Roman Rausch
Broschiertes Buch
Bombennacht
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Der erste Frühlingstag im März 1945 endet in einer Nacht des Schreckens. Was für einen jüdischen Pianisten, einen SS-Arzt, eine Krankenschwester und viele Flüchtlinge ein verheißungsvoller Tag hätte werden sollen, geht im Bombenhagel alliierter Fliegerangriffe unter. Opfer und Täter, ihre Pläne, Hoffnungen und Träume lösen sich in einem nicht für möglich gehaltenen Feuersturm zu Staub auf. Wer überlebt, glaubt sich gerettet. Ein fataler Irrtum. Kurz vor Ende des Krieges bombardieren die Alliierten deutsche Städte, um die Bevölkerung zu demoralisieren. Neben Dresden und Hamburg ...
Der erste Frühlingstag im März 1945 endet in einer Nacht des Schreckens. Was für einen jüdischen Pianisten, einen SS-Arzt, eine Krankenschwester und viele Flüchtlinge ein verheißungsvoller Tag hätte werden sollen, geht im Bombenhagel alliierter Fliegerangriffe unter. Opfer und Täter, ihre Pläne, Hoffnungen und Träume lösen sich in einem nicht für möglich gehaltenen Feuersturm zu Staub auf. Wer überlebt, glaubt sich gerettet. Ein fataler Irrtum. Kurz vor Ende des Krieges bombardieren die Alliierten deutsche Städte, um die Bevölkerung zu demoralisieren. Neben Dresden und Hamburg ist auch Würzburg eines der Ziele. Die britischen Bomber zerstören aus der Luft Wohnungen, Kirchen mit Kulturschätzen und historischen Bibliotheken sowie zahlreiche Baudenkmäler. Tausende Menschen sterben in dieser Nacht. Vor diesem Hintergrund erzählt Roman Rausch die ineinander verflochtenen Geschichten von Tätern und Opfern.
Roman Rausch schreibt seit den 1990er Jahren. Mit seiner Krimireihe um die Würzburger Kommissare Kilian und Heinlein wurde er bekannt. Es folgten Thriller mit dem Profiler Balthasar Levy und schließlich eine Reihe hervorragend recherchierter historischer Romane, darunter Die letzte Jüdin von Würzburg, für die Roman Rausch 2015 mit dem Bronzenen Homer ausgezeichnet wurde. Er ist Autor diverser Theaterstücke und Recherchestipendiat für deutschsprachige Literatur 2021 der Senatsverwaltung Berlin für Kultur und Europa.

© privat
Produktdetails
- Verlag: Schruf & Stipetic / Schruf, Dagmar, u. Blanka Stipetic
- Seitenzahl: 297
- Erscheinungstermin: Februar 2022
- Deutsch
- Abmessung: 187mm x 123mm x 23mm
- Gewicht: 342g
- ISBN-13: 9783944359656
- ISBN-10: 3944359658
- Artikelnr.: 63063038
Herstellerkennzeichnung
Schruf & Stipetic
Gustav-Adolf-Straße 152
13086 Berlin
schruf@schruf-stipetic.de
„Bombennacht“ ist eine sehr eindringliche Geschichte, denn der Leser weiß ja, dass am Ende des Tages (16.03.1945) die Bomben fallen werden. Aber für die Bewohner von Würzburg ist es ein „normaler“ Tag, der erste Frühlingstag. Die Hoffnung keimt, dass der …
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„Bombennacht“ ist eine sehr eindringliche Geschichte, denn der Leser weiß ja, dass am Ende des Tages (16.03.1945) die Bomben fallen werden. Aber für die Bewohner von Würzburg ist es ein „normaler“ Tag, der erste Frühlingstag. Die Hoffnung keimt, dass der Krieg bald vorbei sein wird, denn die Gegner kommen immer näher. Bisher hat Würzburg den Krieg fast unbeschadet überstanden. Was soll jetzt noch passieren?!
Und auch ich hoffe und bange die ganze Zeit, dass wenigstens ein paar der Personen, die wir hier kennenlernen, am Ende überleben werden.
