
Simon Stranger
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Vergesst unsere Namen nicht (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 607 Min.
Sprecher: Teschner, Uve
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Eine wahre Familiengeschichte, die zeigt, wie nah Dunkelheit und Hoffnung beieinanderliegen können In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zwei Mal stirbt. Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die Synapsen im Gehirn erlöschen wie das Licht in einer Stadt, in der der Strom ausfällt. Das zweite Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, fünfzig oder hundert oder vierhundert Jahre später. Erst dann ist der Betroffene wirklich verschwunden, aus dem irdischen Leben gestrichen. Ein auf wahren Begebenheiten basierender Roman, d...
Eine wahre Familiengeschichte, die zeigt, wie nah Dunkelheit und Hoffnung beieinanderliegen können In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zwei Mal stirbt. Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die Synapsen im Gehirn erlöschen wie das Licht in einer Stadt, in der der Strom ausfällt. Das zweite Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, fünfzig oder hundert oder vierhundert Jahre später. Erst dann ist der Betroffene wirklich verschwunden, aus dem irdischen Leben gestrichen. Ein auf wahren Begebenheiten basierender Roman, der achtzig Jahre Geschichte und vier Generationen umfasst. Eine Erzählung über den Holocaust, über Familiengeheimnisse und über die Geschichten, die wir an unsere Kinder weitergeben.
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Simon Stranger wurde 1976 geboren und lebt mit seiner Familie in Oslo. Sein Roman "Vergesst unsere Namen nicht" war in Norwegen ein durchschlagender Erfolg und wurde in vierzehn Länder verkauft.
Produktdetails
- Verlag: Lübbe Audio
- Gesamtlaufzeit: 607 Min.
- Altersempfehlung: ab 16 Jahre
- Erscheinungstermin: 4. September 2020
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783838792729
- Artikelnr.: 60045263
"Ein Buch wie ein Stolperstein" Martin Oehlen, Frankfurter Rundschau "Meisterlich und beängstigend zugleich" Adresseavisen "Eine mitreißende Geschichte, erzählt in eindrucksvoller Sprache" Dagbladet
Ein Stolperstein in der Stadt Trondheim erinnert an den Juden Hirsch Komissar.
Er wurde während der Besetzung Norwegens von den Deutschen erschossen.
In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zweimal stirbt.
Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die …
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Ein Stolperstein in der Stadt Trondheim erinnert an den Juden Hirsch Komissar.
Er wurde während der Besetzung Norwegens von den Deutschen erschossen.
In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zweimal stirbt.
Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und die Synapsen im Gehirn erlöschen wie das Licht in einer Stadt, in der der Strom ausfällt.
Das zweite Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, fünfzig oder hundert oder vierhundert Jahre später.
Erst dann ist der Betroffene wirklich verschwunden, aus dem irdischen Leben gestrichen.
Das Leben und das Andenken der Familie Hirsch, das auf einer wahren Geschichte beruht wird hier über vier Generationen erzählt. Eine Erzählung über den Holocaust und über Familiengeheimnisse.
Mit einer sehr ausdrucksstarken Schreibweise nimmt uns der Autor mit in eine schlimme Zeit.
Die jüdische Familiengeschichte von Ellen deren Großeltern eine Tabakfabrik in Oslo besaßen.
Ihnen wurde alles genommen, aber ein Teil der Familie konnte nach Schweden fliehen.
Simon Stranger arbeitet diese Geschichte in einem Roman auf.
Die Kapiteleinteilung ist besonders.
In Form eines Alphabetes von A bis Z werden meist mehrere Stichwörter pro Buchstabe wiedergegeben.
Stranger versucht den Opfern gerecht zu werden, ohne die Täter persönlich zu verurteilen.
In klaren, kühlen Worten fasst er fast schon protokollarisch das Leben einer der Täter zusammen.
Norwegen war 5 Jahre von den Deutschen besetzt.
Der schlimmste von allen, die Bestie Ole Henry Rinnan.
Das Leben dieses unscheinbaren, gehänselten Jungen, der selber ein Opfer war und zum Täter wurde, wird sehr überzeugend beschrieben.
Sehr sachlich und nüchtern wird so das Grauen greifbar, zu welchen Gräueltaten Menschen fähig sind.
