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Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2018 Hier hat eine große Erzählerin aus einer grimmigen Geschichte einen grandiosen Roman gemacht. Die Mitglieder einer wissenschaftlich orientierten Familie werden durch eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgottes hineingezogen - mit einem Sog, dem sie so wenig widerstehen können wie der Leser dieser Geschichte. Spätestens als sich herausstellt, dass dieser Mythos eben nicht nur ein Mythos ist. Es ist eine sagenhafte, aber elende Gegend dieser Erde, wo die Verehrer des Vogelgotts leben, die ...
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2018
Hier hat eine große Erzählerin aus einer grimmigen Geschichte einen grandiosen Roman gemacht. Die Mitglieder einer wissenschaftlich orientierten Familie werden durch eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgottes hineingezogen - mit einem Sog, dem sie so wenig widerstehen können wie der Leser dieser Geschichte. Spätestens als sich herausstellt, dass dieser Mythos eben nicht nur ein Mythos ist. Es ist eine sagenhafte, aber elende Gegend dieser Erde, wo die Verehrer des Vogelgotts leben, die ihm allerdings weniger ergeben als vielmehr ausgeliefert zu sein scheinen. In diesem unwiderstehlichen Roman entpuppt sich eine geheime Welt als die unsere, in der die Natur ihre Freundschaft aufkündigt und wir ihrer Aggression und Düsternis gegenüberstehen. Das ist nicht die übliche Jung und Jung Literatur, werden manche denken. Beim Lesen und vor allem Weiterlesen fragt man sich, warum man das Buch nicht aus der Hand legen kann, zumal hier nicht mit altertümlichen Spannungselementen gearbeitet wird.
Hier hat eine große Erzählerin aus einer grimmigen Geschichte einen grandiosen Roman gemacht. Die Mitglieder einer wissenschaftlich orientierten Familie werden durch eine zufällige Entdeckung auf einem Kirchenbild in den schwer durchschaubaren Mythos eines Vogelgottes hineingezogen - mit einem Sog, dem sie so wenig widerstehen können wie der Leser dieser Geschichte. Spätestens als sich herausstellt, dass dieser Mythos eben nicht nur ein Mythos ist. Es ist eine sagenhafte, aber elende Gegend dieser Erde, wo die Verehrer des Vogelgotts leben, die ihm allerdings weniger ergeben als vielmehr ausgeliefert zu sein scheinen. In diesem unwiderstehlichen Roman entpuppt sich eine geheime Welt als die unsere, in der die Natur ihre Freundschaft aufkündigt und wir ihrer Aggression und Düsternis gegenüberstehen. Das ist nicht die übliche Jung und Jung Literatur, werden manche denken. Beim Lesen und vor allem Weiterlesen fragt man sich, warum man das Buch nicht aus der Hand legen kann, zumal hier nicht mit altertümlichen Spannungselementen gearbeitet wird.
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geboren 1953 in Darmstadt, studierte Romanistik und Germanistik in Berlin und Paris, lebt als Schriftstellerin und Übersetzerin (Paula Fox, Antonia S. Byatt, Irène Némirovsky, Joyce Carol Oates u.a.) in München. Zahlreiche Auszeichnungen, u.¿a. Mara-Cassens-Preis 1998, Tukan-Preis 1999.
Produktdetails
- Verlag: Jung und Jung Verlag
- Seitenzahl: 272
- Erscheinungstermin: 2. März 2018
- Deutsch
- ISBN-13: 9783990271605
- Artikelnr.: 49682021
© BÜCHERmagazin, Ingeborg Waldinger (wal)
Im leeren Himmel kreist der Vogelgott
Was geschieht mit uns, wenn wir den Rändern der Zivilisation zu nahe kommen? Im Roman von Susanne Röckel trägt das Unheil ein Federkleid.
Von Tilman Spreckelsen
Ein Mann strandet auf einem Provinzbahnhof, er läuft auf schlechten Wegen immer weiter der Zivilisation davon, schleppt seinen Koffer eine Anhöhe hinauf und landet in einem bröckelnden Dorf namens "Z.", wo ihn niemand haben will und niemand mit ihm spricht, am wenigsten im verfallenen "Hotel International". Weil aber aufzugeben, wie er sich sagt, nicht in Frage kommt und weil der begeisterte Hobbyornithologe zudem hier einem Greifvogel hinterhersteigen will, wie ihn die Wissenschaft noch nicht beschrieben hat,
Was geschieht mit uns, wenn wir den Rändern der Zivilisation zu nahe kommen? Im Roman von Susanne Röckel trägt das Unheil ein Federkleid.
