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Haruki Murakami verkörpert den Typus des zurückgezogenen Schriftstellers wie wenige andere. Der japanische Bestsellerautor gilt als ausgesprochen scheu und betont immer wieder, wie ungern er über sich selbst spricht. Doch nun bricht Murakami das Schweigen. Bescheiden und zugleich großzügig lässt er uns an seiner reichen Erfahrung als Schriftsteller teilhaben. Darüber hinaus teilt er mit den Lesern seine weitreichenden Lektüreeindrücke. Anhand von Kafka, Raymond Chandler, Dostojewski und Hemingway sowie anderen Vertretern der Weltliteratur reflektiert er über Literatur im Allgemeinen und…mehr

Produktbeschreibung
Haruki Murakami verkörpert den Typus des zurückgezogenen Schriftstellers wie wenige andere. Der japanische Bestsellerautor gilt als ausgesprochen scheu und betont immer wieder, wie ungern er über sich selbst spricht. Doch nun bricht Murakami das Schweigen. Bescheiden und zugleich großzügig lässt er uns an seiner reichen Erfahrung als Schriftsteller teilhaben. Darüber hinaus teilt er mit den Lesern seine weitreichenden Lektüreeindrücke. Anhand von Kafka, Raymond Chandler, Dostojewski und Hemingway sowie anderen Vertretern der Weltliteratur reflektiert er über Literatur im Allgemeinen und definiert, was für ihn selbst Literatur und ihre Bedeutung ausmacht.
Aber man begegnet in diesen Texten auch, vielleicht zum ersten Mal, dem Menschen Murakami. Wer weiß schon von seiner großen Kennerschaft der klassischen Musik, seiner Leidenschaft für Jazz? Eine Leidenschaft, die ihn sogar zum Besitzer einer Jazzkneipe machte. So erlaubt uns dieses Buch einen einmaligen Blick in die Werkstatt und das Herz eines der größten und erfolgreichsten Schriftsteller unserer Zeit. Und liefert uns im Grunde das, was Murakami in seiner Bescheidenheit und Zurückhaltung nie schreiben würde: eine Autobiographie.
Autorenporträt
Haruki Murakami, 1949 in Kyoto geboren, lebte über längere Zeit in den USA und in Europa und ist der gefeierte und mit höchsten Literaturpreisen ausgezeichnete Autor zahlreicher Romane und Erzählungen. Sein Roman »Gefährliche Geliebte« entzweite das Literarische Quartett, mit »Mister Aufziehvogel« schrieb er das Kultbuch seiner Generation und »Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki« brachen in Japan alle Verkaufsrekorde. Auch in Deutschland standen die Titel an der Spitze der Bestsellerliste.

Walter Kreye zählt zu den renommiertesten Darstellern Deutschlands. Er spielte an bedeutenden Bühnen wie dem Staatstheater Stuttgart, dem Thalia Theater Hamburg sowie der Schaubühne Berlin. Zudem ist er in zahlreichen Film- und TV-Produktionen zu sehen, etwa als Hauptkommissar Kress in »Der Alte«, in Donna Leons »Tierische Profite« und in der mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Serie »Dark«. Als Hörbuchsprecher leiht er Bestsellerautoren wie Pascal Mercier, Håkan Nesser oder John le Carré seine Stimme und hat sämtliche Maigret-Romane von Georges Simenon eingelesen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.12.2016

Von der Dunkelheit des Herzens

Haruki Murakami zählt zu den erfolgreichsten Schriftstellern unserer Zeit. In einem Essayband gibt der Japaner Auskunft über das eigene Schreiben. Doch für Nachahmer ist daraus nichts zu lernen.

