George R. R. Martin
Broschiertes Buch
Der Sohn des Greifen / Das Lied von Eis und Feuer Bd.9
Game of thrones
Übersetzung: Helweg, Andreas
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Der Kampf um den eisernen Thron geht weiter ... Die heißersehnte Fortsetzung des größten Epos unserer Zeit!Die Sieben Königreiche zerfallen weiter im Machtkampf der großen Adelshäuser, die einander eifersüchtig belauern in ihrer Gier nach dem Eisernen Thron. Einigkeit finden sie nur in ihrem Misstrauen gegen Daenerys Targaryen, der rechtmäßigen Erbin der Krone. Gemeinsam mit ihren drei Drachen und einer stetig wachsenden Armee greift sie vom Osten aus nach der Herrschaft über Westeros. Die größte Gefahr droht derweil jedoch aus dem Norden, wo schreckliche Geschöpfe sich erheben, u...
Der Kampf um den eisernen Thron geht weiter ... Die heißersehnte Fortsetzung des größten Epos unserer Zeit!
Die Sieben Königreiche zerfallen weiter im Machtkampf der großen Adelshäuser, die einander eifersüchtig belauern in ihrer Gier nach dem Eisernen Thron. Einigkeit finden sie nur in ihrem Misstrauen gegen Daenerys Targaryen, der rechtmäßigen Erbin der Krone. Gemeinsam mit ihren drei Drachen und einer stetig wachsenden Armee greift sie vom Osten aus nach der Herrschaft über Westeros. Die größte Gefahr droht derweil jedoch aus dem Norden, wo schreckliche Geschöpfe sich erheben, um die Menschen des Südens zu überrennen. Allein Kommandant Jon Schnee und seine wenigen tapferen Männer von der Nachtwache stemmen sich verzweifelt gegen diese finstere Übermacht ...
Die Sieben Königreiche zerfallen weiter im Machtkampf der großen Adelshäuser, die einander eifersüchtig belauern in ihrer Gier nach dem Eisernen Thron. Einigkeit finden sie nur in ihrem Misstrauen gegen Daenerys Targaryen, der rechtmäßigen Erbin der Krone. Gemeinsam mit ihren drei Drachen und einer stetig wachsenden Armee greift sie vom Osten aus nach der Herrschaft über Westeros. Die größte Gefahr droht derweil jedoch aus dem Norden, wo schreckliche Geschöpfe sich erheben, um die Menschen des Südens zu überrennen. Allein Kommandant Jon Schnee und seine wenigen tapferen Männer von der Nachtwache stemmen sich verzweifelt gegen diese finstere Übermacht ...
George Raymond Richard Martin wurde 1948 in New Jersey geboren. Sein Bestseller-Epos 'Das Lied von Eis und Feuer' wurde als die vielfach ausgezeichnete Fernsehserie 'Game of Thrones' verfilmt. 2022 folgt der HBO-Blockbuster 'House of the Dragon', welcher auf dem Werk 'Feuer und Blut' basiert. George R.R. Martin wurde u.a. sechsmal der Hugo Award, zweimal der Nebula Award, dreimal der World Fantasy Award (u.a. für sein Lebenswerk und besondere Verdienste um die Fantasy) und fünfzehnmal der Locus Award verliehen. 2013 errang er den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis für den Besten Internationalen Roman. Er lebt heute mit seiner Frau in New Mexico.

© privat
Produktbeschreibung
- Verlag: Penhaligon
- Originaltitel: A Dance with Dragons. Book Five of A Song of Ice and Fire (1)
- Deutsche Erstausgabe
- Seitenzahl: 832
- Erscheinungstermin: 21. Mai 2012
- Deutsch
- Abmessung: 136mm x 212mm x 58mm
- Gewicht: 754g
- ISBN-13: 9783764531041
- ISBN-10: 3764531045
- Artikelnr.: 34509820
Herstellerkennzeichnung
Penhaligon
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Jenseits der Eismauer lauern todbringende Geistwesen
Im finsteren Mittelalter: George R. R. Martin setzt seine Fantasy-Saga "Das Lied von Eis und Feuer" grandios fort. Darin folgt er der Dramaturgie von Computerspielen.
