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Traumfänger
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Düren

Bewertungen

Insgesamt 6 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2013
Die Dienstagsfrauen / Dienstagsfrauen Bd.1
Peetz, Monika

Die Dienstagsfrauen / Dienstagsfrauen Bd.1


weniger gut

„Die Dienstagsfrauen“ – ein Roman zum Lachen und mit unvorhergesehenen Wendungen.
Fünf absolut unterschiedliche Frauen treffen sich seit fünfzehn Jahren regelmäßig einmal im Monat an einem Dienstag. Dieses Jahr ist Caroline besonders um Judith besorgt, die nach dem Tod ihres Mannes Arno traumatisiert ist und nicht mehr richtig am Leben teilnimmt. Caroline möchte diesen Zustand mithilfe eines Urlaubs ändern und Judith über ihre Trauer hinweg helfen. Doch Judith hat andere Pläne. Nach dem Fund von Arnos Tagebuch, ist sie entschlossen, dessen begonnene und nie abgeschlossene Pilgerfahrt nach Lourdes zu beenden. Caroline beschließt mit den anderen Freundinnen Judith zu begleiten und zu unterstützen. Und gleich zu Beginn taucht ein Problem mit Arnos Tagebuch auf, wodurch Carolines siebter Sinn Alarm schlägt. Doch Judith lässt alle Fragen über den Inhalt desselben an sich abblitzen und zeigt sich verschlossen. Zunehmend spitzt sich die Lage zu, aber die Freundinnen wachsen über sich hinaus. Und über alledem schwebt Arnos Geheimnis, dass alles verändern wird…
Gelungen ist die Mischung der Gruppe, da unterschiedliche Frauentypen die Gruppe ausmachen und diese somit dynamisch wirkt. Auch die Damit verbundenen Anforderungen zur Selbstreflexion sind unterschiedlich. Natürlich sind die Personen sehr typisiert und geprägt von einem Schubladendenken. Besonders das „High Society Girl“ Estelle, das nur für Unterhaltung sorgt und sonst sich durch Oberflächlichkeit auszeichnet, und das „Küken“ Kiki, dessen Bindungsprobleme vorhersehbar und flach abgehandelt werden, sind keine vielschichtigen Charaktere und ziemlich einfach gestrickt. Überraschend – nicht nur für die Herbergsmutter, sondern auch für den Leser – ist da eher Eva, die überfürsorgliche Mutter. Zwar kann auch sie in eine Schublade gesteckt werden – erfolgreiche Ärztin gibt zu Gunsten der Familie den Beruf auf und bemuttert diese – aber sie erkennt und analysiert ihre derzeitige Situation und die daraus resultierende Zukunft und es beginnt der Prozess des Umdenkens bei ihr. Die zweite Überraschung in dem Buch ist Arnos Geheimnis, das die Fahrt überschattet. Immer nur kleine Informationshäppchen werden dem Leser gegeben, aus denen man erst am Ende ein Gesamtbild zusammensetzten kann.
So flach wie einige Charaktere ist auch die Pilgerreise an sich. Sehr kurz und mit nur wenigen Stationen erscheint die Reise sehr kurz und ihr Ausmaß ist nicht wirklich nachvollziehbar. ZU keiner Zeit kann man sich in die Situation hineinversetzten und auch die Atmosphäre des Pilgerns bleibt aus. Die beschriebenen Mühen und trotzdem das Besondere Gefühl, das sich beim Pilgern einstellt, wirken aufgesetzt. Auch das spirituelle Erlebnis von Caroline ist übertrieben dargestellt (anscheinend werden Erscheinungen und übernatürliche Erfahrungen erwartet) und erscheint einfach unecht. Das Ende wird glorifiziert und dadurch ist der folgende Aufbruch nicht nur in Carolines Augen abrupt und unpassend. Auch als Leser hängt man in der Luft und weiß mit diesem Ende erst einmal nichts anzufangen.
Für die fünf Frauen gibt es ein „vor Lourdes und ein nach Lourdes“, doch leider gilt ein „Vor den Dienstagsfrauen und ein nach den Dienstagsfrauen“ für den Leser nicht. Zu unecht und aus zweiter Hand erscheinen die Erzählungen von der Pilgerreise, sodass man den Protagonistinnen nicht abnimmt, den Weg tatsächlich gegangen zu sein. Zwar hat der Roman nicht für Erleuchtung gesorgt, jedoch war er trotz allem unterhaltsam, was auch an dem Charakter der Estelle gelegen hat. Aufgrund der Kürze des Buches ist dies eine Lektüre die man schnell zwischendurch lesen kann. Wenn man also einfach mal ein bisschen lachen und sich unterhalten lassen möchte, dann ist man mit diesem Buch gut beraten. Doch tiefschürfende Erkenntnisse und ein atmosphärisches aufgeladenes Buch darf man nicht hoffen.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.01.2013
Die Schriften von Accra
Coelho, Paulo

