Martina Hefter
MP3-CD
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Roman Deutscher Buchpreis 2024. 309 Min.. Lesung.Ungekürzte Ausgabe
Gesprochen: Löwendorf, Inka
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Deutscher Buchpreis 2024Hey guten Morgen, wie geht es dir ist ein tiefgehendes Hörbuch, aber so leichtfüßig wie eine Komödie.Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet.Martina Hefter hat einen berührenden Roman über Bedürfnisse und Sehnsüchte im Leben geschrieben. Und darüber, wie weit man bereit ist, für die Liebe zu gehen.Juno schreibt online mit Männern, die Frauen online ihre Liebe ...
Deutscher Buchpreis 2024
Hey guten Morgen, wie geht es dir ist ein tiefgehendes Hörbuch, aber so leichtfüßig wie eine Komödie.
Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet.
Martina Hefter hat einen berührenden Roman über Bedürfnisse und Sehnsüchte im Leben geschrieben. Und darüber, wie weit man bereit ist, für die Liebe zu gehen.
Juno schreibt online mit Männern, die Frauen online ihre Liebe gestehen und so versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Doch statt darauf hereinzufallen, werden genau diese Männer zu einer Form von Freiheit für Juno. In den Gesprächen kann sie sein, wer sie will und sagen, was sie will - und das vermeintlich ohne Konsequenzen. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Leben, in dem sie immer unterwegs, immer besorgt um Jupiter, immer beschäftigt und eingebunden ist. Also flüchtet Juno ab und zu vor ihrem Alltag ins Internet und spielt dort Spielchen mit Männern, die sie anlügen. Sie selbst wird zur Lügnerin. Aber ist es nicht so, dass man sich beim Lügen zuallererst selbst belügt? Eines Tages trifft Juno auf Benu, der ihre Behauptungen ebenso durchschaut wie sie seine. Und trotz der Entfernung zwischen ihnen entsteht eine Verbindung.
Hey guten Morgen, wie geht es dir ist ein tiefgehendes Hörbuch, aber so leichtfüßig wie eine Komödie.
Tagsüber hilft Juno ihrem schwerkranken Mann Jupiter dabei, seinen Alltag zu meistern. Außerdem ist sie Künstlerin, tanzt und spielt Theater. Und nachts, wenn sie wieder einmal nicht schlafen kann, chattet sie mit Love-Scammern im Internet.
Martina Hefter hat einen berührenden Roman über Bedürfnisse und Sehnsüchte im Leben geschrieben. Und darüber, wie weit man bereit ist, für die Liebe zu gehen.
Juno schreibt online mit Männern, die Frauen online ihre Liebe gestehen und so versuchen, sie um ihr Geld zu bringen. Doch statt darauf hereinzufallen, werden genau diese Männer zu einer Form von Freiheit für Juno. In den Gesprächen kann sie sein, wer sie will und sagen, was sie will - und das vermeintlich ohne Konsequenzen. Ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Leben, in dem sie immer unterwegs, immer besorgt um Jupiter, immer beschäftigt und eingebunden ist. Also flüchtet Juno ab und zu vor ihrem Alltag ins Internet und spielt dort Spielchen mit Männern, die sie anlügen. Sie selbst wird zur Lügnerin. Aber ist es nicht so, dass man sich beim Lügen zuallererst selbst belügt? Eines Tages trifft Juno auf Benu, der ihre Behauptungen ebenso durchschaut wie sie seine. Und trotz der Entfernung zwischen ihnen entsteht eine Verbindung.
Martina Hefter lebt als Autorin und Performerin in Leipzig. Ihre Texte bewegen sich zwischen Gedicht, szenischen Schreibformen und Roman. Viele ihrer Texte setzt sie in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern und Künstlerinnen szenisch um. Sie veröffentlichte drei Romane und fünf Gedichtbände. Ihr Roman Hey guten Morgen, wie geht es dir? wurde mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Argon Verlag
- Anzahl: 1 MP3-CD
- Gesamtlaufzeit: 309 Min.
- Erscheinungstermin: 29. November 2024
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783839821732
- Artikelnr.: 71908053
Herstellerkennzeichnung
Argon Verlag AVE GmbH (7%)
Waldemarstr. 33a
10999 Berlin
www.argon-verlag.de
»Witz und Tiefe verbinden sich [in diesem Hörbuch] auf wunderbare Weise.[...] Martina Hefter [...] ist, wie Juno, Performancekünstlerin. Vielleicht gelingt ihr deswegen das scheinbar so leichtfüßige Erzählen ernster Themen so gut: Es geht um Sehnsucht, Einsamkeit, Altern, Krankheit, Kunst, aber auch um Kolonialismus und globale Ungerechtigkeit. Das alles fließt beinahe tänzerisch ineinander, es ist eine wahre Freude, der witzigen und Funken sprühenden Juno bei ihren Gedankensprüngen und ihrem oft so verspielten Tun zu folgen. Inka Löwendorf verleiht der Stimme dieser Frau eine Spur Rotzigkeit. Vor allem klingt sie aber freundlich und wach.« Katharina Manzke BÜCHERmagazin 20250201
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Christian Mayer lobt Martina Hefters Roman als "Geschichte zweier Überlebenskünstler" und erkennt dabei deutliche Parallelen zwischen der Protagonistin Juno und der Autorin selbst. Juno, eine Leipziger Künstlerin, die ihren an Multipler Sklerose erkrankten Mann, den Schriftsteller Jupiter, pflegt, muss sich nicht nur mit dessen Pflege, sondern auch mit finanziellen Sorgen herumschlagen. Nachts chattet sie mit Love-Scammern und entlarvt deren Maschen, bis sie auf den Nigerianer Benu trifft. Anders als die üblichen Betrüger weckt er Junos Interesse, bleibt aber in seinen Absichten undurchsichtig. Hefter gelingt es laut Mayer, das Leben als "ewigen Hindernislauf" zu schildern und Menschen darzustellen, die "ihre Würde" unter den widrigsten Bedingungen verteidigen. Eine humorvolle und zugleich ernste Erzählung über das Leben am Existenzminimum, schließt Mayer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Unter Göttern
Martina Hefters neuer Roman ist ein Triumph
Sie sind Götter, alle drei. Zumindest den Namen nach. Bei Juno und Jupiter, einem Leipziger Künstlerpaar leicht vorgerückten Alters, weiß man das sofort, aber auch Benu aus Nigeria verdankt seine Benennung einem höheren Wesen: "aus der altägyptischen Mythologie, eine Art Vorgänger des Phönix, ein Totengott". So steht es in Martina Hefters neuem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?", der sich um diese drei Figuren dreht. Um drei von ihren Eltern mit göttlichen Vorschusslorbeeren ins Leben geschickte Menschen, die sich mit höchst irdischen Problemen herumschlagen müssen.
