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Behzad Karim Khanis Debüt über das Schicksal zweier Brüder verbindet die Härte der Straße mit der Melancholie iranischer Prosa. "Zehnmal besser als jedes ,4 Blocks'." (Ijoma Mangold) Nach der Hinrichtung der Mutter im Tumult der Iranischen Revolution fliehen der elfjährige Saam und sein kleiner Bruder Nima mit ihrem Vater nach Deutschland. Doppelt fremd im arabisch dominierten Neukölln, fristet der Vater ein Leben zwischen Taxifahren, Backgammon und Scham, während Saam versucht, die Rolle des Familienoberhaupts auszufüllen. Mit allen Mitteln erkämpft er sich Respekt unter den brutale...
Behzad Karim Khanis Debüt über das Schicksal zweier Brüder verbindet die Härte der Straße mit der Melancholie iranischer Prosa. "Zehnmal besser als jedes ,4 Blocks'." (Ijoma Mangold) Nach der Hinrichtung der Mutter im Tumult der Iranischen Revolution fliehen der elfjährige Saam und sein kleiner Bruder Nima mit ihrem Vater nach Deutschland. Doppelt fremd im arabisch dominierten Neukölln, fristet der Vater ein Leben zwischen Taxifahren, Backgammon und Scham, während Saam versucht, die Rolle des Familienoberhaupts auszufüllen. Mit allen Mitteln erkämpft er sich Respekt unter den brutalen Straßengangs, um seinen Bruder Nima zu beschützen. Bis er eines Tages zu weit geht. In seinem spektakulären Debüt schreibt Behzad Karim Khani über die komplizierten Schicksale von Revolutionären, Kleindealern und Messerstechern und entwickelt dabei einen ganz eigenen Sound, in dem sowohl die Melancholie iranischer Prosa als auch die Härte afroamerikanischen Raps anklingen.
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Behzad Karim Khani wurde in Teheran geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Er war noch keine zehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern nach Deutschland kam und sie sich im Ruhrgebiet niederließen. Seit 2003 lebt er in Berlin-Kreuzberg. Sein Debütroman Hund, Wolf, Schakal erschien 2022 bei Hanser Berlin.
Produktbeschreibung
- Verlag: Hanser Berlin
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 22. August 2022
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446275485
- Artikelnr.: 63993040
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein trauriges Buch ist das, findet Rezensentin Anna Flörchinger. Aber auch recht spannend zu lesen. Es geht um eine iranische Familie, bestehend aus Vater und zwei Söhnen, die im Berlin-Neukölln der Neunziger landen. Während sich der Vater als Taxifahrer durchschlägt und sich für die Nöte seine Söhne nicht zu interessieren scheint, sind die beiden der Gewalt im Kiez ausgeliefert und einem Staat, der sich nur für ihre Straftaten interessiert, lesen wir. Dabei will der Ältere doch nur für den Jüngeren sorgen, liest eine bedrückte Rezensentin und lernt: "Nur die Umstände haben die Protagonisten zu ihren Verbrechen gebracht." Flörchinger ist überwältigt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Opfer der Verhältnisse?
Behzad Karim Khanis "Hund, Wolf, Schakal"
Dieser Roman beginnt im Teheran der späten Siebzigerjahre: Jamshid ist Revolutionär, seine Frau wurde vom Regime im Evin-Gefängnis gequält und getötet. Doch der Mann glaubt weiter an die Revolution, rechnet mit seiner Verhaftung, bis er überraschenderweise einen gefälschten Pass geschenkt bekommt und so mit seinen zwei Söhnen nach Deutschland fliehen kann. Nach diesem kurzen Prolog wird der Schauplatz schlagartig zum Berlin der Neunziger, Protagonist von nun an ist fast ausschließlich Jamshids ältester Sohn Saam. Es geht um das Überleben auf den arabisch dominierten Straßen Neuköllns, Hierarchien, Ehre, Männlichkeit, Geldbeschaffung,
Behzad Karim Khanis "Hund, Wolf, Schakal"
Dieser Roman beginnt im Teheran der späten Siebzigerjahre: Jamshid ist Revolutionär, seine Frau wurde vom Regime im Evin-Gefängnis gequält und getötet. Doch der Mann glaubt weiter an die Revolution, rechnet mit seiner Verhaftung, bis er überraschenderweise einen gefälschten Pass geschenkt bekommt und so mit seinen zwei Söhnen nach Deutschland fliehen kann. Nach diesem kurzen Prolog wird der Schauplatz schlagartig zum Berlin der Neunziger, Protagonist von nun an ist fast ausschließlich Jamshids ältester Sohn Saam. Es geht um das Überleben auf den arabisch dominierten Straßen Neuköllns, Hierarchien, Ehre, Männlichkeit, Geldbeschaffung,
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Ausländerbehördengänge, Sozialleistungen.
