Alte Liebe (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 239 Min.
Sprecher: Schroeder, Bernd; Heidenreich, Elke
Sofort per Download lieferbar
Statt: 19,95 €**
**Preis der CD-Ausgabe
Alle Infos zum verschenkenWeitere Ausgaben:
PAYBACK Punkte
4 °P sammeln!
Alte Liebe rostet nicht. Aber die Zeit ist nicht spurlos vorbeigegangen an Lore und Harry, und wenn man nach vierzig Jahren die eigenen Fehler kennt, werden sie dadurch nicht erträglicher. Harry, Pensionär, wollte eigentlich Architekt werden, ist aber im Bauamt gelandet. Lore, leidenschaftliche Bibliothekarin fürchtet die Pensionierung, aus Angst mit Harry untätig im Garten zu sitzen. Als die Tochter Gloria in dritter Ehe einen älteren, steinreichen Industriellen heiraten will, sind sich die Eltern wenigstens in einem einig: Gloria hat alles nur Mögliche im Leben falsch gemacht! Elke Hei...
Alte Liebe rostet nicht. Aber die Zeit ist nicht spurlos vorbeigegangen an Lore und Harry, und wenn man nach vierzig Jahren die eigenen Fehler kennt, werden sie dadurch nicht erträglicher. Harry, Pensionär, wollte eigentlich Architekt werden, ist aber im Bauamt gelandet. Lore, leidenschaftliche Bibliothekarin fürchtet die Pensionierung, aus Angst mit Harry untätig im Garten zu sitzen. Als die Tochter Gloria in dritter Ehe einen älteren, steinreichen Industriellen heiraten will, sind sich die Eltern wenigstens in einem einig: Gloria hat alles nur Mögliche im Leben falsch gemacht! Elke Heidenreich und Bernd Schroeder erzählen und lesen in umwerfenden Dialogen und selbstironischen Szenen die Geschichte eines Ehepaars, in der sich eine ganze Generation wiedererkennen kann.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D ausgeliefert werden.
Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Elke Heidenreich lebt in Köln. Sie hat jahrelang für Radio und Fernsehen gearbeitet, als Drehbuch- und Hörspielautorin, Talkmasterin, Literaturexpertin, früher auch als Kabarettistin. Ihre Arbeit gilt der Literatur und der Musik: an der Kölner Kinderoper wirkte sie zwölf Jahre lang mit. Beide Leidenschaften vereinigt sie seit 2008 in ihrer Rolle als Herausgeberin der Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann.
Produktbeschreibung
- Verlag: Random House Audio
- Gesamtlaufzeit: 239 Min.
- Erscheinungstermin: 2. September 2009
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783837176216
- Artikelnr.: 33594598
"Die Geschichte eines Ehepaares - gefühlvoll erzählt und sehr bewegend."
Im Zweisitzer bergauf beschleunigen
Sie können es noch: Elke Heidenreich und Bernd Schroeder raufen sich literarisch zusammen und lassen ihr gemeinsam alt gewordenes und jung gebliebenes Romanpärchen munter über Gott, die Welt und die Literatur räsonieren.
Kinder, Männer, Alte: lesen! Sonst ergeht es euch wie Laura, dem quengeligen, unerträglich verzogenen Nintendo-Kind, das immer bäh sagte, wenn Oma Lore mit ihr scrabbeln oder Dr. Dolittle lesen wollte. Oder wie Harry, Lores Mann in guten wie in schlechten Tagen: Der knuffige Brummbär schlug alle Warnungen der häuslichen Stiftung Lesen ("Du liest nicht, du interessierst dich nicht, du verblödest") in den Wind. Lieber wollte er gärtnern, golfen und Weizenbier
Sie können es noch: Elke Heidenreich und Bernd Schroeder raufen sich literarisch zusammen und lassen ihr gemeinsam alt gewordenes und jung gebliebenes Romanpärchen munter über Gott, die Welt und die Literatur räsonieren.
