Inger-Maria Mahlke
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Archipel
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Ein großer europäischer Familienroman von der Peripherie des Kontinents: der Insel des ewigen Frühlings, Teneriffa. Gewinner des Deutschen Buchpreises 2018."Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte". Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für ...
Ein großer europäischer Familienroman von der Peripherie des Kontinents: der Insel des ewigen Frühlings, Teneriffa. Gewinner des Deutschen Buchpreises 2018.
"Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte". Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt.
Inger-Maria Mahlke ist in nur wenigen Jahren zu einer der renommiertesten deutschen Schriftstellerinnen avanciert und hat sich mit jedem ihrer Bücher thematisch und formal weiter vorgewagt. In "Archipel" führt sie rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und kleiner Siege. Es ist Julios Jahrhundert, das der Bautes und Bernadottes, der Wieses, der Moores und González' - Familiennamen aus ganz Europa. Aber da sind auch die, die keine Namen haben: Die Frau etwa, die für alle nur 'die Katze' war: unverheiratete Mutter, Köchin, Tomatenpackerin - und irgendwann verschwunden. Denn manchmal bestimmen Willkür, Laune, Zufall oder schlicht: mitreißende Erzählkunst über das, was geht, und das, was kommt.
"Es ist der 9. Juli 2015, vierzehn Uhr und zwei, drei kleinliche Minuten. In La Laguna, der alten Hauptstadt des Archipels, beträgt die Lufttemperatur 29,1 Grad. Der Himmel ist klar, wolkenlos und so hellblau, dass er auch weiß sein könnte". Damit fängt es an. Und mit Rosa, die zurückkehrt auf die Insel und in das heruntergewirtschaftete Haus der vormals einflussreichen Bernadottes. Rosa sucht. Was, weiß sie nicht genau. Doch für eine Weile sieht es so aus, als könnte sie es im Asilo, dem Altenheim von La Laguna, finden. Ausgerechnet dort, wo Julio noch mit über neunzig Jahren den Posten des Pförtners innehat. Julio war Kurier im Bürgerkrieg, war Gefangener der Faschisten, er floh und kam wieder, und heute hütet er die letzte Lebenspforte der Alten von der Insel. Julio ist Rosas Großvater. Von der mütterlichen Seite. Einer, der Privilegien nur als die der anderen kennt.
Inger-Maria Mahlke ist in nur wenigen Jahren zu einer der renommiertesten deutschen Schriftstellerinnen avanciert und hat sich mit jedem ihrer Bücher thematisch und formal weiter vorgewagt. In "Archipel" führt sie rückwärts durch ein Jahrhundert voller Umbrüche und Verwerfungen, großer Erwartungen und kleiner Siege. Es ist Julios Jahrhundert, das der Bautes und Bernadottes, der Wieses, der Moores und González' - Familiennamen aus ganz Europa. Aber da sind auch die, die keine Namen haben: Die Frau etwa, die für alle nur 'die Katze' war: unverheiratete Mutter, Köchin, Tomatenpackerin - und irgendwann verschwunden. Denn manchmal bestimmen Willkür, Laune, Zufall oder schlicht: mitreißende Erzählkunst über das, was geht, und das, was kommt.
Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf, studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike. Ihr Debütroman Silberfischchen wurde ein Jahr später mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet. Für einen Auszug aus ihrem Roman Rechnung offen bekam sie beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis den Ernst-Willner-Preis zugesprochen; 2014 erhielt sie den Karl-Arnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Ihr Roman Wie Ihr wollt gelangte unter anderem auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises, den sie 2018 für den Roman Archipel dann erhielt.
Produktdetails
- Verlag: Rowohlt, Hamburg
- Artikelnr. des Verlages: 20714
- 5. Aufl.
- Seitenzahl: 429
- Erscheinungstermin: 21. August 2018
- Deutsch
- Abmessung: 208mm x 131mm x 35mm
- Gewicht: 510g
- ISBN-13: 9783498042240
- ISBN-10: 3498042246
- Artikelnr.: 52472036
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Verlag GmbH
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Die Möglichkeit einer Insel
Der Anfang vom Ende: Inger-Maria Mahlke erzählt in ihrem neuen Roman "Archipel" eine Jahrhundertgeschichte rückwärts.
