Robert Harris
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Pompeji (MP3-Download)
Gekürzte Lesung. 431 Min.
Sprecher: Tarrach, Jürgen / Übersetzer: Mader, Friedrich
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Im Sommer des Jahres 79 nach Christus war es ungewöhnlich heiß am Golf von Neapel. Es herrschte extreme Trockenheit, Brunnen und Quellen versiegten. Ein unerklärliches Grollen beunruhigte die Bewohner. Dann - nach tagelangem Beben - verdunkelte sich am Nachmittag des 24. August schließlich der Himmel. Eine Naturkatastrophe gigantischen Ausmaßes brach über die römische Riviera herein ...
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Robert Harris wurde 1957 in Nottingham geboren und studierte in Cambridge. Seine Romane »Vaterland«, »Enigma«, »Aurora«, »Pompeji«, »Imperium«, »Ghost«, »Titan«, »Angst«, »Intrige«, »Dictator«, »Konklave«, »München«, »Der zweite Schlaf«, »Vergeltung« und zuletzt »Königsmörder« wurden allesamt internationale Bestseller. Seine Zusammenarbeit mit Roman Polański bei der Verfilmung von »Ghost« (»Der Ghostwriter«) brachte ihm den französischen »César« und den »Europäischen Filmpreis« für das beste Drehbuch ein. Die Verfilmung von »Intrige« – wiederum unter der Regie Polańskis – erhielt auf den Filmfestspielen in Venedig 2019 den großen Preis der Jury, den Silbernen Löwen. Robert Harris lebt mit seiner Familie in Berkshire.

© Peter von Felbert
Produktdetails
- Verlag: Random House Audio
- Gesamtlaufzeit: 431 Min.
- Erscheinungstermin: 1. Juli 2005
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783837172157
- Artikelnr.: 33586373
"Das Hörbuch "Pompeji" ist genauso atemberaubend wie der Roman."
Niemand hörte auf die Aqua Augusta
Doppelter Boden der Antike: In "Pompeji" wird Robert Harris Augenzeuge des Vesuv-Ausbruchs
Der dritte Weltkrieg wird um Wasser geführt werden. Daß wir ungläubig auf diese Prognose reagieren, liegt am Erbe der römisch-antiken Zivilisation, die uns den verschwenderischen Umgang mit Wasser und den Glauben an dessen Allverfügbarkeit eingeimpft hat. Nicht die stur alles überwindenden römischen Landstraßen, sondern die Aquädukte, die in Symbiose mit ihrer Umgebung teils als tollkühne Brücken, teils als unterirdische Kanäle verlaufen, waren die größte zivilisatorische Leistung des Imperiums.
So sagt Plinius der Ältere, Roms berühmtester Naturwissenschaftler und faszinierter
Doppelter Boden der Antike: In "Pompeji" wird Robert Harris Augenzeuge des Vesuv-Ausbruchs
Der dritte Weltkrieg wird um Wasser geführt werden. Daß wir ungläubig auf diese Prognose reagieren, liegt am Erbe der römisch-antiken Zivilisation, die uns den verschwenderischen Umgang mit Wasser und den Glauben an dessen Allverfügbarkeit eingeimpft hat. Nicht die stur alles überwindenden römischen Landstraßen, sondern die Aquädukte, die in Symbiose mit ihrer Umgebung teils als tollkühne Brücken, teils als unterirdische Kanäle verlaufen, waren die größte zivilisatorische Leistung des Imperiums.
