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Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023Was tun, wenn die eigene Tochter nach Syrien reist, um einen Glaubenskrieger zu heiraten? - »Einer der politisch hellsichtigsten deutschen Schriftsteller.« DIE ZEITFeinfühlig und scharfsinnig erzählt Sherko Fatah eine erschütternde Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten, die auch das heutige Westeuropa längst erreicht haben.Eine Tochter verschwindet. Sie ist aufgebrochen, um sich in Syrien mit einem Glaubenskrieger zu verheiraten, den sie im Internet kennengelernt hat. Zurück bleibt ein Vater, der sich Vorwür...
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2023
Was tun, wenn die eigene Tochter nach Syrien reist, um einen Glaubenskrieger zu heiraten? - »Einer der politisch hellsichtigsten deutschen Schriftsteller.« DIE ZEIT
Feinfühlig und scharfsinnig erzählt Sherko Fatah eine erschütternde Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten, die auch das heutige Westeuropa längst erreicht haben.
Eine Tochter verschwindet. Sie ist aufgebrochen, um sich in Syrien mit einem Glaubenskrieger zu verheiraten, den sie im Internet kennengelernt hat. Zurück bleibt ein Vater, der sich Vorwürfe macht. Hätte Murad seiner Tochter Naima nur mehr von seinem Herkunftsland erzählt, von dem er sich hier in Deutschland endlich gelöst hat. Hätte er ihren Fremdheitsgefühlen nur mehr Beachtung geschenkt. Vielleicht wäre sie dann nicht im Namen der Religion in eine Welt heimgekehrt, die ihr vollkommen unvertraut ist. Murad sieht nur eine Lösung: Er muss Naima finden.Und so nimmt er Kontakt zu Schleusern auf, reist in das Kurdengebiet an der türkisch-syrischen Grenze und stellt sich dabei auch seiner eigenen Vergangenheit. Als ihm die Schleuser ein Audiotagebuch präsentieren, das von einer Frau in Rakka aufgenommen wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit Naima, entscheidet Murad, die gefährliche Reise in das Herrschaftsgebiet des Islamischen Staates auf sich zu nehmen ...
Was tun, wenn die eigene Tochter nach Syrien reist, um einen Glaubenskrieger zu heiraten? - »Einer der politisch hellsichtigsten deutschen Schriftsteller.« DIE ZEIT
Feinfühlig und scharfsinnig erzählt Sherko Fatah eine erschütternde Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten, die auch das heutige Westeuropa längst erreicht haben.
Eine Tochter verschwindet. Sie ist aufgebrochen, um sich in Syrien mit einem Glaubenskrieger zu verheiraten, den sie im Internet kennengelernt hat. Zurück bleibt ein Vater, der sich Vorwürfe macht. Hätte Murad seiner Tochter Naima nur mehr von seinem Herkunftsland erzählt, von dem er sich hier in Deutschland endlich gelöst hat. Hätte er ihren Fremdheitsgefühlen nur mehr Beachtung geschenkt. Vielleicht wäre sie dann nicht im Namen der Religion in eine Welt heimgekehrt, die ihr vollkommen unvertraut ist. Murad sieht nur eine Lösung: Er muss Naima finden.Und so nimmt er Kontakt zu Schleusern auf, reist in das Kurdengebiet an der türkisch-syrischen Grenze und stellt sich dabei auch seiner eigenen Vergangenheit. Als ihm die Schleuser ein Audiotagebuch präsentieren, das von einer Frau in Rakka aufgenommen wurde, mit großer Wahrscheinlichkeit Naima, entscheidet Murad, die gefährliche Reise in das Herrschaftsgebiet des Islamischen Staates auf sich zu nehmen ...
Sherko Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren. Er wuchs in der DDR auf und siedelte 1975 mit seiner Familie über Wien nach West-Berlin über. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Für sein erzählerisches Werk hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, zuletzt den Großen Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste und den Adelbert-von-Chamisso-Preis 2015, außerdem den Aspekte-Literaturpreis für den Roman 'Im Grenzland'. Er wurde mehrfach für den Preis der Leipziger Buchmesse (2008 mit 'Das dunkle Schiff', 2012 mit 'Ein weißes Land') nominiert, stand mit 'Das dunkle Schiff' 2008 auf der Shortlist und mit 'Der große Wunsch' 2023 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.