Macht und Ohnmacht, Sicherheit und Unsicherheit, Ordnung und Chaos - das sind die Pole in jenem hochaufgeladenen Spannungsfeld, in dem sich die Romane von Inger-Maria Mahlke bewegen. Ob die Berliner Autorin von den teils verwahrlosten, teils verzweifelten Bewohnern eines Neuköllner Mietshauses erzählt, wie in ihrem zweiten Roman "Rechnung offen" (2010), oder in "Wie Ihr wollt" (2015) von der realen Mary Grey, einer kleinwüchsigen Adligen im England des sechzehnten Jahrhunderts, die unter Hausarrest stand, obwohl sie im Todesfall von Königin Elisabeth I. Anspruch auf den
Der Anfang vom Ende: Inger-Maria Mahlke erzählt in ihrem neuen Roman "Archipel" eine Jahrhundertgeschichte rückwärts.
Macht und Ohnmacht, Sicherheit und Unsicherheit, Ordnung und Chaos - das sind die Pole in jenem hochaufgeladenen Spannungsfeld, in dem sich die Romane von Inger-Maria Mahlke bewegen. Ob die Berliner Autorin von den teils verwahrlosten, teils verzweifelten Bewohnern eines Neuköllner Mietshauses erzählt, wie in ihrem zweiten Roman "Rechnung offen" (2010), oder in "Wie Ihr wollt" (2015) von der realen Mary Grey, einer kleinwüchsigen Adligen im England des sechzehnten Jahrhunderts, die unter Hausarrest stand, obwohl sie im Todesfall von Königin Elisabeth I. Anspruch auf den
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Thron gehabt hätte: Die Gegensätze, die Inger-Maria Mahlke in eigenwilligem Duktus aufbaut, betrachtet sie im Detail, als schriebe sie unter dem Mikroskop. So wird jeder Roman bei aller Historie, die erzählt wird, zum Naherlebnis; das Schlachtfeld der Juristin Mahlke ist vorzugsweise die Familie. Ihre Figuren entwirft sich dabei in sich widersprüchlich.
Mit "Archipel" hat die 1977 in Lübeck geborene Autorin nun einen Roman geschrieben, dessen Geschichte sie nach "Wie Ihr wollt" aufs Neue in der Fremde ansiedelt, diesmal allerdings nicht im kalten Norden im Zentrum der Macht, sondern in einer heißen entlegenen Weltgegend, den Kanaren. Die Inselgruppe im östlichen Atlantik, die politisch zu Spanien, geologisch zu Afrika und biogeographisch zu Makaronesien gehört, ist den meisten als sonnenverwöhntes Urlaubsziel bekannt. Mahlke hingegen kennt die Gegend, in der sich große Geschichte schon immer, aber immer in anderer Dosierung und mit Verzögerung abspielte, aus der Binnenperspektive. Als Kind hat sie zeitweise auf Teneriffa gelebt. Sie weiß, dass alternative Lebensentwürfe auch in maximaler Entfernung zur Herkunftswelt nicht unbedingt gelingen.
Für ihren multiperspektivischen Ritt über das Inselreich, der sich anhand mehrerer Familienschicksale ein ganzes Jahrhundert vornimmt, wählt sie eine gewagte Konstruktion. Die turbulente Historie der Bautes, der Bernadottes, Wieses und all der anderen aus den verschiedensten Gründen auf Teneriffa gestrandeten Familien wird nicht chronologisch erzählt. Die Autorin schlägt den umgekehrten Weg ein: "Archipel" beginn in der Gegenwart des Jahres 2015 bei der jungen Rosa, die gerade ihr Kunststudium in Madrid abgebrochen hat und mit gemischten Gefühlen auf die Insel zurückgekehrt ist. Von hier aus arbeitet sich die Erzählung auf dem Zeitstrahl ähnlich wie F. Scott Fitzgerald mit "Benjamin Button" zurück.
Das birgt seine Herausforderungen, doch bleiben wir zunächst bei der Gegenwart. Denn auch Rosas Eltern haben gerade mit je unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Ana ist als Lokalpolitikerin in einen Skandal verwickelt, und nach einem mysteriösen Todesfall lauert die Pressemeute schon vor der Tür. Ihr Mann, der Historiker Felipe, der seine Professur aus gekränkter Eitelkeit und Resignation an den Nagel gehängt hat, ringt mit Dämonen seiner familiären Vergangenheit. Manches versteht man zu diesem Zeitpunkt der Lektüre (noch) nicht, außer vielleicht, dass bei Spaniens einflussreichen Familien wie den Bernadottes sich immer irgendwann die Frage stellt: Wie hieltet ihr es mit Franco?
