Ilva Fabiani
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Anna Alrutz ist ein beliebiges blondes Mädchen, wie sie selbst findet. Als älteste Tochter einer wohlhabenden Familie verbringt sie glückliche Sommer im kleinen Kurort Salzgitter. Hier zankt sie sich mit ihrem Bruder Willi, streift mit ihrer besten Freundin Helene durch die Wälder, trifft ihre erste große Liebe. Dass Anna sich schon früh für den Nationalsozialismus begeistert, können die liberalen Eltern nicht verhindern. Auch nicht, dass sie ihr Medizinstudium abbricht und eine »NS-Schwester« wird. An der Universitätsklinik Göttingen praktiziert sie, was Hitler per Gesetz angeordn...
Anna Alrutz ist ein beliebiges blondes Mädchen, wie sie selbst findet. Als älteste Tochter einer wohlhabenden Familie verbringt sie glückliche Sommer im kleinen Kurort Salzgitter. Hier zankt sie sich mit ihrem Bruder Willi, streift mit ihrer besten Freundin Helene durch die Wälder, trifft ihre erste große Liebe. Dass Anna sich schon früh für den Nationalsozialismus begeistert, können die liberalen Eltern nicht verhindern. Auch nicht, dass sie ihr Medizinstudium abbricht und eine »NS-Schwester« wird. An der Universitätsklinik Göttingen praktiziert sie, was Hitler per Gesetz angeordnet hat: die Zwangssterilisation »erbkranker« Frauen und Männer. Anna meint, das Richtige zu tun. Doch als sie sich in den französischen Medizinstudenten Thierry verliebt, und Helene in die Klinik eingeliefert wird, gerät ihre Überzeugung ins Wanken. Sie schließt sich einer Gruppe an, die Patientinnen zur Flucht verhilft, und muss bald eine folgenschwere Entscheidung treffen. Meine langen Nächte ist die Geschichte einer ideologischen Verirrung, aber auch eine Geschichte des Mitgefühls und der späten Einsicht: die anrührende literarische Lebensbeichte einer jungen Frau.
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Ilva Fabiani, geboren 1970 in Ascoli Piceno, Italien, studierte Philosophie und zog anschließend nach Deutschland. Ihr erster Roman, Meine langen Nächte, ist das Ergebnis einer dreijährigen Recherche. Das Buch wurde in Italien mit verschiedenen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem ilmioesordio (2013), mit dem Preis der Literaturkritik Premio Scuola Holden per l'opera più originale, dem von Leser:innen vergebenen Preis community ilmiolibro sowie mit dem Literaturpreis der Stadt Cuneo für den besten Debütroman 2014. Fabiani arbeitet als Italienisch-Lektorin an der Universität Göttingen.
Produktdetails
- Verlag: Steidl
- Seitenzahl: 240
- Erscheinungstermin: 30. Juni 2023
- Deutsch
- ISBN-13: 9783969992555
- Artikelnr.: 68298105
“Meine langen Nächte” von Ilva Fabiani.
Anna Alrutz, Dienstnummer 271207 lebt in einer Art Halbschatten ohne Raum und Zeit.
Der Wind hebt das Schattenwesen Anna hoch und der Leser wird in die verschiedenen Kapitel ihres kurzen Lebens getragen.
Anna wächst mit ihrer …
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“Meine langen Nächte” von Ilva Fabiani.
Anna Alrutz, Dienstnummer 271207 lebt in einer Art Halbschatten ohne Raum und Zeit.
Der Wind hebt das Schattenwesen Anna hoch und der Leser wird in die verschiedenen Kapitel ihres kurzen Lebens getragen.
Anna wächst mit ihrer kranken Schwester und ihrem fettleibigen Bruder in einer wohlhabenden Familie auf.
Der Vater ist Arzt und die Familie verbringt ihre Sommer nicht in Luxusorten, sondern in Salzgitter.
Dort lebt der Pastor Heinrich Rudinski, ein guter Freund der Familie und Annas erste Liebe.
