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»Ein starkes Generationenporträt.« ORF Bestenliste
Es ist das Jahr 2001, und im Tal ist alles wie immer. Die Berge sind schroff, die Touristen unersättlich, die Jugendlichen auf der Suche nach Alkohol und Abenteuern und die Eltern abwesend. Eine Zukunft hat hier keiner, am allerwenigsten Julia, die in der Hauptschule zum sogenannten Restmüll gehört, was ihr egal ist - denn für sie zählt nur eins: Hip-Hop und der Zusammenhalt ihrer 'Crew'. Bis ihr Geschichtslehrer eines Tages die ganze Klasse zwingt, an einem politischen Experiment teilzunehmen, und damit eine Lawine an folgenschweren…mehr

Produktbeschreibung
»Ein starkes Generationenporträt.« ORF Bestenliste

Es ist das Jahr 2001, und im Tal ist alles wie immer. Die Berge sind schroff, die Touristen unersättlich, die Jugendlichen auf der Suche nach Alkohol und Abenteuern und die Eltern abwesend. Eine Zukunft hat hier keiner, am allerwenigsten Julia, die in der Hauptschule zum sogenannten Restmüll gehört, was ihr egal ist - denn für sie zählt nur eins: Hip-Hop und der Zusammenhalt ihrer 'Crew'. Bis ihr Geschichtslehrer eines Tages die ganze Klasse zwingt, an einem politischen Experiment teilzunehmen, und damit eine Lawine an folgenschweren Ereignissen lostritt. 2001 ist ein Roman über Freundschaft und das Einbrechen der Weltpolitik in eine Jugend ohne Gott - geschrieben von einer der originellsten Autorinnen unserer Gegenwart.
Autorenporträt
Angela Lehner, 1987 in Klagenfurt geboren und in Osttirol aufgewachsen, lebt heute in Berlin. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaft in Wien, Maynooth und Erlangen. Ihr Debütroman ¿Vater unser¿ (2019) wurde u. a. für den Deutschen Buchpreis nominiert und mit dem Österreichischen Buchpreis ausgezeichnet. Zudem erhielt sie den Rauriser Literaturpreis (2020) sowie das Achsensee-LiteraTour-Stipendium (2022).
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Nicole Henneberg scheint nicht überfordert zu sein von Angela Lehners Roman, der Außenseitergeschichte mit jeder Menge Jugendvibes, politisches Macht- und Rollenspiel à la Milgram und Regionalstory in einem ist. Wie sich eine 15-jährige Rapperin in einem vom Tourismus überrollten österreichischen Tal aus dem Abseits zu kämpfen versucht, wie ein Schulexperiment schließlich allerhand Konflikte unter den Jugendlichen offen zutage fördert und die Zukunft der Figuren durch 9/11 wiederum aus der Bahn geworfen wird, erzählt die Autorin laut Henneberg auf eindringliche, bedrückende und immer wieder auch hoffnungsvolle Weise, meint die Rezensentin.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.09.2021

All der Wahnsinn geht schon irgendwann vorbei
Was die Touristen lieben, ist den Bewohnern lediglich Ausdruck von Ödnis: Angela Lehners melancholisch-abgründige Jugendgeschichte "2001"

"Tal Tal / Crew Crew Crew" rappt Julia, die eindrucksvolle Heldin in Angela Lehners neuem Roman "2001". Julia ist zornig und traurig, dünnhäutig und grob. Nichts gelingt ihr, weder in der Schule, wo sie inzwischen zum "Restmüll" gehört, wie sie böse feststellt, noch in der Clique, ihrer "Crew", die doch, neben der Musik, das Wichtigste in ihrem Leben ist. Das österreichische Tal, in dem sie lebt, wird jeden Sommer von Touristen überrollt; wie Heuschreckenschwärme erscheinen sie Julia, aber anders als die biblischen Heuschrecken verwüsten sie nicht nur alles, sondern stellen ihr auch noch arrogante Fragen.