Felipe hat deshalb früh mit seiner Familie gebrochen und sein wissenschaftliches Leben der Aufarbeitung verschrieben. Die Spuren freilich sind nicht zu übersehen: Felipes Mutter trägt den Namen Francisca - benannt nach dem Diktator, dem sie einst als Kind zur Freude ihres Vaters Blumen überreichen durfte. Franco hatte hier ein kurzes, wenn auch unfreiwilliges Gastspiel. Als er 1936 als Oberbefehlshaber der Armee entlassen wurde, ernannte man ihn kurzerhand zum Militärkommandeur der Inseln. Die Demütigung, 1700 Kilometer von der Machtzentrale Madrid entfernt zu sein, hätte nicht größer sein können, zumal die insularen Jagdmöglichkeiten ihn enttäuscht haben sollen.
Was im Roman nun aber als Sittenbild kanarischer Gegenwart anfängt, mit den erwartbaren Spannungen zwischen Einheimischen und Touristen, nimmt Fahrt auf, wenn ein erzählerischer Rückwärtssalto nach dem anderen geschlagen wird. Kapitel für Kapitel arbeitet Mahlke sich in die Vergangenheit vor. Das Erzählverfahren hat den Reiz, dass vieles hier - wie in den Familien gedacht und nach welchen (unerklärlichen) Motiven gehandelt wird - sich erst im Nachhinein erschließt. Warum verfolgt Rosas hochbetagter Großvater Julio, der in einem Altersheim als Pförtner arbeitet, wie manisch Radrennen im Fernsehen? Erst als die Erzählung im Spanischen Bürgerkrieg angelangt ist, erfahren wir, dass Julio damals als Kurier im Einsatz war und von den Faschisten eingesperrt wurde - ein Fahrrad ist für ihn nie nur ein Fahrrad, sondern Vehikel in seine eigene Geschichte.
Unentwegt ist man mit blinden Motiven konfrontiert und Handlungen, deren Vorgeschichten vorerst im Dunkeln bleiben. Das Geschehen zu ordnen fällt schwer, erst mit fortschreitender Lektüre werden zurückliegende oder auch je nach Betrachtung künftige Ereignisse verständlich, wie auch die alten Traumata, die knapp unter der Oberfläche lauern.
"Irreversibel" könnte der Roman deshalb auch heißen, nach dem gleichnamigen und 2002 heftig umstrittenen Kinofilm, dessen Verfahren die Autorin hier in die Literatur überträgt. Hier wie da steht neben dem Erzählten auch die Erzählweise im Zentrum. Inger-Maria Mahlke will nicht allein von den Erlebnissen ihrer Protagonisten in Kriegen, Bürgerkriegen, Kolonialkriegen und Familientragödien erzählen, wer wie wo stand und deshalb heute wie wo steht. Sondern sie will mit der Verkehrung von Ursache und Wirkung vielmehr das Verhältnis von Zeit und Dasein an sich auf den Kopf stellen. Das ist radikal und manchmal unbequem zu lesen und hat doch größten Reiz. Denn wenn man die Uhr zurückdreht, funktioniert Linearität eben nicht mehr - und wer wollte schon behaupten, dass das historische Geschehen durch den Zeitlauf oder Kausalität bestimmt würde? Es sind die Ziele, Interessen und Absichten von Menschen, die Geschichte machen.
Mit den literarischen Möglichkeiten einer Insel haben vor Mahlke schon andere Autoren gespielt, etwa Lutz Seiler in "Kruso" oder Thomas Hettche in "Pfaueninsel". Auch im Mikrokosmos der Kanaren lässt sich gut beobachten, wie die Verhältnisse durch Machtwechsel oder touristischen Fortschritt umgedreht werden. Dass Mahlke in einer stark verkürzten Sprache schreibt, gehört zu ihrer Poetologie. Sie lässt weg, was ihr überflüssig erscheint in der Sprache, die sie wiederum mit spanischen und kanarischen Begriffen durchsetzt. Für das Glossar ist man dankbar - und über die Erkenntnis, dass das Verhältnis von Ursache und Wirkung nur für die Naturwissenschaften gilt, nicht aber für das Leben: "Auf die Zukunft!", lautet der letzte Satz.
SANDRA KEGEL
Inger-Maria Mahlke:
"Archipel". Roman.
Rowohlt Verlag, Reinbek 2018. 432 S., geb., 20 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit "Archipel" hat die 1977 in Lübeck geborene Autorin nun einen Roman geschrieben, dessen Geschichte sie nach "Wie Ihr wollt" aufs Neue in der Fremde ansiedelt, diesmal allerdings nicht im kalten Norden im Zentrum der Macht, sondern in einer heißen entlegenen Weltgegend, den Kanaren. Die Inselgruppe im östlichen Atlantik, die politisch zu Spanien, geologisch zu Afrika und biogeographisch zu Makaronesien gehört, ist den meisten als sonnenverwöhntes Urlaubsziel bekannt. Mahlke hingegen kennt die Gegend, in der sich große Geschichte schon immer, aber immer in anderer Dosierung und mit Verzögerung abspielte, aus der Binnenperspektive. Als Kind hat sie zeitweise auf Teneriffa gelebt. Sie weiß, dass alternative Lebensentwürfe auch in maximaler Entfernung zur Herkunftswelt nicht unbedingt gelingen.