Ihre Liebe für Rudinski empfindet Anna, wie eine Hand, die sich im Magen zu einer Faust ballt, Warmes und Schmerzhaftes wird zugleich empfunden. Und erst in einer anderen Welt wird ihr einiges klar …
Helene, Anjas beste Freundin, kommt auch jedes Jahr in den Ferien nach Salzgitter zu ihrer Großmutter und die Mädchen führen ein unbeschwertes Leben.
Um so schwieriger ist Annas Begeisterung für den Nationalsozialimus zu verstehen, aber ihre Eltern können es nicht verhindern.
Anna wird immer mehr in den Sog von Hitlers Worten gezogen.
“Wir brauchen neue Horizonte, neue Hoffnungen”, mit diesen und weiteren Worten werden die Kameraden in eine neue Partei gelockt.
Männer und Frauen folgen den Worten, ersehen sich eine Bewegung, die dem deutschen Volke den Glauben wiedergibt.
Die wirtschaftliche Krise hat Deutschland in den Abgrund getrieben und der junge, entschlossene und mutige Hitler zeigt den jungen Leuten auf, dass die Deutschen wieder emporsteigen werden.
Seine Worte waren wie Peitschenhiebe und die Menge jubelte vor Begeisterung.
Auch in Anna wurde die Hoffnung genährt und erst mit ihrer Existenz als Schattenwesen wurde ihr bewusst, was für einem Irrglauben oder Wahnsinn sie nachgerannt ist.
Ihr Weg ist steinig und doch klar in seinen Linien, Anna liebt Ordnung. Sie hat dem Führer ihre Treue geschworen und erst mit ihrer Liebe zu Therence Picard, kurz Thierry genannt, ein Halbjude aus Frankreich und Medizinstudent beginnt ihr Idealismus zu bröckeln.
Bis dahin hat sie jedoch mit ihrem nicht-arischen Professor Hartmann unglaublich viele Zwangssterilisationen durchgeführt.
Der Führer hat angeordnet, dass Frauen mit vermeintlichen Erb-und Geisteskrankheiten Zwangssterilisiert werden müssen und der Professor hat mit Annas Hilfe die Anordnungen des Führers systematisch umgesetzt.
Anna beginnt eine Beziehung mit dem Halbjuden Thierry und beschreibt diese wie folgt:
“Ich hieß Anna Alrutz, Dienstnummer 271207. Ich war eine braune Schwester und hatte eine unvernünftige Beziehung mit einem Blatt. Im Herbst.”
Sachlich, klar und prägnant erzählt die Autorin aus Annas Leben, ihre Sichtweise aus der Schattenwelt und erklärt ihr handeln zu Lebzeiten.
Anna weckt verschiedene Emotionen und die Autorin lässt den Leser tief in die Handlungen während fer Nazizeit eintauchen.
In das Leid, das Elend, die unglaublichen Machenschaften gegenüber vermeintlich andersartigen Menschen, die geplante Ausmerzung aller Menschen, die keine Arier sind, aber auch das Glück, die Hoffnung, das Mitgefühl und die Liebe werden hervorgehoben.
Die Autorin hat sehr intensiv recherchiert und real sind in Göttingen 787 Frauen sterilisiert worden. Ein intensiver, sehr eindrucksvoller und lesenswerter Roman, der nachhallt.
Eine klare Leseempfehlung.
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Buch mit Leinen-Einband
Anna kommt aus gutem Hause, wächst behütet und privilegiert auf, und lässt sich, sehr zum Leidwesen ihrer Familie, von der nationalsozialistischen Ideologie blenden. Sie wird eine NS-Schwester und führt in der Universitätsklinik Göttingen aus, was Hitler angeordnet hat, …
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Anna kommt aus gutem Hause, wächst behütet und privilegiert auf, und lässt sich, sehr zum Leidwesen ihrer Familie, von der nationalsozialistischen Ideologie blenden. Sie wird eine NS-Schwester und führt in der Universitätsklinik Göttingen aus, was Hitler angeordnet hat, nämlich die Zwangssterilisation von sogenannten erbkranken Frauen und Männern. Ihren Dienst verrichtet sie pflichtbewusst und dient treu dem Vaterland. Als sie dem französischen Medizinstudenten Thierry begegnet und sich verliebt, wird ihre Überzeugung auf den Prüfstand gestellt.
