Khaled Hosseini
Audio-CD
Traumsammler
Ungekürzte Ausgabe, Lesung. 840 Min.
Übersetzung: Ahrens, Henning;Gesprochen: Schöne, Maja; Aljinovic, Boris
Nicht lieferbar
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Ein vielstimmiges Epos über die Unbeugsamkeit des Lebens und die Kraft der LiebeAbdullah ist zehn und liebt seine kleine Schwester Pari über alles. Die beiden leben in den erhabenen kargen Weiten Afghanistans und fürchten nur eines: den Dämon aus den fernen Bergen, der in Sturmnächten auf die Dächer der Häuser klopft und sich eines der Kinder holt. Eines Tages bringt der Vater die Geschwister nach Kabul - in der großen Stadt sucht er nach einem besseren Leben. Doch die beiden Kinder werden getrennt ... Ein großer Roman, dessen emotionale Intensität und Erzählkunst neue Maßstäbe se...
Ein vielstimmiges Epos über die Unbeugsamkeit des Lebens und die Kraft der Liebe
Abdullah ist zehn und liebt seine kleine Schwester Pari über alles. Die beiden leben in den erhabenen kargen Weiten Afghanistans und fürchten nur eines: den Dämon aus den fernen Bergen, der in Sturmnächten auf die Dächer der Häuser klopft und sich eines der Kinder holt. Eines Tages bringt der Vater die Geschwister nach Kabul - in der großen Stadt sucht er nach einem besseren Leben. Doch die beiden Kinder werden getrennt ... Ein großer Roman, dessen emotionale Intensität und Erzählkunst neue Maßstäbe setzen. Fesselnder, reicher, persönlicher als je zuvor.
Abdullah ist zehn und liebt seine kleine Schwester Pari über alles. Die beiden leben in den erhabenen kargen Weiten Afghanistans und fürchten nur eines: den Dämon aus den fernen Bergen, der in Sturmnächten auf die Dächer der Häuser klopft und sich eines der Kinder holt. Eines Tages bringt der Vater die Geschwister nach Kabul - in der großen Stadt sucht er nach einem besseren Leben. Doch die beiden Kinder werden getrennt ... Ein großer Roman, dessen emotionale Intensität und Erzählkunst neue Maßstäbe setzen. Fesselnder, reicher, persönlicher als je zuvor.
Hosseini, Khaled
Khaled Hosseini schrieb die Romane »Drachenläufer«, »Tausend strahlende Sonnen« und »Traumsammler«. Sie erschienen in 70 Ländern und wurden Weltbestseller. Im August 2018 erscheint bei S. Fischer die farbig illustrierte Erzählung »Am Abend vor dem Meer«. 1965 in Kabul geboren, ging Khaled Hosseini nach Einmarsch der Sowjets in Afghanistan mit seiner Familie ins Exil in die USA. Er studierte Medizin und arbeitete als Internist. Seit 2006 ist er Sonderbotschafter des UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, und gründete die Khaled Hosseini Foundation, die Menschen in Afghanistan humanitäre Hilfe bietet. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien. Mehr über seine Stiftung erfahren Sie auf www.khaledhosseinifoundation.org und www.khaledhosseini.com.
Ahrens, Henning
Henning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte die Lyrikbände 'Stoppelbrand', 'Lieblied was kommt' und 'Kein Schlaf in Sicht' sowie die Romane 'Lauf Jäger lauf', 'Langsamer Walzer' und 'Tiertage'. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien 'Glantz und Gloria. Ein Trip', 2015, der mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Schöne, Maja
Maja Schöne hat bereits auf vielen großen deutschen Bühnen brilliert und erhielt 2013 den Deutschen Schauspielerpreis. Auch im Kino und Fernsehen ist sie regelmäßig zu sehen, wie in Heinrich Breloers "Buddenbrooks" oder im Stuttgarter "Tatort".
Aljinovic, Boris
Boris Aljinovic hat in vielen erfolgreichen Theater-, Kino- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und ist dem Publikum vor allem durch seine Rolle als Kommissar und alleinerziehender Vater im Berliner "Tatort" bekannt. Mit seiner warmherzigen Stimme ist er zugleich ein sehr beliebter Hörbuchinterpret und wurde dafür mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.