Für ihren multiperspektivischen Ritt über das Inselreich, der sich anhand mehrerer Familienschicksale ein ganzes Jahrhundert vornimmt, wählt sie eine gewagte Konstruktion. Die turbulente Historie der Bautes, der Bernadottes, Wieses und all der anderen aus den verschiedensten Gründen auf Teneriffa gestrandeten Familien wird nicht chronologisch erzählt. Die Autorin schlägt den umgekehrten Weg ein: "Archipel" beginn in der Gegenwart des Jahres 2015 bei der jungen Rosa, die gerade ihr Kunststudium in Madrid abgebrochen hat und mit gemischten Gefühlen auf die Insel zurückgekehrt ist. Von hier aus arbeitet sich die Erzählung auf dem Zeitstrahl ähnlich wie F. Scott Fitzgerald mit "Benjamin Button" zurück.
Das birgt seine Herausforderungen, doch bleiben wir zunächst bei der Gegenwart. Denn auch Rosas Eltern haben gerade mit je unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Ana ist als Lokalpolitikerin in einen Skandal verwickelt, und nach einem mysteriösen Todesfall lauert die Pressemeute schon vor der Tür. Ihr Mann, der Historiker Felipe, der seine Professur aus gekränkter Eitelkeit und Resignation an den Nagel gehängt hat, ringt mit Dämonen seiner familiären Vergangenheit. Manches versteht man zu diesem Zeitpunkt der Lektüre (noch) nicht, außer vielleicht, dass bei Spaniens einflussreichen Familien wie den Bernadottes sich immer irgendwann die Frage stellt: Wie hieltet ihr es mit Franco?
Felipe hat deshalb früh mit seiner Familie gebrochen und sein wissenschaftliches Leben der Aufarbeitung verschrieben. Die Spuren freilich sind nicht zu übersehen: Felipes Mutter trägt den Namen Francisca - benannt nach dem Diktator, dem sie einst als Kind zur Freude ihres Vaters Blumen überreichen durfte. Franco hatte hier ein kurzes, wenn auch unfreiwilliges Gastspiel. Als er 1936 als Oberbefehlshaber der Armee entlassen wurde, ernannte man ihn kurzerhand zum Militärkommandeur der Inseln. Die Demütigung, 1700 Kilometer von der Machtzentrale Madrid entfernt zu sein, hätte nicht größer sein können, zumal die insularen Jagdmöglichkeiten ihn enttäuscht haben sollen.
Was im Roman nun aber als Sittenbild kanarischer Gegenwart anfängt, mit den erwartbaren Spannungen zwischen Einheimischen und Touristen, nimmt Fahrt auf, wenn ein erzählerischer Rückwärtssalto nach dem anderen geschlagen wird. Kapitel für Kapitel arbeitet Mahlke sich in die Vergangenheit vor. Das Erzählverfahren hat den Reiz, dass vieles hier - wie in den Familien gedacht und nach welchen (unerklärlichen) Motiven gehandelt wird - sich erst im Nachhinein erschließt. Warum verfolgt Rosas hochbetagter Großvater Julio, der in einem Altersheim als Pförtner arbeitet, wie manisch Radrennen im Fernsehen? Erst als die Erzählung im Spanischen Bürgerkrieg angelangt ist, erfahren wir, dass Julio damals als Kurier im Einsatz war und von den Faschisten eingesperrt wurde - ein Fahrrad ist für ihn nie nur ein Fahrrad, sondern Vehikel in seine eigene Geschichte.
Unentwegt ist man mit blinden Motiven konfrontiert und Handlungen, deren Vorgeschichten vorerst im Dunkeln bleiben. Das Geschehen zu ordnen fällt schwer, erst mit fortschreitender Lektüre werden zurückliegende oder auch je nach Betrachtung künftige Ereignisse verständlich, wie auch die alten Traumata, die knapp unter der Oberfläche lauern.
