Sandro Veronesi
Gebundenes Buch
Der Kolibri - Premio Strega 2020
Roman
Übersetzung: Killisch-Horn, Michael von
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"Meisterhaft: ein Kuriositäten- und Genusskabinett voller kleiner Wunder" Ian McEwan. "Unkonventionell, entwaffnend und zutiefst menschlich. 'Der Kolibri' ist eine neue Art der Familiensaga." Jhumpa Lahiri Ein Schock, der heftigste vielleicht in einem an Schocks reichen Leben: Vom Psychoanalytiker seiner Frau erfährt der Augenarzt Marco Carrera, dass sie ihn wegen eines deutschen Piloten verlassen werde, von dem sie schwanger ist. Damit beginnt Sandro Veronesis mit dem Premio Strega ausgezeichneter Roman "Der Kolibri". Auf psychologisch raffinierte Weise erzählt er darin von einer Achterbah...
"Meisterhaft: ein Kuriositäten- und Genusskabinett voller kleiner Wunder" Ian McEwan. "Unkonventionell, entwaffnend und zutiefst menschlich. 'Der Kolibri' ist eine neue Art der Familiensaga." Jhumpa Lahiri
Ein Schock, der heftigste vielleicht in einem an Schocks reichen Leben: Vom Psychoanalytiker seiner Frau erfährt der Augenarzt Marco Carrera, dass sie ihn wegen eines deutschen Piloten verlassen werde, von dem sie schwanger ist. Damit beginnt Sandro Veronesis mit dem Premio Strega ausgezeichneter Roman "Der Kolibri". Auf psychologisch raffinierte Weise erzählt er darin von einer Achterbahn der Gefühle, die das Schicksal dieses sensiblen Mannes prägen, von unvergleichlichen Charakteren, denen er auf dem Tennisplatz oder am Spieltisch begegnet, von familiärem Unglück und von einer großen, lebenslänglichen Liebe ... Marcos Dasein gleicht dabei dem eines Kolibris: Auf der Suche nach Ruhe ist er ständig in Bewegung.
Ein großartiger polyphoner Roman, ein Jonathan Franzen Italian Style.
Ein Schock, der heftigste vielleicht in einem an Schocks reichen Leben: Vom Psychoanalytiker seiner Frau erfährt der Augenarzt Marco Carrera, dass sie ihn wegen eines deutschen Piloten verlassen werde, von dem sie schwanger ist. Damit beginnt Sandro Veronesis mit dem Premio Strega ausgezeichneter Roman "Der Kolibri". Auf psychologisch raffinierte Weise erzählt er darin von einer Achterbahn der Gefühle, die das Schicksal dieses sensiblen Mannes prägen, von unvergleichlichen Charakteren, denen er auf dem Tennisplatz oder am Spieltisch begegnet, von familiärem Unglück und von einer großen, lebenslänglichen Liebe ... Marcos Dasein gleicht dabei dem eines Kolibris: Auf der Suche nach Ruhe ist er ständig in Bewegung.
Ein großartiger polyphoner Roman, ein Jonathan Franzen Italian Style.
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Sandro Veronesi wurde 1959 in Florenz geboren und lebt heute in Rom. 2006 wurde er für seinen später mit Nanni Moretti verfilmten Roman Stilles Chaos zum ersten und 2020 für Der Kolibri zum zweiten Mal mit dem Premio Strega ausgezeichnet. Die deutsche Übersetzung von Der Kolibri erschien 2021 bei Zsolnay.
Produktdetails
- Verlag: Paul Zsolnay Verlag
- Originaltitel: Il Colibri
- Artikelnr. des Verlages: 551/07252
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 23. August 2021
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 134mm x 32mm
- Gewicht: 457g
- ISBN-13: 9783552072527
- ISBN-10: 3552072527
- Artikelnr.: 61362091
Herstellerkennzeichnung
Zsolnay-Verlag
Kolbergerstraße 22
81679 München
info@hanser.de
+498999830205
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Es klingt ein bisschen nach Kolportage, was Rezensent Andreas Rossmann von Sandro Veronesis wendungsreichem Roman erzählt: Es geht darin um den Augenarzt Marco, der gegen den Wandel der Zeit die guten alten Werte aufrechterhält: Flugzeugunglück, unerfüllte große Liebe, untreue Ehefrau, warmherzige Tochter, ein Wunderkind als Enkelin, alles bewältigt Marco mit Sinn für Tradition und gutem Geschmack. Mögen seine Freunde ihn als Kolibri belächeln, er verwendet gern seine Energie darauf, dort zu bleiben, wo er steht. Rossmann wird das mitunter zu kitschig und zu aufdringlich in der Symbolik, aber Veronesis Erzählkunst tröstet ihn darüber hinweg, ebenso die intelligent Komposition des Romans und seine tiefgründigen Dialoge. Die vielen Schnitzer verzeiht Rossmann der eigentlich eleganten Übersetzung aber nur halb.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Ficht die Enkelin es besser aus?
Das Leben ein Puzzle: Im Roman "Der Kolibri" erzählt Sandro Veronesi von einem Leben gegen den Lauf der Zeit
Der Autor und der Protagonist des Romans, Sandro Veronesi und Marco Carrera, sind gleich alt: Jahrgang 1959. Beide wuchsen in Akademikerfamilien in Florenz auf und haben in Rom gelebt, beide verbringen den August im Ferienhaus am Meer, beide haben in ihrer Jugend die gleichen Platten gehört (Crosby, Stills, Nash & Young, Joni Mitchell, Fabrizio De André), die gleichen Filme gesehen, das gleiche Design geliebt sowie die sportlichen Hobbys (Skilaufen, Tennis) geteilt. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten. "Der Kolibri" ist kein autobiographischer Roman, im Gegenteil: So, ganz
Das Leben ein Puzzle: Im Roman "Der Kolibri" erzählt Sandro Veronesi von einem Leben gegen den Lauf der Zeit
Der Autor und der Protagonist des Romans, Sandro Veronesi und Marco Carrera, sind gleich alt: Jahrgang 1959. Beide wuchsen in Akademikerfamilien in Florenz auf und haben in Rom gelebt, beide verbringen den August im Ferienhaus am Meer, beide haben in ihrer Jugend die gleichen Platten gehört (Crosby, Stills, Nash & Young, Joni Mitchell, Fabrizio De André), die gleichen Filme gesehen, das gleiche Design geliebt sowie die sportlichen Hobbys (Skilaufen, Tennis) geteilt. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten. "Der Kolibri" ist kein autobiographischer Roman, im Gegenteil: So, ganz
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anders, hätte das Leben auch verlaufen können.
