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Piecewartenoch

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2024
Wohin das Licht entflieht
Barnard, Sara

Wohin das Licht entflieht


sehr gut

Emmy verliert nicht wie die Fans der Girlgroup The Jinks nur ihre Frontsängerin und Promisternchen Lizzie Beck, sondern ihre geliebte Schwester Beth, als diese sich mit einundzwanzig Jahren das Leben nimmt und eine Kluft im Leben der Familie Beckwith hinterlässt. Wohin mit der Trauer und all den Fragen? Und wer ist Emmy eigentlich ohne ihr Licht?
Sara Barnard konnte bereits mit „Die beste Zeit ist am Ende der Welt“ unter Beweis stellen, dass sie ein Händchen dafür hat gefühlvolle, wichtige Geschichten über Jugendliche für Jugendliche zu erzählen, und dabei nicht vor ernsteren Themen zurückschreckt, sondern sie authentisch und angemessen behandelt. Eben dies gelingt ihr ebenfalls in dem neusten Jugendbuch „Wohin das Licht entflieht“, in dem sie versucht Worte für etwas zu finden, das so schwer ist in Worte zu fassen. Die Themen Trauer und Verlust eines geliebten Menschen, als auch sich selbst zu finden und zu verstehen werden ausführlich und mit Gefühl erzählt – dabei wird sogar das Layout des Textes auf interessante, spannende und leicht experimentelle Weise miteinbezogen.
Die Figuren fühlen sich lebendig und vielschichtig an; sie zeigen, dass es kein einfaches Gut und Böse, Schwarz und Weiß gibt, und wie unterschiedlich und vielfältig sich Trauer auf die eigene Persönlichkeit auswirkt. Jede Figur geht in dieser Geschichte mit dem Tod von Beth anders um. Besonders Emmy trifft Entscheidungen, die nicht immer klug sind, aber die Leserschaft daran erinnert, zu versuchen zu verstehen und nicht zu urteilen. Gerade Fehler zu begehen und daraus zu lernen, lässt Emmy sich weiterentwickeln. Und auch wenn die Schritte nur kleine sind, spendet das Ende ein wenig Hoffnung.
Das Einzige, das ich zu kritisieren habe, ist, dass doch sehr viele Dinge passieren, sodass es letztendlich schwerfällt, sich zu erinnern, was wann passiert ist. Und dass ein, zwei Kreise am Ende nicht geschlossen wurden, die zwar lediglich nebensächlich sind, mir aber persönlich wichtig gewesen wären. #einherzfürscottie
„Wohin das Licht entflieht“ ist ein Buch mit einer berührenden Geschichte, einer starken Protagonistin und einer inneren Reise, die zwar schmerzhaft und traurig, aber auch voller Gefühl und Liebe steckt. Eine warmherzige Empfehlung an alle, die ihren Taschentuchvorrat aufbrauchen möchten.

Bewertung vom 17.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


gut

Die Protagonistin der Geschichte ist in einer Schwebe zwischen ihrer alten Heimat in der DDR und der neuen in Westdeutschland – zwei so unterschiedlichen Welten für das junge Mädchen.
Für mich ist das Buch „Das Jahr ohne Sommer“ von Constanze Neumann außerhalb meiner Lese-Komfortzone, also mal etwas anderes, doch wirklich begeistern konnte mich die Geschichte nicht. Die Thematik ist natürlich nichts neues, aber an sich interessant und spannend. Nur ist in meinen Augen die Umsetzung weniger gelungen. Das liegt meiner Meinung nach an dem distanzierten, sachlichen Schreibstil, wodurch der Leserschaft es schwer gemacht wird, Nähe zu den Figuren und der Geschichte aufzubauen. Ich habe das Hörbuch gehört und die Stimme sowie der Vorlesestil der Sprecherin verstärken leider diesen kühlen, distanzierten Eindruck noch mehr.
Trotz dessen ist das Buch schnell und leicht hör-/lesbar und eignet sich für eine Abwechslung im Leseprogramm. Nur der gewöhnungsbedürftige Schreibstil und die wenig innovative Handlung reduziert das Lesevergnügen

Bewertung vom 14.03.2024
Die Letzte der Sturmkrallen / Kings & Thieves Bd.1
Kim, Sophie