Eine Mauer aus Eis, dreihundert Meilen lang und mehr als zweihundert Meter hoch, fünf Bände mit mehreren tausend Seiten Umfang, obwohl zwei weitere Bände noch ausstehen - was George R. R. Martin erzählt, folgt eigenen Maßstäben, ebenso wie die Anlage seiner Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer", deren bislang letzter Teil, "A Dance with Dragons", seit gestern vollständig auf Deutsch erhältlich ist.
Vor anderthalb Jahren begann Random House die Reihe, die in Deutschland seit 1998 von den
Im finsteren Mittelalter: George R. R. Martin setzt seine Fantasy-Saga "Das Lied von Eis und Feuer" grandios fort. Darin folgt er der Dramaturgie von Computerspielen.
Eine Mauer aus Eis, dreihundert Meilen lang und mehr als zweihundert Meter hoch, fünf Bände mit mehreren tausend Seiten Umfang, obwohl zwei weitere Bände noch ausstehen - was George R. R. Martin erzählt, folgt eigenen Maßstäben, ebenso wie die Anlage seiner Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer", deren bislang letzter Teil, "A Dance with Dragons", seit gestern vollständig auf Deutsch erhältlich ist.
Vor anderthalb Jahren begann Random House die Reihe, die in Deutschland seit 1998 von den
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Lesern kaum bemerkt und vom Verlag gestalterisch unter Wert verkauft worden war, bei Blanvalet neu herauszubringen. Zum erfolgreichen Verkauf von mehr als 1,1 Millionen Exemplaren, befeuert von der Ausstrahlung der HBO-Serie "Game of Thrones", gehört seitdem die Veröffentlichung der Originalbände in Teilen. Der vor einigen Wochen bei Penhaligon, einem weiteren Random-House-Imprint, erschienene Band "Der Sohn des Greifen" umfasst die ersten 499 Seiten von "A Dance with Dragons", der seit gestern erhältliche Band "Ein Tanz mit Drachen" bietet die restlichen 460. Beide Bände hat der Verlag auf rund achthundert Seiten aufgeblasen, die jeweils sechzehn Euro kosten. Dass das englische Original bei uns als einbändiges Taschenbuch derweil für knapp zehn Euro erhältlich ist, löst unter Fans nicht nur Begeisterung aus. Random House rechtfertigt den Aufschlag außer mit der Klappenbroschur, die den beiden neuen Bänden Zutritt zur Hardcover-Bestsellerliste verschafft, mehr schlecht als recht mit den hohen Papierpreisen und den Kosten der für die Neuausgabe überarbeiteten Übersetzung.
Dass die früher im originalen Englisch belassenen Namen von Orten und Personen eingedeutscht worden sind, ist bei Lesern, die schon länger dabei sind, nicht unumstritten. Erst jetzt jedoch erreicht die Serie etwas von jener gefühlten Natürlichkeit der erfundenen Welt, die deutschen Lesern angelsächsischer Fantasy vertraut ist, seit Margaret Carroux in den sechziger Jahren aus Tolkiens Auenlanddorf Frogmorton das geniale Froschmoorstätten machte. Andreas Helweg übersetzt die neuen Bände flüssig, ohne Martins registerreichem Stil in jedem Augenblick gerecht werden zu können.
Auch in der deutschen Fassung aber zeigen "Der Sohn des Greifen" und "Ein Tanz mit Drachen" Martins abenteuerlich sicheres Gespür für narrative Effekte. Tyrion Lennister, zwergwüchsiger Bruder der Königin, Vatermörder und verzweifelter Liebhaber einer Prostituierten, die ihn mit seinem Vater betrog und dafür sterben musste, findet sich jenseits des Meeres in der Stadt Pentos wieder, bei Illyrio Mopatis, dem fetten Kaufmann, der im ersten Band dabei half, die als Kind vor ihrer drohenden Ermordung ins Ausland gerettete Prinzessin Daenerys an den Anführer einer Horde von Reiternomaden zu verkaufen.