Kinder, Männer, Alte: lesen! Sonst ergeht es euch wie Laura, dem quengeligen, unerträglich verzogenen Nintendo-Kind, das immer bäh sagte, wenn Oma Lore mit ihr scrabbeln oder Dr. Dolittle lesen wollte. Oder wie Harry, Lores Mann in guten wie in schlechten Tagen: Der knuffige Brummbär schlug alle Warnungen der häuslichen Stiftung Lesen ("Du liest nicht, du interessierst dich nicht, du verblödest") in den Wind. Lieber wollte er gärtnern, golfen und Weizenbier
Mehr anzeigen
trinken als ein gutes Buch zur Hand nehmen oder seine Lore zur Lesung von "Martin" (Walser) begleiten.
Am Ende ist sein geliebter Quälgeist tot, und er kann nur noch in einem letzten Akt von Pietät und nachgetragener Liebe ihre Lieblingsbücher lesen. Ohne Bücher keine Erziehung, keine Liebe, kein Glück. Mit Büchern allerdings auch nicht. Selbst Lore, die engagierte Bibliothekarin, wurde zuletzt des Lesens nicht mehr froh. Immer nur Vampirromane, Tintenherz und Tintenschmerz, Fräuleinliteratur ("Schaumschlägerei"), Daniel Kehlmann ("Tüftelliteratur") und altersgeile Männerphantasien: "Mir macht mein Beruf keinen Spaß mehr. Die Bücher sind nicht mehr das, was sie mal waren."
Selbst Martin ist nicht mehr der Alte: Kritik verträgt er nicht mehr, beim Italiener sackt er vor Lores Augen in sich zusammen: "Das gab's früher nie. Ich war immer so glücklich mit meinen Dichtern."
Die alte Liebe zur Literatur kann rosten, die zwischen Elke Heidenreich und Bernd Schroeder nicht. "Wir hatten zwanzig glückliche Jahre, fünf tapfere, zwei grauenhafte und jetzt unseren Frieden", rechnete Heidenreich kürzlich in "Brigitte" vor. Von der ehelichen blieb nur die Arbeitsgemeinschaft; aber gemeinsames Schreiben kann auch Versöhnung stiften. Vor sieben Jahren, in "Rudernde Hunde", hatten die beiden ihre komplizierte Beziehung schon einmal in Stereo-Geschichten umschrieben. Jetzt fabulieren sie in einem Roman gemeinsam aus, was aus ihnen geworden wäre, wenn sie sich nicht 1995 im Guten getrennt hätten: ein altes Ehepaar, das sich auseinanderlebt und sich wieder zusammenrauft, bis dass der Tod es scheidet. "Alte Liebe" hat das Paar nicht wieder zusammengebracht, aber doch so weich und wehmütig gestimmt, dass sie im Nachhinein fast bedauern, dass nur im Buch kein Blatt Papier zwischen sie passt.
Man hätte so schön zusammen alt werden können, die umtriebige Literaturbetriebsnudel und der gemütliche pensionierte Baurat. Aber schon beim Frühstück, wenn die Zeitung in Feuilleton und Sportteil zerteilt wird, beginnt das Gestichel: Er ist genervt von seiner anstrengenden "Kulturschaffenden", sie empört über die langweilige Selbstzufriedenheit des Kulturmuffels. Nach vierzig Jahren Ehe ist das Feuer weitgehend erloschen, aber selbst eine Sparflamme spendet noch Licht, Asche noch ein bisschen Wärme. Bevor der Zusammenstoß der Temperamente und Kulturen sich zum Scheidungsdrama verschärft, nehmen sich beide in Erinnerung an bessere Zeiten zurück oder auch mal zärtlich in den Arm.
"Alte Liebe" ist ein passendes Buchgeschenk für die goldene Hochzeit von grauen Panthern: leserfreundlich dünn und seniorengerecht gesetzt, dabei munter und unterhaltsam geschrieben und politisch unversöhnt. Schroeder ist eher der Kabarettist auf dem grünen Feldherrnhügel, Heidenreich die drauflosschwadronierende Else-Stratmann-Schnodderschnauze; aber in der Abneigung gegen Kirche und Bahn, Handygebimmel und Computerfimmel harmonieren die Altachtundsechziger prächtig. Die Institution Ehe wird dabei nie in Frage gestellt, im Gegenteil. Die "Leipziger Fürstenhochzeit" der verlorenen Renegaten-Tochter Gloria mit einem neureichen Kotzbrocken schweißt Lore und Harry noch einmal zusammen, löst altlinke Reflexe aus und das, was der Angstblüten-Spezialist Walser "bergauf beschleunigen" nennt. Lore und Harry tanzen die jungen Schnösel und alten Herrenreiter an die Wand, seilen sich feixend ab und treiben es im Hotelzimmer wie in alten Zeiten. "Ich kann's noch, was?", fragt er hinterher stolz, und Lore muss zugeben: "Du blöder alter Angeber. Ja, du kannst es noch."