Die Letzte der Sturmkrallen / Kings & Thieves Bd.1


weniger gut

Shin Lina war eigentlich ein Mitglied der Bande der Sturmkrallen, doch nach einem schrecklichen Massaker wird sie von den gegnerischen Schwarzkranichen mit ihrer kleinen Schwester erpresst für sie als Diebin zu arbeiten. Doch eines Tages erbeutet sie das falsche Schmuckstück und wird von dem Spielmann, einer unsterblichen Gestalt, entführt. Um zu entkommen, soll Lina ihn töten, doch ihre Gefühle lassen sich schwerer kontrollieren als die Klinge in ihrer Hand.
Seit der Ankündigung vom Loewe Verlag hatte ich mich unheimlich auf dieses Jugendbuch gefreut. Ich lese sehr gerne Fantasy, die von ostasiatischen Kulturen und Mythologien inspiriert ist. Ich wollte es so sehr lieben, aber leider war „Kings & Thieves“ für mich eine Enttäuschung.
Nun, vielleicht erst einmal zu Aspekten, die mir gefallen haben: Einmal abgesehen von der optisch unwiderstehlichen Komponente, die sich aus dem wunderschönen Cover und Farbschnitt sowie der innerlichen Gestaltung zusammensetzt, ist der Schreibstil der Autorin Sophie Kim schön und detailliert beschreibend, als auch flüssig, schnell und leicht lesbar, sodass die Seiten schnell an einem vorbeiziehen. Doch leider ist er ebenso repetitiv; ich konnte gar nicht zählen, wie oft die Protagonistin eine vulgäre Geste macht oder Satz- und Wortwiederholungen aufeinanderfolgten – also ein zweischneidiges Schwert. Zum Ende hin kommt auch mehr Spannung auf und es gibt unerwartete Plottwists.
Doch leider kann mich das Buch aufgrund seiner Widersprüchlichkeit nicht überzeugen: Diese beginnt bei dem Vorwort, in dem die Autorin anmerkt, dass sie der koreanischen Mythologie mehr Raum in der Literatur geben möchte, jedoch ist es schwer ohne Glossar oder Vorkenntnisse zu wissen, was nun der Fantasie der Autorin oder der Mythologie entstammt, als auch ist es widersprüchlich, dass eine der beiden Hauptfiguren von einer deutschen Sage inspiriert ist. Dem World building war es ebenfalls schwer zu folgen, die der Geschichte immanente Mythologie wurde zudem viel zu spät und zu kurz erläutert.
Doch der größte Kritikpunkt für mich ist die Protagonistin Shin Lina und dem in ihr verkörperten erzählerischen Problem des Buches: dem only telling, never showing. Entgegen dem allgemein bekannten Ratschlag „Show, don’t tell“ wird nämlich immer nur behauptet, dass Lina eine phänomenale, kaltblütige, skrupellose Assassine ist und dass bereits in jungen Jahren. Dass das völlig unglaubwürdig ist, resultiert daraus, dass nicht einmal eine Mission der Sturmkralle erzählt wird. Wir müssen einfach glauben, dass es sich um eine legendäre Kämpferin handelt, die überall bekannt und von jedem gefürchtet ist. Alles, was wir sehen, ist ein Teppichdiebstahl in einem unbewachten, verlassenen Tempel. Die Autorin möchte uns eine junge Protagonistin mit überragenden Fähigkeiten weismachen, die besonders gerissen ist, aber anscheinend nicht ihre Gefühle und Emotionen kontrollieren kann, nicht weiß, wann man besser schweigen sollte und ständig freche Sprüche klopft bzw. damit herausplatzt. Zu dem wird sie im weiteren Verlauf reduziert und sexualisiert, in dem sie sich dazu entschließt, den Spielmann zu verführen – und ich dachte, sie wäre eine badass Assassine mit unfassbaren Fähigkeiten. Sehr widersprüchlich. All das unterwandert doch ihre Rolle als selbstbewusste, raffinierte Protagonistin.
Zu dem fühlt sich die Geschichte ziemlich handlungsarm und damit langatmig an. Der Rebellenarc sowie die Wendungen können zum Ende hin noch einmal Spannung erzeugen, jedoch ließen mich sämtliche Figuren, die allesamt blass und blutleer wirken, sowie die Liebesgeschichte kalt.
Für mich reiht sich dieses Buch in eine Reihe vieler durchschnittlicher Fantasybücher ein, die zwar mit dem Label der ostasiatischen Mythologie durchaus Interesse wecken können, letztlich aber durch eine ideenlose Handlung, generische Figuren und sich wiederholende Aspekte nicht aus der Masse herausstechen.
Trotz dessen kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das Buch super für junge Leser ist und diese besonders begeistern kann. Wer aber schon einige Bücher in diese Richtung gelesen hat, könnte feststellen, dass es entweder an diverse andere Buchtitel erinnert oder mit wenigen Überraschungen aufwartet. Mit dem koreanischen Aspekt hatte die Geschichte viel Potenzial, aber leider liest sich diese Buch wie der Debutroman, der es nun mal ist. Persönlich werde ich mir die Fortsetzung sparen, könnte mir aber vorstellen, dass Band 2 mit mehr Tiefgang und Spannung aufwartet und sich die Autorin verbessert hat.