Von Tilman Spreckelsen
Ein Mann strandet auf einem Provinzbahnhof, er läuft auf schlechten Wegen immer weiter der Zivilisation davon, schleppt seinen Koffer eine Anhöhe hinauf und landet in einem bröckelnden Dorf namens "Z.", wo ihn niemand haben will und niemand mit ihm spricht, am wenigsten im verfallenen "Hotel International". Weil aber aufzugeben, wie er sich sagt, nicht in Frage kommt und weil der begeisterte Hobbyornithologe zudem hier einem Greifvogel hinterhersteigen will, wie ihn die Wissenschaft noch nicht beschrieben hat,
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nimmt er alles in Kauf: Das quietschende Bettgestell ohne Matratze, den Hunger, die Feindschaft der Dorfbewohner und schließlich auch, dass man ihm die halbe Ausrüstung stiehlt.
Dann steht er in der Wildnis dem riesigen Vogel gegenüber, er wird ihn, wie er aus der Rückschau berichtet, später tatsächlich erlegen, ausstopfen und in der Heimat stolz vorzeigen. In diesem Moment aber, Aug' in Aug' mit dem gigantischen, nach Aas stinkenden Geier, fühlt er sich einen Moment lang als Person wie ausgelöscht. Als ob sein Wille gegen den des Geiers rein gar nichts wäre, als ob er sich einreihte in die Gruppe der Dorfbewohner, die den Greif als Vogelgott verehren. Und selbst einige Ähnlichkeit mit Vögeln haben.
So steht es in einem ausdrücklich als Fragment bezeichneten Manuskript, verfasst von einem Lehrer namens Konrad Weyde, womit Susanne Röckels Roman "Der Vogelgott" beginnt. Es folgen drei weitere Teile, erzählt jeweils aus der Perspektive eines der drei Kinder Konrad Weydes, und jedes von ihnen wird Erfahrungen machen, die das, was der Vater beschrieben hatte, auf ihre Weise ergänzen.
Vier Wege zum "Vogelgott" beschreibt Susanne Röckel also: den des rationalistischen Vaters, der es aufs Jagen und Ausstopfen abgesehen hat; den des verträumten Thedor, der seinem Leben einen Sinn geben möchte und in der Irrenanstalt endet; den der Kunsthistorikerin Dora, für die ein Altarbild zum Zeugnis eines Jahrhunderte zurückliegenden Massakers im Namen des Kults wird; und schließlich den des skeptischen Journalisten Lorenz, der aufdeckt, welche Macht die Anhänger des Vogelgottes in unserer Zeit besitzen.
Die Ausgangslage ist eine Situation, wie man sie aus manchen Werken der 1953 geborenen Röckel kennt, allen voran der Erzählungensammlung "Vergessene Museen", die vor zehn Jahren in der Anderen Bibliothek erschienen ist. Dort geraten Forscher, die stolz auf ihren rationalen Zugang zur Welt sind, unter Menschen, die offensichtlich etwas vor ihnen verbergen und deren Umgang dann den aufgeklärten Wissenschaftler schleichend verändert. Sie nehmen unter den Inuit an Kulthandlungen teil oder stehen ratlos vor Gewaltausbrüchen in einem osteuropäischen Dorf, die sich, wie es scheint, wie ein Bazillus von einem auf den anderen übertragen, ohne dass klar wäre, warum einer eigentlich die Kontrolle über sich verliert und zuschlägt.
Die Autorin ist klug genug, ihre Landschaften, Dörfer und Menschen, aber auch die Zeiten, in denen sie ihre Geschichten ansiedelt, eher atmosphärisch hinzutuschen, als klar zu verorten - über den Lehrer Weyde erfahren wir, dass er sich als Erster im Kollegium einen Fernseher angeschafft habe, und von seinen Kindern, dass sie am Computer arbeiten und E-Mails verschicken. Aber kein Ereignis der Zeitgeschichte lässt eine genauere Datierung zu, und es ist zwar vom Rhein die Rede, in dessen Nähe die Kinder Weydes aufwachsen, nicht aber davon, in welcher Stadt.