Der Leser erlebt die letzten 24 Stunden im Stundentakt aus sehr verschiedenen Sichtweisen. Da sind zum einen Würzburgs Bewohner, arme und reiche, Ausgebombte, Zwangsarbeiter und Fahnenflüchtige, Juden und Pfarrer. Auf der anderen Seite steht Henry, eigentlich Heinrich, ein Deutscher, der bei einer englischen Fliegerstaffel dient und regelmäßig deutsche Städte ausbomben muss. Der Konflikt zwischen seiner Liebe zu Würzburg und seinem Fliegereinsatz wird sehr gut geschildert.
Zu den wichtigsten weiteren Protagonisten zählt vor allem der Leiter der Nervenheilanstalt Prof. Werner. Die Klinik ist bis auf wenige Nervenkranke längst ein völlig überfülltes Lazarett. Seine Tochter Charlotte, deren 19. Geburtstag an diesem Abend groß gefeiert werden soll, arbeitet im Luftschutzbunker. Sie versucht die feindlichen Nachrichten zu entschlüsseln, vertraut aber leider ihrer Intuition nicht, was die Bomben für Würzburg angeht.
Dazu kommen noch die geheimnisvolle Apollonia, die bei Prof. Werner blanke Panik auslöst, kennt sie doch sein größtes Geheimnis, und die Schwesternschülerin Fanny, die in den letzten Stunden ihren Glauben verlieren wird.
Auch der Jude Paul hofft bis zuletzt auf seine Flucht oder Rettung und Pfarrer Titus will so vielen Menschen wie möglich helfen.
„Bombennacht“ hat mich sehr mitgenommen. Ich habe es immer wieder aus der Hand legen müssen, weil die sehr anschaulich geschilderten Grausamkeiten kaum noch zu ertragen waren. Die Geschichte hat mir die Luft zum Atmen genommen. Sie wirkte beängstigend und beklemmend auf mich. Und immer, wenn ich dachte, jetzt kann es eigentlich nicht mehr schlimmer werden, wurde es noch barbarischer.
Am ehesten könnte man es in dieser Hinsicht noch mit „Nackt unter Wölfen“ vergleichen.
Trotzdem möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Ich finde es gut, dass gerade in der heutigen Zeit wieder einmal darauf aufmerksam gemacht wird, was passieren kann und wie grausam und unmenschlich Kriege sind.
Dieses sehr spannende, fesselnde und aufwühlende Buch hat die 5 Sterne mehr als verdient!
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Würzburg, 16. März 1945. Ein schöner Frühlingstag, sonnig, vermeintlich friedlich. Viele Flüchtlinge haben hier Zuflucht gesucht, denn Würzburg schein ein sicherer Ort zu sein. Schutz sucht hier auch Eugen, ein junger Mann deutsch-russischer Abstammung, der sich vor der …
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Würzburg, 16. März 1945. Ein schöner Frühlingstag, sonnig, vermeintlich friedlich. Viele Flüchtlinge haben hier Zuflucht gesucht, denn Würzburg schein ein sicherer Ort zu sein. Schutz sucht hier auch Eugen, ein junger Mann deutsch-russischer Abstammung, der sich vor der SS verstecken muss. Außerdem ist da Professor Werner in der Nervenklinik in Grombühl, der plötzlich mit dem Auftauchen eines totgeglaubten Mädchens konfrontiert wird, welches seine menschenunwürdigen Praktiken offenlegen kann. In seiner Villa wird gerade der Geburtstag der Tochter vorbereitet, als es immer kritischer um Würzburg wird. Denn am Ende des Tages wird sicher der Himmel rot färben, weil ein tödlicher Feuersturm entfacht wurde….
Die Geschichte Würzburgs war mir bisher schon bekannt, entsprechend natürlich auch der 16. März 1945, ein Tag der Trauer, des jährlichen Gedenkens. Wie oft war ich an diesem Tag schon zum Gedenken an die schlimmen Bombenangriffe in der Stadt – um mit vielen anderen Menschen derer zu gedenken, die unschuldig ihr Leben lassen mussten.
Umso gespannter war ich auf dieses Buch, denn hier sollte die Geschichte ja auch erzählt werden. Entsprechend war mir bewusst, wie die Geschichte in etwa verläuft, jedoch erfährt man hier die Kriegsgeschichte verbunden mit einigen Schicksalen – der unterschiedlichsten Menschen. Diese Art und Weise der Erzählung hat mir gut gefallen, konnte ich mir so doch noch ein besseres Bild vom damaligen Alltag machen, der sicher keine schöne Erfahrung war. Die Art und Weise wie dies geschrieben ist, ist gut verständlich vom Satzbau, keine komplizierte Sprache, aber natürlich inhaltlich durchaus gehaltvoll. Gut zu lesen, aber keine leichte Kost.
