Barbara Kingsolver
Gebundenes Buch
Die Unbehausten
Roman 'Eine Wucht. Wer die USA verstehen will, muss Kingsolver lesen.' Brigitte
Übersetzung: Gunsteren, Dirk van
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Davon, was es bedeutet, eine Zuflucht zu haben in der WeltVon der gefeierten Autorin von 'Demon Copperhead': ein großer Roman über zwei Menschen, 150 Jahre voneinander entfernt, die sich auf ihre Weisen zurechtfinden müssen in einer aus den Fugen geratenen Welt.Alles scheint um Willa Knox zusammenzubrechen: Als freie Journalistin steht sie ohne Aufträge da. Ihr Mann Iano verliert seine Professur, Sohn Zeke, als Harvard-Absolvent der große Hoffnungsträger der Familie, ist gerade Vater geworden - aber alleinerziehend. Und ihr schwerkranker Schwiegervater schwärmt vom »Megafon«, dem repu...
Davon, was es bedeutet, eine Zuflucht zu haben in der Welt
Von der gefeierten Autorin von 'Demon Copperhead': ein großer Roman über zwei Menschen, 150 Jahre voneinander entfernt, die sich auf ihre Weisen zurechtfinden müssen in einer aus den Fugen geratenen Welt.
Alles scheint um Willa Knox zusammenzubrechen: Als freie Journalistin steht sie ohne Aufträge da. Ihr Mann Iano verliert seine Professur, Sohn Zeke, als Harvard-Absolvent der große Hoffnungsträger der Familie, ist gerade Vater geworden - aber alleinerziehend. Und ihr schwerkranker Schwiegervater schwärmt vom »Megafon«, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
Am selben Fleck, 150 Jahre zuvor, freundet sich ein Lehrer namens Thatcher mit seiner eigenbrötlerischen Nachbarin an. Die Naturforscherin Mary Treat steht in lebhaftem Austausch mit Charles Darwin, doch in der verschworenen Ortsgemeinschaft wird die Theorie von der Evolution als Sünde angeprangert.
Was verbindet diese Menschen über die Jahrhunderte hinweg? Ein viktorianisches Haus, das ihnen über dem Kopf einzustürzen droht - und eine Zeit, in der damals wie heute kein Stein auf dem anderen bleibt.
Warmherzig, humorvoll und zutiefst menschlich erzählt Barbara Kingsolver von den Verwerfungen der Gegenwart, in denen gespenstisch vertraut die Vergangenheit anklingt.
Übersetzt von Dirk van Gunsteren
»Ein lebendig wimmelndes Haus der Literatur, raffiniert und fesselnd.« Meg Wolitzer
»Von enormer Aktualität, schmerzhaft vertraut und hinreißend geschrieben.« NPR
»So voller Witz und Lebensnähe, dass man meint, mit den Figuren am Küchentisch zu sitzen und um Rat in ihren Krisen gebeten zu werden.« The Times
Von der gefeierten Autorin von 'Demon Copperhead': ein großer Roman über zwei Menschen, 150 Jahre voneinander entfernt, die sich auf ihre Weisen zurechtfinden müssen in einer aus den Fugen geratenen Welt.
Alles scheint um Willa Knox zusammenzubrechen: Als freie Journalistin steht sie ohne Aufträge da. Ihr Mann Iano verliert seine Professur, Sohn Zeke, als Harvard-Absolvent der große Hoffnungsträger der Familie, ist gerade Vater geworden - aber alleinerziehend. Und ihr schwerkranker Schwiegervater schwärmt vom »Megafon«, dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
Am selben Fleck, 150 Jahre zuvor, freundet sich ein Lehrer namens Thatcher mit seiner eigenbrötlerischen Nachbarin an. Die Naturforscherin Mary Treat steht in lebhaftem Austausch mit Charles Darwin, doch in der verschworenen Ortsgemeinschaft wird die Theorie von der Evolution als Sünde angeprangert.
Was verbindet diese Menschen über die Jahrhunderte hinweg? Ein viktorianisches Haus, das ihnen über dem Kopf einzustürzen droht - und eine Zeit, in der damals wie heute kein Stein auf dem anderen bleibt.
Warmherzig, humorvoll und zutiefst menschlich erzählt Barbara Kingsolver von den Verwerfungen der Gegenwart, in denen gespenstisch vertraut die Vergangenheit anklingt.
Übersetzt von Dirk van Gunsteren
»Ein lebendig wimmelndes Haus der Literatur, raffiniert und fesselnd.« Meg Wolitzer
»Von enormer Aktualität, schmerzhaft vertraut und hinreißend geschrieben.« NPR
»So voller Witz und Lebensnähe, dass man meint, mit den Figuren am Küchentisch zu sitzen und um Rat in ihren Krisen gebeten zu werden.« The Times
Barbara Kingsolver,1955 geboren, hat Romane, Gedichte, Essays und ein Memoir verfasst, die in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, u. a. mit dem Pen/Faulkner Award, dem Orange Prize for Fiction, dem Women's Prize for Fiction und dem Pulitzer-Preis. Sie wurde mit der National Medal of Humanities geehrt und ist Mitglied der American Academy of Arts and Letters. Aufgewachsen in Kentucky, lebt sie heute mit ihrer Familie auf einer Farm in Virginia.