„Ich war noch keine dreißig Jahre alt, als ich starb, in einer Dezembernacht. Graupel fiel aus bleiernen Wolken in den Schneematsch am Boden. Und wenn ich mich jetzt, nach all den Jahren, umschaue, erkenne ich die Klinik, in der ich gearbeitet habe, kaum noch wieder.“ (Seite 8)
Die Autorin hat eine ungewöhnliche Weise gewählt, um die Geschichte von Anna, die stellvertretend für so viele andere Frauen der damaligen Zeit steht, zu erzählen, denn Anna ist tot, sie starb in einer kalten Dezembernacht des Jahres 1935, was sie uns Lesenden bereits am Anfang verrät. Körperlos schwebt sie über der Erde, besucht Stationen ihres kurzen Lebens und teilt diese Eindrücke mit uns. Anfangs tat ich mich schwer mit dem eher nüchternen Schreibstil, lernte diesen aber im Laufe der Geschichte mehr und mehr zu schätzen.
Anna war mir nicht sympathisch, aber sie war unglaublich authentisch. Besonders ihre Launen und ihre Wut als siebzehnjähriges Mädchen konnte ich fühlen und meistens nachvollziehen. Der Beginn ihres Lebens als junge Frau gestaltete sich holprig, was zum einen den Hormonen, zum anderen aber natürlich der schwierigen und turbulenten Zeit geschuldet war. Die äußeren Eindrücke drängten sie in eine Richtung, die sie als junger Mensch noch überhaupt nicht hätte einordnen, geschweige denn, die Konsequenzen auch nur annähernd einschätzen können. Manchmal war ich versucht, ihr zuzurufen, dieses oder jenes zu unterlassen, oder aber etwas unbedingt zu tun.
„Erwartung, Wut und Hoffnung liegen in der Luft: Haben wir wirklich geglaubt, dass dieser Mann uns würde retten können? Ja, das haben wir geglaubt. Ich wollte ihn sprechen hören, ihn mit eigenen Augen sehen.“ (Seite 104)
Langsam und schleichend kam der Nationalsozialismus in Annas leben, fast unmerklich schlich sich das Grauen in die Geschichte ein. Mit dem Wissen von heute schilderte Anna ihren Lebensweg, kommentierte und resümierte, verglich und suchte nach Gründen, die ihr Verhalten von damals erklären würden. Wenn es doch nur so einfach wäre!
„Muss man denn erst sterben, um den Strudel zu erkennen, der uns verschlang?“ (Seite 159)
Je mehr ich erfuhr, desto größer wurde mein Unbehagen, auch meine Sympathie schwand mehr und mehr, machte einer Abneigung Platz, die von Mitleid unterbrochen wurde. Mitgefühl aber war keines da, dieses war aufgebraucht. Aus Gründen. Je weiter die Erzählung voranschritt, desto mehr wühlte sie mich auf. Das letzte Drittel fand ich stellenweise unerträglich, meine Nerven wurden strapaziert und nun war doch großes Mitgefühl da. Keinen Ausweg zu haben ist schlimm, aber zu realisieren, dass man sich selbst in eine Situation gebracht hat, die katastrophale Folgen auch für andere hat, ist hart und entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn man bedenkt, dass dies alles auf freiwilliger Basis geschah.
Das Ende traf mich mitten ins Herz, obwohl ich eigentlich wusste, was später geschah. Mir gefiel es, dass die Autorin alle offenen Fragen beantwortet hat, wodurch die letzten Seiten aufwühlend und sehr emotional für mich waren. Ich hätte zu Beginn nicht gedacht, wie erschüttert ich nach dem Zuklappen des Buches sein würde. Zuletzt war mir die verhasste Anna unglaublich nah. Ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte, ein Zeugnis der bestialischen Ereignisse der damaligen Zeit. Gegen das Vergessen und besonders wichtig, das ist hoffentlich jedem klar. Volle Punktzahl mit extra Sternchen und eine Leseempfehlung gibt es von mir.
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Buch mit Leinen-Einband
Wie wird aus einem ganz normalen Mädchen eine braune Schwester? Warum wird aus einer
Medizienstudentin, eine Schwester die dabei hilft die Gräultaten der Nationalsozialisten anzuwenden? Und was passiert wenn sie beginnt zu zweifeln?
