Als Cassia die Flucht aus ihrer Welt gelingt ist sie nur von einem Gedanken getrieben: Sie muss Ky finden. Auf ihrem Weg durch die wilden Canyons findet sie bald seine Spur. Aber bei ihrer Suche findet sie auch etwas anderes. Hinweise darauf, dass die Gesellschaft nicht ganz so perfekt ist, wie sie
ihren Bewohnern glauben machen will.
Den absolut grandiosen Auftakt ihrer Trilogie (Die Auswahl)…mehrAls Cassia die Flucht aus ihrer Welt gelingt ist sie nur von einem Gedanken getrieben: Sie muss Ky finden. Auf ihrem Weg durch die wilden Canyons findet sie bald seine Spur. Aber bei ihrer Suche findet sie auch etwas anderes. Hinweise darauf, dass die Gesellschaft nicht ganz so perfekt ist, wie sie ihren Bewohnern glauben machen will.
Den absolut grandiosen Auftakt ihrer Trilogie (Die Auswahl) setzt Ally Condie hier durchaus solide fort, wenn auch dieser zweite Band gegenüber dem ersten merklich abfällt. Zwar findet man wirklich spannende Szenen und es geschehen auch für die weitere Handlung wichtige Dinge, aber es gibt eben auch die Teile, die sich einfach nur ziehen. So war etwa die Zeit in den Canyons für meine Begriffe zu langatmig und man hatte das Gefühl, es sollten einfach nur Seiten gefüllt werden.
Allerdings hatte die Autorin auch in diesem Band wieder ein außergewöhnliches Gespür für ihre Figuren und war in der Lage, das Zwischenmenschliche überdurchschnittlich gut herauszuarbeiten und damit eine allgemeine Atmosphäre der Glaubwürdigkeit zu schaffen.
Ganz besonders gut gefallen haben mir die teilweise tiefgründigen Dialoge, die nachdenklichen Momente und die Bedeutung, die Kreativität im Allgemeinen und Literatur im Besonderen auch in diesem Buch wieder hat. Die Bedeutung, die kreatives Schaffen, Lesen, Kunst und die Fähigkeit, frei zu denken für eine Gesellschaft haben, wird ganz besonders eindrucksvoll zunächst durch die Abwesenheit und dann durch das langsame, zaghafte Entdecken der Selben verdeutlicht.
Diese eher leisen Zwischentöne sind es auch, die mich trotz aller Kritikpunkte dazu bewogen haben diesem Buch vier Sterne zu geben. Denn ein Autor, der die leisen Töne so beherrscht, dem kann man Schwächen in den lauten durchaus vergeben. Allerdings hoffe ich sehr, dass das Finale wieder in allen Bereichen überzeugen kann.
Zitate:
Wenn man jemanden liebt, wenn man von jemandem geliebt wurde, wenn man schreiben gelernt hat und einen Mund zu Sprechen hat, wie kann man dann schweigen und stillhalten? (Seite 83)
Nur die Sonne ist am Himmel zu sehen. Nichts fliegt. Hier gibt es keine Engel. (Seite 185)
Aber ich muss den Gedanken an sie unterdrücken – die Eltern, die mich aufnahmen und nichts dafür zurückerhielten außer einen neuen Verlust. Es war tapfer von ihnen, noch einmal zu lieben. Das machte mich glauben, ich könnte es auch. (Seite 193)
Schnelle Schritte. Kräftige Atemzüge. Hand in Hand mit Menschen, die ich liebe. Ich liebe. Das gefährlichste Wagnis von allen. (Seite 299)
Sogar verborgen in der Dunkelheit weiß ich, dass es da ist. Ein kleiner Teil von mir ist freu, für immer frei. (Seite 304)
Den Bergen ist alles gleichgültig. Wir leben, wir sterben, wir werden zu Stein, liegen in der Erde, treiben hinaus ins Meer oder verbrennen zu Asche und den Bergen ist das völlig egal. Wir kommen und gehen. Die Gesellschaft ist entstanden und wird irgendwann untergehen. Die Canyons werden weiterexistieren. (Seite 308)
“[…] ich würde gerne alles über die erfahren.” “Alles?”, fragte er mit ernster Stimme. “Alles, was du mir erzählen möchtest”, antworte ich. […] Er schließt die Augen. “Meine Mutter hat mit Wasser gemalt”, beginnt er, “und mein Vater mit dem Feuer gespielt.” (Seite 341)
Ihr Gesicht leuchtet blass in der Dunkelheit des verlassenen Hauses. Irgendwo über uns weint der Himmel, und ich denke an fallenden Schnee. Bilder, mit Wasser gemalt. Poesie, zwischen Küssen gehaucht, Zu schön, um von Dauer zu sein. (Seite 370)
Sie nimmt mich fest in die Arme und flüstert mir etwas ins Ohr. Worte, die nur für mich bestimmt sind – die Poesie des Ich liebe dich – , um mich in der Kälte zu wärmen. Damit verwandelt sie mich aus Asche und Nichts wieder in Fleisch und Blut. (Seite 423)