Die Schriften von Accra


ausgezeichnet

„Die Schriften von Accra“ ist ein Buch, dass ohne bahnbrechende Erkenntnisse über den Sinn des Lebens auskommt und trotzdem das innerste, die Seele, des Menschen anzusprechen vermag.

Jerusalem am Abend vor der Schlacht im Jahr 1099: Eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen versammelt sich auf dem Platz, auf dem Jesus verurteilt worden war. Sie gehören zu denjenigen, die sich dazu entschlossen haben, in der Stadt zu bleiben. Sie eint, dass sie den Morgen und ihre ungewisse Zukunft fürchten. In dieser Stunde lauschen sie den Worten des Kopten, der um die Umwälzungen, die ihnen allen bevorstehen weiß und versucht, den Bewohnern Mut zuzusprechen, um sie darauf vorzubereiten, dass sie das Erbe dieser großartigen Stadt, die fallen wird, in die Welt hinaustragen sollen. Er stellt sich ihren Fragen, die sich nicht nur um ihre aktuelle Situation drehen, sondern auch von der Bewältigung des Alltags handeln.

Paul Coelho beginnt sein Werk mit ein paar einleitenden Worten, in denen er kurz auf die Entstehungsgeschichte eingeht. Er hat aus unerfindlichen Gründen eine Abschrift von ein paar Seiten der Nag-Hammadi-Schriften erhalten. Er schafft dadurch eine mystische Atmosphäre und den Wegen der Schriftstücke - bis in seine Hände - lastet ein Hauch von Schicksal an. Den Inhalt lässt er im nebulösen und so wird nicht ganz klar, ob es sich bei „Die Schriften von Accra“ um eine Übersetzung oder Interpretation handelt oder das Buch durch die Abschriften inspiriert sind.
Ebenso wie der Inhalt der Originaltexte bleibt auch die Figur des Kopten sehr vage und ungenau. Er besitzt keinen Namen und über ihn ist nur seine Herkunft bekannt. Doch scheint er mit sich im Reinen zu sein und einen Weg gefunden zu haben, ein erfülltes Leben zu führen. An seinen Erkenntnissen möchte er die Versammlung teilhaben lassen und es entsteht ein Gespräch, indem immer eine Frage gestellt wird und der Kopte antwortet auf diese.
Die Fragen drehen sich um existentielle Fragen wie Liebe, Erfolg und Misserfolg, Gemeinschaft, etc. – nun erfindet Paul Coelho das Rad nicht neu und um ehrlich zu sein erwischt man auch die ein oder andere abgedroschene Floskel, wie etwa, dass Routine tödlich sei. Dennoch, hat das Buch etwas an sich, dass es mich bis zum Ende mit Begeisterung lesen ließ. Sprachlich einfach und trotzdem eindringlich, werden dem Leser Tipps zur Einstellung zum Leben und zu festgefahrenen Denkweisen gegeben und der Autor beweist damit ein unheimliches Feingefühl, worauf es dem heutigen Menschen ankommt und wovon er sich verunsichern lässt. Und der ruhige, angenehme Schreibstil lässt einen innehalten und man beginnt über die Worte des Kopten nachzudenken. Dazu passen nicht nur die Kürze des Werks (das Hörbuch mit dem kompletten Text dauert nur 166 min), sondern auch die Einteilung in Frage und Antwort, da man so dieses Buch immer mal wieder in die Hand nehmen kann und verschiedene Passagen erneut lesen kann.

In der heutigen, beschleunigten Welt ist die Frage nach dem Sinn des Lebens und auch der Wunsch nach einem erfüllten Leben so groß wie nie zuvor. Paul Coelho gelingt es mit seinem kleinen Werk, den Alltag etwas zu entschleunigen und schöne Denkanstöße zu liefern - und dass in einem literarischen Rahmen, der mich sehr angesprochen hat.