Zu Beginn des ersten deutschen Halbbands macht sich Tyrion auf die Reise zu Daenerys, die inzwischen um einen Ehemann ärmer, aber um drei junge Drachen reicher ist und in der von ihr eroberten Sklavenhalterstadt Meereen unmittelbar vor dem Aufbruch in die Heimat zu stehen scheint. Unterwegs stößt er auf den Greifensohn, der dem Teilband den Titel gibt, angeblich ein begabter junger Krieger, in Wahrheit aber Prinz Aegon Targaryen, Sohn von Kronprinz Rhaegar, dem Bruder der Prinzessin. Bisher waren Martins Leser davon ausgegangen, dass er als Kleinkind bei der Eroberung der Hauptstadt durch den neuen König Robert Baratheon ermordet worden war. Nun gibt es mit ihm neben Daenerys einen weiteren Thronprätendenten. Sein Auftauchen vervielfältigt die Entwicklungsmöglichkeiten der Handlung. Es ist kennzeichnend für Martin, dass er es dabei nicht belässt, sondern auch noch den jungen dornischen Prinzen Quentyn Martell auf die Fahrt zur Drachenherrin schickt und die auf das Erringen ihrer Hand oder ihres Wohlwollens ausgerichtete Handlung des Bandes damit auf einen Schlag verdoppelt.
Die strategische und taktische Berechnung, mit der alle Beteiligten an solchen ehelichen und politischen Allianzen arbeiten, findet eine natürliche Entsprechung in Martins Erzählen, einer geduldig geführten Kampagne voller Ausweichbewegungen, in der die scheinbare Preisgabe von Informationen und das Zurückhalten entscheidender Fakten aus einem reichen erzählerischen Waffenarsenal schöpfen. Die narrative Brillanz der Serie und ihre psychologische Komplexität sind dabei seit dem ersten Band den Überflussverfahren der Kolportage geschuldet. Martin häuft Personen, Ereignisse und Zufälle aufeinander und versetzt die Handlung in eine Dauererregung überraschender Wendungen. So ist Theon Graufreud, einst Geisel des den Norden der Sieben Königreiche beherrschenden Hauses Stark und später allem Anschein nach der Mörder zweier Kinder der Familie, noch am Leben. In einer weiteren Volte hat Ramsay Bolton, Sohn eines Stark-Vasallen, ihn durch Folter gebrochen und in eine erniedrigende Narrenrolle gezwungen, die er am Hof der Starks aus perverser Lust an Erniedrigung und Ekel einst selbst spielte. Noch deutlicher als in den Vorgängerbänden folgt Martin in solchen Momenten der Dramaturgie des Computerspiels - mit jedem Durchgang wird die Handlung undurchschaubarer und schwieriger.
Martins Faible für die Komplikation, das den Kolportageprunk ins Literarische hebt, weil es eine straffe Inhaltskontrolle erfordert, verträgt eine möglichst große Fülle literarischer Kunstgriffe. Seit Beginn der Reihe werden die Ereignisse daher aus zahlreichen Blickwinkeln erzählt. Obwohl Martin uralte Lesersehnsüchte nach Massen saftiger Handlung stillt, ist seine Präsentation einer Welt von Machtgier, Hass und Rache dabei überaus zeitgenössisch. "Die Welt ist ein großes Netz", sagt Illyrio Mopatis im ersten der beiden neuen Bände, "und kein Mann darf wagen, an einem Strang zu ziehen, ohne die anderen zum Zittern zu bringen." Wie kaum ein anderes zeitgenössisches Erfolgsbuch zeigt das "Lied von Eis und Feuer", dass das Erzählen in der Social-Media-Gegenwart dann besonderes Vertrauen genießt, wenn es jede Stimme wichtig nimmt. Die eine oder andere Figur eine Zeitlang zum Schweigen zu bringen bleibt das Vorrecht des auf Spannung bedachten Autors. So erhält die ehebrecherische Königin Cersei Lennister erst im zweiten der neuen Halbbände wieder das Wort, von vielen Lesern ebenso ungeduldig erwartet wie neue Kapitel mit den in alle Winde verstreuten Stark-Kindern, Cerseis Bruder Jaime oder der Ritterin Brienne von Tarth, die nur im ersten Teilband einen überdies viel zu kurzen Auftritt hat.
