John Le Carré
Audio-CD
Federball
587 Min.. CD Standard Audio Format.Lesung.Ungekürzte Ausgabe
Übersetzung: Torberg, Peter;Gesprochen: Buch, Achim
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Populismus, Datenmissbrauch und Fake News - was tun, wenn die Welt plötzlich in Flammen steht?Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter großer Auftrag erteilt. Zur Erholung spielt Nat montags Badminton, seit neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Und ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land und seinem bisherigen Leben infrage z...
Populismus, Datenmissbrauch und Fake News - was tun, wenn die Welt plötzlich in Flammen steht?
Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter großer Auftrag erteilt. Zur Erholung spielt Nat montags Badminton, seit neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Und ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land und seinem bisherigen Leben infrage zu stellen. Und eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen, die für alle Konsequenzen haben wird. John le Carré erweist sich einmal mehr in der Wahl seiner Geschichte und ihrer Protagonisten als hellsichtig und klug, als ein großartiger Chronist unserer Zeit.
»Niemand sonst benennt - schonungslos gegenüber Politikern und unglaublich faszinierend für seine Leser - die offenen und gut gehüteten Geheimnisse unsere Zeit so klar wie John le Carré.« The Guardian
»Kein Autor vermag es wie le Carré, das höfliche Gespräch zweier Menschen, die an einem Tisch sitzen, in ein hochgefährliches Spiel zu verwandeln.« The Daily Telegraph
Nat hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zu seiner Frau zurückgekehrt, da wird ihm ein letzter großer Auftrag erteilt. Zur Erholung spielt Nat montags Badminton, seit neuestem gegen Ed, einen jungen Mann, der den Brexit hasst, Trump hasst, auch seine Arbeit in einer seelenlos gewordenen Medienagentur. Und ausgerechnet Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land und seinem bisherigen Leben infrage zu stellen. Und eine schwerwiegende Entscheidung zu treffen, die für alle Konsequenzen haben wird. John le Carré erweist sich einmal mehr in der Wahl seiner Geschichte und ihrer Protagonisten als hellsichtig und klug, als ein großartiger Chronist unserer Zeit.
»Niemand sonst benennt - schonungslos gegenüber Politikern und unglaublich faszinierend für seine Leser - die offenen und gut gehüteten Geheimnisse unsere Zeit so klar wie John le Carré.« The Guardian
»Kein Autor vermag es wie le Carré, das höfliche Gespräch zweier Menschen, die an einem Tisch sitzen, in ein hochgefährliches Spiel zu verwandeln.« The Daily Telegraph
John le Carré, 1931 geboren, studierte in Bern und Oxford. Er unterrichtete in Eton, bevor er während des Kalten Krieges für den britischen Geheimdienst arbeitete. 2011 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Seit nunmehr über fünfzig Jahren ist das Schreiben sein Beruf. Er lebt in London und Cornwall. Achim Buch studierte an der Folkwang-Hochschule Essen und war an Theaterbühnen in Frankfurt, Hamburg und Freiburg engagiert. Als freier Schauspieler gastiert er unter anderem in Dresden, München und Berlin. Er wirkt zudem in Serien wie 'Tatort' oder 'Küstenwache' mit. Als Hörbuchsprecher ist er wegen seiner tiefen Stimme vor allem bei Krimi-Fans beliebt. Er beherrscht aber auch spielend die Interpretation literarischer und humorvoller Texte.

Produktdetails
- Verlag: Hörbuch Hamburg
- Anzahl: 8 Audio CDs
- Gesamtlaufzeit: 587 Min.
- Erscheinungstermin: 2. November 2020
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783869092829
- Artikelnr.: 59202356
Herstellerkennzeichnung
Hörbuch Hamburg
Völckerstraße 18
22765 Hamburg
info@hoerbuch-hamburg.de
040 897207800
Der englische Patient im Delirium
In seinem neuen Roman "Federball" verarbeitet der britische Autor John le Carré das Trauma des Brexits. Sein Fazit ist bitter: An der Spitze des Landes steht ein Mann, der immer gewinnen will und alles verspielt.
