergen. So sind den Liebenden bald auch Feinde auf der Spur, aus Eifersucht die eine, aus Habgier die anderen, denn so eine Monstrosität ist Millionen wert.
Solidarität - als Frau und Andersfarbige - erfährt die Fremde vor allem von Miss Rain, einer mit David verwandten Weißen, der die halbe Insel gehört und die deshalb von vielen schwarzen Insulanern, den Nachfahren von Sklavenfamilien, angefeindet wird. Sie lehrt Aycayia die Sprache im lokalen Dialekt.
Die in Port of Spain, Trinidad, geborene, seit ihrer Kindheit in Großbritannien lebende und sich als "bikulturell" beschreibende Autorin, die in Manchester Creative Writing unterrichtet, beherrscht ihr Handwerk. Sie erzählt, vortrefflich übersetzt, in drei wechselnden Formen: im klassisch auktorialen Erzählpräteritum, in naiv-poetisch verdichteten Versen, die Aycayias sprachlich tastende Perspektive wiedergeben ("Worüber ich nachdenk jetzt / Lange Zeit später / Wie das Herzgefühl stärker als ich ist / Stärker als Menschen"), und in einem betont schlichten Stil, wenn Passagen aus Davids zurückblickendem Tagebuch zitiert werden: "Ich schlaf tief-tief und merk beim Aufwachen, dass mich jemand anguckt. Ich mach die Augen auf - da ist Aycayia und kniet neben meim Bett."
Dabei verschaltet Roffey gekonnt literarische Vorlagen von Hemingway und Melville bis zu Neruda und García Márquez, jongliert mit feministischen Konzepten, bürstet Legenden gegen den Strich. Und doch erzählt sie stets erfrischend konkret, lässt ihre Heldin Schritt für Schritt zu den Menschen zurückkehren - und dann ebenso wieder verschwinden.
Roffey beherrscht ihr Handwerk vielleicht sogar eine Spur zu gut, sodass sie sich zu einer leichten Übererfüllung mit Zeitthematik hinreißen lässt. Die Überlagerung des Kernthemas der weiblichen Emanzipation mit den Sujets Fremdheit, Migration und Rassismus in einer postkolonialen Gesellschaft - "verschissener Fisch" nennt die eifersüchtige Priscilla die Zurückgekehrte - wird beeindruckend evoziert. Die parallel erzählte Geschichte der unglücklichen Beziehung von Miss Rain und ihrer Jugendliebe Life, einem stolzen schwarzen Künstler (zwischen den beiden steht die historische Schuld des Kolonialismus), fällt dagegen deutlich ab. Dass auch noch die Themen Behinderung (Miss Rain hat einen gehörlosen Sohn), Korruption und Homophobie angerissen werden, wirkt eher beflissen als inhaltlich gedeckt. Gleichwohl ist Monique Roffey eine originelle postmoderne Liebesgeschichte gelungen, die zugleich eine äußerst starke Parabel aufs Fremdsein darstellt, zumal als Frau. Wir sehen, dass es noch keine Erfüllung ist, sich einfangen zu lassen, sei es mit Gewalt, sei es mit Gefühl, wenn damit die Selbstaufgabe verbunden ist. Aber jedes Fischernetz besteht vor allem aus Löchern: Durch die lässt sich schlüpfen, wenn man wahrhaft liebt. OLIVER JUNGEN
Monique Roffey: "Die Meerjungfrau von Black Conch". Roman.
Aus dem Englischen von Gesine Schröder. Tropen Verlag, Stuttgart 2022. 236 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Roffey [verschaltet] gekonnt literarische Vorlagen von Hemingway und Melville bis zu Neruda und García Márquez, jongliert mit feministischen Konzepten, bürstet Legenden gegen den Strich. Und doch erzählt sie stets erfrischend konkret [...]. Monique Roffey [ist] eine originelle postmoderne Liebesgeschichte gelungen, die zugleich eine äußerst starke Parabel aufs Fremdsein darstellt« Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01. März 2023 Oliver Jungen FAZ 20230301
Gebundenes Buch
Krass!
Wow, was für eine irre Geschichte!
