Fabian ist tot. Nicht nur tot, sondern vollständig ausgelöscht. Die Familie ist umgezogen, sofort nach der Beerdigung, alle Fotos und Spielsachen wurden vernichtet. Luisa fühlt sich entwurzelt, verloren und alleingelassen. Ihre Eltern ignorieren sie in ihrem eigenen Schmerz, alle leben aneinander
vorbei. An ihrem 17. Geburtstag, den ersten ohne ihren geliebten kleinen Bruder, hält sie es nicht…mehrFabian ist tot. Nicht nur tot, sondern vollständig ausgelöscht. Die Familie ist umgezogen, sofort nach der Beerdigung, alle Fotos und Spielsachen wurden vernichtet. Luisa fühlt sich entwurzelt, verloren und alleingelassen. Ihre Eltern ignorieren sie in ihrem eigenen Schmerz, alle leben aneinander vorbei. An ihrem 17. Geburtstag, den ersten ohne ihren geliebten kleinen Bruder, hält sie es nicht mehr aus: Se flüchtet sich in den Wald, erklimmt einen Aussichtsturm und will springen.
Doch plötzlich hält sie jemand zurück: Thursten, ein seltsam grauer Junge, der ihr das Versprechen abnimmt, so etwas nie wieder zu tun. Thursten, der sofort wieder verschwindet und unauffindbar bleibt. Thursten, der sie verfolgt. Der einen seltsamen Hund hat und ein großes Geheimnis. Thursten, der mit einem Wolfsrudel im Wald lebt- und selbst ein Wolf ist. Thursten, der immer mehr seiner Menschlichkeit verliert und der einzige ist, der Luisa einen Halt in dieser Welt gibt. Nicht Willens ihn aufzugeben, versucht Luisa alles in ihrer Macht stehende um ihn in dieser Welt zu halten- erst um ihrer selbst Willen, da sie nicht mehr ohne ihn leben kann, und dann auch für ihn, da er ein Recht auf seine Vergangenheit hat. Doch der Preis für das Wolfssein ist hoch, und die beiden Liebenden müssen ich entscheiden: Wie viel ist ihre Liebe wert und können sie beieinander sein, obwohl sie in unterschiedlichen Welten leben? Einer muss alles opfern, doch wird es Luisa oder Thursten sein…
Dieses Buch war das melancholischste und herzergreifendste, was ich seit längerem gelesen habe. Luisas Trauer springt einem aus jeder Zeile entgegen, doch werden ihre Gefühle nicht durch krasse Worte ausgedrückt, sondern im Gegenteil durch ihre Betäubung und ihr Verhalten vermittelt. Ziellos läuft sie stundenlang durch den Wald, sitzt stumm ihre Zeit in der Schule ab ohne ein Wort zu sagen und schafft es wegen dem klumpen in ihrem Hals nicht zu essen. Erst der farblose Thursten schafft es, ihr wieder Gefühle zu entlocken, die sich dann auch völlig in jede Richtung entwickeln können. Sie schreit, weint, vermisst ihren Bruder, und kann endlich anfangen ihren Verlust zu verarbeiten, denn Thursten und seine Freunde verstehen sie, wie niemand sonst es könnte. Langsam baut sie wieder so etwas wie zwischenmenschliche Kontakte auf, und immer wieder wird sie von ihren Gefühlen gegenüber Thursten und ihren Verlustängsten überwältigt.
Nora Melling entwirft ein so überzeugendes Bild der Trauerarbeit, dass ich mich frage, ob sie selbst einmal einen solchen Verlust erlitten hat. Die Tatsache, dass es sich mit den Wölfen um ein Fantasyelement handelt, geht fast völlig in den unglaublich tiefen und vielschichtigen Charakteren unter. Thursten und sein "Rudel" wirken lebensechter als das meiste, was einem in den modernen Medien dargeboten wird. Mehrfach kamen mir die Tränen, weil ich so sehr mit Luisa mitlitt.
Ich ziehe meinen Hut vor diesem Roman, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass es ein Debüt ist, und kann es wirklich nur jedem ans Herz legen. Life at best is bittersweet, und man merkt meist erst zu spät, dass so vieles Selbstverständliches ein großes Glück bedeutet. Ich fiebere schon der Fortsetzung entgegen. Zwar wurden die meisten Fragen zum Ende hin beantwortet und der Roman kann für sich stehen, doch die Welt dreht sich weiter und das Rudel wächst. Von mir 5 von 5 Sternen