Bewertung vom 29.02.2024
Die Perlenjägerin
Beck, Miya T.

Die Perlenjägerin


gut

Kai und Kishi waren mal unzertrennlich Zwillingsschwestern, aber je älter sie werden, desto mehr streiten sie sich und treten lieber in Wettkämpfen beim Perlentauchen gegeneinander an. Doch bei einem Tauchgang wird Kishi von einem Geisterwal verschlungen. Nun muss Kai, um ihre Schwester zu retten, großen Gefahren ins Gesicht sehen: Räubern, Kriegern, Göttern.
Auf „Die Perlenjägerin“ von Miya T. Beck hatte ich mich unheimlich gefreut. Das Vorwort alleine konnte mich bereits sehr berühren. Doch leider traf dies nicht so sehr auf die Geschichte, die darauffolgt, zu. Doch zunächst zu ein paar positiven Aspekten des Buches, derentwegen ich dem Buch gerade noch drei Sterne gebe – 2,5 Sterne trifft meine Stimmung schon eher, eigentlich. Was mich als Japanenthusiastin seit vielen vielen Jahren begeistern konnte, war natürlich, dass sich die Autorin beim Setting bzw. World building stark von japanischer Mythologie sowie Kultur, besonders im literarischen Sinne, aber auch historisch auf gesellschaftlicher und politischen Ebene, hat inspirieren lassen. Das sieht man bereits an der wunderschönen, detailliert illustrierten Karte in den Buchklappen. Die Welt wirkt bunt und vielschichtig, kann aber auch sicher etwas überfordernd wirken, wenn man nicht ein gewisses Vorwissen mitbringt. Auch die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern von Kia fand ich spannend und interessant. Für mich steckt da aber noch wesentlich mehr Potenzial drin, als daraus nun geschöpft wurde.
Nun ja, das war es leider aber schon wieder, denn ansonsten konnte ich der Geschichte nicht viel abgewinnen. Bereits zu beginnt wird man mit einem dichten Schreibstil konfrontiert, der zu dem ausufernden Info-Dumping zu Beginn den Einstieg zusätzlich erschwert. Weiter geht es damit, dass bis auf Kai und ihre Familie niemand wirklich sympathisch ist. Die Liebesgeschichte mit einer Nebenfigur wirkt auch sehr willkürlich und kaum nachvollziehbar. Zu dem gibt es leider auch ziemlich Durststrecken, langatmige Szenen und Dialoge, die leider nichts zu Handlung beitragen.
Insgesamt fühlt sich das Buch doch ziemlich jung an. Wäre ich nochmal zwölf oder dreizehn Jahre alt, hätte ich es sicher großartig gefunden. Aber leider hat sich bei mir eher das Gefühl eingestellt, dass ich schon zu alt dafür bin. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es Kinder und Jugendliche, die sich besonders für Japan interessieren, eine durchaus lesenswerte Lektüre ist, die ihnen viel Spaß macht. Überzeugen konnte es mich aber leider nicht.