Produktdetails
- Verlag: Luchterhand Literaturverlag
- Originalausgabe
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: 30. August 2023
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 143mm x 36mm
- Gewicht: 552g
- ISBN-13: 9783630877372
- ISBN-10: 3630877370
- Artikelnr.: 67723129
Herstellerkennzeichnung
Luchterhand Literaturvlg.
Neumarkter Str. 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Sherko Fatahs neues Buch handelt, beschreibt Rezensent Jens Uthoff, von Murat, der seine Tochter Naima sucht, die aus ihrer Heimatstadt Berlin in Richtung Syrien gereist ist, um sich dem IS anzuschließen. Das Buch ist laut Uthoff durchaus als Spannungsliteratur angelegt, im Zentrum stehen allerdings Murads Reflexionen über die Mechanismen des Islamismus in der gegenwärtigen Medienwelt und auch über das Selbstverständnis und die Ausgrenzungserfahrungen muslimischer Einwanderer in Deutschland. Notwendig lückenhaft bleiben die Antworten auf viele Fragen, die das Buch aufwirft, beschreibt Uthoff, aber auch das Scheitern umfassender Erklärung kann lehrreich sein. Und brandaktuell ist das Buch nach dem Hamas-Terror des 7. Oktobers 2023 ohnehin, so der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Fatah versteht es, dem scheinbaren Stillstand der Romanhandlung eine unheimliche Dynamik zu unterlegen, bis hin zu einer dramatischen, überraschenden und völlig unvorhersehbaren Schluss-Wendung.« Sigrid Löffler / Deutschlandfunk Kultur
Worum geht es?
Murad macht sich auf die Suche nach seiner Tochter Naima, die in Syrien einen Krieger vom IS heiraten wollte und seitdem verschwunden ist.
Worum geht es wirklich?
Um die Frage, wie gut man Menschen wirklich kennt und wie groß Hoffnung sein darf.
Lesenswert?
Nein, ich …
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Worum geht es?
Murad macht sich auf die Suche nach seiner Tochter Naima, die in Syrien einen Krieger vom IS heiraten wollte und seitdem verschwunden ist.
Worum geht es wirklich?
Um die Frage, wie gut man Menschen wirklich kennt und wie groß Hoffnung sein darf.
Lesenswert?
Nein, ich fand die ganze Handlung schlicht zu langatmig. Cover und auch Klappentext sind ansprechend und wecken Interesse. Murad ist auch nicht unsympathisch, aber ich habe seine gesamte Reise recht empathielos verfolgt. Einschübe aus Gesprächen mit seiner Exfrau, der Mutter von Naima, und Nachrichten einer Frau, die eventuell Naima sein könnte, haben das ganze auch nicht aufgelockert.
Generell kommt mir die Erzählung recht distanziert vor und wirkliche Emotionen erlebt man nicht. Es wird nur beschrieben, welche Emotionen jemand gerade hat oder welche Gedankengänge.
Zu Beginn fiel mir der Einstieg recht schwer, das hat sich aber schon nach kurzer Zeit gelegt und wenn man einmal dran bleibt, kann man das Buch ganz gut lesen.
Viele Handlungspausen oder Wartezeit entstehen dadurch, dass Menschen nicht miteinander reden - sei es weil sie nicht wollen oder nicht können oder es erst zu einem späteren Zeitpunkt möglich ist. Und je weiter das Buch voran geht, desto ungeduldiger wird man beim Lesen, weil nicht das erwartete passiert. Hatte bei mir nun aber keinen positiven Spannungsaspekt sondern war viel mehr ein künstliches Hinhalten.
Die Figuren neben Murad werden nicht sonderlich charakterisiert oder hervorgehoben, aber dennoch fand ich einzelne Personen interessant und auch die Darstellung von der räumlichen Situation und den Abläufen kam mir recht real vor.
Das Buch hat keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, aber ich wollte es gerne wegen der Longlist DBP 2023 lesen.
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Ein suchender Vater
Murad heißt übersetzt der große Wunsch und das ist es auch was ihn durch den Roman trägt. Denn der Protagonist Murad reist in die unwirtliche Landschaft in das Grenzgebiet Türkei und Syrien. Er ist auf der Suche nach seiner Tochter Naima und …
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Ein suchender Vater
Murad heißt übersetzt der große Wunsch und das ist es auch was ihn durch den Roman trägt. Denn der Protagonist Murad reist in die unwirtliche Landschaft in das Grenzgebiet Türkei und Syrien. Er ist auf der Suche nach seiner Tochter Naima und möchte sie sehnlichst finden. Diese hat sich in seiner Abwesenheit, denn er ist getrennt lebend von seiner Ex-Frau Dorothee in Berlin, radikalisiert. Die junge 20jährige Tochter ist ihrem Mann in den Glaubenskrieg gefolgt in das Kalifat Syrien. Nun fragt sich Murad wie es dazu kommen konnte.