"Irreversibel" könnte der Roman deshalb auch heißen, nach dem gleichnamigen und 2002 heftig umstrittenen Kinofilm, dessen Verfahren die Autorin hier in die Literatur überträgt. Hier wie da steht neben dem Erzählten auch die Erzählweise im Zentrum. Inger-Maria Mahlke will nicht allein von den Erlebnissen ihrer Protagonisten in Kriegen, Bürgerkriegen, Kolonialkriegen und Familientragödien erzählen, wer wie wo stand und deshalb heute wie wo steht. Sondern sie will mit der Verkehrung von Ursache und Wirkung vielmehr das Verhältnis von Zeit und Dasein an sich auf den Kopf stellen. Das ist radikal und manchmal unbequem zu lesen und hat doch größten Reiz. Denn wenn man die Uhr zurückdreht, funktioniert Linearität eben nicht mehr - und wer wollte schon behaupten, dass das historische Geschehen durch den Zeitlauf oder Kausalität bestimmt würde? Es sind die Ziele, Interessen und Absichten von Menschen, die Geschichte machen.
Mit den literarischen Möglichkeiten einer Insel haben vor Mahlke schon andere Autoren gespielt, etwa Lutz Seiler in "Kruso" oder Thomas Hettche in "Pfaueninsel". Auch im Mikrokosmos der Kanaren lässt sich gut beobachten, wie die Verhältnisse durch Machtwechsel oder touristischen Fortschritt umgedreht werden. Dass Mahlke in einer stark verkürzten Sprache schreibt, gehört zu ihrer Poetologie. Sie lässt weg, was ihr überflüssig erscheint in der Sprache, die sie wiederum mit spanischen und kanarischen Begriffen durchsetzt. Für das Glossar ist man dankbar - und über die Erkenntnis, dass das Verhältnis von Ursache und Wirkung nur für die Naturwissenschaften gilt, nicht aber für das Leben: "Auf die Zukunft!", lautet der letzte Satz.
SANDRA KEGEL
Inger-Maria Mahlke:
"Archipel". Roman.
Rowohlt Verlag, Reinbek 2018. 432 S., geb., 20 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Sandra Kegel kann sich keine bessere Begleitung für eine Jahrhundertreise durch die Kanaren vorstellen, als die Autorin und Juristin Inger-Maria Mahlke, die selbst auf Teneriffa aufwuchs. Die Kritikerin liest hier die komplett auf Chronologie verzichtende und multiperspektivisch erzählte Geschichte verschiedener Familien, die allesamt aus unterschiedlichen Beweggründen auf Teneriffa gelandet sind, springt von der Gegenwart zum Spanischen Bürgerkrieg zu den Kolonialkriegen und zurück, erlebt allerhand Tragödien und staunt nicht nur, wie Mahlke Ursache und Wirkung auf den Kopf stellt, sondern auch das große Ganze erst nach und nach zusammensetzt und doch stets im Blick behält. Die reduzierte, mit spanischen und kanarischen Begriffen durchsetzte Sprache macht dabei den besonderen Reiz aus, findet Kegel.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
'Archipel' ist eine große Reise durch die Zeit und bis ans Ende Europas. Die Städte Teneriffas atmen ihren ewigen Sommer, aber zwischen all den Gerüchen und Geräuschen des Südens spürt man den Luftzug eines ganzen Jahrhunderts. Während in einem Altenheim die Menschen ihre letzten Wege gehen, versuchen es die Jungen mit neuer Hoffnung. Es ist der Zyklus des Privaten, den Inger-Maria Mahlke auf grandiose Weise mit dem Politischen verknüpft. Und so blättert man durch hundert Jahre wie durch ein Album voll schmerzhaft schöner und genauer Bilder. Sieht Abkömmlinge der spanischen Konquistadoren und majestätische Putzfrauen, Aufstieg und Abstieg, Liebe und Korruption. deutscher-buchpreis.de 20180911
Keine archäologische Grabung
Nach ihrer Shortlist-Nominierung 2015 hat Inger-Maria Mahlke dieses Jahr mit «Archipel» den Deutschen Buchpreis gewonnen, das vor knapp drei Monaten veröffentlichte Buch wurde jedoch vom Feuilleton überwiegend kritisch und von der …
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Keine archäologische Grabung
Nach ihrer Shortlist-Nominierung 2015 hat Inger-Maria Mahlke dieses Jahr mit «Archipel» den Deutschen Buchpreis gewonnen, das vor knapp drei Monaten veröffentlichte Buch wurde jedoch vom Feuilleton überwiegend kritisch und von der Leserschaft sehr eindeutig ablehnend beurteilt. «Vor allem aber sind es die schillernden Details, die diesen Roman zu einem eindrücklichen Ereignis machen. Das Alltagsleben, eine beschädigte Landschaft, aber auch das Licht werden in der Sprache sinnlich erfahrbar» heißt es in der Begründung der Jury. Reicht das, um einen umfangreichen Roman wie diesen zu einer lohnenden Lektüre zu machen, ihn gar als Preisträger zu krönen?
