Das Cover zeigt ein Mädchen in der Abendsonne, ganz in ihrem Spiel vertieft, vor einer atemberaubenden Bergkulisse und einem abendblauen Himmel.
So hätte es sein können für Samar, als sie noch mit ihrer Familie in Kabul im gelben Haus, mit dem Mandelbaum im Innenhof, bei einem Freund ihrer Eltern
wohnte. Ein Ort der Geborgenheit, wo Kinder aufwachsen konnten. Aber wir erfahren, dass sie mit…mehrDas Cover zeigt ein Mädchen in der Abendsonne, ganz in ihrem Spiel vertieft, vor einer atemberaubenden Bergkulisse und einem abendblauen Himmel.
So hätte es sein können für Samar, als sie noch mit ihrer Familie in Kabul im gelben Haus, mit dem Mandelbaum im Innenhof, bei einem Freund ihrer Eltern wohnte. Ein Ort der Geborgenheit, wo Kinder aufwachsen konnten. Aber wir erfahren, dass sie mit ihrer ganzen wunderbaren Familie eine Zugreise macht, jahrelang von A nach B, immer auf der Flucht, ganz fernab der Heimat Richtung Moskau und zurück. Dort hat sie mit den Geschwistern und den Eltern in Abteilen gelebt und Unterricht bekommen für das spätere Leben, denn das war das Ziel und die Hoffnung. Sie wuchsen mehrsprachig auf, der kleine Bruder Arsalan und die kleine Sitera, die größere Schwester Ara, der Bruder Javad und Omar, der Älteste. Samar war die Mittlere und sie war die, die alles aufgeschrieben hat.
„Und so klappe ich mein Notizbuch wieder auf und schreibe weiter, um alles zu Papier zu bringen. Ich weiß nicht, ob ich damit die Erinnerung vertreiben, von mir stoßen oder zwischen den Seiten einfangen möchte.“
Die Mutter ist eine begnadete Geschichtenerzählerin und sie ermuntert die Mädchen, dass sie alles werden können und dass sie niemals ihre Träume aufgeben dürfen, egal was kommt. Das ist ein großes und starkes Erbe und obwohl auch nach der Flucht in den Hindukusch zu den Großeltern, die Lebenssituation der Menschen immer eingeengter und gezwungener wird, stehlen sich die Mädchen immer ein wenig Freiheit und sei es in der Phantasie. Als die Lage immer gefährlicher und unerträglicher wird, lässt die Autorin Realität und Traum verschwimmen, allein schon um den
Leser aufzufangen, dem das Leiden der Protagonisten so nahe geht, weil alles so authentisch und fühlbar ist an der Seite der wunderbaren kleinen Samar, die ihre Familie und Heimat mit unendlicher Liebe betrachtet.
Zum Teil liegt hier ein Märchen für Erwachsene vor und die ungeschönte Realität wie die Flucht einer Familie in Afghanistan aussieht. Kaum aushaltbar und zum Seufzen schön - könnte man die Reise durch dieses Buch bezeichnen. Die Wirklichkeit ist nur durch den Zauber der Träume zu ertragen und der Leser wird aufgefangen, um wieder neue Kraft zu tanken.
Denn Wegschauen sollte niemand mehr in den reicheren Ländern, wo wir nur durch die Gnade unserer Geburt ein gutes und sicheres Leben führen.Die Autorin hebt nicht den Zeigefinger und ermahnt wie ein Lehrer, sondern sie lässt uns teilhaben,an unendlichem Leid an der Seite von Samar, die trotz allem ein sonniges und demütiges Gemüt hat.
Laura Mc Veigh brauchte keine besonderen Stilmittel, um Mitleid und Entsetzen zu wecken. Sie musste uns nur neben ein tapferes kleines Mädchen hergehen lassen und durch ihre Augen und mit ihren Ohren das Geschehene wahrnehmen. Das hat gereicht. Allerdings macht ihre besondere Erzählkunst „Träume zu weben“ das Buch zu einem Genuss und zeichnet auch die wunderbaren Bilder, die Afghanistan ausmachten und vor allem zu einer Heimat sein ließen, die viele nie verlieren wollten, denn flüchten ist der letzte Weg aus einer ausweglosen Situation.
Ich vergebe 5 Lesesterne für dieses wertvolle Buch!