Heute, da Haruki Murakami Jahr für Jahr als heißer Favorit für den Literaturnobelpreis gehandelt wird und seine Bücher sich nicht nur in Deutschland verkaufen wie die keines anderen japanischen Autors zuvor, mag man kaum glauben, dass der Name des 1949 geborenen Schriftstellers hierzulande erst vor sechzehn Jahren richtig bekannt wurde, als sich das "Literarische Quartett" über die Qualität seiner erotischen Schilderungen entzweite. Doch das war ein doppeltes Glück, denn nicht nur trieb ihm das viele Leser zu (wobei die voyeuristischen unter ihnen enttäuscht worden sein dürften), sondern im Zuge dieser Debatte kam auch die Rede auf die unglückliche Tatsache, dass Murakamis Bücher zunächst nicht aus der Originalsprache, sondern auf der Grundlage der englischen Übersetzung ins Deutsche gebracht wurden - eine Art platonisches Schattenübersetzen. Das änderte sich danach, und mit Ursula Gräfe hat Murakami eine deutsche Stimme gefunden, die einen unverwechselbaren Ton geschaffen hat: lakonisch, präzise, vor allem aber frei von aller Exotik.

Letzteres ist besonders wichtig, denn die moderne japanische Literatur ist zwar die am meisten westlich geprägte von den Literaturen des asiatischen Kontinents, aber deutsche Leser verbinden mit ihr immer noch gerne etwas weit Entferntes, das seinen Ausdruck auch in einem opulenten Stil finden soll. Da ist man allerdings mit japonisierenden westlichen Schriftstellern wie Amélie Nothomb oder im Falle seines jüngsten Romans auch Christian Kracht weitaus besser bedient als bei Murakami, der als eines seiner wichtigsten Vorbilder Kafka nennt - und außerdem etliche englischsprachige Autoren, denn er selbst übersetzt bis heute regelmäßig aus dem Englischen ins Japanische, zum Beispiel die Bücher von Raymond Carver. Entsprechend genau kontrolliert er die englischen Ausgaben der eigenen Romane, wobei er seine Übersetzer dazu anhält, sich Freiheiten zu nehmen, wenn das den westlichen Lesern die Sache leichter macht. Die deutsche Übersetzung seiner Bücher aus dem Englischen war denn auch von ihm autorisiert, aber gut getan hat das der Sache trotzdem nicht.

Wie wichtig das Arbeiten mit der fremden Sprache für Murakami ist, kann man jetzt in seinen Selbstbetrachtungen nachlesen, die unter dem Titel "Von Beruf Schriftsteller" erschienen sind. Verfasst wurden sechs der elf Essays vor sechs Jahren für eine japanische Literaturzeitschrift. Dadurch erklärt sich der jeweils sehr ähnliche Umfang der Texte. Nach Beendigung dieser Serie, die suggerierte, eine Anleitung für die Leser zu liefern, wie man auf Murakamis Art erfolgreich werden kann (was sich aber nach Lektüre als unmöglich herausstellt, weil eben niemand sonst Murakami mit all dessen Idiosynkrasien ist), hatte der Verfasser Geschmack an solchen Selbstauskünften gefunden und schrieb gleich noch fünf weitere Essays, die dann ein Buch abrundeten, das in Japan im vergangenen Jahr erschien. Es ist die bislang erschöpfendste Selbstbetrachtung eines Autors geworden, der schon immer gerne übers eigene Schaffen reflektiert hat.

Erschöpfend allerdings auch in dem Sinne, dass die für die Literaturzeitschrift geschriebenen Texte einer klaren Dramaturgie folgen - erst dreimal Erläuterungen zum eigenen Werdegang, dann dreimal Beschreibungen der Arbeitsweise -, während in den abschließenden fünf Essays manches dann noch einmal auftaucht, was man aus der ersten Buchhälfte kennt oder auch aus anderen Werken von Murakami, etwa seinem autobiographischen "Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede". So ist die überraschendste Selbstauskunft der zweiten Hälfte des Buchs eine Auflistung von Schriftstellerinnen, die Murakami schätzt, obwohl er prinzipiell der Meinung ist, dass Männer eher Männer lesen. Er nennt neben den angesichts seines Stils leicht nachvollziehbaren Autorinnen Carson McCullers und Alice Munro auch Jane Austen und Grace Paley (Bücher der Letzteren hat er selbst ins Japanische übersetzt). Seine Lektürevorlieben sind jedenfalls kein Beleg für Murakamis hehres Ideal, dass ein Schriftsteller gegen den Strom schwimmen müsse.

