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Gina1627

Bewertungen

Insgesamt 229 Bewertungen
Bewertung vom 19.06.2021
Das Lied der Wölfe
Fischer, Rena

Das Lied der Wölfe


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Ein wundervoller Roman, der mich bewegt und zum Nachdenken gebracht hat!
Für ein spannendes Projekt reist die Biologin Kaya Lehmann von Deutschland aus in die schottischen Highlands, wo sie mit und für den Milliardär Alistair Mac Kinley das Wolfs-Informationszentrum Lupus aufbauen soll. Es wird kein leichtes Unterfangen werden, da es Widerstand in der Bevölkerung gegen das Projekt gibt und auch noch die Politik überzeugt werden muss. Doch mit Nevis, einem Soldaten der britischen Eliteeinheit SAS, wartet noch eine andere Herausforderung auf Kaya. Der Sohn ihres Arbeitgebers lässt ihr Herz höherschlagen, aber er geht, trotz ihrer spürbaren Anziehungskraft, auf Abstand zu ihr. Kaya fühlt, dass er eine schwere Last auf seinen Schultern trägt, die er nicht einfach abschütteln kann. Auch in der Vater-Sohn Beziehung nimmt sie eine große Anspannung und Disharmonie wahr. Ungesagtes und Schuldgefühle stehen zwischen ihnen. Alastair erhofft sich von Kaya, dass sie Nevis mit für ihr Projekt begeistern kann um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Wird es Kaya gelingen und findet sie in den Highlands ihre berufliche und private Erfüllung?

Für mich war „Das Lied der Wölfe“ mein erstes Buch von Rena Fischer und garantiert nicht mein letztes. Ein Roman, der durch das unglaublich schöne Setting und die faszinierenden und lebendigen Charaktere zu überzeugen weiß. Mit ihrem feinfühligen, bildhaften und fesselnden Schreibstil hat die Autorin eine sehr atmosphärische und emotionale Geschichte erschaffen, die mich in einigen Szenen richtig bewegt und berührt hat, sodass mir sogar ein paar Tränchen gekommen sind. Eingebettet in das Thema Wölfe, das Menschen fasziniert, aber auch Ängste erzeugt, geht es um Liebe, Vertrauen, Zusammenhalt, Verzeihen aber auch um Vergangenheitsbewältigung, Loslassen, Kontrollverlust und Bindungsängste. Neben Alastair und seiner Frau Fiona verkörpern Nevis und Kaya besonders diese zwischenmenschlichen Beziehungen und Probleme. Beide haben aufgrund ihrer Erlebnisse Mauern um sich gebaut und sie helfen sich gegenseitig dabei diese ganz langsam zum Zerbröckeln zu bringen. Durch Nevis und seine Freunde Rory und Mike, die gemeinsam bei der SAS gedient haben, wird einem wieder einmal bewusst, dass Soldaten bei ihren Einsätzen ihr Leben und ihre Gesundheit immer wieder aufs Spiel setzten und welche seelischen Qualen sie danach mit sich herumtragen müssen. Manche zerbrechen daran, andere versuchen damit zu leben. Die ganze Zeit habe ich mich auch gefragt, was zwischen Nevis und seinen Eltern steht und mich hat die Aufklärung erschüttert. Sehr reizvoll war natürlich die langsame Entwicklung der Liebe von Kaya und Nevis, bei der so manches Hindernis und Missverständnis aus dem Weg geräumt werden musste. Als Nebencharaktere haben mir auch noch Robin, der Sternekoch auf dem herrschaftlichen Anwesen der MacKinleys und Lena, Kayas Schwester sehr gut gefallen.

Nach all den dramatischen Ereignissen, emotionsvollen Momenten und einem finalen glücklichen Ende, hat mir noch im Epilog der Ausblick auf eine hoffnungsvolle Zukunft für alle Charaktere gefallen. Abgerundet hat den Roman das angehängte Glossar und die Danksagung, in dem Rena Fischer auch erläutert hat, wie sie auf die Idee zu diesem beeindruckenden Werk gekommen ist.