LONDON, Ende Oktober
Anfang der sechziger Jahre, als John le Carré in Deutschland für den britischen Geheimdienst tätig war, lautete die offizielle Mission des als Diplomat getarnten Spions, die Unterstützung deutscher Politiker für das Gesuch Großbritanniens zu gewinnen, der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten. Sechzig Jahre später ist das innenpolitisch gelähmte Britannien mit seinem Austrittbegehren nun wieder in die Rolle des Bittstellers
In seinem neuen Roman "Federball" verarbeitet der britische Autor John le Carré das Trauma des Brexits. Sein Fazit ist bitter: An der Spitze des Landes steht ein Mann, der immer gewinnen will und alles verspielt.
LONDON, Ende Oktober
Anfang der sechziger Jahre, als John le Carré in Deutschland für den britischen Geheimdienst tätig war, lautete die offizielle Mission des als Diplomat getarnten Spions, die Unterstützung deutscher Politiker für das Gesuch Großbritanniens zu gewinnen, der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beizutreten. Sechzig Jahre später ist das innenpolitisch gelähmte Britannien mit seinem Austrittbegehren nun wieder in die Rolle des Bittstellers
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gerutscht, obgleich die Briten in der sarkastischen Beurteilung eines desillusionierten ehemaligem russischen Geheimdienstlers in le Carrés jüngstem Roman, "Federball", "die Nase oben" tragen und sich für "Superhelden" halten, weil sie meinen, all ihre Kriege ganz alleine gewonnen zu haben.
In der Zwischenzeit hat le Carré die Spitzeltätigkeit längst eingetauscht gegen den Beruf des Schriftstellers, der, wie er selbst einmal bemerkte, dasselbe "wache Auge für menschliche Verfehlungen und die vielen Wege zum Verrat" erfordert. Die Gewissheiten des Kalten Krieges sind der postkommunistischen Weltunordnung gewichen, und le Carré hat seine Stoffe den aktuellen Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung und Regionalisierung angepasst. Ob er sich mit erhobener Faust des Waffenhandels, der Geldwäscherei, den Machenschaften der Pharmaindustrie oder des islamischen Terrorismus annimmt, es sind immer die gleichen angeschlagenen Helden, die in der Schattenwelt der Geheimdienste mit gespaltenen Loyalitäten, kompromittierter Moral und doppelbödigen Identitäten ringen.
Dieses Mal dient le Carré der "blanke Irrsinn" des Brexits als Folie für seine beklemmend eindringliche Erkundung gebrochener Seelenlandschaften. Das Thema treibt den leidenschaftlichen Europäer buchstäblich auf die Barrikaden. Le Carré hat von der Unmöglichkeit gesprochen, gegenwärtig zu schreiben, ohne "von innen über den Zustand der Nation" zu reden. "Ich bin Teil davon. Es deprimiert mich. Ich schäme mich dessen und ich glaube, das vermittelt sich in dem Buch." Man könnte diese Aussage als Untertreibung bezeichnen. Le Carré beschriebt ein gespaltenes Land "in freiem Fall", das den roten Teppich ausrollt für einen amerikanischen Präsidenten, "der gekommen ist, um die schwer erkämpften Beziehungen zu Europa zu verhöhnen und die Premierministerin zu erniedrigen, die ihn eingeladen hat". London ist eine "niemals stillstehende Geldwaschanlage", in der die politische Elite mit korrupten Oligarchen verkehrt, die Brexiteere mit Spenden unterstützen. Je nach dem, welcher Figur der Autor das Wort gibt, wird das Land geführt von einem "Haufen postimperialer Nostalgiker, die nicht mal einen Obststand betreiben können", oder einem "zehntklassigen Minderheitskabinett der Tories" mit einem "verfluchten Narzissten von elitärem Eton-Absolventen" zum Außenminister, "der nicht eine einzige feste Überzeugung zu bieten hätte, mal abgesehen von seinem eigenen Fortkommen".