So ist es denn auch mehr seine weltweite Popularität als sein unzweifelhaftes Können, das ihm jedes Jahr aufs Neue die Favoritenrolle für den Nobelpreis beschert. Dass ihn die ebenso regelmäßige Nichtberücksichtigung enttäuschen könnte, muss man nun nicht mehr befürchten. "Ein Literaturpreis kann ein bestimmtes Werk ins Rampenlicht rücken, aber ihm Leben einzuhauchen vermag er nicht", schreibt Murakami in "Von Beruf Schriftsteller". Die eigene Karriere begann 1979 mit der Verleihung des Nachwuchspreises der japanischen Zeitschrift "Gunzo" für "Wenn der Wind singt", seinen zweiten Roman. Nach weiteren Preisen in seinem Heimatland nimmt Murakami seit zehn Jahren nur noch ausländische Auszeichnungen an - ein Gebot der Höflichkeit und des Respekts für sein fremdsprachiges Publikum. Und auch eine Art Verpflichtung, denn das Ausland ist zu Murakamis Schreibheimat geworden. Die Niederschrift seiner Romane erfolgt meist außerhalb Japans, während er seine Übersetzertätigkeit stets zu Hause ausführt.

In "Von Beruf Schriftsteller" lernt man einen zurückhaltenden Autor kennen, der einerseits immer wieder betont, dass nur die eigenen Maßstäbe zählen, andererseits aber bewusst im Unbestimmten lässt, was sie denn ausmacht. Verständlich: Da Murakami kein Vertreter der Genieästhetik ist, gäbe er damit zu viel Handwerkliches preis, das Nachahmer auf den Plan riefe. So hat das Buch einen für ihn ungewohnt vagen Sound: "Ein Schriftsteller erzählt Geschichten. Das ist die Basis. Und Geschichten zu erzählen bedeutet mit anderen Worten, in die unteren Schichten des Bewusstseins vorzudringen. Auf den Grund der Dunkelheit des Herzens. Je größer die Geschichte ist, die ein Autor erzählen will, desto tiefer muss er hinabsteigen." Das klingt wie das Rezept für Murakamis Chef d'OEuvre "1Q84", ist aber letztlich nur dessen Phänomenologie. Aus diesem Roman und der weiteren Fiktion des Autors ist viel mehr über Murakami selbst zu lernen als in "Von Beruf Schriftsteller".

ANDREAS PLATTHAUS

Haruki Murakami: "Von Beruf Schriftsteller". Essays.

Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. DuMont Verlag, Köln 2016. 235 S., geb., 23,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.12.2016