Khaled Hosseini schrieb die Romane »Drachenläufer«, »Tausend strahlende Sonnen« und »Traumsammler«. Sie erschienen in 70 Ländern und wurden Weltbestseller. Im August 2018 erscheint bei S. Fischer die farbig illustrierte Erzählung »Am Abend vor dem Meer«. 1965 in Kabul geboren, ging Khaled Hosseini nach Einmarsch der Sowjets in Afghanistan mit seiner Familie ins Exil in die USA. Er studierte Medizin und arbeitete als Internist. Seit 2006 ist er Sonderbotschafter des UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, und gründete die Khaled Hosseini Foundation, die Menschen in Afghanistan humanitäre Hilfe bietet. Er lebt mit seiner Familie in Kalifornien. Mehr über seine Stiftung erfahren Sie auf www.khaledhosseinifoundation.org und www.khaledhosseini.com.
Ahrens, Henning
Henning Ahrens lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er veröffentlichte die Lyrikbände 'Stoppelbrand', 'Lieblied was kommt' und 'Kein Schlaf in Sicht' sowie die Romane 'Lauf Jäger lauf', 'Langsamer Walzer' und 'Tiertage'. Für S. Fischer übersetzte er Romane von Richard Powers, Kevin Powers, Khaled Hosseini. Zuletzt erschien 'Glantz und Gloria. Ein Trip', 2015, der mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Schöne, Maja
Maja Schöne hat bereits auf vielen großen deutschen Bühnen brilliert und erhielt 2013 den Deutschen Schauspielerpreis. Auch im Kino und Fernsehen ist sie regelmäßig zu sehen, wie in Heinrich Breloers "Buddenbrooks" oder im Stuttgarter "Tatort".
Aljinovic, Boris
Boris Aljinovic hat in vielen erfolgreichen Theater-, Kino- und Fernsehproduktionen mitgewirkt und ist dem Publikum vor allem durch seine Rolle als Kommissar und alleinerziehender Vater im Berliner "Tatort" bekannt. Mit seiner warmherzigen Stimme ist er zugleich ein sehr beliebter Hörbuchinterpret und wurde dafür mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet.

© Jerry Bauer
Produktdetails
- Verlag: Argon Verlag
- Originaltitel: And The Mountains Echoed
- Anzahl: 12 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 840 Min.
- Erscheinungstermin: 18. September 2013
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783839812679
- Artikelnr.: 38077301
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Das Erzählerduo Schöne und Aljinovic bewältigen diese Gefühlswucht mit Bravour. Sie überzeugt durch variable, den äußerst unterschiedlichen Frauentypen, angemessene vokale Anschläge. Seine Stimme entwickelt im Laufe der Geschichte die Tiefe und Wärme, nach der dieses Epos verlangt.
© BÜCHERmagazin, Dirk Speckmann (ds)
Dieses süße Gift des Vergessens
Khaled Hosseini ist durch "Drachenläufer" weltberühmt geworden. Jetzt erscheint sein neuer Roman "Traumsammler", und er ist noch besser.
Von Anja Hirsch
Der Weg nach Kabul ist beschwerlich für den Vater mit seinen beiden Kindern. Immer ferner rückt ihr Heimatdorf, wo man Brot im Tandoor backt, wo man im Lehmziegelhaus wohnt und die harten Winter kaum übersteht. Vor kurzem erst ist ein anderes Mitglied der Familie gestorben, Omar, noch ein Baby. Jetzt sitzt die vierjährige Pari in einem Karren, ihr älterer Bruder Abdullah läuft nebenher, der Vater zieht. Am Abend noch hat er den Kindern eine Geschichte erzählt, der Vater erzählt wunderbar. Aber es liegt ein Schatten über der
Khaled Hosseini ist durch "Drachenläufer" weltberühmt geworden. Jetzt erscheint sein neuer Roman "Traumsammler", und er ist noch besser.
Von Anja Hirsch
Der Weg nach Kabul ist beschwerlich für den Vater mit seinen beiden Kindern. Immer ferner rückt ihr Heimatdorf, wo man Brot im Tandoor backt, wo man im Lehmziegelhaus wohnt und die harten Winter kaum übersteht. Vor kurzem erst ist ein anderes Mitglied der Familie gestorben, Omar, noch ein Baby. Jetzt sitzt die vierjährige Pari in einem Karren, ihr älterer Bruder Abdullah läuft nebenher, der Vater zieht. Am Abend noch hat er den Kindern eine Geschichte erzählt, der Vater erzählt wunderbar. Aber es liegt ein Schatten über der
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kleinen Karawane, die ihren Weg fortsetzt durch die Wüste, vorbei an kupferroten Schluchten und Sandsteinklippen, winzige Menschen, hingegossen wie auf Großleinwand.