Diesen Fragen geht dieses Buch nach. Sehr …
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Wie wird aus einem ganz normalen Mädchen eine braune Schwester? Warum wird aus einer
Medizienstudentin, eine Schwester die dabei hilft die Gräultaten der Nationalsozialisten anzuwenden? Und was passiert wenn sie beginnt zu zweifeln?
Diesen Fragen geht dieses Buch nach. Sehr interessant ist die Form der erzählenden Person,es handelt sich nämlich um die Protagonistin, allerdings ist sie bereits gestorben. Zunächst fand ich das etwas eigenartig, aber schnell wendete sich das in großes Interesse. Anna , so der Name der Hauptfigur, beginnt aus ihrem Leben zu erzählen, als sie vier Jahre alt ist und endet mit ihrem Tod mit nicht einmal dreißig Jahren. Wir erleben mit ihr den Weg ins erwachsen werden und damit auch wie sie die Überzeugungen der Nationalsozialisten verfiel.
Durch die Erzählweise war ich sehr nah in der Geschichte und auch wenn ich Annes Weg so gar nicht gut heißen kann, war er doch so beschrieben das ich mir vorstellen konnte, wie sie wurde was sie war. Ein Mädchen das einfach zur falschen Zeit geboren worde ist.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen und es wurde ein schweres und trauriges Thema emotional und gleichzeitig realistisch erzählt.
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Buch mit Leinen-Einband
In "Meine langen Nächte" von Ilva Fabiani erzählt die fiktive Anna Alrutz ihre Lebensgeschichte u.a. als sogenannte braune Schwester. Dabei handelte es sich um Mitglieder der NS-Schwesternschaft, die einen Eid auf Adolf Hitler ablegten und an Zwangssterilisationen, …
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In "Meine langen Nächte" von Ilva Fabiani erzählt die fiktive Anna Alrutz ihre Lebensgeschichte u.a. als sogenannte braune Schwester. Dabei handelte es sich um Mitglieder der NS-Schwesternschaft, die einen Eid auf Adolf Hitler ablegten und an Zwangssterilisationen, Zwangsabtreibungen und systematischen Ermordungen im Rahmen der nationalsozialistischen Rassenhygiene beteiligt waren.
Das Besondere an diesem Roman war für mich die spezielle Erzählperspektive. Der Geist von Anne Alrutz, der als Sühne für Ihre Sünden in dieser Welt gefangen bleibt und nicht zur Ruhe kommen darf, wird immer wieder vom Wind an verschiedene Orte und Zeitpunkte aus Annes Leben getragen. Annes Geist erzählt aus der Ich-Perspektive ihre Erinnerungen, reflektiert und kommentiert diese. Nach und nach entsteht aus diesen einzelnen Episoden ein zusammenhängendes Bild. Zudem ermöglicht ihr der Wind gelegentlich, auch vergangene Ereignisse zu beobachten, die sie damals nicht selbst miterlebt hat, oder im Heute bestimmte Menschen zu besuchen. Diese Erzählweise ist äußerst reizvoll und sehr gelungen.
Das Buch beginnt 1907 mit Annas Geburt. Sehr ausführlich wird Annas Leben in Braunschweig in einer aufgeklärten und weltoffenen Arztfamilie geschildert, ihre Jugend und ihre erste Jugendliebe, die für Anne wegweisend war. In den 20er Jahren wandte Anne sich immer mehr dem erstarkenden Nationalsozialismus zu und wurde eine glühende Anhängerin Adolf , was letztlich auch in Ihrer Tätigkeit als braune Schwester gipfelte. Am Klinikum Göttingen war sie als Operationsschwester 1934 und 1935 maßgeblich an Zwangssterilisationen beteiligt. Erst ein einschneidendes Erlebnis Mitte 1935 öffnete ihr die Augen und veränderte ihr Denken und Handeln. Das Buch endet zeitlich im Dezember 1935 mit Annas Tod (kein Spoiler, da dies bereits die ersten Buchseiten vorwegnehmen).