Wir erleben den suchenden Vater, den wartenden Vater, den zur Reflektion seiner selbst gezwungenen Vater und das alles vor diesem massiven öden Bergpanorama, dass dem ganzen eine unerträgliche Bedrohung hinzufügt. Diese Natur ist omnipräsent im Roman und bestimmt die Szenerie.
Diese Geschichte handelt von einem Kind, dass eine unglaubliche Richtung einschlug. Aber im gleichen Maße geht es um die Wurzeln des Vaters und wie er dieses kurdische Grenzgebiet erlebt aus dem einst sein Vater kam. Ein Roman der erst gegen Ende inhaltlich Fahrt aufnimmt, aber vorher die großen Themen des Lebens behandelt und das in einer überzeugenden Prosa. Im Kern geht es um Heimat, Wurzeln und wie auch die Fremdheit in der Heimat überbordend sein kann. Was mitschwingt ist auch die Frage der Zugehörigkeit.
Dieser Roman steht auf der Longlist des deutschen Buchpreises 2023. Aus meiner Sicht zu Recht, denn Sherko Fatah ist mit seiner Sprache dicht an dem was viele Menschen innerlich erleben. Ein Grübeln und Durchdenken was ist Fremd, was ist ein Zuhause, wo ist die Heimat, wer bin ich.
Ich habe es gern gelesen, denn es hat mich bereichert.
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In der Fremde
„Migration verändert Menschen, vor allem aber deren Kinder.“ (17)
meint Murad, der nach seiner in Nahen Osten verschollenen Tochter Naima sucht. Murad, ein Sohn der kurdischen Einwanderer, hat längst mit seinem Herkunftsland abgeschlossen; als …
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In der Fremde
„Migration verändert Menschen, vor allem aber deren Kinder.“ (17)
meint Murad, der nach seiner in Nahen Osten verschollenen Tochter Naima sucht. Murad, ein Sohn der kurdischen Einwanderer, hat längst mit seinem Herkunftsland abgeschlossen; als Sozialarbeiter in Berlin hat er seinen Platz in der neuen Heimat gefunden. Völlig unvorbereitet traf ihn deswegen die Nachricht über das Verschwinden von Naima, die mit ihrem westlichen Lebensstil, kurzen Röcken, Make-up und Fingernägel-Design wie jedes andere Mädchen in Berlin wirkte. Aber Naima lernte einen französischen Glaubenskrieger kennen, ist ihm nach Syrien gefolgt, hat sich dem Kalifat angeschlossen.
Voller Unverständnis für Naimas Entscheidung und von Selbstvorwürfen geplagt, will Murad seine Tochter in Syrien finden und sie zurück nach Deutschland bringen.
Der Roman von Sherko Fatah spricht viele brisanten Themen unserer Zeit an. Eines der Wichtigsten ist die Migration, die seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien sehr stark zugenommen hat. Überzeugend schildert der Autor das Leben in der Fremde, spricht über Parallelgesellschaften und die Sehnsucht nach dem Vertrauten, nach der Zugehörigkeit. Oft geschieht dann, dass „eine Hinterhofmoschee voller >Landsleute< aus aller Herrenländer zur Ersatzheimat“ wird. (29)
Doch das Hauptthema des Romans ist die Suche nach der Tochter, die ihr westliches Leben aufgegeben hat, um in den barbarischen Krieg in einem fremden, ihr unbekannten Land zu ziehen. Murads Suche entpuppt sich als ständiges Warten; das Warten auf den Boten der Schleuser, das Warten auf irgendwelche Infos über Naima, an eine Nachricht von ihr. Es ist ein Warten voller Hoffnung und Zweifel. Wie schwer Naimas jetziges Dasein ist, erfährt Murad aus den Fragmenten des Audiotagebuches, die ihm die Schleuser in einiger Zeitabständen zusenden. Es sind verstörende Nachrichten, manche sind schwer zu ertragen, auch für mich als Leserin.
