Ulrich Woelk
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Der Sommer meiner Mutter (eBook, ePUB)
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- Ulrich Woelk wurde mit dem Alfred-Döblin-Preis 2019 ausgezeichnet - Sommer 1969. Während auf den Straßen gegen den Vietnamkrieg protestiert wird, fiebert der elfjährige Tobias am Stadtrand von Köln der ersten Mondlandung entgegen. Zugleich trübt sich die harmonische Ehe seiner Eltern ein. Seine Mutter fühlt sich eingeengt, und als im Nachbarhaus ein linkes, engagiertes Ehepaar einzieht, beschleunigen sich die Dinge. Tobias, eher konservative Eltern freunden sich mit den neuen Nachbarn an, und deren dreizehnjährige Tochter, Rosa, eigenwillig und klug, bringt ihm nicht nur Popmusik und...
- Ulrich Woelk wurde mit dem Alfred-Döblin-Preis 2019 ausgezeichnet -
Sommer 1969. Während auf den Straßen gegen den Vietnamkrieg protestiert wird, fiebert der elfjährige Tobias am Stadtrand von Köln der ersten Mondlandung entgegen. Zugleich trübt sich die harmonische Ehe seiner Eltern ein. Seine Mutter fühlt sich eingeengt, und als im Nachbarhaus ein linkes, engagiertes Ehepaar einzieht, beschleunigen sich die Dinge. Tobias, eher konservative Eltern freunden sich mit den neuen Nachbarn an, und deren dreizehnjährige Tochter, Rosa, eigenwillig und klug, bringt ihm nicht nur Popmusik und Literatur bei, sondern auch Berührungen und Gefühle, die fast so spannend sind wie die Raumfahrt. Auch die Eltern der beiden verbringen viel Zeit miteinander, zwischen den Paaren entwickelt sich eine wechselseitige Anziehung - "Wahlverwandtschaften" am Rhein. Und während Armstrong und Aldrin sich auf das Betreten des Mondes vorbereiten, erleben Tobias und seine Mutter beide eine erotische Initiation… Ulrich Woelk erzählt spannend, atmosphärisch dicht und herzzerreißend von einem Aufbruch, persönlich und politisch, der tragisch endet.
Sommer 1969. Während auf den Straßen gegen den Vietnamkrieg protestiert wird, fiebert der elfjährige Tobias am Stadtrand von Köln der ersten Mondlandung entgegen. Zugleich trübt sich die harmonische Ehe seiner Eltern ein. Seine Mutter fühlt sich eingeengt, und als im Nachbarhaus ein linkes, engagiertes Ehepaar einzieht, beschleunigen sich die Dinge. Tobias, eher konservative Eltern freunden sich mit den neuen Nachbarn an, und deren dreizehnjährige Tochter, Rosa, eigenwillig und klug, bringt ihm nicht nur Popmusik und Literatur bei, sondern auch Berührungen und Gefühle, die fast so spannend sind wie die Raumfahrt. Auch die Eltern der beiden verbringen viel Zeit miteinander, zwischen den Paaren entwickelt sich eine wechselseitige Anziehung - "Wahlverwandtschaften" am Rhein. Und während Armstrong und Aldrin sich auf das Betreten des Mondes vorbereiten, erleben Tobias und seine Mutter beide eine erotische Initiation… Ulrich Woelk erzählt spannend, atmosphärisch dicht und herzzerreißend von einem Aufbruch, persönlich und politisch, der tragisch endet.
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Ulrich Woelk, geboren 1960, studierte Physik und Philosophie in Tübingen. Sein erster Roman, "Freigang", erschien 1990 und wurde mit dem Aspekte-Literaturpreis ausgezeichnet. Woelk lebt als freier Schriftsteller und Dramatiker in Berlin. Seine Romane und Erzählungen sind unter anderem ins Englische, Französische, Chinesische und Polnische übersetzt. 2019 erhielt Ulrich Woelk den Alfred-Döblin-Preis.