Bewertung vom 19.06.2021
Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4
Winkelmann, Andreas

Die Karte / Kerner und Oswald Bd.4


sehr gut

Sehr spannender Thriller, bei dem der Autor aber für mich im letzten Drittel einfach zu viel wollte!
Kriminalkommissar Jens Kerner und sein Team haben alle Hände voll zu tun. Ein Serientäter hat es in Hamburg auf Joggerinnen abgesehen, denen er die Luft zum Atmen nimmt und sie an unzugänglichen Orten mit einer Nachricht auf ihren Handys zurücklässt. „Ihr läuft die Zeit davon“. Bei ihrer Recherche finden sie Hinweise, dass er sich seine Opfer auf Instagram in einer Lauf-Community aussucht und sie anhand ihrer bevorzugten Streckenprofile findet. Eile ist geboten, da der Mörder anscheinend Blut geleckt hat. Doch noch zwei weitere Fälle machen ihnen zu schaffen, die einem seiner Kollegen zum Verhängnis werden. Ein Mann wurde lebensgefährlich verletzt als er einem Stalker folgt und ein Fahrradfahrer fährt mit einem menschlichen Fuß auf seinem Gepäckträger spazieren.
Alle geraten bei der Ermittlungsarbeit an ihre Grenzen der Belastbarkeit und die Aussicht auf einen erfolgreichen Abschluss der Fälle liegt in weiter Ferne.

Als Fan der Kerner und Oswald Thriller-Reihe von Andreas Winkelmann habe ich schon dem vierten Band entgegengefiebert und ich konnte das Buch wieder vor lauter Spannung nicht aus der Hand legen. Für mich kommt es nur an die drei Vorgänger nicht ganz so heran, da mir der Autor im letzten Drittel einfach zu viel wollte. Weniger ist manchmal mehr! Dieser Thriller schockt einen, da er unteranderem von Menschen handelt, die nie im Leben eine richtige Chance hatten glücklich zu sein, zu schwach oder unzufrieden sind, sich aufgegeben haben oder ihre Vergangenheit zu verdrängen versuchen. Doch trotz aller Anstrengung holt sie jeden wieder ein. Zu ihnen gehört der Erzählstrang eines Mädchens, bei dem man zu rätseln beginnt, wer sie sein mag. Ihre seelische Folter, die ihre Mutter in tyrannischer Weise mit ihr betreibt, ging mir sowas von ans Herz, hat mich geschockt und großes Mitleid bei mir ausgelöst. Schon zu Beginn habe ich geahnt, wer hinter diesem Menschen steckt und ich habe die ganze Zeit Angst um sie gehabt. Immer wieder habe ich auch versucht einen Zusammenhang zwischen den unterschiedlichen Fällen zu erraten, doch der Autor führt einen dabei so oft in die Irre und zaubert ständig einen neuen Charakter hervor. Auf den Serientäter wäre ich nie im Leben gekommen und die Auflösung hat einen kleinen Häh-Effekt bei mir erzeugt. Er ist eiskalt und berechnend und seine schaurigen Gedanken und Handlungen haben Gänsehaut bei mir erzeugt.

Mitleid hatte ich auch dieses Mal mit Jens Kerner, der gefühlt in einem Hamsterrad steckte, kein Packende bekam und dem die seelische Belastung fast über den Kopf wuchs. Ich bin sehr froh, dass er mit Rebecca Oswald eine Kollegin an der Seite hat, die mich immer wieder mit ihrem messerscharfen Verstand zu beeindrucken weiß. Sie ist auch der einzige Mensch, der für Kerner ein Ruhepol ist und die ihn erden kann. Eine verdiente Auszeit sei ihm nach den Strapazen gegönnt, aber bitte nicht zu lange. Ich hoffe auf weitere spannende Lesestunden und ihn bei seinem nächsten Ermittlungsfall begleiten zu dürfen!

