Julia Franck
Hörbuch-Download MP3
Welten auseinander (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 632 Min.
Sprecher: Wehlisch, Kathrin
PAYBACK Punkte
7 °P sammeln!
Wie werden Liebe und Tod zur Erzählung, wenn auf das Leben kein Verlass ist Julia wird in Ostberlin geboren. Sie ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger bleiben und zieht aus, nach Westberlin. Neben der Sozialhilfe verdient die Schülerin Geld mit Putzen, sie lernt ihren Vater kennen und verliert ihn unmittelbar, macht ihr Abitur und begegnet Stephan, ihrer großen Liebe. Wenn sie sich erinnert, ist es Gegenwart. »Welte...
Wie werden Liebe und Tod zur Erzählung, wenn auf das Leben kein Verlass ist Julia wird in Ostberlin geboren. Sie ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger bleiben und zieht aus, nach Westberlin. Neben der Sozialhilfe verdient die Schülerin Geld mit Putzen, sie lernt ihren Vater kennen und verliert ihn unmittelbar, macht ihr Abitur und begegnet Stephan, ihrer großen Liebe. Wenn sie sich erinnert, ist es Gegenwart. »Welten auseinander« ist die bewegende Erzählung einer ungewöhnlichen Jugend voller Brüche und Unsicherheiten; ein schmerzhaft-schönes Zeugnis der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe. Schreiben und Literatur erweisen sich als Instrumente des Bleibens, vorerst. Ungekürzte Lesung mit Kathrin Wehlisch 10h 32min
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
Julia Franck wurde 1970 in Berlin geboren. Sie studierte Altamerikanistik, Philosophie und Neuere Deutsche Literatur an der FU Berlin. 1997 erschien ihr Debüt »Der neue Koch«, danach »Liebediener« (1999), »Bauchlandung. Geschichten zum Anfassen« (2000) und »Lagerfeuer« (2003). Sie verbrachte das Jahr 2005 in der Villa Massimo in Rom. Für ihren Roman »Die Mittagsfrau« erhielt Julia Franck den Deutschen Buchpreis 2007. Der Roman wurde in 35 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien der Roman »Rücken an Rücken« (2011), dessen englische Ausgabe auf der Longlist des Independent Foreign Fiction Prize stand. Der Roman »Lagerfeuer« wurde 2012/13 für das Kino unter dem Titel »Westen« verfilmt.

© Mathias Bothor / photoselection
Produktdetails
- Verlag: Der Hörverlag
- Gesamtlaufzeit: 632 Min.
- Erscheinungstermin: 18. Oktober 2021
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783844543582
- Artikelnr.: 61665897
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Wie sinnvoll es sein kann, ins "Bergwerk der eigenen Geschichte" zu steigen, lernt Rezensentin Verena Mayer mit Julia Francks autobiografischen Erzählungen. Stein für Stein hole Franck Brocken ans Licht, untersucht, bearbeitet und setzt sie zusammen, bis sie ein Gebilde ergeben, aus dem sich so etwas wie Geschichte ablesen lässt, eine Familiengeschichte, die jedoch immer wieder auch auf die große Geschichte verweist, so Mayer. Im neuen Roman widmet Franck sich nun der eigenen Vergangenheit - dem Aufwachsen zwischen Ost und West, ihrer Flucht aus der DDR, dem Leben mit einer egomanischen Mutter, lesen wir. Dieses autobiografische Erzählen, so Mayer, birgt jedoch einige Gefahren: Persönliche Kindheitserfahrungen zum Beispiel, als wie aufregend man sie auch empfunden haben mag, ergeben nicht zwangsläufig eine gute Geschichte für Erwachsene. Wenn man Mayer richtig versteht, umgeht die Autorin diese Gefahren jedoch durch Selbstreflexion und multiperspektivische Erzählweise. Einzelne Szenen aus ihrer Kindheit beschreibe sie in kristallklarer Sprache aus der Ich-Perspektive, über ihre Teenager-Zeit hingegen erzähle sie vorwiegend in personaler Erzählform und nicht ohne Ironie. So entsteht eine eindringliche, facettenreiche Geschichte, die nicht nur ein Leben zwischen Ost und West erzählt, sondern auch vom Erinnern selbst, so die angetane Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Schreiben ist das einzig Verlässliche
Familienaufstellung II: Julia Franck erzählt "Welten auseinander" von sich selbst und doch über das, worin wir alle verstrickt sind.
