Asal Dardan
Broschiertes Buch
Betrachtungen einer Barbarin
Versandkostenfrei!
Sofort lieferbar
Weitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
0 °P sammeln!
"Asal Dardan traut sich, von den Zwischenorten zu erzählen, von der immerwährenden Suche nach Verortung, und sie stellt damit die dringenden Fragen an unsere Gesellschaft." Lena GorelikAls Kind iranischer Eltern ist Asal Dardan in Deutschland aufgewachsen, die Erfahrung des Exils hat sie geprägt. In einer erhellenden Auseinandersetzung mit der deutschen Gesellschaft begibt sie sich auf die Suche nach einer gemeinsamen Sprache, nach der Überbrückung des ewigen Gegensatzes von "Wir" und den "Anderen". Immer ist ihr Blick überraschend, immer ist ihre Analyse scharfsichtig. Da ist das geflü...
"Asal Dardan traut sich, von den Zwischenorten zu erzählen, von der immerwährenden Suche nach Verortung, und sie stellt damit die dringenden Fragen an unsere Gesellschaft." Lena Gorelik
Als Kind iranischer Eltern ist Asal Dardan in Deutschland aufgewachsen, die Erfahrung des Exils hat sie geprägt. In einer erhellenden Auseinandersetzung mit der deutschen Gesellschaft begibt sie sich auf die Suche nach einer gemeinsamen Sprache, nach der Überbrückung des ewigen Gegensatzes von "Wir" und den "Anderen". Immer ist ihr Blick überraschend, immer ist ihre Analyse scharfsichtig. Da ist das geflüchtete Kind, das Trost in Spitzwegs heimeligen Bildern findet, die auch Hitler so gut gefielen. Da sind die bürokratischen Rentenbescheide der sardischen Nachbarin, deren Inhalte niemand entschlüsseln kann. Da werden die Goldfische vom persischen Neujahrsfest in die Freiheit entlassen und eigene, neue Traditionen gewählt.
Sprachlich brillant und stilistisch elegant schlägt die Autorin Bögen von der ganz persönlichen Erfahrung zum gesellschaftlich-politisch Brisanten und zeigt auf, dass Zusammenleben bedeutet, Differenz anzunehmen.
Als Kind iranischer Eltern ist Asal Dardan in Deutschland aufgewachsen, die Erfahrung des Exils hat sie geprägt. In einer erhellenden Auseinandersetzung mit der deutschen Gesellschaft begibt sie sich auf die Suche nach einer gemeinsamen Sprache, nach der Überbrückung des ewigen Gegensatzes von "Wir" und den "Anderen". Immer ist ihr Blick überraschend, immer ist ihre Analyse scharfsichtig. Da ist das geflüchtete Kind, das Trost in Spitzwegs heimeligen Bildern findet, die auch Hitler so gut gefielen. Da sind die bürokratischen Rentenbescheide der sardischen Nachbarin, deren Inhalte niemand entschlüsseln kann. Da werden die Goldfische vom persischen Neujahrsfest in die Freiheit entlassen und eigene, neue Traditionen gewählt.
Sprachlich brillant und stilistisch elegant schlägt die Autorin Bögen von der ganz persönlichen Erfahrung zum gesellschaftlich-politisch Brisanten und zeigt auf, dass Zusammenleben bedeutet, Differenz anzunehmen.
Asal Dardan, geboren 1978 in Teheran, wuchs nach der Flucht ihrer Eltern aus dem Iran in Köln, Bonn und Aberdeen auf. Sie studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim und Nahoststudien in Lund. Als freie Autorin schreibt sie u.a. für Zeit Online, die FAZ und die Berliner Zeitung. Außerdem arbeitet sie als freie Redakteurin und Autorin für das Online-Magazin was wäre wenn. Für ihren Text Neue Jahre wurde sie mit dem Caroline-Schlegel-Preis für Essayistik ausgezeichnet. Nach Jahren auf Öland in Schweden lebt Asal Dardan heute mir ihrer Familie in Berlin.