Doch, Heidenreich und ihr "Lebensmensch" können es noch: im halbautobiographischen Halbdunkel erzählen, als wären die Szenen einer Ehe reine Fiktion und nicht auch der Schwanengesang ihrer alten Liebe. Man sieht dem Roman an, dass er getrennt geschrieben und erst mit vereinten Kräften zusammengefügt wurde. Heidenreich spielt den Lore-Part, manchmal auch mit sentimentalem Nachdruck ("Es ist, als wäre meine Seele zutiefst erschöpft. Die Straße meines Lebens geht immer weiter. Ist Harry die Bank, auf der ich mich ausruhen kann?"), Schroeder gibt den Harry, und jeder fühlt sich vorbildlich in den anderen ein.
Sie ist eher für die spritzigen Dialoge, satirischen Spitzen, die Benn- und Virginia-Woolf-Zitate zuständig, er mehr für Architektur und ruhige Analyse. Die getrennten Hälften der platonischen Liebeskugel passen so gut zusammen, dass die Nähte und Risse kein Makel sind, sondern Zeichen authentischer Beziehungsarbeit.
Die Arbeitsteilung funktioniert wie am Schnürchen, aber irgendwann reißt Lore doch der Geduldsfaden. Kurz vor der Rente überfällt sie "die berühmte blöde Sinnkrise". Das kann doch wohl nicht alles gewesen sein: selbstgefällige alte Dichter anbeten, Feuilletondebatten nachbuchstabieren, den Blödsinn im Fernsehen toll finden und abends mit ihrem gutmütigen alten Zausel niederdrückende Gespräche über Patientenverfügungen, Pflegeheim und Prostatavorsorge führen. Altwerden ist ein Massaker, da hat Philip Roth ausnahmsweise recht; aber diesen "Scheiß" will Lore nicht bis ans Ende ihrer Tage mitmachen.
Sowohl die Bibliothekarin wie ihr Alter Ego verwahren sich energisch gegen autobiographische Rück- und Kurzschlüsse in der Literatur: Ein Autor darf phantasieren, auch mit realen Figuren; Kehlmann macht es ja auch so. Man darf Lores Abrechnung mit dem Literaturbetrieb also nicht für bare Heidenreich-Münze nehmen. Und natürlich ist Heidi, die mit zweiundsechzig Jahren einen Vierzigjährigen als Liebhaber nahm und sich nicht um das Geschwätz der Leute kümmert, nur eine Romanfigur. Aber warum eigentlich soll einer Frau nicht erlaubt sein, was Joschka Fischer, Helmut Kohl und Madonna mit ihrem Jesus ganz selbstverständlich beanspruchen? "Brauche ich vielleicht zum Aufmöbeln noch einen kleinen Jesus?"
Man muss jetzt nicht mit Benn oder Walsers Goethe kommen. Die Klatschblätter wissen es längst, und auch Elke Heidenreich, 66, macht keinen Hehl mehr daraus, dass sie mit einem 28 Jahre jüngeren Pianisten liiert ist. Bernd Schroeder, übrigens auch im wirklichen Leben Hobbygärtner, hat seinen Segen dazu gegeben, und so ist Harrys Nachruf auf Lore auch frei von allen Hintergedanken. Der ewige Kulturbanause hat seine "quirlige Allesbesserwisserin" überlebt, aber so das letzte Wort zu behalten ist ihm doch mehr Schmerz als Genugtuung.