Sandro Veronesi hat Architektur studiert, Marco Carrera ist Augenarzt. Die Konstruktion bestimmt den Roman stärker als die Wahrnehmung, wiewohl er auch über den Blick als "ästhetischen Akt" räsoniert und den Maler Alexandre Hollan zitiert: "Ich bin, was ich sehe." Am Anfang steht ein Regelverstoß: In seiner Praxis wird Marco Carrera von Daniele Corradori aufgesucht, dem Psychoanalytiker seiner Frau, der etwas tut, was "verboten ist", und ihm eröffnet, dass seine Frau Marina ein weiteres Kind erwartet, "aber es wird nicht von Ihnen sein".
Mit dem Bruch der ärztlichen Schweigepflicht beginnt die "Via Crucis" des Marco Carrera, aber nicht die Geschichte. Denn der Roman umspannt sein ganzes Leben, von der glücklichen Kindheit bis zum Tod, doch folgt er ihm nicht chronologisch, sondern in Zeit- und Textsprüngen, die, alle mit Titel und Jahr, von 1960 bis 2030 reichen und aus Episoden und Gedichten, Szenen und Dialogen, aus Briefen, Postkarten, Telefonaten, Tagebuchnotizen, Mails, Whatsapps und SMS bestehen. Ein Puzzle, das "zwei tödliche Zufälle" enthält: Der erste erzählt, wie Marco mit Duccio 1979 in Pisa eine Chartermaschine nach Ljubljana besteigt, um dort im Casino zu zocken, als sein Kumpel eine Panikattacke bekommt, den Passagieren den Tod vorhersagt und aus dem Flugzeug stürmt, das dann tatsächlich abstürzt. Und der zweite Zufall, sechzig Seiten später, lässt den "hartnäckigen Fernsehverweigerer" Marco 1988 genau in dem Moment vor dem Bildschirm zu sich kommen, als die Stewardess Marina Molitor, "Italienerin slowenischer Abstammung", die für eben diesen Flug eingeteilt war, in einer Mittagsshow tränenreich gesteht, dass sie kurzfristig mit einer Kollegin den Dienst tauschte und deshalb noch am Leben ist. Woraufhin sich Marco augenblicklich in die "bewegende Schönheit" verliebt, sie aufspürt und heiratet. Dass Marina die Räuberpistole von vorn bis hinten erfunden hat, steht auf einem späteren Blatt.
Schon davor lernt der Leser den Kolibri kennen. Marco bekam diesen Spitznamen, als er mit vierzehn Jahren eine Wachstumsstörung hatte, die mit einer Hormonkur geheilt wurde, und er behielt ihn, "weil", so schreibt ihm Luisa, seine lebenslange, unerfüllte Liebe, "Du wie die Kolibris Deine ganze Energie dafür verwendest, auf der Stelle zu bleiben".
Die Designermöbel seiner Eltern, über die Marco nach deren Tod seinen Bruder Giacomo in Amerika informiert, sind da bereits inventarisiert, und auch die Wahrnehmungsstörung seiner Tochter Adele ist behandelt: Im Alter von drei Jahren erklärt sie ihrem Vater, dass in ihrem Rücken ein Faden hänge und sie, da ihn die anderen nicht sehen könnten, gezwungen sei, an der Wand zu bleiben, damit niemand sich darin verfängt. Der Psychotherapeut sieht darin ein "Band mit ihrem Papa", den sie zu verlieren fürchte, und so wächst Adele nach einem Jahr bei der Mutter, die mit dem Lufthansa-Piloten, von dem sie das Kind bekam, nach München zog, beim Vater auf.
Die Lebensgeschichte des Helden spiegelt Zeitgeschichte: Italien seit den Sechzigerjahren, als die Konventionen sich lockern und die Konsumorientierung vielfältiger wird, Anschläge und Umweltskandale das Land erschüttern. Marco Carrera geht weniger mit der Zeit, als dass er versucht, sie anzuhalten: Er umsorgt seine Eltern, die kurz nacheinander an Krebs sterben, kümmert sich ums Erbe und das Haus, bemüht sich, die Erinnerung wachzuhalten. Die Rolle des alleinerziehenden Vaters gefällt ihm, er steckt beruflich zurück, die Tochter bedeutet ihm alles. Als sie mit 21 Jahren ein Kind zur Welt bringt, ist er bei der Wassergeburt dabei. Geboren, darauf legt sie Wert, am 20.10.2010 (!), erhält es den Namen Miraijin, japanisch für Mensch der Zukunft, und noch in der Wanne erklärt Adele: "Siehst du, Papà? Es fängt gut an. Der Mensch der Zukunft ist eine Frau." Auf die Frage nach dem Vater aber bekommt er keine Antwort.
Als Adele zwei Jahre später beim Klettern tödlich verunglückt, wird der alleinerziehende Vater zum alleinerziehenden Großvater, der Miraijin überall, zu Tagungen wie zum Glücksspiel, hin mitschleppt. Der Roman nimmt eine Wendung ins Esoterische, Miraijin wird zur Lichtgestalt verklärt, die die Welt in sich vereint: "Sie ist dunkelhäutig, na ja, Mulattin, hat japanische Gesichtszüge, lockiges Haar und blaue Augen." Die aufdringliche Symbolik gilt einem Wunderkind, dem alles nur so zufliegt, einer Kopfgeburt aus Greta Thunberg und Chiara Ferragni, ausersehen, die Welt zu retten. Die Enkelin ficht's besser aus? Die vielen falschen Freiheiten, gegen die zu kämpfen der Opa ihr aufgibt, erschöpfen sich in einer Suada aus gut gemeinten Absichten. Das Ende, an dem die ins Jahr 2030 verlegte Euthanasie des krebskranken Marco als feierliches Ritual inszeniert wird, trieft vor Kitsch.
