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Gina1627

Bewertungen

Insgesamt 232 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2021
Das Unrecht der Väter
Carsta, Ellin

Das Unrecht der Väter


ausgezeichnet

Toller Auftaktroman einer neuen Familien-Saga! Ich fiebere schon Band 2 entgegen!
Bernried am Starnberger See, Juli 1936. Ausgerechnet auf ihrem großen Fest zum 15-jährigen Firmenjubiläum ihrer erfolgreichen Porzellan- und Topffabrik, wird die feierliche Stimmung von Paul-Friedrich von Falkenbach und den beiden Brüdern Heinrich und Wilhelm Lehmann durch das Auftauchen einer jungen Dame getrübt. Erna Behrend weckt Schatten aus ihrer Kriegsvergangenheit, da sie mehr über den rätselhaften Tod ihres Vaters erfahren möchte, mit dem sie zusammen in einer Einheit im Ersten Weltkrieg gedient haben. Doch alle drei sind sich einig, niemand darf etwas über die damaligen Geschehnisse erfahren, die das Glück ihrer Familien und ihrer aller Zukunft zerstören könnte. Sie vertrösten Erna auf ein Treffen am nächsten Tag und schmieden einen Plan. Doch die angehende Zeitungsjournalistin gibt keine Ruhe.

Was für ein fesselnder und süchtig machender Start in eine neue Familien-Saga! Für mich ist „Das Unrecht der Väter“ mein erster Roman von Ellin Carsta und ich bin begeistert von ihrer warmherzigen und spannenden Erzählweise. Ein absoluter Wohlfühlroman, bei dem man sich sofort mit den fein gezeichneten Charakteren verbunden fühlt und die Kulisse des prächtigen Anwesens von Gut Falkenbach vor Augen hat. Ihr Leben wird beeinflusst durch die unheilvolle politische Entwicklung in Deutschland und dem immer stärker werdenden Druck des stetig wachsenden Nationalsozialismus. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht der Familienmitglieder, die namentlich genannt über den Kapiteln stehen. Durch ihre unterschiedlichen Wesenszüge, Lebensauffassungen und Zukunftsvisionen fiebert man mit jedem mit, wenn sich Neues bei ihnen ergibt. Bis auf Heinrich, Wilhelms Sohn Leopold und dem fanatischen Nazi Rudolph Gschwender, waren sie mir alle sympathisch. Die Männer polarisieren einen durch ihre unbeherrschte, selbstsüchtige und schwer kontrollierbare Art, bei denen sie des Öfteren auch schonmal gewalttätig werden. Sehr reizvoll ist die Familie von Paul-Friedrich, der mit seiner Frau Dorothea eine glückliche Ehe führt und zu denen ihre Kinder Gustav und Wilhelmine gehören. Er ist der Patriarch, der die Zügel raffiniert in der Hand hält und den Weg auf vorrausschauende Weise vorgibt. Sein Sohn Gustav hat sich der Medizin verschrieben und Wilhelmine, die rebellisch, weltoffen, wagemutig und wahrheitsliebend ist, ist noch in der aufregenden Findungsphase ihres Lebens. Gustavs Frau Clara ist auch ein interessanter Charakter. Sie umgibt ein Geheimnis. Sehr gut gefallen haben mir auch Heinrichs Sohn Ferdinand, ein talentierter Künstler, der schon mit ins Familiengeschäft eingestiegen ist und seine Frau Elisabeth, die eine warmherzige, ehrliche und liebenswerte Person ist. Ich weiß gar nicht, wie Wilhelm und seine Frau Else, die beide ruhige und ausgeglichene Familienmenschen sind, so einem Sohn wie Leopold bekommen haben, der ein liebloser und launischer Ehemann für seine Frau Irma und Vater für seine beiden Töchter ist. Ich bin schon unendlich neugierig darauf, wie sich die Schicksalswege von allen weiterentwickeln werden und ob Erna Behrend auch darauf Einfluss nehmen wird. Noch konnte verhindert werden das sie erfährt, was damals im Krieg mit ihrem Vater in Riga passiert ist.