Le Carré behauptet zwar stets, dass seine Figuren nicht für ihn sprechen. In "Federball" legt er die extremsten Tiraden gegen den Zustand der Welt denn auch einem unmoralischen Russen und einem idealistischen proeuropäischen jungen Engländer in den Mund, mit dem der Hauptprotagonist regelmäßig Federball spielt. Doch deckt sich deren Verdruss mit den Aussagen, die le Carré anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches macht. Der "schauderhafte Außenminister" des Romans ist in der wirklichen Welt inzwischen an die Spitze der Regierung avanciert, gegen deren Brexit-Politik der Schriftsteller trotz seiner 88 Jahre demonstriert. Als ehemaliger Deutsch-Lehrer des Internats, das zwanzig Premierminister hervorgebracht hat, weiß le Carré, wovon er spricht, wenn er im Zusammenhang mit Boris Johnson ein von Eton vermittelte Eigenschaft kennzeichnet. Er habe ein Dutzend Schüler seiner Art unterrichtet, sagt le Carré. Eton mache etwas Außergewöhnliches. Es bringe den Eleven nicht das Regieren, sondern das Gewinnen bei. "Darum geht es." Dass diese Ausbildung bei einem von der Lust am Wettbewerb derart getriebenen Wesen wie Johnson auf besonders nahrhaften Boden gestoßen ist, muss le Carré gar nicht hervorheben. Es versteht sich von selbst.
In "Federball" wird die politische Lage aus dem Blickwinkel eines Ich-Erzählers referiert, der nach vielen Jahren der Agententätigkeit in ehemaligen Ostblockländern nach London zurückkehrt und die Beziehung zu seiner zu Hause gebliebenen Frau,, einer politisch engagierten Menschenrechtsanwältin, wieder aufbaut. Gleiches strebt er für seine Tochter an, die ihn mit der selbstgerechten Intoleranz Jugendlicher betrachtet.
Nat, wie le Carrés Protagonist heißt, ist zwar erst 47 Jahre alt, rechnet aber mit seiner Entlassung. Statt dessen wird er von der Zentrale an der Themse auf das Abstellgleis einer "Mülldeponie für umgesiedelte Überläufer ohne Wert und für fünftklassige Informanten auf dem absteigenden Ast" geschoben. Die heruntergekommene Nebenstelle liegt am anderen Ende der Stadt und trägt den euphemistischen Namen "Oase", dessen Ironie Nat in seinem Protokoll einer Kette von Ereignissen unterstreicht, die zu einem bereits früh angedeuteten "Fall" hinauslaufen. Das anfängliche Pianissimo schwillt unter der gekonnten Feder le Carrés zu einem Forte an, das Nat von den Nebengewässern in den Hauptstrom führt auf die Spur einer verdeckten angloamerikanischen Operation mit dem Ziel, die sozialdemokratischen Institutionen und die internationalen Handelsabkommen der Europäischen Union zu unterminieren, unter anderem durch die "massive Verbreitung von "Fake News". In diesem Szenario macht sich Britannien im Gegenzug für Freihandelszusagen nach dem Brexit zum Handlanger Trumps.
Trotz der Verschwörungstheorien und ungehaltener Ausbrüche gegen Trump, Putin und die Brexiteere spielt le Carré in diesem Alterswerk gekonnt auf der Klaviatur der psychologischen Befindlichkeiten von Figuren, die weniger Verräter sind, als dass ihre Ideale verraten worden seien von zynischen Strippenziehern im Zentrum der Macht.
Als Metapher für die Wesenszüge dieser Männer, die für ihr Land lügen, dient der Federballsport, der seinen schrullig und eigenbrötlerisch wirkenden Spielern "List, Geduld, Tempo und eine unmögliche Aufholjagd" abverlangt. Nichts entgeht dem geübten Agentenblick für das verräterische Detail sowie dem Gespür für die menschlichen Unzulänglichkeiten und dem Ohr für vielsagende sprachliche Nuancen, das in der von le Carré selbst mit seinem berühmten mimischem Talent vorgetragenen Hörbuchfassung noch deutlicher zur Geltung kommt. In der Anklage gegen den Ausverkauf des europäischen Ideals halten sich der Zorn über die Unmoral der Regierenden und die altersmelancholisch gefärbte Betrachtung der Komödie des Lebens die Waage.
