Nino Haratischwili
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Das achte Leben (Für Brilka)
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Der große europäische Familienroman: SPIEGEL-Bestseller und ausgezeichnet mit dem Berthold-Brecht Preis 2018 der Stadt Augsburg!»Ein Solitär in der deutschen Gegenwartsliteratur.« DeutschlandfunkGeorgien im Jahr 1990: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt diese spannungsreiche Familiensaga, ein berauschendes Epos über sechs Generationen und acht außergewöhnliche Leben...Dieser Roman ist über die Literaturwelt gekommen wie ein Naturereignis: ein wuchtiges Familienepos, das das ganze pralle 20. Jahrhundert mit all seinen Umbrüchen und Dramen,...
Der große europäische Familienroman: SPIEGEL-Bestseller und ausgezeichnet mit dem Berthold-Brecht Preis 2018 der Stadt Augsburg!
»Ein Solitär in der deutschen Gegenwartsliteratur.« Deutschlandfunk
Georgien im Jahr 1990: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt diese spannungsreiche Familiensaga, ein berauschendes Epos über sechs Generationen und acht außergewöhnliche Leben...
Dieser Roman ist über die Literaturwelt gekommen wie ein Naturereignis: ein wuchtiges Familienepos, das das ganze pralle 20. Jahrhundert mit all seinen Umbrüchen und Dramen, Katastrophen und Wundern erzählt. Vom Georgien am Vorabend des Ersten Weltkriegs bis ins Deutschland zu Anfang des neuen Millenniums spannt Nino Haratischwili den Bogen und hält den Leser bis zur letzten Seite in ihrem Sog gefangen.
»Die Geschichte des europäischen Jahrhunderts als georgische Familiensaga erzählt. Deutscher Roman des Jahres. Phänomenal.« FrankfurterAllgemeine Sonntagszeitung
___ Ein unvergessliches, überwältigendes Leseerlebnis. Für alle Fans von Familienromanen! ___
»Ein Solitär in der deutschen Gegenwartsliteratur.« Deutschlandfunk
Georgien im Jahr 1990: Mit der Geburt Stasias, Tochter eines angesehenen Schokoladenfabrikanten, beginnt diese spannungsreiche Familiensaga, ein berauschendes Epos über sechs Generationen und acht außergewöhnliche Leben...
Dieser Roman ist über die Literaturwelt gekommen wie ein Naturereignis: ein wuchtiges Familienepos, das das ganze pralle 20. Jahrhundert mit all seinen Umbrüchen und Dramen, Katastrophen und Wundern erzählt. Vom Georgien am Vorabend des Ersten Weltkriegs bis ins Deutschland zu Anfang des neuen Millenniums spannt Nino Haratischwili den Bogen und hält den Leser bis zur letzten Seite in ihrem Sog gefangen.
»Die Geschichte des europäischen Jahrhunderts als georgische Familiensaga erzählt. Deutscher Roman des Jahres. Phänomenal.« FrankfurterAllgemeine Sonntagszeitung
___ Ein unvergessliches, überwältigendes Leseerlebnis. Für alle Fans von Familienromanen! ___
Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tbilissi, ist preisgekrönte Theaterautorin und -regisseurin. Ihr Romandebüt Juja (2010) war auf der Longlist des Deutschen Buchpreises sowie auf der Shortlist des ZDF-aspekte-Literaturpreises und gewann 2011 den Debütpreis des Buddenbrookhauses Lübeck. Im selben Jahr wurde sie für ihren zweiten Roman Mein sanfter Zwilling mit dem Preis der Hotlist der unabhängigen Verlage ausgezeichnet. Für ihren jüngsten Roman Das achte Leben (Für Brilka) erhielt sie den Literaturpreis des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft und den Anna Seghers-Preis. Zudem erfährt sie große Beachtung für ihre Übersetzungen aus dem Georgischen. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Produktbeschreibung
- Ullstein Taschenbuch 28927
- Verlag: Ullstein TB
- 16. Aufl.
- Seitenzahl: 1280
- Erscheinungstermin: 8. September 2017
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 136mm x 57mm
- Gewicht: 967g
- ISBN-13: 9783548289274
- ISBN-10: 3548289274
- Artikelnr.: 48219593
Herstellerkennzeichnung
Ullstein Taschenbuchvlg.