Wanderungen in ein anderes Leben sind die Grundbewegung der Romane von Khaled Hosseini, der vom großen Erfolg seines Debüts "Drachenläufer" (2003) selbst überrascht war. Nach "Tausend strahlende Sonnen" legt er jetzt seinen dritten Roman vor, "Traumsammler", noch eindringlicher erzählt. Auch hier kann man nicht anders, als sofort Schritt zu halten mit den Figuren, mit den Kindern, die bald die Stadt erreichen.
Was für eine andere Welt. Sie besuchen eine angesehene Familie, die dem Vater Arbeit vermitteln soll. Sie bestaunen die vielen Kekssorten und die ovalen Manschettenknöpfe aus Lapislazuli. Dann nimmt sie die mondäne Frau des Hauses mit auf den Basar. Pari bekommt gelbe Schuhe, und Abdullah protestiert, obwohl alles verführerisch schön ist, aber auch falsch und verstörend unter dem Make-up dieser schlanken Frau. Er erinnert sich, wie er einmal sein einziges Paar Schuhe gegen eine schöne Feder eintauschte, die er Pari schenkte, und wie glücklich sie war. Niemand bereitet einen auf das vor, was der Autor schon weiß und der Junge ahnt: dass die kleine Pari an jenem Tag bei dieser Frau bleiben wird, weil es "das Beste" wäre. Und dass sie diesen älteren Bruder, der alles für sie tut, irgendwann vergessen haben wird. Ihr bleibt nur das unbestimmte Gefühl, dass etwas fehlt. Ein Leben vergeht, bis sie wieder aufeinandertreffen.
Das Überlebenmüssen, das immer mitschwingt, bewahrt diese Prosa davor, ins Sentimentale abzugleiten. Sie handelt vom Verlieren und Wiederfinden und erzählt die beklemmende Geschichte von Krieg und Frieden, so schön und schrecklich und wechselhaft sie ist. Hosseini, 1965 in Kabul geboren, verließ Afghanistan mit der Familie 1976, und zog zunächst nach Paris. Als sein Vater in Amerika um politisches Asyl ersuchte, war er fünfzehn. Er wurde Internist und schrieb morgens vor der Arbeit. "Drachenläufer" erschien in siebzig Ländern und wurde millionenfach verkauft. Inzwischen hat Hosseini eine Stiftung ins Leben gerufen. Als Sonderbotschafter der Vereinten Nationen spricht er für Flüchtlinge und reist viel. Die Wirklichkeit hat sich in seine Literatur eingegraben.
Pari, das verkaufte Mädchen, verlieren wir lange aus den Augen. Khaled Hosseini interessiert sich für alle Akteure, für die innere Architektur dieser kriegsgeschüttelten Welt. Da ist ein griechischer Arzt, der nach Kabul geht und dort Jahre bleibt - warum eigentlich? Oder zwei Cousins, die fliehen mussten und in Amerika ein neues Leben haben. Die Neugier, die Sehnsucht, die Ohnmacht und vielleicht noch ein paar andere unbestimmte Motive treiben sie nach Kabul zurück, wo sie ein Krankenhaus besichtigen - der eine schon mit einem Bein wieder im Westen, der andere ganz im Bann des Erlebten.
Da liegt Roshi mit der Kopfwunde, ein kleines Mädchen. Der Onkel hatte wegen Grundbesitzstreitigkeiten nach der Axt gegriffen und ihre Familie getötet. Roshi überlebte. Eine Operation könnte sie retten. Aber Roshis Gesicht, ihr Lachen, ihre Zuneigung zum neu gewonnenen Freund, der sie täglich besucht, verblassen, als der wieder in Kalifornien ist. "Im Laufe eines Monats ist Roshi für ihn so abstrakt geworden wie die Figur eines Theaterstücks." Wie ein beruhigendes Gift legt sich das Vergessen in den gefüllten Tag.
