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Ein Blick ins dunkle Herz der HypermoderneSie kennen uns, denn sie beobachten uns. Und wir lassen sie in unser Zuhause, teilen online unsere intimsten Gedanken und Bilder.In seinem zweiten Roman nach seinem gefeierten Debüt »Hool« erzählt Philipp Winkler die Geschichten von Fanni in Deutschland und Junya in Japan - beide suchen im Leben fremder Menschen, woran sie sonst verzweifeln: Kontrolle, Zugehörigkeit, Befreiung. Dabei überschreiten sie Grenzen, die für sie schon längst nicht mehr gelten.»Creep« ist ein so berührender wie unerbittlicher Roman darüber, wie uns die Hypermoderne...
Ein Blick ins dunkle Herz der Hypermoderne
Sie kennen uns, denn sie beobachten uns. Und wir lassen sie in unser Zuhause, teilen online unsere intimsten Gedanken und Bilder.
In seinem zweiten Roman nach seinem gefeierten Debüt »Hool« erzählt Philipp Winkler die Geschichten von Fanni in Deutschland und Junya in Japan - beide suchen im Leben fremder Menschen, woran sie sonst verzweifeln: Kontrolle, Zugehörigkeit, Befreiung. Dabei überschreiten sie Grenzen, die für sie schon längst nicht mehr gelten.
»Creep« ist ein so berührender wie unerbittlicher Roman darüber, wie uns die Hypermoderne deformiert und wozu wir bereit sind, um der Dunkelheit - in uns - zu entkommen.
Die Presse über Philipp Winklers Bestseller-Debüt HOOL:
»Philipp Winkler versteht es, wie zuvor in »Hool«, nicht nur in die Welt der Außenseiter abzutauchen und sie zu erkunden. Er findet eine Sprache, die die Welt dar- aber nicht ausstellt.« WDR 1LIVE über »Carnival«
»Einaußerordentliches literarisches Werk über das Verlieren. « STERN über »Hool«
Die Presse über Philipp Winklers Bestseller-Debüt HOOL:
»Philipp Winkler versteht es, wie zuvor in »Hool«, nicht nur in die Welt der Außenseiter abzutauchen und sie zu erkunden. Er findet eine Sprache, die die Welt dar- aber nicht ausstellt.« WDR 1LIVE über »Carnival«
»Ein außerordentliches literarisches Werk über das Verlieren. « STERN über »Hool«
Sie kennen uns, denn sie beobachten uns. Und wir lassen sie in unser Zuhause, teilen online unsere intimsten Gedanken und Bilder.
In seinem zweiten Roman nach seinem gefeierten Debüt »Hool« erzählt Philipp Winkler die Geschichten von Fanni in Deutschland und Junya in Japan - beide suchen im Leben fremder Menschen, woran sie sonst verzweifeln: Kontrolle, Zugehörigkeit, Befreiung. Dabei überschreiten sie Grenzen, die für sie schon längst nicht mehr gelten.
»Creep« ist ein so berührender wie unerbittlicher Roman darüber, wie uns die Hypermoderne deformiert und wozu wir bereit sind, um der Dunkelheit - in uns - zu entkommen.
Die Presse über Philipp Winklers Bestseller-Debüt HOOL:
»Philipp Winkler versteht es, wie zuvor in »Hool«, nicht nur in die Welt der Außenseiter abzutauchen und sie zu erkunden. Er findet eine Sprache, die die Welt dar- aber nicht ausstellt.« WDR 1LIVE über »Carnival«
»Einaußerordentliches literarisches Werk über das Verlieren. « STERN über »Hool«
Die Presse über Philipp Winklers Bestseller-Debüt HOOL:
»Philipp Winkler versteht es, wie zuvor in »Hool«, nicht nur in die Welt der Außenseiter abzutauchen und sie zu erkunden. Er findet eine Sprache, die die Welt dar- aber nicht ausstellt.« WDR 1LIVE über »Carnival«
»Ein außerordentliches literarisches Werk über das Verlieren. « STERN über »Hool«
Philipp Winkler, 1986 geboren, aufgewachsen in Hagenburg bei Hannover. Studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim. Für seinen Debütroman 'Hool' erhielt er den ZDF aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Debüt, stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und war zum Festival Neue Literatur in New York eingeladen. Der Roman war ein Spiegel-Bestseller, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und für die Bühne adaptiert. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung. Er lebt in Niedersachsen auf dem Land.