Die Geschichte wirft viele Fragen auf, doch auf keine von ihnen findet man eine eindeutige, klare Antwort. Die Erzählung, auch wenn sie in einer bildhaften Sprache erfasst ist, zieht sich – genauso wie Murads Warten – in die Länge.
Angeregt von der spannenden Kurzbeschreibung des Buches habe ich diesen Roman mit großem Interesse gelesen.
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Die Suche eines Mannes nach seiner verschollenen Tochter im Islamischen Staat
Murad ist im im Grenzgebiet der Türkei zu Syrien. Er streift umher, oft ohne Ziel, schlägt Nächte und Tage tot, nur um auf weitere Informationen zu warten.
Er begab sich von Deutschland aus in das Land …
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Die Suche eines Mannes nach seiner verschollenen Tochter im Islamischen Staat
Murad ist im im Grenzgebiet der Türkei zu Syrien. Er streift umher, oft ohne Ziel, schlägt Nächte und Tage tot, nur um auf weitere Informationen zu warten.
Er begab sich von Deutschland aus in das Land seiner Väter. Ein Land, mit dem er abgeschlossen hatte und sich in Deutschland angekommen fühlte. Sein Leben war dennoch nicht erfüllt. Die Ehe zerbrochen, seine Tochter Naima von ihm entfernt. Die Distanz war groß, geographisch wie emotional. Naima hatte sich einem „Bruder“, einem Glaubenskrieger, angeschlossen, wahrscheinlich aus Liebe, und ging nach Syrien. Der Kontakt nach Hause riss komplett ab, und so machte sich Murad auf die Suche nach ihr. Mit Hilfe von Schleusern, die ihn nur spärlich mit Informationen (gegen viel Geld) versorgten, lässt er sich im kurdischen Grenzgebiet nieder. Das Warten wurde zur Qual, die aufgezwungene Untätigkeit zur Nervenprobe. Auf sich allein gestellt reflektierte Murad viel über sich selbst nach. Als die ersten Voice-Mails mit der Stimme einer Frau, welche anscheinend seine Tochter ist, ihn erreichten, begannen Zweifel und Hoffnung einen Kampf in ihm, welcher sprachlich sehr gekonnt den Leser:Innen dargeboten wird.
In diesen Audiofiles erfuhr Murad viel über das Leben dieser Frau in der Syrischen Stadt Rakka, über ihren Alltag, die Kämpfe, Grausamkeiten, den Krieg und den drohenden Angriff auf die Stadt. Weiterhin wurde Murad nur spärlich mit Informationen gefüttert, seine Ungeduld nahezu greifbar, und die Vergangenheit aus der neuen Heimat Deutschland holte ihn ein … besonders als sich sein Freund Aziz meldete …
Es ist ein sehr vielschichtiger Roman, trotz der oftmals sehr überzeichneten Tristesse, den Ausflügen durch das trockene Land, stecken viele Botschaften und Wahrheiten im Text, welche sich manchmal wirklich mühsam erlesen werden müssen. Fatah scheint mit der Ungeduld von Murad zu spielen, verwebt diese derart im Text, dass dieses Gefühlt aus den Zeilen heraus lebendig zu werden scheint.
Es war für mich keine leichte Lektüre, gegen Mitte des Buches war ich dem aufgeben nahe, und nun froh, durchgehalten zu haben. Der Roman hallt nach – und erst Tage nach Beendigung scheint sich vieles zu setzen und der ganze Nebel des Erzählten sich zu lichten und Klarheit zu schaffen. Insofern ist dies eine ganz große Erzählkunst – mensch muss sich nur darüber trauen. Und so bin ich der Meinung, dass dieses Buch sehr wohl seine Berechtigung auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis hat.
Gerne gebe ich (trotz allem) eine Leseempfehlung ab, vor allem für jene, die sich aus der Komfortzone des Lesens herauswagen und mutig und neugierig sind.