Nach dem Prolog gliedert der Autor Behzad Karim Khani seinen Debütroman "Hund, Wolf, Schakal", aus dem er im vergangenen Jahr einen Auszug beim Bachmannpreis-Wettbewerb vorlas, in vier große Kapitel, die aus recht kurzen Unterkapiteln bestehen. Für manche Ereignisse lässt sich Khani viel Zeit, bei anderen macht er große Zeitsprünge - das ermöglicht Spannung sowie Durchatmen, und doch wird irgendwann alles aufklärt. Obwohl der größte Teil des Buchs aus Saams Augen geschildert wird, der bei der Ankunft in Deutschland elf Jahre alt ist, ist es kein Jugendroman: Dafür ist die Straße zu hart.
Denn sobald die beiden Brüder in Berlin angekommen sind, sind sie ziemlich auf sich allein gestellt. Ihr Vater arbeitet fortan als Taxifahrer und spielt in dem Leben seiner Söhne eine immer marginalere Rolle, mit seinen Gedanken scheint er noch bei der Revolution. Die drei leben aneinander vorbei, Jamshid reagiert nicht auf die Realität seiner Söhne. Saam versucht sich als Familienoberhaupt, will den jüngeren Nima beschützen und finanziell für ihn sorgen - da bleibt für einen Teenager mit entsprechenden Kontakten zunächst nur der Diebstahl als Weg.
So gerät Saam immer stärker in den Strudel der Straßenpolitik, dessen Rangordnungen er dem Leser erklärt. Denn gerade im zweiten Kapitel, in dem Saam fünfzehn Jahre alt ist, findet er sich oft in sogenannten "Ja oder Ja"-Situationen wieder: Er wird von anderen Jungs, die hierarchisch weiter oben stehen, um vermeintliche Gefallen gebeten, die er entweder erfüllt und die zu seinem kriminellen Register beitragen, oder er ist selbst dran.
So häufen sich schlimme Ereignisse in einem energiegeladenen Stakkato, das zwar voraussehbar ist, aber doch verzweifeln lässt, und sorgt sich der Leser um Saams Schicksal, bevor der Teenager das selbst aussprechen kann - bis er schließlich für einen Apothekenraub (nicht seine schlimmste Tat) im Gefängnis landet und für den Vater ab diesem Tag gestorben ist. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich stärker dem jüngeren Bruder Nima - der allerdings auch bald die Härte des Lebens kennenlernt.
"Hund, Wolf, Schakal" ist ein trauriges, ernstes, manchmal auch komisches Buch, in dem zwei junge Iraner zusammen mit ihrem Vater auf die Realität für Einwanderer in den späten Neunzigern in Deutschland treffen. Alle Behördengänge sind begleitet von Angst und Hilflosigkeit, das Einzige, was dabei notiert wird, sind kriminelle Einträge. Der Sog von Drogen und Gewalt ist so immens, dass deutlich werden soll: Nur die Umstände haben die Protagonisten zu ihren Verbrechen gebracht. ANNA FLÖRCHINGER
Behzad Karim Khani: "Hund, Wolf, Schakal". Roman.
Hanser Berlin Verlag, Berlin 2022. 288 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nach dem Prolog gliedert der Autor Behzad Karim Khani seinen Debütroman "Hund, Wolf, Schakal", aus dem er im vergangenen Jahr einen Auszug beim Bachmannpreis-Wettbewerb vorlas, in vier große Kapitel, die aus recht kurzen Unterkapiteln bestehen. Für manche Ereignisse lässt sich Khani viel Zeit, bei anderen macht er große Zeitsprünge - das ermöglicht Spannung sowie Durchatmen, und doch wird irgendwann alles aufklärt. Obwohl der größte Teil des Buchs aus Saams Augen geschildert wird, der bei der Ankunft in Deutschland elf Jahre alt ist, ist es kein Jugendroman: Dafür ist die Straße zu hart.
Denn sobald die beiden Brüder in Berlin angekommen sind, sind sie ziemlich auf sich allein gestellt. Ihr Vater arbeitet fortan als Taxifahrer und spielt in dem Leben seiner Söhne eine immer marginalere Rolle, mit seinen Gedanken scheint er noch bei der Revolution. Die drei leben aneinander vorbei, Jamshid reagiert nicht auf die Realität seiner Söhne. Saam versucht sich als Familienoberhaupt, will den jüngeren Nima beschützen und finanziell für ihn sorgen - da bleibt für einen Teenager mit entsprechenden Kontakten zunächst nur der Diebstahl als Weg.
So gerät Saam immer stärker in den Strudel der Straßenpolitik, dessen Rangordnungen er dem Leser erklärt. Denn gerade im zweiten Kapitel, in dem Saam fünfzehn Jahre alt ist, findet er sich oft in sogenannten "Ja oder Ja"-Situationen wieder: Er wird von anderen Jungs, die hierarchisch weiter oben stehen, um vermeintliche Gefallen gebeten, die er entweder erfüllt und die zu seinem kriminellen Register beitragen, oder er ist selbst dran.
So häufen sich schlimme Ereignisse in einem energiegeladenen Stakkato, das zwar voraussehbar ist, aber doch verzweifeln lässt, und sorgt sich der Leser um Saams Schicksal, bevor der Teenager das selbst aussprechen kann - bis er schließlich für einen Apothekenraub (nicht seine schlimmste Tat) im Gefängnis landet und für den Vater ab diesem Tag gestorben ist. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich stärker dem jüngeren Bruder Nima - der allerdings auch bald die Härte des Lebens kennenlernt.