Friedrichstraße 126
10117 Berlin
Info@Ullstein-Buchverlage.de
© BÜCHERmagazin, Elisabeth Dietz (ed)
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Gefühlsstark, geschichtentrunken und unsagbar souverän ist dieser dritte Roman von Nino Haratischwili für Rezensentin Martina Läubli. So üppig der Stoff einer hundertjährigen Familiengeschichte, den die Autorin vor dem Hintergrund georgischer Geschichte im 20. Jahrhundert ausbreitet, so dramaturgisch versiert, farbig und packend erzählt die Autorin, meint Läubli. Dass die Autorin Mut zur Größe zeigt und mit theatralischer Geste menschliche Dramen und den Weg Georgiens durch Revolutionen, Kriege und Stalins Säuberungen zu inszenieren vermag, ohne den Leser auch nur auf einer von 1280 Seiten zu langweilen, ist für Läubli eine enorme Leistung.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Keine Zeit, sich rauszuhalten
Wer schreibt die Erzählung, die den Europäern die Kraft verleiht, wieder an ihre Ideale zu glauben? Nino Haratischwili, in Georgien geboren, hat in ihrem neuen Roman "Das achte Leben (Für Brilka)" damit begonnen: 1300 Seiten unserer Geschichte, vom Rande her erzählt. Von dort, wo die Menschen aus grausamer Erfahrung wissen, wie leicht und schnell man abstürzen kann
Am Ende dann, nach 1277 Seiten, sind die Seiten weiß. Das achte Buch, das den Namen "Brilka" trägt, ist noch leer. Brilka ist zwölf Jahre alt, lebt in Georgien, hat ein Leben noch vor und viele tausend Leben hinter sich. Die Leben ihrer Tanten, Onkel, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, so viele Leben, so viele Tode trägt
Wer schreibt die Erzählung, die den Europäern die Kraft verleiht, wieder an ihre Ideale zu glauben? Nino Haratischwili, in Georgien geboren, hat in ihrem neuen Roman "Das achte Leben (Für Brilka)" damit begonnen: 1300 Seiten unserer Geschichte, vom Rande her erzählt. Von dort, wo die Menschen aus grausamer Erfahrung wissen, wie leicht und schnell man abstürzen kann
Am Ende dann, nach 1277 Seiten, sind die Seiten weiß. Das achte Buch, das den Namen "Brilka" trägt, ist noch leer. Brilka ist zwölf Jahre alt, lebt in Georgien, hat ein Leben noch vor und viele tausend Leben hinter sich. Die Leben ihrer Tanten, Onkel, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, so viele Leben, so viele Tode trägt
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sie in sich.
Wie wir alle. Jeder neue Mensch, der diese Welt betritt, trägt eine größere Last an Vorgeschichte, Vorgeschichten mit sich herum als die Vorgängergeneration. Eine Last oder ein Geschenk. Weisheiten, Grausamkeiten, Träume, Todesarten, Erleben, Staunen, Abstumpfen. Der Berg von Geschichten, auf dem wir geboren werden, wird immer höher. Wir kommen immer älter auf die Welt.
Der Roman, von dem hier die Rede ist, mit den weißen Seiten am Ende, klettert vom Berg der Vergangenheiten fünf Generationen hinab. Es ist die Geschichte eines Schokoladenfabrikanten aus einer kleinen Stadt in Georgien und seiner Nachkommen. Die Geschichte beginnt im Jahr 1900 und endet kurz vor heute. Geschrieben hat ihn Nino Haratischwili, vor 31 Jahren in Tbilissi (Tiflis) geboren, mit zwölf nach Deutschland gekommen, Theaterregisseurin, Dramatikerin, Verfasserin der Romane "Juja" und "Mein sanfter Zwilling", die beide von einem schönen Talent zeugten, aber auch nicht gerade Bäng! machten, als sie erschienen. Haratischwilis Ton war nicht, wie bei anderen Autoren, die mit ihren fremden Sprachen hier ins Deutsche eingewandert waren, bei Terézia Mora etwa oder Feridun Zaimoglu oder Katja Petrowskaja, gleich auf den ersten Seiten als fremd, selbstbewusst verrutscht, besonders und neu zu erkennen. Sondern souveräner, korrekter, vielleicht auch angepasster an die neue Sprache, in der sie schrieb.
Und jetzt also: 1277 Seiten, Familienepos, Jahrhundertroman, es gibt schon gute Gründe, als Leser da erst mal skeptisch zu sein. Erstens kann das ohnehin fast niemand: über eine so lange Strecke nicht zu langweilen, die Fäden der Geschichte zusammenzuhalten, Zusammenhänge nicht zu behaupten, sondern zu erzählen. Und dann noch: zwei Weltkriege, noch mehr Revolutionen, Folter, Flucht, Exil, das ganze europäische Jahrhundert schon mal neu - da denkt man großväterlich: Junge Frau, sehr mutig, aber das lasse ich mir lieber aus lebens- und literaturerfahrener Greisenperspektive erzählen.
Und jetzt das. Und jetzt dieser Roman über Stasia und Kostja, Kitty und Andro, über Ida und Ida, Niza, Alla, Fred. Über eine Schokolade mit Zauberkraft, Europa als Sehnsucht, Wien als Sehnsucht, über einen Diktator, der in Georgien auf die Welt kam und der im Roman immer nur Soso oder Generalissimo genannt wird, als gelte es, den dunklen Zauber heute noch zu bannen. Über den Geheimdienstchef Beria, der auch in Georgien geboren wurde, im Roman nur "der große kleine Mann" genannt wird und der als dunkle Macht die georgische Schokoladenfamilie ins Verderben schickt. Aus Liebe oder Begehren oder Gier oder so etwas in der Art.