Der Romantitel bezieht sich auf die Kanarischen Inseln, als Schauplatz dieser sich zeitlich über fünf Generationen und fast hundert Jahre hinweg erstreckenden, weitläufigen Erzählung dient Teneriffa. Wobei einige Familien aus ganz verschiedenen sozialen Schichten mit ihrem Alltagsleben im Fokus stehen, ergänzt durch eine schier unüberschaubare, periphere Figurenschar. Als narrativer Clou sozusagen wird hier zeitlich rückwärts erzählt, beginnend 2015 und endend im Jahre 1919. Stehen an Ende also die gerade überstandenen Schrecken des Ersten Weltkriegs, so sind wir am Anfang mit den Problemen einer ökologisch vor dem Kollaps stehenden, vermüllten Urlaubsinsel konfrontiert, die am Massentourismus zu ersticken droht. Die umgekehrt chronologische Erzählweise wird fragmentarisch in aneinander gereihten Szenen realisiert, die Ereignisse aus dem Leben der Protagonisten lose miteinander verknüpfen, wobei das Private jeweils mit der historischen Situation und den politischen Umbrüchen unterlegt ist.
Inger-Maria Mahlke ist eine genaue Beobachterin, der mit viel Liebe zum Detail anschauliche Schilderungen des Alltagslebens verschiedener sozialer Schichten ebenso gelingen wie Beschreibungen des inseltypischen Klimas mit seinem ewigen Sommer und der exotischen Natur oder der Städte mit ihren in die Kolonialzeit zurückdeutenden Bauwerken. Neben den großen Namen der aus ganz Europa zugewanderten Inselbewohner, deren bekanntester Bernadotte sein dürfte, widmet sie sich akribisch auch den namenlosen kleinen Leuten, baut Händler, Handwerker, Dienstboten und Arbeiter in ihre Geschichte mit ein. Ein vorangestelltes Verzeichnis der handelnden Personen hilft ein wenig, die überbordende Figurenfülle als Leser wenigstens einigermaßen richtig einordnen zu können, bei den Nebenfiguren ist man dann allerdings auf sich selbst gestellt. Ein weiteres unverzichtbares Hilfsmittel zum Verständnis für die vielen in den Text eingestreuten spanischen und kanarischen Begriffe ist das fünfseitige Glossar, genau dadurch jedoch wird für die überwiegende Mehrheit der Leser immer wieder der Lesefluss störend gehemmt.
Am meisten jedoch stört ohne Frage die gewagte Erzählkonstruktion, die sich aber als L’art pour l’art erweist, Zeit ist nämlich literarisch ebenso unumkehrbar wie physikalisch, - welchem Autor wäre das denn je überzeugend gelungen? Das Ganze ist also eine artifiziell anmutende Marotte der Autorin, nichts weiter! Die aus verschiedenen Perspektiven stilistisch sehr reduziert, fast spröde in ihrem ureigenen Duktus erzählten Handlungsfragmente fügen sich genau deswegen auch nicht zu einem inhärenten Plot, der diesen Namen wirklich verdiente, es fehlt eben eine nachvollziehbare Abfolge der Handlung. Die Figuren vermögen allesamt kaum Empathie zu erzeugen und werden auch nicht plastischer durch ihre teils wirren, oft unverständlichen Dialoge. Ein gewisser Erkenntnisgewinn ergibt sich allenfalls aus den zuweilen unterlegten historischen Fakten, ansonsten sind die Lesefrüchte spärlich, denn Detailfülle allein, zumal wenn sie sich auf fast ausschließlich Insignifikantes richtet, wird schon bald sehr langweilig und ermüdet zusehends auch den geduldigsten Leser. «So what?» wird sich mancher da fragen. Ein Roman funktioniert eben anders als eine archäologische Grabung!
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Spanische Geschichte chronologisch rückwärts
Jeder Mensch hat 2 Eltern, 4 Großeltern und, wenn die Eltern nicht Cousin und Cousine sind, bereits 8 Urgroßeltern. So ist zu verstehen, dass die Autorin nicht mehrere Familiengeschichten erzählt, sondern eine. Ausgehend von …
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Spanische Geschichte chronologisch rückwärts
Jeder Mensch hat 2 Eltern, 4 Großeltern und, wenn die Eltern nicht Cousin und Cousine sind, bereits 8 Urgroßeltern. So ist zu verstehen, dass die Autorin nicht mehrere Familiengeschichten erzählt, sondern eine. Ausgehend von Rose Bernadette Baute und ihren Eltern wird die Geschichte ihrer Großeltern und den Urgroßeltern des Vaters mütterlicherseits erzählt.