Bewertung vom 18.06.2021
Die Stärke der Töchter
Carsta, Ellin

Die Stärke der Töchter


ausgezeichnet

Überaus fesselnde Fortsetzung der Falkenbach-Saga!
August 1937 Gut Falkenbach
Auf Gut Falkenbach kehrt immer noch keine Ruhe ein, da Erna Behrendt die drei Freunde Paul-Friedrich, Heinrich und Wilhelm noch unter Beobachtung hat. Sie ist der festen Überzeugung, dass sie für den Tod ihres Vaters verantwortlich sind und möchte unbedingt noch hinter ihr streng gehütetes Geheimnis kommen. Doch auch die politische Entwicklung Deutschlands und die üblen Machenschaften der machtbesessenen Nationalsozialisten beginnen sie am eigenen Leib zu spüren. Als erfolgreiche Unternehmer stehen sie unter deren Beobachtung und müssen sich gegen Vorwürfe behaupten und lernen mit Nötigungen umzugehen. Plötzlich geraten Paul Friedrich und seine Familie unter den Verdacht einem politisch Verfolgten Unterschlupf gewährt und ihren jüdischen Nachbarn zur Flucht verholfen zu haben. Sie gehen riskante Wagnisse ein und nicht ganz uneigennützig ist Paul Friedrich sogar dafür bereit, seine eigenen Freunde zu hintergehen. Die Gefahr ist groß, dass sie ihm auf die Schliche kommen. Einer ganz anderen Bedrohung steht Clara gegenüber. Nur durch die Hilfe von Elisabeth und Irma kann sie dieser entkommen und sie teilen fortan ein furchtbares Geheimnis.

Voller Spannung und Freude haben ich schon dem 2. Band der Falkenbach-Saga entgegenfiebert, nachdem mich Ellin Carsta mit dem ersten Teil so begeistern konnte. Dies ist ihr auch mit „Die Stärke ihrer Töchter“ gelungen! Ihr fesselnder Schreibstil und die sich ständig abwechselnden Kapitel, die aus Sicht einiger Hauptcharaktere erzählt werden, hat mich nur so durch die Geschichte suchten lassen. Themen, wie der stetig steigende Antisemitismus und der aufkommende Druck der Nationalsozialisten auf die Bevölkerung, werden hier sehr gut mit den Geschehnissen rund um die Familien der von Falkenbachs und Lehmanns eingebunden. Spannend dargestellt fand ich Paul-Friedrichs gut durchdachte Vorbereitung für die Flucht der Liebermanns. Ihm gelingt mit seiner klugen und vorrausschauenden Art ein genialer Coup, bei dem er seine Verfolger an der Nase herumführt und der Leser endlich auch hinter das Geheimnis der drei Freunde kommt. Emotionsvoll und dramatisch erzählt wurde auch die Notlage von Clara und die daraus resultierende Tat, an der Elisabeth und Irma beteiligt waren. Ich bin gespannt darauf, ob dies die drei Frauen irgendwann mal wieder einholen wird. Sehr reizvoll empfand ich auch die Entwicklung zwischen Wilhelm und seinem Sohn Leonard, der mich schon im ersten Band so polarisiert hat. Er durchlebt eine angebliche Wesensänderung, aber ich traue ihm nicht über den Weg und bin davon überzeugt, dass er im eigenen Interesse für seinen Vater und seine Frau Irma nur eine Rolle spielt. Wird seine Neigung zur Gewalt, sein Egoismus und sein Machtbedürfnis in Zukunft wieder durchkommen? Wilhelmine hat mir als aufgeschlossene und politisch interessierte junge Frau auch wieder sehr gut gefallen. Mehr als gespannt bin ich darauf, wie sich Elisabeths und Ferdinands Schicksalsweg entwickelt, nachdem er sich der Wehrmacht angeschlossen hat und ihr lang gehegter Wunsch in Erfüllung ging.

Voller Erwartungsfreude fiebere ich schon dem Fortlauf der vielen offenen Erzählstränge entgegen. Wie entwickelt sich das weitere Leben aller liebgewonnen Charaktere? Ich muss zum Glück nicht mehr lange warten, da Band 3 „Der Bund der Familie“ am 22.06.2021 erscheinen wird. Für die Falkenbach-Saga kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen!

Bewertung vom 03.06.2021
Beanstock - Das Geheimnis von Waterhill (7.Buch)
Benedict, A. W.

Beanstock - Das Geheimnis von Waterhill (7.Buch)


sehr gut

Spannung mit Wohlfühlmodus. Ein wunderbarer Cosy Crime!
Butler Beanstock ist mitten in den Vorbereitungen für das Osterdinner, dass seine Herrschaften auf Parsley Manor für einige ihrer guten Freunde geben möchten. Doch mysteriöse Morde und Diebstähle in dem näheren Umfeld der Burg of Waterhill lenken ihn ab und entfachen seine Neugierde und seinen detektivischen Spürsinn. Einer Legende nach befindet sich in den Gemäuern noch ein verborgener Goldschatz, den bisher noch keiner aufspüren konnte, der aber immer wieder Schatzjäger dorthin führt. Könnten die Morde damit im Zusammenhang stehen? Kurzerhand unternimmt Beanstock mit seiner Pflegetochter Luci einen Ausflug ins Burgmuseum, in dem Mrs. Scarburg die Führungen und die Leitung unter sich hat. Von ihr erhofft er sich weitere Informationen um sich auf die Suche nach demjenigen machen zu können, der für alles verantwortlich ist.