In den großzügig über beide Teilbände verstreuten Freischärlertruppen fahrender Ritter spielt Martin wie gewohnt Mittelalter. Innerhalb einer lehnsherrschaftlichen Werteordnung von Stand, Ehre, Treue, Betrug und Verrat inszeniert er allerdings gerade in "Ein Tanz mit Drachen" durch und durch unmittelalterliche Dramen der individuellen Emanzipation. Der einzige seiner Helden, der den Drachentanz nicht überlebt, stirbt, weil er sich an das Handlungsprogramm seines fürstlichen Vaters gehalten hat. Alle anderen Hauptfiguren glauben daran, durch eigenes Überlegen, Entscheiden und Handeln ihre Lebensumstände verändern zu können. Der Gegensatz von ständischer Gesellschaft und möglichst vollständiger persönlicher Befreiung aus jeglicher Bindung treibt das Erzählspektakel schnell umgesetzten Begehrens an, von dem Tyrion sich im "Sohn des Greifen" für einen Moment ausruht: "Wenigstens träumte er nicht. Für sein kurzes Leben hatte er längst genug geträumt. Und nur von Torheiten: Liebe, Gerechtigkeit, Freundschaft, Ruhm."
Das fortgesetzte Treffen schwieriger Entscheidungen macht "Ein Tanz mit Drachen" zum Musterbeispiel für Fantasy als Diversitätserzählung. Eddard Starks Bastardsohn Jon Schnee gewährt den nördlich der Mauer siedelnden Wildlingen als Kommandant der Nachtwache den Durchzug durch die Befestigungsanlagen, damit im bevorstehenden Kampf alle zusammenstehen können. Schließlich lauern jenseits der Eismauer seit den ersten Seiten der Reihe die Anderen, böse Geistwesen, die mit dem herannahenden Winter erstarken, tot und lebendig, den Lebenden todbringend. Ob Jon, der das eisige Ende der Handlung hütet, und Daenerys, die am entgegengesetzten Ende der Welt über Wesen gebietet, die man gegen die winterliche Erstarrung feurig ins Feld führen könnte, ihre Kräfte je vereinen werden, bleibt nach der Lektüre des fünften Bandes mindestens bis zum sechsten Spekulation.
Zu seiner Vollendung treiben Martins Leser den Autor, der vier Jahre für die Fertigstellung des vierten Teils und sechs für die des fünften brauchte, im Internet regelmäßig zurück an seinen Schreibtisch. Ihr Drängen ist egoistisch, aber erklärlich. Besser als durch Martins Romane lässt sich die Befürchtung, Unterhaltungsliteratur verrate das literarische Kunstwerk an Marktzwänge und Lesererwartungen, augenblicklich kaum widerlegen. Das "Lied von Eis und Feuer" feiert die literarische Autonomie mit einem großen Fest des Erzählens.
FLORIAN BALKE
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Der Sohn des Greifen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 832 S., br., 16,- [Euro].
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Ein Tanz mit Drachen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 800 S., br., 16,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass die früher im originalen Englisch belassenen Namen von Orten und Personen eingedeutscht worden sind, ist bei Lesern, die schon länger dabei sind, nicht unumstritten. Erst jetzt jedoch erreicht die Serie etwas von jener gefühlten Natürlichkeit der erfundenen Welt, die deutschen Lesern angelsächsischer Fantasy vertraut ist, seit Margaret Carroux in den sechziger Jahren aus Tolkiens Auenlanddorf Frogmorton das geniale Froschmoorstätten machte. Andreas Helweg übersetzt die neuen Bände flüssig, ohne Martins registerreichem Stil in jedem Augenblick gerecht werden zu können.
Auch in der deutschen Fassung aber zeigen "Der Sohn des Greifen" und "Ein Tanz mit Drachen" Martins abenteuerlich sicheres Gespür für narrative Effekte. Tyrion Lennister, zwergwüchsiger Bruder der Königin, Vatermörder und verzweifelter Liebhaber einer Prostituierten, die ihn mit seinem Vater betrog und dafür sterben musste, findet sich jenseits des Meeres in der Stadt Pentos wieder, bei Illyrio Mopatis, dem fetten Kaufmann, der im ersten Band dabei half, die als Kind vor ihrer drohenden Ermordung ins Ausland gerettete Prinzessin Daenerys an den Anführer einer Horde von Reiternomaden zu verkaufen.