Von Melanie Mühl
Unsere Erinnerung ist trügerisch. Sie führt uns hinters Licht und legt Verklärungsschleier über die Vergangenheit. Sie täuscht uns, ein ums andere Mal. Zu gern tappen wir in ihre Falle. Doch was wären wir ohne sie? Nichts.
In Julia Francks neuem Buch "Welten auseinander", das kein Roman ist, sondern eine Art Familienbiographie und - das sei an dieser Stelle bereits gesagt - ein Ereignis, heißt es einmal: "Wir können nicht wählen, woran wir uns erinnern und was wir vergessen. Die Gnade des Vergessens erscheint mir,
Familienaufstellung II: Julia Franck erzählt "Welten auseinander" von sich selbst und doch über das, worin wir alle verstrickt sind.
Von Melanie Mühl
Unsere Erinnerung ist trügerisch. Sie führt uns hinters Licht und legt Verklärungsschleier über die Vergangenheit. Sie täuscht uns, ein ums andere Mal. Zu gern tappen wir in ihre Falle. Doch was wären wir ohne sie? Nichts.
In Julia Francks neuem Buch "Welten auseinander", das kein Roman ist, sondern eine Art Familienbiographie und - das sei an dieser Stelle bereits gesagt - ein Ereignis, heißt es einmal: "Wir können nicht wählen, woran wir uns erinnern und was wir vergessen. Die Gnade des Vergessens erscheint mir,
Mehr anzeigen
je älter ich werde, umso geheimnisvoller und göttlicher. Das Warten, die Zweifel, die Nachricht. Im Nichts. Vergessen als Tugend."
Der Ich-Erzählerin aber geht es ums Erinnern ohne Schonung, an ihr prekäres Aufwachsen in einer Künstlerfamilie, die dem Kind, der Jugendlichen und Erwachsenen alles an seelischer Kraft abverlangt. An eine Großmutter, die Blöcke aus Stein künstlerisch bearbeitet, Literatur und Theater liebt, nicht Großmutter sein möchte und keine Liebe zu verschenken hat. Darin ähnelt sie der um sich selbst kreisenden Mutter der Ich-Erzählerin: Anna. Die ist eine Frau, die ihre Kinder deren eigenem Schicksal überlässt, in Rage mit Gegenständen um sich wirft, sich beim Essen mit der Innenseite einer Avocadoschale das Gesicht einreibt, nackt durchs Haus läuft, die Sozialhilfe in Zigaretten investiert und bisweilen erst aufsteht, wenn ihre Töchter bereits aus der Schule nach Hause kommen, was die Ich-Erzählerin mit dem nüchternen Satz kommentiert: "Jeder hatte seinen Rhythmus."
Ende der Siebzigerjahre wird Annas Ausreiseantrag genehmigt, und sie verlässt die damalige DDR mit ihren vier Töchtern, die unterschiedliche Väter haben. Die erste Unterkunft ist für knapp neun Monate das Flüchtlingslager Berlin-Marienfelde, fünf Menschen auf wenigen Quadratmetern, bevor es weiter nach Schleswig-Holstein geht, wo die Heimatsuchenden in einem heruntergekommenen Bauernhaus in einem Dorf am Nord-Ostsee-Kanal eine Bleibe finden. Mitte dreißig ist Anna damals, eine Schauspielerin, auf die niemand im Westen gewartet hat. Die Ich-Erzählerin, die eine Zwillingsschwester hat, ist acht. Sie kommt sich falsch vor, überflüssig, würde am liebsten verschwinden. Nur wohin? Die Kinder im Dorf hänseln sie, fragen, ob die hexenähnliche Mutter eine Nutte sei und sie selbst eine Zigeunerin. Woher all der "Tüdelkram" komme, der im Haus rumfliege. Kinderworte, unschlagbar in ihrer Brutalität.