Produktdetails
- Verlag: DTV
- Originaltitel: Unsheltered
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 624
- Erscheinungstermin: 12. Juni 2025
- Deutsch
- Abmessung: 207mm x 133mm x 43mm
- Gewicht: 300g
- ISBN-13: 9783423284639
- ISBN-10: 3423284633
- Artikelnr.: 71957601
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Perlentaucher-Notiz zur WELT-Rezension
Nicht nur sind langsam alle Mitglieder der Familie Knox arbeitslos geworden, erklärt Rezensent Peter Praschl die Prämisse von Barbara Kingsolvers Roman, jetzt haben sie auch noch ihr Haus verloren. Der Roman behandelt den Niedergang der amerikanischen Mittelschicht in den 2010er Jahren, die Unfähigkeit vieler, sich eine Krankenversicherung leisten zu können oder nach dem Studium hochverschuldet überhaupt noch einen Job zu bekommen, erfahren wir. Verknüpft ist die Geschichte der Familie Knox mit der der Familie, die ein paar Generationen davor im selben Haus gelebt haben, ein betrügender Ehemann und seine Frau, die Praschl zum Teil etwas zu resolut und tapfer findet. Ihm hätte das Buch noch besser gefallen, wenn die Figuren mehr Entwicklung gezeigt hätten, anstatt sie zu Vehikeln zu machen, die in erster Linie die Handlung vorantreiben sollen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die amerikanische Mittelstandsfamilie Knox-Tavoularis steht vor einem großen Problem: Ihr geerbtes Haus bricht auseinander, skizziert Rezensentin Petra Pluwatsch den Ausgangspunkt des neuen Romans von Barbara Kingsolver. Anhand der Familie zeigt die Autorin, was alles schiefläuft in Amerika, die Mutter Willa findet keinen Job mehr, der Vater Iano ist ein "gebildeter Nomade", der sich an den Unis von Job zu Job hangelt, die Tochter Tig hat ihr Studium vor lauter Klima-Hoffnungslosigkeit abgebrochen, erfahren wir. "Schonungslos" nennt Pluwatsch diese Schilderungen von Kingsolver, die sie mit noch einem zweiten Erzählstrang verbindet, der eine andere Familie vor 150 Jahren zeigt, die sich wiederum aufreibt zwischen Fortschritt und Konservatismus und einer neuen Weltordnung. Die Kritikerin findet diesen Roman zwar nicht ganz so gut wie den Vorgänger "Demon Copperhead", liest ihn aber mit seiner schlaglichtartigen Beleuchtung US-amerikanischer Probleme dennoch gern.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Willa Knox ist freie Journalistin ohne Aufträge, ihr Mann Iano hat seine Professur verloren, der gemeinsame Sohn Zeke ist nach einer Tragödie alleinerziehend und quasi mittellos. Als ob das nicht genug wäre, ist das Haus der Familie eine baufällige Ruine, die von Grund auf …
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Willa Knox ist freie Journalistin ohne Aufträge, ihr Mann Iano hat seine Professur verloren, der gemeinsame Sohn Zeke ist nach einer Tragödie alleinerziehend und quasi mittellos. Als ob das nicht genug wäre, ist das Haus der Familie eine baufällige Ruine, die von Grund auf saniert werden müsste. Vor 150 Jahren lebt an gleicher Stelle ein Lehrer namens Thatcher Greenwood. Charles Darwin Evolutionstheorie erschüttert die Welt, es wird gestritten und diskutiert. Was verbindet die Familien über Jahrzehnte hinweg miteinander? Ist es das viktorianische Haus oder die ähnlichen Lebensumstände, die eine Gemeinsamkeit schaffen?
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»Es ging darum, ob die Evolutionslehre unterrichtet werden durfte. Er bekam Schwierigkeiten mit dem Schuldirektor und den Stadtvätern und wurde zurechtgewiesen.« (Seite 389)
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Fiktion trifft historische Fakten, zwei Zeitebenen bemüht die Autorin hierfür, kann das funktionieren? Für mich persönlich leider nicht, denn das hier nach ihrem grandiosen „Demon Copperhead“ übersetzte, zeitlich allerdings Jahre davor geschriebene Buch konnte mich nicht überzeugen. Nach einem interessanten und amüsanten Anfang verlor mich die Geschichte beim ersten Zeitsprung und danach wurde es nicht wirklich besser. Die geschichtlichen Ereignisse waren faszinierend, das schon, allerdings hat mir das Gesamtkonstrukt einfach nicht gefallen. Die Charaktere weckten keine Emotionen bei mir und blieben mir bis zuletzt fremd. Hier lag die Latte nach dem eingangs erwähnten Werk eben sehr hoch und meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Schade, aber nicht zu ändern. Dennoch freue ich mich auf weitere Bücher der Autorin und verbleibe solange in freudiger Erwartung.