Ein georgisches Mädchen, Brilka, zwölf Jahre alt, fährt durch das Europa der Gegenwart, den "Kontinent der Gleichgültigkeit", wie es heißt. Sie will Sängerin werden, Tänzerin, sie will nach Wien, um dort die Rechte an den Liedern zu erwerben, die eine Vorfahrin von ihr, Kitty, vor vielen Jahren komponiert und gesungen hat. Sie fühlt sich diesen Liedern verwandt, eine Sehnsucht ist darin, ein Schmerz, den sie kennt. Aber sie kennt die Ursache des Schmerzes nicht. Sie ist in ein Schweigen hineingeboren worden, ihre Eltern sind früh gestorben, sie wächst bei der Großmutter auf. Sie weiß nicht einmal, wie ihre Mutter starb. Es heißt, sie sei von einer Dachterrasse gefallen. Warum? Hat sie sich umgebracht? Und wieder: Warum? Niemand redet mit ihr. Schon ihren Vorfahren ging das so: "Sie wurden genauso vom Schweigen verschluckt, wie alle anderen Familienmitglieder, sie wurden vom Schweigen aufgefressen, als wäre es ein großer Wal, in dessen Bauch sie, einer nach dem anderen, gelandet waren."
Das Mädchen Brilka sucht, vom Familienschweigen terrorisiert, ihre Tante Niza auf, die in Georgien geboren wurde und seit einigen Jahren in Berlin lebt. Von ihr erhofft sie sich Hilfe bei der Suche nach den Liedern. Bei der Suche nach ihrer Geschichte. Und Niza schreibt es für sie auf. Sie ist die Erzählerin dieses Romans, den Nino Haratischwili "Das achte Leben (Für Brilka)" genannt hat. Sie hatte sich ihr bisheriges Leben lang mit aller Macht gegen dieses Wissen gewehrt. Aus Angst, im Strudel der Geschichten zu versinken, überwältigt zu werden von den Schicksalen aus der Vergangenheit: "Eine Armee würde mich überrollen, gegen die ich machtlos wäre." Doch Niza beginnt zu forschen, beginnt zu erzählen.
Nino Haratischwili, in die Erzählerin Niza verwandelt, fliegt durch die Geschichte. Erzählt mal märchenhaft, dann wieder brutal realistisch, erzählt vom Ururgroßvater, seinen Reisen durch Europa nach dem Rezept für die perfekte Schokolade, seiner Suche in Budapest, in Wien. Bis er das vollendete Rezept schließlich beisammen hat; eine russisch-europäische Symbiose. Sein Schokoladenideal: "Die Chocolaterie vollbrachte es, die französische Patisserie und die österreichische Backtradition mit osteuropäischer Opulenz zu vereinen." Doch die magische Schokolade des Urahnen scheint mit einem Fluch belegt. Wer sie trinkt, verliert den Boden unter den Füßen. Sie beschert denen, die sie genießen, so viel Glück, dass sich die Realität daraufhin umso grausamer an ihnen rächt.
Diese phantastisch schmeckende Unheilsschokolade ist das Leitmotiv des Romans. Das Rezept wird von Tochter zu Tochter als Geheimnis weitergereicht und in den dunkelsten Momenten der Geschichte angewendet. Gekocht, um die brutalsten Schicksalsschläge auszuhalten, ist das Leben danach immer noch dunkler. Das ist märchenhaft und unwahrscheinlich und ist es nicht. Es ist: georgisch.
Haratischwili beschreibt die Menschen ihres Heimatlandes so: Sie sind grundsätzlich bereit, "alles zu glauben, was auch nur ansatzweise märchenhaft, geheimnisvoll oder legendär anmutet". So ist auch die Erzählerin des Buches: unbedingt glaubensbereit. Und diese Glaubensbereitschaft überträgt sich auf den Leser, auch den ungeorgischen, durch erzählerische Kraft. Man spürt einfach, dass die Erzählerin gar nicht auf die Idee kommt, das Unwahrscheinliche anzuzweifeln. Es ist so zwingend möglich, dass es glaubhaft wirklich wird. Und je mehr Seiten man dieser Geschichte folgt, umso kleiner werden die Zweifel des Lesers. Am Ende fühlt man sich beinahe als Teil dieser Geschichte, als Romanfigur - oder die Figuren als Teil des wahren Lebens.
Der Roman ist in acht Bücher unterteilt. Jedes Buch trägt den Namen eines Familienmitglieds. Wir begleiten die Nachkommen des Schokokönigs durch die Zeit. Stasia zunächst, seine stolze Tochter, die im Herrenstil reitet, filterlose Zigaretten raucht, die den sentimentalen Simon heiratet, dessen Herz "dem alten Russland, der europäischen Elite, dem schönen, glanzvollen Leben der guten alten Zeit gehört". Ein weicher Mann, der sich zunächst weigert, sich einer der Ideologien seiner Zeit auszuliefern.