Juno ist die Hauptperson, über deren Perspektive
Martina Hefters neuer Roman ist ein Triumph
Sie sind Götter, alle drei. Zumindest den Namen nach. Bei Juno und Jupiter, einem Leipziger Künstlerpaar leicht vorgerückten Alters, weiß man das sofort, aber auch Benu aus Nigeria verdankt seine Benennung einem höheren Wesen: "aus der altägyptischen Mythologie, eine Art Vorgänger des Phönix, ein Totengott". So steht es in Martina Hefters neuem Roman "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?", der sich um diese drei Figuren dreht. Um drei von ihren Eltern mit göttlichen Vorschusslorbeeren ins Leben geschickte Menschen, die sich mit höchst irdischen Problemen herumschlagen müssen.
Juno ist die Hauptperson, über deren Perspektive
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erzählt wird. Sie ist Tänzerin, und "beim Tanzen verließ man die Erdatmosphäre, so war es nun mal, Juno kam nicht davon los, manchmal hatte sie auch das Gefühl, nur im Ballettsaal wirklich da zu sein". Zu Hause, in der Hochparterrewohnung im Leipziger Stadtteil Schleußig, liegt Jupiter, an Multipler Sklerose erkrankt und mehr und mehr bewegungsunfähig, ein vielfach gestürzter Gott, doch noch immer vergöttert von Juno. Auch wenn sie des Nachts, weil die Krankheit ihres Mannes kein gemeinsames Schlafen mehr erlaubt, im Nachbarzimmer mit Männern chattet. Aber das geschieht aus Spaß, im Wissen darum, dass es sich bei ihnen um "Love-Scammer" handelt: Betrüger, die mittels manipulierter Fotos und Lebensläufe Identitäten vortäuschen, die Frauen faszinieren und nach einiger Zeit des virtuellen Herumtändelns zu finanzieller Hilfe bewegen sollen. Der angeblich verliebte Mann aus dem Netz, den man nie persönlich getroffen hat, braucht Geld für die Anreise. Wird es losgeschickt, treten weitere Probleme auf, die noch mehr Geld erfordern. Schöpft das Opfer endlich Verdacht oder sind seine Konten leergeräumt, verschwindet das gefälschte Profil auf Nimmerwiedersehen.
Bei Juno ist es anders: Sie täuscht in den Chats ihrerseits ein rundum glückliches Leben vor und lässt die balzenden Betrüger auflaufen. Das Resultat ist stets das gleiche: "Die Scammer antworteten irgendwann nicht mehr", bisweilen kommt noch eine letzte Beschimpfung. Darüber ist Juno ihnen nicht böse, "sie sprach ja genau so in leiser Aggression, wenn sie ehrlich war. Es kam mir manchmal vor, als wäre es ihre aufrichtigste Haltung. In den Chats war sie womöglich die echte Juno."
Aggressionsabfuhr also für eine Frau, die in der Partnerschaft inzwischen fast die gesamte Last schultern muss, aber ihren Mann immer noch liebt. Bis sich jemand unter dem Namen Owen_Wilson223 auf ihr Smartphone drängt, ein angeblich in Texas zu seinem Glück gekommener Ukrainer in den besten Jahren, der dann jedoch rasch entlarvt ist als ein Nigerianer von Anfang dreißig: Benu. Aber zwischen diesen beiden entspannt sich ein allnächtliches Zwiegespräch voller Ironie und Intimität, das spüren lässt, was Juno in ihrer eigentlichen Beziehung fehlt. Und trotzdem steht Jupiter für sie nie infrage.
Diesen friedlichen Zwiespalt erzählt Martina Hefter grandios, dabei selbst mit einer so souveränen Intimität und Ironie, dass es zum Staunen ist. Zugleich antwortet sie mit dem Roman auf eine Frage, die ihr Ehemann im wirklichen Leben, der Schriftsteller Jan Kuhlbrodt, in seinem 2023 erschienenen autobiographischen Essay "Krüppelpassion" gestellt hat: "Wird er noch der Liebste sein, wenn er hinkt, über die Berge kriecht?" Die Antwortet für Juno lautet Ja, und es ist zweifellos auch die von Martina Hefter selbst, die sich im Roman bei ihrem Mann bedankt, dass er nichts dagegen gehabt hat, "hier und da in diesem Buch mit Jupiter verwechselt zu werden".