So sagt Plinius der Ältere, Roms berühmtester Naturwissenschaftler und faszinierter
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Augenzeuge des Vesuv-Ausbruchs vom 24. August 79 nach Christus. Schon in der ersten hinreißenden Szene seines Pompeji-Romans beweist Richard Harris, daß er dem antiken Wissenschaftler diese Behauptung zu Recht in den Mund legt. Wir werden Zeuge, wie Marcus Attilius Primus, der junge, gerade aus Rom nach Misenum am Golf von Neapel beorderte "Aquarius", zwei Tage vor dem Vesuvausbruch nach einer Quelle gräbt. Er muß Wasser finden, denn nach einer mehrmonatigen Dürre droht die "Aqua Augusta" zu versiegen, jenes Wunder der Wasserbaukunst, das Kaiser Augustus hatte errichten lassen, um neun Städte am Golf, beginnend mit Pompeji, endend mit Misenum, dem Stützpunkt der römischen Flotte, mit Wasser zu versorgen.
Sofort bezaubert, vielleicht auch wiedererkennend liest man Robert Harris' Beschreibung der hügligen Gegend, ihres spröden Vulkangesteins, der fruchtbaren kampanischen Erde, der verzehrenden Hitze Süditaliens. Attilius ist laut der Kapitelüberschrift während des "Conticinium" unterwegs, der achten Nachtwache gegen vier Uhr früh: "Was für einen flimmernden fiebrigen Himmel die hier im Süden hatten! Selbst jetzt, kurz vor Tagesanbruch, wölbte sich eine gewaltige Halbkugel von Sternen bis zum Horizont hinab." Der Aquarius sucht nach Efeu, den er tags zuvor im verdorrten Gestrüpp über Misenum entdeckt hat. Das perfekte Wissen der Alten lehrt ihn, darin ein sicheres Indiz unterirdischer Feuchte zu erkennen. Einmal angelangt, beobachtet er in Bauchlage die Stelle, sein Kinn auf ein Spezialholz gestützt, das den Blick in der Horizontalen hält, um bei Sonnenaufgang den Dunsthauch zu erkennen, der nur dann für Sekunden Wasseradern entsteigt.
Der Aquarius atmet auf - um kurz darauf neu zu verzweifeln. So tief er und seine Arbeiter auch graben, das Wasser entzieht sich. Wie die Pompejaner, die siebzehn Jahre zuvor ein verheerendes Erdbeben nicht als Vorbote der finalen Katastrophe erkannten, so verkennt der Wassermeister trotz aller Aufgeklärtheit sämtliche Warnsignale des Vulkans - das Versiegen der Quellen und Brunnen, die von Vorbeben des Vesuvs verursachten Schäden an der Augusta, den Schwefelgeruch des Wassers im Endreservoir in Misenum. Der Gedanke, daß dreihunderttausend Menschen ohne Wasser sein und panisch werden könnten, läßt bodenlose Angst aufkeimen, die sich schleichend auf alle Beteiligten und sogar auf den stoischen Plinius überträgt. Darin und im Bemühen aller, die Gefahr geheimzuhalten, taucht eine Zukunftsvision auf - die eines Süditalien, das infolge der globalen Klimaveränderungen Wüste werden und dessen Panik einen Krieg einleiten könnte.
Die besten Passagen des Romans weisen einen solchen doppelten Boden auf, der uns aus der fernen Antike in ein furchterregendes Heute katapultiert. Sie kulminieren in den Schlußkapiteln, wo Harris die umhertaumelnden Pompejaner als Doppelgänger der staubbedeckten fliehenden New Yorker des 11. September 2001 zeichnet: "Je weiter Attilius kam, um so jämmerlicher war der Zustand der Flüchtenden. Die meisten waren mit einer dicken grauen Staubschicht bedeckt; ihre Gesichter glichen blutbespritzten Totenmasken." Noch einmal, noch eindringlicher, greift er das Bild auf, als er einen ums Überleben ringenden Patrizier beschreibt, dessen weiß bestäubtes, von blutigen Rinnsalen überzogenes Gesicht jenen mit roten Bändern geschmückten wächsernen Ahnenbüsten gleicht, die man in Familienschreinen aufbewahrte.