Manchmal verliert sich eine Spur, und man ertappt sich dabei, wie man nach einer dieser Figuren sucht. Obwohl Hosseini so lebendig erzählt, bleibt im Nachhall vor allem das Nicht-Erzählte, das Abgerissene. Man will wissen, wie es diesem und jenem geht. Man muss aber ständig loslassen und seine Meinung neu justieren. Nali zum Beispiel, die neue Mutter von Pari, "das Beste" fürs afghanische Dorfmädchen, erweist sich als ziemlich erdrückend. Die Freiheit, die sie predigt und schenkt, erkauft sie durch emotionalen Druck. Aber dann blendet Hosseini ein langes, berührendes Interview ein, das die alkoholkranke Lyrikerin einer Zeitschrift gibt. Sie erzählt, was ihr vor Jahrzehnten zugefügt wurde, und alles ist wieder anders, als man denkt. "Jenseits unserer Vorstellungen / Von guten und schlechten Taten / Erstreckt sich ein Feld. / Dort werde ich dich treffen." Diese Verse des Dichters Dschalaluddin Rumi aus dem dreizehnten Jahrhundert stellt Khaled Hosseini seinem Roman voran. Ebendies ist das Feld, das er selbst hier bestellt.
Die Eröffnungsgeschichte ist dabei wie ein geheimer Schlüssel, den man immer wieder dreht und wendet. Sie handelt von einem Dämon, der jedes Jahr aus einer Familie ein Kind wegholt. Man spürt den unendlichen Schmerz eines Vaters, der seinen Jüngsten ziehen lässt, sein Lieblingskind, weil es das Los so entschied. Irgendwann folgt er dem Dämon nach. Er will mit ihm kämpfen. Aber der Dämon zeigt ihm den Sohn, spielend und glücklich inmitten eines Paradieses. Der Vater könnte ihn sofort mitnehmen, zurück in das arme Dorf, aber das Kind dürfte nie mehr ins Paradies. Der Vater zerbricht abermals über dieser Entscheidung, aber er lässt den Sohn dort. Einen Trank, um zu vergessen, den der Dämon ihm dann gnädigerweise gibt, hätten einige der Figuren in Hosseinis Roman bitter nötig.
Stattdessen müssen sie wachsen und kämpfen und manchmal eben sehr kompliziert lieben. Khaled Hosseini hat ein aufklärerisches und zutiefst menschliches Buch geschrieben, klangprächtig wie eine große Partitur, die man lesend erweckt. Nur zu.
Khaled Hosseini: "Traumsammler". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2013. 443 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wanderungen in ein anderes Leben sind die Grundbewegung der Romane von Khaled Hosseini, der vom großen Erfolg seines Debüts "Drachenläufer" (2003) selbst überrascht war. Nach "Tausend strahlende Sonnen" legt er jetzt seinen dritten Roman vor, "Traumsammler", noch eindringlicher erzählt. Auch hier kann man nicht anders, als sofort Schritt zu halten mit den Figuren, mit den Kindern, die bald die Stadt erreichen.
Was für eine andere Welt. Sie besuchen eine angesehene Familie, die dem Vater Arbeit vermitteln soll. Sie bestaunen die vielen Kekssorten und die ovalen Manschettenknöpfe aus Lapislazuli. Dann nimmt sie die mondäne Frau des Hauses mit auf den Basar. Pari bekommt gelbe Schuhe, und Abdullah protestiert, obwohl alles verführerisch schön ist, aber auch falsch und verstörend unter dem Make-up dieser schlanken Frau. Er erinnert sich, wie er einmal sein einziges Paar Schuhe gegen eine schöne Feder eintauschte, die er Pari schenkte, und wie glücklich sie war. Niemand bereitet einen auf das vor, was der Autor schon weiß und der Junge ahnt: dass die kleine Pari an jenem Tag bei dieser Frau bleiben wird, weil es "das Beste" wäre. Und dass sie diesen älteren Bruder, der alles für sie tut, irgendwann vergessen haben wird. Ihr bleibt nur das unbestimmte Gefühl, dass etwas fehlt. Ein Leben vergeht, bis sie wieder aufeinandertreffen.