Mein Fazit:

Mit „Das Unrecht der Väter“ habe ich eine neue Autorin für mich entdeckt, von der ich sehr gerne noch mehr Romane lesen möchte. Die Cliffhanger am Ende der Geschichte lassen einen ahnungsvoll in die Zukunft blicken und ich fiebere schon dem 2. Band entgegen.

Bewertung vom 16.01.2021
Als die Nacht begann
Hartung, Alexander

Als die Nacht begann


sehr gut

Ein spannender und nicht vorhersehbarer Krimi!
Kriminalhauptkommissar Jan Tommen und sein Team stehen vor einem großen Rätsel. Mitten auf der Friedrichstraße in Berlin wurde eine junge Frau mit einem Kopfschuss hingerichtet und sie finden keinen Anhaltspunkt für diesen Anschlag. Als kurze Zeit später ein weiteres Opfer auf die gleiche Weise ermordet wird, erhöht sich der Druck auf die Ermittler. Ein Serientäter scheint hier am Werk zu sein und es ist ungewiss, wie viele Namen er noch auf seiner Liste stehen hat. Eile ist geboten.

„Als die Nacht begann“ ist der mittlerweile 7. Band von Alexander Hartung um den Hauptkommissar Jan Tommen, für mich aber sein erster Fall. Auch als Quereinsteiger findet man sich hier direkt gut zurecht. Der Roman lässt sich durch die spannende Erzählweise des Autors leicht und schnell lesen und mir gefällt sein unkonventionelles Ermittlerteam! Aus ihrer Sicht wird die Geschichte erzählt und mir hat es gefallen, dass immer mal wieder etwas Privates von ihnen eingeflochten wird, sodass direkt der Sympathiefunke überspringt. Als Leser rätselt man die ganze Zeit, welches Motiv hinter den Morden steckt und wie diese zusammenhängen. Hierbei wird die dunkle und beängstigende Schattenseite der IT-Branche beleuchtet, in der es schwarze Schafe gibt, die ihren eigenen Vorteil und ihr Portemonnaie im Blick haben und sich an Computergenies wenden, die klischeehaft ein zurückgezogenes und nerdiges Leben führen. Reizvoll ist es, wenn Jan und sein Team zur Aufklärung ihrer Fälle illegale Wege gehen und ihr fachlicher Informationsaustausch bei Chandu stattfindet, der sie dabei kulinarisch zu verwöhnen weiß. Er ist ihr inoffizielles Bindeglied zur Unterwelt und verschafft ihnen Kontakte und Hinweise aus dem Milieu. Richtig gut gefallen hat mir auch Max, der IT- Berater für die Kriminalpolizei und Ass im Ärmel von Jan. Mit welchem Können und welcher Raffinesse er Server und Systeme hackt, sie technisch bei der Arbeit unterstützt und ihre Erfolgschancen dadurch erhöht. Auch die Rechtsmedizinerin Zoe fand ich durch ihre forsche und unerschrockene Art sehr interessant. Dank der Unterstützung seiner drei Freunde, auf die er sich jederzeit verlassen kann, kann Jan Tommen mit seiner feinen Spürnase und seinem sicheren, bestimmenden und wagemutigen Auftreten glänzen und seinen Chef Klaus Bergmann zufriedenstellen.

Zum Ende der Geschichte hin konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und wurde damit überrascht, wer hinter der ganzen Sache steckt.

Mein Fazit:

Mit „Als die Nacht begann“ habe ich wieder einen neuen Autor für mich entdeckt, von dem ich sehr gerne noch mehr Bücher lesen möchte. Für mich war es jetzt nicht der typische Thriller mit Gänsehaut und Nervenanspannung pur, sondern mehr ein spannender und nicht vorhersehbarer Krimi mit einem tollen Ermittlergespann.

Bewertung vom 10.01.2021
Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph / Sophia Bd.3
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph / Sophia Bd.3


sehr gut

Ein sehr schöner Abschlussband mit einem bewegenden Ende!