Offene Worte
Haruki Murakami und Thomas Glavinic
könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch
verbindet die Autoren mehr, als man denkt
VON ALEX RÜHLE
Geister tauchen in seinen Romanen auf, Menschen gehen durch Wände, und plötzlich steht ein zweiter grüner Mond am Himmel. Ein älterer Herr kann mit Katzen reden, und ein Junge kommt in einer Bibliothek mit einem Mann ins Gespräch, der ein Schafskostüm trägt. All das passiert stets leise, en passant, so als sei das eben so, als würde uns alle nur ein Schritt von einer sehr viel seltsameren Welt als der hiesigen trennen.
Haruki Murakami selbst sind anscheinend mehrmals ähnlich merkwürdige Dinge widerfahren: So überkam ihn der Entschluss, Schriftsteller zu werden, völlig unvermutet, am 1. April 1982, während er, ein Bier in der Hand, einem Baseballspiel der Yakult Swallows zuschaute. Murakami betrieb damals einen Jazzclub in Tokio, es war sein freier Tag, er lag im Gras, durchs Stadion hallte gerade der satte Klang eines geglückten Schlags, „und just in diesem Moment kam mir völlig zusammenhanglos der Gedanke: ,Das ist es! Ich werde einen Roman schreiben.‘ Ich erinnere mich noch ganz genau an diesen Augenblick. Ich hatte das Gefühl, etwas wäre langsam vom Himmel gesegelt und ich hätte es mit den Händen aufgefangen.“
Murakami schaute das Spiel seinerzeit zu Ende an, kaufte danach in einem Schreibwarengeschäft Papier und Füller, ging ganz normal arbeiten und setzte sich dann erstmals nachts an den Küchentisch. Als er nach ein paar Monaten seinen ersten Roman fertig hatte, war er allerdings nicht gerade beeindruckt: „Junge, Junge, dachte ich verzagt. Was soll ich jetzt damit machen?“
Andere hätten den Versuch vielleicht weggeworfen. Murakami warf stattdessen alle Vorstellungen, die er über das literarische Schreiben hatte, über Bord. Warum muss man in der japanischen Muttersprache schreiben? Warum nicht das Ganze noch mal versuchen, diesmal auf Englisch. Dass er die Sprache nicht gut beherrschte, gefiel ihm gerade gut, schließlich ist unser „inneres System“ mit den Wörtern und Begriffen unserer Muttersprache „beladen wie ein bis unters Dach vollgestopfter Schuppen“. Also Platz für Neues – weg mit dem Füller, her mit einer Olivetti mit lateinischen Buchstaben. Die englische Version wurde kompakter, roher, direkter. Am Ende übersetzte Murakami diesen englischen Text wiederum zurück ins Japanische, und siehe da, ein neuer Stil war entstanden.
Haruki Murakami lebt sehr zurückgezogen. Er steht seit über dreißig Jahren jeden Tag um fünf Uhr auf, macht sich Kaffee und schreibt dann vier bis fünf Stunden, je nachdem wann er zehn Seiten voll hat. Egal ob er an diesem Tag gerne mehr schreiben würde oder es ihm umgekehrt schwer von der Hand geht: Er füllt seine zehn Seiten, ganz nüchtern, „ohne Hoffnung, ohne Verzweiflung“, wie es Karen Dinesen, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Tania Blixen, mal, sehr zum Gefallen Murakamis, formuliert hat. Dann geht er eine Stunde laufen, hört Musik und legt sich um neun oder zehn Uhr schlafen. Mal verbringt er ein Jahr in Hawaii, mal in Italien, Griechenland oder New Jersey, aber sein Rhythmus bleibt immer derselbe. Er mag es, unerkannt zu bleiben, und tritt so gut wie nie bei Lesungen auf.
Umso wertvoller ist für Murakami-Leser sein neues Buch „Von Beruf Schriftsteller“, gibt er hier doch in elf Essays erstmals ausführlich Auskunft über sich selbst. Wobei dieses Selbst, so versichert er, völlig langweilig und einzig und allein dazu da sei, seinem Schreiben zu dienen. Sogar das Laufen hat er nur zu dem Zweck angefangen, seinen Körper für die lange, ausdauernde Romanarbeit zu stärken. Was ihn auszeichnet, sind eine unerschrockene Hartnäckigkeit, ein stabiles Selbstbewusstsein, die Fähigkeit, sich über lange Zeit auf ein und dieselbe Sache zu konzentrieren, ein beeindruckend starkes Grundgefühl der Freude und seine langsame Art, ja, er sagt mehrmals, nur wer langsam denkt, solle Schriftsteller werden.