Produktdetails
- Verlag: C.H. Beck
- Seitenzahl: 189
- Erscheinungstermin: 25. Januar 2019
- Deutsch
- ISBN-13: 9783406734502
- Artikelnr.: 54731445
Abkopplung vom Mutterschiff
Der offene Himmel lockt: Ulrich Woelk erzählt in "Der Sommer meiner Mutter" von einer Mondlandung im Kinderzimmer
Eigentlich will Eva ja nur Hosen für ihren elfjährigen Sohn Tobias kaufen, aber dann probiert sie im neuen "Jeansstore" spaßeshalber selbst eine dieser neumodischen Schlaghosen an. Die Jeans sitzen wie angegossen, die Verkäuferin raspelt Süßholz, nur Tobi mault: "Jeans waren keine Hosen für Erwachsene, wie ich sie kannte - und ich wollte auch, dass das so blieb." Und so bleibt es dann auch. Die Mutter bricht ihre kleine Revolte ab: Jeans schicken sich nicht für eine 38 Jahre alte Hausfrau und Mutter aus einem Kölner Vorort, jedenfalls nicht 1969. Tobias lernt: Wenn er, der
Der offene Himmel lockt: Ulrich Woelk erzählt in "Der Sommer meiner Mutter" von einer Mondlandung im Kinderzimmer
Eigentlich will Eva ja nur Hosen für ihren elfjährigen Sohn Tobias kaufen, aber dann probiert sie im neuen "Jeansstore" spaßeshalber selbst eine dieser neumodischen Schlaghosen an. Die Jeans sitzen wie angegossen, die Verkäuferin raspelt Süßholz, nur Tobi mault: "Jeans waren keine Hosen für Erwachsene, wie ich sie kannte - und ich wollte auch, dass das so blieb." Und so bleibt es dann auch. Die Mutter bricht ihre kleine Revolte ab: Jeans schicken sich nicht für eine 38 Jahre alte Hausfrau und Mutter aus einem Kölner Vorort, jedenfalls nicht 1969. Tobias lernt: Wenn er, der
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bisher widerspruchslos alles anzog, was seine Mutter ihm hinlegte, von ihr plötzlich in Modesachen um Rat gefragt wird, ist entweder sie unsicherer oder er erwachsener als gedacht. Die Jeans sind jedenfalls die Vorboten großer Umbrüche, sie bringen die versteinerten Verhältnisse im Hause Ahrens zum Tanzen und das morsche Gebälk ihrer heilen Welt zum Einsturz.
Tobias' Vater, als Ingenieur ein klassischer Homo Faber, sieht die zaghaften Befreiungsbewegungen seiner Frau naturgemäß mit Skepsis und Misstrauen, aber als dann nebenan eine Achtundsechziger-Familie wie aus dem Bilderbuch einzieht, gerät auch sein rational festgezurrtes Leben ins Rutschen. Herr Leinhard, Adorno-Fan und Unidozent, nennt sich stolz Kommunist, seine Frau Uschi raucht, flirtet und geht allein auf Vietnam-Demos. Und ihre dreizehnjährige Tochter Rosa - natürlich nach Rosa Luxemburg - hört Janis Joplin und ist auch politisch und sexuell ziemlich aufgeklärt. Tobi lebt dagegen noch hinter dem Mond. Das Modell der Saturn-V-Rakete auf dem Nachttisch, die Mondposter an der Wand, Bücher wie "Der offene Himmel" von Heinz Haber bedeuten ihm alles. Tobias weiß alles über den Weltraum und die Zukunft, aber nichts über die Welt, die Mädchen und die Gegenwart. Rosa zeigt ihm ihre Plattensammlung und dann auch ihre Brüste, und das beeindruckt den ahnungslosen Nerd dann doch.
In Rick Moodys "Eissturm" kommen ungefähr zur selben Zeit Kinder unter die Räder, als ihre Eltern plötzlich wie die Hippies Schlüsselparty und Partnertausch spielen wollen. Auch bei Ulrich Woelk mündet die Emanzipation, die sich als kreuzweise Wahlverwandtschaft der Unterschiede anbahnt, in einer Katastrophe. Die flippigen Leinhards freunden sich überraschend mit ihren prüden, spießigen Nachbarn an: Beide Männer, der Ingenieur wie der Kommunist, sind zukunftsgläubige Optimisten, beide Frauen träumen von einem Sommer der Liebe und Freiheit vom Kochen und Kinderkriegen. Unter Uschis Einfluss legt Eva ihre Hausfrauenschürze und Demut ab und beginnt amerikanische Krimis zu übersetzen, freche Sachen wie "Mädchen sind so". Tobis Vater, der Mann der praktischen Vernunft, sieht mit Wohlgefallen die gebatikten Blusen und offenherzigen Blumenkleider der Nachbarin, und der linke Herr Leinhard versteht sich sogar prächtig mit Onkel Hartmut, dem Ex-Kriegshelden und Altnazi. So lösen sich Verklemmungen und Verhärtungen, und so gehen alte Elemente neue chemische Verbindungen ein. Just in der Nacht, als alle in Onkel Hartmuts Farbfernseher die Landung von Apollo 11 anschauen, macht Rosa Tobias zum Mann. Er erlebt sein erstes Mal als Raketenstart, bleibt aber als Erzähler wissenschaftlich exakt und zurückhaltend: "Obwohl ich es ja miterlebt hatte, blieb meine Vorstellung von dem, was dort unten wirklich geschehen war, eher vage."