Zu Beginn des ersten deutschen Halbbands macht sich Tyrion auf die Reise zu Daenerys, die inzwischen um einen Ehemann ärmer, aber um drei junge Drachen reicher ist und in der von ihr eroberten Sklavenhalterstadt Meereen unmittelbar vor dem Aufbruch in die Heimat zu stehen scheint. Unterwegs stößt er auf den Greifensohn, der dem Teilband den Titel gibt, angeblich ein begabter junger Krieger, in Wahrheit aber Prinz Aegon Targaryen, Sohn von Kronprinz Rhaegar, dem Bruder der Prinzessin. Bisher waren Martins Leser davon ausgegangen, dass er als Kleinkind bei der Eroberung der Hauptstadt durch den neuen König Robert Baratheon ermordet worden war. Nun gibt es mit ihm neben Daenerys einen weiteren Thronprätendenten. Sein Auftauchen vervielfältigt die Entwicklungsmöglichkeiten der Handlung. Es ist kennzeichnend für Martin, dass er es dabei nicht belässt, sondern auch noch den jungen dornischen Prinzen Quentyn Martell auf die Fahrt zur Drachenherrin schickt und die auf das Erringen ihrer Hand oder ihres Wohlwollens ausgerichtete Handlung des Bandes damit auf einen Schlag verdoppelt.
Die strategische und taktische Berechnung, mit der alle Beteiligten an solchen ehelichen und politischen Allianzen arbeiten, findet eine natürliche Entsprechung in Martins Erzählen, einer geduldig geführten Kampagne voller Ausweichbewegungen, in der die scheinbare Preisgabe von Informationen und das Zurückhalten entscheidender Fakten aus einem reichen erzählerischen Waffenarsenal schöpfen. Die narrative Brillanz der Serie und ihre psychologische Komplexität sind dabei seit dem ersten Band den Überflussverfahren der Kolportage geschuldet. Martin häuft Personen, Ereignisse und Zufälle aufeinander und versetzt die Handlung in eine Dauererregung überraschender Wendungen. So ist Theon Graufreud, einst Geisel des den Norden der Sieben Königreiche beherrschenden Hauses Stark und später allem Anschein nach der Mörder zweier Kinder der Familie, noch am Leben. In einer weiteren Volte hat Ramsay Bolton, Sohn eines Stark-Vasallen, ihn durch Folter gebrochen und in eine erniedrigende Narrenrolle gezwungen, die er am Hof der Starks aus perverser Lust an Erniedrigung und Ekel einst selbst spielte. Noch deutlicher als in den Vorgängerbänden folgt Martin in solchen Momenten der Dramaturgie des Computerspiels - mit jedem Durchgang wird die Handlung undurchschaubarer und schwieriger.
Martins Faible für die Komplikation, das den Kolportageprunk ins Literarische hebt, weil es eine straffe Inhaltskontrolle erfordert, verträgt eine möglichst große Fülle literarischer Kunstgriffe. Seit Beginn der Reihe werden die Ereignisse daher aus zahlreichen Blickwinkeln erzählt. Obwohl Martin uralte Lesersehnsüchte nach Massen saftiger Handlung stillt, ist seine Präsentation einer Welt von Machtgier, Hass und Rache dabei überaus zeitgenössisch. "Die Welt ist ein großes Netz", sagt Illyrio Mopatis im ersten der beiden neuen Bände, "und kein Mann darf wagen, an einem Strang zu ziehen, ohne die anderen zum Zittern zu bringen." Wie kaum ein anderes zeitgenössisches Erfolgsbuch zeigt das "Lied von Eis und Feuer", dass das Erzählen in der Social-Media-Gegenwart dann besonderes Vertrauen genießt, wenn es jede Stimme wichtig nimmt. Die eine oder andere Figur eine Zeitlang zum Schweigen zu bringen bleibt das Vorrecht des auf Spannung bedachten Autors. So erhält die ehebrecherische Königin Cersei Lennister erst im zweiten der neuen Halbbände wieder das Wort, von vielen Lesern ebenso ungeduldig erwartet wie neue Kapitel mit den in alle Winde verstreuten Stark-Kindern, Cerseis Bruder Jaime oder der Ritterin Brienne von Tarth, die nur im ersten Teilband einen überdies viel zu kurzen Auftritt hat.