GINA THOMAS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In der Zwischenzeit hat le Carré die Spitzeltätigkeit längst eingetauscht gegen den Beruf des Schriftstellers, der, wie er selbst einmal bemerkte, dasselbe "wache Auge für menschliche Verfehlungen und die vielen Wege zum Verrat" erfordert. Die Gewissheiten des Kalten Krieges sind der postkommunistischen Weltunordnung gewichen, und le Carré hat seine Stoffe den aktuellen Herausforderungen im Zeitalter der Globalisierung und Regionalisierung angepasst. Ob er sich mit erhobener Faust des Waffenhandels, der Geldwäscherei, den Machenschaften der Pharmaindustrie oder des islamischen Terrorismus annimmt, es sind immer die gleichen angeschlagenen Helden, die in der Schattenwelt der Geheimdienste mit gespaltenen Loyalitäten, kompromittierter Moral und doppelbödigen Identitäten ringen.
Dieses Mal dient le Carré der "blanke Irrsinn" des Brexits als Folie für seine beklemmend eindringliche Erkundung gebrochener Seelenlandschaften. Das Thema treibt den leidenschaftlichen Europäer buchstäblich auf die Barrikaden. Le Carré hat von der Unmöglichkeit gesprochen, gegenwärtig zu schreiben, ohne "von innen über den Zustand der Nation" zu reden. "Ich bin Teil davon. Es deprimiert mich. Ich schäme mich dessen und ich glaube, das vermittelt sich in dem Buch." Man könnte diese Aussage als Untertreibung bezeichnen. Le Carré beschriebt ein gespaltenes Land "in freiem Fall", das den roten Teppich ausrollt für einen amerikanischen Präsidenten, "der gekommen ist, um die schwer erkämpften Beziehungen zu Europa zu verhöhnen und die Premierministerin zu erniedrigen, die ihn eingeladen hat". London ist eine "niemals stillstehende Geldwaschanlage", in der die politische Elite mit korrupten Oligarchen verkehrt, die Brexiteere mit Spenden unterstützen. Je nach dem, welcher Figur der Autor das Wort gibt, wird das Land geführt von einem "Haufen postimperialer Nostalgiker, die nicht mal einen Obststand betreiben können", oder einem "zehntklassigen Minderheitskabinett der Tories" mit einem "verfluchten Narzissten von elitärem Eton-Absolventen" zum Außenminister, "der nicht eine einzige feste Überzeugung zu bieten hätte, mal abgesehen von seinem eigenen Fortkommen".
Le Carré behauptet zwar stets, dass seine Figuren nicht für ihn sprechen. In "Federball" legt er die extremsten Tiraden gegen den Zustand der Welt denn auch einem unmoralischen Russen und einem idealistischen proeuropäischen jungen Engländer in den Mund, mit dem der Hauptprotagonist regelmäßig Federball spielt. Doch deckt sich deren Verdruss mit den Aussagen, die le Carré anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches macht. Der "schauderhafte Außenminister" des Romans ist in der wirklichen Welt inzwischen an die Spitze der Regierung avanciert, gegen deren Brexit-Politik der Schriftsteller trotz seiner 88 Jahre demonstriert. Als ehemaliger Deutsch-Lehrer des Internats, das zwanzig Premierminister hervorgebracht hat, weiß le Carré, wovon er spricht, wenn er im Zusammenhang mit Boris Johnson ein von Eton vermittelte Eigenschaft kennzeichnet. Er habe ein Dutzend Schüler seiner Art unterrichtet, sagt le Carré. Eton mache etwas Außergewöhnliches. Es bringe den Eleven nicht das Regieren, sondern das Gewinnen bei. "Darum geht es." Dass diese Ausbildung bei einem von der Lust am Wettbewerb derart getriebenen Wesen wie Johnson auf besonders nahrhaften Boden gestoßen ist, muss le Carré gar nicht hervorheben. Es versteht sich von selbst.