MARTIN HALTER
Elke Heidenreich/Bernd Schroeder: "Alte Liebe". Roman. Hanser Verlag, München 2009. 191 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Am Ende ist sein geliebter Quälgeist tot, und er kann nur noch in einem letzten Akt von Pietät und nachgetragener Liebe ihre Lieblingsbücher lesen. Ohne Bücher keine Erziehung, keine Liebe, kein Glück. Mit Büchern allerdings auch nicht. Selbst Lore, die engagierte Bibliothekarin, wurde zuletzt des Lesens nicht mehr froh. Immer nur Vampirromane, Tintenherz und Tintenschmerz, Fräuleinliteratur ("Schaumschlägerei"), Daniel Kehlmann ("Tüftelliteratur") und altersgeile Männerphantasien: "Mir macht mein Beruf keinen Spaß mehr. Die Bücher sind nicht mehr das, was sie mal waren."
Selbst Martin ist nicht mehr der Alte: Kritik verträgt er nicht mehr, beim Italiener sackt er vor Lores Augen in sich zusammen: "Das gab's früher nie. Ich war immer so glücklich mit meinen Dichtern."
Die alte Liebe zur Literatur kann rosten, die zwischen Elke Heidenreich und Bernd Schroeder nicht. "Wir hatten zwanzig glückliche Jahre, fünf tapfere, zwei grauenhafte und jetzt unseren Frieden", rechnete Heidenreich kürzlich in "Brigitte" vor. Von der ehelichen blieb nur die Arbeitsgemeinschaft; aber gemeinsames Schreiben kann auch Versöhnung stiften. Vor sieben Jahren, in "Rudernde Hunde", hatten die beiden ihre komplizierte Beziehung schon einmal in Stereo-Geschichten umschrieben. Jetzt fabulieren sie in einem Roman gemeinsam aus, was aus ihnen geworden wäre, wenn sie sich nicht 1995 im Guten getrennt hätten: ein altes Ehepaar, das sich auseinanderlebt und sich wieder zusammenrauft, bis dass der Tod es scheidet. "Alte Liebe" hat das Paar nicht wieder zusammengebracht, aber doch so weich und wehmütig gestimmt, dass sie im Nachhinein fast bedauern, dass nur im Buch kein Blatt Papier zwischen sie passt.
Man hätte so schön zusammen alt werden können, die umtriebige Literaturbetriebsnudel und der gemütliche pensionierte Baurat. Aber schon beim Frühstück, wenn die Zeitung in Feuilleton und Sportteil zerteilt wird, beginnt das Gestichel: Er ist genervt von seiner anstrengenden "Kulturschaffenden", sie empört über die langweilige Selbstzufriedenheit des Kulturmuffels. Nach vierzig Jahren Ehe ist das Feuer weitgehend erloschen, aber selbst eine Sparflamme spendet noch Licht, Asche noch ein bisschen Wärme. Bevor der Zusammenstoß der Temperamente und Kulturen sich zum Scheidungsdrama verschärft, nehmen sich beide in Erinnerung an bessere Zeiten zurück oder auch mal zärtlich in den Arm.
"Alte Liebe" ist ein passendes Buchgeschenk für die goldene Hochzeit von grauen Panthern: leserfreundlich dünn und seniorengerecht gesetzt, dabei munter und unterhaltsam geschrieben und politisch unversöhnt. Schroeder ist eher der Kabarettist auf dem grünen Feldherrnhügel, Heidenreich die drauflosschwadronierende Else-Stratmann-Schnodderschnauze; aber in der Abneigung gegen Kirche und Bahn, Handygebimmel und Computerfimmel harmonieren die Altachtundsechziger prächtig. Die Institution Ehe wird dabei nie in Frage gestellt, im Gegenteil. Die "Leipziger Fürstenhochzeit" der verlorenen Renegaten-Tochter Gloria mit einem neureichen Kotzbrocken schweißt Lore und Harry noch einmal zusammen, löst altlinke Reflexe aus und das, was der Angstblüten-Spezialist Walser "bergauf beschleunigen" nennt. Lore und Harry tanzen die jungen Schnösel und alten Herrenreiter an die Wand, seilen sich feixend ab und treiben es im Hotelzimmer wie in alten Zeiten. "Ich kann's noch, was?", fragt er hinterher stolz, und Lore muss zugeben: "Du blöder alter Angeber. Ja, du kannst es noch."