Durch den relativ frühen Tod 1935 wird im Buch auch die weitere Entwicklung der NS-Schwesternschaft bis zum Ende des Dritten Reiches und ihre grauenhafte Rolle im Euthanasieprogramm nicht weiter thematisiert. Das fand ich bedauerswert. Der Großteil des Buches widmet sich sich Annes Kindheit und Jugend und möglichen Gründen für Ihre Hinwendung zur NS-Ideologie. Hierbei war ich beim Lesen etwas hin- und hergerissen. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass mir die Begründungen etwas zu einfach und unschuldig waren. Andererseits mag es durchaus möglich gewesen sein, dass man, insbesondere als Jugendliche auf der Suche nach dem Platz im Leben, tatsächlich sehr empfänglich für Ideologien ist.
Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, von dem ich mir jedoch gewünscht hätte, dass der Focus stärker auf die Tätigkeiten als braune Schwester gelegt worden wäre und der Roman einen größeren Zeitrahmen im Dritten Reich abgedeckt hätte, um die Verbrechen an den Kliniken noch deutlicher werden zu lassen.
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Buch mit Leinen-Einband
Von diesem Buch war ich nachhaltig beeindruckt!
Die Geschichte wird erzählt von einem Geist, nämlich dem der jungen Frau Anna, die schon mit nicht mal 30 Jahren im Dezember 1935 starb. Diese Erzählweise ist ungewöhnlich, passte aber unglaublich gut zu dieser Geschichte. Denn …
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Von diesem Buch war ich nachhaltig beeindruckt!
Die Geschichte wird erzählt von einem Geist, nämlich dem der jungen Frau Anna, die schon mit nicht mal 30 Jahren im Dezember 1935 starb. Diese Erzählweise ist ungewöhnlich, passte aber unglaublich gut zu dieser Geschichte. Denn Annas Geist erzählt mit dem Wissen von heute von ihrem Leben, in dem sie eine Befürworterin des Nationalsozialismus war und als "braune Schwester" an der Zwangssterilisation von Frauen beteiligt war, um "unwertes Leben" zu verhindern.
Ich mochte die Protagonistin Anna nicht. Mit dem Wissen, dass ich habe, konnte ich ihr Denken und ihr Verhalten einfach nur furchtbar finden. Doch im Laufe des Lesens kam immer mehr Mitgefühl für diese junge Frau. Dass es der Autorin gelungen ist, so widersprüchliche Gefühle in mir hervorzurufen, hat mich beeindruckt. Und das Buch hat noch sehr lange in mir nachgeklungen.
Ich finde, es ist ein ganz wertvolles und wichtiges Buch gegen das Vergessen.
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Buch mit Leinen-Einband
Autorin Iilva Fabiani greift mit “Meine langen Nächte“ ein Thema auf, welches wohl bei vielen älteren Menschen die die verschiedensten Kriege erlebt haben wohl ein Tabu-Thema darstellt. Was ist wenn man merkt sich mit seiner politischen Meinung und Einstellung auf der falschen …
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Autorin Iilva Fabiani greift mit “Meine langen Nächte“ ein Thema auf, welches wohl bei vielen älteren Menschen die die verschiedensten Kriege erlebt haben wohl ein Tabu-Thema darstellt. Was ist wenn man merkt sich mit seiner politischen Meinung und Einstellung auf der falschen Seite wiedergefunden zu haben? Zu sehen was für ein Unheil die vermeintliche „eigene“ Partei anrichtet? Wie entscheiden bevor man sich selbst verrät? In Fabianis Buch lernen wir Anna Alrutz kennen. Ihre politische Einstellung ist recht schnell erkannt und nicht nur für ihre Eltern unerklärlich. Der Nationalsozialismus soll es bei Anna sein. Man möchte sie gern als Leser warnen aber nicht nur das es nicht möglich ist, Anna muss ihre eigenen Erfahrungen machen. Ohne diese geht es nicht im Leben. Fabianis Protagonistin darf sich dann aber