Juli 1934. Sophia muss ihr Leben wieder neu überdenken, als sie ihren Job bei Elisabeth Arden verliert und ihre Freundin Henny mit letzter Kraft zu ihr nach New York geflüchtet ist und sofort ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ihr Leben hängt am seidenen Faden und Sophia stellt alle ihre Wünsche hintenan um ihre Genesung vorantreiben zu können. Aus Rücksichtnahme und zur finanziellen Absicherung nimmt sie Kontakt zu Helena Rubinstein auf, die sie mit Kusshand wieder in ihrem Unternehmen aufnimmt, aber erneut Bedingungen an sie stellt, die sie im Laufe der Zeit bis an den Rand der Erschöpfung treiben. Als dann auch noch ihr Ehemann Darren freiwillig in den Krieg nach Europa zieht, bricht für Sophia die Welt zusammen. Mehrere Jahre hört sie nichts von ihm, da er als verschollen gilt. Doch dann kommt endlich eine erlösende Nachricht und sie lässt alles stehen und liegen um ihn in Deutschland wiedersehen zu können. Doch hier entwickelt sich ihr Leben aufs Neue ganz anders wie gedacht und nimmt für sie eine überraschende, bewegende und glückliche Wendung.

Nachdem mir „Sophias Hoffnung“ und „Sophias Träume“ von Corina Bomanns „Farben der Schönheit“ Trilogie so gut gefallen haben, musste ich auch unbedingt ihren letzten Band lesen und es war ein schöner und zum Ende hin sehr bewegender Abschluss dieser Reihe. Eine Geschichte, die aufzeigt, wie erfüllend und unterstützend eine tiefe Freundschaft sein kann, wie die Kraft der Liebe Hindernisse überwindet und Träume wahr werden, wenn man gar nicht mehr damit gerechnet hat. Immer noch herrscht der Puderkrieg zwischen Elisabeth Arden und Helena Rubinstein, bei dem Sophia fortwährend zwischen die Fronten gerät. Doch auch die schreckliche antisemitische und kriegerische Entwicklung in Europa beeinflusst hier das Leben einiger Protagonisten. Durch den leicht zu lesenden, emotionsvollen und fesselnden Schreibstil der Autorin fliegt man nur so durch die Geschichte, doch ich muss sagen, dass mich die beiden Vorgängerbände durch die dramatische und spannende Entwicklung noch ein kleines bisschen mehr mitgerissen haben. Richtig gut gefallen haben mir die herzerwärmenden Szenen zwischen Henny und Sophia, die sich immer wieder gegenseitigen Halt in ihren unterschiedlichen Lebensphasen geben, die Darstellung der Zerrissenheit von Sophia, wenn es um ihr Studium und ihre Arbeit bei Madame Rubinstein geht, die ihre Ehe belastet und letztendlich die bewegenden Momente zum Ende der Geschichte hin.

Als Leser wird die ohnehin schon vertraute Verbindung zu den liebgewonnenen Charakteren in dieser Geschichte weiter verstärkt, da man noch mehr Erlebnisse, Gefühle, Ängste, Trauer und Verletzlichkeit mit ihnen teilt. Es war schön miterleben zu dürfen, dass sich die Zukunft für alle so verheißungsvoll und positiv entwickelte.

Mein Fazit:

Corina Bomann hat mir auch mit „Sophias Triumph“ wieder wunderschöne und entspannende Lesestunden geschenkt und mich die Zeit vergessen lassen. Sehr gerne spreche ich für diesen Roman eine große Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 09.01.2021
Ich bin der Sturm
Kastel, Michaela

Ich bin der Sturm


ausgezeichnet

Absolute Leseempfehlung! Was für ein krasser und äußerst spannender Thriller!
Ein Thriller der schockt, ungemein fesselt und bei dem man vor lauter Anspannung und Gänsehautgefühl das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Definitiv ein Lesehighlight!