Produktdetails
- Verlag: Aufbau-Verlag
- Gesamtlaufzeit: 433 Min.
- Erscheinungstermin: 17. Januar 2022
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783961054886
- Artikelnr.: 61573122
Herstellerkennzeichnung
Aufbau Audio
Prinzenstraße 85
10969 Berlin
info@aufbau-verlag.de
Hikikomori sind wir ja alle
Philipp Winklers Roman "Creep" über soziale Isolation
Die Krisenhaftigkeit der aktuellen Zeit ist nicht mehr auszublenden. Die Klimaerwärmung und ein Virus, das die Welt in eine Pandemie gestürzt hat, dominieren den öffentlichen Diskus. Dass in einer solchen Zeit dystopische Romane Hochkonjunktur haben, verwundert kaum. Die Verunsicherung der Gesellschaft schlägt sich selbstverständlich auch in der Literatur nieder. Angesagte dystopische Weltentwürfe sind dabei die totale Überwachung, wie in Dave Eggers "Every", oder Terror, Niedergang des politischen Systems und das Ende der westlichen Welt wie in Michel Houellebecqs "Vernichten".
Philipp Winklers zweiter Roman, "Creep", reiht
Philipp Winklers Roman "Creep" über soziale Isolation
Die Krisenhaftigkeit der aktuellen Zeit ist nicht mehr auszublenden. Die Klimaerwärmung und ein Virus, das die Welt in eine Pandemie gestürzt hat, dominieren den öffentlichen Diskus. Dass in einer solchen Zeit dystopische Romane Hochkonjunktur haben, verwundert kaum. Die Verunsicherung der Gesellschaft schlägt sich selbstverständlich auch in der Literatur nieder. Angesagte dystopische Weltentwürfe sind dabei die totale Überwachung, wie in Dave Eggers "Every", oder Terror, Niedergang des politischen Systems und das Ende der westlichen Welt wie in Michel Houellebecqs "Vernichten".
Philipp Winklers zweiter Roman, "Creep", reiht
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sich in diese dystopischen Geschichten ein. Es wird eine Welt gezeichnet, in der die Installation von Kameras im eigenen Haus als Einbruchsschutz Normalität ist. Alle, die es sich leisten können, installieren sich ein Security-System und schotten sich von der Welt und ihren Problemen ab. Noch dystopischer als die Gesellschaft treten allerdings die beiden Hauptfiguren im Roman auf. Als Einzelgänger voller Neurosen und psychischer Probleme sind sie das Klischee eines von der Welt isolierten, sich nur noch mit Technik umgebenden und in der virtual reality lebenden Menschen. Der Roman erzählt in abwechselnden Kapiteln aus ihren Perspektiven.
Als Erstes treffen wir auf Fanni, sie lebt in einer deutschen Großstadt und ist angestellt bei der Firma Bell, die die Security-Indoor-Kamerasysteme herstellt und verkauft. Ihr Job ist es, die Algorithmen in der Auswertung von Videodaten zu trainieren, frame by frame. Tag für Tag schaut sie sich Überwachungsvideos an und beschreibt, was auf den Bildern zu sehen ist: "Car-1, Car-2, Car-3". Ihre Beschäftigung neben dieser Arbeit ist es, das Leben einer anderen Familie, der Naumanns, über deren Bell-Kameras zu beobachten. Mit ihnen isst Fanni gemeinsam Frühstück und Abendbrot: "Fanni und die Naumanns haben, seit sie den Chinakohl in die Tontöpfe gestopft haben, auf diesen Tag hingefiebert. Ihr erstes selbst fermentiertes Kimchi." Bei Sätzen wie diesen lässt sich fast vergessen, dass Fanni nicht Teil der Familie ist, sondern diese nur auf ihrem Monitor beobachtet.
Neben Fanni erzählt der Roman auch von Junya aus Tokio. Ebenso wie Fanni hat er sich von der Welt abgeschottet, allerdings noch eine Spur radikaler: Er verlässt sein Zimmer nicht, ist ein Hikikomori, also jemand, der sich freiwillig in seiner Wohnung isoliert. Junyas Ablehnung der Welt begründet sich durch seine Kindheit, in der er in der Schule gehänselt wurde, sogar die Lehrkräfte haben dabei mitgemacht. Es gibt nur einen Anlass, für den Junya die Wohnung seiner Mutter verlässt: wenn er nachts mit Perücke und Maske verkleidet auf Rachefeldzug geht, bei Lehrern einbricht und ihnen - stellvertretend für alle, die nicht zu ihm hielten, als er gehänselt wurde - mit Fäusten oder einem Hammer das Gesicht einschlägt. Diese Gewaltverbrechen filmt er mit einer Kamera und stellt die Videos ins Darkweb. Sein Pseudonym: Hammer_Priest.