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Innere Befreiung im islamistischen Getto
In «Der große Wunsch» des in Ostberlin geborenen Schriftstellers Sherko Fatah bestimmen die irakisch-kurdischen Wurzeln seines Vaters, durch die er selbst auch einen besonderen Zugang zu dieser nahöstlichen Krisenregion hat, die …
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Innere Befreiung im islamistischen Getto
In «Der große Wunsch» des in Ostberlin geborenen Schriftstellers Sherko Fatah bestimmen die irakisch-kurdischen Wurzeln seines Vaters, durch die er selbst auch einen besonderen Zugang zu dieser nahöstlichen Krisenregion hat, die spezielle Thematik seines neuen Romans. Protagonist der Geschichte ist der in Berlin lebende Murat, dessen Name «Der große Wunsch» bedeutet, - damit auch das schon mal geklärt ist! Seine volljährige Tochter Naima ist spurlos verschwunden, sie hat auch seiner geschiedenen Frau keinerlei Nachricht hinterlassen. Seine Nachforschungen ergeben, dass sie wohl mit einem Gotteskrieger französischer Herkunft, den sie im Internet kennen gelernt hat, nach Syrien aufgebrochen ist, um dort zu heiraten. Murat macht sich Vorwürfe, ihr viel zu wenig von seinem krisen-geschüttelten Herkunftsgebiet erzählt zu haben, in dem verschiedene politische Kräfte und diverse Terrorgruppen in völlig undurchschaubare Kämpfe verwickelt sind und Grenzen nur auf dem Papier existieren.
Als Murat die Ungewissheit nicht mehr aushält, borgt er sich von verschiedenen Freunden Geld, hebt als Teilhaber einer kleinen Firma auch noch alle Bankguthaben ab und reist über die Türkei in das vom Islamischen Staat beherrschte Gebiet, in dem er seine Tochter vermutet. Er will sie nach Hause holen, eine gefährliche Reise, wie er schon bald merkt. Denn die Schleuser, zu denen er über das Internet Kontakt aufgenommen hat, erweisen sich als unzuverlässig und geldgierig, sie vertrösten ihn immer wieder, liefern aber nichts Konkretes, das Schicksal seiner Tochter bleibt ungewiss. Nur in kleinsten Häppchen bekommt er von seinem einheimischen Fahrer und anderen dubiosen Mittelsmännern dann nach und nach Informationen über Naima. Man habe sie in einer Kolonie von IS-Kämpfern mit Frauen aus westlichen Ländern ausfindig gemacht, die im Neubaugebiet der Stadt Rakka zusammen wohnen. Murat bekommt immer wieder mal Fotos, auf denen er aber nichts erkennen kann, weil die junge Frau, die da fotografiert wurde, voll verschleiert ist, man sieht nur ihre Augen. Später liefern die Schleuser ihm dann auch Kassetten mit Aufnahmen aus einem Audio-Tagebuch, auf denen eine Frauenstimme zu hören ist, die Murat jedoch ebenso wenig als die seiner Tochter Naima identifizieren kann. Sie könnte es sein, aber es gibt keine eindeutigen Hinweise, zum Beispiel typische Redewendungen oder irgendwelche Bemerkungen, die auf ihre Vita hindeuten.
Im Wesentlichen aber handelt der Roman vom Warten, denn Murat kann selbständig nichts tun, und die Schleuser lassen ihn zappeln, liefern nichts Konkretes, versichern aber mit wachsender Zuversicht, dass die Frau, die sie im Visier haben, die gesuchte Tochter ist. Diese zeitliche Leere, die der phlegmatische Murat in einer wüstenähnlichen Landschaft verbringt, verleitet ihn zu endlosen Reflexionen, insbesondere über die konkreten Flucht-Ursachen seiner Tochter. Vor allem aber sinniert er über sein Versäumnis, Naima nicht abhalten zu können von ihrem radikalen Schritt, der wohl als innere Befreiung gedacht war. Der dann aber tatsächlich in einem frauen-feindlichen, islamistischen Getto endet, was sich auch Naima so sicherlich nicht hatte vorstellen können.
Obwohl also so gut wie nichts passiert in diesem Roman, ist er doch prall gefüllt mit Gedanken, Beobachtungen, Spekulationen, Mutmaßungen, zudem mit schier endlosen Beschreibungen der unwirtlichen, kargen Landschaft. Gefüllt mit literarischen Arabesken also, die sehr schnell langweilig werden, weil sie rein gar nichts zum eigentlichen Thema beisteuern. Gerade weil nichts passiert, wird man als Leser regelrecht auf die Folter gespannt, erwartet man jeden Moment eine erlösende Wendung der verzwickten Situation in diesem ‹lethargischen› Plot, auch und gerade dann, wenn man irgendwann nur noch zehn, nur noch fünf, nur noch zwei Seiten zu lesen hat. Uff! Und buchstäblich alles, was hier thematisch angerissen wurde, bleibt offen. Antworten auf die aufgeworfenen Fragen gibt es also nicht, die muss der Leser selber finden!
Fazit: lesenswert
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