Bewertung vom 23.02.2024
Dangerous Relations
Cohen, Jennieke

Dangerous Relations


sehr gut

Vickys Familie widerfährt ein großes Unglück und nun ist die junge Lady dazu gezwungen, so schnell wie möglich zu heiraten, damit ihre Familie nicht alles verliert. Daher geht von einem Ball zum nächsten, von einer Verabredung zu nächsten. Doch nur Mr Carmicheal schein ein aussichtsreicher Kandidat zu sein, wäre da nicht Tom, ihr ehemals bester Freund, der Vicky vor vielen Jahren das Herz brach und nun zurückgekehrt ist. Aber plötzlich findet sich Vicky wiederholt in gefährlichen Situationen wieder – wer könnte da nur dahinterstecken?
„Dangerous Relations – Eine unvergessliche Saison für Lady Victoria“ von Jennieke Cohen tanzt wahrlich aus der Reihe in Anbetracht der schieren Überfluchtung, deren sich Liebhaber:innen von Historical Romance seit dem Erfolg von der Netflix-Serie Bridgerton gegenüber sehen. Die Autorin vermischt gekonnt geliebte Historical Romance-Tropes mit vielen actionreichen Szenen und einer spannungsreichen Handlung, die zum Miträtsel einlädt. Dabei scheut sie nicht davor zurück ernstere Themen anzusprechen wie körperliche und psychische Misshandlung zum Beispiel und behandelt diese angemessen.
Im Zentrum steht natürlich unsere Protagonistin Victoria Aston, Tochter von Lord Oakbridge, doch die Geschichte wird zusätzlich aus der Perspektive von Tom Sherborne, ihrem Freund aus Kindertagen, erzählt, was die Geschichte äußerst bereichert. Beide Figuren sind vielschichtig und sympathisch. Trotzdass man Vicky Naivität vorwerfen könnte und ihr das von anderen Figuren auch häufiger vorgeworfen wird, handelt sie stets klug, gewissenhaft und mutig. Besonders ihr Mut konnte mich wiederholt überraschen und hat sie mehr und mehr mir ans Herz wachsen lassen. Tom wirkt hingegen distanziert zu Beginn, taut aber mehr und mehr auf. Für die Szenen und Dialoge zwischen den beiden habe ich gelebt. Die beiden haben einfach eine wundervolle Chemie zusammen.
Die Handlung braucht hingegen etwas Zeit, um ins Rollen zu kommen. So wird sich besonders zu Beginn einiges an Zeit gelassen. Doch schließt wurde ich weiter und weiter hineingezogen und konnte irgendwann gar nicht mehr aufhören mit Lesen. Der Schreibstil ist einfach wunderbar, pointiert und fließend, sowie angemessen für die Zeit und das historische Setting – was mir immer besonders am Herzen liegt. Ich wurde nie aus der Immersion gerissen – im Gegenteil, ich wurde immer weiter hineingesogen, sodass ich einfach nur mitfiebern und -fühlen musst.
Letztlich wurde mir etwas zu einfach und schnell das Ende abgehandelt. Es war durchaus überraschend, aber etwas mehr Komplexität und weniger stereotypische Figuren hätte ich mir schon gewünscht. Doch beim letzten Kapitel ging mir einfach nur das Herz auf und ich wollte gar nicht, dass die Geschichte von Vicky und Tom endet.
Ich bin wirklich begeistert von dem Buch und seiner Geschichte, auch wenn es nicht rundum perfekt war. Aber es sticht aus dem Einheitsbrei von Historical Romance heraus – zu Beachten sei natürlich, dass es sich um ein Jugendbuch handelt, also etwaiger Spice zum Beispiel fehlt oder auch die Figuren deutlich jünger sein – und hat mir eine wunderbare, aufregende Lesezeit beschert. Eindeutig eine Empfehlung!

Bewertung vom 10.02.2024
Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
Goldfarb, Tobias

Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald


sehr gut

Hilda Hasenherz wächst als Buddelhäsin unter der Erde auf und muss zusammen mit ihren Freunden Tag ein Tag aus Möhren für den bösen Baron von Ratzezahn sammeln. Als sich Hilda ein Hasenherz nimmt und aus ihrer unterirdische Welt ausbricht, entdeckt sie dunkle Machenschaften, die das Hasenkönigreich für immer verändern würden.
„Hilda Hasenherz – Das Abenteuer im Fuchswald“ ist das neue Kinderbuch des Autors Tobias Goldfarb, der mich bereits mit seinem Buch „Octavia – Tochter Roms“ überzeugen konnte. Nun war ich gespannt, wie sich ein Kinderbuch von ihm lesen lässt, dass sich an ein deutlich jüngeres Publikum richtet und auch eher als Vorlesebuch gehandelt wird. Und was soll ich sagen? Es war Zucker pur! Und vor allem eine Geschichte für Kinder, die mit der Zeit geht: Es gibt eine weibliche Hauptfigur, die richtig stark und mutig ist, sich für sowohl für Freunde und Fremde einsetzt und im Nu das Herz der Leserschaft erobern kann. Doch auch sprachlich ist das Buch passend und erstaunlich unterhaltsam, so wird viel gemümmelt, die Namen der Figuren sind kreativ und witzig, wie auch der Rest der Sprache. Ebenfalls ganz fantastisch sind die farbenfrohen, wunderschönen Illustrationen von Verena Körting, die die Geschichte unheimlich bereichert. Leider verfällt der Mittelteil in ein sich wiederholendes Schema und nicht jede Nebenfigur sagte mir zu, aber letztendlich ist es eine niedliche, spannungsreiche Geschichte für Kinder. Ich kann „Hilda Hasenherz“ definitiv empfehlen. Und falls es noch mehr Geschichten von Hilda und den anderen Wald- und Feldbewohnern geben sollte, würde ich diese gerne weiter verfolgen.

Bewertung vom 31.10.2023
Die Farbe der Rache / Tintenwelt Bd.4
Funke, Cornelia

Die Farbe der Rache / Tintenwelt Bd.4


ausgezeichnet

Fünf Jahre sind seit dem Tod des Natternkopfes und Violantes Krönung als Herrscherin von Ombra vergangen. Fünft Jahre, in denen Mo, Maggie und ihre Freunde friedliche Zeiten in der Tintenwelt verbrachten. Doch endlich hat Orpheus einen Weg gefunden sich an Staubfinger zu rächen, wodurch eine Zeit des Schmerzes und der Verzweiflung anbricht, die nur durch Vertrauen und Liebe beendet werden kann.
„Die Farbe der Rache“ von Cornelia Funke ist das lang ersehnte Abenteuer von Staubfinger und dem schwarzen Prinzen, deren Freundschaft eine große Rolle in diesem Buch spielt. Doch wir lernen auch Jehan, Staubfingers Stiefsohn, und Lilia, ein Mädchen mit besonderer Verbindung zur Natur, besser kennen, sowie einige neue Weggefährten und Widersacher. Auf die alten Gesichter kann man sich freuen und auf die neuen schon sehr gespannt sein. Wieder einmal beweist Cornelia Funke wie einfühlsam und vielschichtig sie Figuren schreibt. Es fällt so unheimlich leicht sich in ihre Hände zu begeben und erneut die Tintenwelt zu entdecken. Mit ihrer wunderbar kreativen Sprache eröffnet sich wieder ein Portal in eine fantastische Geschichte mit Tiefgang, sowohl Schwere wie auch Leichtigkeit. Sie schafft es durch ihre raffinierte Wortwahl in einen Satz viel mehr Bedeutung zu legen.
Dabei behält die neue Geschichte die Düsternis bei, die sich bereits ab Tintenblut eingeschlichen hat. So gibt es einen brutalen Barden, aber auch eine gefürchtete Schattenleserin, die Menschen als Bezahlung für ihre dunklen Dienste. Aber auch für eingeschweißte „Reckless“-Fans gibt es das eine oder andere Easter-egg zu entdecken, wodurch zumindest bei mir direkt das Bedürfnis auf einen Reread der Speigelwelt-Reihe gestiegen ist. Einen neuen Schauplatz gibt es ebenfalls: nämlich Grunico, eine Stadt voller Geheimnisse. Einfach perfekt für Orpheus zum Intrigen spinnen, aber auch unsere Freunde treffen auf Überraschendes.
Natürlich liebe ich unsere altbekannten Figuren, insbesondere Staubfinger, aber tatsächlich ist für mich der geheime Star und meine Lieblingsfigur in „Die Farbe der Rache“ eine ganz andere geworden: Lilia hat sich einfach mühelos in mein Herz hineingezaubert.
Letztlich ist das Buch spannend und gefühlvoll erzählt, in einem reich geschneiderten Wortgewand gehüllt und voller mehrdimensionaler Figuren. Ein absolutes Muss für alle Tintenwelt-Fans.