Das Überlebenmüssen, das immer mitschwingt, bewahrt diese Prosa davor, ins Sentimentale abzugleiten. Sie handelt vom Verlieren und Wiederfinden und erzählt die beklemmende Geschichte von Krieg und Frieden, so schön und schrecklich und wechselhaft sie ist. Hosseini, 1965 in Kabul geboren, verließ Afghanistan mit der Familie 1976, und zog zunächst nach Paris. Als sein Vater in Amerika um politisches Asyl ersuchte, war er fünfzehn. Er wurde Internist und schrieb morgens vor der Arbeit. "Drachenläufer" erschien in siebzig Ländern und wurde millionenfach verkauft. Inzwischen hat Hosseini eine Stiftung ins Leben gerufen. Als Sonderbotschafter der Vereinten Nationen spricht er für Flüchtlinge und reist viel. Die Wirklichkeit hat sich in seine Literatur eingegraben.
Pari, das verkaufte Mädchen, verlieren wir lange aus den Augen. Khaled Hosseini interessiert sich für alle Akteure, für die innere Architektur dieser kriegsgeschüttelten Welt. Da ist ein griechischer Arzt, der nach Kabul geht und dort Jahre bleibt - warum eigentlich? Oder zwei Cousins, die fliehen mussten und in Amerika ein neues Leben haben. Die Neugier, die Sehnsucht, die Ohnmacht und vielleicht noch ein paar andere unbestimmte Motive treiben sie nach Kabul zurück, wo sie ein Krankenhaus besichtigen - der eine schon mit einem Bein wieder im Westen, der andere ganz im Bann des Erlebten.
Da liegt Roshi mit der Kopfwunde, ein kleines Mädchen. Der Onkel hatte wegen Grundbesitzstreitigkeiten nach der Axt gegriffen und ihre Familie getötet. Roshi überlebte. Eine Operation könnte sie retten. Aber Roshis Gesicht, ihr Lachen, ihre Zuneigung zum neu gewonnenen Freund, der sie täglich besucht, verblassen, als der wieder in Kalifornien ist. "Im Laufe eines Monats ist Roshi für ihn so abstrakt geworden wie die Figur eines Theaterstücks." Wie ein beruhigendes Gift legt sich das Vergessen in den gefüllten Tag.
Manchmal verliert sich eine Spur, und man ertappt sich dabei, wie man nach einer dieser Figuren sucht. Obwohl Hosseini so lebendig erzählt, bleibt im Nachhall vor allem das Nicht-Erzählte, das Abgerissene. Man will wissen, wie es diesem und jenem geht. Man muss aber ständig loslassen und seine Meinung neu justieren. Nali zum Beispiel, die neue Mutter von Pari, "das Beste" fürs afghanische Dorfmädchen, erweist sich als ziemlich erdrückend. Die Freiheit, die sie predigt und schenkt, erkauft sie durch emotionalen Druck. Aber dann blendet Hosseini ein langes, berührendes Interview ein, das die alkoholkranke Lyrikerin einer Zeitschrift gibt. Sie erzählt, was ihr vor Jahrzehnten zugefügt wurde, und alles ist wieder anders, als man denkt. "Jenseits unserer Vorstellungen / Von guten und schlechten Taten / Erstreckt sich ein Feld. / Dort werde ich dich treffen." Diese Verse des Dichters Dschalaluddin Rumi aus dem dreizehnten Jahrhundert stellt Khaled Hosseini seinem Roman voran. Ebendies ist das Feld, das er selbst hier bestellt.
Die Eröffnungsgeschichte ist dabei wie ein geheimer Schlüssel, den man immer wieder dreht und wendet. Sie handelt von einem Dämon, der jedes Jahr aus einer Familie ein Kind wegholt. Man spürt den unendlichen Schmerz eines Vaters, der seinen Jüngsten ziehen lässt, sein Lieblingskind, weil es das Los so entschied. Irgendwann folgt er dem Dämon nach. Er will mit ihm kämpfen. Aber der Dämon zeigt ihm den Sohn, spielend und glücklich inmitten eines Paradieses. Der Vater könnte ihn sofort mitnehmen, zurück in das arme Dorf, aber das Kind dürfte nie mehr ins Paradies. Der Vater zerbricht abermals über dieser Entscheidung, aber er lässt den Sohn dort. Einen Trank, um zu vergessen, den der Dämon ihm dann gnädigerweise gibt, hätten einige der Figuren in Hosseinis Roman bitter nötig.
Stattdessen müssen sie wachsen und kämpfen und manchmal eben sehr kompliziert lieben. Khaled Hosseini hat ein aufklärerisches und zutiefst menschliches Buch geschrieben, klangprächtig wie eine große Partitur, die man lesend erweckt. Nur zu.