Die erste Mondlandung, die sich bald zum fünfzigsten Male jährt, haben auch andere Autoren schon als Startrampe für Coming-Out- und Coming-of-Age-Dramen genutzt, etwa Alberto Muñoz Molina ("Mondwind") oder jüngst Norbert Zähringer ("Wo wir waren"). Woelk ist freilich kein großer Erzähler. Er kann die Jugendkultur der sechziger Jahre anhand der üblichen Erkennungssignale (2CV, Jeans, schwarzer Rolli, Doors) routiniert evozieren, kommt dabei aber selten über Klischees und Phrasen hinaus. Der Roman beginnt fulminant: "Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben." Aber Woelk kann die lakonische Härte des ersten Satzes nicht halten und verliert sich mehr und mehr in vagen Pubertätsdramen und Szenen bundesdeutscher Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Ähnlich wie F.C. Delius in "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde" will er Zeit- mit Emanzipationsgeschichte verknüpfen. Aber wo bei Delius der Junge durch das "Wunder von Bern" aus sonntäglicher Bigotterie und Langeweile erlöst wird, nimmt Evas Revolte hier ein böses Ende: Linke und rechte Männer und selbst der eigene Sohn verbünden sich gegen die Frau, die mit ihrer Mondlandungsmission zu früh kam. Die Mutter scheitert mit ihrer Selbstbefreiung schon im Jeansladen, ihr Sohn koppelt sich vom emotionalen Mutterschiff ab, ohne den Machtbereich des väterlichen Kontrollzentrums zu verlassen.
Tobias, ganz der Papa, wird Wissenschaftler bei der Europäischen Raumfahrtagentur, Rosa Schriftstellerin. Bei einer Lesung nach vielen Jahren erkennt sie ihn nicht wieder, und das passt auch zu diesem Roman, in dem Literatur und Naturwissenschaft nie zusammenfinden. Ulrich Woelk hat selbst Astrophysik studiert und Weltraumbücher wie "Die Einsamkeit des Astronauten" geschrieben. "Der Sommer meiner Mutter" ist gute Unterhaltung für die reifere Jugend, aber die Engführung von Emanzipations-, Zeit- und Technikgeschichte wirkt wie am Reißbrett konstruiert und die Sprache manchmal so nüchtern und emotionslos wie Ingenieurprosa. Die Mondlandung war ein großer Schritt für die Menschheit. Woelks dreizehnter Roman ist allenfalls in seiner persönlichen Erfolgsgeschichte ein kleiner Sprung vorwärts.
MARTIN HALTER
Ulrich Woelk: "Der Sommer meiner Mutter". Roman.
Verlag C. H. Beck, München 2019. 189 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Tobias' Vater, als Ingenieur ein klassischer Homo Faber, sieht die zaghaften Befreiungsbewegungen seiner Frau naturgemäß mit Skepsis und Misstrauen, aber als dann nebenan eine Achtundsechziger-Familie wie aus dem Bilderbuch einzieht, gerät auch sein rational festgezurrtes Leben ins Rutschen. Herr Leinhard, Adorno-Fan und Unidozent, nennt sich stolz Kommunist, seine Frau Uschi raucht, flirtet und geht allein auf Vietnam-Demos. Und ihre dreizehnjährige Tochter Rosa - natürlich nach Rosa Luxemburg - hört Janis Joplin und ist auch politisch und sexuell ziemlich aufgeklärt. Tobi lebt dagegen noch hinter dem Mond. Das Modell der Saturn-V-Rakete auf dem Nachttisch, die Mondposter an der Wand, Bücher wie "Der offene Himmel" von Heinz Haber bedeuten ihm alles. Tobias weiß alles über den Weltraum und die Zukunft, aber nichts über die Welt, die Mädchen und die Gegenwart. Rosa zeigt ihm ihre Plattensammlung und dann auch ihre Brüste, und das beeindruckt den ahnungslosen Nerd dann doch.
In Rick Moodys "Eissturm" kommen ungefähr zur selben Zeit Kinder unter die Räder, als ihre Eltern plötzlich wie die Hippies Schlüsselparty und Partnertausch spielen wollen. Auch bei Ulrich Woelk mündet die Emanzipation, die sich als kreuzweise Wahlverwandtschaft der Unterschiede anbahnt, in einer Katastrophe. Die flippigen Leinhards freunden sich überraschend mit ihren prüden, spießigen Nachbarn an: Beide Männer, der Ingenieur wie der Kommunist, sind zukunftsgläubige Optimisten, beide Frauen träumen von einem Sommer der Liebe und Freiheit vom Kochen und Kinderkriegen. Unter Uschis Einfluss legt Eva ihre Hausfrauenschürze und Demut ab und beginnt amerikanische Krimis zu übersetzen, freche Sachen wie "Mädchen sind so". Tobis Vater, der Mann der praktischen Vernunft, sieht mit Wohlgefallen die gebatikten Blusen und offenherzigen Blumenkleider der Nachbarin, und der linke Herr Leinhard versteht sich sogar prächtig mit Onkel Hartmut, dem Ex-Kriegshelden und Altnazi. So lösen sich Verklemmungen und Verhärtungen, und so gehen alte Elemente neue chemische Verbindungen ein. Just in der Nacht, als alle in Onkel Hartmuts Farbfernseher die Landung von Apollo 11 anschauen, macht Rosa Tobias zum Mann. Er erlebt sein erstes Mal als Raketenstart, bleibt aber als Erzähler wissenschaftlich exakt und zurückhaltend: "Obwohl ich es ja miterlebt hatte, blieb meine Vorstellung von dem, was dort unten wirklich geschehen war, eher vage."