In den großzügig über beide Teilbände verstreuten Freischärlertruppen fahrender Ritter spielt Martin wie gewohnt Mittelalter. Innerhalb einer lehnsherrschaftlichen Werteordnung von Stand, Ehre, Treue, Betrug und Verrat inszeniert er allerdings gerade in "Ein Tanz mit Drachen" durch und durch unmittelalterliche Dramen der individuellen Emanzipation. Der einzige seiner Helden, der den Drachentanz nicht überlebt, stirbt, weil er sich an das Handlungsprogramm seines fürstlichen Vaters gehalten hat. Alle anderen Hauptfiguren glauben daran, durch eigenes Überlegen, Entscheiden und Handeln ihre Lebensumstände verändern zu können. Der Gegensatz von ständischer Gesellschaft und möglichst vollständiger persönlicher Befreiung aus jeglicher Bindung treibt das Erzählspektakel schnell umgesetzten Begehrens an, von dem Tyrion sich im "Sohn des Greifen" für einen Moment ausruht: "Wenigstens träumte er nicht. Für sein kurzes Leben hatte er längst genug geträumt. Und nur von Torheiten: Liebe, Gerechtigkeit, Freundschaft, Ruhm."
Das fortgesetzte Treffen schwieriger Entscheidungen macht "Ein Tanz mit Drachen" zum Musterbeispiel für Fantasy als Diversitätserzählung. Eddard Starks Bastardsohn Jon Schnee gewährt den nördlich der Mauer siedelnden Wildlingen als Kommandant der Nachtwache den Durchzug durch die Befestigungsanlagen, damit im bevorstehenden Kampf alle zusammenstehen können. Schließlich lauern jenseits der Eismauer seit den ersten Seiten der Reihe die Anderen, böse Geistwesen, die mit dem herannahenden Winter erstarken, tot und lebendig, den Lebenden todbringend. Ob Jon, der das eisige Ende der Handlung hütet, und Daenerys, die am entgegengesetzten Ende der Welt über Wesen gebietet, die man gegen die winterliche Erstarrung feurig ins Feld führen könnte, ihre Kräfte je vereinen werden, bleibt nach der Lektüre des fünften Bandes mindestens bis zum sechsten Spekulation.
Zu seiner Vollendung treiben Martins Leser den Autor, der vier Jahre für die Fertigstellung des vierten Teils und sechs für die des fünften brauchte, im Internet regelmäßig zurück an seinen Schreibtisch. Ihr Drängen ist egoistisch, aber erklärlich. Besser als durch Martins Romane lässt sich die Befürchtung, Unterhaltungsliteratur verrate das literarische Kunstwerk an Marktzwänge und Lesererwartungen, augenblicklich kaum widerlegen. Das "Lied von Eis und Feuer" feiert die literarische Autonomie mit einem großen Fest des Erzählens.
FLORIAN BALKE
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Der Sohn des Greifen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 832 S., br., 16,- [Euro].
George R. R. Martin: "Das Lied von Eis und Feuer - Ein Tanz mit Drachen".
Aus dem Englischen von Andreas Helweg. Blanvalet Verlag, München 2012. 800 S., br., 16,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein großes Fest des Erzählens und den Beweis dafür, dass Unterhaltungsliteratur literarische Kunst nicht unbedingt an marktkonforme Leseerwartungen verraten muss, hält Florian Balke mit den beiden jetzt auf Deutsch erhältlichen Teilbänden von George R. R. Martins "Das Lied von Feuer und Eis" in Händen. Die teuren Einzelbände sieht er gerechtfertigt durch die gelungene Revision der Übersetzung durch Andreas Helweg, die er für flüssig hält und laut ihm den narrativen Effekten des Autors gerecht wird. Die höchst komplexe Handlung charakterisiert Balke als entwicklungsreich und übervoll an Einfällen, Personal und Ereignissen, die der Autor etwa durch das Zurückhalten von Fakten, überraschenden Wendungen und der Dramaturgie des Computerspiels immer wieder spannend arrangiere. Martins Faible für Komplikationen sorge dabei durch die notwendige Inhaltskontrolle für literarische Güte. Für Balke Fantasy at its best!