Ein sehr tiefer Einblick in die vielleicht dunkelste Geschichte Norwegens.
Historie und Fiktion sind perfekt vermischt.
Die Schreibweise ist wunderbar fließend und macht das Lesen zu einem Erlebnis.
Der Autor bringt die schlimme Zeit der Besatzung auf eine sehr beklemmende Art genau auf den Punkt. Alles wird so real wiedergegeben, das Gefühl alles mitzuerleben ist sehr groß.
Charaktere und Aufbau sind sehr überzeugend und mitreißend.
Alles wirkt etwas ungeordnet, ergibt am Ende aber ein Ganzes.
Die Geschichte von Rinnan nimmt leider mehr Platz ein als die Geschichte von Hirsch und seiner Familie. Da bleiben doch noch etliche Fragen offen.
Das Ende ist aber für mich sehr gelungen.
Es geht um das Verzeihen und vergeben.
Das wichtigste, niemand wird vergessen.
Die Namen werden weiterhin genannt werden.
Ein ganz wichtiger Roman den man unbedingt gelesen haben sollte.
Diese wunderbaren Zitate müssen noch genannt werden:
-Warum wurde er ermordet, Papa?
Weil er Jude war.
Ja, aber warum? -
-Ich bin kein Jude, ich bin ein Mensch -
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Von A bis Z ein Werk gegen das Vergessen
Stolpersteine hat sicher so gut wie jeder schon einmal gesehen. Aber nur wenige verbinden mit den Namen darauf eine Geschichte, Gesichter und Schicksale. Anders bei Simon Strange, dem Autor von „Vergesst unsere Namen nicht“. Er erzählt …
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Von A bis Z ein Werk gegen das Vergessen
Stolpersteine hat sicher so gut wie jeder schon einmal gesehen. Aber nur wenige verbinden mit den Namen darauf eine Geschichte, Gesichter und Schicksale. Anders bei Simon Strange, dem Autor von „Vergesst unsere Namen nicht“. Er erzählt ausgehend vom Stein für Hirsch Komissar die Geschichte seiner Frau Rikke und deren Familie.
Und nicht nur dieses ganz persönliche Schicksal bringt der Autor dem Leser näher. Nicht zeitlich linear, sondern gegliedert in Stichworte von A bis Z, verflicht er Familiengeschichte mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Norwegen, vor allem mit den grausamen Taten von Henry Oliver Rinnan und seiner „Rinnan-Bande“ in und um Trondheim. Rinnan widmet Stranger einen großen Teil des Buchs, seiner Entwicklung von einem kleinen, schmächtigen Vorgartengangster (er beklaute seinen Arbeitgeber) zu einem Doppelagenten, Folterknecht und mehrfachen kaltblütigen Mörder. Am Rande dokumentiert er knapp, aber nicht minder bedrückend, die Geschichte des Juden-Hasses, der Juden-Verfolgung und der Pogrome. Lässt aber auch diejenigen nicht unerwähnt, die ihr Leben riskierten, um Menschen aus Norwegen nach Schweden, und damit in Sicherheit, zu bringen.
Hirsch Komissar wurde 1942 als eine Art Vergeltungsmaßnahme erschossen – für eine Tat, mit der er nichts zu tun hatte, vermutlich nicht einmal davon wusste. Direkt hat seine Geschichte auch nichts mit der „Rinnen-Bande“ zu tun, außer, dass sie beide aus derselben Gegend stammen. Später zieht Gerson, einer der Söhne von Hirsch Komissar mit seiner Familie allerdings in eben das Haus ein, in dem Rinnen Verdächtige foltern ließ, selbst folterte und mordete, in das sogenannte „Bandenkloster“. Eine perverse Koinzidenz. Vor allem, weil das Haus, obwohl es in der Zwischenzeit sogar als Kindergarten genutzt wurde, immer noch die Spuren der Gräueltaten trägt, wie zum Beispiel Kugeln in den Kellerwänden oder einem Beutel mit ausgerissenen Fingernägeln, die die Kinder im Dachgeschoss finden.