Die erste Mondlandung, die sich bald zum fünfzigsten Male jährt, haben auch andere Autoren schon als Startrampe für Coming-Out- und Coming-of-Age-Dramen genutzt, etwa Alberto Muñoz Molina ("Mondwind") oder jüngst Norbert Zähringer ("Wo wir waren"). Woelk ist freilich kein großer Erzähler. Er kann die Jugendkultur der sechziger Jahre anhand der üblichen Erkennungssignale (2CV, Jeans, schwarzer Rolli, Doors) routiniert evozieren, kommt dabei aber selten über Klischees und Phrasen hinaus. Der Roman beginnt fulminant: "Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben." Aber Woelk kann die lakonische Härte des ersten Satzes nicht halten und verliert sich mehr und mehr in vagen Pubertätsdramen und Szenen bundesdeutscher Kultur- und Mentalitätsgeschichte. Ähnlich wie F.C. Delius in "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde" will er Zeit- mit Emanzipationsgeschichte verknüpfen. Aber wo bei Delius der Junge durch das "Wunder von Bern" aus sonntäglicher Bigotterie und Langeweile erlöst wird, nimmt Evas Revolte hier ein böses Ende: Linke und rechte Männer und selbst der eigene Sohn verbünden sich gegen die Frau, die mit ihrer Mondlandungsmission zu früh kam. Die Mutter scheitert mit ihrer Selbstbefreiung schon im Jeansladen, ihr Sohn koppelt sich vom emotionalen Mutterschiff ab, ohne den Machtbereich des väterlichen Kontrollzentrums zu verlassen.
Tobias, ganz der Papa, wird Wissenschaftler bei der Europäischen Raumfahrtagentur, Rosa Schriftstellerin. Bei einer Lesung nach vielen Jahren erkennt sie ihn nicht wieder, und das passt auch zu diesem Roman, in dem Literatur und Naturwissenschaft nie zusammenfinden. Ulrich Woelk hat selbst Astrophysik studiert und Weltraumbücher wie "Die Einsamkeit des Astronauten" geschrieben. "Der Sommer meiner Mutter" ist gute Unterhaltung für die reifere Jugend, aber die Engführung von Emanzipations-, Zeit- und Technikgeschichte wirkt wie am Reißbrett konstruiert und die Sprache manchmal so nüchtern und emotionslos wie Ingenieurprosa. Die Mondlandung war ein großer Schritt für die Menschheit. Woelks dreizehnter Roman ist allenfalls in seiner persönlichen Erfolgsgeschichte ein kleiner Sprung vorwärts.
MARTIN HALTER
Ulrich Woelk: "Der Sommer meiner Mutter". Roman.
Verlag C. H. Beck, München 2019. 189 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ulrich Woelk, studierter Physiker und Philosoph, ist als Erzähler in präziser Techniker. Das geht erstaunlicherweise nicht auf Kosten der Spontaneität und Direktheit, sondern erzeugt im Gegenteil eine enorme emotionale Wärme"
Süddeutsche Zeitung, Jörg Magenau
"Denn natürlich ist es schwer, weiterhin sehnsuchtsvolle Poesie zu schreiben über einen unerreichbaren (Erd-)Begleiter [...] Ulrich Woelk ist es trotz allem wieder gelungen."
Focus, Uwe Wittstock
"Ebenso anrührend wie humorvoll, aber auch mit einer untergründigen Tragik, die ein wenig an 'Tschick' erinnert."
Frankfurter Allgemeine Presse, Pia Rolfs
"Grandios gebauter Roman (...) dramaturgisch ein Bravourstück."
Frankfurter
Süddeutsche Zeitung, Jörg Magenau
"Denn natürlich ist es schwer, weiterhin sehnsuchtsvolle Poesie zu schreiben über einen unerreichbaren (Erd-)Begleiter [...] Ulrich Woelk ist es trotz allem wieder gelungen."
Focus, Uwe Wittstock
"Ebenso anrührend wie humorvoll, aber auch mit einer untergründigen Tragik, die ein wenig an 'Tschick' erinnert."
Frankfurter Allgemeine Presse, Pia Rolfs
"Grandios gebauter Roman (...) dramaturgisch ein Bravourstück."
Frankfurter
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Rundschau, Judith von Sternburg
"Absolut Lesenswert"
Elle, Julia Loibl
"Umgemein berührend."
emotion, Janis Voss
"Versprochen: Schon mit dem ersten Satz wird Sie dieses Buch packen und bis zum Schluss nicht enttäuschen."
Laviva
"Eine virtuos parallel geschaltete, komisch-tragische Coming-of-Age-Geschichte mit fein gearbeitetem Zeitkolorit."
Stuttgarter Zeitung, Julia Schröder
" (Hat) nicht nur einer Zeit gesellschaftlicher und technischer Revolutionen, sondern auch dem Mond ein literarisches Denkmal gesetzt. .(...) eine gelungene literarische Mission."
DLF Kultur, Dorothea Westphal
"Ungemein berührender Roman. Ein tolles Buch."