Identifikationsfragen sind die entscheidenden in "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?". Aber nicht die danach, wie viel vom Ehepaar Hefter/Kuhlbrodt darin stecken mag, von dessen Wohnort Leipzig oder von den Tanzgefährtinnen und Musikerkollegen aus dem Leben der Performerin, die diese Romanautorin auch ist - ja, es ist viel, und das ist schön, aber es tut nichts zur Sache. Denn die entscheidende Identifikationsfrage des Buchs stellt sich für Juno: Was will sie sein? Dabei spielen Sternbilder eine wichtige Rolle und Tätowierungen - Konstellationen also, unveränderlich die einen und planbar die anderen, in ihrer Summe Spiegelbilder einer Existenz im Vorlauf zum Tod. Irgendwann heißt es einmal nebenbei: "Es gehört zu den Wundern in dieser Geschichte, dass die Nachbarn in ihrem Haus zumindest freundlich waren." Dieser Roman steckt in der Tat voller Wunder, noch weitaus größerer, weil zutiefst menschlicher. Martina Hefter hat ein göttliches Buch geschrieben. ANDREAS PLATTHAUS
Martina Hefter: "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?" Roman.
Klett-Cotta, Stuttgart 2024. 222 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Bei Juno ist es anders: Sie täuscht in den Chats ihrerseits ein rundum glückliches Leben vor und lässt die balzenden Betrüger auflaufen. Das Resultat ist stets das gleiche: "Die Scammer antworteten irgendwann nicht mehr", bisweilen kommt noch eine letzte Beschimpfung. Darüber ist Juno ihnen nicht böse, "sie sprach ja genau so in leiser Aggression, wenn sie ehrlich war. Es kam mir manchmal vor, als wäre es ihre aufrichtigste Haltung. In den Chats war sie womöglich die echte Juno."
Aggressionsabfuhr also für eine Frau, die in der Partnerschaft inzwischen fast die gesamte Last schultern muss, aber ihren Mann immer noch liebt. Bis sich jemand unter dem Namen Owen_Wilson223 auf ihr Smartphone drängt, ein angeblich in Texas zu seinem Glück gekommener Ukrainer in den besten Jahren, der dann jedoch rasch entlarvt ist als ein Nigerianer von Anfang dreißig: Benu. Aber zwischen diesen beiden entspannt sich ein allnächtliches Zwiegespräch voller Ironie und Intimität, das spüren lässt, was Juno in ihrer eigentlichen Beziehung fehlt. Und trotzdem steht Jupiter für sie nie infrage.
Diesen friedlichen Zwiespalt erzählt Martina Hefter grandios, dabei selbst mit einer so souveränen Intimität und Ironie, dass es zum Staunen ist. Zugleich antwortet sie mit dem Roman auf eine Frage, die ihr Ehemann im wirklichen Leben, der Schriftsteller Jan Kuhlbrodt, in seinem 2023 erschienenen autobiographischen Essay "Krüppelpassion" gestellt hat: "Wird er noch der Liebste sein, wenn er hinkt, über die Berge kriecht?" Die Antwortet für Juno lautet Ja, und es ist zweifellos auch die von Martina Hefter selbst, die sich im Roman bei ihrem Mann bedankt, dass er nichts dagegen gehabt hat, "hier und da in diesem Buch mit Jupiter verwechselt zu werden".
Identifikationsfragen sind die entscheidenden in "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?". Aber nicht die danach, wie viel vom Ehepaar Hefter/Kuhlbrodt darin stecken mag, von dessen Wohnort Leipzig oder von den Tanzgefährtinnen und Musikerkollegen aus dem Leben der Performerin, die diese Romanautorin auch ist - ja, es ist viel, und das ist schön, aber es tut nichts zur Sache. Denn die entscheidende Identifikationsfrage des Buchs stellt sich für Juno: Was will sie sein? Dabei spielen Sternbilder eine wichtige Rolle und Tätowierungen - Konstellationen also, unveränderlich die einen und planbar die anderen, in ihrer Summe Spiegelbilder einer Existenz im Vorlauf zum Tod. Irgendwann heißt es einmal nebenbei: "Es gehört zu den Wundern in dieser Geschichte, dass die Nachbarn in ihrem Haus zumindest freundlich waren." Dieser Roman steckt in der Tat voller Wunder, noch weitaus größerer, weil zutiefst menschlicher. Martina Hefter hat ein göttliches Buch geschrieben. ANDREAS PLATTHAUS
Martina Hefter: "Hey guten Morgen, wie geht es Dir?" Roman.
Klett-Cotta, Stuttgart 2024. 222 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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Jedes Jahr löst die Verleihung des Deutschen Buchpreises bei vielen Leserinnen und Lesern zunächst Skepsis aus. Auch Martina Hefters Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ fällt in diese Kategorie – ein Werk, das thematisch und methodisch auf den ersten Blick …
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Jedes Jahr löst die Verleihung des Deutschen Buchpreises bei vielen Leserinnen und Lesern zunächst Skepsis aus. Auch Martina Hefters Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ fällt in diese Kategorie – ein Werk, das thematisch und methodisch auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint. Doch bei genauerer Betrachtung offenbart es eine tiefere, nachdenklich stimmende Ebene, die sich den Lesern erst nach und nach erschließt.
