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6 Kundenbewertungen

Tess Gunty ist die jüngste Preisträgerin des National Book Award seit Philipp Roth und das größte Talent der amerikanischen Literaturgeschichte seit David Foster Wallace.
»Der Kaninchenstall« verspricht eine solch intensive Lektüre, dass man kaum noch von »lesen« sprechen mag. »Durchleben«, »durchstaunen« wären bei diesem Meisterwerk weitaus angebrachter, gar »Erlebnis« kommt einem in den Sinn. »Lebensverändernd« ist sie mindestens, die Lektüre dieses Romans.
Die ätherische Blandine, die eine Obsession für Hildegard von Bingen entwickelt hat und durch das System gefallen zu sein scheint,
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Produktbeschreibung
Tess Gunty ist die jüngste Preisträgerin des National Book Award seit Philipp Roth und das größte Talent der amerikanischen Literaturgeschichte seit David Foster Wallace.

»Der Kaninchenstall« verspricht eine solch intensive Lektüre, dass man kaum noch von »lesen« sprechen mag. »Durchleben«, »durchstaunen« wären bei diesem Meisterwerk weitaus angebrachter, gar »Erlebnis« kommt einem in den Sinn. »Lebensverändernd« ist sie mindestens, die Lektüre dieses Romans.

Die ätherische Blandine, die eine Obsession für Hildegard von Bingen entwickelt hat und durch das System gefallen zu sein scheint, lebt nur durch die dünnen Wände eines schäbigen Apartmentkomplexes in einem ehemaligen Industrieort in Indiana von ihren skurrilen Nachbarn getrennt: einer Frau, die online Nachrufe schreibt, einer jungen Mutter mit einem dunklen Geheimnis, und jemandem, der im Alleingang einen Feldzug gegen Nagetiere führt. Willkommen im Kaninchenstall. Ein Roman über den amerikanischen Rust Belt und seine Bewohner, die keineswegs alle über einen Kamm zu scheren sind, wie man fälschlicherweise annehmen könnte.

Eine schonungslos schöne und beißend komische Momentaufnahme des zeitgenössischen Amerikas, eine hinreißende und provokante Geschichte über Einsamkeit und Sehnsucht, Verstrickung und schließlich: Freiheit.
Autorenporträt
Tess Gunty ist in South Bend, Indiana, geboren und aufgewachsen. Sie hat Kreatives Schreiben an der NYU studiert. Gunty lebt in Los Angeles. "Der Kaninchenstall" ist ihr erster Roman. Sophie Zeitz, geboren in Frankfurt am Main, übersetzt amerikanische und englische Literatur, u. a. die Romane von John Green, Raven Leilani und Douglas Stuart, Krimis von Jilliane Hoffman und Klassiker von H.D. Thoreau und Joseph Conrad. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet und lebt in Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Spektakulär, nämlich mit einer Art Seelenwanderung, beginnt laut Rezensent Thomas Hummitzsch Tess Guntys in den USA gefeierter Debütroman über das Leben einer jungen Frau im amerikanischen Rust Belt. Der Kaninchenstall des Titels bezeichnet eine heruntergekommene Wohnanlage, berichtet Hummitzsch, der vor allem von Guntys dichter Milieuschilderung beeindruckend ist. Das gesamte Personal ist von der um sich greifenden Ödnis infiziert, findet der Rezensent, wobei die Hauptfigur Blandine durchaus nach Auswegen suche - und sie unter anderem im Leben der religiösen Mystikerin Hildegard von Bingen findet. Auch #MeToo spielt in ihre Geschichte hinein, lernen wir. All das wird in einem sprachlich disparaten, alle Diskurse unserer Zeit in sich aufnehmenden und dennoch das Gespür für Konkretion nie verlierenden literarischen Stil präsentiert, weiß Hummitzsch zu berichten. Ein Buch, so schließt er, das viel will und dem, auch wenn es sicherlich nicht immer perfekt austariert ist, das Meiste gelingt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Tess Gunty ist eine geradezu bedrückend talentierte Schriftstellerin (...) Der Kaninchenstall ist ein überaus gewitztes Buch; ein anarchisches Patchwork (...) Als wollte uns dieser Roman sagen: Wenn man solide Plots preisreduziert an jeder Ecke bekommt, auf Netflix und im klebrig emotionalisierten Storytelling des Reportagejournalismus, muss doch Literatur nicht hinterhertrotteln. Gunty schreibt abschweifend, ausschweifend, flackernd, andeutungsreich und plötzlich verblüffend hyperfokussiert. Es ist Prosa mit ADHS.« David Hugendick Die Zeit Kultur 20230706