Khaled Hosseini: "Traumsammler". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2013. 443 S., geb., 19,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Khaled Hosseini hat ein aufklärerisches und zutiefst menschliches Buch geschrieben, klangprächtig wie eine große Partitur, die man lesend erweckt. Anja Hirsch Frankfurter Allgemeine Zeitung (Messebeilage) 20131005
Kahled Hosseini hat mit Traumsammler wieder einen tollen Roman geschrieben. Eine Geschichte in den 50er Jahren in Afghanistan. Eine Geschichte voller Liebe aber auch mit sehr viel Leid. Der Autor ist ein unwahrscheinlich guter Geschichtenerzähler, so dass man nicht umhinkommt, seine eigenen …
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Kahled Hosseini hat mit Traumsammler wieder einen tollen Roman geschrieben. Eine Geschichte in den 50er Jahren in Afghanistan. Eine Geschichte voller Liebe aber auch mit sehr viel Leid. Der Autor ist ein unwahrscheinlich guter Geschichtenerzähler, so dass man nicht umhinkommt, seine eigenen Emotionen in dieses Werk mit einzubringen.
Wunderschön geschrieben und super zu lesen.
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Antworten 47 von 64 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 47 von 64 finden diese Rezension hilfreich
Eingeleitet durch eine Art Gleichnis erzählt Khaled Hosseini die Geschichte des 10-jährigen Abdullah und der 3-jährigen Pari, zwei Geschwistern, die sich abgöttisch lieben. Ihre Mutter verstarb und der Vater hat mit einer neuen Frau eine Familie gegründet. Die Armut ist …
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Eingeleitet durch eine Art Gleichnis erzählt Khaled Hosseini die Geschichte des 10-jährigen Abdullah und der 3-jährigen Pari, zwei Geschwistern, die sich abgöttisch lieben. Ihre Mutter verstarb und der Vater hat mit einer neuen Frau eine Familie gegründet. Die Armut ist groß und der Winter steht vor der Tür. Irgendwie muss die Familie überleben. Dann begeben sich der Vater und die Geschwister auf den Weg nach Kabul. Zu Fuß durchqueren sie die Wüste und in der Hauptstadt angekommen erklärt sich der Sinn dieser beschwerlichen Wanderung. Pari muss bei einer wohlhabenden Familie bleiben, die sie als Tochter aufnimmt. Durch die Trennung leiden sowohl Pari als auch Abdullah. Pari wird zeit
ihres Lebens das Gefühl nicht los, ein Stück von ihr würde fehlen, obwohl sie in der Annahme aufwächst, die Wahdatis wären ihre leiblichen Eltern.
Khaled Hosseinis Roman umfasst eine Zeitspanne von gut 50 Jahren und ist viel weiter gefasst, als die von mir angerissene Inhaltsangabe vorgibt. Eine Vielzahl von Themen und Personen werden von Autor in die Romanhandlung eingefügt. In jedem neuen Kapitel erzählt der Autor eine neue Geschichte, neue Personen kommen hinzu. Viele verfolgt man durch den gesamten Roman, andere verliert man aus den Augen. Leider gehört dazu auch Abdullah. Er tritt erst wieder am Ende des Buches in Erscheinung. Durch diese Wechsel wirkte „Traumsammler" auf mich stellenweise ein wenig unruhig, aber sehr vielfältig.
Khaled Hosseini ist ein Meister des Fabulierens. Gekonnt verwebt er die verschiedenen Handlungsfäden, die anfangs scheinbar ohne große Berührungspunkte für sich stehen, sich zum Schluss jedoch zu einem harmonischen Ganzen fügen. Der Autor ist aber nicht nur ein brillanter Erzähler, ebenso meisterlich versteht er es, bei den Lesern Emotionen zu erwecken.
Der Haupthandlungsort des Romans ist Afghanistan, aber als Leser folgt man den Protagonisten um die halbe Welt. Auch in diesem Roman zeichnet Hosseini ein sehr authentisch wirkendes Bild von Land und Leuten, Sitten und Gebräuchen.
„Traumsammler“ ist in meinen Augen der bisher ruhigste Roman des Autors. Einige wenige Kapitel wiesen ein paar Längen in der Handlung auf. Am meisten aber bedauerte ich, dass Abdullah für lange Abschnitte aus dem Geschehen verschwand.