Produktbeschreibung
- Verlag: Hoffmann und Campe
- Artikelnr. des Verlages: 0001137
- Seitenzahl: 192
- Erscheinungstermin: 27. Januar 2022
- Deutsch
- Abmessung: 189mm x 123mm x 19mm
- Gewicht: 194g
- ISBN-13: 9783455011371
- ISBN-10: 3455011373
- Artikelnr.: 62771947
Herstellerkennzeichnung
Hoffmann und Campe Verlag
Harvestehuder Weg 42
20149 Hamburg
vertrieb@hoca.de
»Vorsichtig umkreist sie ihren Stoff. Mal schnappt sie zu, wenn ihr eine Idee brauchbar erscheint, dann wieder überlässt sie anderen das Wort [...]« Kai Spanke Frankfurter Allgemeine Zeitung 20210612
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Kai Spanke scheint fasziniert von der Art und Weise, wie Asal Dardan in ihrem Buch das Thema Fremdheit behandelt und dabei das deutsche "Debattengelände sondiert": Zwischen Essay, Fiktion und Sachbuch bewege sich die 43-jährige Kulturwissenschaftlerin, deren Eltern aus dem Iran stammen, umkreise ihre Themen von mehreren Seiten und "schnappe zu", wenn sie das Gefühl habe, etwas erfasst zu haben, analysiert Spanke Dardans Schreibweise. Das ausgeprägte "Exilgefühl", das die Autorin als zentrale Erfahrung sowohl in Deutschland als auch im Iran immer wieder beschreibe, scheint dem Rezensenten der Kern ihrer Ausführungen zu sein; vor diesem Hintergrund versteht er auch die Anlehnung des Buchtitels an J. M. Coetzees "Warten auf die Barbaren". Wenn Dardan nicht über persönliche Erfahrungen, sondern allgemein über das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart schreibe, wird es "finster", so Spanke: Daran, dass wir aus der Geschichte gelernt haben, glaube die Autorin nicht mehr.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Gemeinsamkeiten betonen am Ende nur die Unterschiede
Im Bann des Exilgefühls: Asal Dardan schildert die Schwierigkeiten eines Lebens zwischen den Kulturen
Asal Dardan ist mit ihren "Betrachtungen einer Barbarin" für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert. Der Verlag wiederum bewirbt den Band in der Kategorie "Romane und Erzählungen". Für beide Einordnungen gibt es gute Gründe, denn die Autorin illustriert in zehn stilistisch unterschiedlichen Kapiteln, was Heinrich von Kleist mit seinem Aufsatz "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" zu erklären versuchte. Vorsichtig umkreist sie ihren Stoff. Mal schnappt sie zu, wenn ihr eine Idee brauchbar erscheint, dann wieder überlässt sie anderen das Wort,
Im Bann des Exilgefühls: Asal Dardan schildert die Schwierigkeiten eines Lebens zwischen den Kulturen
Asal Dardan ist mit ihren "Betrachtungen einer Barbarin" für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert. Der Verlag wiederum bewirbt den Band in der Kategorie "Romane und Erzählungen". Für beide Einordnungen gibt es gute Gründe, denn die Autorin illustriert in zehn stilistisch unterschiedlichen Kapiteln, was Heinrich von Kleist mit seinem Aufsatz "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" zu erklären versuchte. Vorsichtig umkreist sie ihren Stoff. Mal schnappt sie zu, wenn ihr eine Idee brauchbar erscheint, dann wieder überlässt sie anderen das Wort,
Mehr anzeigen
die schon auf den Punkt gebracht haben, was sich bei ihr noch als Intuition darstellt. Sie schreibt aus der Ichperspektive, schlägt essayistische Töne an, um anschließend wieder ins Literarische zu wechseln.
Einmal erinnert sie sich an Drucke von Carl Spitzweg, welche die Wände jener Kölner Hochhauswohnung zierten, in der sie aufgewachsen ist: "Hübsche erdfarbene Kulissen, in denen sich manierliche Menschen bewegten, die genau dort waren, wo sie hingehörten, und dennoch der Gegenwart zu entkommen schienen." Damit wären wir bei der wichtigsten Frage von Dardans Buch: Wie verortet man sich in der Zeit und der Welt.