Als raffinierter Dramaturg der sogenannten Unterhaltungsliteratur stellt Harris dem Finale eine Handlung voran, die, in der Tradition eines Hitchcock oder Stephen King, den Leser zum atemlosen Zeugen eines Countdown macht, von dem die Akteure nichts ahnen: Alle Kapitel sind mit immer dichter aufeinanderfolgenden römischen Tages- und Stundenbezeichnungen überschrieben, gekoppelt mit Zitaten neuer Erkenntnisse der Vulkanologie. Die Kraft der Eruption, so heißt es einmal, überstieg die der Atombombe von Hiroshima um das Eintausendfünfhundertfache. Spätestens nun fragt man sich, ob hier das Grauen der Wahrheit im Dienst eines Thrillers mißbraucht wird.
Pure Enttäuschung aber wartet in Szenen, mit denen Harris schamlos dem Affen Zucker gibt. Wider besseres Wissen - denn andere Stellen belegen seine exzellenten Recherchen - stilisiert er die Mittelstadt Pompeji bei Bedarf zur lasterhaften Metropole. So kopiert ein Festmahl das Gelage des Trimalchio aus dem "Satyrikon" des Petronius. Was schon dort moralisierende Übertreibung ist, wird angesichts des realiter wohlhabenden, aber vorwiegend provinziellen Lebens pompejanischer Patrizier zur knalligen Kolportage. Dasselbe gilt für die Sexus und Erotik bietenden Einsprengsel. Kein Gedanke an jenes sonderbare Gemenge aus sakralisiertem und enthemmtem Trieb, ritualisierter und derber Wollust der Antike, die das ausgegrabene Pompeji bezeugt. Stattdessen wird aus dem "Lupanar", dem berühmtesten und besterhaltenen der etwa dreißig primitiven Puffs Pompejis, ein mondänes Bordell. Damit erreicht Harris das Niveau jener Voyeure, die, Prüderie auf den Lippen, Bangkok im Sinn, täglich in Scharen durch die engen Gänge und schäbigen Kabinen des Lupanars drängen.
Vom gleichen Schlag ist Harris' zweite Hauptfigur, Ampliatus, ein zu ungeheurem Reichtum gekommener Freigelassener. Er hat nach dem Beben Ruinen billig aufgekauft, parzelliert, saniert und teuer verkauft. Das entspricht zwar den Gegebenheiten der Vesuvstadt, die im Moment ihres Untergangs in einem extremen sozialen Wandel begriffen war. Doch das Leben, mit dem der Brite Harris diese Tatsachen füllt, ist das der Thatcher-Ära, vermengt mit Blair-Sentimentalitäten und modernen schwitzigen Männerphantasien: Ampliatus treibt die Erinnerung an seine Sklavenzeit, in der er Lustknabe seiner Herrin, aber auch, Gipfel der Verderbnis, seines Herrn war; Rache ist die Basis seines Ehrgeizes, Minderwertigkeitskomplexe sind die Begleiter seines Aufstiegs.
Ist dieser Emporkömmling ein Wechselbalg des sex and crime, so läßt seine Tochter Corelia, in die sich der Aquarius verliebt, an eine daily soap denken, die den Liebesfilmen der jungen Sophia Loren nacheifert. Eine verpaßte literarische Chance schließlich ist Harris' "Sybille von Pompeji", die, inspiriert von der Sybille von Cumae, aber auch Edward Bulwers "Vulkanhexe", der Stadt doppelsinnig ewiges Leben und ewigen Ruhm prophezeit. Wieviel über antiken Aberglauben - Rom bewahrte die Sprüche der Sybille von Cumae in seinem Staatsarchiv auf, Harris läßt seine Sybille eine Dienerin des rätselhaften, in Pompeji zweimal nachgewiesenen Gottes Sabazios sein - hätte zur Sprache kommen können, eine Schwester von Thomas Manns faszinierender Hexe Tabubu aus der Josephs-Tetralogie hätte entstehen können - doch es bleibt bei einer blassen oberflächlichen Skizze.