Die Figuren von Fanni und Junya besitzen zwar eine Fülle an Eigenschaften und dadurch auch Komplexität, sind jedoch tiefenpsychologisch auserzählt. Jede inhumane Verhaltensweise wird von einem Schwenk in die Vergangenheit, einer Kindheitserinnerung erklärt, wie zum Beispiel bei Junya, der vor dem ersten Hammerschlag ins Gesicht eines schlafenden wildfremden Menschen eine Art Re-Traumatisierung im Schnelldurchlauf erlebt: "Wie jedes Mal vor dem Erheben des Hammers rasen Bilder durch seinen Kopf, so schnell, dass sie sich überlagern . . . Die starren Augen seines Vaters, der auf dem Wohnzimmerboden liegt. Die hassverzerrte Fratze seiner Mutter. Das wiehernde Gelächter all seiner Mitschüler aus elf Jahren Schule. Die Ablehnung in den Augen der Lehrer, wenn er eine Frage stellte."
Auch die Entwicklung beider Figuren, die die Handlung des Romans komplett ausfüllt, lässt wenig Interpretationsspielraum: Junyas Mutter stirbt (oder auch nicht, er möchte diese Realität lieber nicht erfahren), und sein Schutzraum ist damit zerstört. Er streift durch die Straßen Tokios, wird verprügelt und verdurstet fast, bis er auf eine Verbrecherbande stößt, die ihn rettet. Unter ihnen ist auch sein ehemaliger Mobber Masataka, der einen positiven persönlichen Wandel durchgemacht hat und Junya nun zeigt, was Freundschaft ist. Anfangs ist Junya noch paranoid: "Jeden Moment erwartet er, dass sie sich auf ihn stürzen und ihn zusammenschlagen. Oder ihn fesseln und das Treppenhaus hinunterwerfen. Irgendetwas, das ihm aufzeigt, wie naiv er doch war, mit Masataka mitzugehen."
Aber nichts davon passiert, sodass Junya es sogar mithilfe von zwei Freundinnen Masatakas schafft, seine Isolierung zu überwinden. Fannis Geschichte verläuft zwar nach einem ähnlichen Schema der positiven Entwicklung, hat aber gegen Ende einige gelungene überraschende Momente.
Die Sprache des Romans soll vermutlich den Tonfall beider Figuren treffen, so fällt beispielsweise auf, dass in Fannis Kapiteln mit einem Unterstrich in geschlechtergerechter Sprache geschrieben wird, bei Junya jedoch nicht. Allerdings stolpert man beim Lesen immer wieder über sprachliche Brüche wie beispielsweise Fannis Anglizismen, die teilweise unverständlich, teilweise umständlich formuliert sind: Glückliche, lachende Menschen wirken beispielsweise auf Fanni wie "zufriedenes Existieren, ohne den Aftertaste von Selbstverständlichkeit", und wenn sie es schafft, ohne Schlafmittel eine Nacht zu überstehen, hat sie "es ausgefightet". Daneben finden sich in Fannis Sprachgebrauch auch niedlich wirkende oder bildungssprachliche Ausdrücke, die zusätzlich irritieren, so etwa die Rede davon, dass sie eine "Bezeichnung schon immer quatschig" fand, oder dass etwas "natürlich bedeutend kathartischer gewesen" wäre. Zudem fallen bei beiden Figuren ungewöhnliche Metaphern auf: "Tobi lächelt wie Fallobst. Die Haut um seine Augen ist bräunlich gelb wie die eines verfaulenden Apfels."
Die Genreerwartungen an eine Dystopie kann Winklers "Creep" vielleicht einlösen, ein rundum gelungener Roman ist das Buch jedoch nicht. Dazu fallen die sprachlichen Brüche der Figuren, ihre klischeehaft-abgeschlossene Psyche und die leicht vorhersehbare Handlung zu sehr ins Gewicht. EMILIA KRÖGER
Philipp Winkler: "Creep". Roman.