Madonna ist ein engelsgleiches Wesen mit einer unschuldigen Ausstrahlung und ihr Leben ist ein unsägliches Martyrium an dem sie nur nicht zerbricht, da sie ihren Geist abkoppeln kann, eine innerliche Kraft und Stärke besitzt und ein unbändiger Überlebenswille und Rachegedanken sie antreiben. Durch glückliche Umstände gelingt ihr die Flucht vor ihren Peinigern und sie macht sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit, den Menschen, die sie in diese unsägliche Lage gebracht haben und die sie für immer ausschalten möchte. Sie will frei sein, ihr Leben selber in die Hand nehmen können und zu ihren Wurzeln zurückkehren. Sie weiß, dass ihr Weg schwer sein wird, doch sie kann nicht ahnen, was für eine unglaubliche Wahrheit sie dabei aufdeckt. Es wird für sie wie ein Tanz auf dem Drahtseil und die Häscher sind ihr immer auf der Spur.

Auch noch ein paar Tage nach dem Lesen geht mir dieser abgefahrene und äußerst spannende Thriller nicht aus dem Kopf! Michaela Kastel ist mit „Ich bin der Sturm“ ein Glanzstück gelungen. Mit ihrem leicht zu lesenden und fesselnden Schreibstil schafft sie eine düstere und beklemmende Atmosphäre, die einen verstört, schockiert, Mitleid mit den Opfern bei einem erzeugt und man denkt…..was für ein Leben! Die Autorin provoziert den Leser, genauso wie ihre Charaktere. Ihre Kapitelüberschriften Hölle, Auferstehung und Erlösung sind perfekt gewählt und beschreiben Madonnas Leidens-, Rache- und Freiheitskampf. Durch sie wird die Welt des organisierten Verbrechens, die Zwangsprostitution und der Menschenhandel beleuchtet. Zerstörst du einige von ihnen wächst, wie bei einer Hydra, ein anderer Zweig wieder in die Höhe. Was für ein furchtbarer Kreislauf. Gerade deswegen fiebert man mit Madonna und ihren Helfern Stark und Moonlight, die sie während ihrer Flucht kennengelernt hat, so mit. Alle drei sind namenlose Leidensgenossen, die sich durch ihre Erlebnisse und den Drogenkonsum zum gefügig machen, nicht mehr an ihr wahres Ich erinnern können. Madonnas Weg der Suche und Rache, der äußerst brutal und emotionslos von ihr durchgeführt wird, hat einen wie in einem Sog durch das Buch suchten lassen und am Ende war ich einfach nur entsetzt von der Auflösung über ihre Herkunft, mit der ich nie gerechnet habe. Ich wünsche mir, dass ihre Geschichte noch weiter geht und sie irgendwann ihre Ruhe findet.

Ihre drei Hauptcharaktere Madonna, Stark und Moonlight hat Michaela Kastel sehr bildlich und passend zum Milieu erschaffen. Wie in einem Film hat man sie vor Augen und nimmt an ihren Gedanken und Empfindungen ganz intensiv teil. Aus heilen Familien herausgerissen, werden sie zum Werkzeug von Männern, die erst im Dunklen und Verborgenen ihr wahres Gesicht zeigen. Madonna als Rachenengel ist die Heldin in der Geschichte, die eigentlich alleine ihren Feldzug geplant hat und dabei Menschen begegnet, die sie wie der Polizist aus Eigennutz unterstützen oder wie Stark und Moonlight, zu ihr aufsehen, sie lieben und ihr Leben für sie einsetzen. Man weiß, dass sie durch ihr Handeln auch zu Verbrechern werden, verdrängt dies aber, da sie gegen noch Größere vorgehen. Diese werden auch sehr authentisch, kaltblütig und verachtungswürdig beschrieben und ein innerlicher Abscheu baut sich bei einem ihnen gegenüber auf, weil sie Menschen wie Dreck behandeln und sie wegschmeißen, wenn sie verraten werden oder sie nicht mehr gebrauchen können.

Fazit:

„Ich bin der Sturm“ war für mich wie einen actionreichen Kinofilm zu erleben, bei dem man vor lauter Entsetzen und Nervenanspannung den Atem anhält und mit dem Helden mitfiebert. Michaela Kastel hat mich mit ihrem Thriller total begeistert und er bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.01.2021
Beanstock - Das Haus der Lady Sherry (6.Buch)
Benedict, A. W.