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Das Lied von Eis und Feuer feiert die literarische Autonomie mit einem großen Fest des Erzählens." FAZ
"Wer sich auch verzaubern lassen will, sollte unbedingt die Bücher lesen - alle zehn Bände!"
Super gut... Spannend von Anfang bis Ende und ich kann es kaum erwarten bis endlich Teil 10 rauskommt.... und wie es danach weitergeht...
einzig stört dass die Rechtschreibung / Satzstellung zu wünschen übrig lässt... den das stört doch...
Sonst sehr zu empfehlen....
Antworten 6 von 8 finden diese Rezension hilfreich
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Tyrion muss fliehen und es verschlägt ihn auf ein Schiff in Richtung Meereen bzw. Quarth. Sein Ziel: Daenerys. Diese wiederum hat mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Hunger, Not und Intrigen. Und Jon Schnee findet sich in seiner Rolle als Lord Kommandant der Nachtwache immer mehr …
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Tyrion muss fliehen und es verschlägt ihn auf ein Schiff in Richtung Meereen bzw. Quarth. Sein Ziel: Daenerys. Diese wiederum hat mit anderen Widrigkeiten zu kämpfen. Hunger, Not und Intrigen. Und Jon Schnee findet sich in seiner Rolle als Lord Kommandant der Nachtwache immer mehr zurecht.
Doch das Spiel um die Throne wird immer undurchsichtiger und die Eifersucht der einzelnen Häuser kostet Leben und bringt einem an den Rand der Verzweiflung.
Das ist ein begeisterter Fan der Reihe bin, braucht nicht nochmals erwähnt zu werden. Und so stimmt es mich schon sehr traurig, dass ich mittlerweile beim neunten Teil der Reihe angelangt bin und meine Reise durch Westeros schon bald vorzeitig beendet sein wird. Vor mir liegt nur noch Band Nr. 10 und dann heißt es erstmal warten. Wie lange, weiß man nicht. Doch hoffe ich, dass der Autor mich bzw. die ganze Fangemeinschaft nicht mehr lange warten lässt.
Der neunte Teil widmet sich wieder den Personen, die meiner Meinung nach die Wichtigsten der ganzen Handlung sind. Allen voran Jon Schnee, Daenerys Targaryen und Tyrion Lennister. Als zweiten Handlungsstrang verfolgen wir Ramsey Bolton und Theon Graufreund. Zwischendurch gibt es Einwürfe aus Rosengarten.
Die Handlung nimmt Fahrt auf, Hintergründe werden offengelegt und man bekommt wieder einen Einblick in das Gefühlsleben der einzelnen Charaktere.
Insbesondere die Entwicklung von Theon Graufreund und Daenerys waren interessant und teilweise wieder sehr überraschend.
Das Buch fordert einem aber auch einiges an Orientierung ab. So war ich manchmal etwas verwirrt, da wieder eine Unmengen an Namen ins Spiel kommen und neue Wege offen gelegt werden.
Aber auch alte Personen drängen sich wieder in den Vordergrund, werden zu interessanten Charakteren, die durch ihr Handeln einiges verändern können.
Der Autor fasziniert mich wieder mit seinem Einfallsreichtum und seinen unergründlichen Wegen in immer neue Abenteuer.
Fazit:
Westeros ist immer wieder eine Reise wert.
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Im 9. Teil von das Lied von Eis und Feuer „Der Sohn des Greifen“, legt George R. R. Martin wieder eine dicke Schippe mit Spannung und Intrigen oben drauf.
In diesem Buch gibt es keine direkte Spaltung der Orte mehr, wie im Vorgänger. Nun kann man alle Charakter wieder auf einmal …
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Im 9. Teil von das Lied von Eis und Feuer „Der Sohn des Greifen“, legt George R. R. Martin wieder eine dicke Schippe mit Spannung und Intrigen oben drauf.