12 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.01.2013
Der Thron der Welt / Vallon Bd.1
Lyndon, Robert

Der Thron der Welt / Vallon Bd.1


weniger gut

Eine Reise durch die ganze bekannte Welt des Mittelalters bis zum Thron der Welt – besagen jedenfalls der Titel und Klappentext. So beginnt die Orientierungslosigkeit schon auf dem Cover und endet noch nicht mal mit dem Schließen der letzten Buchseite.

Der fränkische Soldat Vallon flüchtet und trifft dabei auf Hero, einen jungen Medizinstudenten und Besitzer einer Lösegeldforderung. Hero überredet den Krieger ihn zu begleiten und vor den mannigfaltigen Gefahren zu beschützen. Nach der Übergabe der Forderung überzeugt die Mutter Vallon, sich auf die Suche nach Gerfalken zu machen und diese Suleiman zu übergeben, da die Lösegeldsumme viel zu hoch ist. Vallon und Hero schleichen sich mit einem Falkner und einem Söldner davon. Doch Drogo, der Bruder des Gefangenen, verfolgt die Gruppe, um den Austausch zu verhindern. Lügen und unglückliche Umstände führen dazu, dass die Reisenden nicht nur von Drogo gejagt werden, sondern sie kommen auch mit dem Gesetz in Konflikt und sind nirgends sicher vor der Verfolgung von Soldaten. Auf ihrem beschwerlichen Weg Richtung Norden begegnen sie Freunden, aber auch Verrätern und Piraten, sodass sie immer wieder in Kämpfe verwickelt werden und die Mission droht ein ums andere Mal zu scheitern und immer wieder müssen sie um ihr Leben kämpfen… Und Hero trägt die ganze Zeit ein Geheimnis mit sich, das die Welt aus ihren Angeln reißen könnte.

Robert Lyndon gelingt es eine Welt zu zeichnen, wie sie hätte sein können und die Fülle an Details helfen, dass man sich diese Welt gut vorzustellen vermag. Sie tragen zu einer genauen Vorstellung des Mittelalters bei, doch oft übertreibt es der Autor, sodass sie an vielen Stellen der Spannung entgegenwirken. Auch die Reise ist sehr detailliert und der Weg ist sehr lang und am Ende des Romans hat man das Gefühl, dass alle Gefahren und Unwägbarkeiten, auf die man im Mittelter stoßen könnte, den Weg der Reisenden kreuzen, sodass es etwas zu viel des Guten ist. Und genau wie die Fahrt an sich, ist auch der Erzählstrang von Schlenkern durchzogen, wodurch der Weg noch länger wird. Die Erzählung ist angereichert, ja geradezu überladen mit allen möglichen Informationen über Stämme, Sprache, Eigenheiten, Landschaften, etc. Ein weiteres Beispiel ist der Ring mit angeblichen magischen Eigenschaften, den Vallon zu Beginn der Reise erhält. Zwar taucht der Ring am Anfang, kurz in der Mitte und dann nochmal am Ende des Romans auf, doch spielt er keine Rolle und hat keinen Wert für die Geschichte und irritiert somit beim Lesen.
Dadurch dass der Focus auf der Handlung, dem Zeitgeschehen und der Erschaffung einer mittelalterlichen Umgebung liegt, kommen die Charaktere meines Erachtens etwas zu kurz. Handlungsweisen scheinen dadurch unmotiviert und schwer nachvollziehbar, wie etwa Drogos unerschütterlicher Hass auf Vallon, der bis zum Ende anhält, obwohl beide gemeinsam kämpfen und Vallon mehrfach das Leben seines Gegenspielers rettet. Das steht dem im Mittelalter vorherrschenden Prinzips der Ehre entgegen und Drogos Antrieb zu seinen Handlungen gegen dieses Prinzip werden nicht genau geklärt. Aber auch die anderen Personen zeigen wenig Tiefgang in ihrer Entwicklung, da sie meist bloß auf ihre brutale Umgebung reagieren, die an allen Ecken das Leben der Menschen bedroht.
Und diese Bedrohungen haben es in sich. An einigen Stellen sind die Darstellungen sehr plastisch und abschreckend und damit nichts für zart besaitete Leser. Denn der Autor schreckt nicht vor Kannibalismus, Massenvergewaltigung, hervorquellenden Gedärmen und spritzender Hirnmasse zurück. Und auch hier ist es wieder gut gemeint, aber zu übertrieben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass „Der Thron der Welt“ zwar ein spannendes Buch ist, doch leider fehlt der Geschichte zum Teil die Orientierung. Wodurch die Motivation bei knapp tausend Seiten schon mal nachlassen kann.
Aber für mich gilt auch hier wieder mal: „Weniger ist mehr“!