"Hund, Wolf, Schakal" ist ein trauriges, ernstes, manchmal auch komisches Buch, in dem zwei junge Iraner zusammen mit ihrem Vater auf die Realität für Einwanderer in den späten Neunzigern in Deutschland treffen. Alle Behördengänge sind begleitet von Angst und Hilflosigkeit, das Einzige, was dabei notiert wird, sind kriminelle Einträge. Der Sog von Drogen und Gewalt ist so immens, dass deutlich werden soll: Nur die Umstände haben die Protagonisten zu ihren Verbrechen gebracht. ANNA FLÖRCHINGER
Behzad Karim Khani: "Hund, Wolf, Schakal". Roman.
Hanser Berlin Verlag, Berlin 2022. 288 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Poetisches Gespür. Und ein Ohr für Straßenjargon. ... Erfrischend sind vor allem Khanis Dialoge, deren Tonfall und häufig absurde Lakonie man umgehend als authentischen - oder auch fein ironisierten - Neuköllner Straßenjargon akzeptiert. ... Khanis knapper, aber gar nicht unblumiger Stil nimmt einen umstandslos mit." Katharina Granzin, taz, 10.01.23 "Hart, packend und rasant erzählt, in einem ganz eigenen, wuchtigen Stil [...] Ein energiegeladener, unter die Haut gehender Roman in einer oft hart hingehämmerten Sprache, die Slang mit Rapper-Idiom und bildstarken Passagen mischt.... Der Roman hat auch seine ruhigen, melancholischen und komischen Momente." Wolfgang Seibel, Ö1 Ex libris, 06.11.22 "Ein kluger Mann, der hier ein wunderbares Buch
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geschrieben hat. Wunderbar, weil alles stimmt. Die Geschichte ist interessant und spannend. ... Es ist ein Buch über Verhältnisse, die wir mit geschaffen haben." Elke Heidenreich, Spiegel online, 30.10.22 "Ein Debütroman, den ich von der ersten bis zur letzten Seite spannend fand, mit einer grandiosen Sprache. ... Die Geschichte, die gerade im Moment passiert." Gert Scobel, 3sat Buchzeit, 23.10.22 "Es zieht einen so durch, da wummert der Bass der Neunziger durch. Andererseits ist man die ganze Zeit immer wieder aufgehalten von großartigen Sätzen und großartigen Beobachtungen, die ich so noch nicht gelesen habe. ... Ich hab's sehr gemocht." Katrin Schumacher, 3sat Buchzeit, 23.10.22 "Ich habe das Buch mit angehaltenem Atem gelesen. Man wird durchgepeitscht ... Ein moderner Roman noir." Sandra Kegel, 3sat Buchzeit, 23.10.22 "Da sind Milieustudien drin, die haben sich wirklich gewaschen." Barbara Vinken, 3sat Buchzeit, 23.10.22 "Aufwühlend ist die Geschichte um Wahrheit und Willkür auf der Straße - Sprache und Form sind dem Rap ganz nah und von einer umwerfenden Komik mit einem Schuss magischem Realismus." Nora Zukker, Tages-Anzeiger, 14.10.22 "Khanis Spezialität ist das Beobachten kleinster Weltpartikel und eine Poesie des Hässlichen. ... Wobei sich die bittere Erzählung immer mal wieder einen grotesken Humor erlaubt ... Dass sich beim Lesen nicht nur wohliger Parallelweltgrusel einstellt, sondern auch sprachliche Schönheit und sogar zärtliche Momente, spricht für Khanis literarisches Talent. ... Ein großes Glück." Eva Biringer, Welt Online, 14.10.22 "Dieses Buch ist eine Sensation. Das ist mit das Beste, was ich überhaupt gelesen habe ... Grandios! Herzzerreißend!" Elke Heidenreich, SRF Literaturclub, 11.10.22 "Ein beeindruckendes Debüt ... so wahnsinnig glaubwürdig ... und unschlagbar komisch." Nicola Steiner, SRF Literaturclub, 11.10.22 "Absolut großartig ... Die Sprache in diesem Buch ist ein einzigartiges Kunstwerk." Philipp Tingler, SRF Literaturclub, 11.10.22 "Wie weit geht man, um die eigene Würde zu verteidigen? Behzad Karim Khani erzählt von Gewalt und der Sehnsucht nach Zugehörigkeit in den Straßen von Berlin: Zärtlich, ironisch und entlarvend - ohne zu verklären." Nora Zukker, SRF Bestenliste, 30.09.22 "Ein bestechend genauer Blick für Details. ... Behzad Karim Khani hat einen erkenntnisstiftenden und spannenden Roman geschrieben." Christoph Schröder, Deutschlandfunk Büchermarkt, 28.09.22 "Wahnsinnig eindrücklich aus dem Herzen des Einwanderermilieus heraus geschrieben ... extrem lesenswert!" Nicola Steiner, SRF 1 BuchZeichen, 20.09.22 "Dieses Buch haut uns um. ... Behzad Karim Khani fließen auf jeder Seite Sätze aus der