Von Seite zu Seite wartet, ja hofft man als Leser inständig, dass sich doch noch alles irgendwie zum Guten wendet, als ließe sich die Liebe in einer Familie oder einer anderen Beziehung einfach anknipsen. Doch die Liebe folgt "keiner Erwartung, keinem Zwang oder Entschluss".
Die Ich-Erzählerin beginnt mit dem Tagebuchschreiben, es ist Flucht und Rettung zugleich. Zu Papier bringen, was man ertragen muss, über das Sterben nachdenken, ohne es zu tun. "Die einzige verlässliche Beziehung, die ich in meiner Kindheit entwickelte, war die zu meinem Tagebuch."
Julia Franck hat 2019 dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach ihr Archiv überlassen, mit Ende vierzig: Romanmanuskripte, Essays, Briefwechsel, Übersetzungen. Für Marbach war dieser Schritt der Berliner Schriftstellerin ein Grund zur Freude, für die Leserschaft nicht. Bedeutete diese Entscheidung nicht, dass Franck, die für ihren monatelang auf der Bestsellerliste stehenden, in vierzig Sprachen übersetzten Roman "Die Mittagsfrau" 2007 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, sich vom Schreiben verabschiedete? Ihr letzter Roman war 2011 unter dem Titel "Rücken an Rücken" erschienen.
Dass sie dem Schreiben die Treue gehalten hat, ist ein großes Glück. Dass sie sich dieses Mal für eine stark autobiographisch geprägte Geschichte entschieden hat, eine Überraschung.
Die Qual eines dreizehnjährigen Kindes muss unvorstellbar sein, wenn es freiwillig seine Zwillingsschwester verlässt, die Mutter, das als Zuhause gedachte Haus. In Berlin ansässige Freunde der Familie, Steffi und Martin, erklären sich bereit, die Ich-Erzählerin aufzunehmen. Sie darf in einer Dachkammer wohnen, deren Tür sie am liebsten verschließt. Ab und zu wechselt Franck jetzt die Perspektive und ersetzt das Ich durch "das Mädchen". Einmal überlegt das Mädchen, "ob es den Mitschülerinnen jetzt endlich sagen soll, dass seine Urgroßmutter und Großmutter Jüdinnen sind, die Mütter seiner Mutter, so dass es selbst nach der Halacha ebenfalls Jüdin ist. Wenn auch nicht fromm. Und was heißt das dann? Das Mädchen kann nicht selbstverständlich sagen, ich bin Jüdin. Das Mädchen ist nichts. Es schweigt."
Vor allem aber kämpft es, putzt, hütet Kinder und Katzen, verdient Geld, wird älter, probiert Drogen. Die Ich-Erzählerin erobert neue Räume. Mit achtzehn lernt sie den aus bürgerlichem Hause kommenden Stephan kennen. Ihre Sehnsucht, nach den vielen Jahren des Chaos zur Ruhe zu kommen, ist groß. Und trotzdem: "Es geschah unwillkürlich und vielleicht ohne Grund und Ziel, weder weil Stephan es wollte noch ich selbst. Liebe ist ein ähnliches Wunder wie Seele und Leben." Es wird eine schöne, eine tragische Liebesgeschichte.
Das größte Kunststück, dass Julia Franck in "Welten auseinander" gelingt, ist der von Selbstmitleid und Bitterkeit vollkommen freie Ton der Ich-Erzählerin. Fast protokollarisch berichtet sie bisweilen von ihren Erlebnissen im Irrenhaus Familie. Sie ist ihr entwachsen und bleibt ihr doch auf ewig verbunden, wie jeder von uns mit seiner Vergangenheit auf eine Weise verstrickt ist, die sich manchmal nur erahnen lässt.
Julia Franck: "Welten auseinander".
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2021.
369 S., geb. 23,- Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Ich-Erzählerin aber geht es ums Erinnern ohne Schonung, an ihr prekäres Aufwachsen in einer Künstlerfamilie, die dem Kind, der Jugendlichen und Erwachsenen alles an seelischer Kraft abverlangt. An eine Großmutter, die Blöcke aus Stein künstlerisch bearbeitet, Literatur und Theater liebt, nicht Großmutter sein möchte und keine Liebe zu verschenken hat. Darin ähnelt sie der um sich selbst kreisenden Mutter der Ich-Erzählerin: Anna. Die ist eine Frau, die ihre Kinder deren eigenem Schicksal überlässt, in Rage mit Gegenständen um sich wirft, sich beim Essen mit der Innenseite einer Avocadoschale das Gesicht einreibt, nackt durchs Haus läuft, die Sozialhilfe in Zigaretten investiert und bisweilen erst aufsteht, wenn ihre Töchter bereits aus der Schule nach Hause kommen, was die Ich-Erzählerin mit dem nüchternen Satz kommentiert: "Jeder hatte seinen Rhythmus."