Doch die Ideologien warten nicht, dass man sich ihnen verschreibt, es sind die ersten zehn Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Georgien, das bald zu Russland gehören soll. Keine Zeit, sich rauszuhalten. Simon Jaschi ist der Erste, der erlischt in diesem Riesenbuch. Ja, Erlöschen. Die meisten der Familienhelden sterben nicht schnell. Sie leben lange. Aber sie alle haben etwas gesehen, etwas erlebt, was eigentlich nicht auszuhalten ist. Das Schlimme ist: Es ist eben doch auszuhalten. Immer noch etwas mehr ist auszuhalten. Die Frage ist dann nur: Wie lebt man weiter, wenn man das erlebt hat?
Das Unheil beginnt beinahe sanft, der Ururgroßvater verliert seine Fabrik, er darf zunächst noch als Angestellter dort arbeiten, doch bald schon wird das Haus, in dem der Traum der Einheit Europas und Russlands Wirklichkeit geworden war, dichtgemacht und irgendeine Kantine dort eröffnet. Simon tötet einen Menschen und verliert den Glauben an sich selbst. Er wird noch viele Menschen töten und viele Jahre später in Stalingrad verschwinden.
Es geschieht so viel. Vor allem den Frauen geschieht Schreckliches. Vielleicht auch, weil sie so stark und mächtig und schön und selbstbewusst sind. Nino Haratischwili schenkt der Literatur einige unglaublich mondäne, große, großartige neue Frauengestalten. Die in Palästen hausen, Männerkleider tragen, Männer beherrschen, Frauen lieben, unendlich grausam sind, stark, leidensfähig. In diesem Buch bleibt keiner ohne Erfahrungen des Grauens. Die Menschen, Paare, erleben es meist getrennt voneinander. Danach sehen sie sich wieder. Und können nicht sprechen. Können sich meist nicht einmal mehr berühren. Es ist ein Schweigen zwischen ihnen, ein Leiden, das nicht erzählbar ist. Es wird Generationen dauern, bis es erzählt werden kann. Dazwischen ist eine Stille, an der die Menschen beinahe ersticken.
Sie können nicht sprechen. Und sie dürfen es auch nicht. Das Schweigen wird in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zur sowjetischen Staatsdoktrin: "Warum sie uns verbannen, uns den Kontakt mit anderen Menschen verbieten, uns loswerden wollen? Weil wir es begriffen haben, weil wir alles mit unseren Augen gesehen haben! Wir, die überlebt haben, sind zurück, und sie wissen, dass wir nicht mehr in der Lüge leben können, und man weiß nicht, was man mit uns anstellen soll. Wir überfordern sie. Sie wollen, dass wir alles vergessen."
Das Schweigen, das Erleben, das Leiden verkapselt sich in den Menschen und führt immer wieder zu neuer Gewalt. Gegen sich selbst und gegen andere.
Nino Haratischwili hat die europäische Geschichte als Familiengeschichte neu erzählt. Eine Geschichte vom Rande aus betrachtet: Georgien ist nicht Teil Europas, der "Balkon Europas" wird das Land im Osten oft genannt. Ein Balkon, von dem sich die Menschen herunterstürzen wollen oder von dem sie das Geschehen wie von einer Loge aus betrachten, ein Balkon, unter dem sie Schutz suchen. Ein Balkon, auf dem, in guten Zeiten, das Beste aus Europa und aus Russland zusammenfand.
Europa muss sich neu erzählen - viele unterschiedliche Schriftsteller haben das in diesem Jahr gefordert. Der irakischstämmige deutsche Autor Sherkoh Fatah, der Inder Pankaj Mishra, der Äthiopier Dinaw Mengestu, die in Kenia aufgewachsene Britin Priya Basil, der Amerikaner Dave Eggers, die in Kiew geborene, deutschsprachige Autorin Katja Petrowskaja. Sie alle wünschen sich auf unterschiedliche Weise und aus unterschiedlichen Gründen eine neue, kraftvolle Erzählung der europäischen Idee, der europäischen Ideale, der europäischen Vergangenheit.
Eine Erzählung, die von den europäischen Politikern der Gegenwart komplett verweigert wird. Eine Erzählung von Solidarität, eine ebenso selbstkritische wie selbstbewusste Erzählung der europäischen Ideen. Die vom besten und schlimmsten in der Geschichte Europas weiß und daraus Schlüsse für die Gegenwart und Zukunft zieht. Eine Erzählung, die die Menschen für die Idee Europas begeistert, die Antworten geben kann: auf die Fragen des Umgangs mit Flüchtlingen an den Außengrenzen, gewaltsamen Interventionen an den Außengrenzen. Eine Erzählung aus zersplitterten Erfahrungen für eine gemeinschaftliche Idee, eine Erzählung von den Rändern Europas für das Zentrum. Für alle.
Eine solche große Erzählung hat die in Georgien geborene, deutsche Autorin Nino Haratischwili mit ihrem neuen Roman geschaffen. Die letzten Seiten sind leer. Brilka, das Mädchen aus der Gegenwart, das sich fühlt, als wäre es ohne Bauchnabel auf die Welt gekommen, ohne Vorgeschichte, ohne Leitfaden für sein Leben, sie soll diese leeren Seiten füllen.