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DIE UNBEHAUSTEN
Barbara Kingsolver
Dieses Buch ist ein früherer Roman von Barbara Kingsolver, der im Original bereits 2018 erschienen ist. Nach dem überwältigenden Erfolg von Demon Copperhead wurde er nun ins Deutsche übersetzt.
1870:
Thatcher Greenwood ist …
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DIE UNBEHAUSTEN
Barbara Kingsolver
Dieses Buch ist ein früherer Roman von Barbara Kingsolver, der im Original bereits 2018 erschienen ist. Nach dem überwältigenden Erfolg von Demon Copperhead wurde er nun ins Deutsche übersetzt.
1870:
Thatcher Greenwood ist Naturkundelehrer mit Leidenschaft – und ein überzeugter Anhänger von Darwins Evolutionslehre. Doch an seiner Schule sind moderne Gedanken unerwünscht. Der Rektor verbietet Experimente und lehnt jede Form wissenschaftlichen Fortschritts ab. Thatcher steht kurz vor der Kündigung.
Auch privat steckt er fest: Die Ehe mit seiner Frau Rose ist lieblos, das Haus, in dem sie mit deren Mutter und Schwester wohnen, verrottet zusehends. Als einziger Verdiener droht ihm alles über dem Kopf zusammenzubrechen.
Nur bei seiner Nachbarin, der Biologin Mary Treat, findet er Verständnis und intellektuelle Verbundenheit.
2020:
Die Journalistin Willa und ihr Mann Iano, Politikwissenschaftler, rutschen in eine handfeste Krise. Nachdem Iano seine feste Stelle verliert und das gemeinsame Haus dadurch praktisch wertlos ist, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als in ein geerbtes, einsturzgefährdetes Haus zu ziehen.
Dort leben sie mit dem pflegebedürftigen Schwiegervater – ohne Krankenversicherung, mit Schulden und ohne Perspektive.
Als sich die Freundin ihres Sohnes das Leben nimmt, ziehen auch Sohn und Enkelkind bei ihnen ein. Und als wäre das nicht genug, steht plötzlich auch die rebellische Tochter wieder vor der Tür.
Wie diese beiden Zeitebenen miteinander verknüpft sind, müsst ihr selbst herausfinden.
Barbara Kingsolver legt den Finger auf viele wunde Punkte des amerikanischen Gesellschaftssystems: prekäre Arbeitsverhältnisse, Bildungsungleichheit, fehlende Absicherung sowie mangelndes Gesundheitswesen.
Und doch hat mich der Roman emotional nicht erreicht.
Die Themen sind wichtig, der Stil präzise – aber die Figuren und ihre Geschichten blieben für mich seltsam distanziert.
Die Handlung in der Gegenwart hat mir insgesamt besser gefallen als die im Jahr 1870.
Und doch war es gerade die Ausdrucksweise und das höfliche, beinahe altmodisch-gentlemanhafte Auftreten von Thatcher, das mich beeindruckt hat.
Insgesamt zog sich das Buch für mich aber über weite Strecken – 200 Seiten weniger hätten der Erzählung gutgetan.
Nach Demon Copperhead, einem Buch, das mich tief beeindruckt hat, konnte mich dieses Werk leider nicht überzeugen. Dennoch bleibt Kingsolver für mich eine Autorin, die ich weiterhin lesen möchte.
Fazit:
Relevant und sprachlich solide – aber ohne emotionale Tiefe.
3½/5
Ein interessanter Aspekt am Rande: Die Figur der Mary Treat basiert auf einer realen Person – Kingsolver verknüpft hier geschickt historische Biografie mit Fiktion.
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Im Verfall begriffen
Ich habe „Demon Copperhead“ letztes Jahr so geliebt und mich auf diesen neuen Roman sehr gefreut. Für mich reicht der aber sowohl thematisch als auch vom Flair und Lesegefühl her nicht an den Erfolgsroman heran.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen …
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Im Verfall begriffen
Ich habe „Demon Copperhead“ letztes Jahr so geliebt und mich auf diesen neuen Roman sehr gefreut. Für mich reicht der aber sowohl thematisch als auch vom Flair und Lesegefühl her nicht an den Erfolgsroman heran.
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt, die Handlungsstränge verbunden durch den Schauplatz: ein Haus in Vineland in New Jersey. Es geht um Gesellschaft, Familie und ein Leben zwischen Geldsorgen, Stellung und Verpflichtung.
Mir hat vor allem der Handlungsstrang rund um die Naturforscherin Mary Treat und ihre Freundschaft zu ihrem Nachbarn Thatcher gut gefallen. Mrs Treat war ihrer Zeit voraus und ihre Ausführungen über ihre Forschungen fand ich super interessant und unterhaltsam.
Die Gegenwartshandlung mutete dagegen für mich etwas blasser an, zog sich mit den aneinandergereihten Schicksalsschlägen als Odyssee des Unglücks stellenweise etwas dröge dahin. So richtig bin ich in diesen Handlungsstrang nicht reingekommen, obwohl er das Gesellschaftsbild durchaus gut widerspiegelte.