Bewertung vom 19.12.2012
Am Horizont das rote Land
Fitzpatrick, Kylie

Am Horizont das rote Land


sehr gut

Während der Industrialisierung, in einer männerdominierten Welt, kämpft eine junge Frau gegen Intrigen und für Selbstbestimmung und Unabhängigkeit.

Die eigensinnige Tochter eines Textilhändlers reist, veranlasst durch den finanziellen Ruin ihrer Eltern, zu ihrem Onkel Ryan nach London, um dort eine Anstellung zu suchen. Unterkunft findet sie bei der Frau des verstorbenen Geschäftspartners ihres Onkels. Als dieser kurz nach ihrer Ankunft unter merkwürdigen Umständen stirbt, versucht sie die Hintergründe von Ryans Tod zu verstehen. Dadurch gerät sie in ein Netz von Intrigen und wird Opfer einer Verschwörung, als deren Konsequenz sie verurteilt und nach Australien deportiert wird. Doch auch bis in die entfernte Kolonie wird sie von den verbrecherischen Machenschaften verfolgt, denen sie tapfer die Stirn zu bieten versucht…
Das Verhältnis von Einleitung, Hauptteil und Schluss ist etwas aus dem Gleichgewicht, sodass der Beginn langatmig wirkt. Doch sobald die ersten Seiten überwunden sind, geht es spannend weiter und man ist von der Geschichte sehr gefesselt. Dafür ist leider das Ende, im Gegensatz zum Anfang, ziemlich knapp und abrupt.
Rhiannon ist benannt nach einer keltischen Gottheit, deren Schicksal sehr dem von Rhia ähnelt. Ebenso verweist der Name auf ihre Sensibilität und prophetischen Fähigkeiten hin, denn schon Rhias Großmutter sagte, dass ihre Enkelin eine besondere Beziehung zur Anderswelt hätte. Immer wieder treten diese im Roman auf, seien es Träume oder Visionen mit Ratschlägen Verstorbener, Eindrücke von drohender Gefahr oder einfach nur ihre Affinität zu keltischen Mythen, die ihr über schwere und ausweglose Situationen hinweg helfen.
Immer wieder tritt Rhias starke Persönlichkeit hervor, die oft mit dem vorherrschenden Dünkel der Männer kollidiert. Doch im Laufe des Romans wächst die junge Frau an ihrem Schicksal und geht gestärkt daraus hervor. Schnell wird deutlich, dass sie im Zentrum steht und alle anderen Charaktere neben ihr blass aussehen.
Doch nicht nur die Entwicklung, die Rhia vollzieht, ist spannend, auch das Intrigenspiel, das für ihre Deportation verantwortlich ist, bleibt bis fast zum Schluss rätselhaft. Geschickt versteht es die Autorin dem Rezipienten nur Stückchen für Stückchen Hinweise zu geben, die bei der Aufklärung helfen können, und immer großer wird das Netz von Verbrechen und Intrigen. Erst am Schluss lüftet sich das Geheimnis, wer die Fäden gesponnen und in der Hand hatte. Zudem baut sich durch die prophetischen Visionen eine geheimnisvolle und mysteriöse Atmosphäre auf, die sich durch den gesamten Roman zieht.
Ein weiteres Leitmotiv findet man in den Überschriften der einzelnen Kapitel. Dies sind Farben, Stoffe und Pflanzen. Besonders gelungen ist die Verknüpfung jener mit der Stimmung und dem Inhalt des jeweiligen Kapitels. Man erhält die Gelegenheit die Welt durch Rhias Augen zu sehen, für die diese Dinge untrennbar mit ihrem Leben verknüpft sind.
Doch ein großes Manko habe ich gefunden: Der Klappen Text weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Besonders die beiden letzten Sätze lassen auf eine große Liebesgeschichte schließen, doch diese spielt kaum eine Rolle und ist untergeordnet und wird ziemlich schnell und beiläufig abgehandelt. Vielmehr geht es um eine Frau, die trotz harter Schicksalsschläge, die dicht aufeinander folgen, über sich hinauswächst und zu sich selbst und damit einer inneren Stärke findet, aus der sie schöpfen kann, um sich in der vorurteilsbelasteten Welt erfolgreich behaupten zu können. Doch für den Klappentext kann der Roman ja nichts.
„Am Horizont das rote Land“ ist ein gut recherchierter historischer Roman, der sich ebenso in das 19. Jahrhundert einfindet. Wer die ersten Seiten durchhält, wird mit einem spannungsgeladenen und rätselhaften Verlauf belohnt, an dessen Ende eine starke und selbstbewusste Frau steht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2012
Chill mal, Frau Freitag
Frau Freitag

Chill mal, Frau Freitag


sehr gut

„Chill mal Frau Freitag“ – ein etwas anderer Einblick in den Alltag einer Lehrerin, gespickt mit viel Humor und satirischen Elementen.