Aufbau Verlag, Berlin 2022. 342 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als Erstes treffen wir auf Fanni, sie lebt in einer deutschen Großstadt und ist angestellt bei der Firma Bell, die die Security-Indoor-Kamerasysteme herstellt und verkauft. Ihr Job ist es, die Algorithmen in der Auswertung von Videodaten zu trainieren, frame by frame. Tag für Tag schaut sie sich Überwachungsvideos an und beschreibt, was auf den Bildern zu sehen ist: "Car-1, Car-2, Car-3". Ihre Beschäftigung neben dieser Arbeit ist es, das Leben einer anderen Familie, der Naumanns, über deren Bell-Kameras zu beobachten. Mit ihnen isst Fanni gemeinsam Frühstück und Abendbrot: "Fanni und die Naumanns haben, seit sie den Chinakohl in die Tontöpfe gestopft haben, auf diesen Tag hingefiebert. Ihr erstes selbst fermentiertes Kimchi." Bei Sätzen wie diesen lässt sich fast vergessen, dass Fanni nicht Teil der Familie ist, sondern diese nur auf ihrem Monitor beobachtet.
Neben Fanni erzählt der Roman auch von Junya aus Tokio. Ebenso wie Fanni hat er sich von der Welt abgeschottet, allerdings noch eine Spur radikaler: Er verlässt sein Zimmer nicht, ist ein Hikikomori, also jemand, der sich freiwillig in seiner Wohnung isoliert. Junyas Ablehnung der Welt begründet sich durch seine Kindheit, in der er in der Schule gehänselt wurde, sogar die Lehrkräfte haben dabei mitgemacht. Es gibt nur einen Anlass, für den Junya die Wohnung seiner Mutter verlässt: wenn er nachts mit Perücke und Maske verkleidet auf Rachefeldzug geht, bei Lehrern einbricht und ihnen - stellvertretend für alle, die nicht zu ihm hielten, als er gehänselt wurde - mit Fäusten oder einem Hammer das Gesicht einschlägt. Diese Gewaltverbrechen filmt er mit einer Kamera und stellt die Videos ins Darkweb. Sein Pseudonym: Hammer_Priest.
Die Figuren von Fanni und Junya besitzen zwar eine Fülle an Eigenschaften und dadurch auch Komplexität, sind jedoch tiefenpsychologisch auserzählt. Jede inhumane Verhaltensweise wird von einem Schwenk in die Vergangenheit, einer Kindheitserinnerung erklärt, wie zum Beispiel bei Junya, der vor dem ersten Hammerschlag ins Gesicht eines schlafenden wildfremden Menschen eine Art Re-Traumatisierung im Schnelldurchlauf erlebt: "Wie jedes Mal vor dem Erheben des Hammers rasen Bilder durch seinen Kopf, so schnell, dass sie sich überlagern . . . Die starren Augen seines Vaters, der auf dem Wohnzimmerboden liegt. Die hassverzerrte Fratze seiner Mutter. Das wiehernde Gelächter all seiner Mitschüler aus elf Jahren Schule. Die Ablehnung in den Augen der Lehrer, wenn er eine Frage stellte."
Auch die Entwicklung beider Figuren, die die Handlung des Romans komplett ausfüllt, lässt wenig Interpretationsspielraum: Junyas Mutter stirbt (oder auch nicht, er möchte diese Realität lieber nicht erfahren), und sein Schutzraum ist damit zerstört. Er streift durch die Straßen Tokios, wird verprügelt und verdurstet fast, bis er auf eine Verbrecherbande stößt, die ihn rettet. Unter ihnen ist auch sein ehemaliger Mobber Masataka, der einen positiven persönlichen Wandel durchgemacht hat und Junya nun zeigt, was Freundschaft ist. Anfangs ist Junya noch paranoid: "Jeden Moment erwartet er, dass sie sich auf ihn stürzen und ihn zusammenschlagen. Oder ihn fesseln und das Treppenhaus hinunterwerfen. Irgendetwas, das ihm aufzeigt, wie naiv er doch war, mit Masataka mitzugehen."
Aber nichts davon passiert, sodass Junya es sogar mithilfe von zwei Freundinnen Masatakas schafft, seine Isolierung zu überwinden. Fannis Geschichte verläuft zwar nach einem ähnlichen Schema der positiven Entwicklung, hat aber gegen Ende einige gelungene überraschende Momente.