Jedes Mal, wenn ich einen neuen Beanstock lese, habe ich das Gefühl, dass er für mich ein Zimmer auf Parsley Manor fertig gemacht hat, damit ich eine Zeit lang intensiv an dem Leben der Menschen dort teilhaben kann. Schon mit den ersten Seiten schaltet sich mein Wohlfühlmodus ein und ich genieße einfach nur die wunderbare, fesselnde und warmherzige Erzählweise von A.W. Benedict. All ihre Charaktere sind mir schon sehr ans Herz gewachsen und ich liebe es, wenn Beanstock in Agatha Christie Manier zu ermitteln beginnt. Der Britische Flair kommt hierbei genauso gut rüber, wie die bildlichen Beschreibungen von Kulissen oder auch der Bewohner und Gäste auf Parsley Manor. Die Geschehnisse hier im Buch werden durch ein geheimnisvolles Sonett des Dichters Robert of Dale ausgelöst, der auf mysteriöse Weise im sechzehnten Jahrhundert auf Burg Waterhill verschwunden ist und dessen Büchlein plötzlich nicht mehr in der Vitrine des Museums liegt. Mrs. Scarburg ist außer sich. Wer hinter dem Diebstahl steckt ist für den Leser direkt ersichtlich, aber nicht wer für die Morde verantwortlich ist. Hier rätselt man genauso wie Beanstock, wird in die Irre geführt und überrascht. Für mich war „Beanstock-Das Geheimnis von Waterhill“ wieder ein toller Cosy Crime, der mich bestens unterhalten hat.

Bewertung vom 03.06.2021
Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2
Grünig, Michaela

Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2


ausgezeichnet

Absolute Leseempfehlung! Wow, was für ein Fortsetzungsroman!

Bad Doberan, 1922
Elisabeth Kuhlmann ist es gelungen dem Palais Heiligendamm wieder den alten Glanz zu verleihen. Doch der Hotelbetrieb leidet momentan unter der anhaltenden Wirtschaftskrise und die rasante Geldentwertung, die Lebensmittelknappheit und die fehlenden Gäste machen ihr große Sorgen. Da kommt es einer Fügung des Schicksals gleich, dass ihr Hotel als Kulisse für einen Spielfilm gebucht wird und sie einen Nutzen aus der Werbekampagne ziehen kann. Es geht aufwärts, doch ihr privates Glück steht auf der Stelle. Zwischen ihr und Julius Falkenhayn liegt so viel Unausgesprochenes und die Angst verletzt zu werden. Auch ihr Bruder Paul ist unglücklich und trauert immer noch seiner verflossenen Liebe hinterher. Doch durch Zufall lernt er Carl von Herrhausen kennen, der ihn in seinen Bann zieht und ihn dazu bewegt sich in der NSDAP einzubringen. Carls Einfluss auf Paul wird immer größer und mit seiner rechten Gesinnung treibt er einen Keil zwischen sich und seine Familie. In seiner Besessenheit ignoriert er, dass er einige von ihnen in Gefahr bringt und Schuld auf sich lädt.