Feder, die große Resonanzräume öffnen. Dieser unwiderstehliche Ton zwingt zum Weiterlesen. ... Karim Khani gelingt eine Poesie der Straße ohne ermüdende Klischees und übergriffiges Pathos. Mit seiner aufwühlenden, aufregenden Geschichte und seiner elektrisierenden, bildreichen Sprache ist dieses Debüt ein starkes Stück Literatur. Wir sind uns einig: Von diesem Autor wollen wir mehr lesen." Juryurteil zum Debütpreis des Harbour front Literaturfestivals, 15.09.22 "Der biografisch inspirierte Roman erzählt ungeheuer kraftvoll und packend von 'Verlorenen und Verlierern', wie es einmal heißt, ohne die Armut und Gewalt, mit der sie leben, zu verklären. ... Ihm gelingen immer wieder ungewöhnliche Perspektiven auf das Leben in der Fremde. ...Vor allem aber hat Behzad Karim Khani eine kraftvoll poetische Sprache gefunden, die einen unmittelbar reinzieht in diese Geschichte, die ihren ganz eigenen Sound hat. ... Ein aufregendes Debüt" Andrea Gerk, NDR Kultur, 12.09.22 "Sätze, die man sich einrahmen möchte. ... Einfach großartige Literatur. ... Wie erhellend Karim Khanis Blick ist, auf die Eingewanderten, den Knast, den Umgangston in den Gangs, hat an seiner Theke wohl kaum jemand geahnt." tlin, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.09.22 "Behzad Karim Khani braucht nur wenig Raum, um Dynamiken der Eskalation und Zuspitzung zu zeigen. Der Autor arbeitet mit harten Schnitten und bevorzugt schnelle Rhythmen. ... Er erklärt seine Figuren nicht, er lässt ihnen ihre Geheimnisse und ihre Rätselhaftigkeit. ... Ein schicksalsergebener Stoizismus gibt dem Roman, der Härte mit Zartheit verbindet, eine große Wucht." Holger Heimann, SWR2, 07.09.22 "Ich wollte nur blättern in dem Buch. Aber Behzad Karim Khani nahm mich sofort in Geiselhaft. ... Literatur verwandelt die Schrecken der Wirklichkeit in Produkte unserer Fantasie. So beherrschen wir sie zwar nicht in Wirklichkeit, aber doch wenigstens in unserem Kopf. ... Unlöslich ist mit der Schönheit von Khanis Buch dessen Intelligenz verwoben." Arno Widmann, Frankfurter Rundschau, 06.09.22 "Mal liest diesen Debütroman wie ein grausames Märchen, dann wieder wie eine brutale Gangstererzählung. ... In kurzen Sätzen und mit teils rasantem erzählerischem Tempo zeichnet Karim Khani das Bild eines düsteren Berlins um die Jahrtausendwende. ... Ihm gelingt ein düsterer Coming-of-Age-Roman mit bösem Ende, der einen zugleich verstört und beeindruckt zurücklässt." Benjamin Stolz, Der Spiegel, 20.08.22 "Ein fulminant pathetischer, brutaler und in seiner Fragilität zugleich so schmetterlingshaft schöner Roman." Ronald Düker, Die Zeit, 11.08.22 "Behzad Karim Khani einen ebenso aufregenden wie melancholischen Sound." Yilmaz Aktepe, Men´s Health, 13.09.23
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Gebundenes Buch
Ein großartiges Debüt mit einem eigenen Sound
Jamshid, Intellektueller und überzeugter Kommunist, kämpft während der iranischen Revolution gegen das Shah-Regime für Freiheit und Demokratie. Doch der Machtwechsel bringt nicht die ersehnte Freiheit, sondern ebenfalls …
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Ein großartiges Debüt mit einem eigenen Sound
Jamshid, Intellektueller und überzeugter Kommunist, kämpft während der iranischen Revolution gegen das Shah-Regime für Freiheit und Demokratie. Doch der Machtwechsel bringt nicht die ersehnte Freiheit, sondern ebenfalls Unterdrückung, Folter und Tod für diejenigen, die die Entwicklung zu einem islamistischen Staat nicht mittragen wollen. Jamshids Frau wird erst eingesperrt, gefoltert und schließlich hingerichtet. Dem Familienvater bleibt nichts anderes übrig als mit seinen Söhnen Saam und Nima zu fliehen. Die drei landen in Berlin Neukölln, versuchen dort irgendwie zurechtzukommen. Jamshid arbeitet als Taxifahrer und bemerkt, wie ihm vor allem sein ältester Sohn über die Jahre hinweg immer mehr entgleitet, er „immer mehr zum Minenfeld wurde“ (S. 75). Es fehlen ihm die Kraft und die Möglichkeiten, diesem Prozess irgendetwas entgegenzusetzen.
Behzad Karim Khani schreibt über das Aufwachsen in in einer harten Welt, die ihren ganz eigenen Gesetzen folgt.