Stranger setzt einerseits dem (ihm natürlich unbekannten) Urgroßvater seiner Frau ein eindrückliches Denkmal, erzählt Ausschnitte aus seinem Leben und Sterben. Andererseits dokumentiert er den Aufstieg von Henry Oliver Rinnan anhand von Original-Unterlagen sehr präzise. An manchen Stellen schildert er sie für mich fast zu präzise.
Alles in allem ist das Buch alles andere als leichte Kost. Es ist trotz der gefälligen Sprache beileibe keine Unterhaltungs-Lektüre. Im norwegischen Original trägt das Buch den Titel „Lexikon von Licht und Dunkelheit“ – auch das passt hervorragend. Allerdings ist der deutsche Titel auch nicht ganz unpassend gewählt. Denn im jüdischen Glauben heißt es, dass man zweimal stirbt. Einmal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und das Gehirn sich abschaltet. Aber ein zweites Mal, wenn der Name des Toten zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird, wann auch immer das sein wird. Oder, um es mit anderen Worten zu sagen: Tot ist nur, wer vergessen ist.
Es ist ein leises, ruhiges und trotz der vielen Grausamkeiten angenehm unaufgeregtes Buch. Es (be)wertet nicht, prangert nicht an, diese Gewichtung überlässt der Autor dem Leser. Es beschreibt nur. Einen Aspekt des Holocaust (nämlich den in Norwegen), von dem ich bislang nur sehr wenig wusste. Ein Buch, das die Erinnerung an die Opfer und damit sie selbst am Leben hält, lange über ihr Dasein hinaus.
Ein bedrückendes Werk, vor allem in der heutigen Zeit. Und trotz der Angst, die das Buch hinterlässt, trotz des unguten Gefühls und der schlaflosen Nacht, die es mir beschert hat, weil ich es nicht aus der Hand legen konnte – ein absolutes Muss!
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Der zehnjährige Sohn von Simon Stranger bemerkt einen Stolperstein in den Straßen von Trondheim, der Hirsch Komissar gewidmet ist. Er erfährt, dass er der Ururenkel jenes Mannes ist, der als Jude von den Nazis ermordet wurde. Dieser Moment ist der Beginn einer Auseinandersetzung mit …
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Der zehnjährige Sohn von Simon Stranger bemerkt einen Stolperstein in den Straßen von Trondheim, der Hirsch Komissar gewidmet ist. Er erfährt, dass er der Ururenkel jenes Mannes ist, der als Jude von den Nazis ermordet wurde. Dieser Moment ist der Beginn einer Auseinandersetzung mit der Geschichte seiner Frau und deren Familie.
Dieses Buch umfasst 26 Kapitel, die mit den Buchstaben des Alphabets überschrieben sind. In diesen 26 Kapiteln wird die Familiengeschichte über 80 Jahre erzählt und es gibt eine sehr dunkle Zeit innerhalb dieser 80 Jahre, die durch die Gräueltaten der Nazis bestimmt wurden. In diesem Buch geht es nicht um eine deutsche, sondern um eine norwegische jüdische Familie, die aber auch nicht sicher war vor der Verfolgung der Deutschen, die während des Krieges Norwegen besetzt hatten.
Die Besatzer nutzten Spitzel, die Widerständler und Juden an die Deutschen verrieten. Ein solcher Zuträger war der kleinwüchsige Henry Oliver Rinnan. Er war ein unangenehmer Mensch, der früher immer gehänselt wurde und sich nun plötzlich bedeutsam fühlte. So zog er Gleichgesinnte an, die genauso skrupellos waren. Diese Bande trieb ihr Unwesen vom „Bandenkloster“ aus, wo sie feierten, folterten und töteten. Auch Hirsch Komissar wird ein Opfer von Rinnan. Weil er englische Nachrichten hörte, wurde er verhaftet und später im Konzentrationslager erschossen. Seinen Söhnen gelingt die Flucht nach Schweden.
Der Autor Simon Stranger stellt bei seinen Recherchen fest, dass seine Schwiegermutter Grete Komissar später in dem berüchtigten Haus aufgewachsen ist.
Es ist eine sehr persönliche Geschichte, die der Autor hier erzählt. Dadurch dass man so nahe an den Personen ist, verspürt man das Schreckliche umso mehr. Es ist unbegreiflich und schockierend, dass ein Mensch wie Rinnan so grausam und kaltblütig handelt.