Nach dem ersten Band „Palais Heiligendamm-Ein neuer Anfang“ habe ich schon der Fortsetzung entgegengefiebert und ich muss sagen, dass ich diesen Teil, der die Familiengeschichte der Kuhlmanns von 1922-1933 erzählt, noch stärker und fesselnder fand. Vor lauter Lesesucht konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Eine Geschichte, die voller Dramatik steckt, einem ans Herz geht, Beklemmung, Verachtung und Mitleid erzeugt und bei der man die ganze Zeit unter einer ahnungsvollen Nervenanspannung steckt. Sehr authentisch transportiert die Autorin mit ihren Charakteren diese Emotionen zum Leser hinüber. Hervorragend wurde in diesem Roman die politische Entwicklung in Deutschland, der stetig wachsende Antisemitismus und Nationalsozialismus, das fanatische, rücksichtslose und engstirnige Verhalten der rechten Anhänger und ihre Machtbesessenheit mit eingebunden. Hier spürt man wieviel Zeit Michaela Grünig in die Recherche gesteckt hat. Doch auch die Liebe kommt nicht zu kurz. Elisabeth und Julius überwinden Hürden, halten zusammen, sind füreinander da und meistern schwierige Zeiten. Ich habe so mit den beiden mitgefiebert, gezittert und mich unheimlich mit ihnen gefreut. Ich bin sehr gespannt darauf, wie ihre Zukunft im dritten Band der Reihe aussehen wird. Am meisten fasziniert und polarisiert haben mich die Charaktere von Paul und Carl. Paul entwickelt sich zum Mitläufer, der von seinem berechnenden, skrupellosen, triebgesteuerten und von Ehrgeiz besessenen Freund benutzt wird. Da kocht man innerlich vor Wut und ist schockiert über ihren bedingungslosen Einsatz für die nationalsozialistische Bewegung. Schade, dass Paul so im Bann von ihm steht und alle, die er sonst noch liebt verletzt, vor den Kopf stößt, manipuliert und sogar noch für etwas schlimmeres verantwortlich ist. Auch hier bin ich unheimlich neugierig darauf, wie sein Leben sich weiterentwickelt, genauso wie das von seiner Schwester Johanna, die mit ihrem Mann nach Paris geflüchtet ist. Auch Luise, die Jüngste der Kuhlmanns, hat mir als schillernde Figur in diesem Roman sehr gut gefallen. Sie entwickelt sich zu einem gefragten Filmstar. Doch ihre Karriere wird von einem Mann beeinflusst, der nicht gut für sie ist. Etwas zu kurz gekommen in diesem Buch sind dieses Mal Friedrich Kuhlmann und seine Frau Margot und ich frage mich, welche Rolle ihnen als Ärzte im nächsten Roman zugedacht wird.

Nach diesem Lesehighlight bin ich schon so gespannt auf die Fortsetzung „Palais Heiligendamm-Tage der Entscheidung“, die im Januar 2022 erscheinen wird! Politisch steuert Deutschland auf eine schwere, kriegerische und belastende Zeit zu und ich bin begierig darauf zu erfahren, wie die Kuhlmanns das alles bewältigen werden.

Bewertung vom 24.05.2021
Der große Sommer
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Ein absolutes Lesehighlight! Was für ein Lesegenuss!

Frieder ist desillusioniert, seine Noten in Mathe und Latein sind katastrophal und ihm droht die Wiederholung eines Schuljahres, wenn er nicht die Nachprüfung in den beiden Fächern packt. Anstatt mit seiner Familie in Urlaub zu fahren, erwartet ihn eine sehr lernintensive Zeit bei seinen Großeltern. So hatte er sich seinen Sommer nicht vorgestellt! Doch alles entwickelt sich anders wie gedacht. Er erlebt eine Achterbahnfahrt seiner Gefühle, die erste Liebe, wie schmerzhaft Trauer und wie wertvoll die Hilfe und das Vertrauen von Freunden und Großeltern sein kann. Für ihn wird es der Sommer seines Lebens.