Die Sprache des Romans soll vermutlich den Tonfall beider Figuren treffen, so fällt beispielsweise auf, dass in Fannis Kapiteln mit einem Unterstrich in geschlechtergerechter Sprache geschrieben wird, bei Junya jedoch nicht. Allerdings stolpert man beim Lesen immer wieder über sprachliche Brüche wie beispielsweise Fannis Anglizismen, die teilweise unverständlich, teilweise umständlich formuliert sind: Glückliche, lachende Menschen wirken beispielsweise auf Fanni wie "zufriedenes Existieren, ohne den Aftertaste von Selbstverständlichkeit", und wenn sie es schafft, ohne Schlafmittel eine Nacht zu überstehen, hat sie "es ausgefightet". Daneben finden sich in Fannis Sprachgebrauch auch niedlich wirkende oder bildungssprachliche Ausdrücke, die zusätzlich irritieren, so etwa die Rede davon, dass sie eine "Bezeichnung schon immer quatschig" fand, oder dass etwas "natürlich bedeutend kathartischer gewesen" wäre. Zudem fallen bei beiden Figuren ungewöhnliche Metaphern auf: "Tobi lächelt wie Fallobst. Die Haut um seine Augen ist bräunlich gelb wie die eines verfaulenden Apfels."
Die Genreerwartungen an eine Dystopie kann Winklers "Creep" vielleicht einlösen, ein rundum gelungener Roman ist das Buch jedoch nicht. Dazu fallen die sprachlichen Brüche der Figuren, ihre klischeehaft-abgeschlossene Psyche und die leicht vorhersehbare Handlung zu sehr ins Gewicht. EMILIA KRÖGER
Philipp Winkler: "Creep". Roman.
Aufbau Verlag, Berlin 2022. 342 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Philipp Winklers dritter Roman „CREEP“ begleitet zwei junge Menschen, die sich mehr in ihrer digitalen Welt zuhause fühlen denn im normalen Leben.
Fanny arbeitet bei BELL in der Entwicklungsabteilung, deren Überwachungskameras vermeintlichen Schutz vor Einbrechern und dgl. …
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Philipp Winklers dritter Roman „CREEP“ begleitet zwei junge Menschen, die sich mehr in ihrer digitalen Welt zuhause fühlen denn im normalen Leben.
Fanny arbeitet bei BELL in der Entwicklungsabteilung, deren Überwachungskameras vermeintlichen Schutz vor Einbrechern und dgl. versprechen. Dafür bleibt die Privatsphäre auf der Strecke. Während Fanny in Deutschland Leute in ihrem Zuhause beobachtet, aus der Ferne an deren Leben teilnimmt, kapselt sich Junya im fernen Japan von der Außenwelt ab, schleicht sich dann aber nachts in böser Absicht in fremde Wohnungen. Auch er lebt im Netz, das Darknet ist ihm sehr vertraut.
Das World Wide Web ist allgegenwärtig, wir geben sehr viel Privates preis ohne darüber nachzudenken, dass es da draußen, in dieser wundervollen vernetzten Welt, sehr viel Düsternis gibt. Das moderne Kommunikationsmittel verbindet, setzt aber gleichzeitig zerstörerische Kräfte frei. Wollen wir wirklich ob der vermeintlichen Sicherheit die Totalüberwachung? Big Brother (und nicht nur er) is watching you.
Creep ist die alles verschlingende Pflanze, Creeper sind diejenigen, die sich der modernen Technik bedienen, anonym in das Leben der anderen eindringen. Philipp Winkler schärft mit seinem Roman den Blick, zeigt deutlich die Schattenseiten auf.
Was mich gleich so richtig genervt hat, war das verbissene Gendern. Zum einen ist der Lesefluss extrem gestört und zum anderen mag ich dieses Gutmenschentum überhaupt nicht. Unsere Sprache wird total verhunzt, egal ob in geschriebener oder in gesprochener Form. Sprache muss wachsen, sie verändert sich immer und das ist auch gut so. Aber nicht so - per Verordnung einzelner.
Richtig gut gefällt mir hingegen das Cover. Die dominante Schrift, die sich ins Dunkle so richtiggehend einbrennt - perfekt in Szene gesetzt.
Creep überspitzt unseren täglichen Konsum und das Bedürfnis, immer ein Stück weiter vorzudringen. Es ist ja so einfach, man ist nur einen Klick vom nächsten Kick entfernt. Fanny und Junya sind mir während des Lesens nicht sehr nahe gekommen, vor allem Junyas agieren war schon sehr befremdlich. Wie weit wollen wir gehen, wie viel von uns preisgeben?