Ohne die Nominierung für den Buchpreis wäre das Buch wahrscheinlich an einem breiten Publikum vorbeigegangen. Das Thema, in das Martina Hefter ihre Leser mitnimmt, wirkt auf den ersten Blick wenig einladend: Es geht um Love-Scamming, eine Art des Internetbetrugs, bei dem Männer versuchen, Frauen durch gefälschte romantische Absichten auszunehmen. Die Hauptfigur Juno, eine Performance-Künstlerin, fällt jedoch nicht auf diese Maschen herein. Stattdessen nutzt sie die anonymen Chatgespräche als Spiel, eine Art Bühnenauftritt in einem digitalen Raum. Hier kann sie Rollen annehmen, sich inszenieren und eine Art Kontrolle ausüben, die ihr im Alltag oft verwehrt bleibt.
Juno entspricht nicht dem typischen Opferbild, das oft mit Love-Scamming verbunden wird. Sie ist weder naiv noch verzweifelt auf der Suche nach Liebe. Im Gegenteil: Ihr Leben erscheint auf den ersten Blick stabil. Sie ist nicht reich, kommt jedoch mit ihrer sparsamen Lebensweise gut zurecht. Sie betreibt regelmäßig Sport, hat Ambitionen im Ballett und führt ein künstlerisch bereicherndes, wenn auch nicht erfolgreiches Leben. Doch bei genauerem Hinsehen offenbart sich, dass der Alltag sie stark fordert. Die Pflege ihres Ehemannes, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, zehrt an ihrer Energie. Sie ist ständig unterwegs, gehetzt von einem Termin zum nächsten. Diese Überforderung, die sich schon seit längerem schleichend in ihrem Leben eingeschlichen hat, mag für viele Leser nachvollziehbar sein – sie ist keine Ausnahme, sondern ein Abbild der Realität vieler Menschen.
Doch warum lässt sich Juno, die weder verzweifelt noch mittellos erscheint, auf dieses Internetspiel ein? Martina Hefter nähert sich dieser Frage in kleinen, unaufdringlichen Schritten. Ist es einfach ein Zeitvertreib? Oder steckt eine tiefere Sehnsucht dahinter? Juno scheint sich selbst einzureden, dass sie die Männer durchschaut. Doch immer wieder lässt der Text erahnen, dass auch in ihr eine gewisse Hoffnung aufkeimt: Vielleicht sind die Dinge am Ende doch anders, als sie scheinen. Diese Ambivalenz macht die Figur so vielschichtig – Juno ist stark und verletzlich, kontrolliert und suchend zugleich.
Interessant ist auch, wie Hefter Junos Leben abbildet. Es gibt kaum Dialoge oder intensive menschliche Interaktionen. Der Text wirkt nüchtern und fast kalt, was den monotonen Alltag der Protagonistin treffend widerspiegelt. Doch gerade diese nüchterne Erzählweise erlaubt es Hefter, tief in Junos Gefühlswelt einzudringen. Die Handlung schreitet kaum voran, die Geschichte scheint auf der Stelle zu treten – eine literarische Reflexion von Junos stagnierendem Alltag. Und doch entsteht dabei keine Langeweile. Vielmehr schafft es die Autorin, die Leser in die scheinbare Leere von Junos Leben hineinzuziehen, die gleichzeitig voller leiser Konflikte und emotionaler Nuancen ist.
Ein wiederkehrendes Motiv des Romans ist Junos Fähigkeit, Rollen zu spielen – beruflich wie privat. Als Performance-Künstlerin ist sie es gewohnt, sich zu inszenieren, und im Internet kann sie diese Fähigkeit voll ausleben. Doch das Leben ist kein Drehbuch, und so stößt sie immer wieder an ihre Grenzen. In einer Szene am Ende des Romans wird sie Zeugin, wie Jugendliche gegen die Scheibe einer Bahn spucken, in der sie sitzt. Diese willkürliche Aggression überfordert sie, und sie bleibt passiv. Gleichzeitig zeigt der Roman auch ihre Stärke: So hindert sie einen Zug minutenlang an der Abfahrt, um sicherzustellen, dass der Rollstuhl ihres Mannes eingeladen wird. Diese Ambivalenz – zwischen Stärke und Hilflosigkeit, Kontrolle und Ohnmacht – macht Juno zu einer faszinierenden, vielschichtigen Figur.
Der Roman stellt immer wieder die Frage, was Juno wirklich antreibt. Ist es Liebe, die sie im Internet sucht? Oder einfach nur eine Flucht aus dem monotonen Alltag? Vielleicht ist es auch etwas Dunkleres: eine Sehnsucht nach dem Ende. Der wiederkehrende Verweis auf Lars von Triers Film „Melancholia“, in dem die Erde durch einen Kometen zerstört wird, legt nahe, dass Juno sich von der Vorstellung eines absoluten Endes angezogen fühlt. Diese morbide Faszination verleiht dem Roman eine zusätzliche Tiefendimension und öffnet Raum für Interpretationen.
„Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ ist kein Buch, das durch große Dramatik oder tiefschürfende Konflikte besticht. Vielmehr lebt es von seiner ruhigen, unaufgeregten Erzählweise, die die Leser schrittweise in Junos Welt zieht. Der Text ist leicht zugänglich, aber keineswegs oberflächlich. Hefter hat es geschafft, eine ungewöhnliche Protagonistin zu schaffen, die auch skeptische Leser für sich einnehmen kann.
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HEY, GUTEN MORGEN, WIE GEHT ES DIR?
