Das Lied der Banshee ist ein Jugendroman, der sich vor allem wegen der Fülle an mystischen Wesen, die darin auftauchen, von anderen Jugendbüchern stark unterscheidet, im positiven Sinn. Statt sich auf ein paar wenige Gestalten zu beschränken, erweckt Janika Nowak nahezu alle erdenklichen
Sagengestalten zum Leben, ohne die Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren. Sie fasst die verschiedenen Arten…mehrDas Lied der Banshee ist ein Jugendroman, der sich vor allem wegen der Fülle an mystischen Wesen, die darin auftauchen, von anderen Jugendbüchern stark unterscheidet, im positiven Sinn. Statt sich auf ein paar wenige Gestalten zu beschränken, erweckt Janika Nowak nahezu alle erdenklichen Sagengestalten zum Leben, ohne die Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren. Sie fasst die verschiedenen Arten unter dem Begriff Götterkinder zusammen, da sie, wie in den meisten Überlieferungen, aus der Verbindung zwischen einem Gott bzw. einer Göttin und einem Menschen entstanden sind. So kommt es, dass es in ihrem Roman nicht nur eine Banshee gibt, sondern auch Wassermänner, Sirenen, Nymphen, Naturgeister, Gargoyles, Lamien, Sartyre und viele andere. Schade ist allerdings, dass man einige dieser Wesen nur oberflächlich kennen lernt, obwohl man doch eigentlich noch viel mehr über sie erfahren möchte.
Im Vordergrund der Handlung steht jedoch Aileen, die schließlich von dem sehr sympathischen Wassermann Macius erfährt, dass sie eine Banshee ist – eine irische Todesfee. Zunächst hält sie das alles für ausgemachten Unsinn, doch schon bald muss auch die sonst so bodenständige Auszubildende einsehen, dass es Magie tatsächlich gibt und Macius sich das alles nicht nur ausgedacht hat. Spätestens als sie zum zweiten Mal von Harpyien angegriffen wird, kann sie nicht mehr leugnen, dass ihr Leben sich grundlegend verändert hat.
Zusammen mit Thomas, der mehr oder weniger zufällig in die Sache mit hinein geraten ist, weil er den Angriff der Harpyien mitbekommen hat, muss sie sich nun ihrer neuen Situation stellen. Um vor den hartnäckigen Angreifern zu fliehen und damit Aileen ihre Fähigkeiten erlernen kann, machen sie sich mit Macius, der japanischen Oni Aiko und der etwas ruppigen Sirene Pheme auf den Weg nach Warschau, wo sie zunächst im Brunnen des Wassermanns Unterschlupf finden. Dort lernen beide mehr über die Existenz der Götterkinder und deren Fähigkeiten. Während Aileen von Macius vor allem lernen soll ihre Stimme als Waffe einzusetzen, wird Thomas von Pheme im Umgang mit Schusswaffen unterrichtet, sodass auch er feindlich gesinnten Götterkindern etwas entgegen zu setzen hat.
Doch sie bleiben nicht lange unentdeckt und schon bald müssen sich Aileen, Thomas, Aiko und Pheme auf eine spannende sowie gefährliche Reise quer durch Europa begeben um Verbündete im Kampf gegen die Nyxianer, die systematisch andere Götterkinder auslöschen, zu gewinnen und herauszufinden, warum es immer wieder zu diesen Angriffen kommt.
Neben diesem Kampf gibt es natürlich auch eine kleine Liebesgeschichte, nämlich zwischen Aileen und Thomas, die bis zum Ende hin spannend bleibt. Während Aileen sich immer wieder selbst dabei erwischt, dass sie zu Schwärmen anfängt und vielleicht doch etwas mehr für Thomas empfindet als nur Freundschaft, ist sie fest davon überzeugt, dass er sie nur als Kollegin und Freundin sieht, aber auf keinen Fall tiefere Gefühle für sie hegt. Dies führt immer wieder dazu, dass sie selbst auf Distanz geht, damit er nichts von ihren Gefühlen bemerkt, obwohl er im Grunde doch genau das gleiche für sie empfindet, was man als Leser schon von Anfang an spürt. Trotzdem ist es schön, und teilweise auch recht amüsant, zu beobachten, wie lange die beiden umeinander herum schleichen, bis sie sich endlich die Wahrheit gestehen können.
Das Ende ist der Autorin gut gelungen und verlangt eigentlich nicht nach einer Fortsetzung, da die Handlung in sich abgeschlossen ist. Potenzial könnte sich jedoch noch in der Zukunft aus der Beziehung zwischen Aileen und Thomas ergeben, da sie als Banshee mehrere hundert Jahre alt werden kann, ohne dass man es ihr äußerlich ansehen würde, während Thomas als Mensch ganz normal altern wird. Es wäre daneben aber natürlich auch interessant zu erfahren, wie es mit den anderen Figuren weiter geht.