Aber wir wissen nicht, ob Brilka sie füllen wird. Vielleicht ist Brilka ja doch nur eine Fiktion. Vielleicht müssen wir die Seiten selber füllen.
VOLKER WEIDERMANN
Nino Haratischwili: "Das achte Leben (Für Brilka)". Frankfurter Verlagsanstalt, 1277 Seiten, 34 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie wir alle. Jeder neue Mensch, der diese Welt betritt, trägt eine größere Last an Vorgeschichte, Vorgeschichten mit sich herum als die Vorgängergeneration. Eine Last oder ein Geschenk. Weisheiten, Grausamkeiten, Träume, Todesarten, Erleben, Staunen, Abstumpfen. Der Berg von Geschichten, auf dem wir geboren werden, wird immer höher. Wir kommen immer älter auf die Welt.
Der Roman, von dem hier die Rede ist, mit den weißen Seiten am Ende, klettert vom Berg der Vergangenheiten fünf Generationen hinab. Es ist die Geschichte eines Schokoladenfabrikanten aus einer kleinen Stadt in Georgien und seiner Nachkommen. Die Geschichte beginnt im Jahr 1900 und endet kurz vor heute. Geschrieben hat ihn Nino Haratischwili, vor 31 Jahren in Tbilissi (Tiflis) geboren, mit zwölf nach Deutschland gekommen, Theaterregisseurin, Dramatikerin, Verfasserin der Romane "Juja" und "Mein sanfter Zwilling", die beide von einem schönen Talent zeugten, aber auch nicht gerade Bäng! machten, als sie erschienen. Haratischwilis Ton war nicht, wie bei anderen Autoren, die mit ihren fremden Sprachen hier ins Deutsche eingewandert waren, bei Terézia Mora etwa oder Feridun Zaimoglu oder Katja Petrowskaja, gleich auf den ersten Seiten als fremd, selbstbewusst verrutscht, besonders und neu zu erkennen. Sondern souveräner, korrekter, vielleicht auch angepasster an die neue Sprache, in der sie schrieb.
Und jetzt also: 1277 Seiten, Familienepos, Jahrhundertroman, es gibt schon gute Gründe, als Leser da erst mal skeptisch zu sein. Erstens kann das ohnehin fast niemand: über eine so lange Strecke nicht zu langweilen, die Fäden der Geschichte zusammenzuhalten, Zusammenhänge nicht zu behaupten, sondern zu erzählen. Und dann noch: zwei Weltkriege, noch mehr Revolutionen, Folter, Flucht, Exil, das ganze europäische Jahrhundert schon mal neu - da denkt man großväterlich: Junge Frau, sehr mutig, aber das lasse ich mir lieber aus lebens- und literaturerfahrener Greisenperspektive erzählen.
Und jetzt das. Und jetzt dieser Roman über Stasia und Kostja, Kitty und Andro, über Ida und Ida, Niza, Alla, Fred. Über eine Schokolade mit Zauberkraft, Europa als Sehnsucht, Wien als Sehnsucht, über einen Diktator, der in Georgien auf die Welt kam und der im Roman immer nur Soso oder Generalissimo genannt wird, als gelte es, den dunklen Zauber heute noch zu bannen. Über den Geheimdienstchef Beria, der auch in Georgien geboren wurde, im Roman nur "der große kleine Mann" genannt wird und der als dunkle Macht die georgische Schokoladenfamilie ins Verderben schickt. Aus Liebe oder Begehren oder Gier oder so etwas in der Art.
Ein georgisches Mädchen, Brilka, zwölf Jahre alt, fährt durch das Europa der Gegenwart, den "Kontinent der Gleichgültigkeit", wie es heißt. Sie will Sängerin werden, Tänzerin, sie will nach Wien, um dort die Rechte an den Liedern zu erwerben, die eine Vorfahrin von ihr, Kitty, vor vielen Jahren komponiert und gesungen hat. Sie fühlt sich diesen Liedern verwandt, eine Sehnsucht ist darin, ein Schmerz, den sie kennt. Aber sie kennt die Ursache des Schmerzes nicht. Sie ist in ein Schweigen hineingeboren worden, ihre Eltern sind früh gestorben, sie wächst bei der Großmutter auf. Sie weiß nicht einmal, wie ihre Mutter starb. Es heißt, sie sei von einer Dachterrasse gefallen. Warum? Hat sie sich umgebracht? Und wieder: Warum? Niemand redet mit ihr. Schon ihren Vorfahren ging das so: "Sie wurden genauso vom Schweigen verschluckt, wie alle anderen Familienmitglieder, sie wurden vom Schweigen aufgefressen, als wäre es ein großer Wal, in dessen Bauch sie, einer nach dem anderen, gelandet waren."