Denn der Vater Felipe scheitert als Historiker an der Uni bei der Aufarbeitung der Geschichte Teneriffas zur Zeit Francos, weil auch seine Eltern unterschiedlicher Auffassung waren.
Mich hat nicht der chronologisch rückwärts erzählte Teil gestört, ich fand die 165 Seiten des Jahres 2015 zu lang. Seitenlang werden Tour de France Etappen beschrieben, die der Greis Julio im „Asilo“ (und hier sei bemerkt, dass es ein Glossar mit spanischen Wörtern gibt, das aber das Altersheim wie andere Wörter auch fehlt) als Pförtner im Fernsehen verfolgt.
Wenig bleibt von der Gegenwartsbeschreibung, etwa die Verschwendung von EU-Subventionen oder der Umgang mit Trinkwasser.
Der Umgang mit der Vergangenheit hat mir besser gefallen, auch wenn beim Tod des Bruders von Felipe fragen bleiben und auch was mit Jorge geschah ist mir nicht klar.
Neben der politischen Situation kommt auch das Liebesleben nicht zu kurz, allerdings bestanden die Ehe früher nur auf den Papier, dank der katholischen Kirche, die mit dem Franco-Regime zusammen arbeitete.
Wenn Carlos Ruiz Zafon in Teneriffa statt in Barcelona leben würde, wäre der Roman überflüssig, so aber vergebe ich vor allem wegen der Längen am Anfang nur 3 Sterne.
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„Seitdem hat sich der Füllstand der Straßen zu einem verlässlichen Barometer für die Zerbrechlichkeit oder Stabilität der Verhältnisse auf der Insel entwickelt.“ (Zitat Seite 387)
Inhalt:
Rosa Bernadotte Baute bricht ihr Kunststudium ab und kehrt in …
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„Seitdem hat sich der Füllstand der Straßen zu einem verlässlichen Barometer für die Zerbrechlichkeit oder Stabilität der Verhältnisse auf der Insel entwickelt.“ (Zitat Seite 387)
Inhalt:
Rosa Bernadotte Baute bricht ihr Kunststudium ab und kehrt in ihre Heimat zurück, auf die Insel Teneriffa. Dort gehören die Bernadottes zur einflussreichen Oberschicht. Rosas Mutter ist Politikerin, Rosas Großvater mütterlicherseits, Julio Baute, lebt im Asilo La Laguna, wo er mit 96 Jahren noch Pförtnerdienste innehat. Er hat die politische Geschichte Teneriffas in den beinahe einhundert Jahren seines Lebens miterlebt, aktiv gegen die Faschisten im Bürgerkrieg, dann ihr Gefangener. Rosas Vater Felipe Bernadotte ist Historiker. Er hatte ein Forschungsprojekt gestartet, das auch die Aufarbeitung die Rolle seiner Familie unter Diktator Francisco Franco beinhaltet hätte, doch eine Kollegin wurde mit der Leitung beauftragt, worauf er sich vor elf Jahren ins Privatleben zurückgezogen hatte.
Thema und Genre:
Dieser Roman ist eine Mischung aus Generationen- und Familienroman und arbeitet gleichzeitig die Geschichte Teneriffas im 20. Jahrhundert auf. Daher sind neben Themen wie Familie, gesellschaftliche Strukturen und Grenzen, auch die Politik und der Widerstand ein Schwerpunkt. Die Geschichte spielt auf Teneriffa.
Charaktere:
Drei Familien stehen im Mittelpunkt dieses Romans: die adeligen, privilegierten Bernadottes, die Frauen Morales Ruiz, arme Unterschicht, Haushaltshilfen bei den Bernadottes, und die gutbürgerliche Familie Baute. Diese unterschiedlichen Familien sind durch die Ereignisse dieser einhundert Jahre, durch ihr Umfeld oder auch durch die Liebe miteinander verbunden. Julio Baute, geboren 1919, ist der stille Hauptprotagonist dieses Romans, denn er allein hat dies alles er- und überlebt, es ist auch seine Geschichte, die hier erzählt wird.
Handlung und Schreibstil:
In dieser Geschichte bilden kurze Rückblenden nur einen erklärenden Hintergrund. Erzählt wird die Handlung in einem einzigen Strang, dieser ist eingeteilt in Kapitel mit Zeitangabe. Eher ungewöhnlich ist es, dass die Geschichte von der Gegenwart in die Vergangenheit erzählt wird. Sie beginnt im Jahr 2015 und endet schließlich im Jahr 1919. Dennoch hält der Spannungsbogen den Leser gefangen, denn statt wie üblich zu erfahren „was passiert“, ist hier die interessante Frage „wie ist es dazu gekommen“.