Dass Spitzwegs spießerfeindlicher Humor selbst spießig war, erkannte die Schülerin damals noch nicht. Die heute dreiundvierzigjährige Kulturwissenschaftlerin hingegen sieht diese Ironie sofort. Dennoch serviert sie dem Leser keine vollendeten Erkenntnisse, sondern tastend erhobene Befunde. Sie schreibt über ihre Eltern, die aus Iran geflohen sind, um sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen, über das damit verbundene Problem, eine stabile Identität zu finden, über den Sinn, kulturelle Traditionen in der neuen Heimat fortzuführen, über den NSU und das Gendern.
Behandelt werden diese Themen vor dem Hintergrund ihrer Biographie. Dardan, die sich als Kosmopolitin ohne feste Ortsbindung, aber mit ausgeprägtem "Exilgefühl" erweist, rekapituliert die Stationen ihres Lebens und zeigt, dass Iran für sie eine Erzählung und keine Erfahrung ist, weil sie sich nicht an ihn erinnern kann. Zugleich sondiert sie das Debattengelände in Deutschland. Dabei probiert sie, im anderen den Einzelnen und in sich das Fremde zu sehen. So heißt es über die deutsche Kommunistin Olga Benario-Prestes, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde: "Ich kann nach Parallelen suchen, aber sie unterstreichen nur, wie gut es mir geht und wie anders ich bin."
Fortwährend steuert die Argumentation auf diesen Aspekt zu, der den ungebändigten Ausführungen so etwas wie einen Kern verleiht. Die Kluft zwischen dem "Wir" und dem "Ihr" im Hinterkopf, schreibt Dardan, Deutsche verhielten sich oft, als sei sie keine von ihnen, allerdings komme sie sich unter Iranern ebenso deplatziert vor: "Sie erinnern mich daran, was ich versäumt habe, was für mich nie selbstverständlich sein wird." Verlässt die Autorin den persönlichen Erfahrungsraum, um zu erörtern, wie die Vergangenheit in die Gegenwart hineinragt, formuliert sie einen finsteren Erwartungshorizont: "Die mahnenden Appelle, das ,Nie wieder!' - sie sollen vermitteln, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Aber ich glaube nicht mehr daran."
Der Titel des Buchs ist J. M. Coetzees Roman "Warten auf die Barbaren" entlehnt. Darin beschreibt er, wie eine Gemeinschaft durch die Angst vor Fremden genau das verliert, was sie vor ihnen schützen wollte - die Zugewandtheit anderen gegenüber. Wer sich in Deutschland für eine Leitkultur starkmacht und von Migranten fordert, sie mögen mit den Sitten ihrer Heimat brechen, übersieht, dass ein Entweder-oder an der Sache vorbeigeht. Das Gefühl von Zugehörigkeit entsteht Dardan zufolge nämlich gerade nicht durch starre Regeln, sondern durch fließende Übergänge.
KAI SPANKE
Asal Dardan:
"Betrachtungen einer Barbarin".
Hoffmann und Campe
Verlag, Hamburg 2021.
193 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Einmal erinnert sie sich an Drucke von Carl Spitzweg, welche die Wände jener Kölner Hochhauswohnung zierten, in der sie aufgewachsen ist: "Hübsche erdfarbene Kulissen, in denen sich manierliche Menschen bewegten, die genau dort waren, wo sie hingehörten, und dennoch der Gegenwart zu entkommen schienen." Damit wären wir bei der wichtigsten Frage von Dardans Buch: Wie verortet man sich in der Zeit und der Welt.
Dass Spitzwegs spießerfeindlicher Humor selbst spießig war, erkannte die Schülerin damals noch nicht. Die heute dreiundvierzigjährige Kulturwissenschaftlerin hingegen sieht diese Ironie sofort. Dennoch serviert sie dem Leser keine vollendeten Erkenntnisse, sondern tastend erhobene Befunde. Sie schreibt über ihre Eltern, die aus Iran geflohen sind, um sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen, über das damit verbundene Problem, eine stabile Identität zu finden, über den Sinn, kulturelle Traditionen in der neuen Heimat fortzuführen, über den NSU und das Gendern.