Doch, Heidenreich und ihr "Lebensmensch" können es noch: im halbautobiographischen Halbdunkel erzählen, als wären die Szenen einer Ehe reine Fiktion und nicht auch der Schwanengesang ihrer alten Liebe. Man sieht dem Roman an, dass er getrennt geschrieben und erst mit vereinten Kräften zusammengefügt wurde. Heidenreich spielt den Lore-Part, manchmal auch mit sentimentalem Nachdruck ("Es ist, als wäre meine Seele zutiefst erschöpft. Die Straße meines Lebens geht immer weiter. Ist Harry die Bank, auf der ich mich ausruhen kann?"), Schroeder gibt den Harry, und jeder fühlt sich vorbildlich in den anderen ein.
Sie ist eher für die spritzigen Dialoge, satirischen Spitzen, die Benn- und Virginia-Woolf-Zitate zuständig, er mehr für Architektur und ruhige Analyse. Die getrennten Hälften der platonischen Liebeskugel passen so gut zusammen, dass die Nähte und Risse kein Makel sind, sondern Zeichen authentischer Beziehungsarbeit.
Die Arbeitsteilung funktioniert wie am Schnürchen, aber irgendwann reißt Lore doch der Geduldsfaden. Kurz vor der Rente überfällt sie "die berühmte blöde Sinnkrise". Das kann doch wohl nicht alles gewesen sein: selbstgefällige alte Dichter anbeten, Feuilletondebatten nachbuchstabieren, den Blödsinn im Fernsehen toll finden und abends mit ihrem gutmütigen alten Zausel niederdrückende Gespräche über Patientenverfügungen, Pflegeheim und Prostatavorsorge führen. Altwerden ist ein Massaker, da hat Philip Roth ausnahmsweise recht; aber diesen "Scheiß" will Lore nicht bis ans Ende ihrer Tage mitmachen.
Sowohl die Bibliothekarin wie ihr Alter Ego verwahren sich energisch gegen autobiographische Rück- und Kurzschlüsse in der Literatur: Ein Autor darf phantasieren, auch mit realen Figuren; Kehlmann macht es ja auch so. Man darf Lores Abrechnung mit dem Literaturbetrieb also nicht für bare Heidenreich-Münze nehmen. Und natürlich ist Heidi, die mit zweiundsechzig Jahren einen Vierzigjährigen als Liebhaber nahm und sich nicht um das Geschwätz der Leute kümmert, nur eine Romanfigur. Aber warum eigentlich soll einer Frau nicht erlaubt sein, was Joschka Fischer, Helmut Kohl und Madonna mit ihrem Jesus ganz selbstverständlich beanspruchen? "Brauche ich vielleicht zum Aufmöbeln noch einen kleinen Jesus?"
Man muss jetzt nicht mit Benn oder Walsers Goethe kommen. Die Klatschblätter wissen es längst, und auch Elke Heidenreich, 66, macht keinen Hehl mehr daraus, dass sie mit einem 28 Jahre jüngeren Pianisten liiert ist. Bernd Schroeder, übrigens auch im wirklichen Leben Hobbygärtner, hat seinen Segen dazu gegeben, und so ist Harrys Nachruf auf Lore auch frei von allen Hintergedanken. Der ewige Kulturbanause hat seine "quirlige Allesbesserwisserin" überlebt, aber so das letzte Wort zu behalten ist ihm doch mehr Schmerz als Genugtuung.