Beanstock - Das Haus der Lady Sherry (6.Buch)


sehr gut

Ein etwas ruhiger historischer Cosy-Crime! Ich liebe es mit Butler Beanstock auf Reisen zu gehen.
Die kleine Luci ist richtig traurig, als sie erfährt, dass Butler Beanstock mit seinen Herrschaften für eine längere Zeit nach Schottland reisen will um Samantha, einer Freundin von Lady Fedora zu helfen. Diese hat ein großes Anwesen auf einer Klippe geerbt und die kaltherzige Hausdame Mrs Abernathy und unheimliche Geschehnisse machen ihr gerade das Leben schwer.

„Beanstock -Das Haus der Lady Sherry“ ist mein mittlerweile 4. Band dieser historischen Cosy-Crime-Reihe und es ist jedes Mal wie nach Hause kommen beim Lesen. Ich mag diesen warmherzigen Butler mit seiner detektivischen Ader einfach. Dieses Mal ist der Start ins Buch etwas ruhiger, dafür wird aber gerade am Anfang die Verbundenheit der Leser mit den Charakteren noch vertieft. Mein Herz ist dahingeschmolzen, als Luci bei einem Ausflug zum Schloss des Earls of Southcoffelton zu Beanstock sagt, wie lieb sie ihn hat. Sie hätte keinen besseren Ersatzvater finden können wie ihn. Auf der Reise nach Schottland beschreibt A.W. Benedict wunderbar die Rauheit und Schönheit der Landschaft und man hat alles sofort bildlich vor Augen. Bedrückend empfand ich die Atmosphäre im Haus von Samantha, die lethargisch und ängstlich rüberkam und unheimlich war mir Mrs Abernathy, wenn sie plötzlich wie ein Geist auftaucht und Sir Percival, Lady Fedora und Beanstock irritiert. Auf dem Haus scheint ein Fluch zu liegen. Was hinter allem steckt, wie der Hobbydetektiv die mysteriösen Vorkommnisse im Haus zu entschlüsseln versucht und was er dabei für eine spektakuläre Entdeckung macht, wurde spannend erzählt.

Mein Fazit:

A.W. Benedict hat mir mit diesem Roman wieder spannende und herzerwärmende Lesestunden geschenkt. Toll fand ich, dass sie für Quereinsteiger am Anfang der Geschichte die Bewohner von Parsley Field sehr liebevoll vorgestellt hat und der Sympathiefunke für sie direkt überspringen kann. Wer historische Cosy-Crimes mit britischem Understatement und Herzlichkeit mag ist hier bestens aufgehoben!

Bewertung vom 05.01.2021
Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1
Kodiak, Frank

Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1


ausgezeichnet

Äußerst spannender Start einer neuen Thriller-Reihe!
Ein Thriller, der durch ein tolles Ermittlergespann, einen fesselnden Schreibstil und eine gut konstruierte Geschichte zu glänzen weiß!

Zum Leidwesen ihrer Tochter Leila ziehen die Erdingers berufsbedingt von Frankfurt aus in die kleine Provinzstadt Taubenheim, wo ein neuer Job in einer Zeitungsagentur auf den Familienvater wartet. Ihr fehlen die Freunde, ihre gewohnte Umgebung und nach einem heftigen Streit rennt sie kopflos aus der gemeinsamen Wohnung. Martins verzweifelte Suche nach ihr bleibt erfolglos. Ist sie das junge Mädchen, dass kurze Zeit später auf der Autobahn überfahren wird? Rica Kantzius und ihr Ehemann mussten diesen furchtbaren Unfall mit ansehen und Jan leistet sofort erste Hilfe, hört ihre letzten geflüsterten Worte und steckt sich unbewusst einen Zettel ein, den das Mädchen krampfhaft in der Hand hält. Als plötzlich auch noch auf einem nahegelegenen Parkplatz ein Wohnmobil explodiert, in dem ein Mann verbrennt, herrscht das totale Chaos. Allem Anschein nach hat er die junge Frau kurz vorher entführt. Rica und Jan, die als Privatdetektive für „Amissa“, einer Organisation, die weltweit nach vermissten Mädchen sucht, arbeiten, geht diese Vermutung unter die Haut. Um zu erfahren, ob es nach Wohnortwechseln von Familien noch weitere solcher Fälle gibt, wenden sie sich an ihre Kollegen und Abgründe tun sich vor ihnen auf.