Trotz meiner kleinen Kritikpunkte ist „Traumsammler“ ein Roman, den ich sehr gern gelesen habe. Immer wieder begeistert mich die scheinbare Sprachmelodie, die sich auch in der Übersetzung von Henning Ahrens wiederfindet. Ich bin mir sicher, wer mit „Drachenläufer“ und „Tausend strahlende Sonnen“ tolle Lesestunden hatte, wird auch an diesem etwas ruhigeren Roman seine Freude haben.
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Antworten 50 von 75 finden diese Rezension hilfreich
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Die komplette Rezension gibt es auf: www.book-addicted.blogspot.de
Der Roman beginnt mit einer Geschichte, die Vater Saboor seinen beiden Kindern Pari und Abdullah erzählt. Sie handelt von einem Dämon, der regelmäßig in ein Dorf kommt und dort eines der Kinder einer Familie …
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Die komplette Rezension gibt es auf: www.book-addicted.blogspot.de
Der Roman beginnt mit einer Geschichte, die Vater Saboor seinen beiden Kindern Pari und Abdullah erzählt. Sie handelt von einem Dämon, der regelmäßig in ein Dorf kommt und dort eines der Kinder einer Familie verlangt. Gibt der Vater keines seiner Kinder heraus, nimmt er der Familie alle Kinder weg. Baba Ayub, der Hauptprotagonist dieser Erzählung, ist dieses Mal an der Reihe und muss sich nun entscheiden, welches seiner liebsten Kinder er abgeben "möchte"... denn sonst verliert er alle miteinander. Ich persönlich fand diese Geschichte genau richtig, um einen Zugang zur Geschichte zu bekommen, denn oftmals fällt es mir schwer, mich in manche Romane einzulesen. Hier fiel dies durch diese wunderbare Einleitung jedoch überhaupt nicht schwer und man versinkt richtiggehend in der wunderbaren Erzählkunst von Vater Saboor.
Am Ende der Geschichte lernen wir schließlich unsere momentanen Hauptprotagonisten, Pari, Abdullah und Saboor besser kennen und begleiten sie auf dem Weg nach Kabul. Der Sinn der langen Wanderung nach Kabul erschließt sich dem kleinen Abdullah schließlich schneller, als er lieb ist, denn anstatt der Arbeit auf der Baustelle, der sich Vater Saboor eigentlich widmen wollte, endet der Aufenthalt der Familie damit, dass Tochter/Schwester Pari bei einer reichen Familie aufgenommen wird. Saboor verkauft schweren Herzens seine geliebte Tochter, um der Familie das auskommen über den Winter zu sichern und zerbricht dabei ein Stück weit auch sein eigenes Herz. Diesen Schritt fand ich außerordentlich heftig, ein Stück weit konnte ich es jedoch auch nachvollziehen, denn das Leben in Afghanistans Weiten ist hart und heftig, besonders im Winter. Saboors Sohn, den ihm seine Frau und Paris/Abdullahs Stiefmutter Parwana im letzten Herbst geschenkt hatte, verstarb schon bald, da sich die Familie keine warmen Decken und Kleidung leisten konnte und dies versucht Saboor nun beim neu geborenen Iqbal zu verhindern - zum Preis des Verlustes seiner kleinen Tochter. Es ist jedoch, trotz dessen, dass ich es etwas nachvollziehen kann, ein Schritt, der sehr viel Abwägen beinhaltet, schließlich verkauft er seine Tochter, zu Gunsten seines neugeborenen Sohnes! Undenkbar, dass es so etwas auf der Welt tatsächlich gibt!
Sehr interessant fand ich an diesem Roman vorallem die Tatsache, dass er nicht nur zusammenhängend verläuft und das Leben eines Protagonisten genauer ins Auge fasst, vielmehr wird in nahezu 50 Jahren das Leben von einigen Menschen und Familien durchleuchtet und deren Zusammenhang somit immer deutlicher gemacht. Auch wenn es stellenweise sehr verwirrend war, sich immer wieder an mehr oder weniger neue Figuren gewöhnen zu müssen und deren Leben über Jahre und Jahrzehnte zu verfolgen, so macht es diesen Roman dann doch zu etwas außergewöhnlichem, einer wahren Familienchronik sozusagen.