Was aber hält nun die unterschiedlichen Geschichten von der jeweiligen Begegnung mit dem Vogelgott zusammen? Zum einen sind es inhaltliche Überschneidungen; bestimmte Ereignisse, die der eine länger berichtet, erfahren im nächsten Teil einen Widerschein aus der Perspektive eines anderen, und auch die Familiengeschichte insgesamt gewinnt im Verlauf des Romans an Konturen, die wiederum das früher geschilderte Geschehen in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Gemeinsam ist all diesen Begegnungen das irritierende Moment, dass die Repräsentanten des Vogelkults alles über diejenigen zu wissen scheinen, die ihnen begegnen, oder der Aasgeruch, den sie verströmen. Und während Vater Weyde, "entschlossen, dem Zauber trügerischer Mythen zu widerstehen", lieber die Augen davor verschließt, was mit ihm geschieht, wirft sich sein Sohn Thedor dem Kult nur umso entschlossener in die Arme. Er schreibt seinen Bericht im Sanatorium seiner Heimatstadt, nach der Rückkehr aus einem gottverlassenen Camp, das wohl irgendwo in Afrika liegt, im Land einer Ethnie namens Aza, die einst Teil des englischen Kolonialreichs war. Thedor kam mit einer Organisation namens "Save the world" dorthin, angeblich um zu helfen, in Wirklichkeit aber wird er von allem ferngehalten. Bis sich die lang angespannte Situation in einem Blutrausch entlädt.
"Was ich gesehen habe, habe ich gesehen", verteidigt er seine Perspektive, allerdings mit dem impliziten Eingeständnis, dass das Gesehene deshalb noch lange nicht wahr sein oder Gültigkeit für andere Menschen haben muss.
"Wir sehen nichts mehr, wenn wir zum Himmel aufschauen", heißt es in einem Kassiber, auf den Thedor in Aza-Town stößt: "Aber wenn Gott nicht mehr da ist, übernimmt die Natur die Macht." Die Gottesferne drückt sich bereits in Thedors Name aus, dem so auffällig das erste "o" fehlt. Der Blick zum Himmel aber, so mag man sich das deuten, offenbart eben nicht die große Leere, sondern einen nach Aas stinkenden Geier als Repräsentanten der Natur, der dem Menschen, der so stolz auf sein Selbstdenkertum ist, nachdrücklich seine Grenzen aufzeigt.
Susan Röckel: "Der Vogelgott". Roman.
Jung und Jung, Salzburg 2018. 272 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dann steht er in der Wildnis dem riesigen Vogel gegenüber, er wird ihn, wie er aus der Rückschau berichtet, später tatsächlich erlegen, ausstopfen und in der Heimat stolz vorzeigen. In diesem Moment aber, Aug' in Aug' mit dem gigantischen, nach Aas stinkenden Geier, fühlt er sich einen Moment lang als Person wie ausgelöscht. Als ob sein Wille gegen den des Geiers rein gar nichts wäre, als ob er sich einreihte in die Gruppe der Dorfbewohner, die den Greif als Vogelgott verehren. Und selbst einige Ähnlichkeit mit Vögeln haben.
So steht es in einem ausdrücklich als Fragment bezeichneten Manuskript, verfasst von einem Lehrer namens Konrad Weyde, womit Susanne Röckels Roman "Der Vogelgott" beginnt. Es folgen drei weitere Teile, erzählt jeweils aus der Perspektive eines der drei Kinder Konrad Weydes, und jedes von ihnen wird Erfahrungen machen, die das, was der Vater beschrieben hatte, auf ihre Weise ergänzen.
Vier Wege zum "Vogelgott" beschreibt Susanne Röckel also: den des rationalistischen Vaters, der es aufs Jagen und Ausstopfen abgesehen hat; den des verträumten Thedor, der seinem Leben einen Sinn geben möchte und in der Irrenanstalt endet; den der Kunsthistorikerin Dora, für die ein Altarbild zum Zeugnis eines Jahrhunderte zurückliegenden Massakers im Namen des Kults wird; und schließlich den des skeptischen Journalisten Lorenz, der aufdeckt, welche Macht die Anhänger des Vogelgottes in unserer Zeit besitzen.