Zwei Verlierer, gefangen im Netz, im dem alles möglich scheint. Durchaus nachvollziehbar, das Gendern hat viel verdorben.
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Fanni beobachtet aus Deutschland fremde Leute durch ihre Kameras und lebt teilweise mit ihnen. Sie arbeitet bei BELL, einer Sicherheitstechnikfirma, die Kameras und Alarmsysteme anbietet, daher ist dies kein Problem für sie. Auch Junya in Japan lebt sein Leben im Inter- und Darknet, denn er …
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Fanni beobachtet aus Deutschland fremde Leute durch ihre Kameras und lebt teilweise mit ihnen. Sie arbeitet bei BELL, einer Sicherheitstechnikfirma, die Kameras und Alarmsysteme anbietet, daher ist dies kein Problem für sie. Auch Junya in Japan lebt sein Leben im Inter- und Darknet, denn er traut sich nicht das Haus zu verlassen. Nur nachts verlässt er das Haus um Lehrern mit einem Hammer auf den Kopf zu schlagen.
Das Cover ist zwar einfach gemacht, ist aber doch ein Hingucker, der doch auch zum Buch passt.
Der Schreibstil des Autors ist schwierig. Während es in Fannys Part vor Anglizismen, IT-Begriffen und Gendering wimmelt, werden in Junyas Teil sehr viele japanische Ausdrücke verwendet. Dies macht die Lesbarkeit sehr schwierig. Die Wörter gab ich nach einiger Zeit auf zu googlen, da dies zu aufwendig war, sodass ich irgendwann einfach darüber las. Ein Glossar ist leider ebenfalls nicht vorhanden. Zudem sind die Ausdrücke meist einfach unnötig. Auch das Gendern nervt, wenn Fanny immer gendert. Natürlich passen die Anglizismen, die IT-Fachwörter und das Gendern zu Fanny, aber es stört einfach die Lesbarkeit und wäre vielleicht noch akzeptabler gewesen, wenn es in Ich-Form erzählt wäre. Während manche mit englisch und den Fachwörtern noch etwas anfangen können, wird das bei japanisch dann nur noch im Promillebereich der LeserInnen so sein.
Die Storys von Fanny und Junya werden abwechselnd erzählt. Während Junyas Geschichte für mich interessant und spannend war, war Fannys Story doch eher mau.
Zudem gibt es zwischen beiden eine Verbindung durch die Person "GermanVermin". Die Verbindung wurde aber überhaupt nicht ausgebaut, sodass dieser zu einem unnötigen Darsteller degradiert wird, was absolut schade ist.
Junyas Story fand ich dann sehr gut abgeschlossen, während ich mit Fannys Abschluss absolut unzufrieden war, weil es irgendwie kein deutliches Ende ist.
Auch mit den Charakterdarstellungen hatte ich meine Probleme: Während Junya wenigstens noch als schlaksig beschrieben wird, fehlt bei Fanny jegliche Beschreibung, nicht einmal das Alter erfährt man. So bleiben die beiden Hauptfiguren oft farblos, da kein Bild im Kopf entstehen kann.
Man kann das Verhalten bzw. das aktuelle Leben der beiden verstehen, wenn man ihre Geschichte erfährt - dies wurde vom Autor perfekt umgesetzt.
Ob dabei aber das Verhalten immer logisch fortgeführt wird, wage ich zu bezweifeln, denn dass Junya vom Feigling, der sich zu Hause einsperrt, plötzlich zum Helden verwandeln will, klingt mehr als unglaubwürdig.
Am Ende des Buches ist eine Information über Depressionen abgedruckt. Junya und Fanny haben aber definitiv andere Probleme als eine Depression.
Fazit: Sehr schwieriger Schreibstil und zu wenig Handlung. 3 von 5 Sternen
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Der Rückzug in das Virtuelle und die Verweigerung eines Lebens in der Gesellschaft – in „Creep“ wird uns dieses Phänomen in unterschiedlichen Ausprägungen und auch Zuspitzungen präsentiert, und die Leserin und der Leser sollten dabei nicht zimperlich sein. Oder …
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Der Rückzug in das Virtuelle und die Verweigerung eines Lebens in der Gesellschaft – in „Creep“ wird uns dieses Phänomen in unterschiedlichen Ausprägungen und auch Zuspitzungen präsentiert, und die Leserin und der Leser sollten dabei nicht zimperlich sein. Oder an der einen oder anderen Stelle zuvor gut gegessen haben.