In Italien bekam "Der Kolibri" 2020 den Premio Strega, den Sandro Veronesi als erster Autor zum zweiten Mal erhielt. Die gewandte Übersetzung leistet sich Schnitzer und Schlampereien: So heißt die belgische Stadt Löwen einmal italienisch Lovanio, ein andermal flämisch Leuven, und selbst Adressen ("Strada delle Fornaco" statt "delle Fornaci") sind falsch geschrieben. Intelligent komponiert, gedanken- und anspielungsreich, mit tiefgründigen Dialogen und einem Protagonisten, der, aufmerksam und emotional durchlässig, für sich einnimmt, beweist auch dieser neunte Roman Veronesis Erzählkunst. Die anderen Figuren bleiben jedoch blass. Die Jugendliebe Luisa etwa gewinnt auf der fünftletzten Seite etwas Farbe, aber keine Kontur: "Ihre salbeifarbenen Augen. Ihr immer noch glänzendes kastanienbraunes, von der Sonne durchflutetes Haar." Vielleicht lässt die Verfilmung des Romans, die im Frühjahr herauskommt, sie besser kennenlernen. ANDREAS ROSSMANN
Sandro Veronesi: "Der Kolibri". Roman.
Aus dem Italienischen von Michael von Killisch-Horn. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2021. 348 S., geb., 25, - Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sandro Veronesi hat Architektur studiert, Marco Carrera ist Augenarzt. Die Konstruktion bestimmt den Roman stärker als die Wahrnehmung, wiewohl er auch über den Blick als "ästhetischen Akt" räsoniert und den Maler Alexandre Hollan zitiert: "Ich bin, was ich sehe." Am Anfang steht ein Regelverstoß: In seiner Praxis wird Marco Carrera von Daniele Corradori aufgesucht, dem Psychoanalytiker seiner Frau, der etwas tut, was "verboten ist", und ihm eröffnet, dass seine Frau Marina ein weiteres Kind erwartet, "aber es wird nicht von Ihnen sein".
Mit dem Bruch der ärztlichen Schweigepflicht beginnt die "Via Crucis" des Marco Carrera, aber nicht die Geschichte. Denn der Roman umspannt sein ganzes Leben, von der glücklichen Kindheit bis zum Tod, doch folgt er ihm nicht chronologisch, sondern in Zeit- und Textsprüngen, die, alle mit Titel und Jahr, von 1960 bis 2030 reichen und aus Episoden und Gedichten, Szenen und Dialogen, aus Briefen, Postkarten, Telefonaten, Tagebuchnotizen, Mails, Whatsapps und SMS bestehen. Ein Puzzle, das "zwei tödliche Zufälle" enthält: Der erste erzählt, wie Marco mit Duccio 1979 in Pisa eine Chartermaschine nach Ljubljana besteigt, um dort im Casino zu zocken, als sein Kumpel eine Panikattacke bekommt, den Passagieren den Tod vorhersagt und aus dem Flugzeug stürmt, das dann tatsächlich abstürzt. Und der zweite Zufall, sechzig Seiten später, lässt den "hartnäckigen Fernsehverweigerer" Marco 1988 genau in dem Moment vor dem Bildschirm zu sich kommen, als die Stewardess Marina Molitor, "Italienerin slowenischer Abstammung", die für eben diesen Flug eingeteilt war, in einer Mittagsshow tränenreich gesteht, dass sie kurzfristig mit einer Kollegin den Dienst tauschte und deshalb noch am Leben ist. Woraufhin sich Marco augenblicklich in die "bewegende Schönheit" verliebt, sie aufspürt und heiratet. Dass Marina die Räuberpistole von vorn bis hinten erfunden hat, steht auf einem späteren Blatt.
Schon davor lernt der Leser den Kolibri kennen. Marco bekam diesen Spitznamen, als er mit vierzehn Jahren eine Wachstumsstörung hatte, die mit einer Hormonkur geheilt wurde, und er behielt ihn, "weil", so schreibt ihm Luisa, seine lebenslange, unerfüllte Liebe, "Du wie die Kolibris Deine ganze Energie dafür verwendest, auf der Stelle zu bleiben".
Die Designermöbel seiner Eltern, über die Marco nach deren Tod seinen Bruder Giacomo in Amerika informiert, sind da bereits inventarisiert, und auch die Wahrnehmungsstörung seiner Tochter Adele ist behandelt: Im Alter von drei Jahren erklärt sie ihrem Vater, dass in ihrem Rücken ein Faden hänge und sie, da ihn die anderen nicht sehen könnten, gezwungen sei, an der Wand zu bleiben, damit niemand sich darin verfängt. Der Psychotherapeut sieht darin ein "Band mit ihrem Papa", den sie zu verlieren fürchte, und so wächst Adele nach einem Jahr bei der Mutter, die mit dem Lufthansa-Piloten, von dem sie das Kind bekam, nach München zog, beim Vater auf.
Die Lebensgeschichte des Helden spiegelt Zeitgeschichte: Italien seit den Sechzigerjahren, als die Konventionen sich lockern und die Konsumorientierung vielfältiger wird, Anschläge und Umweltskandale das Land erschüttern. Marco Carrera geht weniger mit der Zeit, als dass er versucht, sie anzuhalten: Er umsorgt seine Eltern, die kurz nacheinander an Krebs sterben, kümmert sich ums Erbe und das Haus, bemüht sich, die Erinnerung wachzuhalten. Die Rolle des alleinerziehenden Vaters gefällt ihm, er steckt beruflich zurück, die Tochter bedeutet ihm alles. Als sie mit 21 Jahren ein Kind zur Welt bringt, ist er bei der Wassergeburt dabei. Geboren, darauf legt sie Wert, am 20.10.2010 (!), erhält es den Namen Miraijin, japanisch für Mensch der Zukunft, und noch in der Wanne erklärt Adele: "Siehst du, Papà? Es fängt gut an. Der Mensch der Zukunft ist eine Frau." Auf die Frage nach dem Vater aber bekommt er keine Antwort.
Als Adele zwei Jahre später beim Klettern tödlich verunglückt, wird der alleinerziehende Vater zum alleinerziehenden Großvater, der Miraijin überall, zu Tagungen wie zum Glücksspiel, hin mitschleppt. Der Roman nimmt eine Wendung ins Esoterische, Miraijin wird zur Lichtgestalt verklärt, die die Welt in sich vereint: "Sie ist dunkelhäutig, na ja, Mulattin, hat japanische Gesichtszüge, lockiges Haar und blaue Augen." Die aufdringliche Symbolik gilt einem Wunderkind, dem alles nur so zufliegt, einer Kopfgeburt aus Greta Thunberg und Chiara Ferragni, ausersehen, die Welt zu retten. Die Enkelin ficht's besser aus? Die vielen falschen Freiheiten, gegen die zu kämpfen der Opa ihr aufgibt, erschöpfen sich in einer Suada aus gut gemeinten Absichten. Das Ende, an dem die ins Jahr 2030 verlegte Euthanasie des krebskranken Marco als feierliches Ritual inszeniert wird, trieft vor Kitsch.