verlieben und wir Leser beobachten eine wahrliche Liebesgeschichte zwischen Anna und dem Franzosen Thierry. Gott sei Dank ist die Liebe stärker als die politische Ideologie - Anna entdeckt hier und da und dann immer tiefer was das NS-Regime eigentlich wirklich mit den Menschen in ihrem Krankenhaus macht. Alleine diese ganzen Beschreibungen und bewegenden Szenen sind Fabiani mehr als vortrefflich gelungen. Es lässt einen das Blut in den Adern beim lesen gefrieren und man mag Anna da am liebsten nur rausholen. Kann man Anna ihren „Fehler“ irgendwie verzeihen? Kann man sie irgendwie verstehen? Dazu wird jeder Leser eine andere Meinung entwickeln und genau das macht das Buch so interessant und spannend! Die Einen werden Mitleid und Mitgefühl für ihr Tun und Handeln haben, die Anderen werden sie genau dafür verachten und würden sie am liebsten teeren und federn. Aber wer sagt einem was richtig und falsch ist? Vor allem: Was tun wenn man seine Erkenntnis dann gewonnen hat? Anna gewinnt diese und es ist ein Kampf mit ihrer Seele selbst. Man hat das Gefühl, Anna sitzt in diesem Buch auf der Büßerbank und erzählt uns ihre Geschichte mit all dem Leid, der Pein und Not. Aber auch die schönen Momente sind dabei und erhellen immer wieder die Geschichte. Ebenso wichtig ist die Frage: Kann sich Anna selbst verzeihen? Kann sie sich ihre Fehler eingestehen und wieder selber glücklich werden trotz dieses „Fehltritts“? Lesen Sie diese bewegende Geschichte die so viel zwischen den Zeilen bietet und scheinbar nie an Aktualität verlieren wird. 5 Sterne hierfür!
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Buch mit Leinen-Einband
»Ich war eine braune Schwester, Dienstnummer 2712207. Ich war die einzige in der gesamten Klinik und die erste in Göttingen.« S.198
»Ich war noch keine dreißig Jahre als, als ich starb, in einer Dezembernacht.« S.8
Anna Alrutz ist jetzt nur noch ein ruheloser …
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»Ich war eine braune Schwester, Dienstnummer 2712207. Ich war die einzige in der gesamten Klinik und die erste in Göttingen.« S.198
»Ich war noch keine dreißig Jahre als, als ich starb, in einer Dezembernacht.« S.8
Anna Alrutz ist jetzt nur noch ein ruheloser Geist. Nach ihrem frühen Tod wird sie immer wieder vom Wind erfasst, nach oben getragen und in die Bruchteile ihres Lebens fallengelassen. Aus dieser ungewöhnlichen und gelungenen Perspektive erzählt Anna von ihrem Leben, das sie nun wieder und wieder durchleben muss.
Anna entstammt einem liberalen, gut situierten Elternhaus in Braunschweig. Sie selbst sieht in sich ein beliebiges blondes Mädchen. In ihrer Kindheit verbringt sie die Sommerferien mit ihrer Familie in Salzgitter. Hier verliebt sie sich als Jugendliche unglücklich in einen verheirateten Pastor.
Sie ist ein freiheitsliebendes, wissbegieriges Kind, ihren Bruder Willi, der ständig isst, wird sie nie richtig verstehen. Ihre Schwester Hedwin kränkelt von Geburt an und ihr Leben findet nur hinter Stickereien und dem Klavier statt. Wie ihr Vater will Anna Ärztin werden und beginnt als eine von vier Frauen ihr Medizinstudium.
Wie wird aus ihr eine NS-Schwester, die gemeinsam mit einem Arzt Frauen mit Erb- und Geisteskrankheiten zwangssterilisiert? Die aus vollster Überzeugung hinter Hitlers Ideen steht?
Diese Fragen versucht Fabiani in ihrem fiktiven Roman – der dennoch eine gewisse Realitätsnähe spüren lässt – zu beantworten. Es fühlt sich wie eine Beichte Annas an, wenn sie versucht zu zeigen, wie unbedarft sie war, enttäuscht von einer unerfüllten Liebe, zurückgewiesen. Wie schnell Propaganda bei Jugendlichen einen sensiblen Nerv trifft.