„Amissa“ ist mein erster Thriller, den ich von Andreas Winkelmann unter seinem Pseudonym Frank Kodiak gelesen habe und er hat mich mit dem Auftaktroman seiner neuen Kantzius Reihe direkt überzeugt und begeistert. Als Mutter geht mir das Thema Kindesentführung sehr nahe und ich habe richtig mit den Eltern mitgelitten und konnte deren Verzweiflung und Hilflosigkeit voll spüren. Es ist deprimierend, wenn die Polizei sie hier im Buch erst einmal mit ihren Sorgen und Ängsten hinhält und erst nach einiger Zeit anfängt nach den Kindern zu suchen. Manchmal grenzwertig empfand ich die kurzen Szenen über das geschilderte Leid, dass der Entführer seinen namenlosen Opfern zufügt. Die ganze Zeit ist man am Mitfiebern, dass Jan und Rica in ihrer Ermittlungsarbeit vorankommen, den Psychopathen das Handwerk legen und vielleicht eins der Mädchen retten können. Dies alles lässt einen wie in einem Sog durch die Geschichte fliegen und der Autor führt einem beim Rätseln immer mal wieder in die Irre und lenkt die Gedankengänge in eine andere Richtung. Nie kann man sich sicher sein was passiert und ich war entsetzt darüber, wer hier zum Schluss seine Finger mit im Spiel hatte.

Richtig gut gefallen haben mir die Charaktere von Rica und Jan, die eine wunderschöne und vertrauensvolle Beziehung führen. Rica Kantzius ist eine ausgezeichnete IT-Expertin mit einer großen Aufklärungsquote, deren exotisches Aussehen ihr beinahe schon einmal zum Verhängnis geworden wäre und die immer noch unter ihren furchtbaren Erlebnissen leidet. Jan, als ehemaliger Polizist mit einem großen Jagdinstinkt und guten Kontakten zu einigen seiner früheren Kollegen, ist ein toller Partner für sie. Sehr polarisiert hat mich Arthur König, ein arroganter Kriminalkommissar, der sich für unfehlbar hält und bei Jan, genauso wie auch bei mir, eine starke Abneigung ihm gegenüber auslöst. Jan spürt, dass er ihm nicht vertrauen kann und tut gut daran.

Fazit:

Frank Kodiak hat mit diesem Thriller aufgezeigt, wie naiv und leichtgläubig sich Menschen in der digitalen Welt bewegen und wie gefährlich das für sie sein kann. Mir hat „Amissa“ sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Bände dieser Reihe!

Bewertung vom 13.11.2020
Es war einmal in Italien
Di Fulvio, Luca

Es war einmal in Italien


ausgezeichnet

Was für ein großartiges Leseerlebnis! Ich liebe Luca di Fulvios bildgewaltigen, feinfühligen und überaus fesselnden Schreibstil! Wie ein Zauberer entführt er einen in eine magische Kulisse mit unglaublich toll gezeichneten Charakteren, deren Ausstrahlung und Charme man sich nicht entziehen kann!

Italien 1870. Durch einen schweren Schicksalsschlag flüchtet Contessa Silvia di Boccamara mit ihrem gerade erst angenommenen 16-jährigen Adoptivsohn Pietro vor ihrem Häscher nach Rom, um dort in der Masse der Menschen untertauchen zu können. Für beide wird es ein gemeinsamer Kampf ums Überleben, Selbstfinden, füreinander da sein und das Entdecken einer neuen und großen Liebe. Kein einfaches Unterfangen, da Silvia in Rom mit ihrer geheimnisvollen Vergangenheit und ihrem Verfolger konfrontiert wird und Pietro sich vielen Gefahren und Versuchungen stellen muss. Sie geraten zwischen die Fronten des Freiheitskampfes für ein vereintes Italien und lernen dabei Marta und Melo kennen, die sich aufopferungsvoll und mit viel Mut dafür einsetzen. Zwei Zirkusleute, die einen großen Einfluss auf ihr weiteres Leben und ihre Träume ausüben werden.