In "Federball" wird die politische Lage aus dem Blickwinkel eines Ich-Erzählers referiert, der nach vielen Jahren der Agententätigkeit in ehemaligen Ostblockländern nach London zurückkehrt und die Beziehung zu seiner zu Hause gebliebenen Frau,, einer politisch engagierten Menschenrechtsanwältin, wieder aufbaut. Gleiches strebt er für seine Tochter an, die ihn mit der selbstgerechten Intoleranz Jugendlicher betrachtet.
Nat, wie le Carrés Protagonist heißt, ist zwar erst 47 Jahre alt, rechnet aber mit seiner Entlassung. Statt dessen wird er von der Zentrale an der Themse auf das Abstellgleis einer "Mülldeponie für umgesiedelte Überläufer ohne Wert und für fünftklassige Informanten auf dem absteigenden Ast" geschoben. Die heruntergekommene Nebenstelle liegt am anderen Ende der Stadt und trägt den euphemistischen Namen "Oase", dessen Ironie Nat in seinem Protokoll einer Kette von Ereignissen unterstreicht, die zu einem bereits früh angedeuteten "Fall" hinauslaufen. Das anfängliche Pianissimo schwillt unter der gekonnten Feder le Carrés zu einem Forte an, das Nat von den Nebengewässern in den Hauptstrom führt auf die Spur einer verdeckten angloamerikanischen Operation mit dem Ziel, die sozialdemokratischen Institutionen und die internationalen Handelsabkommen der Europäischen Union zu unterminieren, unter anderem durch die "massive Verbreitung von "Fake News". In diesem Szenario macht sich Britannien im Gegenzug für Freihandelszusagen nach dem Brexit zum Handlanger Trumps.
Trotz der Verschwörungstheorien und ungehaltener Ausbrüche gegen Trump, Putin und die Brexiteere spielt le Carré in diesem Alterswerk gekonnt auf der Klaviatur der psychologischen Befindlichkeiten von Figuren, die weniger Verräter sind, als dass ihre Ideale verraten worden seien von zynischen Strippenziehern im Zentrum der Macht.
Als Metapher für die Wesenszüge dieser Männer, die für ihr Land lügen, dient der Federballsport, der seinen schrullig und eigenbrötlerisch wirkenden Spielern "List, Geduld, Tempo und eine unmögliche Aufholjagd" abverlangt. Nichts entgeht dem geübten Agentenblick für das verräterische Detail sowie dem Gespür für die menschlichen Unzulänglichkeiten und dem Ohr für vielsagende sprachliche Nuancen, das in der von le Carré selbst mit seinem berühmten mimischem Talent vorgetragenen Hörbuchfassung noch deutlicher zur Geltung kommt. In der Anklage gegen den Ausverkauf des europäischen Ideals halten sich der Zorn über die Unmoral der Regierenden und die altersmelancholisch gefärbte Betrachtung der Komödie des Lebens die Waage.
GINA THOMAS
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Friss oder stirb
Er hat es wieder getan, der international berühmteste Autor des anspruchsvollen Spionageromans. Gut zwei Jahre nach „Vermächtnis der Spione“ von John le Carré erscheint nun „Federball“. Doch worum geht es?
Nat ist 47 Jahre alt und hat …
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Friss oder stirb
Er hat es wieder getan, der international berühmteste Autor des anspruchsvollen Spionageromans. Gut zwei Jahre nach „Vermächtnis der Spione“ von John le Carré erscheint nun „Federball“. Doch worum geht es?
Nat ist 47 Jahre alt und hat seine besten Jahre als Spion hinter sich. Gerade ist er nach London zurückgekehrt, zu seiner Frau Prue, einer Menschenrechtsanwältin, da wird ihm ein letzter Auftrag erteilt, denn Moskau wird zunehmend zu einer Bedrohung.
Nat ist ein begeisterter Badmintonspieler. Seit Neuestem spielt er gegen Ed, einen 26-jährigen Mann, der den Brexit hasst und Trump verabscheut. Angeblich arbeitet er als Rechercheur: „Zeug kommt rein. Ich sortiere es. Dann geht es raus an die Kunden. Alles Mögliche. Inland, Ausland, Fake News.“
Nach dem Spiel treffen sie sich stets auf ein Bierchen. Aber es steckt mehr dahinter als nur der Austausch von Freundlichkeiten. Denn Ed fordert Nat auch außerhalb des Spielfelds heraus und zwingt ihn, seine Haltung gegenüber dem eigenen Land in Frage zu stellen.