Nach den ersten Sätzen war ich etwas skeptisch, wegen des Schreibstils, der Ausdrucksweise - aber nach wenigen Seiten hatte mich die Story total im Griff und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen! Die Slang-Wörter waren …
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Krass!
Wow, was für eine irre Geschichte!
Nach den ersten Sätzen war ich etwas skeptisch, wegen des Schreibstils, der Ausdrucksweise - aber nach wenigen Seiten hatte mich die Story total im Griff und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen! Die Slang-Wörter waren supergut verständlich und passten so richtig zu den Personen in meiner Fantasie.
Die verschiedenen Blickwinkel der beteiligten Personen, der Erzählstil, die eigentliche Geschichte - echt krass und total genial! Man fiebert förmlich mit, hofft das Beste und muss der Realität (was in diesem Sinne eigentlich widersinnig ist) Tribut zollen! Fantastische Lektüre!
Ich fand es hochinteressant, welche Ursprünge die Thematik der Meerjungfrauen hat und gerade im Zuge der heutigen Diskussionen um kulturelle Aneignung und dem aktuellen Umgang finde ich diese "uralte" Geschichte extrem gelungen.
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Kurzweiliger Roman über eine Meerjungfrau und das Erbe des Kolonialismus in der Karibik
"Die Meerjungfrau von Black Conch" erzählt die Geschichte von Aycayia, einer jungen Frau, die wegen ihrer Schönheit dazu verflucht wurde, eine Meerjungfrau zu sein. Eines Tages wird …
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Kurzweiliger Roman über eine Meerjungfrau und das Erbe des Kolonialismus in der Karibik
"Die Meerjungfrau von Black Conch" erzählt die Geschichte von Aycayia, einer jungen Frau, die wegen ihrer Schönheit dazu verflucht wurde, eine Meerjungfrau zu sein. Eines Tages wird sie von amerikanischen Fischern vor der fiktiven Karibikinsel Black Conch gefangen genommen. Wie Trophäenjäger machen die Männer Fotos mit ihr; sie empfinden eine Mischung aus Abscheu und sexueller Anziehung. Ist sie ein Fisch oder ein Objekt der Begierde? In der jüngeren Vergangenheit erinnert sich David Baptiste in seinen Tagebuchaufzeichnungen an die folgenden Ereignisse. Er hielt Aycayia zunächst in seiner Badewanne, wo sie nach und nach ihren Meerjungfrauschwanz verliert und sich wieder in eine Frau zurückverwandelt.
Das Setting des Romans in der Karibik und die Geschichte rund um eine Meerjungfrau haben mein Interesse geweckt, jedoch die Umsetzung konnte mich nicht wirklich überzeugen. Einerseits erzählt der Roman eine relativ einfache Geschichte, die sowohl spezifisch für die Geschichte der Karibik steht als auch eine universelle Wahrheit über die Fähigkeit der Menschen zu tiefer Liebe und die Fähigkeit, einander tiefe Narben zuzufügen, enthält. Andererseits fiel die Geschichte rund um die Hauptfigur und ihre Liebesbeziehung ziemlich flach. Auch fehlten den handelnden Personen in ihrer Charakterisierung an Tiefe und ihre Darstellung war teilweise ziemlich stereotyphaft. Zudem musste ich mich zunächst an den Schreibstil des Buches gewöhnen, da Teile des Textes im lokalen Dialekt und in Gedichtform geschrieben sind.
Eine kurzweilig erzählte Geschichte über eine Meerjungfrau, die das Thema Kolonialismus und Rassismus behandelt, aber auch nicht viel mehr.