WDR 2, Christine Westermann
"Woelks Roman ist phasenweise kühl und trocken, andererseits weiß der Autor ganz geschickt Emotionen und Stimmungen einzusetzen. Die Zeit vor nun fast genau 50 Jahren lässt er wunderbar wiederaufleben, beschreibt die gesellschaftlichen Umbrüche, die wissenschaftlichen Fortschritte und den kulturellen Wandel sehr einprägsam."
WDR 5, Andreas Wallentin
"Absolut fesselnd (...) mit viel Witz (...) Für mich schon jetzt ein Literatur-Glanzlicht 2019."
hr1, Stefan Sprang
"Absolut Lesenswert"
Elle, Julia Loibl
"Umgemein berührend."
emotion, Janis Voss
"Versprochen: Schon mit dem ersten Satz wird Sie dieses Buch packen und bis zum Schluss nicht enttäuschen."
Laviva
"Eine virtuos parallel geschaltete, komisch-tragische Coming-of-Age-Geschichte mit fein gearbeitetem Zeitkolorit."
Stuttgarter Zeitung, Julia Schröder
" (Hat) nicht nur einer Zeit gesellschaftlicher und technischer Revolutionen, sondern auch dem Mond ein literarisches Denkmal gesetzt. .(...) eine gelungene literarische Mission."
DLF Kultur, Dorothea Westphal
"Ungemein berührender Roman. Ein tolles Buch."
WDR 2, Christine Westermann
"Woelks Roman ist phasenweise kühl und trocken, andererseits weiß der Autor ganz geschickt Emotionen und Stimmungen einzusetzen. Die Zeit vor nun fast genau 50 Jahren lässt er wunderbar wiederaufleben, beschreibt die gesellschaftlichen Umbrüche, die wissenschaftlichen Fortschritte und den kulturellen Wandel sehr einprägsam."
WDR 5, Andreas Wallentin
"Absolut fesselnd (...) mit viel Witz (...) Für mich schon jetzt ein Literatur-Glanzlicht 2019."
hr1, Stefan Sprang
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Der Sommer meiner Mutter ist eine melancholische Coming-of-age-Geschichte. Sie wird geprägt durch den ersten Satz:
„Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben“
Durch die dadurch entstandene Stimmung wir der Roman zu …
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Der Sommer meiner Mutter ist eine melancholische Coming-of-age-Geschichte. Sie wird geprägt durch den ersten Satz:
„Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben“
Durch die dadurch entstandene Stimmung wir der Roman zu etwas besonderen, die sich von anderen, oft auch banalen Geschichten um heranwachsende unterscheidet.
Tobias war damals 11. Erzählt wird die Geschichte vom jetzt erwachsenen Tobias, der sich an dieses Jahr und was vor dem Suizid passierte zurückerinnert. Das ist handwerklich sauber gemacht und funktioniert.
Die Zeit 1969 und die Stimmung dieser Zeit wird lebendig.
Für Tobias und seinen Eltern werden die neu hinzugezogenen Nachbarn wichtig. Die sind weniger konservativ als sie selbst und irgendwie freunden sie sich sehr an. Da ist auch die 13jährige Tochter Rosa.
Es ergibt sich eine Konstellation, die neues in Gang setzt, insbesondere auch für Tobis Mutter, die erste Emanzipationsversuche wagt.
Obwohl ich die Figuren mag, erfüllen sie doch die Stereotype.Ich hätte sie mir vielschichtiger gewünscht. Sie sind sehr konstruiert. Aber das wird so gebraucht, um den versuchten Ausbruch der Mutter aus den Konventionen zu erzählen. Der dann freilich mit schlimmen Konsequenzen scheitert.
Ich mochte auch Rosa und ihre Gespräche mit Tobi. Die hatten Tiefe und waren für den Jungen von Bedeutung. Dennoch war auch Rosa etwas überzeichnet, sie hatte fast nichts kindliches. Tobis Schwanken zwischen kindlichen und jugendlichen Empfindungen hingegen, erschienen mir sehr glaubhaft wie auch die Entwicklung der gesamten Geschichte.
Man kann sich von der Handlung beim Lesen kaum losreißen, da der Roman so eine Dichte und Geschlossenheit besitzt.
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Gebundenes Buch
„Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben.“
Mit diesem Satz wirft der Autor novellengleich den Leser mitten in die Geschichte und mitten in sein Leben. In ein Leben voller Umbrüche, neuer Entwicklungen, Entdeckungen …
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„Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben.“
Mit diesem Satz wirft der Autor novellengleich den Leser mitten in die Geschichte und mitten in sein Leben. In ein Leben voller Umbrüche, neuer Entwicklungen, Entdeckungen und Chaos.