Das Buch liest sich wieder wort- und bildgewaltig. Es wird viel über die Lebensverhältnisse und gesellschaftlichen Zustände erzählt, was interessant anmutet. Das Buch ist wieder durchaus lesenswert. Mir hat aber dieses Mal dieser Funke gefehlt, der mich bei Demon Copperhead so berührt hat.
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„Aber alle Regeln haben sich geändert, und es ist schwer, den Leuten dabei zuzusehen, wie sie immer weitermachen, als wäre alles ganz normal.“ Zitat von Seite 554.
Sätze wie dieser sind es, die mich immer wieder haben schlucken lassen bei der Lektüre von Barbara …
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„Aber alle Regeln haben sich geändert, und es ist schwer, den Leuten dabei zuzusehen, wie sie immer weitermachen, als wäre alles ganz normal.“ Zitat von Seite 554.
Sätze wie dieser sind es, die mich immer wieder haben schlucken lassen bei der Lektüre von Barbara Kingsolvers großartigem Roman „Die Unbehausten“. Denn unbehaust werden wir sein in absehbarer Zukunft, nicht alle, und nicht überall auf der Welt, aber alle werden mit den Ursachen und den Auswirkungen dieser Unbehaustheit zu tun bekommen. Denn vermutlich wird es uns nicht gelingen, den weiteren Klimawandel noch aufzuhalten, und auch die politischen Entwicklungen in Ländern, die gerade noch Demokratien und blühende Wirtschaften waren, stimmen nicht hoffnungsfroh.
Kingsolver erzählt auf zwei Zeitebenen vom Leben in den Vereinigten Staaten. Eine Zeitebene sind die letzten Monate der Präsidentschaft Obamas. Der Name seines Nachfolgers wird kein einziges Mal genannt, und doch ist stets klar, von wem die Rede ist. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind selbige nicht mehr so unbegrenzt - zumindest nicht nach oben. Nach unten dagegen sind dem Abstieg keine Grenzen gesetzt, eine Erfahrung, die die Erzählerin Willa und ihr Mann machen müssen, obwohl sie ihr Leben lang um ein wirtschaftlich abgesichertes Leben bemüht waren. Ihren beiden Kindern sollte es besser gehen. Nun ist Willa unfreiwillig selbstständige Journalistin mit null Aussicht, in ihrem Alter noch einmal eine Festanstellung in diesem Beruf zu bekommen, und Iano, ihr Mann, hat auch nur einen befristeten Lehrauftrag an einer Uni. Ihr Sohn hat gerade seine Partnerin verloren und steht nun mit einem Neugeborenen da, und ihre Tochter ist nach Jahren aus Kuba zurück und bei ihnen eingezogen. Als ob dies alles nicht schon belastend genug wäre, leben sie in einem vor kurzem ererbten Haus, das buchstäblich vor ihren Augen auseinander bricht. Grundlegende Fehler in der Bausubstanz, irreparabel. Dass an diesem Haus seit Anbeginn geflickschustert wurde, können sie nicht ahnen. Der Bauherr, schlecht beraten, hat in den 1870ern auf Sand gebaut. Schon seine damaligen Bewohner hatten die gleichen Probleme.
Womit wir bei der zweiten Zeitebene wären. Der junge Naturkundelehrer Thatcher Greenwood lebt seit kurzem mit seiner Frau und deren Mutter, die die Besitzerin ist, und Schwester in diesem Haus. Er freundet sich mit der Nachbarin an, Mary Treaty, eine später sehr angesehene Naturforscherin ihrer Zeit, doch das ist damals noch nicht weithin bekannt. Sie steht in regem Briefwechsel mit Charles Darwin und arbeitet anderen Forschern zu, absolut untypisch für eine Frau ihrer Zeit. Thatcher hat es schwer an seiner Schule, denn der Direktor schwört den modernen Wissenschaften ab, hält sie für Blasphemie, einzig die Bibel lässt er gelten. Eine Situation, in der Thatcher nicht glücklich werden kann, nicht in dem Haus, nicht in dieser Schule, nicht mit … aber ich will ja nicht alles verraten.