MARTIN HALTER
Elke Heidenreich/Bernd Schroeder: "Alte Liebe". Roman. Hanser Verlag, München 2009. 191 S., geb., 17,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Keine "Stereo-Geschichten" diesmal, sondern ein zweistimmiger Roman als Fantasie und Beziehungsabbild. Das von Elke Heidenreich und ihrem Ex verfasste Buch begreift Martin Halter als weichgespültes Versöhnungsunternehmen. Doch mit Respekt. Schließlich eignet es sich hervorragend als Geschenk zur goldenen Hochzeit von Altachtundsechzigern, meint Halter. "Seniorengerecht gesetzt" sei es, unterhaltsam und "politisch unversöhnt". Prima. Den halbautobiografischen Roman über einen hobbygärtnernden Zausel und seine "Else-Stratmann-Schnodderschnauze" liest allerdings auch Halter mit Gewinn - als Resultat "authentischer Beziehungsarbeit".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Es sind die Alltäglichkeiten, die dieses Buch liebenswert machen, und die klugen Gedanken von Heidenreich und Schroeder, die es veredeln: Was bietet das Leben mit Mitte 60? Was passiert mit den Idealen von 68? Was mit der Liebe?" Angela Wittmann, Brigitte, 09.09.09 "Ein wunderbar leicht dahinfließender Dialogroman, der aber letztlich schwer wiegt. Ein bühnenreifes Capriccio." Mathias Schreiber, Der Spiegel, 31.08.09 "Kinder, Männer, Alte: lesen! Elke Heidenreich und Bernd Schroeder raufen sich literarisch zusammen und lassen ihr gemeinsam alt gewordenes und jung gebliebenes Romanpärchen munter über Gott, die Welt und die Literatur räsonieren." Martin Halter, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.09.09
Gebundenes Buch
Die beiden Hauptfiguren verkörpern ein Alt-68er Ehepaar, Lore und Harry, das im Laufe der Jahre einige seiner Ideale allein dadurch eingebüßt hat, dass die Welt sich weiterentwickelt hat. Ihre Tochter vermag aufgrund der lockeren, antiauthoritäre Erziehung weder, einen ihrer …
Mehr
Die beiden Hauptfiguren verkörpern ein Alt-68er Ehepaar, Lore und Harry, das im Laufe der Jahre einige seiner Ideale allein dadurch eingebüßt hat, dass die Welt sich weiterentwickelt hat. Ihre Tochter vermag aufgrund der lockeren, antiauthoritäre Erziehung weder, einen ihrer Ehemänner zu halten, noch steht sie wirtschaftlich sicher da, zumal sie alleinerziehende Mutter einer Tochter ist. Diese Enkelin ist für die Großeltern ein unerzogenes, faules und gefräßiges Wesen, das sein Leben mit Computerspielen und Fernsehen verbringt. Mit ihr ernten sie gewissermaßen die Früchte ihrer antiautoritären Erziehung ihrer Tochter. Der bevorstehenden Hochzeit ihrer Tochter mit einem erfolgreichen Geschäftsmann sehen Lore und Harry mit gemischten Gefühlen entgegen: Einerseits sind sie froh über die wirtschaftliche Absicherung ihrer Tochter durch den reichen Ehemann, andererseits sind sie erschrocken über den eigenen antifeministischen Ansatz dieses Gedankens. Lore und Harry rücken im Laufe der Erzählung wieder näher zueinander, bissige Dialoge weichen zunehmend einer grundlegenden Harmonie des alten Paares, die am Schluss in der bitteren Trennung des Todes zu gipfeln scheint.
Weniger
Antworten 12 von 17 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 12 von 17 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Fast vierzig Jahre Ehe haben Lore und Harry gemeinsam verbracht. Verschieden sind sie immer noch. Harry, der Architekt werden wollte und dann doch sein Berufsleben im Bauamt verbrachte und mittlerweile pensioniert ist, der sich um seinen Garten kümmert, die Zeitung liest und sich politisch …
Mehr
Fast vierzig Jahre Ehe haben Lore und Harry gemeinsam verbracht. Verschieden sind sie immer noch. Harry, der Architekt werden wollte und dann doch sein Berufsleben im Bauamt verbrachte und mittlerweile pensioniert ist, der sich um seinen Garten kümmert, die Zeitung liest und sich politisch interessiert. Lore, Bibliothekarin mit Leidenschaft hält sich vorerst für unersetzbar und kann sich eine Pensionierung nur sehr schwer vorstellen.
Ihre Tochter Gloria könnte man fast als schwarzes Schaf bezeichnen und diese will nun ein drittes Mal heiraten, einen älteren Mann, aus reicher, einflussreicher Familie. Darüber sind sich Lore und Harry einig, dass ihre Tochter im Leben viel falsch gemacht hat, und sie Beide vor der Hochzeit einen Horror haben.