Ende der Siebzigerjahre wird Annas Ausreiseantrag genehmigt, und sie verlässt die damalige DDR mit ihren vier Töchtern, die unterschiedliche Väter haben. Die erste Unterkunft ist für knapp neun Monate das Flüchtlingslager Berlin-Marienfelde, fünf Menschen auf wenigen Quadratmetern, bevor es weiter nach Schleswig-Holstein geht, wo die Heimatsuchenden in einem heruntergekommenen Bauernhaus in einem Dorf am Nord-Ostsee-Kanal eine Bleibe finden. Mitte dreißig ist Anna damals, eine Schauspielerin, auf die niemand im Westen gewartet hat. Die Ich-Erzählerin, die eine Zwillingsschwester hat, ist acht. Sie kommt sich falsch vor, überflüssig, würde am liebsten verschwinden. Nur wohin? Die Kinder im Dorf hänseln sie, fragen, ob die hexenähnliche Mutter eine Nutte sei und sie selbst eine Zigeunerin. Woher all der "Tüdelkram" komme, der im Haus rumfliege. Kinderworte, unschlagbar in ihrer Brutalität.
Von Seite zu Seite wartet, ja hofft man als Leser inständig, dass sich doch noch alles irgendwie zum Guten wendet, als ließe sich die Liebe in einer Familie oder einer anderen Beziehung einfach anknipsen. Doch die Liebe folgt "keiner Erwartung, keinem Zwang oder Entschluss".
Die Ich-Erzählerin beginnt mit dem Tagebuchschreiben, es ist Flucht und Rettung zugleich. Zu Papier bringen, was man ertragen muss, über das Sterben nachdenken, ohne es zu tun. "Die einzige verlässliche Beziehung, die ich in meiner Kindheit entwickelte, war die zu meinem Tagebuch."
Julia Franck hat 2019 dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach ihr Archiv überlassen, mit Ende vierzig: Romanmanuskripte, Essays, Briefwechsel, Übersetzungen. Für Marbach war dieser Schritt der Berliner Schriftstellerin ein Grund zur Freude, für die Leserschaft nicht. Bedeutete diese Entscheidung nicht, dass Franck, die für ihren monatelang auf der Bestsellerliste stehenden, in vierzig Sprachen übersetzten Roman "Die Mittagsfrau" 2007 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde, sich vom Schreiben verabschiedete? Ihr letzter Roman war 2011 unter dem Titel "Rücken an Rücken" erschienen.
Dass sie dem Schreiben die Treue gehalten hat, ist ein großes Glück. Dass sie sich dieses Mal für eine stark autobiographisch geprägte Geschichte entschieden hat, eine Überraschung.
Die Qual eines dreizehnjährigen Kindes muss unvorstellbar sein, wenn es freiwillig seine Zwillingsschwester verlässt, die Mutter, das als Zuhause gedachte Haus. In Berlin ansässige Freunde der Familie, Steffi und Martin, erklären sich bereit, die Ich-Erzählerin aufzunehmen. Sie darf in einer Dachkammer wohnen, deren Tür sie am liebsten verschließt. Ab und zu wechselt Franck jetzt die Perspektive und ersetzt das Ich durch "das Mädchen". Einmal überlegt das Mädchen, "ob es den Mitschülerinnen jetzt endlich sagen soll, dass seine Urgroßmutter und Großmutter Jüdinnen sind, die Mütter seiner Mutter, so dass es selbst nach der Halacha ebenfalls Jüdin ist. Wenn auch nicht fromm. Und was heißt das dann? Das Mädchen kann nicht selbstverständlich sagen, ich bin Jüdin. Das Mädchen ist nichts. Es schweigt."