Das Mädchen Brilka sucht, vom Familienschweigen terrorisiert, ihre Tante Niza auf, die in Georgien geboren wurde und seit einigen Jahren in Berlin lebt. Von ihr erhofft sie sich Hilfe bei der Suche nach den Liedern. Bei der Suche nach ihrer Geschichte. Und Niza schreibt es für sie auf. Sie ist die Erzählerin dieses Romans, den Nino Haratischwili "Das achte Leben (Für Brilka)" genannt hat. Sie hatte sich ihr bisheriges Leben lang mit aller Macht gegen dieses Wissen gewehrt. Aus Angst, im Strudel der Geschichten zu versinken, überwältigt zu werden von den Schicksalen aus der Vergangenheit: "Eine Armee würde mich überrollen, gegen die ich machtlos wäre." Doch Niza beginnt zu forschen, beginnt zu erzählen.
Nino Haratischwili, in die Erzählerin Niza verwandelt, fliegt durch die Geschichte. Erzählt mal märchenhaft, dann wieder brutal realistisch, erzählt vom Ururgroßvater, seinen Reisen durch Europa nach dem Rezept für die perfekte Schokolade, seiner Suche in Budapest, in Wien. Bis er das vollendete Rezept schließlich beisammen hat; eine russisch-europäische Symbiose. Sein Schokoladenideal: "Die Chocolaterie vollbrachte es, die französische Patisserie und die österreichische Backtradition mit osteuropäischer Opulenz zu vereinen." Doch die magische Schokolade des Urahnen scheint mit einem Fluch belegt. Wer sie trinkt, verliert den Boden unter den Füßen. Sie beschert denen, die sie genießen, so viel Glück, dass sich die Realität daraufhin umso grausamer an ihnen rächt.
Diese phantastisch schmeckende Unheilsschokolade ist das Leitmotiv des Romans. Das Rezept wird von Tochter zu Tochter als Geheimnis weitergereicht und in den dunkelsten Momenten der Geschichte angewendet. Gekocht, um die brutalsten Schicksalsschläge auszuhalten, ist das Leben danach immer noch dunkler. Das ist märchenhaft und unwahrscheinlich und ist es nicht. Es ist: georgisch.
Haratischwili beschreibt die Menschen ihres Heimatlandes so: Sie sind grundsätzlich bereit, "alles zu glauben, was auch nur ansatzweise märchenhaft, geheimnisvoll oder legendär anmutet". So ist auch die Erzählerin des Buches: unbedingt glaubensbereit. Und diese Glaubensbereitschaft überträgt sich auf den Leser, auch den ungeorgischen, durch erzählerische Kraft. Man spürt einfach, dass die Erzählerin gar nicht auf die Idee kommt, das Unwahrscheinliche anzuzweifeln. Es ist so zwingend möglich, dass es glaubhaft wirklich wird. Und je mehr Seiten man dieser Geschichte folgt, umso kleiner werden die Zweifel des Lesers. Am Ende fühlt man sich beinahe als Teil dieser Geschichte, als Romanfigur - oder die Figuren als Teil des wahren Lebens.
Der Roman ist in acht Bücher unterteilt. Jedes Buch trägt den Namen eines Familienmitglieds. Wir begleiten die Nachkommen des Schokokönigs durch die Zeit. Stasia zunächst, seine stolze Tochter, die im Herrenstil reitet, filterlose Zigaretten raucht, die den sentimentalen Simon heiratet, dessen Herz "dem alten Russland, der europäischen Elite, dem schönen, glanzvollen Leben der guten alten Zeit gehört". Ein weicher Mann, der sich zunächst weigert, sich einer der Ideologien seiner Zeit auszuliefern.
Doch die Ideologien warten nicht, dass man sich ihnen verschreibt, es sind die ersten zehn Jahre des vergangenen Jahrhunderts in Georgien, das bald zu Russland gehören soll. Keine Zeit, sich rauszuhalten. Simon Jaschi ist der Erste, der erlischt in diesem Riesenbuch. Ja, Erlöschen. Die meisten der Familienhelden sterben nicht schnell. Sie leben lange. Aber sie alle haben etwas gesehen, etwas erlebt, was eigentlich nicht auszuhalten ist. Das Schlimme ist: Es ist eben doch auszuhalten. Immer noch etwas mehr ist auszuhalten. Die Frage ist dann nur: Wie lebt man weiter, wenn man das erlebt hat?
Das Unheil beginnt beinahe sanft, der Ururgroßvater verliert seine Fabrik, er darf zunächst noch als Angestellter dort arbeiten, doch bald schon wird das Haus, in dem der Traum der Einheit Europas und Russlands Wirklichkeit geworden war, dichtgemacht und irgendeine Kantine dort eröffnet. Simon tötet einen Menschen und verliert den Glauben an sich selbst. Er wird noch viele Menschen töten und viele Jahre später in Stalingrad verschwinden.