Julia ist fünfzehn, in ihrer Klasse sind lauter Jugendliche unterschiedlichen Alters, die in der letzten Hauptschulklasse gestrandet sind. Es sind ehrgeizige Schüler darunter, aber Julia gehört nicht dazu. Sie kann und will nichts lernen, fühlt sich innerlich wie erstarrt, und es wird erst im Lauf des Romans klar, dass ihre Verstörung mit der Situation zu Hause zu tun hat, die am Ende des Romans nur angedeutet wird. Immerhin hat Julia noch einen Bruder, der aufs Gymnasium geht und sich ein bisschen um sie kümmert.

Angela Lehner schildert den kalten Nebel, in dem sich das Mädchen gefangen fühlt, sparsam und eindringlich - ein seelischer Ausnahmezustand, der mit der in Julias Augen öden Umgebung korreliert, die alle Touristen in Entzückensschreie ausbrechen lässt. "Sogar jetzt, wo die Kühe doch eigentlich ihren Winterschlaf halten müssen, füllen sich die Straßen und Wege wie von Zauberhand mit Mist. Kacke ist hier allgegenwärtig", sogar die Häuser sind "mit Kacke ausgestopft", denkt Julia verzweifelt.

Wie schon in ihrem ersten Roman, "Vater unser" aus dem Jahr 2018, ist die Idylle ein einziger Abgrund aus Scheinheiligkeit und Grausamkeit. Für ihren Erstling war die Autorin unter anderem mit dem Österreichischen Buchpreis für das beste Debüt ausgezeichnet und mit dem österreichischen Schriftsteller Josef Winkler verglichen worden. In "2001" spielt die Religion nun keine große Rolle mehr, dafür sind die Jugendlichen des Tals in zwei verfeindete politische Lager gespalten. In einer der eindringlichsten Szenen trifft die seit Tagen betrunkene Julia auf zwei Pärchen aus dem feindlichen Lager: Einer reicht ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen, lässt sie dann plötzlich los, und Julia fällt wieder zu Boden - aber damit hatte sie gerechnet. Wie in Zeitlupe wird diese Szene erzählt, und man hat großes Mitgefühl mit der empfindsamen, molligen, kurzsichtigen Julia, die zuvor von einem Maikäfer zu Fall gebracht wurde, der ihr zwischen die Augen knallte.

Eine große Stärke dieser Geschichte ist die überzeugende Schilderung von Sprachlosigkeit und ihr feiner, melancholischer Humor. Er speist sich aus Julias Hoffnungen und ihrer tiefen Überzeugung, dass sie es irgendwie schaffen wird, aus dem Tal herauszukommen. Er verlässt sie auch in schwierigen Situationen nicht, auf der Polizeistation etwa, wo sie nach einer Schlägerei in ihrer Lieblingsdisco festgehalten wird und den ruppigen Polizisten die Situation irgendwie zu erklären versucht.

Alles ändert sich, als Julias ehrgeiziger und immer unerbittlicher werdender Lehrer ein soziales Experiment beginnt, um die Schulbehörde zu beeindrucken. Er verlost politische Rollen, die seine Schüler im Unterricht spielen müssen, es gibt den Papst und die UN, die Presse, Gerhard Schröder, Jassir Arafat und Slobodan Milosevic. Die Schüler, das ist der Störfall, der den Lehrer überrascht und erschreckt, identifizieren sich leidenschaftlich mit ihren Rollen, und es entstehen großartige Dialoge, die teils naiv, teils menschlich und politisch äußerst klarsichtig sind.

Ihre ganze Lebenserfahrung und Frustration lassen die Jugendlichen einfließen. Auch wenn manche Stellen fast zu eloquent wirken, so brechen die Konflikte, die vorher unter flapsigen Sprüchen versteckt wurden, endlich offen aus. Leider werden auch Freundschaften und Liebesbeziehungen zerstört, besonders tragisch: die Freundin eines jugoslawischen Flüchtlings muss Slobodan Milosevic spielen. Ein interessantes und bedrückendes, klug erzähltes Szenario, das an das berüchtigte Milgram-Experiment von 1961 erinnert - und bei Lehner im letzten Moment eine gute Wendung nimmt, weil ein Schüler in seiner neu gefundenen Sprache aufbegehrt.