Behandelt werden diese Themen vor dem Hintergrund ihrer Biographie. Dardan, die sich als Kosmopolitin ohne feste Ortsbindung, aber mit ausgeprägtem "Exilgefühl" erweist, rekapituliert die Stationen ihres Lebens und zeigt, dass Iran für sie eine Erzählung und keine Erfahrung ist, weil sie sich nicht an ihn erinnern kann. Zugleich sondiert sie das Debattengelände in Deutschland. Dabei probiert sie, im anderen den Einzelnen und in sich das Fremde zu sehen. So heißt es über die deutsche Kommunistin Olga Benario-Prestes, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde: "Ich kann nach Parallelen suchen, aber sie unterstreichen nur, wie gut es mir geht und wie anders ich bin."
Fortwährend steuert die Argumentation auf diesen Aspekt zu, der den ungebändigten Ausführungen so etwas wie einen Kern verleiht. Die Kluft zwischen dem "Wir" und dem "Ihr" im Hinterkopf, schreibt Dardan, Deutsche verhielten sich oft, als sei sie keine von ihnen, allerdings komme sie sich unter Iranern ebenso deplatziert vor: "Sie erinnern mich daran, was ich versäumt habe, was für mich nie selbstverständlich sein wird." Verlässt die Autorin den persönlichen Erfahrungsraum, um zu erörtern, wie die Vergangenheit in die Gegenwart hineinragt, formuliert sie einen finsteren Erwartungshorizont: "Die mahnenden Appelle, das ,Nie wieder!' - sie sollen vermitteln, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Aber ich glaube nicht mehr daran."
Der Titel des Buchs ist J. M. Coetzees Roman "Warten auf die Barbaren" entlehnt. Darin beschreibt er, wie eine Gemeinschaft durch die Angst vor Fremden genau das verliert, was sie vor ihnen schützen wollte - die Zugewandtheit anderen gegenüber. Wer sich in Deutschland für eine Leitkultur starkmacht und von Migranten fordert, sie mögen mit den Sitten ihrer Heimat brechen, übersieht, dass ein Entweder-oder an der Sache vorbeigeht. Das Gefühl von Zugehörigkeit entsteht Dardan zufolge nämlich gerade nicht durch starre Regeln, sondern durch fließende Übergänge.
KAI SPANKE
Asal Dardan:
"Betrachtungen einer Barbarin".
Hoffmann und Campe
Verlag, Hamburg 2021.
193 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
eBook, ePUB
Erzählerisch ausgestaltete Essays
Asal Dardan schreibt in Betrachtungen einer Barbarin erzählerisch ausgestaltete Essays, die überwiegend sehr geschickt und schön gemacht sind. Gelegentlich nimmt sie Bezüge auf politische Geschehnisse, meistens orientiert sie sich an ihren …
Mehr
Erzählerisch ausgestaltete Essays
Asal Dardan schreibt in Betrachtungen einer Barbarin erzählerisch ausgestaltete Essays, die überwiegend sehr geschickt und schön gemacht sind. Gelegentlich nimmt sie Bezüge auf politische Geschehnisse, meistens orientiert sie sich an ihren eigenen Lebenserfahrungen. Das sind das die stärksten Abschnitte im Buch.
Asal Dardan hat mit ihren Eltern den Iran verlassen als sie 1 Jahr alt war und wuchs in Köln und Bonn auf. Es gab Aufenthalte in Atlanta, USA und Sardinien und sie lebte als junge Mutter einige Jahre in Öland, Schweden bevor sie nach Deutschland zurückkehrte.
Viele ihrer Themen handeln vom Exil, Fremdheit, Identität, Vorurteilen und von Diversität und Migration. In ihrer Gesamtheit halte ich Asal Dardans Essays für sehr relevant.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
eBook, ePUB
Das Buch „Betrachtungen einer Barbarin“ ist für den #DSP21 nominiert. Doch, was bedeutet dies genau? Mit meiner Rezension möchte ich dazu beitragen, dass diese Frage beantwortet wird. Die Eltern der Autorin Asal Dardan flohen aus ihrer Heimat und Asal, gerade mal ein Jahr auf …
Mehr
Das Buch „Betrachtungen einer Barbarin“ ist für den #DSP21 nominiert. Doch, was bedeutet dies genau? Mit meiner Rezension möchte ich dazu beitragen, dass diese Frage beantwortet wird. Die Eltern der Autorin Asal Dardan flohen aus ihrer Heimat und Asal, gerade mal ein Jahr auf dieser Welt, wuchs in Deutschland auf. Einem Land, dessen Einwohner ihr kein Verständnis für die Flucht der Eltern entgegenbrachte und die sich immer wieder negativ über ihr Aussehen äußerten. So geschehen bei Bewerbungsgesprächen und beim Konflikt mit einem Mitschüler, der sie als „zu dunkel“ ansah. Dann gab es auch noch den eifrigen Lehrer, der sie an den Haaren zog, weil er sie als „aufsässiges Ausländermädchen“ ansah.