„Hier umarmten und erschlugen sie einander beiläufig. Ohne Ursache. Ohne Wirkung“ (S. 47). Saam schlittert über seine Bekanntschaft mit Heydar, einem libanesischen Schulkameraden, der ständig irgendwelche Geschäfte am Laufen hat und im Viertel bereits als Jugendlicher Respekt und Ansehen genießt, zunächst eher widerwillig auf die schiefe Bahn. Er lernt, sich körperlich durchzusetzen, beteiligt sich an kriminellen Aktionen, gibt sich nach außen hart, obwohl auch er Angst hat, in brenzligen Situationen einen Kloß im Hals verspürt, das alles eigentlich nicht will, aber in diesem Umfeld kaum anders kann.
„Ein Spiel, das einfach nur ein Spiel blieb, befand sich nicht im Rahmen des Vorstellbaren. Spaß in Kombination mit Respekt gab es nicht. Immer hatte alles mit diesen Millimetern der Machtverschiebung zu tun“ (S. 60). Auch Saams jüngerer Bruder Nima erlebt die Härte der Straße, gerät aber nicht wie Saam in eine Abwärtsspirale der Gewalttätigkeit und Kriminalität. Früh begeistert er sich für das Skateboardfahren, findet einen Freund, der seine Leidenschaft teilt und verbringt nach der Schule viel Zeit auf dem Board. Er begnügt sich mit kleineren Delikten und lernt, als er sich in eine Schulkameradin verliebt, die für ihn sehr fremde Welt eines deutschen Akademikerhaushaltes kennen. Trotzdem bleibt auch er letztendlich in der „Parallelwelt“ Neukölln stecken.
„Hund, Wolf, Schakal“ ist eines meiner Jahreshighlights. Ich liebe die Sprache des Autors. Auf fast jeder Seite musste ich kurz innehalten, weil mich die Sätze mitten ins Herz, oft auch in die Magengrube getroffen haben und ich von der feinen Beobachtungsgabe des Autors ergriffen war. Kurz und präzise findet Behzad Karim Khani ausdrucksstarke Bilder für diese harte Welt und der in ihr verlorenen Protagonisten. Seine Art zu schreiben überwindet Distanz: Ich habe mich Saam, Nima, aber auch Jamshid nah gefühlt, habe die Welt ein Stück weit durch ihre Augen gesehen. Der Autor beschönigt nichts, tastet aber nie an der Würde seiner Hauptfiguren. Bei aller Tragik und Brutalität gibt es im Roman neben zarten und schönen Szenen auch sehr witzige Passagen und Gedanken, die mich schmunzeln, manchmal auch laut auflachen ließen. Gerade letzteres passiert mir fast nie in Romanen. Auch Elemente des magischen Realismus haben Eingang in den Roman gefunden. Der Autor verwendet diese sparsam; die Wirkung ist dabei umso kraftvoller und gerade die Figurenzeichnung von Saam erreicht dadurch eine große Tiefe.
„Hund, Wolf, Schakal“ hat mich bewegt, in seiner Glaubwürdigkeit überzeugt, sprachlich und inhaltlich begeistert. Gerne würde ich 10 Sterne für dieses beeindruckende, großartige Debüt vergeben.
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Gebundenes Buch
Aufgrund der aktuellen politischen Situation im Iran ist dieses Buch leider (wieder) aktuell. Ich habe es im Rahmen eines Lesekreises gelesen und bin froh darüber, denn wahrscheinlich wäre es sonst an mir vorbei gegangen.
Es geht in diesem Buch hauptsächlich um den Jungen Saam, der …
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Aufgrund der aktuellen politischen Situation im Iran ist dieses Buch leider (wieder) aktuell. Ich habe es im Rahmen eines Lesekreises gelesen und bin froh darüber, denn wahrscheinlich wäre es sonst an mir vorbei gegangen.
Es geht in diesem Buch hauptsächlich um den Jungen Saam, der nach der Ermordung seiner Mutter im Iran mit seinem Vater und dem jüngeren Bruder Nima nach Deutschland flieht. In Berlin-Neukölln finden sie ein neues Zuhause, wobei man nicht den Eindruck hat, dass es wirklich ein Zuhause ist. Während der Vater sich anpasst und versucht, seine Familie als Taxifahrer durchzubringen, gerät Saam bald in schlechte Kreise. Sein Leben gerät in eine Abwärtsspirale aus Drogen und Gewalt und führt ihn schließlich sogar ins Gefängnis. Nima stürzt nicht ganz so tief ab, aber auch in seinem Leben geht einiges schief....
Mir hat der Schreibstil des Autors sehr gut gefallen. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, schreibt ungeschönt und deutlich und versteht es, Saams Situation sehr realistisch zu schildern. Das hat mich als Leser sehr oft betroffen gemacht. Das Ende des Buches ging mir dann leider zu schnell, hier ist viel Atmosphäre verlorengegangen. Das fand ich sehr schade.
Dennoch empfehle ich dieses Buch weiter, denn es ist ein toller Debütroman, der Aufmerksamkeit verdient und den ich sehr gerne gelesen habe.
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Gebundenes Buch
Hund Wolf Schakal von Behzad Karim Khani ist ein hartes Stück Literatur, messerscharf geschrieben, in einer Sprache, die kein Wort zu viel verschwendet und extrem prägnant ist.