In Italien bekam "Der Kolibri" 2020 den Premio Strega, den Sandro Veronesi als erster Autor zum zweiten Mal erhielt. Die gewandte Übersetzung leistet sich Schnitzer und Schlampereien: So heißt die belgische Stadt Löwen einmal italienisch Lovanio, ein andermal flämisch Leuven, und selbst Adressen ("Strada delle Fornaco" statt "delle Fornaci") sind falsch geschrieben. Intelligent komponiert, gedanken- und anspielungsreich, mit tiefgründigen Dialogen und einem Protagonisten, der, aufmerksam und emotional durchlässig, für sich einnimmt, beweist auch dieser neunte Roman Veronesis Erzählkunst. Die anderen Figuren bleiben jedoch blass. Die Jugendliebe Luisa etwa gewinnt auf der fünftletzten Seite etwas Farbe, aber keine Kontur: "Ihre salbeifarbenen Augen. Ihr immer noch glänzendes kastanienbraunes, von der Sonne durchflutetes Haar." Vielleicht lässt die Verfilmung des Romans, die im Frühjahr herauskommt, sie besser kennenlernen. ANDREAS ROSSMANN
Sandro Veronesi: "Der Kolibri". Roman.
Aus dem Italienischen von Michael von Killisch-Horn. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2021. 348 S., geb., 25, - Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Intelligent komponiert, gedanken- und anspielungsreich, mit tiefgründigen Dialogen und einem Protagonisten, der, aufmerksam und emotional durchlässig, für sich einnimmt, beweist auch dieser neunte Roman Veronesis Erzählkunst." Andreas Rossmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.11.21
"Passagen, die Fragen aufwerfen und offen lassen, geben dieser mit viel Leichtigkeit erzählten Familiensaga ihre menschliche Tiefe ... Der Roman ist voll mit kostbaren Momentaufnahmen, oft in zärtliche Bilder verpackt ... Marcos Geschichte liest man in einem Zug, taucht in sie ein, spürt die Atmosphäre des stürmischen letzten halben Jahrhunderts in Italien." Susanna Bastaroli, Die Presse am Sonntag, 03.10.21
"Veronesi zeigt sich ungeheuer
"Passagen, die Fragen aufwerfen und offen lassen, geben dieser mit viel Leichtigkeit erzählten Familiensaga ihre menschliche Tiefe ... Der Roman ist voll mit kostbaren Momentaufnahmen, oft in zärtliche Bilder verpackt ... Marcos Geschichte liest man in einem Zug, taucht in sie ein, spürt die Atmosphäre des stürmischen letzten halben Jahrhunderts in Italien." Susanna Bastaroli, Die Presse am Sonntag, 03.10.21
"Veronesi zeigt sich ungeheuer
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feinfühlig und psychologisch ... Insgesamt ist die Prosa wirklich höchst elegant, sehr feinsinnig, sehr lässig, oft wie hingetupft, sehr scharfsichtig." Irene Binal, Ö1 'ex libris', 19.09.21
"Dieses unfassbar grandios geschriebene Buch, das zwischen Überdruss und Überfluss pendelt, zwischen filigranen Flügelschlägen und deftigen Trommelwirbeln, dieses Wunder von einem Buch ist immer in Bewegung, ohne dass dem Autor jemals der Schweiß auf der Stirn steht." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 04.09.21
"Wir haben es nicht mit einer fiktiven Biografie zu tun, sondern mit einem Familienepos, das an Raffinesse seinesgleichen sucht. [...] Wer die frisch erschienene Übersetzung in die Hände bekommt, liest sie wie im Schwirrflug aus. [...] Sandro Veronesi liest sich wie ein Mario Vargas Llosa in Bestform und im Italo-Style." Juliane Fischer, Salzburger Nachrichten, 03.09.21
"Was ist Zufall, was ist Schicksal? ... Damit spielt Veronesi sehr subtil. ... Von diesen Spannunen profitiert das Buch." Julian Schütt, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Dieser Roman ist auch eine Anamnese: Die Anamnese einer Familiengeschichte." Salomé Meier, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Ein sehr vielschichtiger Roman, auch mit einer gesellschaftskritischen Note." Esther Schneider, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Aus dem Unglück seiner Romanfiguren schöpft Sandro Veronesi seinen Erfolg - und das Glück seiner Leserinnen und Leser. ... 'Der Kolibri' ist das kurzweilige Erzählwerk eines wachen Zeitgenossen, der nebenbei auch dem kränkelnden Italien des letzten halben Jahrhunderts stets den Puls fühlt. ... Ein dunkel-brillianter Roman ..., der stets den richtigen Ton zwischen Ethik und Lakonik trifft." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 26.08.21
"Seine tragischen Figuren erinnern an Mario Vargas Llosas Helden. Der raffinierte, vielstimmige Roman springt zwischen den Jahren und beglückt mit musikalischen und filmischen Referenzen." Juliane Fischer, Falter, 25.08.21
"Ein todtrauriges poetisches Buch, das wie eine antike Tragödie über einem zusammenbricht. Und das man dennoch mit einem Lächeln im Gesicht liest." Frank Pommer, Die Rheinpfalz, 23.08.21
"Veronesi ist einer der raffiniertesten Erzähler der Gegenwart. So ist denn auch 'Der Kolibri' eine äußerst bemerkenswerte ... Romanepopöe, ein Wirbel beständig kaleidoskopisch wechselnder Blickwinkel." Alexander Kluy, Standard Album, 14.08.21
"Unkonventionell, entwaffnend und zutiefst menschlich. Der Kolibri ist eine neue Art der Familiensaga." Jhumpa Lahiri
"Ein Geschenk an die Welt." Michael Cunningham
"Meisterhaft: ein Kuriositäten- und Genusskabinett voller kleiner Wunder" Ian McEwan
"Alles, was einen Roman wertvoll und fesselnd macht, ist hier: Wärme, Witz, Intelligenz, Liebe, Tod, hoher Ernst, niedrige Komik, Philosophie, subtile persönliche Beziehungen und das komplexe Innenleben des Menschen." The Guardian
"'Der Kolibri' ist der inspirierteste Roman von einem unserer inspiriertesten Schriftsteller. In ihm steckt der ganze Veronesi. Er ist eine Folge von immer elektrisierenderen Arien. Die Lebendigkeit eines jeden Bildes ist fast zum Weinen." Corriere della Sera