„Federball“ ist ein erschreckendes Porträt unserer Zeit, das uns vom ‚größten Chronisten unserer Zeit‘ packend erzählt wird. Ein Roman, der bei weitem nicht an die früheren Werke des Autors heranreicht. Nichtsdestotrotz das Ende ist überraschend.
Fazit: Gut, für mich aber nicht der beste Roman von John le Carré.
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Nat war viele Jahre für Großbritannien als Agentenführer im Ausland. Nun ist er fast fünfzig und soll in der Londoner Zentrale Schreibtischarbeit verrichten. Endlich kann er sich seiner Familie und dem Federballspiel widmen. Sein favorisierter Gegner ist Ed, mit dem er sich nach …
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Nat war viele Jahre für Großbritannien als Agentenführer im Ausland. Nun ist er fast fünfzig und soll in der Londoner Zentrale Schreibtischarbeit verrichten. Endlich kann er sich seiner Familie und dem Federballspiel widmen. Sein favorisierter Gegner ist Ed, mit dem er sich nach dem Spiel auch immer unterhält, wobei Ed mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hält. Dann Bekommt Nat doch noch einmal eine wichtige Aufgabe, denn ein Maulwurf hat brisantes Material an die Russen weitergegeben.
Ich lese gern die Bücher des Autors; wie so häufig bei John le Carré ist der Einstieg etwas langatmig. Dieses Buch ist kein üblicher Spionageroman, obwohl auch das thematisiert wird, es ist eher ein politischer Roman. Die ganze Zeit über ist die Einstellung des Autors spürbar. Die Thematik ist hochaktuell, die Darstellung entspricht nicht mehr so der Zeit.
Der Erzählstil ist anspruchsvoll und überzeugend, allerdings fehlen mir Wendungen, welche Spannung erzeugen. Ziemlich zum Schluss kam überhaupt erst Spannung auf.
Die Charaktere kamen mir nicht nahe. Die Dialoge sind niemals ganz offen, immer ist da ein Misstrauen zu spüren, wie es der Beruf wohl mit sich bringt.
Wer einen Agentenroman mit Action erwartet, liegt bei diesem Buch vollkommen falsch. Es ist ein politischer Roman mit aktuellen Bezügen. Leider ist es aber auch nicht Carrés bester Roman, obwohl mir das Buch gefallen hat.
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Broschiertes Buch
Federball verhält sich zu Badminton wie Fang den Hut zu Schach. Warum der Ullstein Verlag John Le Carrés Roman "Agent running in the field" auf Deutsch ausgerechnet unter dem Titel "Federball" herausbringt, bleibt sein Geheimnis. Denn der Roman hat alles, was …
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Federball verhält sich zu Badminton wie Fang den Hut zu Schach. Warum der Ullstein Verlag John Le Carrés Roman "Agent running in the field" auf Deutsch ausgerechnet unter dem Titel "Federball" herausbringt, bleibt sein Geheimnis. Denn der Roman hat alles, was Badminton nach Aussage des britischen Geheimdienstlers Nat, Ich-Erzähler und Badminton-Crack, auszeichnet: Geduld, List und Tempo. Der Roman spielt zur Trumps ersten Amtszeit und der damals 88-jährige Le Carré nimmt Trumps zweite hellsichtig vorweg: "Er ist Putins Latrinenputzer. Er tut alles für den kleinen Putin, was der kleine Putin nicht selbst tun kann und pisst dabei auf die europäische Einheit, pisst auf die Menschenrechte, pisst auf die NATO." Kein Wunder, dass Nat da in einen gehörigen Loyalitätskonflikt gerät, denn er aber mit einem gut vorbereiteten Rückhandlob mit Bravour löst.