In diesem Buch gibt es keine direkte Spaltung der Orte mehr, wie im Vorgänger. Nun kann man alle Charakter wieder auf einmal lesen.
Was passiert im einzelnen:
Tyrion ist auf der flucht nach der roten Hochzeit und soll jenseits des Meeres eine neue Königin kennenlernen von dieser hatte er schon viel ungewöhnliches gehört. Drachenmutter soll man sie nennen. Was Tyrion nicht weiß es wird ein langer und unangenehmer Weg für ihn.
Jon Schnee, oder auch Lord Kommandant genannt, muss die Mauer wieder aufbauen, denn die Wildlinge und auch die Toten stehen vor den Toren. Kann Jon als Lord Kommandant glänzen oder wird er mit Samt seinen Männern untergehen?
Danerys, die Mutter der Drachen, sorgt dafür das ihre Drachen größer und stärker werden. Sie will endlich ihren Thron in Westeros besteigen. Doch nach der Einnahme von Meeren steht sie vor großen Problemen.
Stinker, oder auch Theon genannt, wird von Ramsay Bolten festgehalten und gefoltert. Ramsay bringt Stinker bei das zu tun, was auch immer Ramsay von ihm verlangt.
Cersai versucht Magaery loszuwerden und verwickelt sich in eine schwere Lage, wo sie wohl möglich ihren Kopf verlieren könnte.
Arya, auch Katz genannt, lebt in Bravoos und versucht ein Leben im Tempel von Schwarz und Weiß zu führen. Sie möchte gerne ein Teil des Tempels werden und muss immer wieder neue Aufgaben erfüllen.
Bran erreicht endlich sein Ziel, er kommt bei der dreiäugigen Krähe an. Doch ist es das was er eigentlich möchte?
Mein Fazit, das neunte Buch hat meine Erwartungen voll und ganz getroffen. Auch fand ich es schön, dass man einfach wieder mehrere Charaktere auf einmal lesen konnte. Durch den hohen Wechsel liest sich das Buch recht zügig den meistens hört es immer dann auf, wenn es am spannendsten ist.
Nun werde ich mich leider, mit schwerem Herzen, an das vorerst letzte Buch machen. Ich bin schon ganz gespannt wie die Geschichte enden wird.
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George R.R. Martins Fantasy-Epos geht weiter: Nachdem in den letzten beiden Hörbüchern „Das Lied von Eis und Feuer“ v.a. von Erzählstimmen im Süden und Westen von Westeros geschildert wurde, kehren in „Der Sohn des Greifen“ beliebte POV-Charaktere wie …
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George R.R. Martins Fantasy-Epos geht weiter: Nachdem in den letzten beiden Hörbüchern „Das Lied von Eis und Feuer“ v.a. von Erzählstimmen im Süden und Westen von Westeros geschildert wurde, kehren in „Der Sohn des Greifen“ beliebte POV-Charaktere wie Tyrion, Jon und Daenerys zurück. Neben ihnen und Bran und Davos tauchen aber auch neue Stimmen auf: Eine mysteriöse Gestalt namens Stinker, deren Identität bald gelüftet wird, Quentyn Martell, der Prinz von Dorne, der mit einigen Gefährten auf dem Weg zu Dany ist, und Lord Jon Connington alias Greif, dessen titelgebender „Sohn“ ein neuer Player im Spiel der Throne sein könnte. Die Handlung spielt sich, wie an den Erzählstimmen zu erkennen ist, hauptsächlich im Norden und in Essos ab und verläuft eigentlich parallel zu den Geschehnissen in Band 7 und 8. Vom Prolog nördlich der Mauer über Tyrions Reise auf dem Fluss Rhoyne bis zu Danys schwieriger Regentschaft in Meeren hält das Hörbuch wieder über 28 Stunden spannende Unterhaltung bereit. Reinhard Kuhnert erweist sich einmal mehr als hervorragender Sprecher, welcher der Fülle des Materials und dem Spektrum der verschiedenen Charaktere bestens gerecht wird. Hörkino vom Feinsten!
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