In beiden Zeitebenen kann das Haus seinen Bewohnern keinen Schutz bieten, nicht im wörtlichen und nicht im übertragenen Sinn. In beiden Ebenen vollziehen sich tiefgreifende Veränderungen in der Gesellschaft, die nicht auf die einzelnen Personen beschränkt bleiben werden. Besonders beeindruckt haben mich zwei Frauenfiguren. Einmal ist da Mary Treaty, die Forscherin, aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, deren Erwartungen sie jedoch mit ihrem unangepassten Lebensstil nicht erfüllt. Ich bewundere den klugen Geist, das Beharrungsvermögen, die Beobachtungsgabe und die Ausdauer dieser ungewöhnlichen Frau, die über keine universitäre Bildung verfügte und sich keinen Deut darum scherte, was ihre Zeitgenossen von ihr hielten. Die andere ist Tig, die Tochter von Willa. Tig musste immer kämpfen, nichts ist ihr jemals leicht gefallen, ganz im Gegensatz zu ihrem gutaussehenden, erfolgreichen Bruder, der sie das spüren lässt. Doch Tig hat einen messerscharfen Verstand, den absoluten Durchblick und die von mir sehr bewunderte Fähigkeit, mit wenigen Worten Dinge für jeden verständlich herunter zu brechen und augenöffnend ganz klar auf den Punkt zu bringen. Wow! Barbara Kingsolver hat einen mich sehr begeisternden Roman geschrieben, der ein paar Passagen enthält, die mich das Fürchten lehren. Versteht mich nicht falsch, ich weiß das alles längst, und es macht mich wütend, traurig und fassungslos, aber diese nicht zu leugnenden Wahrheiten in diesen knappen, prägnanten Worten zu lesen, die Kingsolver der jungen Frau in den Mund gelegt hat, das macht mich fertig.
„Aber alle Regeln haben sich geändert, und es ist schwer, den Leuten dabei zuzusehen, wie sie immer weitermachen, als wäre alles ganz normal.... In kleinen Dingen können die Menschen sich ändern, aber wenn’s um was Großes geht, würden sie lieber sterben. Sie haben ihr ganzes Leben in dem Glauben gelebt, dass die Speisekammer nie leer sein wird, und die Vorstellung, dass der Planet verbraucht ist, macht ihnen eine Scheißangst. “ - Zitat Tig auf Seite 554. Dem ist nichts hinzuzufügen.
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Die Unbehausten von Barbara Kingsolver habe ich teils gelesen und teils gehört, wunderbar eingelesen von Vera Teltz. Die Geschichte spielt in Vineland, New Jersey auf zwei Zeitebenen und hat auf den über 600 Seiten leider einige Längen.
Das Leben der Journalistin, Mutter, Ehefrau und …
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Die Unbehausten von Barbara Kingsolver habe ich teils gelesen und teils gehört, wunderbar eingelesen von Vera Teltz. Die Geschichte spielt in Vineland, New Jersey auf zwei Zeitebenen und hat auf den über 600 Seiten leider einige Längen.
Das Leben der Journalistin, Mutter, Ehefrau und Schwiegertochter Willa Knox läuft aus dem Ruder: Sie bekommt keine Aufträge, ihr Mann Iano verliert seinen Lehrauftrag an der Uni, Sohn Zeke wird alleinerziehender Vater und die 26jährige Tochter Tik kehrt nach längerer Abwesenheit unerwartet in den Schoß der Familie zurück.
Willas Schwiegervater Nik, großer Anhänger der Republikaner und ihres Präsidentschaftskandidaten, ist pflegebedürftig, doch mangels Krankenversicherung kann sich die Familie keinen Pflegedienst leisten und Willa übernimmt notgedrungen seine Pflege– zusätzlich zur Versorgung ihres neugeborenen Enkels Dusty, dessen Mutter kurz nach seiner Geburt den Freitod gewählt hatte. Willas Sohn Zeke überlässt seinen Sohn nur allzu gern seiner Mutter, um sich statt der Babypflege seiner Karriere zu widmen.
Glücklicherweise verliebt sich Zekes Schwester Tik in ihren kleinen Neffen und hilft ihrer Mutter bei der Versorgung des Babys.
Das Haus, in dem die Familie wohnt, stürzt beinahe zusammen. Ein Gutachter bezeichnet es als Ruine, doch einen Umzug und ein neues Zuhause kann sich die Familie nicht leisten. Da das Haus weit über hundert Jahre alt ist, wendet sich Willa an die Vineland Historical Society. Sie hofft, dass eine berühmte historische Persönlichkeit in ihrem Haus gewohnt hatte und stößt dabei tatsächlich auf die Naturforscherin Mary Treat und ihren Nachbarn, den Naturkundelehrer Thatcher.
150 Jahre zuvor begleiten wir den jungen Lehrer Thatcher, der von seiner Nachbarin Mary Treat fasziniert ist. Diese erforscht Pflanzen und Insekten und korrespondiert mit Charles Darwin.
Der Handlungsstrang in der Vergangenheit konnte mich nicht fesseln. Es waren mir zu viele ausschweifende Gespräche über Darwin, seine Evolutionstheorie und die diesbezügliche kontroverse Meinung der Kirche.
Die Handlung in der Gegenwart hat mir gut gefallen. Ich habe Willa und ihre Familie gern begleitet und einige Kose- und Schimpfwörter auf Griechisch gelernt, erstere von Willas Mann, letztere von ihrem Schwiegervater. Willa mochte ich sehr und habe es bewundert, wie sie Haushalt, Baby- und Altenpflege gemanagt und nebenbei die Geschichte ihres Hauses erforscht hatte. Aufgrund der Längen ziehe ich einen Stern ab und vergebe vier Sterne und eine Lese- und vor allem Hörempfehlung für diese teils komische und teils melancholische Geschichte einer griechisch-amerikanischen Familie aus New Jersey.