Bewertung vom 31.10.2023
Falling Hard for the Royal Guard. Eine königliche Liebeskomödie
Clawson, Megan

Falling Hard for the Royal Guard. Eine königliche Liebeskomödie


gut

Maggie lebt im Tower of London – ja, wirklich. Nein, sie ist keine Prinzessin oder mit der Queen verwandt. Sie arbeitet im Ticketverkauf des Towers und muss so einiges erdulden: einen Job, den sie hasst wegen Kollegen, die ständig über sie lästern und eine superneugierige erweiterte Familie. Jedoch klart die langzeitige Schlechtwetterfront auf, als Maggie dem Gardisten Freddie begegnet, der ihr Herz höherschlagen lässt. Nur steht einem Happy End ziemlich viel im Weg.
„Falling hard fort he royal guard” von Megan Clawson ist ein humorvoller Liebesroman, der viel Spaß und Lacher in petto hat als auch durchaus Tiefgang beweisen kann. So kommen Verlust und Trauer, wie auch Druck und Zukunftsängste zur Sprache, ebenso auch Kriegstraumata. Dies hält sich jedoch in Grenzen, womit das Buch eher zu einer leichten, romantischen Lektüre avanciert mit starken Tendenzen zu Slow Burn – vielleicht zu sehr. Insbesondere in der zweiten Hälfte nervt Maggies „Wir sind nur Freunde. Für ihn ist es nur Freundschaft“ deutlich. Aber der finale Konflikt konnte es für mich total rausreißen: Ich war kein Fan der „Fünf-Tinder-Dates-Challange“, aber was auf dem Letzten passiert, hat mich emotional total gepackt. Es gibt viele tolle Momente zwischen den Protagonisten und die Chemie stimmt auch. Nebenfiguren gibt es so einige, sie sind aber oft einfach sympathisch oder total unausstehlich. Vielschichtigkeit ist da nicht unbedingt gegeben, das schadet dem Buch aber nicht sonderlich.
Super spannend war das Setting, das mich aufmerksam auf das Buch gemacht hat. Denn als ehemalige Touristin des Towers war es einfach wundervoll noch einmal an diesen Ort zurückzukehren und von jemandem gezeigt zu bekommen, der sich richtig gut auskennt. So erfährt man viel neues. Ich hätte mir aber gewünscht, da sicher nicht jeder so vertraut ist mit den britischen Adels- und Militärsrängen/-regeln, dass diese häufiger wiederholt werden. Maggie und Freddie sind sympathische Figuren, deren Geschichte ich gerne gelesen habe.
Letztlich ist das Buch eher etwas für Zwischendurch und auch nicht wirklich einzigartig unter den zahllosen Liebesromanen, aber es hat ein tolles Setting, ist lustig, super geschrieben und beschert viele angenehme und heitere Lesestunden.

