Im besten Sinne „schräg“
Hansi Scharnagel ermittelt inzwischen zum 5. mal in Unterfilsbach, einer Kleinstadt im tiefsten Niederbayern. Hansi ist aber nicht etwa der örtliche Kriminalbeamte, sondern er ist beim städtischen Bauhof beschäftigt und der dortige Schneepflugspezialist. Obwohl ich zum
ersten Mal dabei bin, konnte ich mich problemlos orientieren. Der Fall, schräg und…mehrIm besten Sinne „schräg“
Hansi Scharnagel ermittelt inzwischen zum 5. mal in Unterfilsbach, einer Kleinstadt im tiefsten Niederbayern. Hansi ist aber nicht etwa der örtliche Kriminalbeamte, sondern er ist beim städtischen Bauhof beschäftigt und der dortige Schneepflugspezialist. Obwohl ich zum ersten Mal dabei bin, konnte ich mich problemlos orientieren. Der Fall, schräg und verzwickt:
Hansi, ein bodenständiger, etwas engstirniger Niederbayer, fällt aus allen Wolken, als sein Nesthäkchen ein Studium in Chicago beginnt. Es hilft nix, seine bessere Hälfte, die patente Bettina ruht nicht eher, bis zu aufbrechen, ihr Töchterchen in Amerika zu besuchen. Zur Verstärkung sind Hansis Kumpel Seppl mit seiner Frau mit dabei. Auf Stippvisite in Las Vegas lernen sie einen Casinobesitzer kennen, der sich als Charly Woodforth vorstellt, bei dem es sich aber eigentlich um Karl Holzfurtner aus Unterfilsbach handelt, der vor über 40 Jahren unter nebulösen Umständen nach Amerika ausgewandert und dort reich geworden ist.
Zurück daheim war das „Hallo“ groß, als Hansi berichtet, wen er getroffen hat. Nur seine drei früheren Spezl, die als „glorreiche Vier“ bekannt waren, reagieren verhalten oder gar unwirsch. Hängt es daran, dass Charly, der als Playboy bekannt war, in fremden Revieren gewildert hat und deshalb fluchtartig ausgewandert ist? Die Situation verschärft sich noch, als direkt in Hansis Nachbarschaft eine Luxusvilla hochgezogen wird, in die Charly, geplagt von Heimweh, zusammen mit seiner überstylten Freundin Scarlett (die eigentlich Uschi Schmitt heißt und aus Graz stammt) und einen pinkfarbenen Cadillac-Cabrio-Oldtimer einzieht. Kaum eingezogen erleidet Scarlett in Cadillac einen mysteriösen tödlichen Autounfall und Charlie trauert mehr um sein Auto als um seine Freundin. Polizeiliche Ermittlungen verlaufen aber im Sande. Ansonsten lebt sich Charly schnell ein, insbesondere der (reifere) weibliche Teil der Bevölkerung sind Feuer und Flamme, nur das frühere Kleeblatt grantelt weiter. Dabei hilft Charly sogar dem TSV, dem örtlichen Fußballverein, aus der Klemme. Als er sich, obwohl über 70, im Spiel des Jahres kurz vor Schluss sogar einwechseln lässt, bricht er tot zusammen. Doppelmord? Jetzt ist Bauhof-Sherlock Hansi gefragt...
Obwohl bereits als Kriminalkomödie angekündigt, habe ich viel mehr Krimi gefunden, als erwartet bei diesem Genre. Darüber hinaus ist die Geschicht bis zum – überraschenden – Ende spannend erzählt. Aber die Geschichte lebt natürlich nicht nur von der Spannung, sondern auch und gerade von den unzähligen verrückten Ideen der Autorin, die sie auch noch genüßlich ausschlachtet. In meiner Lieblingsszene z.B. sind die Bauhofmitarbeiter mit Reparaturabeiten in der Kirche beauftragt. Weil ihnen der Weg zum Wasserhahn zu weit ist, rühren sie ihren Mörtel kurzerhand mit Weihwasser an. Die Liste der skurrilen Szenen wäre lang...
Die Personen sind detailliert, lebendig und liebevoll gezeichnet und allesamt, jede auf ihre Art, sympathisch. Das ist für den Erfolg einer solchen Geschichte wichtig. Schließlich sind die verschiedenen Handlungsstränge allesamt überzeugend zu Ende geführt worden. Trotzdem sind genügend Ansatzpunkte für weitere Abenteuer vorhanden.
Insgesamt haben wir es mit einer absolut gelungenen Mischung aus spannendem Krimi und gut gemachter Provinzposse zu tun; ich hatte meinen Spaß.