Martina Hefter
Tagsüber ist Juno, eine Performance-Künstlerin, völlig ausgelastet: Sie pflegt ihren schwerkranken Ehemann Jupiter, der im Rollstuhl sitzt und kaum mehr als ein paar Schritte mit dem Rollator gehen kann. Die Leipziger …
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HEY, GUTEN MORGEN, WIE GEHT ES DIR?
Martina Hefter
Tagsüber ist Juno, eine Performance-Künstlerin, völlig ausgelastet: Sie pflegt ihren schwerkranken Ehemann Jupiter, der im Rollstuhl sitzt und kaum mehr als ein paar Schritte mit dem Rollator gehen kann. Die Leipziger Altbauwohnung, in der sie leben, ist alles andere als behindertengerecht und Jupiters Zustand verschlechtert sich zunehmend. Doch nachts, wenn der Alltag still wird, bleibt nur noch die Einsamkeit.
Um dieser Leere zu entkommen, taucht Juno in die Welt der Online-Chats ein. Dort trifft sie auf sogenannte Love-Scammers - Männer, die sie betrügen und um Geld erleichtern wollen. Doch Juno weiß, was gespielt wird. Sie lässt sich nicht ausnutzen, sondern wendet das Spiel zu ihren Gunsten: Mit ihren Lügen erschafft sie eine neue Version ihres Lebens. Mal behauptet sie, sie sei unverheiratet. Mal erzählt sie von wechselnden Liebhabern und wilden Partynächten mit Freundinnen. In dieser virtuellen Welt kann sie der Realität entfliehen, in der Jobangebote immer seltener werden und sie sich fragen muss, wer eine Tänzerin jenseits der Fünfzig noch buchen würde.
Eines Tages tritt Benu aus Nigeria in ihr Leben, ein weiterer Love-Scammer, dessen Profil von Anfang an offensichtlich gefälscht ist. Aber das macht Juno nichts aus. Er schenkt ihr einen kleinen Funken von Hoffnung und Abenteuer. Während sie ihm weiterhin Geschichten auftischt, ahnt sie insgeheim, dass sie in Wahrheit vor sich selbst flieht.
Martina Hefter hat mit „HEY, GUTEN MORGEN, WIE GEHT ES DIR?“ einen ungewöhnlichen Roman geschaffen, der mit leisen, aber eindringlichen Tönen von Sehnsucht, Einsamkeit und dem Wunsch nach Nähe erzählt. Es geht um die Härten des Älterwerdens, die wachsende Distanz in Beziehungen und den schmerzhaften Versuch, sich selbst neu zu erfinden. Was wie eine alltägliche Geschichte beginnt, entfaltet sich zu einer tiefgründigen Erzählung, die zum Nachdenken anregt.
Ob Juno am Ende Geld an Benu überweist? Das müsst ihr selber herausfinden.
Da ich das Buch größtenteils als Hörbuch genossen habe, möchte ich unbedingt die wunderbare, positive Stimme von Inka Löwendorf hervorheben. Ihr zuzuhören war ein wahrer Genuss.
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Kreativer Ansatz
Juno ist Künstlerin, pflegt ihren erkrankten Mann und verbringt ihre schlaflosen Nächte damit, heimlich mit Love-Scammern zu chatten. Diese Männer lügen Frauen die große Liebe vor, um an ihr Geld zu kommen. Doch Juno lügt zurück. Sie belügt …
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Kreativer Ansatz
Juno ist Künstlerin, pflegt ihren erkrankten Mann und verbringt ihre schlaflosen Nächte damit, heimlich mit Love-Scammern zu chatten. Diese Männer lügen Frauen die große Liebe vor, um an ihr Geld zu kommen. Doch Juno lügt zurück. Sie belügt die Männer und sich selbst, bis sich immer wieder neue Wahrheiten hineinschleichen. Aber dann trifft sie online den Love-Scammer Benu, der sie durchschaut.
Die Idee der Geschichte fand ich sehr kreativ und auch der Erzählstil hat mir richtig gut gefallen. Juno wirkt auf mich ein bisschen suchend und orientierungslos. Sie war mir nicht wirklich sympathisch, hatte aber einen sehr eigenen Blick auf die Welt, den ich gerne verfolgt habe und der im Hörbuch auch sehr gut rübergekommen ist.
Als sie begonnen hat mit den Love-Scammern zu chatten, habe ich fast schon etwas Mitleid mit den Männern bekommen, weil sie so gnadenlos war. Diese Unterhaltungen haben mir richtig gut gefallen.
Es werden viele verschiedene Themen angesprochen. Juno ist ein Mensch mit verschiedenen Diversitätsmerkmalen und beginnt durch ihre Unterhaltungen mit Beno zu recherchieren, zu kontextualisieren und zu hinterfragen. Dadurch werden sehr viele Dinge, die angesprochen wurden, für meinen Geschmack nicht genug behandelt, sondern nur gestreift und einiges bleibt offen.
Die Geschichte ist sicher nicht Main-Stream, aber mir hat es ganz gut gefallen, auch wenn ich glaube, dass ich nicht alles verstanden habe.