Die Ausgangslage ist eine Situation, wie man sie aus manchen Werken der 1953 geborenen Röckel kennt, allen voran der Erzählungensammlung "Vergessene Museen", die vor zehn Jahren in der Anderen Bibliothek erschienen ist. Dort geraten Forscher, die stolz auf ihren rationalen Zugang zur Welt sind, unter Menschen, die offensichtlich etwas vor ihnen verbergen und deren Umgang dann den aufgeklärten Wissenschaftler schleichend verändert. Sie nehmen unter den Inuit an Kulthandlungen teil oder stehen ratlos vor Gewaltausbrüchen in einem osteuropäischen Dorf, die sich, wie es scheint, wie ein Bazillus von einem auf den anderen übertragen, ohne dass klar wäre, warum einer eigentlich die Kontrolle über sich verliert und zuschlägt.
Die Autorin ist klug genug, ihre Landschaften, Dörfer und Menschen, aber auch die Zeiten, in denen sie ihre Geschichten ansiedelt, eher atmosphärisch hinzutuschen, als klar zu verorten - über den Lehrer Weyde erfahren wir, dass er sich als Erster im Kollegium einen Fernseher angeschafft habe, und von seinen Kindern, dass sie am Computer arbeiten und E-Mails verschicken. Aber kein Ereignis der Zeitgeschichte lässt eine genauere Datierung zu, und es ist zwar vom Rhein die Rede, in dessen Nähe die Kinder Weydes aufwachsen, nicht aber davon, in welcher Stadt.
Was aber hält nun die unterschiedlichen Geschichten von der jeweiligen Begegnung mit dem Vogelgott zusammen? Zum einen sind es inhaltliche Überschneidungen; bestimmte Ereignisse, die der eine länger berichtet, erfahren im nächsten Teil einen Widerschein aus der Perspektive eines anderen, und auch die Familiengeschichte insgesamt gewinnt im Verlauf des Romans an Konturen, die wiederum das früher geschilderte Geschehen in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Gemeinsam ist all diesen Begegnungen das irritierende Moment, dass die Repräsentanten des Vogelkults alles über diejenigen zu wissen scheinen, die ihnen begegnen, oder der Aasgeruch, den sie verströmen. Und während Vater Weyde, "entschlossen, dem Zauber trügerischer Mythen zu widerstehen", lieber die Augen davor verschließt, was mit ihm geschieht, wirft sich sein Sohn Thedor dem Kult nur umso entschlossener in die Arme. Er schreibt seinen Bericht im Sanatorium seiner Heimatstadt, nach der Rückkehr aus einem gottverlassenen Camp, das wohl irgendwo in Afrika liegt, im Land einer Ethnie namens Aza, die einst Teil des englischen Kolonialreichs war. Thedor kam mit einer Organisation namens "Save the world" dorthin, angeblich um zu helfen, in Wirklichkeit aber wird er von allem ferngehalten. Bis sich die lang angespannte Situation in einem Blutrausch entlädt.
"Was ich gesehen habe, habe ich gesehen", verteidigt er seine Perspektive, allerdings mit dem impliziten Eingeständnis, dass das Gesehene deshalb noch lange nicht wahr sein oder Gültigkeit für andere Menschen haben muss.
"Wir sehen nichts mehr, wenn wir zum Himmel aufschauen", heißt es in einem Kassiber, auf den Thedor in Aza-Town stößt: "Aber wenn Gott nicht mehr da ist, übernimmt die Natur die Macht." Die Gottesferne drückt sich bereits in Thedors Name aus, dem so auffällig das erste "o" fehlt. Der Blick zum Himmel aber, so mag man sich das deuten, offenbart eben nicht die große Leere, sondern einen nach Aas stinkenden Geier als Repräsentanten der Natur, der dem Menschen, der so stolz auf sein Selbstdenkertum ist, nachdrücklich seine Grenzen aufzeigt.
Susan Röckel: "Der Vogelgott". Roman.