Asal Dardan schaut kritisch in die ach so „gemütlichen“ deutschen Wohnzimmer. Sie beschreibt zum Beispiel, wie die Gerichtsverhandlungen gegen das Trio Bönhardt, Mundlos und Zschäpe aus ihrer Sicht verlief. Was sie dabei empfand, dass Staatsdiener jahrelang der Meinung waren, die Ermordeten hätten ihre Tötung selbst verschuldet. Wie Polizisten sowohl Opfer als auch Familienmitglieder diskriminierten und dabei nie die Fakten des Tötens aus Rassismus erkannten.
„Betrachtungen einer Barbarin“ ist keineswegs ein Sachbuch, wie ich es kenne. Hier gibt es viele Passagen, die eher an eine Autobiographie erinnern. Das ist auch gut, weil Frau Dardan die Probleme von Emigranten kennt und ihre Erfahrungen beim Schreiben des Buches einfließen ließ. Sie beschreibt unter anderem, wie sehr gedankenlos dahingesagte Aussagen verletzen. Dabei geht es keineswegs nur um Begegnungen mit Nachbarn oder flüchtigen Bekannten. Nein, hier werden Gespräche geschildert, die bei Behörden und deren Mitarbeitern stattfanden. Hier sollten die Verantwortlichen darauf achten, dass sie Schulungen anbieten, die sich dem Thema „Gesprächsführung“ widmen. Auch wenn niemand nachvollziehen kann, was Menschen empfinden, die aus ihrer Heimat fliehen mussten. So ist es umso wichtiger, dass sie ihre Erfahrungen mitteilen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Das Leben in einem „fremden“ Land
Asals Eltern, die zur iranischen Elite gehörten und für den Schah gearbeitet haben, müssen nach der Islamischen Revolution das Land verlassen. Mit der damals einjährigen Asal fliehen sie nach Deutschland, wo sie in Köln eine …
Mehr
Das Leben in einem „fremden“ Land
Asals Eltern, die zur iranischen Elite gehörten und für den Schah gearbeitet haben, müssen nach der Islamischen Revolution das Land verlassen. Mit der damals einjährigen Asal fliehen sie nach Deutschland, wo sie in Köln eine Mietwohnung beziehen. Asal wächst in Deutschland auf, besucht deutsche Schulen, geht aufs Internat – die Kosten trägt oft das Jugendamt.
Obwohl Asal die Heimat ihrer Eltern nur aus den stark geschmückten Erzählungen ihrer Verwandtschaft kennt, spricht sie sehr oft über Heimweh und Sehnsucht nach Orten, die sie nie besucht hat. Dabei kann sie nicht mal richtig Persisch sprechen. Ich frage mich, wie kann man irgendwas, was man nicht kennt, vermissen? Oder Sehnsucht danach haben?
In Deutschland fühlt sie sich fremd. Es ist vor allem ihr Aussehen, das sie in der Gesellschaft als Fremde abstempelt. Asal setzt sich mit der deutschen Kultur und Vergangenheit auseinander und kritisiert scharf das Land, in dem sie aufgewachsen ist und lange gelebt hat. Ausführlich beschreibt sie den NSU-Prozess, kritisiert und warnt vor Pegida und AfD.
In dem Essay „Spaziergang durch die Grüne Stadt“ erzählt sie über die Opfer des Nazi-Regimes, nach deren Namen die Straßen des Ortsteils benannt wurden. Besonders angetan ist sie von der tragischen Lebensgeschichte der Widerstandskämpferin Olga Benario-Prestes, die im Alter von 34 Jahren in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet wurde.
