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Uta-Caecilia Nabert erzählt, wovon viele Reiseberichte schweigen – von der Rückkehr in die Heimat
„I think, äh … ich glaube, die hat jetzt erst geschnallt, dass ich bin back!“, stammelt Joachim Meyerhoff, als seine Hündin an ihm hochspringt. Sie hat ein bisschen gebraucht, um ihn nach der Rückkehr von seinem einjährigen USA-Aufenthalt wiederzuerkennen. Aber nicht nur für daheimgebliebene Haustiere, auch für Reisende selbst ist es nach einer langen Zeit unterwegs schwierig zu begreifen, dass sie zurück sind – Sprachwirrwarr im Kopf ist da nur eine Nebensache. Ankommen kann lange dauern.
Darüber schreibt Uta-Caecilia Nabert in „Wieder da und doch nicht hier“. Ihr Buch beginnt dort, wo die meisten Reiseberichte aufhören: mit dem Ende einer magischen, freien Zeit und der Rückkehr nach Hause in einen wie auch immer gearteten Alltag. Gerade noch an der karibischen Strandbar gejobbt, jetzt wieder im Großraumbüro. Die Freude auf Vollkornbrot und Freunde, die das Ende der Reise weniger schmerzlich erscheinen lässt, wird schnell von den Zwängen der heimischen Realität überwölbt. Die Rückkehr ist oft die größte Herausforderung einer langen Reise.
Nabert berichtet von eigenen Erfahrungen und sammelt darüber hinaus Berichte von rund zwanzig Reiserückkehrern. Manche waren nur einmal für ein paar Monate weg, andere jahrelang und immer wieder unterwegs – alle jedoch finden sich nur schwer wieder in den konventionellen Alltag ein. Viele bemerken an sich, dass sie ihre Heimat nun immer mit der Ferne vergleichen – vor allem mit deren schönen Seiten. Bei Stefanie Mayer ist das nach ihrer Zeit in Australien das Wetter – gefolgt vom zwischenmenschlichen Frösteln: „Das Erste, was ich in einem Bäcker am Bahnhof hörte, bei dem ich eine Butterbrezel kaufen wollte, war: Hamma net, gibt’s net. Woar’s des?“
Für Freunde der Heimkehrer kann es wiederum anstrengend sein, dass ihr Gegenüber sich geistig noch am kalifornischen Strand befindet. Viele Weltreisende kalkulieren auch nicht ein, dass in der Heimat die Zeit nicht stehen bleibt und sie vieles im Leben der Freunde und Familienmitglieder verpasst haben.
Unverständnis und Desinteresse der Daheimgebliebenen tragen in Kombinationen mit einer Rückkehr in einen weniger spektakulären Alltag teilweise zu Post-Reisedepressionen bei. Mehrere Autorinnen und Autoren des Buchs berichten, wie sie in ein emotionales Loch gefallen sind, als sie wieder zu Hause waren. Und dass ihre Reise existenzielle Fragen nicht unbedingt beantwortet hat – vor allem nicht die nach der eigenen Zukunft. Valeska von Mühldorfer beschreibt das Gefühl, in Deutschland festzustecken, und möchte sofort wieder weg.
Was im Übrigen nicht in erster Linie an den Zuständen in Deutschland liegt. Langzeitreisende aus Schottland oder Australien empfinden genauso wie deutsche Heimkehrer, wenn sie wieder in Glasgow oder Melbourne sind. Egal woher sie stammen, viele von ihnen zieht es wieder in die weite Welt. Stephanie Cordelia Butler weist jedoch auf einen ihr wichtigen Punkt hin: Es bringe nichts, nicht wieder heimzukehren: „Denn du wirst ja nicht auf Dauer glücklich, nur weil du an einem schönen Strand stehst.“
ANNIKA WERNER
Uta-Caecilia Nabert: Wieder da und
doch nicht hier.
Weltenbummler und ihr Leben nach der Reise. Delius Klasing Verlag, Bielefeld.
247 Seiten, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
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