Abschließend kann ich euch diesen Roman nur wärmstens ans Herz legen, denn die Erzählkunst des Autors ist nicht nur bemerkenswert, er schafft es auch eine kleine, eigene Welt zu stricken, in der sich der Leser sofort zuhause fühlt und sich stets als eine Art Familienmitglied sehen kann. Die Vernetzungen der einzelnen Personen sind wundervoll und alles ergibt früher oder später einen Sinn, auch wenn es hin und wieder nicht so ganz den Anschein macht. Die Ausschmückungen der einzelnen Charaktere und deren Wesenszüge sind faszinierend und besonders die Figur der Nila Wahdati konnte mich auf Anhieb fesseln. Die Beschreibungen der einzelnen Plätze und Figuren ist so detailiert, dass ich euch von einigen Dingen ein Bild zeichnen könnte oder - sofern ihr mit mir nach Afghanistan reisen würdet - manche Plätze sofort wiedererkennen würde. Alles in allem kann ich sagen, dass ich durchaus positiv überrascht bin von diesem Roman, den ich von alleine wohl immer und immer wieder ins Bücherregal zurückgestellt hätte und bitte euch daher: Lest ihn und macht euch ein eigenes Bild davon!
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Khaled Hosseinis neuestes Werk „Traumsammler“ entführt den Leser bereits auf den ersten Seiten in die afghanische Lebenswelt der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Fesselnd beschreibt er die Geschichte der kleinen Pari und ihrem älteren Bruder Abdullah. Die Geschwister …
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Khaled Hosseinis neuestes Werk „Traumsammler“ entführt den Leser bereits auf den ersten Seiten in die afghanische Lebenswelt der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Fesselnd beschreibt er die Geschichte der kleinen Pari und ihrem älteren Bruder Abdullah. Die Geschwister werden auf grausame Weise getrennt und führen ihr Leben in ständiger Sehnsucht nacheinander. Hosseini versteht es mit seinen blumigen und trotzdem präzise erzählenden Worten, die Handlung voranzutreiben und dabei Einblicke in die fremde Welt zu geben. Wer „Drachenläufer „ und „Tausend strahlende Sonnen“ mochte, wird das neueste Buch lieben!
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Broschiertes Buch
Was die Berge widerhallten: ein Kaleidoskop der Menschen Afghanistans
„Traumsammler“ von Khaled Hosseini ist ein abwechslungsreiches Buch, welches Lesende auf eine emotionale Reise in den nahen Osten entführt. Der nicht-lineare Erzählstil ist besonders hervorzuheben, da er …
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Was die Berge widerhallten: ein Kaleidoskop der Menschen Afghanistans
„Traumsammler“ von Khaled Hosseini ist ein abwechslungsreiches Buch, welches Lesende auf eine emotionale Reise in den nahen Osten entführt. Der nicht-lineare Erzählstil ist besonders hervorzuheben, da er die komplexen Beziehungen bereichert und die vielschichtige Handlung unterstreicht. Themen wie Verlust, Hoffnung oder die Suche nach Identität werden glaubwürdig dargestellt.
Durch Zeitsprünge und Perspektivwechsel wirkt die Geschichte lebendig und verknüpft gekonnt die Lebenswege der Protagonisten. Beides sorgt außerdem für anhaltende Spannung und regt zum Nachdenken über die Zusammenhänge an. Wenn man sich auf die unterschiedlichen Schicksale der einzelnen Protagonisten einlässt, findet man sich trotz der Vielzahl an Handlungssträngen leicht zurecht.
Da ich mich nach den überzeugenden Vorgängerromanen des Autors im Vorfeld nicht näher mit Inhalt auseinander gesetzt habe, hatte ich dahingehend keine Erwartungen und wurde erneut positiv überrascht. (Ich mag allerdings auch Episodenfilme wie "Tatsächlich Liebe".) Manchen kommt die im Klappentext angedeutete Rahmenhandlung daher möglicherweise zu kurz.
Insgesamt hat mir „Traumsammler“ ebenso gut gefallen wie die vorherigen Werke des Autors. Der Punktabzug resultiert aus kleineren Längen bzw. einem für mein Empfinden unvollständigen Teilstrang.
Hinweis: Die Struktur der Erzählung kann in der Hörbuch-Version herausfordernd sein, insbesondere wenn man dazu neigt, mit den Gedanken abzuschweifen.
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