Wow, was für ein fesselnder und hochemotionaler Lesegenuss, bei dem Erinnerungen und Gefühle aus der eigenen Jugend wieder hochkommen und man die Geschichte dadurch noch intensiver erlebt. Ich bin begeistert von Ewald Arenz empathischem und unglaublich faszinierendem Schreibstil, mit dem er so authentisch die Empfindungen und Handlungen seiner Charaktere darstellt. Als Leser erlebt man den Gefühlswirrwarr eines Heranwachsenden, die Unsicherheit und die Hochs und Tiefs, die einen bei der Begegnung mit der ersten Liebe befallen, das Verbotenes seinen Reiz hat, Grenzen überwunden werden müssen um mutiger und freier in seinen Entscheidungen zu werden, Schicksalsschläge einen aus der Bahn werfen können, dass man zu den Fehlern steht, die man im Leben macht und daran wächst, dass Empfindungen und Wahrnehmungen sich von einem auf den anderen Tag ändern und das Selbstbewusstsein zunimmt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden hier im Roman ganz großgeschrieben und so vielfältig nuanciert zum Leser transportiert. An all dem lässt der Autor einen durch Frieders Ich-Erzählung teilhaben. Kurze Sequenzen in der Gegenwart, in der er auf der Suche nach einem Grab ist und man sich die ganze Zeit fragt, wer dort liegt und was demjenigen passiert ist und die Rückblicke auf „seinen“ Sommer lassen einen nur so durch die Geschichte fliegen. Alle Charaktere waren mir sofort sympathisch, wobei sich die Großeltern und Frieder ganz besonders in mein Herz geschlichen haben. Friedrich Büchner, genannt Frieder, ist ein so warmherziger und ehrlicher junger Mann, der das Glück hat mit Johann, Alma und Beate drei tolle Freunde an seiner Seite zu haben, die alle noch in der Findungsphase ihres Lebens stecken, gegenseitig immer füreinander da sind und so manchen Streich und manches Abenteuer, aber auch Notsituationen zusammen erleben. Sein Großvater Walther ist ein ganz besonderer Mensch, der am Anfang etwas egozentrisch rüberkommt, Schwäche hasst und Gefühle verdrängt. Doch hinter der harten Schale, steckt ein weicher Kern. Er macht Frieder neugierig in dem er ihm sein Wissen und seine Lebenserfahrung auf seine ganz eigene Weise zukommen lässt und dadurch seinen Blickwinkel und Horizont erweitert. Es war so toll miterleben zu können, wie er sich um ihn sorgt und zu ihm steht. Nana ist ihrem Enkelsohn gefühlt näher wie seine eigene Mutter. Zwischen ihnen herrscht so eine innige Beziehung, die jedoch durch einen Vertrauensbruch auf eine harte Probe gestellt wird. Für beide ist die kurze Zeit des Zusammenlebens mit ihrem Enkelsohn eine Bereicherung und eine neue Findungsphase für ihre schon in die Jahre gekommene Ehe.

„Der grosse Sommer“ war für mich mein erstes Buch von Ewald Arenz und hundertprozentig nicht mein letztes. Der Roman erhält von mir eine ganz große Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.05.2021
Du darfst nicht sterben
Nagele, Andrea

Du darfst nicht sterben


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Ein Psychothriller vom Feinsten!
In einem gemeinsamen Urlaub lernen die beiden eineiigen Zwillingsschwestern Lili und Anne unabhängig voneinander Paul kennen. Sein attraktives Äußeres und seine charmante Ausstrahlung wecken ihre Neugierde und Begehrlichkeit, die er auszunutzen weiß. Eine schöne Fassade, hinter der eine große Gefahr für beide lauert. Nie hätten sie es für möglich gehalten, dass die Gefühle für einen Mann sie entzweien könnten. Als Paul sein wahres Gesicht zeigt, sich zwischen sie stellt, Gewalt anwendet und einer von ihnen nach dem Leben trachtet, verbünden sich Lili und Anne wieder. Nur gemeinsam habe sie die Chance diesem Wahnsinn zu entkommen.

Auf „Du darfst nicht sterben“ bin ich durch das äußerst ansprechende Cover und den vielversprechenden Klappentext aufmerksam geworden. Für mich war es der erste Thriller von Andrea Nagele und garantiert nicht mein letzter. Wie in einem Sog hat sie mich durch ihre psychologisch gut aufgebaute Geschichte, die voller Dramatik, unterschwelliger und nervenaufreibender Spannung und Schockmomenten steckte, in das Buch hineingezogen. Der stetige Wechsel zwischen dem Geschehen in der Gegenwart und den Rückblicken in die Vergangenheit, die in der Ich-Form von Lili und Anne erzählt werden, steigern die Lesesucht enorm. Wie ein aufmerksamer Beobachter erlebt man die dramatische Entwicklung der Geschichte, in der die Gefühle, Ängste, Hinterhältigkeit, Brutalität und Manipulation der Charaktere eindringlich dargestellt wurde, genauso wie die Zwietracht und der spätere Zusammenhalt der beiden Schwestern. Wie zerstörerisch und unterschiedlich Liebe sein kann, wird aus dem Blickwinkel von Anne, Lili und Paul erzählt. Die Protagonisten im Buch polarisieren einen dabei ungemein und haben bei mir anstatt Sympathie, Mitleid, Unverständnis, Verachtung und Sprachlosigkeit erzeugt. Dies macht jedoch den großen Reiz in der Geschichte aus! Die Zwillingsschwestern sind vom Wesen her so unterschiedlich. Die naive und etwas weltfremde Lili hat schon immer im Schatten ihrer Schwester Anne gestanden, die es liebt Aufmerksamkeit zu erregen und ständig neue Kontakte und Herausforderungen sucht. Doch dann kommt Paul und wirft ihr Leben durcheinander. Er ist ein Mensch der unter enormen Gefühlschwankungen leidet, unberechenbar ist und sich ohne Rücksicht auf Verluste das nimmt, was er besitzen möchte. Er macht es den Schwestern wirklich nicht leicht aus seinen Fängen zu entkommen. Meine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt und bin vor lauter Nervenanspannung nur so durch das Buch gerast. Die Familienidylle am Schluss der Geschichte empfand ich sehr erleichternd und schön.