"Der Wahnsinn geht vorbei / Mit etwas Menschlichkeit / Du darfst nicht ängstlich sein" rappt die österreichische Band Texta, die Julia glühend verehrt. Die Band gibt ein Konzert im Tal, und Julia, die im Publikum durch ihre Begeisterung aufgefallen ist, darf tatsächlich für einen Song mit auf die Bühne - wie ein Traum kommt ihr das vor, und diese Minuten verändern ihr Leben.

Über neun Monate hinweg erzählt der Roman, er endet am 11. September 2001 mit den sprachlos machenden Fernsehbildern aus New York. Der Schock verwandelt Julias Verstörung und lähmende Traurigkeit endlich in offene Wut, während ihre Mutter - die hier erstmals auftritt - gleichgültig schweigend auf dem Sofa liegt.

Es geht um ein vernachlässigtes Kind in diesem bewegenden Roman, um Einsamkeit und die Angst, keine Zukunft zu haben. Aber Julia, die liebenswerte, sehr junge Heldin, mit der man bis zur letzten Seite bangt, kann es schaffen. NICOLE HENNEBERG.

Angela Lehner: "2001".

Roman.

Hanser Berlin Verlag, Berlin 2021. 283 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Angela Lehner erzählt von den Wirren und Erlebnissen einer orientierungslosen Teenager-Clique ... Dialoge und Sprachwitz sind die besondere Stärke dieser Autorin." Klemens Renolder, Die Presse, 27.11.21

"Ich habe gelacht, ich habe ein bisschen geweint und spannend war es auch noch ... Von mir eine ganz dicke Empfehlung ... Diese Atmosphäre, dieser Sound ... es ist einfach stimmig." Jan Ehlert, NDR 'eat read sleep', 05.11.21

"Eine sehr gute Gesellschaftsanalyse ... Ein Buch, das sich auf jeden Fall zu lesen lohnt ... Es sticht heraus, sowohl vom Stil als auch von der Handlung." Katharina Mahrenholtz NDR 'eat read sleep', 05.11.21

"Es erfordert viel handwerkliches Können, für die Verbindung von Bildungsferne, Naivität, Jugendlichkeit und popkulturellem Know-how, die die Sprache der Erzählerin auszeichnet, einen Ton zu finden, der nicht gemacht oder forciert wirkt. Lehner gelingt das ebenso meisterhaft wie die Verknüpfung großer politischer Konflikte mit dem Alltag jugendlicher Kleinstädter ... Eine bestechende Kombination aus Leichtigkeit, Witz und Schwermut. Es fällt schwer, sich am Ende von den Figuren zu trennen." Erika Thomalla, Der Freitag, 14.10.21

"Ein starkes Generationenporträt, humorvoll und unsentimental zugleich." ORF Bestenliste im Oktober 2021

"Eine große Stärke dieser Geschichte ist die überzeugende Schilderung von Sprachlosigkeit und ihr feiner, melancholische Humor ... Ein interessantes und berückendes, klug erzähltes Szenario." Nicole Henneberg, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.09.21

"Angela Lehners Provinz- und Pubertätsroman ... überzeugt vor allem durch seine Sprache ... Schon mit den allerersten Sätzen etabliert dieser Roman einen Ton, der entzückt und einen begierig weiterlesen lässt." Klaus Nüchtern, Falter, 17.09.21

"Virtuos und unsentimental." 3sat 'Kulturzeit', 08.09.21

"Vordergründig eine (sehr unterhaltsame!) Geschichte über Jugend und Rebellion in der Provinz, das großeThema aber sind Umbrüche. ... Figurenzeichnung und Dramaturgie sind sehr gut gelungen, man kann sich mit zunehmendem Verlauf der Handlung kaum lösen." Jens Uthoff, taz, 28.08.21
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