Es geschieht so viel. Vor allem den Frauen geschieht Schreckliches. Vielleicht auch, weil sie so stark und mächtig und schön und selbstbewusst sind. Nino Haratischwili schenkt der Literatur einige unglaublich mondäne, große, großartige neue Frauengestalten. Die in Palästen hausen, Männerkleider tragen, Männer beherrschen, Frauen lieben, unendlich grausam sind, stark, leidensfähig. In diesem Buch bleibt keiner ohne Erfahrungen des Grauens. Die Menschen, Paare, erleben es meist getrennt voneinander. Danach sehen sie sich wieder. Und können nicht sprechen. Können sich meist nicht einmal mehr berühren. Es ist ein Schweigen zwischen ihnen, ein Leiden, das nicht erzählbar ist. Es wird Generationen dauern, bis es erzählt werden kann. Dazwischen ist eine Stille, an der die Menschen beinahe ersticken.
Sie können nicht sprechen. Und sie dürfen es auch nicht. Das Schweigen wird in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg zur sowjetischen Staatsdoktrin: "Warum sie uns verbannen, uns den Kontakt mit anderen Menschen verbieten, uns loswerden wollen? Weil wir es begriffen haben, weil wir alles mit unseren Augen gesehen haben! Wir, die überlebt haben, sind zurück, und sie wissen, dass wir nicht mehr in der Lüge leben können, und man weiß nicht, was man mit uns anstellen soll. Wir überfordern sie. Sie wollen, dass wir alles vergessen."
Das Schweigen, das Erleben, das Leiden verkapselt sich in den Menschen und führt immer wieder zu neuer Gewalt. Gegen sich selbst und gegen andere.
Nino Haratischwili hat die europäische Geschichte als Familiengeschichte neu erzählt. Eine Geschichte vom Rande aus betrachtet: Georgien ist nicht Teil Europas, der "Balkon Europas" wird das Land im Osten oft genannt. Ein Balkon, von dem sich die Menschen herunterstürzen wollen oder von dem sie das Geschehen wie von einer Loge aus betrachten, ein Balkon, unter dem sie Schutz suchen. Ein Balkon, auf dem, in guten Zeiten, das Beste aus Europa und aus Russland zusammenfand.
Europa muss sich neu erzählen - viele unterschiedliche Schriftsteller haben das in diesem Jahr gefordert. Der irakischstämmige deutsche Autor Sherkoh Fatah, der Inder Pankaj Mishra, der Äthiopier Dinaw Mengestu, die in Kenia aufgewachsene Britin Priya Basil, der Amerikaner Dave Eggers, die in Kiew geborene, deutschsprachige Autorin Katja Petrowskaja. Sie alle wünschen sich auf unterschiedliche Weise und aus unterschiedlichen Gründen eine neue, kraftvolle Erzählung der europäischen Idee, der europäischen Ideale, der europäischen Vergangenheit.
Eine Erzählung, die von den europäischen Politikern der Gegenwart komplett verweigert wird. Eine Erzählung von Solidarität, eine ebenso selbstkritische wie selbstbewusste Erzählung der europäischen Ideen. Die vom besten und schlimmsten in der Geschichte Europas weiß und daraus Schlüsse für die Gegenwart und Zukunft zieht. Eine Erzählung, die die Menschen für die Idee Europas begeistert, die Antworten geben kann: auf die Fragen des Umgangs mit Flüchtlingen an den Außengrenzen, gewaltsamen Interventionen an den Außengrenzen. Eine Erzählung aus zersplitterten Erfahrungen für eine gemeinschaftliche Idee, eine Erzählung von den Rändern Europas für das Zentrum. Für alle.
Eine solche große Erzählung hat die in Georgien geborene, deutsche Autorin Nino Haratischwili mit ihrem neuen Roman geschaffen. Die letzten Seiten sind leer. Brilka, das Mädchen aus der Gegenwart, das sich fühlt, als wäre es ohne Bauchnabel auf die Welt gekommen, ohne Vorgeschichte, ohne Leitfaden für sein Leben, sie soll diese leeren Seiten füllen.
Aber wir wissen nicht, ob Brilka sie füllen wird. Vielleicht ist Brilka ja doch nur eine Fiktion. Vielleicht müssen wir die Seiten selber füllen.
VOLKER WEIDERMANN
Nino Haratischwili: "Das achte Leben (Für Brilka)". Frankfurter Verlagsanstalt, 1277 Seiten, 34 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Das Achte Leben (für Brilka)
Eine Familiensaga -wie beginnt man, sie zu erzählen? Die Erzählerin versteht ihr Handwerk. Sie verknüpft …
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Das Achte Leben (für Brilka)
Eine Familiensaga -wie beginnt man, sie zu erzählen? Die Erzählerin versteht ihr Handwerk. Sie verknüpft parallele Handlungsstränge miteinander und macht dem Ansprechpartner, dem Leser, Appetit ob der angerissenen Lebenslinien. Sie vergisst kein Schicksal, sie fügt die Splitter in Rückblenden und Jetzt-Zeit zusammen, sie lässt Leben entstehen und lässt es nehmen.
Der Stammbaum der Familie Jaschi zeigt 100 Jahre auf fast 1300 Seiten. Und ganz nebenbei Geschichtsunterricht: Russland, Georgien. Revolution. Bolschewiken. Kommunisten. Faschisten. Krieg. Fall des Eisernen Vorhangs. Perestroika, Glasnost und alles wieder von vorn: Rebellen, Revolution.