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Gebundenes Buch
Zauberhafte Karibik Legende
Mit „Die Meerjungfrau von Black Conch“ führt uns Monique Roffey mitten in die Welt einer Karibikinsel. Es könnte Tobago sein. Dort treffen wir David, einen jungen Fischer, der uns mehr über diese Zauberinsel berichtet, sowohl von den Menschen, …
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Zauberhafte Karibik Legende
Mit „Die Meerjungfrau von Black Conch“ führt uns Monique Roffey mitten in die Welt einer Karibikinsel. Es könnte Tobago sein. Dort treffen wir David, einen jungen Fischer, der uns mehr über diese Zauberinsel berichtet, sowohl von den Menschen, Tieren und Pflanzen an Land als auch vom bunten Treiben im Meer und dem Leben eines Fischers. Gleich zu Beginn lernen wir, dank der genialen Übersetzung von Gesine Schröder, den dort gesprochenen kreolischen Dialekt (auf Deutsch) kennen, den Sie sehr gekonnt und liebevoll den Personen anpasst. David hat eine musische Ader, spielt auf dem Schiff Gitarre und singt dazu, was dazu führt, dass er eine Meerjungfrau damit anlockt. Hier wechseln wir dann in die „Fabel der Sirenen“ von Pablo Neruda und ab da beginnt eine tragisch schöne Liebesgeschichte, die jeder unbedingt selbst lesen sollte.
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Ein Märchen, komplett aus der Zeit gefallen und trotzdem fest in der Zeit verankert!
Den Mythos der Meerjungfrauen gibt es offenbar überall: die schöne Lau, die griechischen Nereiden, Undine, Melusine, Nixen und so fort - und hier ist es ein Mythos aus der Karibik, und auch hier wird …
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Ein Märchen, komplett aus der Zeit gefallen und trotzdem fest in der Zeit verankert!
Den Mythos der Meerjungfrauen gibt es offenbar überall: die schöne Lau, die griechischen Nereiden, Undine, Melusine, Nixen und so fort - und hier ist es ein Mythos aus der Karibik, und auch hier wird er eng verbunden mit dem Motiv der Erlösung.
Mit verschiedenen Erzählerstimmen wird die bittersüße Liebesgeschichte zwischen dem Fischer David und der Meerfrau erzählt. Diese Erzählstimmen sind wiederum auf verschiedenen zeitlichen Ebenen verankert, was der Geschichte eine Art Zeitlosigkeit verleiht, passend zum Mythos. Einmal ist es David selber, der sich in Form eines Tagebuches an diese wichtigste Episode seines Lebens erinnert. Dazu kommt der auktoriale Erzähler, der aber immer wieder, auch sprachlich, in die Köpfe seiner Protagonisten schlüpft – und schließlich die Meerfrau selber, die liedartig die Geschichte ihrer Verfluchung und ihrer jahrhundertelangen Verbannung erzählt.
Das hört sich kompliziert und schwierig an, ist es aber nicht. Die Autorin entwickelt trotz des märchenhaften Stoffes eine absolut logische Geschichte, der man spannend und mit großer Teilnahme folgt. Sie entwirft Bilder, die ausgesprochen anrührend sind, wie z. B. das Bild des Fischers, der mit seinem Gesang die Meerfrau anlockt und erschrickt über dieses mächtige und bedrohliche Wesen, das da vor ihm aus dem Wasser aufsteigt. Daneben stehen sehr machtvolle Bilder wie die Beschreibung des Hurricans, den die Geister der Ahnen entfesseln und die Meerfrau erneut in die Verbannung zwingen. Mit der Liebesgeschichte verknüpft werden die wechselvolle Geschichte der Insel, das Schicksal der Ureinwohner und die allgegenwärtigen Themen Rassismus, Korruption u. a. Diese Verbindung erfolgt mit einer unglaublichen Leichtigkeit. Nichts wirkt aufgesetzt oder schwerfällig.
Die Sprache des Romans ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Die Figuren sprechen ihr verschliffenes Kolonial-Englisch, und auch der Erzähler rutscht in seinen inneren Monologen in diese Sprache hinein. Diese besondere Sprache lässt die Figuren aber authentischer wirken, und auch die märchenhafte Geschichte wird dadurch fest in der Jetzt-Zeit verankert.
Ein ganz wunderbarer, mitreißender und außergewöhnlicher Roman über eine bittersüße große Liebe.!