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Ich habe von Barbara Kingsolver "Demon Copperhead" mit großer Begeisterung gelesen und war daher sehr gespannt auf "Die Unbehausten". Und obwohl es an "Demon Copperhead" nicht herankommt, hat es mir dennoch gut gefallen.
"Die Unbehausten" ist ein …
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Ich habe von Barbara Kingsolver "Demon Copperhead" mit großer Begeisterung gelesen und war daher sehr gespannt auf "Die Unbehausten". Und obwohl es an "Demon Copperhead" nicht herankommt, hat es mir dennoch gut gefallen.
"Die Unbehausten" ist ein älterer Roman der Autorin, und das merkt man auch. Der Schreibstil ist noch nicht ganz so fesselnd und die Geschichte hat einige Längen, aber dennoch ist es, meiner Meinung nach, ein wirklich gutes Buch.
Es geht um eine Frau, Willa Knox, deren Leben sich im heutigen Amerika, gerade als sehr schwierig darstellt. Ihr Haus müsste dringend renoviert werden, doch dafür fehlt das Geld. Sie muss plötzlich ihren Enkel aufziehen, nachdem seine Mutter sich das Leben genommen hat und ihr Sohn als alleinerziehender Vater völlig überfordert ist, und auch bei ihrem Mann Iano läuft es beruflich nicht so gut wie es sollte.
In der Hoffnung, ihr Haus könnte vielleicht unter Denkmalschutz stehen und sie dadurch finanzielle Unterstützung für die Renovierung bekommen, macht sich Willa auf die Suche nach Informationen über die Vergangenheit des Hauses.
In enem weiteren Erzählstrang, 150 Jahre vorher, wohnt ein Mann namens Thatcher in ihrem Haus, der mit Mary Treat befreundet ist - einer Naturwissenschaftlerin, die eine Freundschaft mit Darwin pflegt. Auch Thatchers Leben läuft nicht so, wie er es sich wünschen würde....
Der Autorin gelingt es unheimlich gut, beide Erzählstränge miteinander zu verknüpfen und so zu zeigen, wie die Vergangenheit und die 'Gegenwart miteinander verbunden sind, was sich weiterentwickelt hat und wo Amerika stehengeblieben ist. Das hat mir gut gefallen. Allerdings fand ich den Anfang eher verwirrend und habe eine Weile gebraucht, in die Geschichte hineinzufinden.
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Seit Demon Copperhead ist die US-Amerikanische Autorin Barbara Kingsolver ein Literaturstar und so erschien von ihr jetzt auch ein älterer Roman aus dem Jahr 2018.
Es ist ein Familienleben in 2 Zeitebenen, die Gegenwart und Vergangenheit der USA miteinander verbinden.
Willa Knox und ihre …
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Seit Demon Copperhead ist die US-Amerikanische Autorin Barbara Kingsolver ein Literaturstar und so erschien von ihr jetzt auch ein älterer Roman aus dem Jahr 2018.
Es ist ein Familienleben in 2 Zeitebenen, die Gegenwart und Vergangenheit der USA miteinander verbinden.
Willa Knox und ihre Familie sind finanziell in Schwierigkeiten, vor allen auch ist ihr Haus nicht mehr in einem gute Zustand. Zudem muss Willa sich nach dem Tod ihrer Schwiegertochter um deren Baby kümmern und der pflegebedürftige Schwiegervater macht es auch nicht leichter.
Barbara Kingsolver zeigt mit ihren sozialkritischen Ansatz den schwierigen amerikanischen Alltag, der für viele gilt.
Der historische Part 150 Jahre zuvor zeigt mit Mary Treat eine reale Person. Sie war Biologin und stand in Kontakt mit Charles Darwin.
Wie so oft, empfinde ich in Büchern mit mehreren zeitlich versetzten Handlungssträngen einen stärker als den anderen. Bei mir war es hier so, dass ich den zeitgenössischen Part interessanter fand. Aber ich verstehe, warum auch die Vergangenheit eine große Rolle für die Gegenwart spielt.
Es gibt viele brillante Passagen, manchmal auch ein wenig Leerlauf. Man kann aber sagen, dass Demon Copperhead mehr Energie hatte. Dennoch ist auch Die Unbehausten unbedingt lesenswert, da die Autorin es schafft, dass man dieser Familie des Romans nahekommt.
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Die Unbehausten - Barbara Kingsolver
Zwei Geschichten, durch Jahrhunderte getrennt, doch durch den Ort der Handlungen verbunden.
Die Autorin hat ein unglaubliches Erzähltalent, mit dem sie ihre Leser durch viele Seiten führt.
Der gegenwärtige Handlungsstrang beschäftigt …
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Die Unbehausten - Barbara Kingsolver
Zwei Geschichten, durch Jahrhunderte getrennt, doch durch den Ort der Handlungen verbunden.
Die Autorin hat ein unglaubliches Erzähltalent, mit dem sie ihre Leser durch viele Seiten führt.