Eine Geschichte, die unter die Haut geht.
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"Vergesst unsere Namen nicht" von dem norwegischen Autor Simon Stranger ist ein intensiver, aufwühlender und nachdenklich stimmender Roman. Ein wichtiges und wertvolles Buch, das glücklicherweise nun auch auf Deutsch erschienen ist. Ich bin sehr froh, dass ich "Vergesst …
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"Vergesst unsere Namen nicht" von dem norwegischen Autor Simon Stranger ist ein intensiver, aufwühlender und nachdenklich stimmender Roman. Ein wichtiges und wertvolles Buch, das glücklicherweise nun auch auf Deutsch erschienen ist. Ich bin sehr froh, dass ich "Vergesst unsere Namen nicht" lesen durfte, da es ein besonderes und außergewöhnliches Werk ist, das bei mir noch lange nachhallen wird.
Eine Besonderheit des Romans besteht darin, dass der Autor Simon Stranger die Inspiration für sein Werk in der eigenen Familiengeschichte gefunden hat. In umfangreichen Recherchen hat er versucht Quellen zu finden und historische Ereignisse möglichst genau zu beschreiben. Die Qualität und Intensität dieser Recherchen werden in "Vergesst unsere Namen nicht" sehr deutlich. Neben fiktiven Erzählungen gibt es auch immer wieder Passagen, die historische Ereignisse sehr detailliert aufgreifen, so dass ich noch einige Details erfahren habe, die mir bisher nicht bekannt waren.
Eine weitere Besonderheit des Romans besteht darin, dass die Kapitel mit Buchstaben des Alphabets eingeteilt werden und dann Begriffe zu den jeweiligen Buchstaben aufgreifen. Für jeden Buchstaben des Alphabets gibt es ein Kapitel. In dem jeweiligen Kapitel wird dann mit Einschüben, z. B. "C wie...", der Text gegliedert, nach jedem dieser Einschübe wechselt sich die Perspektive oder die handelnden Personen. Das gefällt mir ausgesprochen gut und habe ich so auch noch bei keinem Werk erlebt.
Der Schreibstil hat mich von Anfang an gefesselt und es schwer gemacht das Buch wegzulegen. Es gefällt mir gut, dass aus drei Perspektiven geschrieben wird ("Du", "Ich", "Er"). Dadurch werden die verschiedenen handelnden Personen und die verschiedenen Zeitebenen voneinander klar abgegrenzt und es ist jeweils deutlich, welcher Handlungsstrang gerade fortgeführt wird.
Zudem wird sehr eindringlich, bildhaft und bewegend geschrieben. Ich hatte gleich ein klares Bild der handelnden Personen und der Orte und war emotional von Anfang an von der Handlung ergriffen. Simon Stranger schreibt nicht reißerisch oder übertrieben, trifft jedoch trotzdem direkt ins Herz.
Mich haben einige Passagen sehr aufgewühlt. Insbesondere der folgende Dialog:
"Warum wurde er ermordet, Papa?
"Weil er Jude war. "
"Ja, aber warum?"
In diesem kurzen Gespräch wird so gut die Sinnlosigkeit der damaligen Propaganda und der damit verbundenen Gräueltaten deutlich. Ich kann nur schwer bis gar nicht nachvollziehen, wie es mit dem Nationalsozialismus so weit kommen konnte. Da ist es für mich besonders interessant zu sehen, wie der Autor versucht, Henry Oliver Rinnan - wohl einer der extremsten Nationalsozialisten Norwegens - als Person und dessen Entwicklung aufzuarbeiten.
Als Gegenbild stellt der Autor Julius Paltiel vor, ein Vorfahr der trotz Konzentrationslager und Todesmarsch vollkommen in sich ruht, keinen Hass schürt.
Die Frage "Wie kann es sein, dass jemand stärker wird durch diesen Widerstand, durch all das Böse, das ihm zustößt, während andere sich beugen, zerbrechen, verkrüppeln, zerstört werden, eine dunkle Seele bekommen?" hat noch eine Weile bei mir nachgehallt. Dieser Roman lässt wirklich tief in menschliche Abgründe schauen, wühlt auf, bewegt und berührt.