Es ist die Welt meiner Eltern und Großeltern, für mich als Leser, der 1977 geboren wurde, ist sie fremd. Den „Summer of Love“ kennt man aus Filmen, die Spießigkeit der Vorstadtsiedlung (im Buch ist es Köln, könnte aber jede beliebige Stadt dieser Zeit sein) ebenso. Es ist die Zeit der Mondlandung, der Proteste und Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und die der Emanzipation.,
Und mittendrin ist der elfjährige Tobias. Hin- und hergerissen zwischen seiner Begeisterung für die Mondlandung und den ersten erotischen Erfahrungen mit Rosa, der Tochter der neuen Nachbarn. Und nicht nur er erlebt Neues. Auch seine Mutter versucht, sich vorsichtig aus der Spießigkeit und der Enge des Patriarchats zu befreien. Mit neuen Kleidern und einem Job. Sie erlebt mit den neuen Nachbarn (einem Philosophieprofessor und seiner Frau, die als Übersetzerin arbeitet), dass sie mehr ist, als nur das Heimchen am Herd, das in den Augen des Ehemannes „nicht richtig funktioniert“.
„Es war wie so oft: durch meine Mutter erlebte ich Dinge und mein Vater erklärte sie mir“, sinniert Tobias. Und der Vater ist ein Mann seiner Zeit. Er ist der Ernährer, seine Frau hat zu funktionieren. Er hätte gerne mehr Kinder gehabt, sie ist ihm aber nicht so zu Willen, wie er es gerne hätte. Auch ihre Bestrebungen, sich als Übersetzerin zu versuchen, findet er falsch („Es gefällt mir nicht, wenn du arbeitest. Was sollen unsere Freunde denken? Oder meine Kollegen? Dass es nicht reicht, und wir auf einen Zuverdienst angewiesen sind? Es wäre peinlich für mich, das muss dir klar sein.“).
Wie die Geschichte ausgeht, weiß der Leser vom ersten Satz an. Wieso es dazu kommt, erfährt er auf den letzten paar der nur knapp 190 Seiten.
Das Buch ist trotz des tragischen Ausgangs keine wirkliche Tragödie, dafür ist alles viel zu nüchtern und exakt beschrieben, ich konnte keine wirklichen Sympathien für irgendeinen Charakter entwickeln. Der erwachsen gewordene Tobias blickt auf die Zeit zurück, beschreibt sie sachlich, fast wissenschaftlich. Interessant für mich die Beschreibung der Vorstadt-Idylle, die tatsächlich ja keine ist. Eine Idylle voller Bügelfalten, gestärkten Blusen, wo man E605 noch gegen Ungeziefer einsetzen konnte und man Kinder „früh, aber behutsam an Alkohol heranführen“ sollte. „Das ist der beste Weg zu lernen, später damit umzugehen.“
Erzählerisch hatte das Buch für mich keinerlei Spannung. Psychologisch, vor allem entwicklungspsychologisch und historisch steckt allerdings unfassbar viel drin. Die Kontraste zwischen den beiden Nachbarsfamilien, sowohl bei den Eltern als auch bei den beiden Kindern und die Entwicklungen, die angestoßen werden, sind enorm spannend. Die Umbrüche, sowohl in der Gesellschaft im Allgemeinen, als auch in den Familien im Speziellen und im Leben von Tobias – für mich stand mehr zwischen den Zeilen als in ihnen. Insgesamt für mich ein interessantes Buch, die Mischung aus Novelle und Coming-of-Age Roman ist dem Autor geglückt. Er hat den Zeitgeist der späten 1960er Jahre hervorragend eingefangen und beschrieben. Für mich eine klare Lese-Empfehlung und 5 Sterne.
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Gebundenes Buch
Wie wahrscheinlich die meisten Menschen auf der Welt fiebert der 11jährige Tobias 1969 der ersten Mondlandung entgegen. Doch für ihn ist dies nicht das einzig Aufregende in dieser Zeit: Bei ihnen daheim sind nebenan neue Nachbarn eingezogen, die sich bald gut mit seinen Eltern verstehen. …
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Wie wahrscheinlich die meisten Menschen auf der Welt fiebert der 11jährige Tobias 1969 der ersten Mondlandung entgegen. Doch für ihn ist dies nicht das einzig Aufregende in dieser Zeit: Bei ihnen daheim sind nebenan neue Nachbarn eingezogen, die sich bald gut mit seinen Eltern verstehen. Und Tobias sich mit deren 13jähriger Tochter. Trotz der jeweilig sehr unterschiedlichen Ansichten vertiefen sich die Beziehungen und nicht nur Tobias macht neue Erfahrungen.
Eigentlich sind diese knapp 190 Seiten eine Tragödie, die bereits mit dem ersten Satz dargestellt wird. Doch wie es dazu gekommen ist, schildert der erwachsene Ich-Erzähler im Namen seines elfjährigen Alter Ego so abwechslungsreich und interessant, dass ich immer wieder vergessen habe, welch ein dramatisches Ende das Ganze nimmt. Vielleicht empfinden es jüngere Lesende nicht ganz so, denn vermutlich liegt es daran, dass es für mich auch eine Reise in meine Kindheit war. Ulrich Woelk lässt Tobias diese Zeit so detailgetreu beschreiben, dass ich beinahe auf jeder Seite Aha-Effekte hatte. Die typische Klein-Familie, in der die Frau Hausfrau ist, weil der Mann genug verdient und sie es nicht nötig hat zu arbeiten. Wo das Tragen einer Jeans für eine erwachsene Frau fragwürdig ist. Wo man E605 sorglos in die Obstbäume sprüht. Kaum zu glauben, dass all dies gerade einmal 50 Jahre her ist.