Um so erstaunlicher ist die Subtilität, mit der Harris dem Plinius Konturen gibt. Ein fettleibiger verdrießlicher Greis, der, Philosoph geworden, dennoch seinen Zeiten als junger Feldherr in Germanien nachtrauert und trotz aller Naturstudien gerne noch einmal die römische Flotte aktivieren will, die er im Ruhehafen befehligt. Diese Gelegenheit und ein letzter Wandel zur Größe wird ihm unter grausigen Umständen zuteil: Als der Vesuv ausbricht, läßt Plinius, zugleich Notizen über das Naturereignis diktierend, die Flotte in See stechen, um Überlebende zu retten. Er kommt, wie wir aus den Briefen seines Neffen, Plinius des Jüngeren wissen, dabei um. Die Schilderung seiner letzten Stunden, die inneren Monologe, in denen er um Haltung ringt, seinen altersschwachen Körper verflucht, nicht mehr zwischen Erinnertem und Gegenwart zu unterscheiden weiß, sind von beklemmender Dichte. Mehr solcher grandioser Passagen, und ein großer Roman wäre entstanden.
Robert Harris: "Pompeji". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Christel Wiemken. Heyne Verlag, München 2003. 379 S., geb., 20,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sofort bezaubert, vielleicht auch wiedererkennend liest man Robert Harris' Beschreibung der hügligen Gegend, ihres spröden Vulkangesteins, der fruchtbaren kampanischen Erde, der verzehrenden Hitze Süditaliens. Attilius ist laut der Kapitelüberschrift während des "Conticinium" unterwegs, der achten Nachtwache gegen vier Uhr früh: "Was für einen flimmernden fiebrigen Himmel die hier im Süden hatten! Selbst jetzt, kurz vor Tagesanbruch, wölbte sich eine gewaltige Halbkugel von Sternen bis zum Horizont hinab." Der Aquarius sucht nach Efeu, den er tags zuvor im verdorrten Gestrüpp über Misenum entdeckt hat. Das perfekte Wissen der Alten lehrt ihn, darin ein sicheres Indiz unterirdischer Feuchte zu erkennen. Einmal angelangt, beobachtet er in Bauchlage die Stelle, sein Kinn auf ein Spezialholz gestützt, das den Blick in der Horizontalen hält, um bei Sonnenaufgang den Dunsthauch zu erkennen, der nur dann für Sekunden Wasseradern entsteigt.
Der Aquarius atmet auf - um kurz darauf neu zu verzweifeln. So tief er und seine Arbeiter auch graben, das Wasser entzieht sich. Wie die Pompejaner, die siebzehn Jahre zuvor ein verheerendes Erdbeben nicht als Vorbote der finalen Katastrophe erkannten, so verkennt der Wassermeister trotz aller Aufgeklärtheit sämtliche Warnsignale des Vulkans - das Versiegen der Quellen und Brunnen, die von Vorbeben des Vesuvs verursachten Schäden an der Augusta, den Schwefelgeruch des Wassers im Endreservoir in Misenum. Der Gedanke, daß dreihunderttausend Menschen ohne Wasser sein und panisch werden könnten, läßt bodenlose Angst aufkeimen, die sich schleichend auf alle Beteiligten und sogar auf den stoischen Plinius überträgt. Darin und im Bemühen aller, die Gefahr geheimzuhalten, taucht eine Zukunftsvision auf - die eines Süditalien, das infolge der globalen Klimaveränderungen Wüste werden und dessen Panik einen Krieg einleiten könnte.
Die besten Passagen des Romans weisen einen solchen doppelten Boden auf, der uns aus der fernen Antike in ein furchterregendes Heute katapultiert. Sie kulminieren in den Schlußkapiteln, wo Harris die umhertaumelnden Pompejaner als Doppelgänger der staubbedeckten fliehenden New Yorker des 11. September 2001 zeichnet: "Je weiter Attilius kam, um so jämmerlicher war der Zustand der Flüchtenden. Die meisten waren mit einer dicken grauen Staubschicht bedeckt; ihre Gesichter glichen blutbespritzten Totenmasken." Noch einmal, noch eindringlicher, greift er das Bild auf, als er einen ums Überleben ringenden Patrizier beschreibt, dessen weiß bestäubtes, von blutigen Rinnsalen überzogenes Gesicht jenen mit roten Bändern geschmückten wächsernen Ahnenbüsten gleicht, die man in Familienschreinen aufbewahrte.