Diesen Psychothriller kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen!

Bewertung vom 10.05.2021
Der Himmel über der Stadt / Fräulein Gold Bd.3
Stern, Anne

Der Himmel über der Stadt / Fräulein Gold Bd.3


sehr gut

Leseempfehlung! Eine fesselnde und atmosphärische Fortsetzung!

Berlin 14. Juli 1924
Mit dem Entschluss ihre Selbständigkeit zugunsten einer Anstellung am Frauenklinikum in Berlin-Mitte aufzugeben, beginnt für die Hebamme Hulda Gold ein neuer Lebensabschnitt. Ein gesichertes Einkommen und die Chance, in einem hochmodernen Krankenhaus Teil eines professionellen Teams zu werden, konnte sie nicht widerstehen. Doch aller Anfang ist schwer. Hulda muss sich gegenüber ihren Kolleginnen und den Ärzten behaupten, wird mit rätselhaften Todesfällen kurz nach Geburten konfrontiert und gerät durch ihre hartnäckigen Nachforschungen, ihr Wahrheitsempfinden und ihren Gerechtigkeitssinn in die Schusslinie eines Menschen, der ihr Leben und ihre Zukunft zerstören könnte.

Voller Vorfreude habe ich schon dem 3. Teil der Fräulein Gold-Reihe entgegengefiebert und Anne Stern hat mich auch mit dieser Geschichte überzeugen können. Ein sehr atmosphärischer und fesselnder Roman, in dem der aufregende Klinikalltag, die Ungerechtigkeit bei den Geschlechterrollen, das Thema Homosexualität und die Entspannung der wirtschaftlichen Lage in den Goldenen Zwanzigern sehr gut dargestellt wurde. Auch der Berliner Flair kam nicht zu kurz. Huldas Suche nach der Ursache für die mysteriösen Todesfälle und die selbstsüchtigen Motive und kaltblütigen Handlungen des dafür Verantwortlichen wurden spannend erzählt, waren aber ab einem bestimmten Zeitpunkt für mich vorhersehbar. Überrascht wurde ich davon, dass sich Huldas Privatleben in eine ganz andere Richtung entwickelte, die mir sehr gut gefällt. Ihre daraus resultierende Lebensfreude spürt man und sie wirkt weicher, emotionaler und nicht so kopfgesteuert. Nach der Szene im Epilog wünsche ich ihr, dass ihre Liebe auch eine hoffnungsvolle Zukunft hat. Unsicher war ich mir, ob sie ihren Schritt nicht bereut, dass sie in einer großen Klinik angefangen hat und dort nur eine Nummer unter vielen ist. Doch Hulda weiß was sie will und kann und es war toll mitzuerleben, wie sie sich Respekt und Vertrauen schafft und von den Patientinnen für ihre fürsorgliche und herzliche Pflege geliebt wird. Sehr gut gefallen hat mir auch der größere Auftritt des Kioskbesitzers Bert in der Geschichte, der immer wieder Huldas Seelentröster und Ratgeber in den verschiedensten Angelegenheiten ist. Er hatte mein ganzes Mitgefühl, da seine Liebe und Leichtgläubigkeit ausgenutzt wurde und er daraus eine schmerzhafte Lehre ziehen musste. Für mich hätte sein Part ruhig noch etwas ausgedehnter sein können. Richtig Leid hat mir Kommissar Karl North getan, der aus seinem Hamsterrad nicht mehr herauskommt, die aktuelle Suche nach dem Mörder junger Männer lieber seinem Kollegen Fabricius überlässt und Hulda zu einer Entscheidung drängt. Im Moment hat er seine Sympathiepunkte bei mir verspielt, aber ich bin gespannt darauf, was er im nächsten Band mit dem Wissen über seine Herkunft anfängt, ob er sein Laster ablegen kann und wieder in die richtige Bahn gerät.