Erzählt wird von den Brüdern Nima und Saam, die mit ihrem Vater nach der Hinrichtung ihrer Mutter …
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Hund Wolf Schakal von Behzad Karim Khani ist ein hartes Stück Literatur, messerscharf geschrieben, in einer Sprache, die kein Wort zu viel verschwendet und extrem prägnant ist.
Erzählt wird von den Brüdern Nima und Saam, die mit ihrem Vater nach der Hinrichtung ihrer Mutter aus dem Iran der Mullahs nach Berlin-Neukölln fliehen. Während sich der Vater als Taxifahrer durchschlägt, entwickeln sich die Söhne in unterschiedliche Richtungen. Saam verschafft sich mit Gewalt und Straftaten Respekt unter den Araber-Gangs und ermöglicht gleichzeitig Nima ein komfortables Leben jenseits von Kriminalität. Doch dieses Leben verändert sich plötzlich radikal, als Saam zu weit geht…
Auf der Frankfurter Buchmesse durften wir den Autor Behzad Karim Khani live erleben und waren von seiner sympathischen Art und dem interessanten Gespräch mit dem Bundesdrogenbeauftragten begeistert.
Daher eine klare Empfehlung für diesen starken Debütroman, der uns begeistern konnte.
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Broschiertes Buch
Wenn man aus einer Welt kommt, die einen nicht will …
Behzad Karim Khanis Debütroman „Hund Wolf Schakal“ habe ich erst nach seinem wirklich großartigen Roman „Als wir Schwäne waren“ gelesen, aber auch bei diesem Buch hat mich von der ersten Seite …
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Wenn man aus einer Welt kommt, die einen nicht will …
Behzad Karim Khanis Debütroman „Hund Wolf Schakal“ habe ich erst nach seinem wirklich großartigen Roman „Als wir Schwäne waren“ gelesen, aber auch bei diesem Buch hat mich von der ersten Seite an sein Schreibstil und seine beeindruckende Sprache begeistert. Auch wenn das Buch vom Thema her natürlich sehr bedrückend und heftig ist.
Nachdem im Grauen der Iranischen Revolution ihre Mutter getötet wird, fliehen der elfjährige Saam und sein kleiner Bruder Nima mit ihrem Vater Jamshid nach Deutschland. Der Vater hat es nicht einfach hier, bekommt nur einen Job als Taxifahrer und kommt nicht zurecht im neuen Leben in Neukölln - zu sehr quälen ihn die Geister der Vergangenheit. Saam übernimmt mehr oder weniger die Rolle des Familienoberhaupts, möchte sich Respekt verschaffen und wächst in kriminelle Strukturen hinenin. Bis er eines Tages zu weit geht …
Das Schicksal dieser beiden Brüder kann einen nicht kalt lassen. Ein bedrückendes Buch, das noch lange in mir nachwirken wird.
Und ich hoffe sehr, dass es bald wieder ein neues Buch von Behzad Karim Khani geben wird!
"Es gab Prothesen, aber eine Prothese war für ihn wie eine Perücke. Eine Lebenslüge. Jamshid trug keine. Und er ließ seine Mutter auch nicht die Hose an der Seite kürzen, wo jetzt kein Bein mehr da war. Er faltete es und steckte es mit Sicherheitsnadeln ab, als erwartete er, dass das fehlende Bein irgendwann wieder nachwuchs. Drei Paar Schuhe hatte er gekauft seit dem Attentat. Den rechten trug er, die linken bewahrte er auf."
"Es war gut, dass sie gingen, dachte er. Der Pass würde sie nach Istanbul bringen, da würde er eine Telefonnummer wählen, und jemand würde sich um sie kümmern. Jemand der wissen würde, der vielleicht sogar jetzt schon wusste, wie die Reise weiterging. Welche Route sie nehmen müssten, welches Land sie akzeptieren würde. Schweden, die Sowjetunion, Jugoslawien oder Deutschland. Er selbst hatte keine Präferenz. Er rannte vor etwas weg, nicht zu etwas hin."
"Es ist nicht einfach, Geschenke anzunehmen, wenn man nichts hat. Armut macht jedes Geschenk zu Almosen, jede Großzügigkeit zu Mitleid. Macht den Beschenkten zum Bedürftigen, den Schenkenden zum Gönner. In jeder Gabe steckt ein Vertrag über oben und unten. Mit dem Annehmen unterschreibt man ihn. Wenn die Geschenke gebraucht sind, also aussortiert wurden und sonst auf den Müll kämen, berühren Sie die Würde."
"Elend war nichts, was ich in Öffnungs- oder Sprechzeiten fassen ließ oder irgendwann endete. Jeden Morgen wartete es draußen, zog ein, sobald der Mann in Uniform die Tür öffnete, und blieb bis sie wieder hinter ihm geschlossen wurde."
"Saam hatte die Logik von Gewalt verstanden. Die strenge Schule Jamshids, die Kälte mmNarwans, sein spartanisches Verhältnis zum eigenen Körper als einem Ort des Aushaltens und der Disziplinierung. Er hatte gelernt, dass derjenige, der nicht am Thron sägte, noch unter dem stand, der ist tat. Er hatte verstanden. Dieses Mal wirklich. Er konnte der nächste König sein, und wenn nicht, zumindest der nächste Terror, die nächste Furcht."