Die Autorin, die sich selbst als Barbarin- eine Fremde, vor der man Angst habe- definiert, hat selbst Angst um ihre Familie, sorgt sich um die Zukunft ihrer Kinder. Das bringt sie zum Beispiel mit solchen Sätzen zum Ausdruck: „Das Hochhalten der geglückten Vergangenheitsbewältigung der Deutschen ist Augenwischerei. Dieses Land neigt noch immer zu extremer Politik.“ (143)
In den 10 Essays, die dieses Buch bilden, setzt sie sich mit Migration, Flucht, Exil, Sexismus und Mutterschaft auseinander. Sehr offen spricht sie über ihre persönlichen Erlebnisse, wie Schwangerschaft oder Abtreibung.
Das Buch weckt viele Emotionen und die Autorin kann leicht missverstanden werden. Ich konnte nicht alle Ansichten der Autorin teilen. Dies eine aber auf jeden Fall: „Aber wenn man mit Menschen auskommen möchte, dann muss man sich auf sie einlassen“. (132)
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Die Autorin beschäftigt sich in ihren Essays hauptsächlich mit den Themen Migration, Rassismus, Vorurteile, Ausgrenzung und ihren Erfahrungen damit. Sie zeigt die eigene Identität, lässt ihr bisheriges Leben Revue passieren und gibt tiefe Einblicke in ihre Überlegungen. Als …
Mehr
Die Autorin beschäftigt sich in ihren Essays hauptsächlich mit den Themen Migration, Rassismus, Vorurteile, Ausgrenzung und ihren Erfahrungen damit. Sie zeigt die eigene Identität, lässt ihr bisheriges Leben Revue passieren und gibt tiefe Einblicke in ihre Überlegungen. Als Baby mit ihren Eltern nach Deutschland immigriert, wächst sie in einem Industrieland auf, lernt andere Länder kennen und deren Umgang mit anderen Nationalitäten. In Deutschland geboren, erfahre ich in diesem Buch die Sicht auf wichtige Themen aus einer anderen Perspektive. Das ist nicht immer angenehm, werden mir doch Realitäten bewusst gemacht, über die ich mir bisher keine tiefer gehenden Gedanken gemacht habe.
Asal Dardan schreibt sehr lebendig, spart nicht mit persönlichen Erlebnissen und lässt den Leser an ihren Überlegungen teilhaben. Zwischenzeitlich waren mir jedoch eingestreute Anekdoten etwas zu ausführlich und weniger packend. Und doch habe ich dieses Buch gerne gelesen, bin froh, die Autorin kennen gelernt und mich mit ihren Betrachtungen beschäftigt zu haben. Ich finde, das Buch war zu Recht für den Deutschen Sachbuchpreis 2021 nominiert.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Vielschichtig, interessant, lesenswert
„Man gewöhnt sich daran, dass das Leben wie ein Netz ist, etwas bleibt ja doch darin hängen. Nach dem Rest darf man nicht greifen, sonst reißen die Maschen, und dann ist alles weg.“ (Zitat Pos. 35)
Inhalt
Ihre Eltern fliehen …
Mehr
Vielschichtig, interessant, lesenswert
„Man gewöhnt sich daran, dass das Leben wie ein Netz ist, etwas bleibt ja doch darin hängen. Nach dem Rest darf man nicht greifen, sonst reißen die Maschen, und dann ist alles weg.“ (Zitat Pos. 35)
Inhalt
Ihre Eltern fliehen aus dem Iran, als Asal Dardan ein Jahr alt ist. Sie können nur das Allernotwendigste mitnehmen und so wächst Asal in Köln und Bonn ohne die üblichen Familienfotos und Erinnerungsstücke auf. Ihre Eltern sprechen selten über den Iran, nur die Musik, die sie nach wie vor hören, besonders die Texte, werden für die heranwachsende Asal zu einem symbolischen Zugang zu der alten Welt ihrer Eltern. Als sie später die Realität einholt, stellt sie fest, nicht, wie man erwarten würde, zwei Heimaten zu haben, sondern keine. Die Autorin ist neunzehn Jahre alt, als sie die in Deutschland eingebürgert wird. Nach dem Abitur führt ein Praktikumsaufenthalt sie nach Atlanta, es folgt eine Zeit in Berlin, Sardinien und dann in Lund und auf der Insel Öland in Schweden, jetzt wieder Berlin. Dieses Buch, nominiert für den Deutschen Sachbuchpreis 2021, ist eine Sammlung von autobiografischen Essays.
