Mal ganz ehrlich – spätestens seit „Gut gegen Nordwind“ wünscht sich (fast) jede Frau eine email von Leo Leike. Vor drei Jahren erschien erstmals ein deutscher Roman in E-Mail-Fassung, geschrieben wurde er von Daniel Glattauer. Über zwei Dinge war ich dabei sehr verwundert – die Form, wie er
geschrieben war und wie gut er mir trotzdem gefallen hat. Und nach der Lektüre konnte ich es kaum…mehrMal ganz ehrlich – spätestens seit „Gut gegen Nordwind“ wünscht sich (fast) jede Frau eine email von Leo Leike. Vor drei Jahren erschien erstmals ein deutscher Roman in E-Mail-Fassung, geschrieben wurde er von Daniel Glattauer. Über zwei Dinge war ich dabei sehr verwundert – die Form, wie er geschrieben war und wie gut er mir trotzdem gefallen hat. Und nach der Lektüre konnte ich es kaum erwarten, die Fortsetzung „Alle sieben Wellen“ zu lesen.
„Gut gegen Nordwind“ ist die Geschichte von Emmi und Leo, beide Mitte 30 und mehr oder weniger zufrieden mit ihrem Leben. Die beiden lernen sich über eine fehlgeleitete Email kennen und treten so in einen digitalen Dialog, der im Laufe der Zeit immer intimer zu werden scheint. Ob die stark gefühlsmäßig betonte elektronische Beziehung der Wirklichkeit hätte stand halten können, blieb uns der Autor in „Gut gegen Nordwind“ schuldig, denn zu einem Treffen ist es nie gekommen und am Ende des Buches bricht Leo den Kontakt ab und zieht nach Boston.
Und daran knüpft „Alle sieben Wellen“ nahtlos an. Emmi schreibt und versucht zu erklären, warum sie nicht zu dem Treffen gekommen ist, leider ist der einzige, der ihr antwortet, der Systemmanager. Nach einem dreiviertel Jahr kommt Leo jedoch wieder, und wir sind wieder am Ausgangspunkt- aber etwas hat sich verändert. Leo hat jemanden kennen gelernt (Päääämäääla) und Emmis Ehe ist nicht mehr so, wie sie anfangs schien. Und diesmal findet das geplante Treffen wirklich statt, und wir erfahren endlich, ob die „Illusion der Vollkommenheit“ der Realität stand halten kann.
Die Spannung konnte Daniel Glattauer auch im zweiten Teil erhalten, die Dramatik steigt und der Dialog zwischen Emmi und Leo ist so gefühlsbetont, gekonnt und witzig wie im ersten Teil.
Leos Beschreibung vom „Punkt auf der Innenseit der linken Hand“ ist dabei nur eine Email von vielen, die mir eine wohlige Gänsehaut auf den Armen verschafft hat. Am Kitsch kommt Daniel Glattauer dabei allerdings vorbei – nur ein bisschen pathetisch wird’s manchmal schon. Wortspielereien (wie „Emmi-Gration nach Boston“) und Wortwitz kommen auch im zweiten Teil nicht zu kurz, und Emmi gibt sich zeitweise wieder betont nervig-ironisch. Der einzige Kritikpunkt, der mir aufgefallen ist, ist die Sprache – würde man wirklich mit den Worten Emails verfassen? Aber letztendlich ist es auch gerade das, was diesen Roman ausmacht.
Das Ende ist so, wie man sich ein Ende für Leo und Emmi wünscht- kalorienreich und süß, aber trotzdem unendlich lecker.
Und so schließe ich mit Emmi:
Die Zukunft ist weiblich und (deshalb) unberechenbar.
Wer weiß, vielleicht begegnen wir Leo und Emmi ja doch noch mal wieder.