Jung und Jung, Salzburg 2018. 272 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Gebundenes Buch
Ein eigenartiger Roman, über den ich lange nachdenken musste. Die Mitglieder der Familie Weyde - ein Vater und seine drei Kinder - begegnen auf unterschiedlichste Art und auch zu verschiedenen Zeiten dem Vogelgott beziehungsweise dessen Wirkung. Man könnte diese auch als eine Art …
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Ein eigenartiger Roman, über den ich lange nachdenken musste. Die Mitglieder der Familie Weyde - ein Vater und seine drei Kinder - begegnen auf unterschiedlichste Art und auch zu verschiedenen Zeiten dem Vogelgott beziehungsweise dessen Wirkung. Man könnte diese auch als eine Art düsteren Kult bezeichnen.
Der Vater, als Vogelsammler bekannt, hat eine Begegnung mit diesem riesigen Greifen auf einer merkwürdigen Reise, die ihn in eine einerseits märchenhafte, andererseits bedrohliche Umgebung führt und die in seinen Tagebüchern dokumentiert ist - über dieses Format wird sie auch dem Leser in einem Prolog vermittelt.
Es folgen die "Vogel-Geschichten" seiner drei Kinder: die des ziel-, vielleicht auch haltlosen Thedor, der während seiner Tätigkeit in der Entwicklungshilfe in Afrika auf eine extreme, eskalierende Weise in Berührung gerät. Die feinsinnige Dora stößt während ihrer Doktorarbeit auf ein übermaltes Bild zu dem Sujet und der Journalist Lorenz bekommt es mit Träumen der besonderen Art zu tun, denen er auf den Grund gehen will, nein, muss.
Denn den Fängen des Vogelgottes kann keiner entrinnen - es ist wie ein Fluch, der sich nach und nach über Familie Weyde - eine Familie von Einzelgängern, die nur wenig miteinander kommuniziert - ausbreitet. Eine Art fataler Zwang, auf der anderen Seite spielt jedoch stets auch eine gewisse Faszination eine Rolle.
Die Autorin Susanne Röckel hat einen komplett außergewöhnlichen Roman geschaffen, der auf eine subtile Art und Weise von einer bedrohlichen Atmosphäre durchdrungen ist. Dabei wird der Leser mithilfe sprachlicher Mittel - die über enorme Kraft verfügen - auf merkwürdige Weise auf Distanz gehalten. Ich konnte mich der Bedrohung, die vom Vogelgott ausging, nicht entziehen, habe jedoch andererseits die Sogwirkung, die eine Beschäftigung mit diesem Sujet trotz möglicher davon ausgehender Gefahren zwingend machte, nicht nachvollziehen können.
Ein irritierender, dennoch kraftvoller Roman - so empfinde ich es. Was mich besonders merkwürdig stimmte, war ein gewisser sachlicher Stil, der mich trotz aufwühlender innerer Entwicklungen der Charaktere stets auf Distanz hielt. Was auf gewisse Weise aber auch beruhigend war, konnte ich mir doch sicher sein, dass der Vogelgott und seine Sogwirkung zwar ihren Einfluss auf Familie Weyde ausüben, diesen jedoch nicht auf mich ausweiten können - als Leserin fühlte ich mich in einen sicheren Kokon eingewoben, was mir allerdings auch zeitweilig ein wenig die Spannung raubte.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass dieser Roman für jeden Leser eine ganz eigene, individuelle Botschaft beinhaltet, die ebenso facettenreich und vielschichtig sein kann wie die Begegnungen der Familie Weyde mit dem Vogelgott!
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Gebundenes Buch
Es ist ein düsterer und etwas unheimlicher Roman, den uns die Autorin Susanne Röckel mit dem Buch „Der Vogelgott“ präsentiert. Erzählt wird in vier Teilen die Geschichte der Familie Weyde. Der Vater und seine drei Kinder haben zu unterschiedlichen Zeiten und auf …
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Es ist ein düsterer und etwas unheimlicher Roman, den uns die Autorin Susanne Röckel mit dem Buch „Der Vogelgott“ präsentiert. Erzählt wird in vier Teilen die Geschichte der Familie Weyde. Der Vater und seine drei Kinder haben zu unterschiedlichen Zeiten und auf unterschiedliche Art Begegnungen mit dem Vogelgott.