"Sandro Veronesi denkt über die Nutzlosigkeit der großen Veränderungen nach und darüber, wie gut es ist, wenn man den Schmerz richtig zu leiten weiß." El País
"'Der Kolibri' ist kämpferisch und amüsant, ist Komödie und Tragödie zugleich, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Veronesi erfindet das Genre Familienroman neu." Le Monde
"Die Höhen und die Tiefen eines einzigen Lebens mit solchem Einfallsreichtum und einer solchen Zärtlichkeit festzuhalten, ist schon lange keinem Roman gelungen." Financial Times
"Dieses unfassbar grandios geschriebene Buch, das zwischen Überdruss und Überfluss pendelt, zwischen filigranen Flügelschlägen und deftigen Trommelwirbeln, dieses Wunder von einem Buch ist immer in Bewegung, ohne dass dem Autor jemals der Schweiß auf der Stirn steht." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 04.09.21
"Wir haben es nicht mit einer fiktiven Biografie zu tun, sondern mit einem Familienepos, das an Raffinesse seinesgleichen sucht. [...] Wer die frisch erschienene Übersetzung in die Hände bekommt, liest sie wie im Schwirrflug aus. [...] Sandro Veronesi liest sich wie ein Mario Vargas Llosa in Bestform und im Italo-Style." Juliane Fischer, Salzburger Nachrichten, 03.09.21
"Was ist Zufall, was ist Schicksal? ... Damit spielt Veronesi sehr subtil. ... Von diesen Spannunen profitiert das Buch." Julian Schütt, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Dieser Roman ist auch eine Anamnese: Die Anamnese einer Familiengeschichte." Salomé Meier, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Ein sehr vielschichtiger Roman, auch mit einer gesellschaftskritischen Note." Esther Schneider, SRF2 Kultur, 30.08.21
"Aus dem Unglück seiner Romanfiguren schöpft Sandro Veronesi seinen Erfolg - und das Glück seiner Leserinnen und Leser. ... 'Der Kolibri' ist das kurzweilige Erzählwerk eines wachen Zeitgenossen, der nebenbei auch dem kränkelnden Italien des letzten halben Jahrhunderts stets den Puls fühlt. ... Ein dunkel-brillianter Roman ..., der stets den richtigen Ton zwischen Ethik und Lakonik trifft." Franz Haas, Neue Zürcher Zeitung, 26.08.21
"Seine tragischen Figuren erinnern an Mario Vargas Llosas Helden. Der raffinierte, vielstimmige Roman springt zwischen den Jahren und beglückt mit musikalischen und filmischen Referenzen." Juliane Fischer, Falter, 25.08.21
"Ein todtrauriges poetisches Buch, das wie eine antike Tragödie über einem zusammenbricht. Und das man dennoch mit einem Lächeln im Gesicht liest." Frank Pommer, Die Rheinpfalz, 23.08.21
"Veronesi ist einer der raffiniertesten Erzähler der Gegenwart. So ist denn auch 'Der Kolibri' eine äußerst bemerkenswerte ... Romanepopöe, ein Wirbel beständig kaleidoskopisch wechselnder Blickwinkel." Alexander Kluy, Standard Album, 14.08.21
"Unkonventionell, entwaffnend und zutiefst menschlich. Der Kolibri ist eine neue Art der Familiensaga." Jhumpa Lahiri
"Ein Geschenk an die Welt." Michael Cunningham
"Meisterhaft: ein Kuriositäten- und Genusskabinett voller kleiner Wunder" Ian McEwan
"Alles, was einen Roman wertvoll und fesselnd macht, ist hier: Wärme, Witz, Intelligenz, Liebe, Tod, hoher Ernst, niedrige Komik, Philosophie, subtile persönliche Beziehungen und das komplexe Innenleben des Menschen." The Guardian
"'Der Kolibri' ist der inspirierteste Roman von einem unserer inspiriertesten Schriftsteller. In ihm steckt der ganze Veronesi. Er ist eine Folge von immer elektrisierenderen Arien. Die Lebendigkeit eines jeden Bildes ist fast zum Weinen." Corriere della Sera
"Sandro Veronesi denkt über die Nutzlosigkeit der großen Veränderungen nach und darüber, wie gut es ist, wenn man den Schmerz richtig zu leiten weiß." El País
"'Der Kolibri' ist kämpferisch und amüsant, ist Komödie und Tragödie zugleich, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Veronesi erfindet das Genre Familienroman neu." Le Monde
"Die Höhen und die Tiefen eines einzigen Lebens mit solchem Einfallsreichtum und einer solchen Zärtlichkeit festzuhalten, ist schon lange keinem Roman gelungen." Financial Times
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Das Buch ist eine Charakterstudie und wird in Form von E-Mails, Erzählungen, Dialogen, Briefen und Gedichten präsentiert. Marco Carrera erleidet eine Serientragödie im Leben. Die meisten von uns erleiden den Verlust unserer Eltern, aber Marco muss auch mit dem Tod seiner Schwester, …
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Das Buch ist eine Charakterstudie und wird in Form von E-Mails, Erzählungen, Dialogen, Briefen und Gedichten präsentiert. Marco Carrera erleidet eine Serientragödie im Leben. Die meisten von uns erleiden den Verlust unserer Eltern, aber Marco muss auch mit dem Tod seiner Schwester, seiner Tochter und schließlich mit seinem eigenen Tod fertig werden. Er heiratet ungestüm die Ehe scheitert und Carrera unternimmt große Anstrengungen sich zu finden, still zu stehen und zur Ruhe zu kommen. Er fühlt sich von der Welt und seiner Umgebung missverstanden. Die einzige Tragödie, die er vermeiden kann, ist ein Flugzeugabsturz in Larnaca. Der einzige Zweck seines Lebens wird auf seine Enkelin projiziert und die Achterbahn seiner Gefühle lässt ihn sein ganzen Leben nicht los.
Sandro Veronesis Schreibart ist nicht einfach, man muss sich konzentrieren und der Handlung zu folgen. In der zweiten Hälfte wird der Lesefluss besser dennoch gibt es keine wahre Geschichte, keine Handlung, keine tiefere Charakterstudie. Das Geschriebene ist oft langatmig und ich konnte der Handlung nicht immer folgen. Das Leid des Lebens, das durch die Sicht eines Mannes verdeutlich werden sollte, wurde mir dann doch zu viel.