So viele offene Enden lassen mich schon wieder der Fortsetzung „Fräulein Gold - Die Stunde der Frauen“ entgegenfiebern, die im November 2021 erscheinen wird. Die kurze Leseprobe am Ende des Romans hat mich auf jeden Fall total angefixt!

Bewertung vom 11.04.2021
Durch das Schicksal vereint
Iser, Jasmin

Durch das Schicksal vereint


ausgezeichnet

Das Leben ist nicht immer fair! Ein bewegender und aufrüttelnder Roman!

02.12.2018 Violas Leben veränderte sich von einer auf der anderen Sekunde, als sie mit ihren Eltern auf dem Highway 11 auf Höhe des Arrowhead Provincial Parks in Kanada unterwegs war und sie in einen furchtbaren Autounfall verwickelt wurden. Sie überlebte als Einzige dieses albtraumhafte Geschehen, dass sie verstummen ließ. Der Unfallverursacher konnte nie ermittelt werden. Bei ihrer Tante Hannah findet die Neunzehnjährige ein liebevolles Zuhause, doch sie schafft es nicht ihre Nichte aus ihrer Isolation herauszuholen und ihr Zuversicht zu schenken. Durch Zufall lernt Viola ein Jahr später auf einem Spaziergang am Mayflower Lake die geheimnisvolle Isabelle kennen und sie finden gemeinsam am Ufer eine Flaschenpost, deren Inhalt große Auswirkungen auf ihrer beider Zukunft haben wird.

Ich liebe Jasmin Isers feinfühlige und warmherzige Erzählweise, mit der sie mich schon durch zwei ihrer märchenhaften Jahreszeiten-Tetralogie Bücher begeistert hat. Doch in diesem Roman packt sie ein sehr ernstes, tiefgründiges und bewegendes Thema an. In „Durch das Schicksal vereint“ geht es um Trauerbewältigung, Verzweiflung, Vertrauen, Hoffnung und Zuversicht. Schon von der ersten Seite an hat sie mich mit dieser Geschichte in den Bann gezogen und ich konnte mich so in Viola hineinversetzen und alle ihre Emotionen und Gedanken nachempfinden. Das Leben ist nicht immer fair! Doch manchmal bedarf es nur einer schicksalhaften Fügung, dass die Mauer um dich herum zum Bröckeln bringt und du wieder einen anderen Blickwinkel auf das Leben bekommst. Für Viola ist es die Begegnung mit Isabelle, die ein ähnliches Erlebnis zu verarbeiten hat. Sie geben sich gegenseitigen Halt, bauen Vertrauen zueinander auf und eine Freundschaft entsteht zwischen ihnen. Das hinter allem mehr steckt, beginnt man langsam im Fortlauf des Geschehens zu erahnen und eine unterschwellige Anspannung kommt dabei beim Lesen auf. Doch mit dem, was zum Ende der Geschichte hin offenbart wird, habe ich nicht gerechnet.

Jasmin Iser hat mit Viola und Isabelle zwei wunderbare Charaktere erschaffen, die beide meine Sympathie und mein Mitgefühl erweckt haben. Vios selbstgewählte Isolation ging mir ans Herz und Isas Ausgrenzung, Demütigung und Erniedrigung in der Highschool ebenso. Als Lichtblick fungiert Phil in dem Roman, der so unkompliziert und sympathisch dargestellt wird, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester Emma, die am Anfang unglaublich selbstsüchtig, bestimmend und falsch rüberkommt.

Mein Fazit:

Jasmin Iser hat mir wieder einmal wunderschöne und berührende Lesestunden mit „Durch das Schicksal vereint“ geschenkt. Ein Roman, der einen aufwühlt und zum Nachdenken bringt.