Der gegenwärtige Handlungsstrang beschäftigt sich mit Willas Familie, zwischen Existenzängsten, dem amerikanischen Traum und medizinischer Unterversorgung. Da kommen ganz aktuelle Themen des modernen Amerika aufs Tablett.
Nicht weniger interessant ist der zweite Erzählstrang, der zu Zeiten Charles Darwins handelt, welcher auch immer wieder eine große Rolle spielt. Wissenschaft und deren mangelnde Anerkennung in der kirchlich geprägten Gesellschaft sind hier das große Thema.
So unterschiedlich diese beiden Geschichten erst einmal erscheinen, ergänzen sie sich dennoch sehr gut und haben mir beide gefallen.
Obwohl es doch einige Längen im Roman gibt, sorgt Kingsolver mit ihrem ganz eigenen, humorvollen und klugen Erzählstil immer wieder dafür, dass man dranbleibt. Denn nicht zuletzt ist ihre Geschichte immer wieder ein Spiegelbild der amerikanischen Gesellschaft - damals wie heute.
Sehr lesenswert - 4 Sterne
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Zwei Zeitebenen, zwei Familien, zwei Handlungsstränge mit 145 Jahren Abstand, und dennoch zwei Gemeinsamkeiten.
Die eine schafft der Handlungsort, die viktorianische Villa in Vineland, New Jersey. Alt, heruntergekommen, baufällig vom Dach bis zu den Grundmauern, aber sowohl damals (die …
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Zwei Zeitebenen, zwei Familien, zwei Handlungsstränge mit 145 Jahren Abstand, und dennoch zwei Gemeinsamkeiten.
Die eine schafft der Handlungsort, die viktorianische Villa in Vineland, New Jersey. Alt, heruntergekommen, baufällig vom Dach bis zu den Grundmauern, aber sowohl damals (die Greenwoods) wie heute (die Knox‘) fehlen den Bewohnern die finanziellen Mittel für eine umfassende Renovierung, die ihnen das Dach über dem Kopf sichern würde.
Die zweite Verbindung ergibt sich aus dem Wirken der historisch verbürgten Mary Treat, einer Biologin und Entomologin, die damals im Haus nebenan lebte und mit der Thatcher Greenwood die Darwinsche Evolutionstheorie diskutiert, was im konservativen Vineland zu dieser Zeit einer Gotteslästerung gleichkommt. Soll man in alten Denkmustern verharren oder Neues willkommen heißen? Thatcher entscheidet sich für den Fortschritt. Er lässt sich nicht entmutigen und mundtot machen, kämpft gegen alle Widerstände für das, was ihm wichtig ist.
Auch in der Gegenwart ist Willa Fox nicht bereit, kampflos aufzugeben. Die Mitfünfzigerin will die drohende Obdachlosigkeit ihrer Familie abwenden, setzt ihre journalistischen Fähigkeiten ein und recherchiert. Auch wenn sie aktuell ohne Job ist, beherrscht sie ihr Metier aus dem Effeff und findet heraus, dass die Villa als historisch wertvolles Gebäude, nicht zuletzt wegen Mary Treat und den Greenwoods, einen Anspruch auf Fördergelder haben müsste. Eigentlich. Es folgen endlose Kämpfe mit den Behörden, die sie ausfechten wird.
Auf den ersten Blick scheint „Die Unbehausten“ eine Familiengeschichte zu sein, aber im Kern ist es ein höchst politisches Buch. Die Probleme, mit der Familie Knox in der Gegenwart zu kämpfen hat, speisen sich überwiegend aus Unsicherheiten, auf die sie keinen Einfluss nehmen können und die für sehr viele Amerikaner täglich Brot sind. Befristete Arbeitsverhältnisse, die nicht verlängert werden, die Rückzahlung hoher Studienkredite, ein Gesundheitssystem, das bei Inanspruchnahme den finanziellen Ruin nach sich zieht. Money makes the world go round. Der amerikanische Traum, für viele Menschen schon längst zum desaströsen Albtraum verkommen.
Im Original wurde der Roman 2018 veröffentlicht, also kurz nachdem Trump zum Präsidenten gewählt wurde. 2021 folgte Biden, seit diesem Jahr wieder Trump, aber großartig zum Besseren hat sich seither leider nichts für die Menschen in den Vereinigten Staaten verändert. Im Gegenteil. Die Alltagsprobleme der weißen, amerikanischen Familien, die Kingsolver hier ungeschönt beschreibt, bestehen weiter.
Unter diesem Aspekt hat der Roman für politisch interessiert Leserinnen und Leser wenig Neues zu bieten, aber dennoch habe ich „Die Unbehausten“ gerne gelesen, Zum einen mochte ich Kingsolvers Menschen, die trotz aller Probleme nicht klein beigeben, zum anderen aber auch die von ironischem Humor getragenen Passagen. Weniger gelungen waren allerdings die langatmigen, erklärenden Einschübe. Überflüssige und hölzerne Fremdkörper, die Dialoge langatmig und gescriptet wirken ließen. Darauf hätte ich gut verzichten können.