Schreiben, das bedeutet für ihn in erster Linie umarbeiten. Klar, der Rohtext muss erst mal stehen, aber danach beginnt die eigentliche Arbeit, das Umschreiben und, ganz wichtig, die etwa einjährige Phase des Liegenlassens: „Bei einem umfangreichen Roman ( … ) ist die Zeit, in der ich nichts tue von zweitwichtigster Bedeutung. Sie entspricht der Phase der Ablagerung bei gewissen Herstellungsprozessen.“ In diesem Jahr, im Dunkel des Vergessens, reift der Text heran, dessen eigentlicher Ursprung ebenfalls im Dunkel liegt, im Nichtstun und Warten: „Man braucht eine ,Zeit der Stille‘, in der man den Keim des Romans, in sich heranzieht und wachsen lässt.“ Den Akt des Schreibens vergleicht er mit dem Spielen eines Instruments. Er, der zehn Jahre lang eine Jazzbar betrieben hat, hat beim Schreiben nicht so sehr das Gefühl, einen Text zu verfassen, als vielmehr ein Musikstück zu spielen. Was ihn selbst wundert, er erklärt es damit, dass er nicht so sehr einen Text in seinem Kopf erzeuge, sondern „aus einer sinnlichen Empfindung heraus“ schreibe.
Aber wie macht man das, dass aus einem Haufen Wörter ein literarischer Text wird? Dass sich die erwähnte musikalische Grundstimmung auf den Leser überträgt? Und wie geht Murakami in seinen einzelnen Werken vor? Wie hat er Themen verbunden, Motivstränge gelegt, Figuren gefunden? Dazu schreibt er kein Wort, ja es wirkt phasenweise, als wäre das ganze Buch um eine leere Mitte herum geschrieben, das Wunder des Schreibens selbst. Was ja bei einem, der seinen Beruf einem mystischen Moment verdankt – er spricht selbst zweimal von einer Epiphanie –, eine gewisse Stringenz hat.
Wer aber mehr erfahren will über das eigentliche Handwerk, der sollte vielleicht zum Kiosk gehen und fragen, ob sie da noch die aktuelle Ausgabe des Wiener Kultur-Magazins Fleisch haben. Darin haben sich Herausgeber Markus Huber und der Kulturjournalist Christian Seiler mit dem österreichischen Autor Thomas Glavinic unterhalten. Mehrere Tage lang, das ganze Heft hindurch. Schon klar, Murakami und Glavinic, das ist, als würde man von einer Arvo-Pärt-Séance in einem Kammermusiksaal auf ein krachledernes Jahrestreffen der Hells Angels irgendwo im dunklen Wald katapultiert. Die beiden Autoren könnten unterschiedlicher kaum sein. Von ihrer Physis. Von ihrem Verhältnis zur Öffentlichkeit. Vom Lebenswandel. Der eine steht jeden Morgen in aller Frühe auf und setzt sich an den Schreibtisch, der andere macht um diese Uhrzeit Dinge, an die er sich tags darauf nicht einmal mehr erinnern kann: Nacktfotos auf Facebook stellen, die Autorin Stefanie Sargnagel übelst beleidigen, Drogen aller Art. Glavinic hat ein irritierend großes Interesse an Unterweltsgestalten, er hat immer wieder ganz bewusst sein Lebens aufs Spiel gesetzt, ist mit Werner Tomanek, Österreichs schillerndstem Anwalt, eng befreundet und findet den Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache okay.
Bevor man sich darüber aber empört, sollte man unbedingt dieses entwaffnend ehrliche Gespräch lesen, schon allein wegen Glavinics rückhaltloser Offenheit, aber auch weil er so interessant und das heißt in dem Fall präzise über das Schreiben selbst spricht. Wäre hier Platz, müsste man all die Parallelen zu Murakami genauer untersuchen: Die wohl beiden gegebene innere Autarkie als Grundvoraussetzung des Schreibens. Das immer neue Überarbeiten immer neuer Versionen. Die seltsam säkulare Mystik der beiden – wo Murakami von Epiphanien spricht, schreibt Glavinic vom „großen Geheimnis“, das man als Autor kennen müsse. Wo Murakami von musikalischer Grundstimmung als Grundformel für jeden Roman schreibt, spricht Glavinic von der „Atmosphäre“, die einen guten Text ausmache, von dem, was in der DNA eines Romans eingelagert ist und untergründig und konstant durch den ganzen Text strahlt.