Thema und Umsetzung
Die Autorin setzt sich mit ihren eigenen Erfahrungen auseinander, bringt diese in einen gesellschaftspolitischen Kontext zu brisanten aktuellen Themen. Flucht, Exil, Veränderung, die Suche nach dem Gemeinsamen, Empathie, und die Frage, warum es zwischen Menschen immer das Trennende ist, das zuerst bemerkt und betont wird, sind wichtige Aspekte ihrer Beobachtungen, Studien und Texte. Es ist ein breites Spektrum an Themen. Die Autorin schildert ihre persönlichen Erfahrungen in Atlanta. Auf ihren Spaziergängen durch die Gassen der Grünen Stadt in Berlin beschäftigt sie sich mit den Schicksalen der von den Nationalsozialisten ermordeten Widerstandskämpfer*innen, leitet über zu den aktuellen Gewaltverbrechen der letzten Jahre gegen internationale Aktivistinnen. Wir erfahren aber auch viel über ihr eigenes Leben, ihre Erlebnisse in der Schul- und Studienzeit, ihr Leben als Mutter zweier Kinder. Diese Essays sind eine eindringliche Aufforderung, nicht mehr in den alten Klischees über Länder, Nationen und Mentalitäten zu denken, aufzuhören, die alten Ängste zu schüren, sondern einfach auf den Menschen als Einzelindividuum zuzugehen
Fazit
Eine Sammlung von Essays zwischen persönlichen Jugenderinnerungen, Anekdoten, humorvoll geschilderten Erlebnissen und brisanten gesellschaftspolitischen Erfahrungen. Es sind einfühlsame, trotz des zwischendurch manchmal etwas moralisierend erhobenen Zeigefingers poetische, leise, sprachlich elegante Texte, die zum Mit- und Nachdenken anregen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
eBook, ePUB
!ein Lesehighlight 2021!
Dieses Buch ist ein echtes Sahnestück in der Literatur! Durch die brillante und sprachgewaltige Ausdrucksweise erleben wir Leser Asal Dardan ganz nah und dürfen in eine andere Welt eintauchen, die man so eigentlich nie so nah zu Gesicht bekommen hätte. Ein …
Mehr
!ein Lesehighlight 2021!
Dieses Buch ist ein echtes Sahnestück in der Literatur! Durch die brillante und sprachgewaltige Ausdrucksweise erleben wir Leser Asal Dardan ganz nah und dürfen in eine andere Welt eintauchen, die man so eigentlich nie so nah zu Gesicht bekommen hätte. Ein weiteres Highlight: es handelt sich hier um Essays und jedes wirkt enorm für sich auf seine Weise. Diese hochwertige Form in der heutigen Zeit zu finden, ist schon eine Seltenheit! Jeder Leser wird hier sein Highlight finden...
Der Leser hat hier eine Menge zu erlesen und wird unheimlich viel erfahren, welches tief unter die Haut gehen wird; einiges, was einen zum lachen bringt; was einen nachdenklich macht; was einen traurig macht - kurzum dieses Buch ist wunderbar nachhallend, vielseitig, anspruchsvoll und bietet enorm viel Denkpotential für den Leser. Dardan zeigt so viele aktuelle und brisante Themen auf, das die Sogwirkung hier für den aufmerksamen und weltoffenen Leser unweigerlich überschwappt.
Asal Dardan’s Sprachgewalt hat so eine enorme Kraft, das es einen fast umhaut und ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen, der sich auch gern mal mit einem Buch länger beschäftigt, selbst wenn es schon zu Ende gelesen wurde.
Extrem beeindruckend und einfach nur ganz besonders - 5 von 5 Sterne!
Weniger
Antworten 1 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für