Interessant war es natürlich zu lesen, wo sich was wie abgespielt hat, denn die Örtlichkeiten werden immer wieder genannt, so die verschiedenen Stadtteile, Einrichtungen (Klinik, Sehenswürdigkeiten wie die Residenz, Dom) und natürlich Straßennamen. Hier habe ich selbstverständlich einen Bezug dazu, an manchen Orten hält man sich ja selbst öfter auf, und ist beim Lesen somit mittendrin im damaligen Geschehen.
Was mir zwischendurch nicht so gut gefallen hat war die Tatsache, dass sich manches immer wieder wiederholt. Da hatte der Autor meiner Ansicht nach mal eine Phase, in der sich vorher schon geschriebenes wiederholt, vielleicht auch, weil er es nochmals ausdrücken wollte, für mich war es leider ein bißchen nervig.
Die vorne und hinten im Buch eingedruckten Straßenkarten von Würzburg (also direkt auf der Umschlagsseite innen) fand ich sehr gut, hier konnte man sich dann optisch auch ein Bild von der damaligen Stadt machen. Im Buch hinten findet man die gleiche Karte wie vorne, hier sind dann jedoch die Bombenangriffe mit eingezeichnet.
Wer an Geschichte interessiert ist, dem kann ich dieses Buch wirklich nur empfehlen. Ich finde die Verknüpfung von Geschichte mit Erzählung von Schicksalen wirklich gut gemacht, ob sich diese Schicksale wirklich alle so ereignet haben, kann ich nicht sagen, vorstellbar ist es aber. Mich hat das Buch sehr gefesselt, ich konnte es teilweise nicht mehr aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was sich wie in etwa abgespielt hat. Manche der mir bekannten Erzählungen haben sich hier noch weiter bestätigt, für mich war die Aussage „Der Himmel war rot vom Feuer“ (gesehen aus ca. 70-80 km Entfernung!!!) bisher heftig und nicht so ganz vorstellbar. Nun ist es das, vielleicht mussten manche Daten aus dem Buch mir das noch deutlicher machen.
Das Buch ist nicht nur für Würzburger, in Würzburg Lebende, dorthin Zugezogene, etc. interessant, sondern auch für alle, die sich ein bißchen für die Geschichte, die blinde Zerstörungswut des zweiten Weltkriegs interessieren. Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen, einen Stern ziehe ich ab für manche Stellen, an denen sich gewisse vorherige Aussagen nochmals wiederholen, was ich nicht so gut fand. Eine Empfehlung für das Buch spreche ich aus.
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Würzburg. Es ist der 16. März 1945, ein Tag, der frühlingshaft beginnt. Doch am Abend wird die Stadt nicht mehr die sein, die sie war. Ein Bombenangriff von über 225 Flugzeugen wird die historische Stadt zunichte machen. Roman Rausch hat durch fiktive Menschen die Realität …
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Würzburg. Es ist der 16. März 1945, ein Tag, der frühlingshaft beginnt. Doch am Abend wird die Stadt nicht mehr die sein, die sie war. Ein Bombenangriff von über 225 Flugzeugen wird die historische Stadt zunichte machen. Roman Rausch hat durch fiktive Menschen die Realität diesen Tages nachempfunden. Vorbilder waren Zeitzeugenberichte, aber auch historische Dokumente.
Hauptpersonen sind der Leiter der Nervenklinik Prof. Werner und seine Famlie, Ehefrau, Tochter Charlotte, Sohn German und dem jüdischen Klavierlehrer Paul, die Krankenschwesterschülerin Fanny, ihr Vater und ihre Mitbewohner. Paul, der Flieger der Royal Air Force ist .
Aber auch der Junge Julius, das Mädchen Apollonie, Elsa, die seit Jahren Patientin auf der Station der Nervenklinik ist und so manch andere Figuren.