"Wenn man aus einer Welt kommt, die einen nicht will, ist man ihr auch nichts schuldig. Keine Loyalität. Keine Erklärung. Man muss nicht einmal den Namen annehmen, den man bekommen hatte."
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Gebundenes Buch
Wo liegen die Bruchstellen zwischen dem, was üblicherweise als "gelungenes Leben" bezeichnet wird, und dem, was bloße Existenz darstellt? Und wieviel trägt ein Einzelner dazu bei, den ein oder anderen Weg einzuschlagen?
In einer unnachahmlichen feinen, fast …
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Wo liegen die Bruchstellen zwischen dem, was üblicherweise als "gelungenes Leben" bezeichnet wird, und dem, was bloße Existenz darstellt? Und wieviel trägt ein Einzelner dazu bei, den ein oder anderen Weg einzuschlagen?
In einer unnachahmlichen feinen, fast zärtlichen Sprache, die das brutale Sujet bricht, erzählt Behzad Karim Khani (der in mir einen neuen Fan seines Stils hat) eine vorgezeichnete Boy-to-man-Geschichte voller Gewalt, Haltlosigkeit, behaupteter Männlichkeit und Suche nach einem Platz in einer fiktiven Hierarchie, lässt Perspektiven zerbersten wie überfahrene Knochen, lässt zustechen, abknallen und taumeln, Traditionen wahren, sich nach einer Heimat sehnen, eine Familie zerbrechen und Schuld sich aufbauen.
Dass seine Sprache Kinobilder in mir erzeugte und ich sogar Sympathien für die Hauptfiguren entwickelte, lässt mich schlichtweg verstummen, denn nichts wollte ich weniger, als diesen Protagonisten zu mögen.
Sollte Sensibilität ein Teil der Brutalität sein, dann schafft es Behzad Karim Khani, diese Gegensätzlichkeiten zu vereinen. Ganz, ganz großes Leseerlebnis und Tag eins des Wartens auf seinen nächsten Roman!
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Gebundenes Buch
Der Debütroman »Hund, Wolf, Schakal« vom Autor Behzad Karim Khani erzählt in einer feinen, zärtlichen und manchmal sarkastischen Sprache von einer brutalen Welt voll Gewalt, von gewollter Männlichkeit, von seelischen und psychischen Verletzungen, von Heimatlosigkeit, …
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Der Debütroman »Hund, Wolf, Schakal« vom Autor Behzad Karim Khani erzählt in einer feinen, zärtlichen und manchmal sarkastischen Sprache von einer brutalen Welt voll Gewalt, von gewollter Männlichkeit, von seelischen und psychischen Verletzungen, von Heimatlosigkeit, Integration und der Suche nach Zugehörigkeit, von Liebe und Schmerz und einer Familie mitten darin.
Jamshid war mit seiner Frau im aktiven Widerstand gegen das Regime im Iran und hat dabei viel verloren. Als die Situation für die Familie im Iran zu lebensbedrohlich wird, flieht der Vater mit den beiden Söhnen Saam und Nima und sie landen in Berlin Neu-Kölln. Während der Vater sich Arbeit sucht, suchen die beiden Söhne Anschluss. Saam wird in der Hauptschule direkt unter die Fittiche von Heydar genommen, dessen ältere Brüder bereits in die Kleinkriminalität abgerutscht sind. Diese Freundschaft - denn das ist sie trotz all der schlechten Einflüsse - beginnt mit einem geschenkten Nike-Rucksack:
»Es ist nicht einfach, Geschenke anzunehmen, wenn man nichts hat. Armut macht jedes Geschenk zu Almosen, jede Großzügigkeit zu Mitleid. Macht den Beschenkten zum Bedürftigen, den Schenkenden zum Gönner. In jeder Gabe steckt ein Vertrag über oben und unten. Mit dem Annehmen unterschreibt man ihn.« (S.39)
Je älter Saam wird, desto mehr wird er in die brutale Realität der Kleinkriminalität gezogen. Parallel dazu versuchen sein Vater Jamshid und sein Bruder Nima ihren Weg zu gehen. Es ist keine einfache Familiengeschichte und keine glückliche Boy-to-Man-Story, die dieser Gegenwartsroman erzählt.
»Ich beschreibe eine harte Welt und suche dabei ihre Zärtlichkeit. Ich bin hart mit meinen Figuren, weil ich ihnen Fragen stelle, zu deren Beantwortung ihnen die Ehrlichkeit fehlt. Und ich versuche, sie dabei zu umarmen.«, so der Autor Karim Khani im Video (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=yhVM4lQXMI8). Passendere Worte lassen sich schwer finden.