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Great American Novel
Der kürzlich erstmals auf Deutsch erschienene Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Barbara Kingsolver mit dem deskriptiven Titel «Die Unbehausten» berichtet davon, was es heißt, keine Zuflucht zu haben in einer feindlich erscheinenden Welt. In …
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Great American Novel
Der kürzlich erstmals auf Deutsch erschienene Roman der US-amerikanischen Schriftstellerin Barbara Kingsolver mit dem deskriptiven Titel «Die Unbehausten» berichtet davon, was es heißt, keine Zuflucht zu haben in einer feindlich erscheinenden Welt. In achtzehn zeitlich jeweils zwischen der ersten Trump-Kandidatur 2016 und dem Jahre 1874 wechselnden Erzählebenen, aber am selben Orte angesiedelt, wird von den existentiellen Problemen einer heutigen Mittelstands-Familie und denjenigen berichtet, die hundertfünfzig Jahre zuvor ein Schullehrer beim Vermitteln der Erkenntnisse von Charles Darwin hatte. Als stilistisches Aperçu bilden dabei die Schlussworte jedes Kapitels die Überschrift des jeweils folgenden, beginnend mit »Ruine» und endend mit «Überleben».
Protagonistin der Jetztzeit ist im ersten Kapitel Willa, eine toughe Frau Mitte fünfzig, die als freie Journalistin plötzlich ohne Aufträge dasteht. Zusätzlich droht deren Mann Iano auch noch der Verlust seines Arbeitsplatzes, er hangelt sich immer wieder mit Einjahresverträgen mühsam von Job zu Job. Zeke, Sohn der Beiden, Harvard-Absolvent und voller Zuversicht in Boston ins Investment-Geschäft eingestiegen, ist gerade Vater geworden, da nimmt sich seine an Depressionen leidende Frau das Leben. Er hat enorme Schulden, weil er ab sofort die hohen Gebühren für sein Studium zurückzahlen muss. Die aufmüpfige, jüngere Tochter Tig zieht nach zerbrochener Beziehung wieder ins Haus ein und jobbt fortan als Kellnerin. Der pflegebedürftige Großvater Nick ist ein glühender Anhänger von Donald Trump, der im Roman nur «Das Megafon» genannt wird. Nick lehnt es strikt ab, «ObanaCare» zu beantragen, womit er die enormen Krankheitskosten für die Familie abmildern könnte. Und zu all diesen Problemen droht das ererbte Haus, in dem sie alle wohnen und das ein Gutachter als Ruine bezeichnet hat, vollends über ihnen zusammen zu brechen. Die Kosten einer Sanierung oder der Wiederaufbau sind für sie finanziell geradezu utopisch hoch, der Familie droht die «Unbehaustheit».
Thatcher, der mutmaßlich 150 Jahre vorher in diesem Haus gelebt hat, war Lehrer an der örtlichen Reformschule. Er steht in einer heftigen Fehde mit seinem Schulleiter, der, religiös verblendet, Darwins Erkenntnisse über die Entstehung der Arten brandmarkt und sie als reine Blasphemie bezeichnet. Damit steht Thatcher auch im Widerspruch zu Captain Charles Landis, dem historisch verbürgten, allmächtigen Gründer der christlichen Freidenker-Kolonie Vineland, der dort so selbstherrlich wie heute Donald Trump regiert hat. Nachbarin von Thatcher ist die ebenfalls historisch verbürgte Naturforscherin Mary Treat, die wichtige wissenschaftliche Beiträge leistete und in lebhafter Korrespondenz mit Charles Darwin stand. Sie bestätigt Thatcher in seinen Überzeugungen, und auch der örtliche Zeitungsverleger stärkt ihm als guter Freund den Rücken im Streit mit dem allmächtig scheinenden, bigotten Captain Landis.
Das baufällige Haus stellt in dieser unterhaltsamen «Great American Novel» eine gelungene Metapher dar für das grandiose Scheitern des «American Dream». jener damals wie heute unrealistischer Idee, mit eisernem Willen sei für ‹jeden› praktisch ‹alles› erreichbar. Willas Kampf gegen Behörden-Willkür und soziale Ungerechtigkeiten ist ebenso vergebens wie Thatchers Versuche, das naive Bibel-Märchen von der Erschaffung der Welt in sieben Tagen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu widerlegen. Man begreift als Leser sehr schnell, welch toxische Wirkung dem Populismus US-amerikanischer Prägung auch heute noch anhaftet und damit den Nährboden für wohlfeile Mythen bildet. Stilistisch glänzt der Roman durch seine gelungenen Dialoge, die in ihrer amüsanten Schlagfertigkeit, aber auch in den damit transportierten Erkenntnissen und Botschaften von einer erfrischenden Lebensklugheit der Autorin zeugen. Die Figuren ihres Romans sind wahrscheinlich gerade deshalb so sympathisch, weil sie eben nicht bis in die letzten Tiefen ihrer Psyche ausgeleuchtet werden.
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