Allein schon die genaue Beschreibung, wie er das macht, wie er sich „in den Hinterkopf meiner Leser“ schreibt, wie er etwa in seinem unheimlichen Roman „Die Arbeit der Nacht“ (2006) das Gefühl der Unsicherheit erzeugt, indem er Motive wiederholt, verschiedene Ebenen einzieht, ganz bestimmte Wörter über siebenhundert Seiten immer wieder neu aufscheinen lässt, ist den Kauf dieses im Übrigen saukomischen, fulminanten Heftes wert.
Haruki Murakami: Von Beruf Schriftsteller. Aus dem Japanischen von Ursula Gräfe. Dumont Buchverlag, Köln 2016. 240 Seiten, 23 Euro. E-Book 18,99 Euro.
Fleisch, Heft 3/2016: Wenn ich so weitermache, bin ich in zwei Jahren tot. Wien 2016, 5 Euro.
Murakamis Arbeitstag ist
streng duchgetaktet:
Schreiben, laufen, schlafen
Wenn die Rohfassung steht,
beginnt eine lange Phase des
Umschreibens und Reifens
Murakami spricht von
Epiphanien, Glavinic nennt
es „großes Geheimnis“
Haruki Murakami hatte verschiedene Gastprofessuren in den USA inne. Unser Bild entstand in seinem Büro in Harvard.
Foto: Kevin Trageser / Redux / laif
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»Haruki Murakami erzählt die romantischen Märchen unserer Zeit.« Iris Radisch, DIE ZEIT »Hier schreibt einer, der sich seines Könnens zu sicher ist, um damit noch prahlen zu müssen.« Britta Heidemann, LITERARISCHE WELT »[Die Magie], mit der Murakami aus Wörtern große Welten macht.« Jochen Siemens, STERN »Die bislang erschöpfendste Selbstbetrachtung eines Autors [...], der schon immer gerne übers eigene Schaffen reflektiert hat.« Andreas Platthaus, F. A. Z. »Eine aufschlussreiche und lohnende Ergänzung zu seinem literarischen Werk.« Barbara Geschwinde, WDR 3 MOSAIK »Überraschend persönliche, wunderbar dichte und kluge, kurze Selbstauskünfte.« Stefan Mesch, DEUTSCHLANDRADIO KULTUR »Murakami hat die Literatur seines Landes um einen ganz neuen Ton bereichert.« Boris Pofalla, F. A. S. »Umso wertvoller ist für Murakami-Leser sein neues Buch 'Von Beruf Schriftsteller', gibt er hier doch in elf Essays erstmals ausführlich Auskunft über sich selbst.« Alex Rühle, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Murakami erweist sich als persönlich unzugänglicher Eigenbrötler, der aber höchst zugänglich schreibt. Und über ein unaufgeregtes Selbstbewusstsein verfügt.« Andreas Platthaus, FRANKFURTER ALLGEMEINE WOCHE »Er ist ein Meister der Verrätselung und Unauflösbarkeit .« Katrin Schumacher, MDR KULTUR »Ein Selbstporträt.« Ulrich Fischer, THE HUFFINGOT POST »Ein Buch, das detailliert Auskunft gibt über den Autor und hinter das der Autor zurücktreten kann.« Jobst-Ulrich Brand, FOCUS »Ein großer Autor gibt Auskunft.« NEWS »Ein Buch für Fans. [...] Es ist ein großes Vergnügen ihn zu lesen.« Harald Ries, WESTFALENPOST »sehr lesenswert« Stefan Meetschen, DIE TAGESPOST ONLINE »Haruki Murakami [...] denkt in 'Von Beruf Schriftsteller' sehr lohnend über sein Schreiben und Leben nach.« Christine Adam, NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG »Murakami plaudert zum ersten Mal aus dem Nähkästchen, verkleidet seine Autobiografie als Bericht über das Schreiben und lüftet damit doch so manches Geheimnis.« Stefanie Platthaus, RUHR NACHRICHTEN »Das liest sich so spannend, als wäre es ein Roman von ihm.« HÖRZU »Ein kluges und inspirierendes Buch über Literatur und Musik.« Frank Junghänel, BERLINER ZEITUNG »In ['Von Beruf Schriftsteller'] schreitet man mit dem Meister die Stationen seines Wirkens ab und lernt seine Ansichten über den Literaturbetrieb kennen.« Lucia Schöllhuber, TAGESSPIEGEL…mehr
»Hier schreibt einer, der sich seines Könnens zu sicher ist, um damit noch prahlen zu müssen.« Britta Heidemann, LITERARISCHE WELT