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Viele Jahrzehnte hat Nat für seinen Dienst wertvolle Arbeit im Ausland geleistet, Quellen geführt und dazu beigetragen, dass die Lage zwischen Ost und West nicht eskaliert. Seine Frau Prue hat derweil in England die Stellung gehalten, die gemeinsame Tochter großgezogen und sich eine …
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Viele Jahrzehnte hat Nat für seinen Dienst wertvolle Arbeit im Ausland geleistet, Quellen geführt und dazu beigetragen, dass die Lage zwischen Ost und West nicht eskaliert. Seine Frau Prue hat derweil in England die Stellung gehalten, die gemeinsame Tochter großgezogen und sich eine Karriere als Anwältin aufgebaut. Nach seiner Heimkehr ins Mutterland hat Nat auf einen renommierten Posten in der Russlandabteilung gesetzt, aber man schiebt ihn in die schon aufgegebene Unterabteilung „Oase“ ab, ein Euphemismus, der seinesgleichen sucht. Dort trifft er auf Florence, eine etwas spröde aber ausgesprochen begabte junge Agentin, die bald auch schon mit einer herausragenden Operation ankommt, die jedoch abgebügelt wird. So sehr ihn seine berufliche Situation anödet, so gut läuft es privat, in Ed hat er auch unerwartet einen ebenbürtigen Badmintongegner gefunden. Auch wenn der junge Mann bisweilen seltsame Züge aufweist, fühlt Nat sich doch auch geschmeichelt, ihm auf dem Court noch immer das Wasser reichen zu können. Der Gedanke, dass dies seine Sinne etwas trügen mag, kommt ihm derweil jedoch fatalerweise nicht.
John le Carré schreibt einmal mehr über das, was er am besten kann: Geheimagent, Doppelagenten, Quellen Anwerbung und Aufrechterhaltung, geheime Treffen mit anderen Diensten und dabei einmal mehr ein Protagonist, der zwar treu der Krone gegenüber ist, aber nicht unbedingt jede Vorschrift seines Dienstes billigt und befolgt. Der Roman ist von Beginn an als beichtender Rückblick konzipiert, so dass einem als Leser schnell klar ist, welche Figuren nicht so harmlos sind, wie sie zunächst erscheinen mögen, es bleibt jedoch die spannende Frage, was sie tun werden und vor allem wie sie die Welt der Agenten aufmischen.
Auch im inzwischen sehr fortgeschrittenen Alter hat le Carré kein bisschen nachgelassen und einen spannenden Spionageroman nach recht klassischen Muster, aber mit brandaktueller Thematik vorgelegt. Das globale Mächtegleichgewicht hat sich verschoben und sein Heimatland ist dank des Brexit in eine durchaus prekäre Sicherheitslage geraten. Der Austritt aus der Europäischen Union und damit verbunden die Abkehr von den kontinentalen Freunden stellt das Land vor die Aufgabe, neue Allianzen einzugehen bzw. alte festzuzurren. Unter einem Präsident Trumpf durch aus ein zweischneidiges Vorhaben, das nicht von allen mit Begeisterung aufgenommen wird, schon gar nicht von einem ehemaligen Agenten, der den Kalten Krieg erlebt hat und bekennender Europäer ist.
Vor diesem Hintergrund lässt er seinen alternden Agenten Nat eine neue Aufgabe übernehmen, deutlich unter dem Spektrum, das er bis dato auszufüllen hatte. Man kann ihm Befugnisse wegnehmen, aber sein Spürsinn ist gut wie eh und je und so kann er auch dank alter Kontakte die unglaublichen Pläne aufdecken, die ihm keine Alternative lassen, als selbst aktiv zu handeln und beherzt das zu tun, was für seine Heimat am besten ist.
Kein besonders charmantes Bild seiner Heimat und seines ehemaligen Arbeitgebers zeichnet le Carré, aber wieder einmal hat man keine Zweifel daran, dass all das, was er als Fiktion verpackt genauso auch morgen in den Zeitungen stehen könnte: korrupte Beamte, die zweifelhafte Allianzen eingehen und denen die eigenen Schäfchen näher sind als das Wohl des Landes. Vielleicht nicht ganz so stark wie seine Romane um George Smiley, aber dennoch restlos überzeugend.
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