Abwechselnd wird in wie in einem Stundenprotokoll von den letzten 24 Stunden des historischen Würzburgs berichtet. Dabei gelingt es Roman Rausch, von den ersten fast idyllischen Stunden, in der die Menschen Pläne schmieden, noch hoffnungsvoll sind, bis hin am Ende zu Entsetzen, Tod, Leid und tiefe Abgründe der menschlichen Seele hin zu wechseln, im Buch werden die ganze Bandbreite an Gefühlen geweckt. Eine Geschichte, da sie so, zumindest was die Rahmenbedingungen angeht, Realität ist, so dass die Beschreibung der letzten 24 Stunden wahrlich dem Leser unter die Haut gehen und man das Buch nicht einfach so schließen kann. Es hallt nach. Es treibt an weiter zu recherchieren um noch mehr zu erfahren. So war mir schnell klar, dass es diesen beschriebenen Prof. Werner wirklich gegeben hat, es handelt sich um Prof. Werner Heyde.
Die Geschichte, die so ruhig anfängt, steigert sich von Stunde zu Stunde, ab Beginn der Bombardierung, lesen wir schnell wechselnde Sequenzen zwischen unseren Progagonisten. Man hofft mit ihnen, leidet mit ihnen und trauert auch mit ihnen. Als Leser meint man die Hitze zu spüren, die Gase zu riechen, die Angst selber zu spüren. Ich konnte das Buch am Ende nicht mehr aus der Hand legen und musste einfach wissen, wer überlebt hier, wer schafft es aus der Flammenhölle heraus. Und dann, gerade als man sich beim Lesen glaubte etwas beruhigen zu können, kommt alles anders als man glaubte....
Fazit:
Roman Rausch zeichnet hier ein bewegenden Ablauf der letzten 24 Stunden des historischen Würzurgs. Ein mitreissender Roman, der einem auch nach dem Lesen noch lange bewegt, da er realitätsnah geschrieben wurde.
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Mit Bombennacht hat sich Roman Rausch in eine für ihn neue Epoche begeben. Kannte man bisher seine Romane die im Mittelalter spielen sowie seine Kriminalromane und Thriller, so spielt Bombennacht, wie der Titel schon erahnen lässt, in der Zeit des zweiten Weltkriegs.
Sehr bewegend …
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Mit Bombennacht hat sich Roman Rausch in eine für ihn neue Epoche begeben. Kannte man bisher seine Romane die im Mittelalter spielen sowie seine Kriminalromane und Thriller, so spielt Bombennacht, wie der Titel schon erahnen lässt, in der Zeit des zweiten Weltkriegs.
Sehr bewegend beschreibt der Autor die Sorgen und Nöte der Menschen in Würzburg gegen Ende des zweiten Weltkriegs. Amerikaner, Franzosen und Briten stehen im Westen vor an den Grenzen des Reichs und im Osten die sowjetischen Verbände. Entsprechend viele ausgebombte, verwundete und sonstige umgesiedelte Menschen drängeln sich in Würzburg.
Im ersten Teil geht es in der Hauptsache um Fanny, eine junge Schwesternschülerin, die in der Folge an dem von ihr verehrten Chef der Klinik, Professor Werner zu zweifeln beginnt und ihrerseits nachforscht.
Der zweite Teil des Buches behandelt den Bombenangriff der alliierten Bomber auf Nürnberg und Würzburg und die Auswirkungen auf Würzburg und die Bevölkerung.
Der Schreibstil ist gewohnt gut und fesselnd und so gelingt es Roman Rausch wie so oft seine Leser zu fesseln.
Insbesondere auch weil sich es bei den Schilderungen der Bombennacht um Zeitzeugenberichte handelt, konnte es dem Autor gelingen ein fesselndes und sehr berührendes Buch zu schreiben.
So ist es Roman Rausch gelungen die düstere Atmosphäre darzustellen. Die Nöte und Ängste aller, erscheinen sehr greifbar und echt. So spürt man die Angst der Menschen im Bunker während und nach dem Angriff. Der Kampf der Würzburger ums Nackte Überleben nach den Angriffen.
Für mich war es aber auch eine Darstellung des Rassenhasses bzw des Hasses auf das so genannte Lebensunwerte Leben.
Insbesondere eine Szene ist dabei dem Autor so gut gelungen, dass es einem dabei erscheint man würde danebenstehen. Wie insgesamt die Figuren wieder sehr plastisch beschrieben sind, dass sie durchweg authentisch wirken.
Und natürlich gelingt es dem Autor wieder aufs Beste mein Kopfkino zum Rattern zu bringen, so dass ich das Gefühl hatte einen Film vor meinem inneren Auge ablaufen zu sehen.