M a c h t. Große Kleine Männer hier und Kleine Große Männer dort. Dabei miteinander verwoben der Fall der Werte. Der Leser lernt das Einschleichen der totalitären Mächte im Großen zu begreifen und im Kleinen nachzuempfinden im Teppichmuster der Familie. Schoko-Sinne werden gekitzelt, Geheimnisse bewahrt und verraten. V e r r a t. So lange her und doch so nah. Und immer wieder neu.
Mensch sein und Träume leben ohne Kalkül. Realtät ausblenden, nicht wahrhaben wollen, das kleine Glück nicht gefährden. LIEBE. Schwein sein und Macht haben, HASS. ANGST. Immer wieder und überall Orwell.
Es ist unglaublich, wie die Schriftstellerin Nino Haratischwili, Jahrgang 1983, lebensklug und historisch fundiert eine Familiengeschichte erzählt, die fesselt und den Leser zum Mitwisser macht. Man leidet mit, man möchte warnen und ist erleichtert, wenn Gefährliches gut ausgeht. Man fühlt Freundschaft und Abscheu und möchte vor Schlimmem bewahren und kann doch nur resignieren. Geschichtsunterricht wird lebendig und die Nachrichten aus den 60-iger und folgenden Jahren erinnern an selbstgehörte Vergangenheit, weniger an selbst-er-lebte westliche Erfahrung.
Die letzten 50 Seiten lassen beim Leser den Abschiedsschmerz nicht ganz so groß werden, denn eigentlich ist alles gesagt und Nizas und Brilkas Zusammenführung scheint eher dem Kunstgriff geschuldet zu sein, der Ich- Erzählerin und ihrer Adressatin eine Perspektive schenken zu wollen. In einem guten Film würde sich der Regisseur vom Drehbuch lösen und in der Totalen auf die Phantasie des Zuschauers setzen, der mit seinen eigenen Gedanken die Geschichte zu Ende denken würde. Aber ein solches überhebliches Ansinnen steht mir als Leserin dieses Meisterwerks (ja,das ist es!) nicht zu.
Insgesamt ein fesselnder Familienentwicklungsroman, der neugierig macht auf ein mir unbekanntes Georgien.
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Gebundenes Buch
DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA)
Nino Haratischwili
Chronologisch erzählt Niza ihre Familiengeschichte für Brilka:
Angefangen beim Ururgroßvater, dem Mann, der einst ein Geheimrezept aus dem Westen mit nach Georgien brachte. Er konnte die beste heiße Schokolade der Welt …
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DAS ACHTE LEBEN (FÜR BRILKA)
Nino Haratischwili
Chronologisch erzählt Niza ihre Familiengeschichte für Brilka:
Angefangen beim Ururgroßvater, dem Mann, der einst ein Geheimrezept aus dem Westen mit nach Georgien brachte. Er konnte die beste heiße Schokolade der Welt zubereiten. Doch die Schokolade war verflucht und so bot er sie damals in seiner florierenden Konfiserie nicht an. Er war ein reicher Mann - nur mit den männlichen Nachkommen wollte es nicht klappen. Er bekam „nur“ drei Mädchen (ein Phänomen, das sich durch alle weiteren Generationen durchziehen sollte).
Als der Zar in Russland gestürzt wurde und die Bolschewiken ihm, dem reichen Schokoladenfabrikanten, seine Konfiserie wegnahmen, ging es bergab mit den glücklichen Tagen und dem Leben, an denen nie etwas fehlte.
Wir begleiten seine Nachkommen - weitere fünf Generationen, die fast alle weiblich sind, sich fast immer in den falschen Mann verlieben und einen Hang zum Trinken haben. Aber das Ungewöhnlichste an ihnen war die Neigung, immer „anders zu sein“ und das konnte Mutter Russland nur schlecht ignorieren.
Nino Haratischwili nimmt uns mit ins 20. Jahrhundert, führt uns schonungslos durch Demonstrationen, Revolutionen und zwei Weltkriege. Dabei gibt sie uns einen tiefen Einblick in die Geschichte Georgiens, gekoppelt an die Macht der Sowjetunion.
Was für ein Buch! Haratischwili ist Meisterin im Geschichtenerzählen. Geschickt verwebt sie unterschiedlichste Geschichten miteinander, greift Erzählstränge auf, die erst zu einem späteren Zeitpunkt aufgelöst werden, und zwischendurch kommt sie ins Hier und Jetzt zurück. Dabei vergisst sie nie und zu keinem Zeitpunkt einzelne Personen, die auf einmal in den Hintergrund gerutscht waren. Jeder dieser Person bekommt seine Lebensgeschichte zu Ende erzählt. Großartig! Als ich das Buch zuschlug, hatte ich Gänsehaut.
Fazit:
Großes Kino auf 1279 Seiten und unbedingt viel Schokolade fürs Lesen bereithalten.
5+/ 5
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