Luca di Fulvios Romane zu lesen ist immer etwas ganz Besonderes! Gefühlt öffnet man eine Tür, schreitet in eine andere Welt und nimmt alles so intensiv wahr, als wenn man selber dort vor Ort wäre. Möglich machst das die unglaublich detailreiche und atmosphärische Beschreibung der Handlungsorte und des Geschehens. Die faszinierende Welt des Zirkus Callari und seiner Artisten, der Glanz und das Elend von Rom und die unfassbar grausamen Szenen, die der Freiheitskampf mit sich bringt, erscheinen wie in einem Kinofilm vor den eigenen Augen. Man fühlt sich wie Pietro, der in Rom seine Leidenschaft für die Fotografie entdeckt und mit seinem Blick durch die Linse die ganze schreckliche und schöne Wahrheit des Lebens auf Bildern festhält, um sie den Menschen zu zeigen und sie zum Handeln zu animieren. Luca di Fulvios grandios dargestellte Charaktere, deren Empfindungen man bis ins kleinste Detail selber spürt, machen die Geschichte einzigartig, wertvoll und unvergesslich. Alle drei Handlungsstränge, die aus der Sicht der Contessa, Pietro und Marta erzählt werden, sind gleichermaßen fesselnd. Diese besonderen Menschen habe ich sofort in mein Herz geschlossen.

Contessa Silvia, die sich nach ihrer Ankunft in Rom aus Selbstschutz den Namen Nella Beltrame zulegt, ist eine taffe, verantwortungsbewusste, warmherzige, gerechtigkeitsliebende und wunderschöne Frau, die dem sechzehnjährigen Pietro eine zweite Chance in seinem Leben bietet und ihn aus dem Waisenhaus herausgeholt. Ihre Achtung voreinander, ihr gegenseitiges Vertrauen und ihre Zusammengehörigkeit haben mir das Herz gewärmt. Pietros Entwicklung in der Geschichte hat mir sehr imponiert. Sein Aufenthalt im Waisenhaus hat ihn stark und kämpferisch gemacht und seine Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe hat er sich in seinem Herzen bewahrt. In seiner jugendlichen Naivität und Leichtsinnigkeit bringt er sich oft in Gefahr, wird zur Verzweiflung getrieben und findet doch noch den richtigen Weg für sich selber. In Rom lernt er das 15-jährige Zirkusmädchen Marta kennen und verliebt sich in sie. Mich hat sie auch sofort von sich eingenommen. Sie steckt voller Leidenschaft, Neugierde, Hilfsbereitschaft und hat ein großes Kämpferherz. Sehr reizvoll fand ich noch Albanese, den typischen Boss einer Verbrecherorganisation, der sogar Mitleid mit ihm bei mir erzeugt hat und Mamma Lucia, die mich mit ihrem trockenen Humor und ihrer Ehrlichkeit sehr beeindruckt hat. Ein Ekelpaket schlechthin war Leone, ein getriebener und wahrhaft böser Charakter, der mich durch seine Handlungen geschockt hat. Ich war erleichtert darüber, dass sich bei allen Hauptcharakteren zum Ende hin alles zum Guten entwickelte und sie in eine hoffnungsvolle Zukunft blicken können.
Luca di Fulvio hat mich mit „Es war einmal in Italien“ vollkommen begeistert und erhält von mir eine unbedingte Leseemp

Bewertung vom 10.11.2020
Zerrissen / Fred Abel Bd.4
Tsokos, Michael

Zerrissen / Fred Abel Bd.4


ausgezeichnet

Auch mit Band 4 der Thriller-Reihe um den Rechtsmediziner Fred Abel bin ich wieder voll abgeholt worden. Eine unglaublich temporeiche, spannende, fesselnde und mit Schockmomenten gespickte Geschichte wartet hier auf den Leser!