Die Sprache erfasst viele Details, ergänzt durch Schilderungen und Beschreibungen, auch die Charaktere sind sehr stimmig entwickelt. Ein Glossar am Buchende erklärt spanische Bezeichnungen, beschränkt sich leider auf die gängigen Wörter und Wortverbindungen, die man ohnedies kennt, auch wenn man die Sprache nicht spricht.
Fazit:
Ein zeitgeschichtlicher Generationen- und Familienroman, erzählt am Beispiel von drei Familien. Es geht vor allem um das Leben der einzelnen Menschen, beeinflusst durch die Ereignisse, die sich durch die politische Situation ergaben. Einhundert Jahre, interessant und spannend erzählt „im Rückwärtsgang“, von 2015 bis 1919.
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Es scheint einen neuen Trend in der Literatur zu geben: Statt einer durchgehend chronologischen Familiensaga präsentiert man den Lesenden die handelnden Personen in etwas größeren Häppchen. In einzelnen Abschnitten werden vergleichsweise kurze Zeitspannen dargestellt, die …
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Es scheint einen neuen Trend in der Literatur zu geben: Statt einer durchgehend chronologischen Familiensaga präsentiert man den Lesenden die handelnden Personen in etwas größeren Häppchen. In einzelnen Abschnitten werden vergleichsweise kurze Zeitspannen dargestellt, die mehrere Jahre, teils auch Jahrzehnte auseinanderliegen. Beispiele dafür sind 'Häuser aus Sand' von Hala Alyan (2018), 'Heimkehren' von Yaa Gyasi (2017) und auch 'Archipel' von Inger-Maria Mahlke, das ebenso aufgebaut ist.
Zu Beginn des Buches steht die Familie um Ana und Felipe im Mittelpunkt. Er stammt aus einer ehemals einflussreichen, alteingesessenen und noch immer reichen Familie, die zu Francos Herrschaft zahlreiche Privilegien genoss. Anas Eltern hingegen waren die Leidtragenden zu jener Zeit, verloren Familienmitglieder und ihren Besitz. Die Autorin bezieht in ihren Roman auch das Umfeld der beiden Familien mit ein: die Dienstmädchen, Freunde der Familie, Geliebte usw. und entwirft so ein umfassendes Panorama der damaligen Gesellschaft Teneriffas.
Die Geschichte, die vollständig auf Teneriffa spielt, umfasst die Jahre 2015 bis 1919, das Jahr, indem einer der Protagonisten geboren wird. Weshalb die Geschehnisse von der Gegenwart ausgehend rückwärts erzählt werden, kann ich auch nach dem Ende des Buches nicht nachvollziehen. Denn statt mit den Figuren ihre jeweilige Entwicklung mitzuerleben und zu erleiden ;-) betrachtete ich sie so eher von außen. Ich kam ihnen nicht nahe und hatte mehr damit zu tun, jeweils einzuordnen, um wen es sich im Einzelfall handelte. Im Nachhinein würde ich Interessierten empfehlen, das Buch lieber rückwärts zu lesen.
Womit ich ebenfalls zu kämpfen hatte, war der Sprachstil der Autorin. Sie nutzt häufig kurze Sätze, teils ohne Verb oder Subjekt und längere, die wie eine Art Aufzählung wirken. Auf mich wirkte es stellenweise so nüchtern wie eine Bedienungsanleitung - vielleicht hadere ich auch deshalb etwas mit diesem Buch.
Was ich als überaus bereichernd empfand, war, dass ich das Buch während eines Teneriffaurlaubes gelesen habe. Inger-Maria Mahlke beschreibt die Insel so exakt wie anschaulich, dass ich beim Lesen stets genau wusste, wo sich die einzelnen Figuren jeweils aufhielten. Zudem erfuhr ich praktisch nebenbei eine Menge über Teneriffas (und auch Spaniens) Geschichte und Traditionen, die so nicht im Reiseführer stehen. Oder wem ist San Borondón geläufig, die sagenumwobene achte Kanareninsel? Hat man die Stadtpläne von La Laguna, Santa Cruz oder Puerta de la Cruz neben sich liegen, kann man Felipe, Ana, Julio und den andern Straße für Straße folgen.
3,5 Sterne hätte ich gerne gegeben, doch aus gegebenem Anlass ;-) werden es nun halt 4. Alles in allem eine interessante Lektüre, die sich nicht so nebenbei lesen lässt.
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