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Gebundenes Buch
Buchpreis für Grundschulniveau
Wenn ich nicht die Bewertungen meiner Vorhergehenden gelesenen hätte, würde ich ja an meinem Literaturverständnis zweifeln. Von den sechs Büchern der Shortlist habe ich jetzt vier gelesen, nur Othmann „Vierundsiebzig“ hat mich …
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Buchpreis für Grundschulniveau
Wenn ich nicht die Bewertungen meiner Vorhergehenden gelesenen hätte, würde ich ja an meinem Literaturverständnis zweifeln. Von den sechs Büchern der Shortlist habe ich jetzt vier gelesen, nur Othmann „Vierundsiebzig“ hat mich überzeugt. Maren Kames „Hasenprosa“ und Clemens Meyer „Die Projektoren“ haben mir missfallen und auch dieser Siegertitel kann wirklich nicht überzeugen. Ich fordere den Videobeweis für Literatur, so viele kritische Bewertungen können doch nicht irren.
Übrigens auf der Longlist haben mir einige Bücher gut bis sehr gut gefallen: Nora Bossong „Reichskanzlerplatz“, Zora del Buono „Seinetwegen“,Michael Köhlmeier „Das Philosophenschiff“, Daniela Krien „Mein drittes Leben“ und Stefanie Sargnagel „Iowa“.
Als das Buch von del Buono im literarischen Quartett besprochen wurde, fragte Thea Dorn, ob die Beschreibung der Schweizer Stadt Glarus noch Literatur sei. Immerhin lernt die Leserin etwas.
Bei Hefter klingt der kluge Teil so: „Sternbilder waren eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Mythologie. Sie zeigen die rührende Phantasie der Menschen genauso wie ihr enormes Wissen. Man nutzte die Sternbilder zur Navigation und erforschte ihre einzelnen Sterne, manche waren noch ganz jung, manche uralt.“ (33) Wenn ich jetzt sage, dass dieses Grundschulniveau der Astronomie ein Höhepunkt des Buches war, wird jeder verstehen, dass es mir missfallen hat.
Peter Handke hat einmal die Startaufstellung des 1.FC Nürnberg in sein Buch aufgenommen, Literatur ist also alles Schriftliche. Aber sind Chats lesenswert und fast die Hälfte des Buches besteht daraus. Erst erhöhe ich das Lesetempo.
Als ich aber auf Seite 61 folgendes gelesen habe, dachte ich es wird Zeit die Segel zu streichen:
„Ich rauch Gras, das entspannt.
Du solltest auch Gras rauchen.“
Bis zum Ende des Kapitels auf S.63 habe ich noch durchgehalten, weiter nicht. 1 Stern.
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Gebundenes Buch
Worum geht es?
Spontan beschließt Juno, den Love-Scammern, die sie auf Social Media anschreiben, zu antworten und ihnen zu sagen, dass sie sie durchschaut hat. Die meisten verschwinden danach, aber nicht alle.
Worum geht es wirklich?
Kunst und Flucht.
Lesenswert?
Konnte mich nicht …
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Worum geht es?
Spontan beschließt Juno, den Love-Scammern, die sie auf Social Media anschreiben, zu antworten und ihnen zu sagen, dass sie sie durchschaut hat. Die meisten verschwinden danach, aber nicht alle.
Worum geht es wirklich?
Kunst und Flucht.
Lesenswert?
Konnte mich nicht überzeugen. Ich habe dieses Buch wegen seiner Nominierung für den Buchpreis 2024 gelesen.
Positiv ist mir das Cover aufgefallen und dass man das Buch echt gut lesen kann. Es ist ohnehin nicht sonderlich umfangreich und man kommt sehr schnell voran, es ist nicht mühsam und nicht anstrengend.
Leider konnte mich aber der Inhalt nicht überzeugen. Juno beginnt einen regen Austausch mit einem enttarnten Love-Scammer, der sie von ihren alltäglichen Sorgen ablenkt. Gesundheit und Finanzen sind zwei große Themen in Junos Leben. Junos Mann Jupiter hat MS und Juno unterstützt ihn immer wieder. Beide sind künstlerisch tätig, die nächsten Gehälter nicht gesichert.
Juno ist in meinen Augen ein eher unsympathischer Charakter, sie wirkt hart und auch nur begrenzt hilfsbereit. Der Umgang zwischen den beiden verbessert das ganze ebenfalls nicht.
Generell gibt es zwar eine Handlung, der man auch gut folgen kann, aber der Sinn hinter dieser Geschichte erschließt sich mir nicht. Auch fand ich das Buch keineswegs berührend, wie ich bei manch anderen Rezensionen gelesen habe. Für mich war da einfach nur eine unsympathische Person, die sich im Internet ablenkt, die teilweise sehr selbstbezogen agiert und deren Emotionen fehlen.
Es war okay, dieses Buch zu lesen, aber es hat mich nicht überzeugt oder wird bleibenden Eindruck hinterlassen.
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Gebundenes Buch
Es ist wie mit der Kunst: manchmal kann man einfach nicht verstehen, was Kritiker dazu treibt Bestnoten für ein Werk zu verteilen.
Schön, für die Autorin Hefter, dass meine Meinung nicht überwiegend die der Mehrheit entspricht.
Ich habe bis zum Ende nach dem Sinn der Geschichte …
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Es ist wie mit der Kunst: manchmal kann man einfach nicht verstehen, was Kritiker dazu treibt Bestnoten für ein Werk zu verteilen.
Schön, für die Autorin Hefter, dass meine Meinung nicht überwiegend die der Mehrheit entspricht.
Ich habe bis zum Ende nach dem Sinn der Geschichte gesucht.
Auch wenn es realistisch beschrieben und poetisch geschrieben ist, bleiben die Protagonisten flach, insgesamt kühl und ohne jegliche Freude. Ich kann ein paar Dinge einfach nicht nachvollziehen, weil es sehr oberflächlich und kaum beschrieben ist.