Als raffinierter Dramaturg der sogenannten Unterhaltungsliteratur stellt Harris dem Finale eine Handlung voran, die, in der Tradition eines Hitchcock oder Stephen King, den Leser zum atemlosen Zeugen eines Countdown macht, von dem die Akteure nichts ahnen: Alle Kapitel sind mit immer dichter aufeinanderfolgenden römischen Tages- und Stundenbezeichnungen überschrieben, gekoppelt mit Zitaten neuer Erkenntnisse der Vulkanologie. Die Kraft der Eruption, so heißt es einmal, überstieg die der Atombombe von Hiroshima um das Eintausendfünfhundertfache. Spätestens nun fragt man sich, ob hier das Grauen der Wahrheit im Dienst eines Thrillers mißbraucht wird.
Pure Enttäuschung aber wartet in Szenen, mit denen Harris schamlos dem Affen Zucker gibt. Wider besseres Wissen - denn andere Stellen belegen seine exzellenten Recherchen - stilisiert er die Mittelstadt Pompeji bei Bedarf zur lasterhaften Metropole. So kopiert ein Festmahl das Gelage des Trimalchio aus dem "Satyrikon" des Petronius. Was schon dort moralisierende Übertreibung ist, wird angesichts des realiter wohlhabenden, aber vorwiegend provinziellen Lebens pompejanischer Patrizier zur knalligen Kolportage. Dasselbe gilt für die Sexus und Erotik bietenden Einsprengsel. Kein Gedanke an jenes sonderbare Gemenge aus sakralisiertem und enthemmtem Trieb, ritualisierter und derber Wollust der Antike, die das ausgegrabene Pompeji bezeugt. Stattdessen wird aus dem "Lupanar", dem berühmtesten und besterhaltenen der etwa dreißig primitiven Puffs Pompejis, ein mondänes Bordell. Damit erreicht Harris das Niveau jener Voyeure, die, Prüderie auf den Lippen, Bangkok im Sinn, täglich in Scharen durch die engen Gänge und schäbigen Kabinen des Lupanars drängen.
Vom gleichen Schlag ist Harris' zweite Hauptfigur, Ampliatus, ein zu ungeheurem Reichtum gekommener Freigelassener. Er hat nach dem Beben Ruinen billig aufgekauft, parzelliert, saniert und teuer verkauft. Das entspricht zwar den Gegebenheiten der Vesuvstadt, die im Moment ihres Untergangs in einem extremen sozialen Wandel begriffen war. Doch das Leben, mit dem der Brite Harris diese Tatsachen füllt, ist das der Thatcher-Ära, vermengt mit Blair-Sentimentalitäten und modernen schwitzigen Männerphantasien: Ampliatus treibt die Erinnerung an seine Sklavenzeit, in der er Lustknabe seiner Herrin, aber auch, Gipfel der Verderbnis, seines Herrn war; Rache ist die Basis seines Ehrgeizes, Minderwertigkeitskomplexe sind die Begleiter seines Aufstiegs.
Ist dieser Emporkömmling ein Wechselbalg des sex and crime, so läßt seine Tochter Corelia, in die sich der Aquarius verliebt, an eine daily soap denken, die den Liebesfilmen der jungen Sophia Loren nacheifert. Eine verpaßte literarische Chance schließlich ist Harris' "Sybille von Pompeji", die, inspiriert von der Sybille von Cumae, aber auch Edward Bulwers "Vulkanhexe", der Stadt doppelsinnig ewiges Leben und ewigen Ruhm prophezeit. Wieviel über antiken Aberglauben - Rom bewahrte die Sprüche der Sybille von Cumae in seinem Staatsarchiv auf, Harris läßt seine Sybille eine Dienerin des rätselhaften, in Pompeji zweimal nachgewiesenen Gottes Sabazios sein - hätte zur Sprache kommen können, eine Schwester von Thomas Manns faszinierender Hexe Tabubu aus der Josephs-Tetralogie hätte entstehen können - doch es bleibt bei einer blassen oberflächlichen Skizze.