Vor allem aber kämpft es, putzt, hütet Kinder und Katzen, verdient Geld, wird älter, probiert Drogen. Die Ich-Erzählerin erobert neue Räume. Mit achtzehn lernt sie den aus bürgerlichem Hause kommenden Stephan kennen. Ihre Sehnsucht, nach den vielen Jahren des Chaos zur Ruhe zu kommen, ist groß. Und trotzdem: "Es geschah unwillkürlich und vielleicht ohne Grund und Ziel, weder weil Stephan es wollte noch ich selbst. Liebe ist ein ähnliches Wunder wie Seele und Leben." Es wird eine schöne, eine tragische Liebesgeschichte.
Das größte Kunststück, dass Julia Franck in "Welten auseinander" gelingt, ist der von Selbstmitleid und Bitterkeit vollkommen freie Ton der Ich-Erzählerin. Fast protokollarisch berichtet sie bisweilen von ihren Erlebnissen im Irrenhaus Familie. Sie ist ihr entwachsen und bleibt ihr doch auf ewig verbunden, wie jeder von uns mit seiner Vergangenheit auf eine Weise verstrickt ist, die sich manchmal nur erahnen lässt.
Julia Franck: "Welten auseinander".
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2021.
369 S., geb. 23,- Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Bewegende Frauenporträts! Karin Waldner-Petutschnig Kleine Zeitung 20220305
eBook, ePUB
In Ostberlin geboren, gelangt Julia mit ihren Schwestern und Mutter in das Notaufnahmelager Marienfeld und von dort zieht die Familie weiter in eine Bauernkate in Schleswig-Holstein. Die chaotischen Wohn- und Lebensumstände hält die 13jährige jedoch nicht lange aus und zieht nach …
Mehr
In Ostberlin geboren, gelangt Julia mit ihren Schwestern und Mutter in das Notaufnahmelager Marienfeld und von dort zieht die Familie weiter in eine Bauernkate in Schleswig-Holstein. Die chaotischen Wohn- und Lebensumstände hält die 13jährige jedoch nicht lange aus und zieht nach Westberlin, wo sie ihren Lebensunterhalt aus Sozialhilfe und Putzjobs bestreitet. Neben diesen Schilderungen beschreibt die Autorin die Annäherung zu ihren Vater sowie über ihre erste grosse Liebe Stefan.
Von der "Mittagsfrau" begeistert war ich sehr gespannt auf dieses Buch, das Einblicke in die deutsch-deutschen Geschichte suggerierte.
Nur leider lag dieses Buch weit hinter meiner Erwartung zurück. Als DDR-Kind habe ich zwar einige Kleinigkeiten entdeckt, die mich in Erinnerungen schwelgen ließen, jedoch war das Gro durch verschachtelte Sätze und unterschwelig von Vorwürfen durchsetzt nur schwer zu lesen. Mitunter musste ich Sätze mehrmals lesen, um den Inhalt zu verstehen. Vielleicht war meine Erwartung zu hoch, aber ich habe mich regelrecht durch das Buch gequält und würde es nicht noch einmal lesen.
Weniger
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Klappentext:
„Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger …
Mehr
Klappentext:
„Das Mädchen wird in Ostberlin geboren. Julia ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. In dem chaotischen Bauernhaus kann die Dreizehnjährige nicht länger bleiben und zieht aus, nach Westberlin. Neben der Sozialhilfe verdient die Schülerin Geld mit Putzen, sie lernt ihren Vater kennen und verliert ihn unmittelbar, macht ihr Abitur und begegnet Stephan, ihrer großen Liebe. Wenn sie sich erinnert, ist es Gegenwart.