Ist das Thema Love Scamming, Einsamkeit, Krankheit, Alter oder ein Mix aus Allem ? Ich hab das Buch nach der letzten Seite enttäuscht weggelegt und freue mich aber für alle Leser, denen es gefallen hat.
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Gebundenes Buch
Juno ist 50 und Performancekünstlerin. Ihre Tage verbringt sie bei Proben und Vorstellungen, dazwischen pflegt sie seit über 15 Jahren ihren Mann Jupiter (es wird nicht explizit erwähnt, aber von der Medikation ausgehend würde ich vermuten, dass er MS hat). Nachts kann sie nicht …
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Juno ist 50 und Performancekünstlerin. Ihre Tage verbringt sie bei Proben und Vorstellungen, dazwischen pflegt sie seit über 15 Jahren ihren Mann Jupiter (es wird nicht explizit erwähnt, aber von der Medikation ausgehend würde ich vermuten, dass er MS hat). Nachts kann sie nicht schlafen und chattet daher im Internet mit Love-Scammern. Es macht ihr Spaß, diese zu verwirren und auflaufen zu lassen. Doch dann lernt sie eines Nachts Beno kennen und dieses Mal entwickelt sich das Gespräch anders.
Ich hatte eigentlich nicht vor, „Hey guten Morgen, wie geht es dir“ von Martina Hefter zu lesen. Eine Frau mittleren Alters, die nachts mit Love-Scammern chattet, während ihr pflegebedürftiger Mann nebenan schläft, kam mir wenig reizvoll vor. Aber dann landete der Roman auf der Long- und schließlich auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2024, die positiven Stimmen wurden mehr und schließlich wurde ich doch neugierig.
Eigentlich habe ich das Buch auch wirklich gerne gelesen, ich fand es unterhaltsam, an einigen Stellen hat es mich zum Nachdenken gebracht, an anderen habe ich mich an pointierte Beobachtungen Junos erfreut. Genug, um spontan die vollen fünf Sterne zu vergeben.
Aber dann habe ich mich nicht sofort an die Rezension gesetzt, ein paar Tage verstreichen lassen, und es ist das passiert, was einem wirklich guten Buch nicht passieren sollte: Es hat sich in nur wenigen Tagen fast komplett aus meinem Gedächtnis gelöscht.
Woran das gelegen hat? Ich mochte Juno als Protagonistin, ihre trockene Art, mit der sie, fast schon selbstgerecht, Scammer (oder sagen wir: potenzielle, Juno macht sich nicht wirklich die Mühe, erstmal herauszukriegen, ob ihr Verdacht berechtigt ist) auflaufen lässt. Ich fand ihre Lebensbetrachtungen nicht uninteressant. Ich fand, dass sie einige gute Themen angestoßen hat.
Aber da ist vielleicht schon einer der Knackpunkte: „angestoßen“. Denn im Rückblick weiß ich nicht so wirklich, worum es in dieser Geschichte gehen sollte. Love-Scamming? Vorurteile/Rassismus? Frauen mittleren Alters (oder auch hohen Alters, wenn man sich in der Tanzwelt bewegt)? Pflegende Angehörige? Problematik einer Beziehung mit einem schwerkranken Partner? Es ist natürlich völlig legal, mehrere Themen in einem Roman unterzubringen, aber es hilft, wenn man sie dann auch greifbar macht. Hier blieb mir alles etwas zu wabernd in der Schwebe, hatte etwas zu wenig Substanz.
(Kann mir mal bitte jemand diesen ausufernden Gebrauch an Götter-/Planetennamen erklären Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich den nicht ein wenig zu platt fand).
Das mag eine etwas dürftige Analyse sein, aber mehr präsentiert sich mir leider nicht mehr. Und trotzdem bleibt „Hey guten Morgen, wie geht es dir“ ein Buch, das ich gerne und schnell gelesen habe. Hätte ich nicht den Fehler gemacht, meine Meinung nicht sofort zu Papier zu bringen, wäre mir das Körnchen innerer Unzufriedenheit vielleicht nie aufgefallen. Es ist auf jeden Fall ein Roman, der bedeutend besser ist, als sein Cover-Text vermuten lässt und ich würde Interessierte durchaus ermutigen, ihm eine Chance zu geben.
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Gebundenes Buch
Juno kann nicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirren der Performancekünstlerin aus Leipzig im Kopf herum. Einmal natürlich ihr Partner Jupiter: Er ist schwer erkrankt, kann kaum mehr alleine laufen und um seinen schweren Rollstuhl aus dem Altbau zu wuchten braucht es immer die Hilfe von …
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Juno kann nicht schlafen. Zu viele Gedanken schwirren der Performancekünstlerin aus Leipzig im Kopf herum. Einmal natürlich ihr Partner Jupiter: Er ist schwer erkrankt, kann kaum mehr alleine laufen und um seinen schweren Rollstuhl aus dem Altbau zu wuchten braucht es immer die Hilfe von irgendeinem Nachbarn. Auch macht sie sich Gedankem um ihr Alter und ihre Wirkung mit über 50 Jahren, die sie doch so gar nicht spürt. Sternbilder haben es ihr angetan und dann ist da noch Benu: Wie schon des öfteren zuvor wollte sie den Mann, der ihr als Lovescammer schrieb auflaufen lassen aber irgendwie hat sich aus dem Chat eine Art Freundschaft entwickelt. Oder ist er doch hinter ihrem nichtexistenten Geld her?