Frau Freitag ist Lehrerin für Englisch und Kunst an einer sogenannten Brennpunktschule. Ob Fehlstunden, Verständnislosigkeit, gravierende Wissenslücken oder Beratungsresistenz, es ist von allem etwas dabei. Auch kritische Anmerkungen zur Integration, zum Bildungsauftrag und zur Gesellschaft allgemein fehlen nicht. Und vieles mehr erlebt Frau Freitag innerhalb eines Jahres – und sie möchte es gar nicht anders haben.
„Wie auch immer, Lehrerin ist schon ein krasser Job.“- Das beweist uns Frau Freitag in ihren Anekdoten aus ihrem Alltag. Schonungslos und offen erzählt sie von ihren Erlebnissen mit ihren Schülern und Kollegen. Seien es das mangelnde Wissen der Schüler oder gar die eigenen Makel, wenn um guten Unterricht geht, kein Thema ist für Frau Freitag ein Tabu. Und so sollte es auch sein. Denn sicherlich werden Leser, die nie im Bildungssektor gearbeitet haben, die Schwierigkeiten im Schulleben nur schwer nachvollziehen oder sogar überhaupt nicht glauben können; ist es wiederum für diejenigen, die jeden Tag mit Jugendlichen zu tun haben, so etwas wie ein „Nach-Hause-kommen“. Denn noch immer ist es an den meisten Schulen ein Tabu über Probleme im Klassenzimmer zu sprechen. Und indem Frau Freitag ihre Probleme, welcher Art auch immer, öffentlich macht, auch wenn, zugegeben, die ein oder andere Situation karikiert dargestellt ist, gelingt ihr ein enormer Fortschritt in der Selbstwahrnehmung. Geschickt bindet die Erzählerin die Probleme im Schulalltag in ihre Darstellungen ein, jedoch ohne mit dem Finger auf einen Schuldigen zeigen zu wollen, sondern lediglich mit der Absicht, auf diese aufmerksam zu machen.
Trotz der eigentlich ernsten Inhalte, versteht es die Erzählerin diese humorvoll und engagiert zu vermitteln und in witzige Anekdoten zu packen. Schon die Überschriften jedes Kapitels fassen den Inhalt der folgenden Erzählung gekonnt zusammen, sodass man sich schon im Vorfeld fragt, was ihre Schüler oder gar Frau Freitag selbst wieder ausgefressen haben. Angenehm ist auch die Kürze der einzelnen Kapitel, sodass man tatsächlich einfach mal zwischendurch eines lesen kann.
Als Rahmen der Episoden dient ein Schuljahr an einer Gesamtschule und verschiedene bauen auch aufeinander auf, aber generell handelt es sich bei dem Roman eher um eine Sammlung verschiedener Geschichten, die nur in einem sehr losen Zusammenhang stehen, sodass man auch die ein oder andere im Anschluss nochmal lesen kann.
Treffend und sehr plastisch wird auch die Jugendsprache wiedergegeben, mit all ihren Fehlern, Neologismen und Verwendung von Wörtern aus anderen Sprachen. Das und die den ganzen Roman prägenden Dialoge sind zu Beginn noch sehr witzig, doch am Ende können die nicht endenden semantischen und syntaktischen Fehler schon etwas nerven.

Nichts desto trotz ist die Real-Satire „Chill mal, Frau Freitag“ ein sehr amüsantes Buch, das Nicht-Lehrern zeigt, womit ein Lehrer täglich zu kämpfen hat und diejenigen, die sich den dargestellten Situationen täglich stellen müssen, werden erfreut über so viel Offenheit sein und herzlich über all die Situationen lachen, die ihnen bekannt vorkommen und sie vielleicht im Nachhinein etwas gelassener sehen.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2012
Lauf
Freveletti, Jamie

