Mit Aufklappen des Buches reisen wir ins Jahr 1954 nach Korea.
Der Krieg ist gerade mal überstanden, dem Frieden ist noch nicht zu trauen und von Alltag und Normalität kann noch keine Rede sein.
Vor diesem düsteren Hintergrund ereignet sich eine gleichermaßen eindrucksvolle wie ergreifende
Geschichte:
Die junge Übersetzerin Alice, die sehr zurückgezogen lebt, soll bzw. darf Marilyn Monroe…mehrMit Aufklappen des Buches reisen wir ins Jahr 1954 nach Korea.
Der Krieg ist gerade mal überstanden, dem Frieden ist noch nicht zu trauen und von Alltag und Normalität kann noch keine Rede sein.
Vor diesem düsteren Hintergrund ereignet sich eine gleichermaßen eindrucksvolle wie ergreifende Geschichte:
Die junge Übersetzerin Alice, die sehr zurückgezogen lebt, soll bzw. darf Marilyn Monroe vier Tage lang als Dolmetscherin auf ihrer Rundreise durch Korea begleiten.
In diesen vier Tagen, in denen der Hollywoodstar die amerikanischen Soldaten in den Kasernen durch ihre Auftritte bei Laune halten soll, kommen sich Alice und Marilyn näher. Sie lernen sich kennen und verstehen und entdecken hinter ihren Fassaden Parallelen.
Diese vier Tage stellen aber auch einen Wendepunkt im Leben von Alice dar, weil sie sich mit den vergangenen Kriegsjahren und mit bis jetzt verdrängten traumatischen Erfahrungen und schlimmen Erinnerungen auseinandersetzt und dadurch mit der Frage konfrontiert wird, wie es weitergehen soll und kann.
Im Mittelpunkt steht, entgegen sich zunächst aufdrängenden Erwartungen, nicht Marilyn, sondern Alice.
Für einen Kunstgriff halte ich, dass dieser Weltstar zwar eine Nebenrolle hat, aber m. E. aus gutem Grund eingeführt wurde.
Der Kontrast zwischen der schillernden und vor Lebensfreude sprühenden Schauspielerin und dem vom Krieg gebeutelten Korea, sowie der traumatisierten Alice verdeutlicht die große Not und die schwierige Situation des Landes und seiner Bewohner. Der Glanz hebt Drama, Tragik und Not hervor.
Ich habe mich bisher nicht mit dem Koreakrieg (1950 - 1953) auseinandergesetzt und fand es interessant und wichtig, durch diesen Roman etwas über diesen militärischen Konflikt zu erfahren. Auch der Kontakt mit dieser fremden Kultur und mit deren gesellschaftlichen und individuellen Problemen fand ich bereichernd.
Die Autorin vermittelt Atmosphäre und Stimmungen spürbar und glaubhaft. Sie beschreibt ungeschönt, bildhaft und sprachlich brillant und fesselt den Leser sowohl mit dem Plot ihrer mitreißenden und ergreifenden Geschichte, als auch mit ihren anschaulichen Metaphern.
Alice, eine Repräsentantin dieser vom Krieg gezeichneten Generation, wird als vielschichtige Person dargestellt, die sowohl eine selbstbewusste und starke, als auch eine fragile und verletzte Seite hat.
Ich empfehle diesen interessanten und unterhaltsamen Roman der koreanischen Autorin Ji-Min Lee gerne weiter! Ein wichtiges Thema wird aufgegriffen und ich finde die Kombination aus realen Geschehnissen (Koreakrieg, Marilyns Auftritte vor Tausenden begeisterten US-Soldaten) originell.