Denn was soziale Isolation und das Fehlen von unmittelbarer Nähe, Wärme und Zuneigung mit der menschlichen Psyche machen und Folge wessen sie sein können, ist wohl nicht nur bei Philipp Winkler mehr als traurig. Doch hier wird es auch blutig.
Junya hat sein Dasein komplett in das Darknet verlegt, die Außenwelt in Form seiner Mutter nimmt er nur noch durch die geschlossene Zimmertür wahr. Verletzt, gekränkt und innerlich gebrochen verlässt er sein schützendes Zuhause nur für seine gelegentlichen Streifzüge durch das nächtliche Tokio, immer auf dem Weg zu seinem nächsten Opfer, für ihn selbst ein Täter seiner kindlichen Verletzungen. Wenn der schwere Holzhammer dann den Kopf seines ehemaligen Grundschullehrers zertrümmert, verschafft ihm dies Genugtuung und im Darknet jede Menge Aufmerksamkeit und Bewunderung.
Fanni dagegen führt zumindest nach außen ein Leben, das auf den ersten Blick nicht besonders oder auffällig erscheint. Als Mitarbeiterin des BELL-Konzerns verschafft sie dessen Kund*innen eine vermeintliche Sicherheit durch die Überwachung ihres Zuhauses. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Ein eigenes soziales Umfeld besitzt Fanni nicht, und auch der Kontakt zu ihren Eltern ist mehr als schwierig und kühl. Eine Ersatzfamilie hat sie in den Naumanns gefunden, BELL-Kund*innen, an deren Leben sie passiv teilnimmt. Und damit scheint Fanni auch erstmal recht zufrieden zu sein.
Winklers Themen und Figuren entspringen dem Zeitgeist. Sie sind eindringlich, ungewöhnlich und extrem. Und ebenso erleben wir sie auch in „Creep“. Winkler gelingt es dabei, den Leser*innen nicht nur den einen oder anderen Schauer über den Rücken zu jagen, sondern sie auch in den Bann dieser beiden Leben am Rande der Gesellschaft zu ziehen – und zugleich mit überraschenden Wendungen und einem großen Finale zu begeistern.
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Ein wichtiges Thema grausam fokussiert und nicht optimal umgesetzt
Zwei Menschen, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben, leben in ihrem Land und ihrer Blase mehr schlecht als recht vor sich hin. Da ist Junya, ein junger Japaner, der sich in seinem Zimmer verbarrikadiert, …
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Ein wichtiges Thema grausam fokussiert und nicht optimal umgesetzt
Zwei Menschen, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben, leben in ihrem Land und ihrer Blase mehr schlecht als recht vor sich hin. Da ist Junya, ein junger Japaner, der sich in seinem Zimmer verbarrikadiert, von der Mutter Essen vor die Tür gestellt bekommt, und hin und wieder nachts einem schrecklichen Geheimnis nachgeht. Und da ist die Deutsche Fanni, die für eine Sicherheitsfirma arbeitet, dabei aber eine Menge Grenzen überschreitet und Dinge sieht und verschweigt, aber auch gleichzeitig ihr Leben statt mit ihrer eigenen Familie mit einer völlig fremden Familie per Kamera „teilt“. Über Kontinente hinweg besteht eine schreckliche Verbindung, von der beide nichts wissen …
Winkler spielt sprachlich gekonnt mit dem Leser. Er gibt Fannis Parts viele Anglizismen, Fachausdrücke, IT-Sprache und vor allem Gendering. Junya hingegen wird mit jeder Menge japanischer Ausdrücke coloriert. Wer googeln mag, darf das gern – ich möchte lesen, und zwar im Fluss und nicht mit tausend Unterbrechungen. Man sieht also, dieser Dreh kann auch nerven. Mir ist dennoch bewusst, dass es andere Geschmäcker gibt und sicher eine Menge Leser genau das mag. Doch ich spreche ja für mich und erzähle hier, wie meine Leseerlebnis war. Nun – leider eben nicht wirklich bereichernd oder unterhaltend. Ich habe vieles dann nur überflogen und mich nicht über die Bedeutung gewisser Ausdrücke gekümmert. Sie sind auch nicht wirklich wichtig für die eigentliche Story und auch nicht für die Message des Buches. Vermutlich gibt es schon deshalb keinen Glossar im Buch.