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Das Buch ist einfach nur großartig. Ich habe es wie in einem Sog gelesen, so faszinierend war es. Großartig geschrieben und so viele Aspekte des Feminismus drin. Das fängt bei dem Grund an, warum Aycayia in eine Meerjungfrau verwandelt wurde an, geht über das Benehmen der …
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Das Buch ist einfach nur großartig. Ich habe es wie in einem Sog gelesen, so faszinierend war es. Großartig geschrieben und so viele Aspekte des Feminismus drin. Das fängt bei dem Grund an, warum Aycayia in eine Meerjungfrau verwandelt wurde an, geht über das Benehmen der Frauen untereinander in der heutigen Zeit bis zu dem Verhalten von Männern in Gruppen, das so schäbig ist, dass Aycayia schließlich gefangen wurde.
Dass Aycayia durch die Gefangennahme bei David landet und so doch noch etwas positives aus der Gefangennahme ziehen konnte und sehr viel verstehen konnte, hat mich sehr gefreut.
Auch Miss Rains Geschichte war interessant.
Was ich von dem Ende halte, weiß ich nicht. Passt aber irgendwie, da sich die Zeiten ja nicht geändert haben und Frauen untereinander ja immer noch "so sind".
Ich würde es jedem empfehlen. Einfach nur toll.
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Gebundenes Buch
Mit „Die Meerjungfrau von Black Conch“ bietet uns Monique Roffey eine wirklich schöne und besondere Geschichte. Erzählt wird der Mythos einer Meerjungfrau, die aufgrund ihrer Schönheit verflucht und dazu verbannt wird, fortan als Meerjungfrau zu leben. Eines Tages …
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Mit „Die Meerjungfrau von Black Conch“ bietet uns Monique Roffey eine wirklich schöne und besondere Geschichte. Erzählt wird der Mythos einer Meerjungfrau, die aufgrund ihrer Schönheit verflucht und dazu verbannt wird, fortan als Meerjungfrau zu leben. Eines Tages erscheint sie, angezogen von seinen Liedern, dem Fischer David, der sich auf der Stelle verliebt. Dann wird Aycayia von einem Fischerboot gefangen und von David gerettet. Und was dann folgt ist vielleicht doch kein so guter Plan ..
Aus drei doch sehr unterschiedlichen, aber miteinander verflochtenen Perspektiven erzählt sie den Mythos der Meerjungfrau Aycayia, die einem Fischer vor Black Conch erscheint. Während aus Aycayias Sicht in Versen erzählt wird, stehen die Tagebucheinträge des Fischers, viele Jahre später verfasst, sprachlich in krassem Gegensatz. Hier nutzt die Autorin eher leichtere Sprache, die stellenweise sehr nach Dialekt klingt. Alles verbunden durch Kapitel eines namenslosen Erzählers.
Die Tagebucheinträge haben es mir persönlich etwas schwer gemacht, besonders die Doppelung einzelner Wörter haben meinen Lesefluss ein wenig gestört. Ebenfalls unglücklich fand ich die stellenweise sehr anzügliche und wollüstige Sprache, sowie einige Ungereimtheiten, die aufmerksamen Lesern unter Umständen schnell auffallen. Auch das Cover finde ich im Vergleich zu den fremdsprachigen Ausgaben nicht besonders gelungen.
Im Großen und Ganzen handelt es sich um einen Roman, an dem sicher eine breit gefächerte Leserschaft Freude haben könnte. Kann man über die wenigen genannten Kritikpunkte hinwegsehen, bietet „Die Meerjungfrau von Black Conch“ auf jeden Fall ein schönes Lesevergnügen. Für kritischere Leser greift Monique Roffey genug Themen auf, mit denen es sich auseinanderzusetzen gilt.
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Gebundenes Buch
Die alten Geister sind lebendig
In einer Zeit, in der die alten Götter fast vergessen sind, taucht vor der karibischen Insel Black Conch plötzlich ein Wesen auf, das halb Frau, halb Fisch ist. Zwei US-Amerikaner ziehen es während eines Angelwettbewerbs aus dem Meer. Die beiden, …
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Die alten Geister sind lebendig
In einer Zeit, in der die alten Götter fast vergessen sind, taucht vor der karibischen Insel Black Conch plötzlich ein Wesen auf, das halb Frau, halb Fisch ist. Zwei US-Amerikaner ziehen es während eines Angelwettbewerbs aus dem Meer. Die beiden, Vater und Sohn, wissen nicht, was sie da gefangen haben. Sie wissen nur: Damit kann man richtig viel Geld machen. Zum Glück gelingt es dem Einheimischen David, die Frau zu retten und bei sich zu verstecken. Keiner der Männer jedoch ahnt anfänglich etwas von dem jahrhundertealten Fluch, der auf ihr liegt.