Ein Hilfegesuch von der Kinderintensivstation der Charité erreicht den Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, nachdem ein zweijähriges Mädchen mit lebensgefährlichen Schädelverletzungen eingeliefert wurde. Geschockt ist er, dass es sich bei dem Kind um die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao handelt und er nicht weiß, wie sie auf sein vernichtendes Gutachten reagieren wird, da es ihre Schwester schwer belastet. Spannungsgeladen gestaltet sich daher ihre weitere Zusammenarbeit. Zusätzlicher psychischer Druck kommt bei ihm noch auf, als er bei Ermittlungsarbeiten auf die Spur und in die Schusslinie des libanesischen Clans der Saad Brüder gerät, mit denen auch schon sein Freund Lars Moewig äußerst schmerzhafte Bekanntschaft gemacht hat. Sie spielen Kommissar Markwitz und seinem Team vom LKA Informationen zu, da dieser schon seit geraumer Zeit gegen die Bande des organisierten Verbrechens ermittelt. Doch durch den Tod von Amir Saad spitzt sich die Lage zu und nicht nur Fred Abel und seine schwangere Lebenspartnerin Lisa müssen um ihr Leben fürchten.

Wow, dieser True-Crime-Thriller von Michael Tsokos hat es wieder in sich gehabt. Unerträgliche Spannung vom Anfang bis zum Ende. Ich mag diese gefühlte Realität in der Geschichte, das unglaubliche Kopfkino, dass hier besonders erzeugt wird, wenn Abel an seinem Seziertisch steht und seine Arbeit verrichtet und den großen Spannungsbogen während des Geschehens, den der Autor wieder vortrefflich aufgebaut hat. Der Thriller liest sich total leicht und flüssig und man kann ihn kaum aus der Hand legen, da man gefühlt auf ein nicht gut ausgehendes Ende hinsteuert. Mit dem Clan der Saad Brüder, ihrer unvorstellbaren Gewaltbereitschaft, Abgebrühtheit und ihrer Einstellung zum Wert eines Menschen, hat Michael Tsokos einem wirklichkeitsnah das organisierte Verbrechen rübergebracht. Abneigung und Wut ihnen gegenüber wird hier bei einem erzeugt. Es ist beängstigend, wie machtlos die polizeilichen Ermittler ihnen gegenüberstehen und wie sie ein um das andere Mal von ihnen vorgeführt werden. Kommissar Markwitz und seinem Team wird das Leben wirklich schwer gemacht. Richtig gut gefallen hat mir die „Geheimwaffe“ Abels. Sarah Wittstock, IT-Expertin beim BKA und Computerforensikgenie wird mit ins Boot genommen und kann durch ihre effektiven Maßnahmen wichtige Erkenntnisse zur Aufklärung beitragen. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, in welchem Zusammenhang der Fall von Sabine Yaos Nichte mit dem anderen Geschehen zusammenhängt und war geschockt über die Auflösung. Auch Lars Moewigs körperlicher und für ihn persönlich verpflichtender Einsatz für einen Freund und Mentor wurde super spannend geschrieben. Doch am meisten habe ich mit Fred Abel und Sabine mitgefiebert, die wieder so authentisch und nahbar rübergekommen sind. Ihre innerliche Zerrissenheit, ihre Wut, Ängste und ihr Wille, bis zur Erschöpfung alles für die Opfer und die in einer Gefahr steckenden Menschen zu tun, hat erneut ein Wechselbad der Empfindungen bei mir ausgelöst. Vor lauter Arbeit und Pflichtbewusstsein vergisst Abel fast, was ihm am meisten im Leben bedeutet und seine Hilfsbereitschaft für seine Kollegin ehrt ihn und spiegelt sein Verantwortungsbewusstsein und seinen Gerechtigkeitssinn wieder. Nach dem furchtbaren Cliffhanger am Ende, würde ich am liebsten sofort den nächsten Band der Reihe lesen, der hoffentlich nicht so lange auf sich warten lässt.

Mein Fazit:

In Michael Tsokos Thrillern spürt man, dass er beruflich in dem Metier der Rechtsmedizin zu Hause ist und dadurch in seinen Geschichten die Realität gepaart mit Fiktionen erstklassig rüberbringen kann. Kein Wunder, dass die Filmwelt sich die Rechte für seine Bücher sichert. Von mir erhält dieser Thriller eine unbedingte Leseempfehlung und hochver