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.07.2023

Stürme innen, Stürme außen
Tess Guntys erster Roman „Der Kaninchenstall“ bläst einem das Hirn aus dem Schädel. Leider nicht auf die gute Art
Tess Gunty, die Gewinnerin des US-National Book Award, liebt Aufzählungen. Alle Arten von Wiederholungen. Anapher, Repetitio, Merismen. Und, meine Güte, die Aufzählungen lieben sie. Sie fliegen ihr zu wie zahme Tauben, sie tummeln sich in ihrem Buch, manchmal gibt sie ihnen ganze Seiten, Kapitel. Ja, eigentlich ist ihr ganzer Roman „Der Kaninchenstall“ ein großer, langer, komplizierter Merismus für die amerikanische Gesellschaft.
Was ein Merismus ist? Der Sprachwissenschaftler Mark Forsyth beschreibt ihn in „The Elements of Eloquence“ so: „Merismus, meine Damen und Herren, sieht oft aus wie Antithese, ist aber etwas anderes. Merismus bedeutet, dass man nicht sagt, worüber man spricht, sondern alle Teile benennt. ,Meine Damen und Herren‘ ist zum Beispiel ein Merismus für ,Menschen‘, denn alle Menschen sind entweder Damen oder Herren. Das Schöne am Merismus ist, dass er absolut unnötig ist. Es sind Worte um der Worte willen: ein sprudelnder Strom von Erfindungen, der mit Substantiv um Substantiv gefüllt ist und nichts bedeutet. Es ist mir unbegreiflich, warum eine rhetorische Figur, die grundlos vor sich hin plappert, im Mittelpunkt des Eherituals stehen soll.“
Nicht nur „in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit und Krankheit, in Reichtum und Armut“, auch bei diesem Roman kann man sich fragen, ob wirklich immer alles aufgezählt, wiederholt und rhetorisch in seine kleinsten Teile zerstückelt werden muss. Zwischendurch fürchtet man fast, Ted Bundy hätte dieses Buch geschrieben! Beispiel gefällig? Bei Ted Bundy, nein Tess Gunty verzweifelt eine junge Mutter, „nur weil sie Todesangst vor den Augen ihres eigenen Babys hat, bei all den Stürmen, die in ihr wüten, bei all den Horrornachrichten, die Twitter in die Welt schreit. Schüsse, Morde, Öllecks, Attentate, Waldbrände, Entführungen, Bomben, Flut. Witziges Video einer Frau, die ihr Auto aufschließt und auf dem Fahrersitz einen Braunbären findet, der ihre Einkäufe frisst. Mord, Mord, Krieg.“ Warum hat die Frau den Braunbären denn nicht von draußen gesehen? Hätte der nicht ein paar der vielen Figuren in Guntys Buch fressen können, dann wäre da wenigstens Platz für so etwas wie einen Plot!
Aber nicht nur die Figuren sprechen und denken oft in Aufzählungen, selbst die unbelebte Natur muss ständig alles zergliedern: „Ein ausgedruckter Zettel in Papyrus-Schrift hängt an der Tür: Willkommen, Geflüchtete, Gefangene, Prostituierte und Verstoßene. Willkommen, Kranke, Menschen mit Behinderungen, Menschen ohne Wohnung. Frische Tomaten. Kühle Betten. Diese Woche Brot Brot Brot.“ Wer ist willkommener, die Verstoßenen oder die frischen Tomaten? Worte um der Worte willen. Okay. Ruhig. Worum geht es in dem Buch? Wer ist diese Tess Gunty überhaupt? Es ist schwer, sich darauf zu konzentrieren, worum es eigentlich geht, wenn man erst durch seitenweise eloquente Logorrhö waten muss, einen Worterguss, der spritzt, platscht, blubbert, breiter wird, alles zu verschlucken droht: die Leser, die Leserinnen, die Autorinnen, die Preise, Preisgelder, Lektorinnen, Jurorinnen, erst den Literaturbetrieb, dann den Kontinent, Europa, Afrika, Asien – und am Ende die ganze Welt. Ruhig.
Tess Gunty ist eine junge Autorin aus Indiana. In ihrem Debütroman „Der Kaninchenstall“ erzählt sie die Geschichte einer jungen Frau namens Blandine und der Bewohner ihres Mietshauses, eines sozialen Wohnbaus in der fiktiven Stadt Vacca Valley. Außer Blandine, einer Waisen, erzählen ihre Mitbewohner, ein älteres Ehepaar, eine junge Mutter, eine Dame, die beruflich die Kommentare zu Nachrufen moderiert und Moses, der Sohn einer kürzlich verstorbenen Hollywoodschauspielerin, die er von ganzem Herzen hasst.
Gunty versucht, durch die unterschiedlichen Blickwinkel ihrer Figuren ein Panoptikum der amerikanischen Gesellschaft zu zeichnen. Leider hat sie es dabei versäumt, ihren Figuren unterschiedliche Stimmen zu geben. Die tote Schauspielerin teilt sich alle sprachlichen Manierismen mit der Hauptfigur, die spricht wie ihr Lehrer, der denkt wie der reiche Sohn. Dabei gibt es mitreißende Momente, zuweilen haben die Dialoge viel Witz und Tempo. Es gibt funkelnde Ideen in diesem Kaninchenstall. An anderen Stellen liest sich das Buch, als hätte die Autorin früher verfasste Kurzgeschichten und Fragmente zusammengelötet, weil ihr Verlag gesagt hat, dass sich Romane besser verkaufen.
Es ist ein Buch, dem man den Einfluss des Internets deutlich anmerkt. Die unbegrenzte Verfügbarkeit von Wissen. Man wünscht der Autorin einen guten inneren Adblocker und die Zeit, aus der Ideenhalde, die sie da veröffentlicht hat, ein kohärentes Buch zu schaffen, das nicht darauf angewiesen ist, einem durch seitenlange Aufzählungen das Hirn aus dem Schädel zu spülen. Nächstes Mal.
JULIANE LIEBERT
Tess Gunty gewann 2022 den National Book Award.
Foto: Mauritius Images
Tess Gunty: Der Kaninchenstall. Roman. Aus dem Englischen von Sophie Zeitz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2023. 416 Seiten, 25 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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