In der Geschichte um die Meerfrau Aycayia verschmelzen Mythen und Realität, modernes Denken und uralter Zauber. Monique Roffey zeichnet eine Welt, in der Geister und Magie ein machtvoller Teil des Lebens sind. Zwar sind sie für die Menschen längst nicht mehr so präsent wie in alten Zeiten, aber als Aycayias Fluch sich unaufhaltsam entfaltet, wird klar, dass ihre Kraft ungebrochen ist. Erst subtil, dann immer nachdrücklicher brechen sich uralte Mächte Bahn. Am Ende schließt sich der Kreis und doch ist nichts mehr, wie es vorher war.
Ich gebe zu, dass ich bei aller Begeisterung ein wenig gebraucht habe, um in die Geschichte zu finden. Das lag wahrscheinlich vor allem an der Sprache der Einheimischen, eine deutsche Version des örtlichen englischen Dialekts. Die Übersetzerin beschreibt in ihrer Nachbemerkung die Schwierigkeit, diesen Dialekt ins Deutsche zu übertragen. Die Entscheidung, solche Abweichungen von der Standardsprache bei der Übersetzung zu übernehmen, birgt immer das Risiko, den Leser zu irritieren. Mit diesen Anmerkungen im Hinterkopf und nach etwas Gewöhnung muss ich aber sagen, dass aus meiner Sicht der Dialekt mancher Figuren entscheidend dazu beiträgt, dass dieses Buch so etwas Besonderes ist. Für mich war es anders als alles, was ich bisher gelesen habe.
Einzig das Frauenbild, das hier zum Teil gezeichnet wird, würde ich kritisieren. Immer wieder wird beschrieben, wie unglaublich schön Aycayia ist. Quasi nicht von dieser Welt. Männer können nicht anders, als ihr zu verfallen. Und Frauen können nicht anders, als neidisch zu sein. Zitat: „Frauen beneiden nunmal andere Frauen, und Männer tun Frauen weh.“ – Als sei das ein Naturgesetz.
Insgesamt trotzdem ein magisches, spannendes Buch.
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Gebundenes Buch
Eine kraftvolle, eindringliche und wunderschöne Geschichte
Mit „Die Meerjungfrau von Black Conch“ von der in Trinidad und London lebenden Autorin Monique Roffey bin ich in eine äußerst eindrucksvolle Geschichte eingetaucht.
Der Fischer David Baptiste wartet in …
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Eine kraftvolle, eindringliche und wunderschöne Geschichte
Mit „Die Meerjungfrau von Black Conch“ von der in Trinidad und London lebenden Autorin Monique Roffey bin ich in eine äußerst eindrucksvolle Geschichte eingetaucht.
Der Fischer David Baptiste wartet in seinem Boot auf seinen nächsten Fang. Stattdessen taucht die Meerjungfrau Aycayia auf, deren Volk – die Taino – längst ausgestorben ist.
Damit beginnt vor der Kulisse der Karibik eine mitreißende Geschichte über Liebe, Verlust und Einsamkeit.
Der Schreibstil der Autorin ist bildgewaltig und poetisch, ihre Erzählung mitreißend und vielschichtig mit einem Schuß ungewöhnlichem Humor. Dabei ist die Handlung spannend, nicht vorherzusehen und tief bewegend. Anhand von Aycayia wird deutlich wie respektlos die Menschen mit der Natur umgehen und mit Aycayia hat Monique Roffey eine Meerjungfrau geschaffen, wie ich sie noch nicht kannte. Sie ist jedenfalls nicht die liebliche, süße Meerjungfrau, die wir aus Märchenbüchern kennen.
Ich bin mit dieser Geschichte in eine andere Zeit und an einen anderen Ort eingetaucht. Die Beschreibungen des Meeres und der Insel sind so eindrucksvoll, dass mein Kopfkino direkt angesprungen ist. Insgesamt ist es ein ungewöhnliches Leseerlebnis, eines das für mich unvergesslich sein wird.