Ich habe sehr mit Saam, Nima und Jamshid mitgefühlt und die Geschichte hat mir ein wenig das Herz gebrochen
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Saam, sein kleiner Bruder Nima und ihr Vater fliehen nach Deutschland. In eine Welt die ihnen fremd ist. Ihre Mutter wurde im Iran hingerichtet und ihr Vater findet vor Trauer kaum liebevolle Worte für seine Söhne. So wird Berlin-Neukölln ihre neue Heimat und die Menschen in ihrem …
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Saam, sein kleiner Bruder Nima und ihr Vater fliehen nach Deutschland. In eine Welt die ihnen fremd ist. Ihre Mutter wurde im Iran hingerichtet und ihr Vater findet vor Trauer kaum liebevolle Worte für seine Söhne. So wird Berlin-Neukölln ihre neue Heimat und die Menschen in ihrem Kiez ihre neue Familie. Und so wie sie leben, werden sie so wie sie sind. Der Schreibstil von Behzad Karim Khani hat mich überwältigt, denn er strahlt vor Intelligenz und Wortgewandtheit. So wird selbst das Slang-Gelaber der 90er Jahre Kids zum poetischen Hochgenuss.
Sein Buch erklärt nichts und sucht auch keinen Schuldigen. Es zeichnet nur auf scharfsinnige Weise ein Bild von Neukölln wie es ist. „Die falschen Freunde“ gibt es nicht. Denn die, mit denen man in Neukölln rumhängt sind einfach nur die, die da leben. Sie sind weder falsch noch richtig. Sie sind wie sie sind und wie sie wurden. Haben sie Einfluss auf Saams Leben? Ja natürlich. Aber einen anderen Einfluss gibt es auch nicht, denn er lebt mit ihnen. Der Blick und das Urteil, kommen von außen. Ich habe schon lange nicht mehr so ein ehrliches Buch gelesen! Sehr stilvoll und doch treffsicher beschreibt der Autor das Leben von Saam und seinem Bruder Nima in Neukölln. Die Gespräche der Kids aus den 90ern sind einfach genial und könnten genau so unter meinen Freunden stattgefunden haben. Die gut situierten Stadtrandfamilien, die“ so Kids“ als ihr „soziales Projekt“ ansehen und sich gebildet und erhaben fühlen, sind so dermaßen gut dargestellt, dass ich mich plötzlich 30 Jahre zurückversetzt fühlte. Mit Arroganz breiten sie ihren Lebensstil vor dir aus, als wäre er der einzig richtige und als wäre dein Leben nicht mal würdig, dass du davon überhaupt erzählen darfst. Du bist immer gerne gesehen in ihrem Haus, aber das ihre Kinder dich besuchen, geht dann doch zu weit. Und so sehr wir doch alle glauben gleich zu sein, so unterschiedlich sozialisiert sind wir doch, ebenso wie Hund, Wolf und Schakal. Jeder in seinem Revier. Für mich persönlich war dieses Buch ein Highlight, wahr, ehrlich und wahnsinnig scharfsinnig. Eine wirkliche Entdeckung!
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Gebundenes Buch
Neben der Liebe zählt Kriminalität in all ihren Facetten wohl zu den häufigsten literarischen Themen. Braucht es also noch einen Roman, der den Lebensweg eines Jungen hin zum Kriminellen aufzeigt? Definitiv, zumindest wenn das so modern und mitreißend wie in Behzad Karim Khanis …
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Neben der Liebe zählt Kriminalität in all ihren Facetten wohl zu den häufigsten literarischen Themen. Braucht es also noch einen Roman, der den Lebensweg eines Jungen hin zum Kriminellen aufzeigt? Definitiv, zumindest wenn das so modern und mitreißend wie in Behzad Karim Khanis Debüt gelingt.
Er erzählt die Geschichte Saams, einer 11jährigen Halbwaisen, der mit Vater und Bruder in den Wirren der iranischen Revolution nach Westberlin flieht. Dabei wurde ich nicht nur davon überrascht, dass ich den Protagonisten fast ausnahmslos sympathisch fand, auch dann noch, als er vom Kleinkriminellen zum brutalen Schläger wird. Auch die Sprache Khanis hat mich - im positiven Sinn - verblüfft: Er schafft kreative, treffende Bilder, zum Beispiel schreibt er über eine Reihe an Pfähle angebundene Baumsetzlinge, sie "befanden sich im Rohbau". Khani dichtet einer winterlichen Bank geradezu poetisch-zart einen "Dreitagebart aus Eis" an, aber er kann auch kraftvoll-brutal werden, etwa wenn er die Vergewaltigung eines Jungen dadurch verdeutlicht, dass er "Sperma scheißt".
Die Figur des Vaters bekommt etwas rührend Komisches, wenn er rätselt, ob die Häuschen in den Berliner Schrebergärten deutsche Slums oder doch eher eine Siedlung einer speziellen Religionsgemeinschaft sind. Ein klein wenig zu kurz kommt in meinen Augen, wieso sich das Machtgefüge zwischen Vater und Sohn so extrem zuungunsten des Ersteren verschiebt. Denn das passiert ja nicht "einfach so". Gelungen ist die Schilderung des Gefängnisalltags, in dem Agressionen der Häftlinge untereinander nachvollziehbar "einfach so" entstehen.
Saams Lebensweg ist unbedingt glaubwürdig, und so empfehle ich "Hund, Wolf, Schakal" nicht nur jedem Jugendrichter als Nachttischlektüre, sondern allen, die ein echtes Interesse an jungen Menschen haben, die auf die schiefe Bahn geraten sind.
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