Bewertung vom 29.09.2023
Psyche und Eros
McNamara, Luna

Psyche und Eros


gut

Bei Psyches Geburt wird prophezeit, sie schlüge ein Ungeheuer, dass selbst die Götter fürchten. So erhält sie die Ausbildung einer Heldin in spe. Leider fällt sie aufgrund ihrer Schönheit Aphrodite ins Auge, die Eros losschickt, um sich an ihr zu rächen. Doch es kommt ganz anders als gedacht.
Auf „Psyche und Eros“ hatte ich mich sehr gefreut, weil er in meinen Augen einer der schönsten Mythen ist. Dementsprechend waren auch die Erwartungen, die das Buch nur teilweise erfüllt hat.
Zunächst was mir gefiel: Der Schreibstil war überwiegend stimmig mit dem antiken Setting und nicht zu modern, wodurch man nicht aus der Immersion gerissen wird. Zu dem ist er angenehm und super lesbar. Auch die Götterwelt/-figuren wurden gut dargestellt. Eros als männlicher Protagonist mochte ich ebenfalls.
Doch leider wurde ich mit Psyche nie wirklich war, ich habe mich ihr nicht nahe gefühlt. Auch diese legendäre, tiefe und innige Liebesbeziehung zwischen Psyche und Eros war für mich nicht wirklich spürbar. Das liegt für mich vor allem an der Länge des Buches bzw. an der ungünstigen Aufteilung/Gewichtung: Denn bevor die beiden aufeinandertreffen, vergeht sehr viel Zeit und bis sie ~ 100 Seiten später wieder getrennt werden, ist einfach noch nicht eine glaubwürdige Verbindung entstanden. Obwohl da definitiv Potenzial war.
Des Weiteren hapert es der Geschichte auch an einer gewissen inneren Spannung, viele Szenen fühle sich unnötig lang an. Überraschen konnte mich die Geschichte auch nicht wirklich. Das Problem bei einer Neuerzählung eines bekannten Stoffs ist, dass man auch etwas Neues in dieser oder jenen Weise macht. Teilweise gelingt es der Autorin, doch letztlich, so hatte ich das Gefühl, fehlte ihr das Händchen für eine spannende Handlung, die selbst die abholt, die sich bereits sehr gut mit griechischer Mythologie auskennen.
Nun ist die Frage: Ist es also ein passendes Einsteigerbuch für Neulinge in diesem Themenfeld? Tendenziell ja, da viel zusätzlich zu Figuren erzählt bzw. erklärt wird, jedoch baut McNamara sehr viele Figuren aus den unterschiedlichsten Mythen ein, sodass es für Neulinge schwer sein könnte, den Überblick zu bewahren und nicht von Informationen erschlagen zu werden.
Das Buch ist zwar nicht frei von Logiklücken und schwächelt in der einen und anderen Hinsicht, glänzt aber durch einen schönen Schreibstil, der wunderbar zu der Atmosphäre der Antike beträgt. Auch die ‚authentische‘ bzw. überzeugende Darstellung der Götterfiguren kann durchaus punkten. Spaß beim Lesen hatte ich auch teilweise, aber schließlich ist es ein durchschnittliches Buch, das sich drei Sterne erkämpfen konnte.

Bewertung vom 20.09.2023
Für immer unter einem Himmel
Schumacher, Ashley

Für immer unter einem Himmel


sehr gut

Anna und Weston sind so verschieden – Anna hat gute Noten, lügt ihre Eltern nie an, ist unauffällig, wohingegen Weston sich seit der Scheidung seiner Eltern nicht mehr auf Tests konzentrieren kann und von allen schief angeguckt wird – und doch gleich. Als Weston und Anna für die Marching Band ein Duett einstudieren, merken sie, dass in dem jeweils anderen eine verwandte Seele schlummert. Doch dann passiert etwas, dass sie droht auseinanderzureißen.
„Für immer unter einem Himmel“ war für mich das erste Buch von Ashley Schumacher und garantiert nicht mein letztes. Ihr Schreibstil ist zum einen simpel und perfekt für lange Lesestunden, und zum anderen unheimlich poetisch, ohne unnatürlich und nervig zu wirken. Zu dem hat sie sich für diese Geschichte ein zumindest für mich besonderes Setting ausgesucht, nämlich eine Kleinstadt in Texas, die nicht nur die Eigenschaft besitzt, dass jeder jeden kennt, sondern zu dem auch allgemein sehr gläubig ist. So ist es kaum verwunderlich, dass Weston und seine geschiedenen Eltern ziemlich aus dem konservativen Rahmen in dieser Hinsicht fallen. Dadurch wird die aufgesetzte Frömmigkeit der Erwachsenen entlarvt, die zwar ihren Kindern Nächstenliebe predigen, aber selbst ohne Empathie und überhaupt diese Personen zu kennen über Minderjährige urteilen. Anna und Weston widersetzen sich dem. Die Liebesgeschichte ist wundervoll zart und einfühlsam, respektvoll und wholesome. Während die stressige, elitäre Marching Band und ihre Eltern sie einzwängen, versuchen die Protagonisten ihre Einsamkeit loszuwerden und frei zu atmen. Neben die wunderschön portraitieren Liebesgeschichte gibt es aber auch Momente voller herzerwärmender Freundschaft. So viele Figuren in diesem Buch haben sich klangheimlich in meine Herz geschlichen, sodass ich gar nicht wollte, dass es endet. Und das Ende – was soll ich sagen, ohne zu viel zu verraten? – hat perfekt den Kreis geschlossen, und trotzdem waren meine Augen bis zum Schluss feucht. Es ist ein oft ruhiges, einfühlsames Buch, das mir noch viel öfter direkt aus der Seele gesprochen hat, in dessen Figuren ich mich unheimlich schnell und gut hineinfühlen konnte und das ich nicht so schnell vergessen werde. Bittersüß ist wirklich ein sehr passender Ausdruck. Definitiv eine Empfehlung.