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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
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Diese Flüchtlingsgeschichte
spielt 2032 in den USA
Von den grellen Suchscheinwerfern der Soldaten verfolgt, läuft die junge Frau durch das Grenzland Mexikos und der USA, zwischen Tijuana und dem „Great American Wall“, den der Präsident nach der dritten Wiederwahl 2032 gebaut hatte. Wie Millionen andere Amerikaner beobachtet die 16-jährige Vali im Livestream die Ermordung des Mädchens und die Niederschlagung des Protests der wütenden Menschmenge durch Hubschraubereinsätze.
Der Anfang dieser neuen Gewaltwelle gegen Flüchtlinge macht der Jugendlichen, die mit ihrer Familie vor zehn Jahren illegal aus Honduras einwanderte, große Angst. Jeder US-Bürger ist inzwischen mit einem Chip markiert, der ihn überwacht und sein Leben dokumentiert. Menschen ohne solche Dokumentation oder mit gefälschtem Chip, wie Vali und ihre Mutter, werden von der politischen Propaganda als lästiges Ungeziefer beschimpft, als verantwortlich für die Umweltkatastrophe und die Wirtschaftskrise in den USA. Sie sind in größter Gefahr, entdeckt, gefangen und abgeschoben zu werden. Denn die Verschärfung der Sicherheitsgesetze des Landes ermöglicht die Jagd auf Immigranten und ihre Gefangennahme mit allen, auch unmenschlichen Mitteln.
Wird hier wirklich in „Sanctuary. Flucht in die Freiheit“ eine Dystopie aus der Zukunft erzählt? Wie es die Autorinnen Paola Mendoza und Abby Sher geplant hatten? Im Nachwort berichten sie davon, dass sie in ihrer fiktiven Handlung immer wieder von der aktuellen Politik der Trump-Regierung gegen Immigranten, zum Beispiel der brutalen Trennung der Familien an der Grenze zu Mexiko, eingeholt wurden.
Die vielen Jahre Arbeit in der Flüchtlingshilfe und die Erfahrungen der Immigranten, die den Autorinnen ihre Schicksale erzählten, finden sich in Valis Geschichte. Als die Gefahr einer Entdeckung für ihre kleine Familie immer größer wird, entschließt sich die Mutter, mit ihr und dem kleinen Bruder aus Vermont zu einer Nonne nach New York zu fliehen, die Flüchtlinge versteckt. Doch die Mutter wird festgenommen und Vali und der kleine Bruder müssen sich allein durchschlagen, erleben Hilfe, aber auch die brutale Behandlung durch Schlepper. Sie finden einen Jungen, der – nachdem auch New York zu unsicher wurde – sich mit ihnen nach Kalifornien durchschlägt. Es ist der einzige Staat, der abgeschottet von den anderen Bundesstaaten, Flüchtlinge aufnimmt und ihnen Rettung bietet.
Paola Mendoza und Abby Sher wollen mit ihrer authentisch erzählten Geschichten ein positives Signal gegen die „Finsternis unserer kollektiven Albträume“ setzen. Sie schaffen in Vali, eine von ihrer südamerikanischen Tradition geprägte Persönlichkeit, eine Hoffnungsträgerin und leidenschaftliche Kämpferin, wie sie sie bei den Mitgliedern der „Caravan of Mothers of Missing Migrants“ erlebten. Nämlich, „dass Aktivistinnen ewige Optimistinnen sind …, die daran glauben, dass Veränderung möglich ist, auch wenn alles um sie herum ihnen etwas anderes sagt“. (ab 14 Jahre)
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Paola Mendoza und Abby Sher: Sanctuary. Flucht in die Freiheit. Aus dem Englischen von Stefanie Frida Lemke. Carlsen, 2021. 349 Seiten. 15 Euro.
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