Lauf


schlecht

„Lauf“ von Jamie Freveletti, ein Thriller voll Paramiltärs, Guerillas, Explosionen und vielen Schüssen.
Die Chemiker Emma Caldridge befindet sich auf dem Weg nach Bogotá, als ihr Flugzeug von kolumbianischen Guerillas entführt wird und über dem Dschungel abstürzt. Dem Glück ist es zu verdanken, dass Emma so von den Soldaten unentdeckt bleibt, die die überlebenden Passagiere als Geiseln nehmen. Während Emma im Dschungel um ihr Überleben kämpft, trägt Edward Banner – Chef der Sicherheitsfirma Darkview- einen Kampf ganz anderer Art aus. Er muss sich in dem politischen Ränkespiel beweisen, um die Geiseln retten zu können. Emma stößt immer wieder auf Hindernisse, die sie überwinden muss. Doch nicht nur der Geiselnehmer Rodrigo ist hinter ihr her, auch ein amerikanischer Spürtrupp verfolgt Emmas, denn die Entführung des Flugzeugs war kein Zufall und bei der Verfolgung geht es um mehr, als nur Lösegeld… aber Emma ist nicht zu stoppen, wenn sie läuft.
Der Roman ist geprägt durch Extreme, sei es der Schauplatz der Geschichte,der Dschungel von Kolumbien oder die handelnden Personen. So ist Emma nicht nur eine gute Langstreckenläuferin, sie hat auch an den härtesten Wettkämpfen der Welt teilgenommen. Banner ist absolut integer und der Guerilla Rodrigo zeichnet sich durch Wahnsinn und den Hang zu exzessiven Gewaltausbrüchen aus. Auch die Kämpfe haben die Tendenz auszuufern und sind sehr übertrieben. Diese Art der Schwarz-Weiß-Malerei macht den Roman zum Teil sehr unrealistisch und, um es im Schauspieljargon auszudrücken: overacted.
Schwierigkeiten bereitet auch die Verquickung verschiedener Interessen. Da wird einfach zu viel in einem Topf geworfen; aber nicht die Quantität macht es, sondern die Qualität. Viele Probleme Kolumbiens werden beispielsweise angesprochen und mit Krampf in die Handlung eingebaut. Die Ölpipeline, die von amerikanischen Militärs bewacht wird wird ebenso angesprochen, wie das vorherrschende Drogenproblem. Von Kindersoldaten, Missbrauch, Paramilitärs, etc., die auch Erwähnung finden, will ich gar nicht erst anfangen.
Wie die Probleme bleiben auch die Personen in dem Roman sehr oberflächlich und erlangen keine Tiefe. Nur kurz blitzen mal glaubhafte Gefühle auf, die man als Leser nachvollziehen kann. Doch sonst bleibt, besonders die Hauptakteurin Emma, ein Supergirl, mit dem man sich nicht wirklich identifizieren kann. Der Versuch ihr emotionale Tiefe durch den Verlust ihres Verlobten zu geben schlägt fehl und wirkt aufgesetzt. Alle anderen Personen sind nur Nebenrollen in Emmas Lauf und somit sehr blass. Selbst der wahnsinnige Rodrigo lehrt einem nicht das Fürchten und sorgt auch nicht für Gänsehaut, sondern er besticht nur durch seine Beschränktheit und Armseligkeit.
Auch die Zufälle, die sich im Laufe der Handlung um die Protagonistin ereignen, werden in ihrer Summe unglaubwürdig. Emma ist eine Langstreckenläuferin; sie wird als einzige aus den Flugzeug geschleudert; ihr gelingt es, sich am Waldrand zu verstecken und bleibt unentdeckt; im Gepäck hat sie ein Zelt und weitere überlebenswichtige Dinge; giftige Samen werden von ihr beiläufig eingesteckt, die sie zufällig später braucht… diese Liste kann beliebig fortgesetzt werden.
Eine Sache kann ich allerding positiv herausstellen: Wer Aktion mag, wird hier auf seine Kosten kommen. Prügeleien, Verfolgungsjagden zu Fuß und in der Luft, Kämpfe, Kleinkriegen gleich, und viele Explosionen lassen jedes Aktionherz höher schlagen und sorgen für viel Abwechslung und Ablenkung – fragt sich nur von.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Lauf“ kein Thriller mit Tiefgang ist, sondern ein oberflächlicher Roman, der viel Wert auf Übertreibungen legt und einen Hang zu Explosionen hat.
Für aufmerksame Leser ergeben sich einige Widersprüche und lose Ende, die einen am Ende unbefriedigt und mit gerunzelter Stirn zurücklassen, sodass ich das Buch nur denjenigen empfehlen kann, die auf Raffinesse verzichten können und sich einfach nur in ein schießwütiges Abenteuer s