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Preisgekrönt
„Der Kolibri“ von Sandro Veronesi wurde 2020 mit dem italienischen Premio Strega Preis ausgezeichnet und entsprechend hoch waren meine Erwartungen.
Marco Carrera, genannt der Kolibri, muss in seinem Leben so einige Schicksalsschläge wegstecken und dennoch …
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Preisgekrönt
„Der Kolibri“ von Sandro Veronesi wurde 2020 mit dem italienischen Premio Strega Preis ausgezeichnet und entsprechend hoch waren meine Erwartungen.
Marco Carrera, genannt der Kolibri, muss in seinem Leben so einige Schicksalsschläge wegstecken und dennoch schafft es der Augenarzt, der Vater, Sohn, Bruder, Ehemann, Geliebte weiterzumachen. Mehr will ich zum Inhalt gar nicht sagen. Denn die Art, wie der Autor die Geschichte erzählt, ist außergewöhnlich.
Beginnend mit einem Gespräch zwischen Carrera und dem Psychotherapeuten seiner Frau, wird die Geschichte in einzelnen Kapiteln aus Sicht Marcos, mit Hilfe von Briefen und Gesprächen erzählt, allerdings nicht chronologisch, sondern mit großen Zeitsprüngen zwischen den einzelnen Kapiteln. So fügt sich ein Puzzleteil ins andere und erzeugt eine ganz subtile Spannung.
Veronesi schafft es wie kaum ein zweiter mit seiner Sprache eine Sogwirkung auf den Leser auszuüben. Sätze, die über mehrere Seiten gehen, wechseln sich mit knappen Sätzen ab, die durch das Unausgesprochene bestechen. Er fordert den Leser, sowohl sprachlich als auch inhaltlich.
Während die Spannung sehr lange aufrechterhalten wird, flacht die Geschichte am Ende leider etwas ab. Dennoch ein sehr lesenswertes Buch, das noch einige Zeit im Gedächtnis bleibt.
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Das Cover hat mir sofort gefallen und er Titel hat mich neugierig gemacht. Der Hauptpritagonist wird von seiner Mutter liebevoll "Kolibri" genannt, so das dort die Verbindung zum Titel und dem Cover sofort da ist. Das Buch hat mcib sofort in die Vergangenheit versetzt. Es ließ sich …
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Das Cover hat mir sofort gefallen und er Titel hat mich neugierig gemacht. Der Hauptpritagonist wird von seiner Mutter liebevoll "Kolibri" genannt, so das dort die Verbindung zum Titel und dem Cover sofort da ist. Das Buch hat mcib sofort in die Vergangenheit versetzt. Es ließ sich sehr gut lesen.
Der Protagonist ist ein erfolgreicher Augenarzt, dessen Leben durch den ein oder anderen Schicksalsschlag etwas durcheinander gewirvelt wird. Ich konnte mich sehr gut in den Protagonisten hineinversetzen und habe mich mitten in der Geschichte befunden. Ein Roman der in der Vergangenheit spielt aber trotzdem sher überwältigend ist. Ich empfehle dieses Buch definitiv weiter. Ich bin hinnund weg von dem Buch und werde es definitiv noch einmal lesen.
Eine Geschichte voller Poesie und Herz. Alles in allem hat mri das Buch sehr gefallen.
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Eine etwas andere Familiensaga
Sandro Veronesis Roman “Der Kolibri“ erzählt das Leben des Augenarztes Marco Carrera über einen Zeitraum von etwa 70 Jahren, von der Kindheit bis zum Krebs im Endstadium. Die Darstellung ist jedoch nicht chronologisch, sondern enthält …
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Eine etwas andere Familiensaga
Sandro Veronesis Roman “Der Kolibri“ erzählt das Leben des Augenarztes Marco Carrera über einen Zeitraum von etwa 70 Jahren, von der Kindheit bis zum Krebs im Endstadium. Die Darstellung ist jedoch nicht chronologisch, sondern enthält unzählige Zeitsprünge und Ortswechsel. Wir erfahren, dass der Junge fast kleinwüchsig war und wegen seiner großen Beweglichkeit Kolibri genannt wurde. Als 15jähriger erreicht er durch eine spezielle Therapie innerhalb von wenigen Monaten eine normale Größe. Marcos Leben ist von Anfang an von Tragödien überschattet. Seine labile ältere Schwester begeht Selbstmord, und er gibt dem jüngeren Bruder Giacomo die Schuld an ihrem Tod, weil er auf sie aufpassen sollte. Giacomo hat sich genauso wie Marco in die hübsche junge Luisa verliebt, und Eifersucht entzweit die Brüder zusätzlich, so dass sie für den größten Teil ihres Lebens keinen Kontakt haben. Beide Eltern sterben kurz nacheinander, und Marcos Ehe scheitert, weil seine Frau ihn betrügt und verlässt. Die gemeinsame Tochter Adele wird überwiegend von Marco aufgezogen. Die Liebe zu Adele wird ihm in schwierigen Zeiten helfen, vor allem Jahre später, als er ihre bildschöne und vielseitig begabte Tochter Miraijin nach Adeles Unfalltod zu einem Menschen der Zukunft erziehen wird. Die wohl traurigste Tatsache seines unglücklichen Lebens ist aber wohl seine unerfüllte Liebe zu Luisa, aus der nie eine Beziehung wird. Sie ist die Liebe seines Lebens, aber er unternimmt nichts, um sie für sich zu gewinnen. Sein lebenslanges Credo ist Unveränderlichkeit. Alles muss so bleiben, wie es ist. Jede Veränderung macht ihm Angst, aber mehrere Veränderungen in seinem Leben kommen von außen, sind unabwendbare Schicksalsschläge.
Veronesis Roman ist keine leichte Kost, nicht nur wegen der wirren Erzählstruktur, sondern auch wegen des vor allem im letzten Teil beträchtlichen Anteils an esoterischem Gedankengut. In einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung hat der Autor angekündigt, in künftigen Auflagen die Jahreszahlen zu Beginn der fast fünfzig Kapitel wegzulassen. Diese kleine Anstrengung könne man ja wohl vom Leser erwarten. Ich vermute, dass die meisten Leser angesichts der Schwierigkeit der zeitlichen Zuordnung der Puzzleteile ohne die Jahreszahlen früh das Handtuch werfen würden. Ich bin ein bisschen enttäuscht von diesem angeblichen Meisterwerk, das immerhin mit dem renommierten Premio Strega ausgezeichnet wurde.