Dieser Roman klang erstmal nach einer aktuellen und spannenden Geschichte mit besonderen Figuren. Doch leider konnte er mich gar nicht packen. Ich bin mit Juno nicht warm geworden. Sie verheddert sich in ihren Gedanken, die zu nichts führen. Zwischen ihr und Jupiter gibt es extrem wenig Interaktion. Zuneigung oder Liebe sind kaum zu spüren. Beide wirken sehr isoliert. Warum reden sie kaum oder essen nicht mal gemeinsam? Es war mir alles zu distanziert erzählt, Juno zu gewollt "anders als alle anderen". Klar.
Der Lovescammer-Teil des Romams ist kaum Existent, der Klappentext bläst hier etwas auf, was eigentlich nicht da ist. Mir fehlte so etwas Inhalt neben Junos kreisen um ihr Leben und nichtssagenden Chats mit Benu (Warum muss sie die eigentlich geheim halten? Was ist so schlimm daran?). Kurz: Ich habe mich gelangweilt.
Es ist schade, aber das war offenbar einfach nicht das richtige Buch für mich. Ich hoffe, es findet Leser, die mehr mit Juno und ihrem gleichzeitig normalen und doch besonderem Leben anfangen können!
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Gebundenes Buch
Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Martina Hefter
Juno, Mitte 50, ist Performancekünstlerin und lebt mit ihrem schwer erkrankten, an den Rollstuhl gebundenen Mann Jupiter in Leipzig. Der Alltag ist schwierig, finanziell und auch emotional, das Paar hat sich entfremdet. Juno lebt in ihrer …
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Hey guten Morgen, wie geht es dir?
Martina Hefter
Juno, Mitte 50, ist Performancekünstlerin und lebt mit ihrem schwer erkrankten, an den Rollstuhl gebundenen Mann Jupiter in Leipzig. Der Alltag ist schwierig, finanziell und auch emotional, das Paar hat sich entfremdet. Juno lebt in ihrer „eigenen“ Welt, die aus Ballett, dem obsessiven Interesse an den Planeten sowie dem neu entdeckten Faible für Tattoos besteht. Sie hadert mit dem Älterwerden und sorgt sich um die Veränderungen ihres Körpers.
Ihre schlaflosen Nächte überbrückt sie, indem sie sich auf Anfragen fremder Männer im Internet einlässt, wohl wissend, dass es sich bei deren Profilen um sogenannte „Love-Scammer“ handelt; Männer die sich das Profil eines gut situierten, gutaussehenden „weißen“ Mannes zulegen, um einsamen Frauen die große Liebe vorzuspielen und sie dann finanziell ausnehmen. Juno „spielt“ mit diesen Männern im Internet, sie legt sich selber falsche Identitäten zu und brüskiert die Männer mit ihren abschweifenden Gedanken und Phantasien.
Als sie mit Benu aus Nigeria chattet und diesen als Scammer enttarnt, setzen die beiden trotzdem den Kontakt fort, die Chats bestehen aus Belanglosigkeiten „Hey, guten Morgen, wie geht es dir?“ und trotzdem begleiten sie ihren Alltag. Sie beginnt, sich mit der Lebenssituation der Menschen in Nigeria zu beschäftigen. Sie recherchiert aber auch über die Machenschaften der Love-Scammer und den Schaden, den die Opfer erleiden.
Der Buch endet, wie auch der Alltag weitergeht, belanglos, ohne Ende ohne Plan.
Der Roman der diesjährigen Preisträgerin des Deutschen Literaturpreises hat mich leider nur stellenweise überzeugt. Die vermutlich starken autobiographischen Anteile sorgen für eine fehlende literarische Tiefe. Das Fragmentarische, das Programm ist, aneinandergesetzte Szenen und Gedanken, unausgereifte Themen, die ausgebaut hätten werden können. Besonders enttäuschend fand ich die mangelnde sprachliche Innovationsbereitschaft.
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eBook, ePUB
Wow! Was für ein wunderbares leises aber gewaltiges Buch, absolut verständlich, dass es für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert ist.
Ich bin abgetaucht in die Welt von Juno, eine Performance Künstlerin, die sich um ihren MS kranken Ehemann kümmert und nachts nicht …
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Wow! Was für ein wunderbares leises aber gewaltiges Buch, absolut verständlich, dass es für den Deutschen Buchpreis 2024 nominiert ist.
Ich bin abgetaucht in die Welt von Juno, eine Performance Künstlerin, die sich um ihren MS kranken Ehemann kümmert und nachts nicht schlafen kann. Wenn sie nicht gerade hart trainiert, treibt sie Scherze mit sogenannten Scammern auf Instagram, bis sie auf Benu aus Nigeria trifft, der sie genauso durchschaut wie sie ihn.
Martina Hefters Schreibstil ist gradlinig und klar, aber auch poetisch. Obwohl in diesem Roman nicht wirklich Spektakuläres passiert, ausser das Leben selbst, streift es viele Themen, die einen nachdenklich stimmen: Krankheit, das Altern, Ausgrenzung, Rassismus, die Kolonialzeit und ihre Nachwirkungen bis heute...
Aber nie als mahnender Zeigefinger, sondern als Gedankensplitter.
Großartig auch die Namen der Protagonisten, die nach Gestirnen benannt sind; Planeten und Götter ziehen als roter Faden durch die Handlung.
Das Buch und ihre starke Protagonistin gingen mir direkt unter die Haut und ich werde wohl noch sehr lange an sie denken.
Ich gebe eine absolute Leseempfehlung!
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