Dennoch möchte Simon Stranger mit seinem Roman nicht anklagen oder verurteilen. "Lass diesen Roman lieber eine Aufforderung sein, nach vorn zu sehen. Lass ihn lieber eine Möglichkeit zur Versöhnung sein und für Vergebung."
"Vergesst unsere Namen nicht" ist ein großes, wertvolles Werk, das sich zu lesen lohnt. Es ist passagenweise nichts für schwache Nerven und keine reine Unterhaltungslektüre, jedoch traurige Realität mit der man sich dennoch auseinander setzen sollte und die den Leser auch mit einem Hoffnungsschimmern zurück lässt.
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In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zweimal stirbt: Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und das zweite Mal, wenn sein Name zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird. Dies war der Anlass für die Idee, Pflastersteine aus Messing herzustellen …
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In der jüdischen Tradition heißt es, dass ein Mensch zweimal stirbt: Das erste Mal, wenn das Herz aufhört zu schlagen und das zweite Mal, wenn sein Name zum letzten Mal gesagt, gelesen oder gedacht wird. Dies war der Anlass für die Idee, Pflastersteine aus Messing herzustellen und darauf die Namen der jüdischen Bürger einzugravieren, die während des Zweiten Weltkriegs ermordet wurden. Diese „Stolpersteine“ wurden vor ihren damaligen Wohnhäusern zur Erinnerung und Mahnung in den Bürgersteig eingelassen. In der norwegischen Stadt Trondheim stand vor einigen Jahren der Autor Simon Stranger mit seiner Familie vor einem solchen „Stolperstein“. Es war der Stein für Hirsch Komissar, dem Urgroßvater seiner Ehefrau, der ihn veranlasste, dessen Leben nachzuspüren, über seine Gefangennahme und seinen Tod zu recherchieren und daraus diesen Roman zu schreiben.
Dass die norwegische Bevölkerung unter der deutschen Besatzung sehr zu leiden hatte weiß man, dass aber auch Norweger als Agenten und Spitzel für die Deutschen tätig waren ist weniger bekannt. Wohl der heimtückischste und brutalste unter ihnen war Henry Oliver Rinnan. Über ihn und seine Gräueltaten, die er mit seiner Bande verübte, berichtet dieses Buch im Wechsel mit besonders tragischen Einzelschicksalen aus der norwegischen Bevölkerung und Episoden aus dem Leben der Familie Komissar. Leider wird dabei, entgegen dem Titel „Vergesst unsere Namen nicht“ den Tätern, besonders Henry Rinnan, einen breiteren Raum eingeräumt als den Opfern. So hat Rinnan posthum immer noch die Aufmerksamkeit, die er zeitlebens angestrebt hatte.
Der Schreibstil ist sehr gut der Thematik angepasst, sachlich, klar und nüchtern. Es wird aus mehreren Perspektiven berichtet, so dass man sich in die einzelnen Protagonisten bestens einfühlen kann. Auch befasst sich der Roman mit verschiedenen Zeitebenen, die oft wechseln, und man sich rasch auf ein anderes Szenario umstellen muss. Geschichtlich ist der Roman sehr interessant, man sollte aber in der Lage sein, die oftmals brutal geschilderten Folterungen und Gräueltaten auszublenden, was jedoch nur bedingt gelingen kann. Dennoch klagt der Autor nicht an und verurteilt nicht, sondern er lässt dem Leser die Möglichkeit, seine eigene Meinung, sein eigenes Urteil zu bilden. Dabei geht er auch auf die Nachfahren von Hirsch Komissar ein, die teils noch heute unter den Ereignissen zu leiden scheinen. Trotz allem meint Rikke, die Frau des Autors und Ururenkelin von Hirsch Komissar, gegen Ende des Buches: „Lass diesen Roman eine Aufforderung sein, nach vorn zu sehen. Lass ihn eine Möglichkeit zur Versöhnung und für Vergebung sein.“
Fazit: Ein interessantes Werk über eine schreckliche Vergangenheit, die man nicht ändern, aus der man aber für die Zukunft lernen sollte.
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