Um so erstaunlicher ist die Subtilität, mit der Harris dem Plinius Konturen gibt. Ein fettleibiger verdrießlicher Greis, der, Philosoph geworden, dennoch seinen Zeiten als junger Feldherr in Germanien nachtrauert und trotz aller Naturstudien gerne noch einmal die römische Flotte aktivieren will, die er im Ruhehafen befehligt. Diese Gelegenheit und ein letzter Wandel zur Größe wird ihm unter grausigen Umständen zuteil: Als der Vesuv ausbricht, läßt Plinius, zugleich Notizen über das Naturereignis diktierend, die Flotte in See stechen, um Überlebende zu retten. Er kommt, wie wir aus den Briefen seines Neffen, Plinius des Jüngeren wissen, dabei um. Die Schilderung seiner letzten Stunden, die inneren Monologe, in denen er um Haltung ringt, seinen altersschwachen Körper verflucht, nicht mehr zwischen Erinnertem und Gegenwart zu unterscheiden weiß, sind von beklemmender Dichte. Mehr solcher grandioser Passagen, und ein großer Roman wäre entstanden.
Robert Harris: "Pompeji". Roman. Aus dem Englischen übersetzt von Christel Wiemken. Heyne Verlag, München 2003. 379 S., geb., 20,- [Euro].
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»Robert Harris ist ein Genie. Sein Roman steuert unaufhaltsam auf den spektakulären Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. zu. Unerhört aufregend.« The Sunday Times
79 nach Christus, am Golf von Neapel: Exominus, der Aquarius wird vermisst, und Attilius, der junge Wasserbaumeister, wird geschickt, ihn zu suchen. Dabei ergibt sich noch ein weiteres Problem: ein ganzer Landstrich sitzt auf dem Trockenen durch ein defektes Aquädukt. Attilius macht sich mit …
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79 nach Christus, am Golf von Neapel: Exominus, der Aquarius wird vermisst, und Attilius, der junge Wasserbaumeister, wird geschickt, ihn zu suchen. Dabei ergibt sich noch ein weiteres Problem: ein ganzer Landstrich sitzt auf dem Trockenen durch ein defektes Aquädukt. Attilius macht sich mit mehreren Sklaven auf den Weg, das Rätsel um den verschwundenen Exominus zu lösen und das Leck der defekten Aqua Augusta zu finden. Doch die Reparaturarbeiten werden überschattet von merkwürdigen Beben der Erde und eigenartigem Schwefelgeruch in der Luft. Das dies die Vorboten eines gewaltigen Vulkanausbruchs sind, weiß er zwar nicht, dennoch beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Mir war schon klar, dass es in diesem historischen Buch nicht primär um den Untergang Pompejis durch den legendären Vulkanausbruch geht, mit all seinen Schicksalen, die die Katastrophe mit sich gebracht hat. Dennoch war ich von der Geschichte eher enttäuscht. Es handelt sich hier eher um eine wissenschaftliche Erzählung über die Arbeit eines Wasserbaumeisters vor dem Hintergrund des Vulkanausbruchs. Der Versuch, einen spannenden Thriller oder Krimi entstehen zu lassen, ist nach meinem Empfinden leider gescheitert, dafür ist der Spannungsbogen leider viel zu flach. Und für einen historischen Roman ist die Geschichte einfach zu blass und die Personen zu leicht zu durchschauen.