»Mach den Wald zu einem Ort voller Menschen verschlingender Ungeheuer und halte den verängstigten Mädchen dann deinen starken Arm hin, und sie werden dir folgen.« S.107
Fabiani gelingt es, den Zeitgeist der Zwischenkriegsjahre einzufangen, die Suche nach Ordnung und Struktur einer jungen Frau, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten will. Die sich aber genauso nach Aufmerksamkeit und Liebe sehnt. Annas Geist kommentiert und reflektiert ihre Kindheit und Jugend und allmählich begreifen wir, warum die Nazi-Ideologie in ihr auf fruchtbaren Boden fallen konnte. Wäre da nicht Thierry, der französische, jüdische Medizinstudent, in den sie sich verliebt. Wäre da nicht ihre Freundin aus Kindheitstagen, die in die Klinik eingeliefert wird. Denn plötzlich gerät ihre Überzeugung ins Wanken.
»Ich würde sie hier gerne noch einmal treffen, hinter einer dieser Türen, all diejenigen, die wir nicht retten konnten. Ich würde ihnen gerne sagen, dass ich von einer ungeheuerlichen Idee besessen war, die ich für richtig und nützlich hielt. Dass ich mich verirrt hatte, vollkommen geblendet war …« S.173
Fabiani hat mich mit ihren poetischen Worten durch ihre bewegende Geschichte getragen, mal humorvoll und leicht, doch zunehmend düster und tragisch. Am Ende lastet es schwer auf der Seele, wenn man versteht, wie leicht Menschen zu manipulieren sind. Natürlich geht es auch nicht spurlos an einem vorbei, wenn man die kruden Theorien hinter der Zwangssterilisation liest und die direkten Auswirkungen von Annas Arbeit sieht.
Ein Buch, das berührt, das nicht leicht zu ertragen ist und lange nachhallt. Ein Roman mit Tiefgang, dem ich sehr viele Leser*innen wünsche.
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Buch mit Leinen-Einband
Die Hauptprotagonistin ist eine erfundene Figur, die Handlung allerdings ist es nicht und so könnte es sich also durchaus zugetragen haben.
Anna ist ein Geist, der Geist einer jungen Frau, die noch vor dem zweiten Weltkrieg verstorben ist. Der Geist Annas erzählt uns ihre kurze aber …
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Die Hauptprotagonistin ist eine erfundene Figur, die Handlung allerdings ist es nicht und so könnte es sich also durchaus zugetragen haben.
Anna ist ein Geist, der Geist einer jungen Frau, die noch vor dem zweiten Weltkrieg verstorben ist. Der Geist Annas erzählt uns ihre kurze aber intensive Lebensgeschichte, von der wohlbehüteten Kindheit in einer Arztfamilie, von ihrem Medizinstudium unterstützt durch ihren Vater, und von ihren unglücklichen Verliebtheiten.
Die unglücklichste Liebe treibt sie in die Arme der Nationalsozialisten und sie entflammt für die Ideologie bis sie schließlich als sogenannte "Braune Schwester" endet, die Sterilisationen an "kranken" Frauen durchführt, um unwertes Leben zu verhindern.
Fabiani nutzt ein cleveres Stilmittel, indem sie Annas Geist die Geschichte erzählen lässt, ein allwissender Geist, der nicht nur die Geschichte von Anna kennt, sondern auch alles was nach ihrem Tod passiert. Dadurch wird die Erzählung mit späteren Erkenntnissen bereichert, aber auch Reue und Entsetzen darüber wie Anna überhaupt in die ideologischen Fänge dieser Zeit gelangen konnte.
Die Geschichte zeigt, wie schnell junge Menschen fanatischen politischen Richtungen verfallen können (auch wenn unglückliche Liebe vielleicht nicht ganz reicht als Entschuldigung - und eine glückliche Liebe einen nicht gleich zum Helden konvertieren lässt), angesichts des erneuten Erstarkens widerlicher radikaler Ideen in der Jetztzeit an Aktualität kaum zu überbieten.
Ganz konnte mich die Figur der Anna allerdings nicht überzeugen, sie blieb mir bis zum Schluß unnahbar und unsympathisch.
Der Schreibstil der Autorin konnte mich allerdings begeistern und aus dem Italienischen übersetzt hat uns das Birgit Ulmer.
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