Tobias erzählt in kurzen Sätzen, schnörkellos und geradeheraus, so wie ich mir vorstellen kann, wie ein Junge in diesem Alter erzählen würde. Auch die Eingeengtheit seiner Mutter wird überdeutlich; wie sie gefangen ist durch die Erwartungen, die (nicht nur) ihr Sohn an sie hat und damit ihren eigenen persönlichen Wünschen nur sehr eingeschränkt gerecht werden kann. Es war keine gute Zeit für Menschen, die eine andere Vorstellung vom Leben hatten als die Mehrheit der Gesellschaft.
Insgesamt ein schönes Buch: für die Einen als Erinnerung wie es einmal war (und hoffentlich nie wieder sein wird). Und für die Anderen um zu erfahren, wie ihre Eltern aufgewachsen sind.
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Gebundenes Buch
Eine Art Rosetta-Mission
Mit einem narrativen Paukenschlag beginnt «Der Sommer meiner Mutter», der neueste Roman von Ulrich Woelk. «Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben» lautet der angeblich oft ja schon …
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Eine Art Rosetta-Mission
Mit einem narrativen Paukenschlag beginnt «Der Sommer meiner Mutter», der neueste Roman von Ulrich Woelk. «Im Sommer 1969, ein paar Wochen nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben» lautet der angeblich oft ja schon die ganze Geschichte enthaltende erste Satz. Der promovierte Astrophysiker hat recht listig durch diese scheinbare Vorwegnahme des narrativen Kulminationspunktes schlagartig Spannung beim Leser aufgebaut.
Ich-Erzähler dieser Coming-of Age-Geschichte ist der elfjährige Tobias, der als Einzelkind mit seinen Eltern in einem Dorf bei Köln lebt. Als für Raumfahrt begeisterter Junge fiebert er der ersten Mondlandung entgegen, die im Fernsehen übertragen werden soll. Im Nebenhaus zieht ein Ehepaar mit ihrer dreizehnjährigen Tochter ein, man freundet sich schnell an mit den neuen Nachbarn, obwohl sie in vielerlei Hinsicht anders sind. Während der konservative Vater von Tobias ein realitätsbezogener, nüchterner Ingenieur ist, ist Rosas Vater als Philosophie-Dozent ein intellektueller Freidenker und überzeugter Kommunist. Auch die Frauen unterscheiden sich deutlich, die unbekümmerte, emanzipierte Nachbarin weckt bei der in ihrer Hausfrauenrolle gefangenen Mutter den allzu lang unterdrückten Wunsch nach Selbstverwirklichung. Zwischen den beiden Kindern entwickelt sich eine innige, auch sexuell konnotierte Beziehung, der naive, ahnungslose Tobias erlebt, ohne es richtig einordnen zu können, durch Rosa, die ihm geistig und entwicklungsmäßig deutlich voraus ist, seine Initiation. Auch die kreuzweise Sympathie der Paare ist unübersehbar, ein Bäumchen-wechsle-dich-Spiel findet aber nicht statt. Mehr sei hier fairerweise nicht verraten, nach dem Suizid der Mutter jedoch, an dem Tobias nicht ganz unschuldig ist, zerbricht auch die nachbarliche Idylle.
Raffiniert hat Ulrich Woelk seinen Plot einer sich anbahnenden Tragödie konzipiert und zu einem nachdenklich machenden Finale geführt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die kindliche Erzählperspektive, die geschickt, mit dem epochalen Raumfahrt-Ereignis als Hintergrund, die zu ahnende Entwicklung mit den sich ändernden Konstellationen sehr naiv schildert. Nach einem Zeitsprung von vierzig Jahren erzählt schließlich der als Astrophysiker bei der ESA tätige Tobias von seiner Mitarbeit bei der Rosetta-Mission, der erstmaligen weichen Landung einer Raumsonde auf einem Kometen. Ferner berichtet er von einer Lesung auf der Frankfurter Buchmesse, wo seine Jugendliebe Rosa, an die er über dreißig Jahre lang nicht mehr gedacht hat, ihren neuen Roman vorstellt. Sie erkennt ihn nicht, als er am Signiertisch mit ihr spricht, und er gibt sich auch nicht zu erkennen, obwohl es viele Fragen gäbe, die er ihr hätte stellen können, «… aber musste irgendeine davon nach all den Jahren noch zwingend beantwortet werden?» Und so ließ er in sein Buch als Widmung «Für Rosetta» schreiben. Später hat er dann aber die Geschichte jenes Sommers doch noch aufgeschrieben, eine schöne ‹Roman im Roman›-Fiktion. «Ich habe das Manuskript in einen Umschlag gesteckt und an Rosa adressiert. Ich nehme an, dass ihr Verlag den Brief an sie weiterleitet. Morgen werde ich ihn abschicken». Mit diesen Worten endet der Roman, - und lässt alles offen.