Die Charaktere sind mir alle zu fad geblieben, der Protagonist Attilius hat zwar ein Gespür für Rätsel und den Ehrgeiz eines Ermittlers, sie aufzulösen, aber irgendwie konnte mich seine Figur einfach nicht begeistern. Zwar tauchen in dem Roman viele verschiedene Charaktere auf, dennoch fand ich sie eher blass und farblos, bis hin zu der eingestreuten Liebesgeschichte, die mir eher erzwungen und konstruiert erschien.
Interessant fand ich, dass zwar der Leser/Hörer um den Vulkanausbruch weiß und damit auch das Ende schon bekannt ist, die Bewohner des Golfs jedoch von der Katastrophe nichts ahnen und alle Vorboten als Launen der Götter abtun und auf ihre Gunst hoffen. Manchmal mochte ich schon die Bewohner rütteln und schütteln, dass sie der Gefahr ins Auge sehen, um dem bevorstehenden Ende der Stadt Pompeji vielleicht ausweichen zu können.
Insgesamt bin ich daher leider enttäuscht von dem Roman „Pompeji“, vielleicht waren aber auch meine Erwartungen einfach zu hoch. Geschichtsinteressierten mag diese Erzählung um die Arbeit eines Wasserbaumeisters im alten Rom vielleicht besser gefallen, mir jedoch hat die Geschichte nicht zugesagt.
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Dieses Hörspiel versteht es trotz der starken Kürzung, das bunte Bild Pompejis im Jahre 79 n. Chr. aus Robert Harris Bestsellerroman zum Leben zu erwecken. Die wichtigsten Handlungsstränge und die Spannung der Buchvorlage bleiben erhalten, die Sprecher sind alle passend …
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Dieses Hörspiel versteht es trotz der starken Kürzung, das bunte Bild Pompejis im Jahre 79 n. Chr. aus Robert Harris Bestsellerroman zum Leben zu erwecken. Die wichtigsten Handlungsstränge und die Spannung der Buchvorlage bleiben erhalten, die Sprecher sind alle passend ausgewählt und die Geräuschkulisse wirklich fantastisch. Eingebettet in die Geschichte des Wasserbaumeisters Attilius und die Ränkespiele des Bauunternehmers Ampliatus werden die letzten Tage vor dem alles vernichtenden Vulkanausbruch glaubwürdig geschildert. Eine rundum gelungene Inszenierung – mein einziger Kritikpunkt betrifft die Kapitelauszüge aus der Vulkanologie, die immer wieder in der Geschichte eingestreut sind. Bei dieser Kakophonie war mir der Unterschied in der Lautstärke einfach zu groß.
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Dieses Hörspiel versteht es trotz der starken Kürzung, das bunte Bild Pompejis im Jahre 79 n. Chr. aus Robert Harris Bestsellerroman zum Leben zu erwecken. Die wichtigsten Handlungsstränge und die Spannung der Buchvorlage bleiben erhalten, die Sprecher sind alle passend …
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Dieses Hörspiel versteht es trotz der starken Kürzung, das bunte Bild Pompejis im Jahre 79 n. Chr. aus Robert Harris Bestsellerroman zum Leben zu erwecken. Die wichtigsten Handlungsstränge und die Spannung der Buchvorlage bleiben erhalten, die Sprecher sind alle passend ausgewählt und die Geräuschkulisse wirklich fantastisch. Eingebettet in die Geschichte des Wasserbaumeisters Attilius und die Ränkespiele des Bauunternehmers Ampliatus werden die letzten Tage vor dem alles vernichtenden Vulkanausbruch glaubwürdig geschildert. Eine rundum gelungene Inszenierung - mein einziger Kritikpunkt betrifft die Kapitelauszüge aus der Vulkanologie, die immer wieder in der Geschichte eingestreut sind. Bei dieser Kakophonie war mir der Unterschied in der Lautstärke einfach zu groß.