Roman Rausch schafft es immer wieder aufs Neue mich mit seinen Büchern zu fesseln.
Für mich waren das, fast schon wie immer, 5 von 5 Sternen.
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Würzburg. Der 16. März 1945 beginnt für die meisten Würzburger ähnlich wie auch die vergangenen Kriegstage. Die Stadt ist bisher von größeren Angriffen verschont geblieben und die Einwohner sind voller Hoffnung, dass es auch so bleibt. Dass sich an diesem Tag im …
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Würzburg. Der 16. März 1945 beginnt für die meisten Würzburger ähnlich wie auch die vergangenen Kriegstage. Die Stadt ist bisher von größeren Angriffen verschont geblieben und die Einwohner sind voller Hoffnung, dass es auch so bleibt. Dass sich an diesem Tag im englischen Morton Hall die Bomberstaffel Nr. 5 der Royal Air Force auf einen tödlichen Flächenangriff vorbereitet, ahnt an dem ruhigen Frühlingsmorgen in Würzburg niemand…
In „Bombennacht“ katapultiert Roman Rausch den Leser direkt in das Jahr 1945 und schildert sehr mitreißend und vor allen Dingen äußerst wirklichkeitsnah, was vor, während und nach dem Bombenangriff in der unterfränkischen Stadt geschah.
Ein kurzer Prolog gibt zunächst Auskunft über die Lage Würzburgs vor dem 16. März 1945. Im Folgenden erlebt man dann diesen für die Einwohner so grauenvoll endenden Tag im Stundentakt mit.
In mehreren Handlungssträngen lernt man ganz unterschiedliche Menschen kennen – ihre Lebensumstände und ihren Alltag, ihre Pläne, ihre Ängste und Sorgen und auch ihre Hoffnungen, Wünsche und Träume.
Die Stimmung in der Stadt ist nicht die beste, die Bevölkerung leidet unter der schlechten Versorgung. Die Lage ist zudem aufgrund der Unterbringung unzähliger Flüchtlinge aus anderen Regionen und tausender Kriegsversehrter angespannt.
Als dann die Katastrophe über Würzburg hereinbricht, werden die Beschreibungen des Autors noch intensiver. Der Bombenhagel, der Funkenregen, der Feuersturm – man fühlt sich mittendrin in diesem grausigen Geschehen, sieht die mit Geröll und Schutt blockierten Keller und die lichterloh brennenden Straßen vor sich und kann das Entsetzen und die Todesangst der Menschen spüren.
Als besonders gut gelungen habe ich hier den schnellen Wechsel zwischen den einzelnen Perspektiven empfunden - man erlebt die schrecklichen Minuten während des Bombenabwurfs mit fast jedem der Akteure mit. Dass man zu diesem Zeitpunkt noch nichts über ihr weiteres Schicksal erfährt, treibt die Spannung im letzten Drittel des Romans enorm in die Höhe, man fliegt fast atemlos durch die Seiten, stets darauf hoffend, dass die liebgewonnen Figuren die Tragödie gesund überstehen werden.
Neben den Vorkommnissen während der letzten 24 Stunden des alten Würzburgs beinhaltet dieser Roman noch ein weiteres Thema, bei dem es mir eiskalt den Rücken runter gelaufen ist. Es geht dabei um ein abscheuliches Verbrechen in der Nazizeit, der sogenannten Aktion T4, bei der zigtausende Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen systematisch ermordet wurden.
Eine zentrale Figur in diesem Part der Geschichte ist die Krankenschwester Fanny. Die Entwicklung, die sie durchläuft, war für mich besonders interessant. Zunächst sehr naiv, sieht sie zu Professor Werner auf, hält den Leiter der Nervenheilanstalt für eine Koryphäe in seinem Beruf und für einen Gutmenschen, der nur das Wohl seiner Patienten im Sinn hat. Bis einige Hinweise ihr die Augen öffnen und sie erkennt, dass der Professor hinter seiner freundlichen Maske ein wahres Monster ist und willkürlich über das Leben und Sterben tausender Menschen entscheidet.
„Bombennacht“ lässt mich tief beeindruckt zurück. Diese mitreißende, spannend erzählte Geschichte hat mir Einblicke in die dramatischen und tragischen Momente einer bombardierten Stadt im Zweiten Weltkrieg ermöglicht und mich intensiv an dem Schicksal der einzelnen Akteure teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!
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