Völlig unartifiziell und mit viel Zeitkolorit erzählt Ulrich Woelk in einer nüchternen, schnörkellosen Sprache seine Geschichte der technischen, politischen, gesellschaftlichen und persönlichen Um- und Aufbrüche. Er spiegelt die gescheiterte Emanzipation der Mutter an der erwachenden Sexualität des Sohnes, stellt dem rigiden Konservatismus in dessen Elternhaus die liberale, unkonventionelle Modernität im Nachbarhaus gegenüber. Über dem gesamten Plot schwebt als emotionale Grundlage ständig eine leise Melancholie, die sich dann in einer so vom Leser nicht voraussehbaren Eskalation entlädt, wobei insbesondere der geschickt aufgebaute Spannungsbogen und das ergreifende Finale diesen Roman auszeichnen.
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Gebundenes Buch
1968 hat die Welt verändert, für den 11-jährigen Tobi kommt das größte Ereignis seines Lebens jedoch erst im darauffolgenden Jahr mit der Ankündigung der Mondlandung. Doch auch in seinem unmittelbaren Leben wird am Ende des Sommers nichts mehr so sein wie zuvor. Mit …
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1968 hat die Welt verändert, für den 11-jährigen Tobi kommt das größte Ereignis seines Lebens jedoch erst im darauffolgenden Jahr mit der Ankündigung der Mondlandung. Doch auch in seinem unmittelbaren Leben wird am Ende des Sommers nichts mehr so sein wie zuvor. Mit dem Einzug der Leinhards ins Nachbarhaus wird so ziemlich alles in Frage gestellt, was bis dato feste Größen in seinem Leben waren: die Rolle seiner Mutter als Hausfrau, das Politische hält Einzug in die Kölner Idylle der Kleinfamilie und aus dem Jungen wird ein Jugendlicher, der mit der Nachbarstochter seine ersten sexuellen Erfahrungen sammelt. Tobi erlebt seinen persönlichen „Summer of Love“, jedoch auch die Erwachsenen hinterfragen nochmals den Lebensentwurf, für den sie sich entschieden haben.
Ulrich Woelk ist mir namentlich als Autor bekannt, bislang hatte ich jedoch noch keinen seiner Romane gelesen. Mit der Nominierung auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 ist er jedoch in meinen Fokus gerückt und hat mich neugierig auf seine anderen Werke gemacht. Er ist ein routinierter Erzähler, der ohne Ecken und Kanten durch die Handlung gleitet und einem so das Eintauchen in seine Geschichte leicht macht.
Oberflächlich betrachtet ist „Der Sommer meiner Mutter“ eine Coming-of-Age Geschichte, die er in einer historisch interessanten Zeit angesiedelt hat. Schaut man jedoch genauer hin, birgt der Roman alle großen Themen der BRD in sich, die Ende der 1960er/Anfang der 1970er den öffentlichen und privaten Diskurs bestimmten. Durch die Erzählperspektive kann er sich davor bewahren, zu werten und den Erzähler Position beziehen zu lassen, denn der 11-jähirge Tobi kann nur wahrnehmen, aber nicht einordnen oder gar verstehen, was er sieht.
Was so idyllisch beginnt, läuft dann doch recht stringent auf die unvermeidliche Katastrophe zu. Der Ausgang ist bekannt, denn damit leitet Woelk den Roman ein:
„Im Sommer 1969, ein paar Woche nach der ersten bemannten Mondlandung, nahm sich meine Mutter das Leben.“
Die Emanzipation hat 1968 bereits Wellen geschlagen, in den Vorstadthäusern bei den Hausfrauen und Müttern war sie jedoch nicht angekommen. Nun ist es so weit und die beiden Nachbarinnen wagen sich, eine Meinung und einen Beruf zu haben, sich aus den selbstgewählten Fesseln zu befreien und ihren Instinkten zu folgen. Währenddessen tragen die Männer den Kampf zwischen Kommunismus und Kapitalismus aus, ebenso wie zwischen Geistes- und Ingenieurswissenschaften. Was nutzt schon all das Denken, wenn man keine Deckenlampe befestigen kann?
Tobias beginnt sich zu lösen, seine Eltern und alle anderen Erwachsenen plötzlich mit anderen Augen, als eigenständige Wesen über ihre unmittelbare Funktion für ihn hinaus zu sehen. Mal neugierig, mal verstört blickt er auf diejenigen, die eigentlich souverän im Leben stehen sollten, gerade aber durch heftige Erdbeben erschüttert werden und ins Wanken geraten. Ulrich Woelk findet das Große im Kleinen und konnte mich vom ersten Kapitel an für die Geschichte gewinnen. Die gesellschaftliche Relevanz ist allemal gegeben, ob es für die Shortlist des Buchpreises reichen wird, wage ich momentan – jedoch in Unkenntnis der meisten Nominierten – jedoch zu zweifeln.
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