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Mit „Der Meerjungfrau von Black Conch“ hat Monique Roffey ein dramatisches, emotionales und vor allem einzigartiges Werk geschaffen. Sowohl sprachlich als auch bildlich wurden meine Erwartungen an das Buch um Längen übertroffen. Noch immer bin ich begeistert davon, wie packend …
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Mit „Der Meerjungfrau von Black Conch“ hat Monique Roffey ein dramatisches, emotionales und vor allem einzigartiges Werk geschaffen. Sowohl sprachlich als auch bildlich wurden meine Erwartungen an das Buch um Längen übertroffen. Noch immer bin ich begeistert davon, wie packend die moderne Mythe um die junge Meerjungfrau geschrieben wurde.
In der unverwechselbaren Geschichte geht es um die bittersüße Liebe zweier ungleicher Lebewesen, aber auch um Geschlechterrollen, Freundschaft, Einsamkeit, Liebe und Verlust. Und ja, das alles und noch viel mehr ist meisterhaft in 240 Seiten niedergeschrieben worden. Für mich ein absolutes Highlight und eine unbedingte Leseempfehlung!
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Gebundenes Buch
Erfahrungen von und mit einer Meerfrau
Die leuchtenden Farben des Covers mit dem schuppigen Hintergrund, der abstrahierten Darstellung eines Fischschwanzes und einer Schildkröte weisen auf das exotische Thema hin: das Auftauchen einer Meerfrau vor der Küste einer Karibikinsel im Jahr …
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Erfahrungen von und mit einer Meerfrau
Die leuchtenden Farben des Covers mit dem schuppigen Hintergrund, der abstrahierten Darstellung eines Fischschwanzes und einer Schildkröte weisen auf das exotische Thema hin: das Auftauchen einer Meerfrau vor der Küste einer Karibikinsel im Jahr 1976.
Ein Fischer von der kleinen Insel Black Conch entdeckt die Meerfrau beim Fischen, lockt sie mit Gesang und Musik, so dass sie immer wieder auftaucht, wenn sie sein Boot hört. Beim jährlichen Angelwettbewerb wird sie jedoch wie ein großer Fisch von Amerikanern gefangen, die sie als Trophäe, eher tot als lebendig, verkaufen wollen. Der Fischer, dem sie ans Herz gewachsen ist, stiehlt sie vom Haken an der Mole und bringt sie heimlich bei sich unter. Nun geschieht ein Wunder: Sie überlebt und entwickelt sich an Land ganz allmählich in eine Menschenfrau zurück, lernt schließlich gehen und sprechen, wird seine Geliebte. Er träumt von Heirat und Kindern. Aber auf ihr lastet ein ewiger Fluch, den eifersüchtige Frauen vor Jahrhunderten über sie verhängt hatten, als sie ein wunderschönes junges Mädchen war. Und so ahnen wir schon beim Lesen, dass dieses Märchen nicht gut ausgehen wird.
Monique Roffey behandelt in ihrem schmalen Roman große Themen wie Fremdsein und Einsamkeit, wenn man anders ist, z.B. aufgrund von Herkunft, Hautfarbe, Behinderung. Es geht um Hass und Eifersucht, Schuld und Geldgier, um die Vergehen von Menschen an der Natur, an Meereswesen, auch an Mitmenschen. Die Macht des Bösen ist groß. Es geht aber auch um Liebe und Lust, Hilfsbereitschaft und Freundschaft, Sehnsucht und Verlust. All dies vor dem Hintergrund der kleinen fiktiven Karibikinsel, wo Menschen aus verschiedenen Kulturen eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft bilden.
Die Sprache irritiert, wenn der lokale Dialekt wiedergegeben wird. In der englischen Originalfassung mögen die weichen umgangssprachlichen Wendungen, Verkürzungen und Wortverdopplungen des Black-Conch-English passen, in der deutschen Übersetzung wirken sie befremdlich. Aber die ganze Geschichte ist ja befremdlich für uns, und so passt auch die Sprache dazu. Lesenswert ist dieser Roman allemal, und die starken Bilder bleiben haften.
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