Im Prolog erleben wir den Vater Konrad, der Hobbyornithologe ist. Er hat sich in die Berge begeben, um Wanderfalken aufzuspüren. In dieser unwirklichen Gegend sieht er riesige unbekannte Vögel. Was geschieht mit ihm, als er sich ihnen nähert? Er spricht nie darüber.
In den weiteren drei Teilen berichtet jeweils eines der drei Kinder, die auch auf ihre Weise von Vögeln fasziniert sind.
Thedor bricht sein Medizinstudium ab und geht nach Afrika, um ein Hilfsprojekt zu unterstützen und erlebt dort verwirrende Dinge, die ihn fast um den Verstand bringen und er landet im Sanatorium. Thedors Schwester Dora ist angehende Kunsthistorikerin, die auf ein übermaltes Bild stößt; unter dem Madonnenbild werden schreckliche Gestalten sichtbar. Der Journalist Lorenz will Albträumen bei Kindern auf den Grund gehen.
Über allem liegt der Mythos eines Vogelgottes, der jedes der Familienmitglieder fasziniert. Es herrscht die ganze Zeit eine bedrohliche Atmosphäre, obwohl eigentlich nichts Dramatisches passiert. Die Geschichte ist unheimlich und man spürt eine unterschwellige Angst.
Es ist ein irritierender Roman, den wohl jeder auf seine eigene Weise interpretieren kann. Man muss sich auf dieses Buch einlassen können.
Eine schauerliche Geschichte.
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Gebundenes Buch
Richtig genial finde ich gruselige Romane, wenn sie nah an der Realität sind; dass die beschriebenen Schrecken eigentlich ganz nachvollziehbare Ursachen haben könnten. Eigentlich .... Denn ein paar kleine Dinge sind da immer, die doch nicht so einfach zu erklären sind. Susanne …
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Richtig genial finde ich gruselige Romane, wenn sie nah an der Realität sind; dass die beschriebenen Schrecken eigentlich ganz nachvollziehbare Ursachen haben könnten. Eigentlich .... Denn ein paar kleine Dinge sind da immer, die doch nicht so einfach zu erklären sind. Susanne Röckel gelingt das in diesem Buch hervorragend - und nicht nur das!
Es beginnt mit dem Bericht einer bereits länger zurückliegenden Reise eines Mannes, der unvorhergesehener Weise in einem merkwürdigen Dorf Halt macht, wo er einen außergewöhnlichen Vogel sieht und beschließt, diesen gegen den Willen der DorfbewohnerInnen zu fangen, um ihn auszustopfen.
Danach gibt es einen zeitlichen Sprung und (vermutlich) die drei Kinder des Reisenden berichten von ihren eigenen Erlebnissen, die ihre Leben völlig veränderten. Geschickt bauen die drei Teile aufeinander auf: Der Jüngste (Thedor) schildert eine erlebte Begebenheit im Hier und Jetzt, die ihn in eine Klinik bringt (keine Sorge, das steht direkt am Anfang :-)). Die mittlere Schwester Dora hingegen beschäftigt sich erst aus beruflichem Interesse, dass jedoch bald den Großteil ihres Lebens bestimmt, mit der Geschichte eines Malers des 17. Jahrhunderts, dessen Erlebnisse eng mit denen ihres Bruders Thedor zusammenhängen, ohne dass sie davon weiß. Und der älteste Bruder Lorenz, der wie der Vater ein Mann des Verstandes ist und mit aller Kraft versucht, etwas aufzudecken, was nicht aufgedeckt werden und niemand wissen will. Was den Geschwistern nicht bewusst ist, ist, dass im Hintergrund aller drei Geschehnisse offenbar etwas wirkt, der auf unerklärte Art Einfluss auf ihre Leben nimmt.
Es gibt hier keinen Grusel mit Geistern oder anderen übersinnlichen Begebenheiten, sondern eher normale, unangenehme Dingen, deren Ursachen sich eigentlich leicht erklären lassen müssten: schlechte Gerüche, unsympathische Personen, Fragen ohne Antworten, die eigenen schlechten Gefühle. Alles zusammen jedoch hinterlässt ein immer stärkeres Unbehagen und die Ahnung wird zunehmend stärker, dass da etwas sein muss. Etwas, das hinter allem steht.