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Broschiertes Buch
Lange stand dieses Buch auf meinem Regal. Ob es am Cover lag, oder war es der Autor? Keine Ahnung, jedenfalls hatte ich das Buch bereits 3 Mal angefangen und immer wieder zur Seite gelegt. Nun, durch eine Challenge wollte ich es doch mal wagen, und dem Buch eine letzte Chance geben.
Schon nach …
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Lange stand dieses Buch auf meinem Regal. Ob es am Cover lag, oder war es der Autor? Keine Ahnung, jedenfalls hatte ich das Buch bereits 3 Mal angefangen und immer wieder zur Seite gelegt. Nun, durch eine Challenge wollte ich es doch mal wagen, und dem Buch eine letzte Chance geben.
Schon nach den ersten Sätzen zeigte sich aber bereits, dass ich wiedermal über die vielen ähnlich klingenden Namen stolperte. Klar, diese Namen waren damals absolut gebräuchlich, heute jedoch finde ich sie ziemlich verwirrend. Die Ähnlichkeit war es dann auch, weshalb ich eine Namensliste anfangen musste, um halbwegs der Story folgen zu können.
Kaum hatte ich mich damit auseinander gesetzt kam aber der nächste Kritikpunkt. Sehr lange Erklärungen über den Bau der Wasserleitung. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich würde eine technischen Abhandlung lesen, um die ein paar Sätze geflochten wurden, um einen Roman zu basteln. Klar, ohne diesen Bau dieses Aquädukts gäbe es wohl heute auch nicht unsere Wasserleitungen. Aber muss es wirklich sooooo spannungslos geschildert werden? Okay, es ist kein Krimi, kein Thriller, sondern ein Roman. Aber auch da erwarte ich etwas mehr. Sehr schade fand ich auch, dass der Vulkanausbruch nur mit ein paar läppischen Seiten abgehandelt wurde. Denn gerade das, war das wirklich spannendste am Ganzen.
Die Protagonisten blieben für mich leider allesamt etwas blaß, auch wenn ich gespürt habe, dass sich der Autor wirklich große Mühe gegeben hat. Leider kamen bei mir diese Bemühungen nicht so richtig an.
Zum Schluß möchte ich noch ein paar Sätze zu Cover und Klappentext los werden. Das Cover wurde meiner Meinung nach absolut passend gewählt. Man erkennt wunderbar die Wasserleitung. Auch die Farbgebung finde ich sehr gelungen. Der Klappentext verrät nicht zu viel und nicht zu wenig. Allerdings versprach er Spannung, was mich leider etwas in die Irre geführt hatte.
Fazit:
Leider fehlt mir bei dieser Roman etwas die Spannung bzw. Unterhaltung. Eine durchaus interessante Story, aber irgendwie fehlt mir der Pepp. Den Fortgang der Geschichte fand ich sehr zäh, so dass der Lesespaß etwas auf der Strecke blieb.
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Broschiertes Buch
Wer Robert Harris mag, kommt natürlich nicht an "Pompeji" vorbei, das ist klar.
Leider muss ich sagen, dass mir alle seine anderen Bücher besser gefallen haben.
Hier in diesem Buch wartet man einfach nur darauf das der Vulkan ENDLICH ausbricht. Und als es dann der Fall ist, war …
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Wer Robert Harris mag, kommt natürlich nicht an "Pompeji" vorbei, das ist klar.
Leider muss ich sagen, dass mir alle seine anderen Bücher besser gefallen haben.
Hier in diesem Buch wartet man einfach nur darauf das der Vulkan ENDLICH ausbricht. Und als es dann der Fall ist, war ich ziemlich enttäuscht wie wenig Harris dazu geschrieben hat :-( Die Vorgeschichte war zu lang und der Ausbruch eben, für meinen Geschmack, viiiiiel zu kurz! Dafür das sich Harris soviel Mühe dafür gegeben hat und so viel nachgeforscht hat ist das Buch ziemlich "laff". Höhepunkte kommen zwar vor, aber diese sind nur kleine Hügelchen im Vergleich zum echten Vesuv :D
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