In wirklich toll zu lesenden Dialogen lernt der Leser Harry und Lore kennen, kann beide gut verstehen und erkennt vielleicht so einiges wieder. Schwierig ist es, über die Jahre die Liebe zu erhalten und fast scheint sie im Alltag verloren. Doch gerade die verhasste Hoch-zeit der Tochter scheint sie wieder näher zueinander zu bringen.
Mir hat dieser kleine Roman ganz fantastisch gefallen, einfach gut geschrieben, mit Ironie, viel Gefühl zwischen den Zeilen und einer guten Darstellung des Lebens. Und, man sollte immer bedenken, dass Zeit endlich ist.
Weniger
Antworten 7 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 7 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch so gut und genau ge- und beschrieben, beobachtet. das ende unvorhersehbar; deshalb: lebe jeden tag, als wäre es dein letzter!
Antworten 5 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 5 von 6 finden diese Rezension hilfreich
Einfach herrlich wie Elke Heidenreich in ihrer unverkennbaren ironischen Art ihr eigenes - eben auch sehr ironisches Buch - vorliest. Bernd Schroeder kannte ich vorher noch nicht, aber auch er kommt recht symphatisch rüber. Auf jeden Fall hörenswert!
Antworten 5 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 5 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Elke Heidenreich ist immer ein Lese(Hör)vergnügen. Zusammen mit Bernd Schroeder hat sie mit der Alten Liebe mir ein großes Hörvergnügen bereitet. Da stimmte jeder Ton, jedes Wort. Schade, dass Elke Heidenrech nicht mehr im Fernsehen zu erleben ist.
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 3 von 3 finden diese Rezension hilfreich
Broschiertes Buch Ein wunderbar geschriebener Roman der noch ein wenig Hoffnung macht das nicht alles so langweilig ist,und doch alle die gleichen Sorgen haben,Liebenswert,wie alles von Elke Heidenreich
Antworten 5 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 5 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Gebundenes Buch
Elke Heidenreich und Bernd Schroeder zusammen in einem Buch verspricht kluge und witzige, traurige und bissige Dialoge, nachdenkliche Momente, erschreckend ehrliche Ansichten und Lesevergnügen.
Auch diesmal haben sie es geschafft, die Ehe, die Liebe und die Wahrheit ohne Schnörkel klar …
Mehr
Elke Heidenreich und Bernd Schroeder zusammen in einem Buch verspricht kluge und witzige, traurige und bissige Dialoge, nachdenkliche Momente, erschreckend ehrliche Ansichten und Lesevergnügen.
Auch diesmal haben sie es geschafft, die Ehe, die Liebe und die Wahrheit ohne Schnörkel klar darzustellen. Elke Heidenreich als die leidenschaftliche Lore, die es vor der Gemeinsamkeit mit ihrem Ehemann graut, weil sie nun beide zu Hause sein werden. Sich jeden Tag sehen, nicht mehr aus dem Weg gehen können und all seine Macken ertragen zu müssen. Vielleicht kommen noch neue hinzu und was hat sie überhaupt einmal an ihn geliebt. Harry (Bernd Schroeder) sieht es nicht ganz so dramatisch-aus männlicher Sicht. Doch auch er hadert mit sich, der Gemeinsamkeit und dem Leben. Beide müssen nun noch eine Hochzeit der eigenen Tochter hinter sich bringen. Die 3. Warum, wieso und was ist falsch gelaufen? Werden die Vorstellungen für ein gemeinsames Rentnerdasein sich erfüllen? Werden sie auf ihre letzten Jahre glücklich sein (oder wieder werden)?
Das Buch wird einmal aus der Sicht der Lore und einmal aus der Sicht von Harry geschrieben. Es ist schon erstaunlich wie unterschiedlich (oder auch mnachmal nicht) die Geschlechter (selbst nach so vielen gemeinsamen Jahren) denken und fühlen. Man mag beide sehr gern und wünscht sich immer wieder, dass sie endlich miteinander reden würden. Das Ende stimmt traurig und nachdenklich und hinterlässt einen beklemmenden Moment. Gut so, einfach mal die eigene Beziehung überdenken und Fragen stellen. Manchmal hilft es.
Weniger
Antworten 4 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 4 von 7 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für