Am Ende gibt es eine Art Auflösung, die viele Zusammenhänge klärt (daher das Buch am besten zweimal lesen, im Zusammenhang ist plötzlich vieles verständlich), aber dennoch eine Menge an Fragen offen lässt. Und das Schaudern bleibt. Gut so, denn es soll ja noch eine Weile anhalten ;-)
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Gebundenes Buch
Düster
Der Vogelgott von Susanne Röckel
Dieser Roman wurde zum Buchpreis 2018 nominiert. Er ist anders als die meisten Bücher, die ich in der letzten Zeit dort entdeckt habe. Er ist düster und erinnert fast an schaurige Geschichten von H.P. Lovecraft. Zumindest musste ich …
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Düster
Der Vogelgott von Susanne Röckel
Dieser Roman wurde zum Buchpreis 2018 nominiert. Er ist anders als die meisten Bücher, die ich in der letzten Zeit dort entdeckt habe. Er ist düster und erinnert fast an schaurige Geschichten von H.P. Lovecraft. Zumindest musste ich beim lesen direkt an die Werke dieses Autors denken, zumindest die Stimmung beim lesen ähnelt dem. Der Schauplatz liegt in der heutigen Zeit.
Konrad Weyde ist Ornithologe, er geht dem mit einer großen Leidenschaft nach. Als er einen seltsamen Vogel erlegt, passieren auf einmal in seinem Umfeld, und in dem seiner erwachsenen Kinder, Theodor, Dora und Lorenz, merkwürdige, beinahe mystische Dinge.
Dem Leser wird schnell klar, dass die die vier es mit einem Kult um den Vogelgott zu tun haben. Die Erlebnisse der vier sind sehr düster und schaurig.
Auf seine besondere Art macht dieser Roman Angst, man fühlt sich als wären die Menschen diesem Gott und seiner Willkür hilflos ausgeliefert.
Interessant fand ich,maß die Autorin dem Leser einiges aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so bekam man einen umfassenden Einblick, konnte sich eine fundierte Meinung bilden.
Dennoch habe ich mich am Ende gefragt, ob eine Botschaft hinter allem steckt, oder wollte die Autorin nur mit den geheimen Ängsten vieler Menschen spielen und sie in ein makabres und düsteres Setting verpacken? Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht genau, aber ich habe diesen Roman sehr gern gelesen. Er ist zwischen der Vielzahl an Neuerscheinungen etwas, dass herausragt durch seine Einzigartigkeit.
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Gebundenes Buch
Impressionistische Familiengeschichte
Schwieriges Buch, von dem ich gerne eine Interpretation lesen würde. Weil das keiner wagt, beschreiben alle den Inhalt:
Der Ornithologe Konrad Weyde hat auf einer Reise einen riesigen Vogel gefangen, der in seiner Heimat als Gott verehrt wurde, sein …
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Impressionistische Familiengeschichte
Schwieriges Buch, von dem ich gerne eine Interpretation lesen würde. Weil das keiner wagt, beschreiben alle den Inhalt:
Der Ornithologe Konrad Weyde hat auf einer Reise einen riesigen Vogel gefangen, der in seiner Heimat als Gott verehrt wurde, sein jüngster Sohn Thedor begegnet dem Vogelgott ebenfalls als er ein Jahr für „Save the World“ in Kiw-Aza, die Tochter lernt ihn durch die Promotion über den Maler Wolmuth kennen und der älteste Lorenz schreibt als Journalist über ihn.
Nachdem ich beim „Gott der Barbaren“ viel über eine mir zuvor unbekannte Sekte in China las, hoffte ich auch hier theologische Neuigkeiten kennenzulernen. Aber die Handlung ist rein fiktiv.
Ich fragte mich manchmal, ob das Land Awa so etwas wie der Islamische Staat ist, dessen Anhänger dann Lorenz auch in Deutschland gefunden hat. Doras Kunstgeschichte passt nicht so ganz, außer das dieses Kapitel zeigt, dass Sekten kein neues Phänomens sind. Alles spekulativ, aber ich glaube, wer dieses Buch religionskritisch liest, der befindet sich auf dem Pfad der Tugend.
Spannend und gut komponiert. Aber die Frage, warum ich dieses Buch lesen soll, bleibt doch weitgehend unbeantwortet. 3 Sterne.
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