»Welten auseinander« ist Julia Francks bewegende Erzählung einer ungewöhnlichen Jugend voller Brüche und Unsicherheiten; ein schmerzhaft-schönes Buch der Selbstbehauptung, das von Scham und Trauer so genau erzählt wie von Tod und Liebe. Schreiben und Literatur erweisen sich als Instrumente des Bleibens, vorerst.“
Julia Franck‘s Geschicht ist keine leichte Kost. Ihre gleichnamige Protagonistin erlebt eine Kindheit voller Hin und Her. Man merkt diesem Charakter schnell an, dass eine Heimat wichtig ist und sie irgendwie auf der Suche danach ist. Man merkt in jedem Satz Julias Angespanntheit an und kann sie nur zu gut verstehen. Das gesamte Chaos in ihrem Leben muss beendet werden. Ihr Auszug aus dem Bauernhaus gleicht einer Flucht. Zurecht. Das würde niemand von uns lange aushalten. Wie der Titel des Buches wunderbar zusammenfasst, driften hier Welten auseinander. Julia hat andere Gedanken und Ansichten als der Rest ihrer Familie und dem gesamten Hin und Her. Ihren Mut kann man nur bewundern. Sie beschließt mit 13 Jahren zu gehen und ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Schlimmer kann es nicht mehr werden. Einen Rückblick auf die letzten Jahre blendet sie aus und man kann es verstehen. In Westberlin findet sie einen gewissen Haltepunkt. Ihr Vater taucht auf, die Schule läuft inkl. Abschluss und dann taucht Stephan in ihrem Leben auf. Man hat es ihr so gewünscht und man hofft als Leser, dass es nur besser werden kann. Julia hat es verdient! Der Blick in die Zukunft liegt nun in ihrer Hand. Den Rest dürfen Sie aber schön selber lesen! Ich verrate nichts. Aber noch so viel: der Schreibstil Franck‘s ist sehr bildhaft und punktgenau gewählt. Sie schwadroniert hier nicht herum, sie braucht nicht viele Worte, sie beschreibt so, wie es wohl wa(h)r. Ihr Ausdruck ist fein und stimmig. Ihre Verläufe sind mit einer gewissen Spannung unterlegt, die aber aus dem Lauf der Geschichte selbst her rühren. Emotionen werden hier besonders verpackt und diese werden hier in allen möglichen Facetten in dieser Geschichte erzählt und gekonnt eingewoben. Egal ob Liebe oder Hass, Leid und Tod - alle bekommen sie hier eine gewisse Ebene. So ist nunmal das Leben! Da gehört alles dazu, auch wenn es weh tut. Franck hat einen sehr einfühlsamen Roman verfasst ohne Kitsch oder Effekthascherei. Hier erzählen die Wörter einen Roman, eine Lebensgeschichte, der besonderen Art und dieser hallt sehr extrem nach. Wow!
Ein besonderes Buch und genau deshalb gibt es 5 Sterne!
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Schmerzhafte Aufarbeitung
Meine Meinung zur Autorin und Buch
Julia Frank, hat mich mit ihrem Roman, Die Mittagsfrau, begeistert. Deshalb war ich sehr neugierig auf ihr neues Werk, es ist sehr interessant, Emotional und tiefgründig. In diesem Roman geht es um ihre eigene Lebensgeschichte, …
Mehr
Schmerzhafte Aufarbeitung
Meine Meinung zur Autorin und Buch
Julia Frank, hat mich mit ihrem Roman, Die Mittagsfrau, begeistert. Deshalb war ich sehr neugierig auf ihr neues Werk, es ist sehr interessant, Emotional und tiefgründig. In diesem Roman geht es um ihre eigene Lebensgeschichte, schon ziemlich heftig und bewegend, was sie uns erzählt. Sie erzählt es in einer sehr schönen sinnlichen und poetischen Sprache. Sie schildert alles sehr Bildlich und Lebendig, keine einfache Geschichte, man bleibt nachdenklich zurück, ab und zu musste ich Innehalten beim Lesen. Ein Anspruchsvolles Buch.
Es fängt mit Julias Kindheit in Ostberlin an, wie sie als 8 Jährige mit ihrer Mutter und Schwestern nach Westdeutschland fliehen. Über 8 Monate leben sie im Notaufnahmelager in Marienfeld, es war wirklich kein Zuckerschlecken, wenn man sich es vor Augen führt. Ihre Mutter fand ich sehr chaotisch, auch das alte Bauernhaus in das sie zogen. Mich hatte es nicht gewundert, als sie mit gerade mal 13 Jahren floh, sie hielt es in dieser Enge einfach nicht aus. Wie sie sich in Westberlin, durchmogelte, um Geld zu verdienen, ich habe sie dafür bewundert und auch bedauert. Es ist für mich eine sehr schmerzhafte Lebensgeschichte, eine Jugend die eigentlich ganz anders hätte verlaufen müssen. Es war hochinteressant in der Lebensgeschichte von Julia abzutauchen und sie gemeinsam mit ihr auszugraben.
