„Die Schriften von Accra“ ist ein Buch, dass ohne bahnbrechende Erkenntnisse über den Sinn des Lebens auskommt und trotzdem das innerste, die Seele, des Menschen anzusprechen vermag.
Jerusalem am Abend vor der Schlacht im Jahr 1099: Eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen versammelt sich auf
dem Platz, auf dem Jesus verurteilt worden war. Sie gehören zu denjenigen, die sich dazu entschlossen…mehr„Die Schriften von Accra“ ist ein Buch, dass ohne bahnbrechende Erkenntnisse über den Sinn des Lebens auskommt und trotzdem das innerste, die Seele, des Menschen anzusprechen vermag.
Jerusalem am Abend vor der Schlacht im Jahr 1099: Eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen versammelt sich auf dem Platz, auf dem Jesus verurteilt worden war. Sie gehören zu denjenigen, die sich dazu entschlossen haben, in der Stadt zu bleiben. Sie eint, dass sie den Morgen und ihre ungewisse Zukunft fürchten. In dieser Stunde lauschen sie den Worten des Kopten, der um die Umwälzungen, die ihnen allen bevorstehen weiß und versucht, den Bewohnern Mut zuzusprechen, um sie darauf vorzubereiten, dass sie das Erbe dieser großartigen Stadt, die fallen wird, in die Welt hinaustragen sollen. Er stellt sich ihren Fragen, die sich nicht nur um ihre aktuelle Situation drehen, sondern auch von der Bewältigung des Alltags handeln.
Paul Coelho beginnt sein Werk mit ein paar einleitenden Worten, in denen er kurz auf die Entstehungsgeschichte eingeht. Er hat aus unerfindlichen Gründen eine Abschrift von ein paar Seiten der Nag-Hammadi-Schriften erhalten. Er schafft dadurch eine mystische Atmosphäre und den Wegen der Schriftstücke - bis in seine Hände - lastet ein Hauch von Schicksal an. Den Inhalt lässt er im nebulösen und so wird nicht ganz klar, ob es sich bei „Die Schriften von Accra“ um eine Übersetzung oder Interpretation handelt oder das Buch durch die Abschriften inspiriert sind.
Ebenso wie der Inhalt der Originaltexte bleibt auch die Figur des Kopten sehr vage und ungenau. Er besitzt keinen Namen und über ihn ist nur seine Herkunft bekannt. Doch scheint er mit sich im Reinen zu sein und einen Weg gefunden zu haben, ein erfülltes Leben zu führen. An seinen Erkenntnissen möchte er die Versammlung teilhaben lassen und es entsteht ein Gespräch, indem immer eine Frage gestellt wird und der Kopte antwortet auf diese.
Die Fragen drehen sich um existentielle Fragen wie Liebe, Erfolg und Misserfolg, Gemeinschaft, etc. – nun erfindet Paul Coelho das Rad nicht neu und um ehrlich zu sein erwischt man auch die ein oder andere abgedroschene Floskel, wie etwa, dass Routine tödlich sei. Dennoch, hat das Buch etwas an sich, dass es mich bis zum Ende mit Begeisterung lesen ließ. Sprachlich einfach und trotzdem eindringlich, werden dem Leser Tipps zur Einstellung zum Leben und zu festgefahrenen Denkweisen gegeben und der Autor beweist damit ein unheimliches Feingefühl, worauf es dem heutigen Menschen ankommt und wovon er sich verunsichern lässt. Und der ruhige, angenehme Schreibstil lässt einen innehalten und man beginnt über die Worte des Kopten nachzudenken. Dazu passen nicht nur die Kürze des Werks (das Hörbuch mit dem kompletten Text dauert nur 166 min), sondern auch die Einteilung in Frage und Antwort, da man so dieses Buch immer mal wieder in die Hand nehmen kann und verschiedene Passagen erneut lesen kann.
In der heutigen, beschleunigten Welt ist die Frage nach dem Sinn des Lebens und auch der Wunsch nach einem erfüllten Leben so groß wie nie zuvor. Paul Coelho gelingt es mit seinem kleinen Werk, den Alltag etwas zu entschleunigen und schöne Denkanstöße zu liefern - und dass in einem literarischen Rahmen, der mich sehr angesprochen hat.