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Der Roman startet mit einer interessanten Szene: Der Psychoanalytiker seiner Frau Marina besucht den Augenarzt Dr. Marco Carrera in seiner Praxis, um ihm – nicht ganz legal – ein Geheimnis über dessen Frau anzuvertrauen. Da wird man direkt neugierig und möchte wissen, was es damit auf sich hat. Meine Neugier war jedoch schnell verflogen. Der Autor hat die Eigenart, nebensächliche Details in epischer Breite auszuschmücken. So gibt es z.B. einen Brief an seinen Bruder über die Auflösung des Haushalts des elterlichen Hauses, wo er über mehrere Seiten das Inventar auflistet. Das hat auf mich beim Lesen eher ermüdend gewirkt.
Das Buch heißt „Der Kolibri“, weil der Protagonist Marco als Kind sehr klein war, und seine Mutter ihn daher so genannt hat. Für sie war die Feingliedrigkeit ihres Sohnes etwas Besonderes. Später wurde auf Initiative des Vaters eine Hormontherapie durchgeführt, so dass Marco dann als Jugendlicher eine normale Größe erreicht hat. Aber der Name Kolibri wird im Buch auch so interpretiert, dass Marco sich quasi nie von der Stelle bewegt. Und ein Kolibri kann ja auch auf einer Stelle in der Luft stehenbleiben.
Allerdings ist sein Leben von einigen Trauerfällen überschattet, die dann auch mehr Veränderungen mit sich bringen, als er es sich erwünscht. Und auch mit seiner Geliebten Luisa läuft nicht alles rund. Diese Entwicklung konnte ich jedoch anhand des Briefwechsels der beiden nicht wirklich durchdringen. Im letzten Drittel dreht sich dann alles um seine Enkeltochter Miraijn, die von ihm als „der neue Mensch“ betitelt wird.
Als roter Faden zieht sich eigentlich das Thema Psychoanalyse durch das Buch, diese wird von Marco als negativ bewertet. Auf der anderen Seite freundet er sich aber mit dem Psychoanalytiker seiner Frau mehr und mehr an, und dieser wird auch ein wichtiger Ratgeber für Marcos Lebenskrisen.
Das Buch ist in der Schreibweise in seinen Kapiteln sehr unterschiedlich, es gibt einige Szenen, die quasi nur aus Dialogen bestehen, andere sind Briefe, teils von Marco an seinen Bruder (die nie beantwortet werden), dann von Marco an seine Geliebte Luisa und zurück. Und es gibt Passagen, wo sich gefühlt ein Satz über mehr als eine Seite erstreckt. Dadurch wird es zwar abwechslungsreich, aber auch etwas unruhig.
Aber besonders anstrengend fand ich das extreme Springen zwischen den Jahren, und zwar von 1960 bis 2030 (!) Die Chronologie muss sich der Leser quasi selbst zusammenstricken. Daher fand ich den Titel Kolibri passend, weil dieser ja auch von Blüte zu Blüte fliegt, so kam ich mir beim Lesen auch vor.
Mich haben diese genannten Punkte insgesamt doch eher genervt. Auch wenn der Autor sicherlich gut schreiben / erzählen kann, so ist bei mir der Funke nicht übergesprungen und es kam keine Lesefreude auf. Mir kommt es auch so vor, als wolle der Autor hier einfach zu viel auf einmal erzählen, mir war es zu überfrachtet, und auch mit dieser Botschaft „der neue Mensch“ konnte ich nicht viel anfangen.
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Stillstand ist unmöglich, Panta rei: alles fließt. So bewegt sich auch Marco, der Protagonist. Sein Leben ist das der oberen Mittleschicht, seine Ängste und Wünsche fordert Schmerzen, Vergnügen und Leid heraus. Sein soyiels Umfeld sind Architekten, Ingenieure, Ärzte, …
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Stillstand ist unmöglich, Panta rei: alles fließt. So bewegt sich auch Marco, der Protagonist. Sein Leben ist das der oberen Mittleschicht, seine Ängste und Wünsche fordert Schmerzen, Vergnügen und Leid heraus. Sein soyiels Umfeld sind Architekten, Ingenieure, Ärzte, Anwälte und dergleichen. Sie haben keine finanziellen Schwierigkeiten, daher müssen ihre Leiden anderer Art sein, hauptsächlich in Bezug auf Gesundheit und Beziehungen. Was an dem Protagonisten Marco Carrera ungewöhnlich ist, ist das schiere Ausmaß dieser Leiden, die das zentrale Thema des Romans bilden. Abgesehen davon gibt es nichts Besonderes an Marco, der als anständiger, fleißiger Mann auftritt, sportlich interessiert und mit einer starken Fähigkeit zu Freundschaft und Liebe. Als ob er sich der Fragilheit seines Schreibens bewusst wäre, mischt der Autor die Chronologie seiner Erzählung und wechselt zwischen der Erzählung von Dritten und der Brieftechnik, die vielen italienischen Schriftstellern am Herzen liegt. Sogelingt ihm ein ungewöhnliches, etwas gewöhnungsbedürftiges Werk.
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"Der Kolibri" von Sandro Veronesi ist ein Roman, mit dem ich mich etwas schwer getan habe. Es geht hier um die Familiengeschichte von dem Augenarzt Marco Carrera. Ich muss zugeben, er hatte sicher ein sehr interessantes Leben mit vielen Schwierigkeiten und …
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Schwierig zu lesen
"Der Kolibri" von Sandro Veronesi ist ein Roman, mit dem ich mich etwas schwer getan habe. Es geht hier um die Familiengeschichte von dem Augenarzt Marco Carrera. Ich muss zugeben, er hatte sicher ein sehr interessantes Leben mit vielen Schwierigkeiten und Mißerfolgen, aber die Art und Weise wie das hier erzählt wird, ist schwer zu fassen.
Die Lebensgeschichte von Carrera wird bis in kleinste Einzellheiten zerlegt und analysiert, teilweise auch auf amüsante Art und Weise. Allerdings geschieht das nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern in Rückblenden. Diese Rückblenden springen aber auch in der Zeit hin und her und werden dann noch von Briefen mit verschiedenen Absendern und Empfängern unterbrochen. Auf diese Weise fand ich es sehr mühsam und zäh mir diese Geschichte zusammenzusetzen und zu erschließen.