Weniger
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Julia Franck hatte eine heftige Kindheit, die nur noch von ihrer Jugend überboten wurde.
Die sie irgendwann nicht mehr in der Obhut ihrer Mutter, einer Frau mit vier Töchtern von ebenso vielen Männern - nein, doch nicht ganz, denn Julia hat eine Zwillingsschwester - verbringen …
Mehr
Julia Franck hatte eine heftige Kindheit, die nur noch von ihrer Jugend überboten wurde.
Die sie irgendwann nicht mehr in der Obhut ihrer Mutter, einer Frau mit vier Töchtern von ebenso vielen Männern - nein, doch nicht ganz, denn Julia hat eine Zwillingsschwester - verbringen wollte. Das Leben bei ihr war ihr in jederlei Hinsicht zu ungeregelt, ja: zu verlottert.
Dann besser eigene Wege gehen, so gut es möglich ist. Und zwar welche zwischen Ost und West. Julia Francks Leben klingt wie ein Märchen und möglicherweise - ich würde es ihr wünschen, wenn das an den richtigen Stellen so wäre - ist es das auch. Denn auf dem Umschlag steht "Roman" und in diesem literarischen Format ist bekanntlich Fiktives enthalten.
Aber so viel habe ich verstanden: eine sehr begabte Frau, die viel Schmerz mit sich herumträgt, hat diesen Roman verfasst und ich habe ihn mit Faszination gelesen. Teilweise hat sich der Schmerz, das Leid von Generation auf mich übertragen und mich sowohl niedergedrückt als auch inspiriert. Ein kraftvolles Buch, dessen Leser ebenfalls viel Kraft benötigen. Aber es lohnt sich. Unbedingt!
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Julia Franck konnte mich mit ihrem ausgezeichneten Roman Die Mittagsfrau sher überzeugen. Danach wurde es etwas ruhiger um sie. Umso gespannter war ich auf das neue Buch. Allerdings ist Welten auseinander in meinen Augen kein Roman. Es sind mehr Erinnerungen, also vermutlich sehr …
Mehr
Julia Franck konnte mich mit ihrem ausgezeichneten Roman Die Mittagsfrau sher überzeugen. Danach wurde es etwas ruhiger um sie. Umso gespannter war ich auf das neue Buch. Allerdings ist Welten auseinander in meinen Augen kein Roman. Es sind mehr Erinnerungen, also vermutlich sehr autobiografisch und teilweise sehr detailliert.
Mich konnte das Leben der Julia sehr interessieren, insbesondere wenn ihre Gefühlswelt spürbar wurde. Literarisch war es etwas flach und konnte mich nicht so richtig begeistern. Trotzdem lesenswert!
Weniger
Antworten 1 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 1 von 2 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Ich habe mich mit dem Lesen etwas schwer getan, musste häufig Gelesenes wiederholen, weil ich es beim ersten Lesen einfach nicht verstanden habe oder auch Zusammenhänge nicht sofort herstellen konnte.
Schwere Familienverhältnisse sowohl im Osten als auch im Westen. Es geht um das …
Mehr
Ich habe mich mit dem Lesen etwas schwer getan, musste häufig Gelesenes wiederholen, weil ich es beim ersten Lesen einfach nicht verstanden habe oder auch Zusammenhänge nicht sofort herstellen konnte.
Schwere Familienverhältnisse sowohl im Osten als auch im Westen. Es geht um das Mädchen Julia, das Leben mit ihrer Mutter und ihren Schwestern. Julia sucht die Verbindung zu ihrem Vater und verliert sie wieder. Sie trifft auf Stephan und findet die große Liebe. Julia erlebt schwierige Zeiten und Entbehrungen. Ihr Leben dreht sich um Selbstfindung, Trauer und Liebe - die ganze Bandbreite des Lebens.
Leider nicht meins, was aber nicht heißen soll, dass andere es anders sehen.
Weniger
Antworten 0 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 1 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für