Mir ist bewusst, was der Autor mit dieser brutalen und schrecklichen Story ausdrücken möchte. Gerade deshalb finde ich das Ende wenig befriedigend. Auch die Verbindung der beiden Protagonisten ist sehr dünn und für mich nicht wirklich gelungen, da ich befürchte, dass kaum jemand verstehen wird, dass sie auch gar nicht wichtig ist für das, was Winkler sagen will. Sowohl Fanni als auch Junya (und auch GermanVermin) haben echte Probleme und niemand unternimmt wirklich etwas dagegen. Das Ende ist hart und brutal. Beide (oder alle drei) Leben können sich jetzt ändern, aber ob und in welche Richtung – das ist weiter offen. Auch das ist Absicht, aber es muss mir nicht gefallen.
Das zentrale Thema ist „Depression“. Diese äußert sich nicht, wie die meisten glauben, in traurigem Gesichtsausdruck und Kopf-hängen-lassen. Sie treibt gerne absonderliche Blüten. So wie hier bei Junya und Fanni. Wir erfahren nicht wirklich, was die Auslöser waren, aber wir sehen, dass ihre Vergangenheit nicht wirklich glücklich war, keinen guten Start in ein ausgeglichenes Leben gegeben haben. Diese Dinge sieht man eben selten – kaum jemand kennt andere sein/ihr ganzes Leben lang. Und wenn, dann sieht man dennoch nicht häufig genau hin. So ist es dann für Betroffene einfach, die Depression zu verbergen und wenn es ganz dumm läuft, dann sucht sie sich eben ein ganz übles Ventil.
Soweit ist mir die Aussage Winklers durchaus bewusst. Dennoch hat mich das Buch weder bewegt noch wirklich erreicht und ich befürchte, dass ein nicht zu kleiner Teil der Leser gar nicht erst versteht, worum es geht. Das ist dann nicht nur schade, sondern unter Umständen sogar gefährlich.
Ich habe sehr interessiert mit dem Lesen gestartet und dann war es, als liefe ich durch Wackelpudding. Ich kam nur sehr langsam voran. Je näher ich dem Ende kam, desto mehr musste ich mich zum Lesen zwingen. Die letzten 50 Seiten kosteten wirklich alle meine Willenskraft …
Fazit für mich – ich mag das Buch nicht. Zwei Sterne.
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Der dritte Roman des Autors Philipp Winkler lässt mich als Leserin am Leben zweier junger Menschen teilhaben, die sich in der digitalen Welt sicherer und mehr zu Hause fühlen als in der realen Welt.
Da ist Fanny, die in der Entwicklungsabteilung eines IT Konzerns arbeitet, welches den …
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Der dritte Roman des Autors Philipp Winkler lässt mich als Leserin am Leben zweier junger Menschen teilhaben, die sich in der digitalen Welt sicherer und mehr zu Hause fühlen als in der realen Welt.
Da ist Fanny, die in der Entwicklungsabteilung eines IT Konzerns arbeitet, welches den Menschen zu ihrer vermeintlichen Sicherheit Überwachungskameras verkauft. Für Fanny wird es zur Obsession eine "normale" Familie rund um die Uhr zu überwachen um so an ihrem Leben teilhaben zu können.
Auf der anderren Seite in Japan ist Junja, der seit 10 Jahren sein Jugendzimmer nur manchmal nachts verlässt um sich an seinen Peinigern der Kindheit zu rächen. Das Darknet ist seine Heimat, das reale Leben hat ihm nichts zu bieten.
Es war so eine tolle Idee, der Plot machte mich neugierig auf die gesamte Story von jungen Menschen, die so anders in einer digitalen Welt aufgewachsen sind als meine Generation. Was macht es mit und aus ihnen?
Doch leider war das Buch für in keinster Weise ein Lesevergnügen. Das krampfhafte Gendern störte meinen Leseluss enorm, die Anglizismen in Fannys Abschnitten waren mir zu viel und die unzähligen IT Begriffe brauchte es für mich nicht um die Geschichte zu erzählen.
Junja blieb mir einfach nur fremd und auch da waren es mir einfach zu viele japanische Begrifflichkeiten, die ich hätte googeln müssen. Dies mache ich gerne bei einem Sachbuch, doch bei einem Roman ein NOGO für mich.
Auch das offene, für mich nicht zu Ende gedachtes Ende des Buches war eine Enttäuschung. Ein Gendermässig absolut überkorrektes Buch, dadurch kei Lesevergnügen.
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