Die Schreibweise war innerhalb der einzelnen Abschnitte gut und bildhaft, aber mir fiel es mit jedem Wechsel schwer, mich wieder zu orientieren, mit wem ich grade wann unterwegs bin. Der Bogen hat sich schon geschlossen und der Roman machte auch Sinn, vielleicht hatte ich mir etwas leichteres, schwebenderes erwartet unter dem Titel.
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Der Kolibri, was zeichnet ihn aus? Er ist klein und fliegt auf der Stelle, siebzig Flügelschläge in der Sekunde. Diesen liebevollen Spitznamen bekam der Protagonist Marco als Kind von seiner Mutter, weil er besonders klein war.
In dem Buch „Der Kolibri“ von Sandro Veronesi …
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Der Kolibri, was zeichnet ihn aus? Er ist klein und fliegt auf der Stelle, siebzig Flügelschläge in der Sekunde. Diesen liebevollen Spitznamen bekam der Protagonist Marco als Kind von seiner Mutter, weil er besonders klein war.
In dem Buch „Der Kolibri“ von Sandro Veronesi aus dem @PaulZsolnay steht er im Mittelpunkt. Man nimmt an seinem Leben, dem Auf und Ab teil. Obwohl er die Körpergröße wett machen konnte, fühlt er sich oft, als ob er auf der Stelle fliegt.
Das Buch beginnt mit einer für ihn schockierenden Nachricht. Seine Frau bekommt von einem anderen Mann ein Kind und das erfährt er von ihrem Psychotherapeuten.
Die Geschichte setzt sich wie ein Puzzle zusammen. Es entwickelt sich ganz langsam. Stückchen für Stückchen steigt man in sein Leben ein und dann beginnt man zu verstehen wie alles zusammenhängt. Die Kapitel sind nicht chronologisch geordnet, sondern man springt zwischen den Jahrzehnten hin und her.
Zwischendurch war ich ganz schön verloren und ich habe mich nicht so richtig angesprochen gefühlt, sondern habe mich eher durch die Geschichte gequält. Dabei hat mich durchaus das großartige schriftstellerische Handwerk und die anspruchsvolle Sprache fasziniert, aber ich fand es auch anstrengend zu lesen.
Zum Glück bin ich dran geblieben, denn zum Ende hin habe ich dann die Zusammenhänge verstanden und ich habe das ganze Leid, die Liebe und die Versöhnung spüren können.
Ein tiefgründiges und facettenreiches Buch.
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Das wunderschöne Cover mit dem Kolibri hatte mich angesprochen und zum Lesen motiviert.
Im Buch geht es um die Lebensgeschichte Marco Carreras, die ziemlich tragisch verläuft und von viel Leid, Tod und Trauer, aber auch Hoffnung geprägt ist.
Die Kapitel sind Ausschnitte aus …
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Das wunderschöne Cover mit dem Kolibri hatte mich angesprochen und zum Lesen motiviert.
Im Buch geht es um die Lebensgeschichte Marco Carreras, die ziemlich tragisch verläuft und von viel Leid, Tod und Trauer, aber auch Hoffnung geprägt ist.
Die Kapitel sind Ausschnitte aus Szenen verschiedener Jahre, nicht chronologisch sondern durchmischt, E-Mails, Telefonaten, Gesprächen und Briefen. Durch dieses Durcheinander fiel es mir teilweise schwer, mich zurechtzufinden.
Einige Abschnitte fand ich unnötig in die Länge gezogen, wie die E-Mail an seinen Bruder, in dem über drei Seiten Gegenstände aufgelistet werden. Oder manche Hintergrunderklärung wie die über den Manga-Erfinder, die ich zwar als interessant, aber dennoch unpassend empfand.
Zwischendurch hatte ich kaum noch Lust, weiterzulesen, dies hat sich aber im letzten Drittel wieder gegeben und ich habe mich mit dem Buch versöhnt.
Ein etwas schwierig zu lesendes Buch über ein komplexes Leben eines besonderen Mannes und alles andere als eine Heldengeschichte. Eher die Erzählung aus einem durchaus realistischen Leben, in dessen Tragik es leider zu viele tatsächlich geben wird.
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Ein wunderbar gestaltetes Cover nimmt einen von Anfang an für diesen Roman ein. Die Lebensgeschichte von Marco Carrera, dem Kolibri, wird uns auf unterschiedliche Arten erzählt. In Geschichten, Briefen, E-mails und Dialogen erfährt man die wichtigen Stationen im Leben des Marco. …
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Ein wunderbar gestaltetes Cover nimmt einen von Anfang an für diesen Roman ein. Die Lebensgeschichte von Marco Carrera, dem Kolibri, wird uns auf unterschiedliche Arten erzählt. In Geschichten, Briefen, E-mails und Dialogen erfährt man die wichtigen Stationen im Leben des Marco. Allerdings nicht chronologisch geordnet, sondern wild durcheinander, was
es für den Leser nicht einfacher macht. Dazu kommen noch die teils seitenlangen, verschachtelten Sätze, die zwar alle Sinn machen, aber nicht leicht zu lesen sind. Dieses Buch muss man sich wirklich erarbeiten, eine leichte Urlaubslektüre, wie ich vermutet habe, ist es sicher nicht.
Ein großes Lob geht an den Übersetzer, eine tolle Leistung!
Einige Stationen im Leben des Marco haben mich wirklich beeindruckt, z.B. die lebenslange Liebe zu dem Nachbarsmädchen Luisa. Oder die tiefe Freundschaft, die ihn mit dem Psychoanalytiker Daniele verbindet, obwohl die beiden sich nur selten gesehen haben.
Auch wie aufopferungsvoll er sich zuerst um seine verhaltensauffällige Tochter und später um die Enkelin kümmert, gefällt mir. Viele Schicksalsschläge, wie z.B. der Suizid seiner Schwester Irene , der Tod seiner Tochter oder die Wachstumsstörung in seiner Kindheit haben ihn zu dem Mann gemacht ,der er ist. Einer der da ist, wenn man ihn braucht und der im richtigen Moment dass notwendige tut. Dabei hat er durchaus auch seine Laster, z.B. das Glücksspiel. Das macht ihn
aber eher sympathisch.
Was es mit dem "neuen Menschen ",den die Enkelin verkörpert, auf sich hat, habe ich nicht verstanden.
Das letzte Kapitel, nämlich der selbstgewählte Tod des Protagonisten, hat mich sehr berührt.
Insgesamt ein sehr komplexer Roman, der aber sehr lesenswert ist. Mein Tipp: Möglichst in einem Zug durchlesen, sonst verliert man den Überblick.
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